Das Evangelium nach Johannes

Kapitel V.

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Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Neue Testament

Die Evangelien und die Offenbarung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Das Evangelium nach
Johannes

 

C. V.

 

Joh 5,1-47

 

Der Text in 21 Kapiteln

 

Gliederung Kapitel V.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel V.

 

 

5,1-47

 

IV. DAS ZWEITE FEST IN JERUSALEM

 

1

5,1-18

→Die Heilung eines Kranken am Teich Bethesda

2

5,19-30

→Die Rede über das Wirken:

Der Sohn Got­tes macht lebendig

3

5,31-47

→Das Zeugnis Jesu für den Sohn Gottes

 

 

 

 

 

Euangelium
S. Johannes.

 

 

 

 

[299a | 299b]

 

 

Euangelium     C. V.

 

 

 

IV.

DAS ZWEITE FEST IN JERUSALEM

 

5,1-47

 

 

V.

 

 

Die Heilung eines Kranken am Teich Bethesda

 

 

 

 

 

 

 

→*1)

DArnach war ein Feſt der Jü­den / vnd Jhe­ſus zoch hin auff gen Je­ru­ſa­lem. 2Es iſt aber zu Je­ru­ſa­lem bey dem Schaf­hau­ſe ein Teich der hei­ſſet auff Eb­re­iſch * Beth­hes­da / vnd hat fünff Hal­le / 3In wel­chen la­gen viel Krancken / Blin­den / La­men / Dür­ren / die war­te­ten / wenn ſich das Wa­ſſer be­we­get / 4 Denn ein En­gel fuhr er ab zu ſei­ner zeit in den Teich / vnd be­we­get das wa­ſſer. Wel­cher nu der er­ſte / nach dem das wa­ſſer be­we­get war / hin ein ſteig / der ward ge­ſund / mit wel­cher­ley Seu­che er be­haff­tet war.

*

Bethhesda)

Das heiſſt auff Deudſch ſo viel als ein Spi­tal / da­rin man den ar­men Leu­ten wol thut / Ab He­ſed / id eſt / Ele­emo­ſy­na / mi­ſe­ri­cor­dia / wel­ches bey dem Teich war / da die Opf­fer­ſcha­fe be­hal­ten wur­den / vnd die Kran­cken da­ſelbs ſol­cher Wol­that im Tei­che war­te­ten.

→*2)

 

ES war aber ein Menſch da­ſelbs / acht vnd drei­ſſig jar kranck ge­le­gen. 6Da Jhe­ſus den­ſel­bi­gen ſa­he li­gen / vnd ver­nam / das er ſo lang ge­le­gen war / ſpricht er zu jm / Wil­tu ge­ſund wer­den? 7Der Kran­cke ant­wor­tet jm / Herr / ich ha­be kei­nen Men­ſchen / wenn das Wa­ſſer ſich be­we­get / der mich in den Teich la­ſſe / Vnd wenn ich ko­me / ſo ſtei­get ein an­der fur mir hin ein. 8Jhe­ſus ſpricht zu jm / Ste­he auff / nim dein Bet­te / vnd ge­he hin. 9Vnd al­ſo ward der Menſch ge­ſund / vnd nam ſein Bet­te / vnd gieng hin. Es war aber deſ­ſel­bi­gen ta­ges der Sab­bath.

 

10DA ſpra­chen die Jü­den zu dem der ge­ſund war wor­den / Es iſt heute Sab­bath / Es zimpt dir nicht das Bet­te zu tra­gen. 11Er ant­wor­tet jnen / Der mich ge­ſund ma­chet / der ſprach zu mir / Nim dein Bet­te / vnd ge­he hin. 12Da frag­ten ſie jn / Wer iſt der Menſch / der zu dir ge­ſagt hat / Nim dein bet­te / vnd ge­he hin? 13Der aber ge­ſund war wor­den / wu­ſte nicht wer er war / Denn Jhe­ſus war ge­wi­chen / da ſo viel Volcks an dem Ort war.

 

14DARnach fand jn Jhe­ſus im Tem­pel / vnd ſprach zu jm / Si­he zu / du biſt ge­ſund wor­den / Sün­di­ge fort nicht mehr / das dir nicht et­was er­gers wi­der­fa­re. 15Der Menſch gieng hin / vnd ver­kün­di­gets den Jü­den / Es ſey Jhe­ſus / der jn ge­ſund ge­macht ha­be. 16Dar­umb ver­fol­ge­ten die Jü­den Jhe­ſum / vnd ſuch­ten jn zu töd­ten / Das er ſolchs ge­than hat­te auff den Sab­bath. 17Jhe­ſus aber ant­wor­tet jnen / Mein Va­ter wir­cket bis her / Vnd ich wir­cke auch. 18Da­r­umb trach­te­ten jm die Jü­den nu viel mehr nach / das ſie jn töd­ten / Das er nicht al­lein den Sab­bath brach / ſon­dern ſa­get auch / Gott ſey ſein Va­ter / vnd ma­chet ſich ſelbs Got­te gleich.

