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Palästina um 4 v. Chr. bis 6 n. Chr.

Biblia 1545

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Palästina

um 4 v. Chr. bis 6 n. Chr.

 

 

Karte Palästinas um 20 v. Chr. bis 4 v. Chr. | Grafik: © Sabrina | Reiner | Lizenz CC BY-SA
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Abbildung:: Karte Palästinas in der Zeit um 4 v. Chr. bis 6 n. Chr.
Grafik: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz CC BY-SA

 

 

 

Palästina

um 4 v. Chr. bis 6 n. Chr.

Das Erbe von Herodes dem Großen

Nach dem Tod von Herodes dem Großen, der seine Nachfolge testamentarisch mehrfach geändert hatte, sollte nun nach der letzten Verfügung Herodes Archelaos das Land regieren. Doch es kam zu Aufständen der jüdischen Bevölkerung gegen die Herodianer, die wegen ihrer Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten unbeliebt waren, und somit gegen die römische Vormundschaft in der Nachfolgefrage.

Der Aufstand wurde von den Römern schnell und effektiv niedergeschlagen. Dabei gingen ganze Städte zugrunde, wie Sepphoris in Galiläa. Herodes Archelaos reiste nach Rom, um sich vom Kaiser als Erbe seinen Königstitel über Israel, über das Reich von Herodes dem Großem, bestätigen zu lassen. Die jüdische Bevölkerung hatte sich aber auf die Seite von Herodes Antipas geschlagen, der ebenfalls nach Rom reiste und Ansprüche geltend machte.

Der Kaiser sah sich außerstande, den Königstitel zu vergeben. Einerseits konnte er das Testament von Herodes dem Großen nicht ignorieren, anderseits war ihm der innere Frieden im Land wichtig. Die Unterstützung des Herodes Antipas durch die jüdische Oberschicht wog schwer. Insbesondere die harten Widerstände der Bevölkerung in den nördlichen Gebieten wie Galiläa, führten wohl zu seinem Entschluss, Herodes Antipas als Gebietsfürst Galiläas und Peräas einzusetzen und Herodes Phillipos als Fürst der Gebiete östlich des Jordans ohne Peräa.

Herodes Archelaos bekam Judäa zugesprochen mit den Gebieten Samaria, Judäa und Idumäa. Zugleich wurde er Ethnarch des Bündnisses, so dass sich seine Brüder in wichtigen Angelegenheiten mit ihm abzustimmen hatten. Somit war er der Ansprechpartner für den römischen Legaten in Syrien, konnte aber nicht unmittelbar in die Gebiete Palästinas außerhalb Judäas hinein regieren.

Kaiser Augustus stellte dem Herodes Archelaos in Aussicht, den Königstitel dann zu erhalten, wenn er sich als Herrscher und Führungspersönlichkeit ausgezeichnet habe, wobei sicher das innenpolitische Geschick und die Gunst der Bevölkerung wesentliche Rollen spielten. Aufstände waren teuer, Bürger hingegen, die still und friedlich ihre Steuern entrichteten, waren dem Kaiser lieb.

Doch Herodes Archelaos regierte hart, ungerecht und brutal. Einflussreiche und angesehene jüdische Familien Judäas klagten beim Kaiser da­r­ü­ber. Der rief 6 n. Chr. Herodes Archelaos nach Rom und ließ ein ordentliches Ge­richt über die Anklagen urteilen. Das Urteil beendete die Karriere des Herodes Archelaos: Ihm wurde die Herrschaft über Judäa entzogen und er wurde nach Vienna in Gallien verbannt, wo er 18 n. Chr. starb, ohne weiter politisch in Erscheinung zu treten.

Unsere Karte zeigt Palästina, wie es Kaiser Augustus nach dem Tod von Herodes dem Großen 4 v. Chr. unter den Brüdern Herodes Archelaos, Herodes Antipas und Herodes Phillipos aufgeteilt hatte, bis zur Abberufung des Herodes Archelaos im Jahr 6 n. Chr.

 

Jesus und Herodes Archelaos

Das Evangelium des Matthäus beschreibt, dass nach Jesu Geburt Josef vor den bösen Absichten des Herodes gewarnt wurde und mit Maria und dem Kind nach Ägypten floh, wo sich die junge Familie solange aufhalten sollte, bis Herodes der Große gestorben sei (→ Mt 2,13-15).

