Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 28 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XIX. | ||
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19,1 - 20,34 |
XI. DER WEG JESU NACH JERUSALEM
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1 | 19,1-12 | |
2 | 19,13-15 | |
3 | 19,16-22 | |
4 | 19,23-26 | |
5 | 19,27-30 |
[256a]
19,1 - 20,34
VND es begab ſich / da Jheſus dieſe rede volendet hatte / erhub er ſich aus Galilea / vnd kam in die grentze des Jüdiſchenlands / jenſeid des Jordans / 2vnd folgete jm viel Volcks nach / vnd er heilete ſie daſelbſt.
DA tratten zu jm die Phariſeer / vnd verſuchten jn / vnd ſprachen zu jm / Iſts auch recht / Das ſich ein Man ſcheidet von ſeinem Weibe / vmb jrgend eine vrſache? 4Er antwortet aber vnd ſprach zu jnen / Habt jr nicht geleſen / Das / der im anfange den Menſchen gemacht hat / der macht / das ein Man vnd Weib ſein ſolt? 5Vnd ſprach / Darumb wird ein Menſch Vater vnd Mutter laſſen / vnd an ſeinem Weibe hangen / Vnd werden die zwey ein Fleiſch ſein /
[256a | 256b]
Euangelium C. XIX.
6So ſind ſie nu nicht Zwey / ſondern ein Fleiſch. Was nu Gott zuſamen gefüget hat / das ſol der Menſch nicht ſcheiden.
7DA ſprachen ſie / Warumb hat denn Moſes geboten / einen Scheidebrieff zu geben / vnd ſich von jr zu ſcheiden? 8Er ſprach zu jnen / Moſes hat euch erleubt zu ſcheiden von ewern Weibern / von ewers hertzen hartigkeit wegen / Von anbegin aber iſts nicht alſo geweſen. 9Ich ſage aber euch / Wer ſich von ſeinem Weibe ſcheidet (Es ſey denn vmb der Hurerey willen) vnd freiet ein andere / Der bricht die Ehe. Vnd wer die Abgeſcheidete freiet / der bricht auch die Ehe.
10DA ſprachen die Jünger zu jm / Stehet die ſache eines Mannes mit ſeinem Weibe alſo / ſo iſts nicht gut ehelich werden. 11Er ſprach aber zu jnen / Das wort faſſet nicht jederman / ſondern denen es gegeben iſt. 12Denn es ſind etliche Verſchnitten / die ſind aus Mutterleibe alſo geborn / Vnd ſind etliche Verſchnitten / die von Menſchen verſchnitten ſind / Vnd ſind etliche verſchnitten / die ſich ſelbs verſchnitten haben / vmb des Himelreichs willen. Wer es faſſen mag der faſſe es.
(Hartigkeit)
Etliche Geſetz leren / etliche weren / Jene leren das beſte / dieſe weren dem böſen / das nicht erger werde. Darumb laſſen ſie viel des böſen nach / Gleich wie das weltliche ſchwert auch thut.
(Sich selbs)
Das dritte verſchneitten mus geiſtlich ſein / nemlich / willige Keuſcheit / Sonſt were es einerley mit dem andern / das leiblich geſchicht.
Mar. 10.
Luc. 18.
DA wurden Kindlin zu jm gebracht / Das er die Hende auff ſie leget / vnd betet. Die Jünger aber furen ſie an. 14Aber Jheſus ſprach / Laſſet die Kindlin / vnd weret jnen nicht zu mir zu komen / Denn ſolcher iſt das Himelreich. 15Vnd leget die Hende auff ſie / vnd zog von dannen.
Mar. 10.
Luc. 18.
VND ſihe / Einer trat zu jm / vnd ſprach / Guter meiſter / Was ſol ich guts thun / Das ich das ewige Leben müge haben? 17Er aber ſprach zu jm / Was heiſſeſtu mich gut? Niemand iſt gut / denn der einige Gott. Wiltu aber zum Leben eingehen / ſo halt die Gebot. 18Da ſprach er zu jm / Welche? Jheſus aber ſprach / Du ſolt nicht tödten. Du ſolt nicht ehebrechen. Du ſolt nicht ſtelen. Du ſolt nicht falſch gezeugnis geben. 19Ehre Vater vnd Mutter. Vnd du ſolt deinen Neheſten lieben / als dich ſelbs. 20Da ſprach der Jüngling zu jm / Das habe ich alles gehalten von meiner Jugent auff / Was feilet mir noch? 21Jheſus ſprach zu jm / Wiltu a volkomen ſein / So gehe hin / verkeuffe was du haſt / vnd gibs den Armen / ſo wirſtu einen ſchatz im Himel haben / vnd kom vnd folge mir nach. 22Da der Jüngling das wort höret / gieng er betrübt von jm / Denn er hatte viel Güter.
IHEſus aber ſprach zu ſeinen Jüngern / Warlich / Ich ſage euch / Ein Reicher wird ſchwerlich ins Himelreich komen. 24Vnd weiter ſage ich euch / Es iſt leichter / das ein Kamel durch ein Nadel öhre gehe / Denn das ein Reicher ins reich Gottes kome. 25Da das ſeine Jünger höreten / entſatzten ſie ſich ſeer / vnd ſprachen / Je / Wer kan denn ſelig werden? 26Jheſus aber ſahe ſie an / vnd ſprach zu jnen / Bey den Menſchen iſts vmmüglich / Aber bey Gott ſind alle ding müglich.
(Mich gut)
Gleich wie Chriſtus ſpricht Joh. 7. Meine Lere iſt nicht mein. Alſo auch hie / Ich bin nicht gut / Denn er redet von ſich ſelbs nach der Menſchheit / durch welche er vns jmer zu Gott füret.
a
(Volkommen)
Volkomenheit iſt eigentlich Gottes gebot halten. Darumb iſts klar / das dieſer Jüngling die gebot im grunde nicht gehalten hat / wie er doch meinet. Das zeiget jm Chriſtus damit / das er die rechten werck der gebot jm furhelt / vnd vrteilt / das kein Reicher ſelig werde / der dieſer Jüngling auch einer iſt. Nu werden je die ſelig die Gottes gebot halten.
Mar. 10.
Luc. 8.
DA antwortet Petrus vnd ſprach zu jm / Sihe wir haben alles verlaſſen vnd ſind dir nachgefolget / Was wird vns dafur? 28Jheſus aber ſprach zu jnen / Warlich ich ſage euch / Das jr die jr mir ſeid nachgefolget / in der Widergeburt / da des menſchen Son wird ſitzen auff dem ſtuel ſeiner Herrligkeit / werdet jr auch ſitzen auff zwelff Stuelen / vnd richten die zwelff geſchlechte Iſrael. 29Vnd wer verleſſet Heuſer / oder Brüder / oder Schweſter / oder Vater / oder Mutter / oder Weib / oder Kinder / oder Ecker / vmb meines Namens willen / Der wirds hunderfeltig nemen / Vnd das ewige Leben ererben. 30Aber viel die da ſind die erſten / werden die letzten / Vnd die letzten / werden die erſten ſein.
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EV
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