Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 28 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXVII. | ||
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26,1 - 27,66 |
XIV. DAS LEIDEN UND DER TOD JESU
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1 | 27,1-2 | |
2 | 27,3-10 | |
3 | 27,11-14 | |
4 | 27,15-26 | |
5 | 27,27-30 | |
6 | 27,31-32 | |
7 | 27,33-38 | |
8 | 27,39-44 | |
9 | 27,45-54 | |
10 | 27,55-56 | |
11 | 27,57-61 | |
12 | 27,62-66 |
[262b]
DEs morgens aber hielten alle Hoheprieſter vnd die Elteſten des volcks einen Rat vber Jheſum / Das ſie jn tödten. 2Vnd bunden jn / füreten jn hin / vnd vberantworten jn dem Landpfleger Pontio Pilato.
DA das ſahe Judas / der jn verrhaten hatte / das er verdampt war zum tode / Gerewet es jn / vnd bracht erwider die dreiſſig Silberling den Hohenprieſtern vnd den Elteſten / 4vnd ſprach / Ich habe vbel gethan / das ich vnſchüldig Blut verrhaten habe. 5Sie ſprachen / Was gehet vns das an? Da ſihe du zu. Vnd er warff die Silberlinge in den Tempel / Hub ſich dauon / gieng hin vnd erhenget ſich ſelbs.
6ABer die Hohenprieſter namen die Silberlinge / vnd ſprachen / Es taug nicht das wir ſie in Gottes kaſten legen / Denn es iſt Blutgeld. 7Sie hielten aber einen Rat / vnd keufften einen Töpffers acker darumb / zum begrebnis der Pilger / 8Da her iſt der ſelbige Acker genennet der Blutacker / bis auff den heutigen tag. 9Da iſt erfüllet / das geſagt iſt durch den Propheten Jeremias / da er ſpricht / Sie haben genommen dreiſſig Silberlinge / da mit bezalet ward der verkauffte / welchen ſie kaufften von den kindern Iſrael / 10Vnd haben ſie gegeben vmb einen Töpffers acker / Als mir der HERR befolhen hat.
Mar. 15.
Luc. 23.
Joh. 19.
IHEſus aber ſtund fur dem Landpfleger / Vnd der Landpfleger fragete jn / vnd ſprach / Biſtu der Jüden König? Jheſus aber ſprach zu jm / Du ſageſts. 12Vnd da er verklagt ward von den Hohenprieſtern vnd Elteſten / antwortet er nichts. 13Da ſprach Pilatus zu jm / Höreſtu nicht / wie hart ſie dich verklagen? 14Vnd er antwortet jm nicht auff ein wort / Alſo / das ſie auch der Landpfleger ſeer vewunderte.
AVff das Feſte aber hatte der Landpfleger gewonet / dem Volck einen Gefangen los zu geben / welche ſie wolten / 16Er hatte aber zu der zeit einen Gefangen / einen a ſonderlichen fur andern / der hies Barrabas. 17Vnd da ſie verſamlet waren / ſprach Pilatus zu jnen / Welchen wolt jr / das ich euch los gebe / Barrabam / oder Jheſum / von dem geſagt wird / Er ſey b Chriſtus? 18Denn er wuſte wol / das ſie jn aus neid vberantwortet hatten.
VND da er auff dem Richtſtuel ſaſs / ſchickte ſein Weib zu jm / vnd lies jm ſagen / Habe du nichts zuſchaffen mit dieſem Gerechten / Ich habe heute viel erlitten im trawm / von ſeinet wegen.
20ABer die Hohenprieſter vnd Elteſten vberredeten das volck / Das ſie vmb Barrabas bitten ſolten / vnd Jheſum vmbbrechten. 21Da antwortet nu der Landpfleger / vnd ſprach zu jnen / Welchen wolt jr vnter dieſen zweien / den ich euch ſol los geben? Sie ſprachen / Barrabam. 22Pilatus ſprach zu jnen / Was ſol ich denn machen mit Jheſu / von dem geſagt wird / Er ſey Chriſtus? Sie ſprachen alle / Las jn creutzigen. 23Der Landpfleger ſagete / Was hat er denn vbels gethan? Sie ſchrien aber noch mehr / vnd ſprachen / Las jn creutzigen.