Nach dem Tod des Herodes (historisch im März 4 v. Chr.) zogen Josef mit seiner Familie wieder nach Israel (→ Mt 2,19-21; »Israel« meint in diesem Text das Herrschaftsgebiet von Herodes dem Großen in den Grenzen um 4 v. Chr. , vgl. dazu unsere →Karte Palästinas um 20 v. Chr. bis 4 v. Chr.). Allerdings war in Judäa, dem Gebiet, in dem Bethlehem lag, nun Herodes Archelaos an der Macht (→ Mt 2,22), der als Despot seinem Va­ter Herodes dem Großen nacheiferte und dem Königstitel über ganz Israel mit aller Härte anstrebte. Hier fühlte sich die Familie offensichtlich nicht sicher.

Josef zog daher mit seiner Familie nach Galiläa, wo Herodes Antipas weniger grausam und längst nicht so machtgierig wie sein Bruder Archelaos das Land regierte. Dennoch suchten sie keine große Stadt auf, sondern ließen sich im Schutz des kleinen, abgelegenen und unbedeutenden Dorfs Nazareth nieder, wo Jesus aufwuchs und von aus er sein öffentliches Wirken begann.

Herodes Antipas

Herodes Antipas (* um 20 v. Chr.; † nach 39 n. Chr.) hatte die im Aufstand von den Römern zerstörte Stadt Sepphoris wieder aufgebaut und unter dem neuen Namen Autokratoris zu seinem Regierungssitz ausgebaut, bevor er 17 n. Chr. die Stadt Tiberias am See Genezareth errichtete. Dies tat er zu Ehren des damaligen römischen Kaisers, Tiberius Iulius Caesar Augustus, der in Rom von 14 n. Chr. bis 37 n. Chr. regierte. Herodes Antipas zog mit seinem Hof 19 n. Chr. von Autokratoris nach Tiberias um.

39 n. Chr. reiste Herodes Antipas auf betreiben seiner Ehefrau Herodias nach Rom, um sich von Kaiser Caligula (Regierungszeit 37 n. Chr. bis 41 n. Chr.) zum König berufen zu lassen. Doch Herodes Agrippa I., ein Enkel von Herodes dem Großen, der 37 n. Chr. von Caligula zum König über die Gebiete des 34 n. Chr. verstorbenen Herodes Phillipos eingesetzt wurde, erhob schwere Anklagen gegen Herodes Antipas. Ihn ereilte das gleiche Schicksal, wie seinem Bruder Archelaos viele Jahre zuvor: Herodes Antipas wurde abgesetzt und nach Gallien verbannt. Wie lange er noch lebte, ist unbekannt. Seine Gebiete Galiläa und Peräa fielen in den Herrschaftsbereich von Herodes Agrippa I.

Johannes der Täufer und Herodes Antipas

Das Markus-Evangelium berichtet in einem Abschnitt ungewöhnlich ausführlich über Herodes Antipas: Es ist die Geschichte von der Enthauptung des Johannes des Täufers (→ Mk 6,17-29).

Diese Geschichte gewährt Einblicke in die Psyche von Herodes Antipas, der von Johannes dem Täufer angetan war. Zwar hatte er ihn gefangengesetzt (vermutlich in Tiberias), aber er besuchte seinen Gefangenen oft, denn er liebte es, mit Johannes zu sprechen. Die Ideen und Lehren des Johannes bewegten Herodes Antipas sehr. Er stand religiösen Lehren offen gegenüber, die nicht der gängigen Lehre der Schriftgelehrten und der Priesterklassen folgten oder sie zumindest auf neue Weise interpretierten und mit neuen Inhalten ausstatteten. Anders als in Judäa erfuhren unter Herodes Antipas religiöse Lehrer und solche, die sich als Propheten ausgaben oder als »heilige Männer« bekannt waren, eine gewisse Duldung und einen gewissen Schutz (→ Mk 6,20).

Das Versprechen einzulösen zu müssen, das Herodes Antipas seiner Stief­toch­ter gab, die auf Betreiben ihrer Mutter Herodias den Kopf des Johannes forderte, erschütterte ihn sehr, denn er wusste: Es war Unrecht.

 

 

 

Sabrina

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SK Version 16.03.2024