Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 21 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel VI. | ||
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6,1-71 |
V. WEITERE ZEICHEN UND REDEN IN GALILÄA
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1 | 6,1-15 | |
2 | 6,16-21 | |
3 | 6,22-59 | |
4 | 6,60-66 | |
5 | 6,67-71 |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[300a]
6,1-71
DArnach fuhr Jheſus weg vber das Meer an der ſtad Tiberias in Galilea / 2vnd es zoch jm viel Volcks nach / darumb das ſie Zeichen ſahen / die er an den Krancken thet. 3Jheſus aber gieng hin auff / auff einen Berg / vnd ſatzte ſich daſelbs mit ſeinen Jüngern. 4Es war aber nahe die Oſtern der Jüden Feſt.
DA hub Jheſus ſeine augen auff / vnd ſihet / das viel Volcks zu jm kompt / vnd ſpricht zu Philippo / Wo keuffen wir Brot / das dieſe eſſen? 6Das ſaget er aber jn zuuerſuchen / Denn er wuſte wol / was er thun wolte. 7Philippus antwortet jm / Zwey hundert pfennig werd Brots iſt nicht gnug vnter ſie / das ein jglicher ein wenig neme. 8Spricht zu jm einer ſeiner Jünger / Andreas der bruder Simonis Petri / 9Es iſt ein Knabe hie / der hat fünff gerſten Brot / vnd zween Fiſche / Aber was iſt das vnter ſo viele? 10Jheſus aber ſprach / Schaffet das ſich das Volck lagere. Es war aber viel Gras an dem ort. Da lagerten ſich bey fünff tauſent Man. 11Jheſus aber nam die Brot / dancket / vnd gab ſie den Jüngern / Die Jünger aber denen / die ſich gelagert hatten. Deſſelbigen gleichen auch von den Fiſchen / wie viel er wolte.
12DA ſie aber ſat waren / ſprach er zu ſeinen Jüngern / Samlet die vbrigen Brocken / das nichts vmbkome. 13Da ſamleten ſie / vnd fülleten zwelff Körbe mit Brocken / von den fünff gerſten Brot / die vberblieben / denen / die geſpeiſet worden. 14Da nu die Menſchen das Zeichen ſahen / das Jheſus that / ſprachen ſie / Das iſt warlich der Prophet / der in die Welt komen ſol. 15Da Jheſus nu mercket / das ſie komen würden / vnd jn haſchen / das ſie jn zum Könige machten / entweich er abermal / auff den Berg / er ſelbs alleine.
[300a | 300b]
Euángelium C. VI.
AM abend aber / giengen die Jünger hinab an das Meer / 17vnd traten in das Schiff / vnd kamen vber das Meer / gen Capernaum / vnd es war ſchon finſter worden / Vnd Jheſus war nicht zu jnen komen. 18Vnd das Meer erhub ſich von einem großen Winde. 19Da ſie nu gerudert hatten bey fünff vnd zwenzig oder dreiſſig Feldwegs / ſahen ſie Jheſum auff dem Meere daher gehen / vnd nahe bey das ſchiff komen / Vnd ſie furchten ſich. 20Er aber ſprach zu jnen / Ich bins / Fürchtet euch nicht. 21Da wolten ſie jn in das Schiff nemen / vnd alſo bald war das ſchiff am lande / da ſie hin furen.
DEs andern tages / ſahe das Volck / das diſſeid des Meers ſtund / das kein ander ſchiff daſelbs war / denn das einige / darein ſeine Jünger getretten waren / Vnd das Jheſus nicht mit ſeinen Jüngern in das ſchiff getretten war / ſondern alleine ſeine Jünger waren weggefaren. 23Es kamen aber ander ſchiffe von Tiberias nahe zu der Stete / da ſie das Brot geſſen hatten / durch des HErrn danckſagunge. 24Da nu das Volck ſahe / das Jheſus nicht da war / noch ſeine Jünger / traten ſie auch in die ſchiffe / vnd kamen gen Capernaum vnd ſuchten Jheſum. 25Vnd da ſie jn funden jenſeid des Meers / ſprachen ſie zu jm / Rabbi / wenn biſtu her komen?