24DA aber Pilatus ſahe / das er nichts ſchaffet / ſondern das viel ein gröſſer Getümel ward / nam er Waſſer / vnd wuſche die Hend fur dem Volck / vnd ſprach / Ich bin vnſchüldig an dem blut dieſes Gerechten / ſehet jr zu. 25Da antwortet das gantze Volck / vnd ſprach / Sein Blut kome vber vns vnd vber vnſer Kinder. 26Da gab er jnen Barrabam los / Aber Jheſum lies er geiſſeln / vnd vberantwortet jn / das er gecreutzigt würde.
a
(Sonderlichen)
Mattheus wil ſagen / Das Pilatus den ergſten Mörder habe wöllen furſchlagen / Da mit die Jüden nicht fur jn bitten kündten. Aber ſie hetten ehe den Teufel ſelbs los gebeten / ehe ſie Gottes Son hetten los laſſen ſein. Sic et hodie agitur et ſemper.
b
(Chriſtus)
Pilatus redet höniſch zu den Jüden / vnd ſpricht / Ir ſagt / dieſer ſey Chriſtus / das iſt / König (wie jrs nennet) Ich ſehe aber das er ein arm / vnſchüldiger Menſch iſt. Sic et Mar. 15.
(Er sey Chriſtus)
Johannes deutet dieſe wort alſo. Sol ich ewren König creutzigen?
[262b | 263a]
S. Mattheus. C․ XXVII․
CCLXIII.
DA namen die Kriegsknecht des Landpflegers Jheſum zu ſich in das Richthaus / vnd ſamleten vber jn die gantze Schar. 28Vnd zogen jn aus / vnd legten jm einen Purpur mantel an / 29nd flochten eine dörnen Krone / vnd ſatzten ſie auff ſein Heubt / vnd ein Rhor in ſeine rechte hand / Vnd beugeten die Knie fur jm / vnd ſpotteten jn / vnd ſprachen / Gegrüſſet ſeieſtu Jüden König. 30Vnd ſpeieten jn an / vnd namen das Rhor / vnd ſchlugen da mit ſein Heubt.
V.
Leiden
Chriſti am Creutz.
VND da ſie jn verſpottet hatten / zogen ſie jm den Mantel aus vnd zogen jm ſeine Kleider an / Vnd füreten jn hin / das ſie in creutzigten.
32VND in dem ſie hin aus giengen / funden ſie einen Menſchen von Kyrene / mit namen Simon / den zwungen ſie / das er jm ſein Creutz trug.
33Vnd da ſie an die Stet kamen / mit namen Golgatha / das iſt verdeudſchet / Scheddelſtet / 34gaben ſie im Eſſig zu trincken mit Gallen vermiſchet / Vnd da ers ſchmecket wolt er nicht trincken.
DA ſie jn aber gecreutziget hatten / teileten ſie ſeine Kleider / vnd worffen das Los darumb / Auff das erfüllet würde / das geſagt iſt durch den Propheten / Sie haben meine Kleider vnter ſich geteilet / Vnd vber mein Gewand haben ſie das Los geworffen. 36Vnd ſie ſaſſen alda / vnd hüteten ſein. 37Vnd oben zu ſeinen Heubten hefften ſie die vrſach ſeines todes / beſchrieben / nemlich / Dis iſt Jheſus der Jüden König. 38Vnd da wurden zween Mörder mit jm gecreutziget / Einer zur Rechten / vnd einer zur Lincken.
(Scheddel-
ſtet)
Heiſſt / da man die Vbeltheter richtet als der Galge / Rabenſtein etc. Darumb das viel Todtenköpffe da ligen.
DIe aber fur vber giengen / leſterten jn / vnd ſchüttelten jre Köpffe / 40vnd ſprachen / Der du den tempel Gottes zubricheſt / vnd baweſt jn in dreien tagen / Hilff dir ſelber / Biſtu Gottes ſon / ſo ſteig erab vom creutz. 41Desgleichen auch die Hohenprieſter ſpotteten ſein / ſampt den Schrifftgelerten / vnd Elteſten / vnd ſprachen / 42Andern hat er geholffen / vnd kan jm ſelber nicht helffen / Iſt er der könig Iſrael / So ſteige er nu vom creutz / ſo wöllen wir jm gleuben. 43Er hat Gott vertrawet / der erlöſe jn nu / lüſtets jn / Denn er hat geſagt / Ich bin Gottes Son. 44Desgleichen ſchmeheten jn auch die Mörder / die mit jm gecreutziget waren.