 

 

 

 

 

 

 

 

(Wircket)

Das iſt / Mein Va­ter helt den Sab­bath nicht / da­rumb halt ich jn auch nicht / ſon­dern wir­cke imer das / wie mein Va­ter.

 

 

Die Rede über das Wirken:
Der Sohn Got­tes macht lebendig

 

DA ant­wor­tet Jhe­ſus / vnd ſprach zu jnen / War­lich / war­lich / Ich ſa­ge euch / Der ſon kan nichts von jm ſel­ber thun / denn was er ſi­het den Va­ter thun / Denn was der­ſel­bi­ge thut / das thut gleich auch der Son. 20Der Va­ter aber hat den Son lieb / vnd zeiget jm alles was er thut / vnd wird jm noch gröſ­ſer Werck zei­gen / das jr euch ver­wun­dern wer­det. 21Denn wie der Va­ter die Tod­ten auff­er­weckt / vnd ma­chet ſie le­ben­dig / Al­ſo auch der Son ma­chet le­ben­dig wel­che er wil. 22Denn der Va­ter rich­tet nie­mand / ſon­dern al­les Ge­rich­te hat er dem Son ge­ge­ben / 23Auff das ſie al­le den Son eh­ren / wie ſie den Va­ter eh­ren. Wer den Son nicht eh­ret / Der eh­ret den Va­ter nicht / der jn ge­ſand hat. 24War­lich / war­lich / ſa­ge ich euch / Wer mein Wort hö­ret / vnd gleu­bet Dem / der mich ge­ſand hat / der hat das ewi­ge Le­ben / Vnd kompt nicht in das Ge­rich­te / Son­dern er iſt vom To­de zum Le­ben hin durch ge­drun­gen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

→ Dan. 12.

25WAr­lich / war­lich / Ich ſa­ge euch / Es kompt die ſtun­de / vnd iſt ſchon itzt / das die Tod­ten wer­den die ſtim­me des Sons Got­tes hö­ren / vnd die ſie hö­ren wer­den / die wer­den le­ben. 26Denn wie der Va­ter das Le­ben hat in jm ſel­ber / Al­ſo hat er dem Son ge­ge­ben / das Le­ben zu ha­ben in jm ſel­ber / 27vnd hat jm macht ge­ge­ben / auch das Ge­rich­te zu hal­ten / da­r­umb / das er a des men­ſchen Son iſt. 28Ver­wun­dert euch des nicht / Denn es kompt die ſtun­de / in wel­cher al­le die in den Gre­bern ſind / wer­den ſei­ne Stim­me hö­ren / 29Vnd wer­den er­für

a

(Des menſchen Sohn iſt)

Das Ge­rich­te mus öf­fent­lich ge­hal­ten wer­den / Dar­umb mus der Rich­ter auch Menſch ſein / den man ſe­hen kön­ne / Vnd doch auch Gott / weil er Got­tes Richt­ſtuel be­ſi­tzen ſol.

 

 

 

 

[299b | 300a]

 

 

S. Johánnes.     C. V.

CCC.

 

 

ge­hen / die da Guts ge­than ha­ben / zur auff­er­ſte­hung des Le­bens / Die aber Vbels ge­than ha­ben / zur auff­er­ſte­hung des Ge­richts.

 

30ICH kan nichts von mir ſel­ber thun. Wie ich hö­re / ſo rich­te ich / vnd mein Ge­rich­te iſt recht / Denn ich ſu­che nicht mei­nen wil­len / ſon­dern des Va­ters wil­len / der mich ge­ſand hat.

 

 

Das Zeugnis Jesu für den Sohn Gottes

 

31So ich von mir ſelbs zeu­ge / ſo iſt mein Zeug­nis nicht war. 32Ein an­der iſts / der von mir zeu­get / vnd ich weis / das das Zeug­nis war iſt / das er von mir zeu­get.

 

33IR ſchi­cket zu Jo­han­ne / vnd er zeu­ge­te von der war­heit. 34Ich aber ne­me nicht Zeug­nis von Men­ſchen / Son­dern ſolchs ſa­ge ich / auff das jr ſe­lig wer­det. 35Er war ein bren­nend vnd ſchei­nend Liecht / Ir aber wol­tet ei­ne klei­ne wei­le frö­lich ſein von ſei­nem Liech­te. 36Ich aber ha­be ein gröſ­ſer Zeug­nis / denn Jo­han­nis zeug­nis. Denn die Wer­cke die mir der Va­ter ge­ge­ben hat / das ich ſie vol­en­de / die­ſel­bi­gen werck / die ich thu / zeu­gen von mir / das mich der Va­ter ge­ſand ha­be. 37Vnd der Va­ter der mich ge­ſand hat / der­ſel­bi­ge hat von mir ge­zeu­get. Ir habt nie / we­der ſei­ne Stim­me ge­hö­ret / noch ſei­ne Ge­ſtalt ge­ſe­hen / 38Vnd ſein Wort habt jr nicht in euch wo­nend / Denn jr gleu­bet dem nicht / den er ge­ſand hat.