IHEſus antwortet jnen / vnd ſprach / Warlich / warlich ich ſage euch / Ir ſuchet mich / nicht darumb / das jr Zeichen geſehen habt / ſondern das jr von dem Brot geſſen habt / vnd ſeid ſat worden. 27Wircket ſpeiſe / nicht die vergenglich iſt / ſondern die da bleibet in das ewige Leben / welche euch des menſchen Son geben wird / Denn denſelbigen hat Gott der Vater verſiegelt.
28DA ſprachen ſie zu jm / Was ſollen wir thun / das wir Gottes wercke wircken? 29Jheſus antwortet / vnd ſprach zu jnen / Das iſt Gottes werck / das jr an Den gleubet / den Er geſand hat. 30Da ſprachen ſie zu jm / Was thuſtu fur ein Zeichen / auff das wir ſehen vnd gleuben dir? Was wirckeſtu? 31Vnſer Veter haben Manna geſſen in der Wüſten / wie geſchrieben ſtehet / Er gab jnen Brot vom Himel zu eſſen. 32Da ſprach Jheſus zu jnen / Warlich / warlich / ich ſage euch / Moſes hat euch nicht Brot vom Himel gegeben / Sondern mein Vater gibt euch das rechte Brot vom Himel. 33Denn dis iſt das brot Gottes / das vom Himel kompt / vnd gibt der Welt das Leben.
34DA ſprachen ſie zu jm / HErr / gib vns allewege ſolch brot. 35Jheſus aber ſprach zu jnen / Ich bin das Brot des Lebens / Wer zu mir kompt / den wird nicht hungern / vnd wer an mich gleubet / den wird nimer mehr dürſten. 36Aber ich habs euch geſagt / das jr mich geſehen habt / vnd gleubet doch nicht. 37Alles was mir mein Vater gibt / das kompt zu mir / Vnd wer zu mir kompt / den werde ich nicht hin aus ſtoſſen. 38Denn ich bin vom Himel komen / nicht das ich meinen willen thu / ſondern des / der mich geſand hat. 39Das iſt aber der wille des Vaters / der mich geſand hat / Das ich nichts verliere von allem / das er mir gegeben hat / ſondern das ichs aufferwecke am Jüngſtentage. 40Das iſt aber der wille des der mich geſand hat / das / wer den Son ſihet / vnd gleubet an jn / habe das ewige Leben / Vnd ich werde jn aufferwecken am Jüngſtentage.
(Wircket ſpeiſe)
Gehet mit ſolcher Speiſe vmb.
(Verſiegelt)
Das iſt / mit dem heiligen Geiſt begabt vnd zugericht / das er allein fur allen / zum Meiſter vnd Helffer furgeſtelt vnd dargegeben iſt / als nach dem ſich alles richten vnd halten ſol.
DA murreten die Jüden darüber / das er ſagte / Ich bin das Brot / das vom Himel komen iſt / 42Vnd ſprachen / Iſt dieſer nicht Jheſus Joſephs ſon / des Vater vnd Mutter wir kennen? Wie ſpricht er denn / Ich bin vom Himel komen?
IHeſus antwortet / vnd ſprach zu jnen / Murret nicht vnternander. 44Es kan niemand zu mir komen / es ſey denn / das jn ziehe der Vater / der mich geſand hat / vnd ich werde jn aufferwecken am Jüngſtentage. 45Es ſtehet geſchrieben in den Propheten / Sie werden alle von Gott geleret ſein. Wer es nu höret vom Vater / vnd lernets / der kompt zu mir. 46Nicht / das jemand den Vater habe ge-
[300b | 301a]
S. Jóhánnes. C․ VI.
CCCI.