VNd von der ſechſten ſtunde an / ward ein Finſternis vber das gantze Land bis zu der neunden ſtunde. 46Vnd vmb die neunde ſtunde ſchrey Jheſus laut / vnd ſprach / Eli / Eli / lama aſabthani? Das iſt / Mein Gott / mein Gott / Warumb haſtu mich verlaſſen? 47Etliche aber die da ſtunden / da ſie das höreten / ſprachen ſie / Der rüffet dem Elias. 48Vnd bald lieff einer vnter jnen / nam einen Schwam / vnd füllet jn mit Eſſig / vnd ſteckt jn auff ein Rhor / vnd trencket jn. 49Die andern aber ſprachen / Halt / las ſehen / Ob Elias kome vnd jm helffe. 50Aber Jheſus ſchrey abermal laut / vnd verſchied.
VND ſihe da / Der Furhang im Tempel zureis in zwey ſtück / von oben an / bis vnten aus. 52Vnd die Erde erbebete / Vnd die Felſen zuriſſen / Vnd die Greber theten ſich auff / vnd ſtunden auff viel Leibe der Heiligen die da ſchlieffen / 53vnd giengen aus den grebern / nach ſeiner Aufferſtehung / vnd kamen in die heilige Stad vnd erſchienen vielen.
ABer der Heubtmann / vnd die bey jm waren vnd bewareten Jheſum / da ſie ſahen das Erdbeben / vnd was da geſchach / erſchracken ſie ſeer / vnd ſprachen / Warlich dieſer iſt Gottes ſon geweſen.
Hie wendet ſichs / vnd wird gar ein new weſen etc.
Iuxta illud, Et erit requies eius gloria.
55VND es waren viel Weiber da / die von ferns zuſahen / die da Jheſu waren nachgefolget aus Galilea / vnd hatten jm gedienet / 56Vnter welchen war Maria Magdalena / vnd Maria die mutter Jacobi vnd Joſes / vnd die mutter der kinder Zebedei.
VI.
Chri-
ſtus begraben.
AM abend aber / kam ein reicher Man von Arimathia / der hies Joſeph / welcher auch ein Jünger Jheſu war / 58Der gieng zu Pilato / vnd bat jn vmb den leib Jheſu. Da befalh Pilatus / man ſolt jm jn geben. 59Vnd Joſeph
[263a | 263b]
Euangelium C. XXVII.
nam den Leib / vnd wickelet jn in ein rein Linwand / 60vnd legete jn in ſein eigen new Grab / welches er hatte laſſen in einen Fels hawen / vnd weltzet einen groſſen ſtein fur die thür des Grabes / vnd gieng dauon. 61Es war aber alda Maria Magdalena / vnd die ander Maria / die ſatzten ſich gegen das Grab.
DEs andern tages / der da folget nach dem Ruſtage / Kamen die Hohenprieſter vnd Phariſeer ſemptlich zu Pilato / 63vnd ſprachen / Herr / wir haben gedacht / das dieſer Verfürer ſprach / da er noch lebet / Ich wil nach dreien tagen aufferſtehen. 64Darumb befilhe / das man das Grab verware / bis an den dritten tag / Auff das nicht ſeine Jünger komen / vnd ſtelen jn / vnd ſagen zum Volck / er iſt aufferſtanden von den Todten / Vnd werde der letzte betrug erger denn der erſte. 65Pilatus ſprach zu jnen / Da habt jr die Hüter / gehet hin / vnd verwaret / wie jr wiſſet. 66Sie giengen hin / vnd verwareten das grab mit Hütern / vnd verſiegelten den Stein.
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1979 - 2018 | ||
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Mt 27,[57-61.]62-66 | Evangelium + | |
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Das Video zeigt den Text der Erzählung aus der Lutherbibel von 1545, in der von der Grablegung Jesu und von der Bewachung des Grabes berichtet wird, vorgelesen von Reiner Makohl.
Luthers Vorrede zum Neuen Testament ist in neuen Bibelausgaben nicht mehr enthalten. Lesen Sie, was Luther seinen Lesern 1545 mit auf den Weg gegeben hatte.