 

39SVchet in der Schrifft / Denn jr mei­net / jr habt das ewi­ge Le­ben drin­nen / Vnd ſie iſts / die von mir zeu­get / 40Vnd jr wolt nicht zu mir ko­men / das jr das Le­ben ha­ben möch­tet. 41Ich ne­me nicht Eh­re von Men­ſchen / 42Aber ich ken­ne euch / das jr nicht Got­tes lie­be in euch habt. 43Ich bin ko­men in mei­nes Va­ters na­men / vnd jr ne­met mich nicht an / So ein an­der wird in ſei­nem ei­gen na­men ko­men / den wer­det jr an­ne­men. 44Wie kön­net jr gleu­ben / die jr eh­re von ein­an­der ne­met? Vnd die Eh­re / die von Gott al­lei­ne iſt / ſü­chet jr nicht.

 

45IR ſolt nicht mei­nen / das ich euch fur dem Va­ter ver­kla­gen wer­de / Es iſt ei­ner / der euch ver­kla­get / der Moſes / auff wel­chen jr hof­fet. 46Wenn jr Mo­ſi gleub­tet / ſo gleub­tet jr auch mir / Denn er hat von mir ge­ſchrie­ben. 47So jr aber ſei­nen Schriff­ten nicht gleu­bet / Wie wer­det jr mei­nen wor­ten gleu­ben?

 

 

 

 

1) Vers 4

Der Vers 4 wird heute als Son­der­gut we­ni­ger Hand­schrif­ten ver­stan­den und ist nicht in al­len neu­en Aus­ga­ben vor­han­den. Die neu­e­ren Luther­bi­beln dru­cken den Vers 4, mar­kie­ren ihn aber als Bei­fü­gung. Die Aus­ga­be von 1545 druckt ihn oh­ne wei­te­re Notiz.

 

 

2) lat.: Ab He­ſed / id eſt / Ele­emo­ſy­na / mi­ſe­ri­cor­dia /

dt.: »Von (he­b­rä­isch) He­sed, das meint: Al­mo­sen, Barm­her­zig­keit«

Luther erklärt, dass die in den grie­chi­schen Hand­schrif­ten vor­han­de­ne Be­zeich­nung Beth­hes­da (altgr.: Βηθἑσδα) die trans­kri­bier­te Form ei­nes he­brä­i­schen Wor­tes ist, das so­viel be­deu­tet wie »Das Haus des Al­mo­sens« oder »Das Haus der Barm­her­zig­keit Got­tes«. Die­ses Haus dür­fe man sich ähn­lich ei­nem Spi­tal in Deutsch­land vor­stel­len.

 

 
 

 

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Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 

 

Liturgiegeschichtliche Verwendung
Perikope Typ Tag
1531 - 1898  

Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen

1899 - 1978  

Joh 5,1-14

2. Evangelium

→ 14. Sonntag nach Trinitatis

Joh 5,39-47

2. Evangelium

→ 6. Sonntag nach Epiphanias

Lutherische Kirchen
1958-1978
 

Joh 5,1-14

Reihe III

→ 14. Sonntag nach Trinitatis

Joh 5,1-14[.15-18]

Reihe V

→ 19. Sonntag nach Trinitatis

Joh 5,24-29

Reihe III

→ Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres

Joh 5,[19-23.]24-29

Reihe V

→ 24. Sonntag nach Trinitatis

Joh 5,30-37a[.37b-38]

Reihe V

→ 1. Sonntag nach dem Christfest

Joh 5,39-47

Reihe III

→ Letzter Sonntag nach Epiphanias

Joh 5,39-40[.41-44].45-47

Marginaltext

→ 1. Sonntag nach Trinitatis

1979 - 2018  

Joh 5,1-16

Reihe V

→ 19. Sonntag nach Trinitatis

Joh 5,19-21

Reihe V

→ Gottesdienst zur Osternacht

Joh 5,24-29

Evangelium +
Reihe I

→ Gedenktag der Entschlafenen
(Totensonntag)

Joh 5,31-40

Marginaltext

→ Dritter Sonntag im Advent

Joh 5,39-47

Reihe III

→ 1. Sonntag nach Trinitatis

seit 2019  

Joh 5,1-16

Reihe I

→ 19. Sonntag nach Trinitatis

Joh 5,19-21

Reihe V

→ Gottesdienst zur Osternacht

Joh 5,24-29

Evangelium +
Reihe I

→ Gedenktag der Entschlafenen
(Totensonntag)

Joh 5,31-40

Pool

→ Dritter Sonntag im Advent

Joh 5,39-47

Reihe I

→ 1. Sonntag nach Trinitatis

 

 

   Hörbuch-Videos

Der Sohn Got­tes macht lebendig

Titelbild
Hörbuch-Video zur Biblia 1545

→ Hörbuch-Video: Joh 5,24-29

Das Video zeigt den Text der Re­de Je­su über den Glau­ben, die Auf­er­ste­hung und das Ge­richt aus der Luther­bi­bel von 1545, vor­ge­le­sen von Reiner Makohl.

 

 

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Sabrina

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