ſehen / on der vom Vater iſt / der hat den Vater geſehen. 47Warlich / warlich / Ich ſage euch / Wer an Mich gleubet / der hat das ewige Leben. 48Ich bin das Brot des Lebens. 49Ewer Veter haben Manna geſſen in der wüſten / vnd ſind geſtorben. 50Dis iſt das Brot das vom Himel kompt / auff das / wer dauon iſſet / nicht ſterbe. 51Ich bin das lebendige Brot / vom Himel komen / Wer von dieſem Brot eſſen wird / der wird leben in ewigkeit. Vnd das Brot / das ich geben werde / iſt mein Fleiſch welchs ich geben werde / fur das Leben der Welt.
52DA zancketen die Jüden vnternander / vnd ſprachen / Wie kan dieſer vns ſein Fleiſch zu eſſen geben? 53Jheſus ſprach zu jnen / Warlich / warlich / Ich ſage euch / Werdet jr nicht eſſen das Fleiſch des menſchen Sons / vnd trincken ſein Blut / ſo habt jr kein Leben in euch. 54Wer mein Fleiſch iſſet / vnd trincket mein Blut / der hat das ewige Leben / Vnd ich werde jn am Jüngſten tage aufferwecken. 55Denn mein Fleiſch iſt die rechte Speiſe / vnd mein Blut iſt der rechte Tranck. 56Wer mein Fleiſch iſſet / vnd trincket mein Blut / der bleibt in mir / vnd ich in jm. 57Wie mich geſand hat der lebendige Vater / vnd ich lebe vmb des Vaters willen / Alſo / wer mich iſſet / der ſelbige wird auch leben vmb meinen willen. 58Dis iſt das Brot / das vom Himel komen iſt. Nicht wie ewer Veter haben Manna geſſen / vnd ſind geſtorben / Wer dis Brot iſſet / der wird leben in ewigkeit.
Dis Capitel redet nicht vom Sacrament des brots vnd weins / Sondern vom geiſtlichen eſſen / das iſt / gleuben / das Chriſtus Gott vnd menſch ſein Blut fur vns vergoſſen hat.
SOlchs ſaget er in der Schule da er lerete / zu Capernaum.
60Viel nu ſeiner Jünger / die das höreten / ſprachen / Das iſt eine harte Rede / Wer kan ſie hören? 61Da Jheſus aber bey ſich ſelbs mercket / das ſeine Jünger darüber murreten / ſprach er zu jnen / Ergert euch das? 62Wie / wenn jr denn ſehen werdet des menſchen Son aufffaren da hin / da er vor war? 63Der Geiſt iſts / der da lebendig macht / Das fleiſch iſt kein nütze. Die wort die ich rede / die ſind Geiſt vnd ſind Leben. 64Aber es ſind etliche vnter euch / die gleuben nicht. Denn Jheſus wuſte von anfang wol / welche nicht gleubend waren / vnd welcher jn verrhaten würde. 65Vnd er ſprach. Darumb hab ich euch geſaget / Niemand kan zu mir komen / Es ſey jm denn von meinem Vater gegeben.
(Wie)
Ergert euch das ich jtzt rede auff Erden / Was wil denn werden / wenn ich vom Himel regieren werde / vnd die wort volfüren vnd drein greiffen werde?
66VOn dem an giengen ſeiner Jünger viel hinder ſich / vnd wandelten fort nicht mehr mit jm.
67Da ſprach Jheſus zu den Zwelffen / Wolt jr auch weg gehen? 68Da antwortet jm Simon Petrus / HErr / wo hin ſollen wir gehen? Du haſt Wort des ewigen Lebens. 69Vnd wir haben gegleubet vnd erkand / Das du biſt Chriſtus / der Son des lebendigen Gottes. 70Jheſus antwortet jm / Hab ich nicht euch Zwelffe erwelet / Vnd ewer einer iſt ein Teufel / 71Er redet aber von dem Juda Simon Iſcharioth / der ſelbige verrhiet jn hernach / vnd war der Zwelffen einer.
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