Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 24 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel VII. | ||
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4,14 - 9,50 |
IV. DAS WIRKEN JESU IN GALILÄA
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1 | 7,1-10 | |
2 | 7,11-17 | |
3 | 7,18-23 | |
4 | 7,24-35 | |
5 | 7,36-50 |
[281b]
Matt. 8.
NAch dem er aber fur dem Volck ausgeredt hatte / gieng er gen Capernaum. 2Vnd eines Heubtmans Knecht lag tod kranck / den er werd hielt. 3Da er aber von Jheſu höret / ſandte er die Elteſten der Jüden zu jm / vnd bat jn / das er keme / vnd ſeinen Knecht geſund machet. 4Da ſie aber zu Jheſu kamen / baten ſie jn mit vleis / vnd ſprachen / Er iſt ſein werd / das du jm das erzeigeſt / 5Denn er hat vnſer Volck lieb / vnd die Schule hat er vns erbawet. 6Jheſus aber gieng mit jnen hin.
DA ſie aber nu nicht ferne von dem Hauſe waren / ſandte der Heubtman Freunde zu jm / vnd lies jm ſagen / Ah HErr / bemühe dich nicht / Ich bin nicht werd / das du vnter mein Dach geheſt / 7Darumb ich auch mich ſelbs nicht wirdig geachtet hab / das ich zu dir keme / Sondern ſprich ein wort / ſo wird mein Knabe geſund. 8Denn auch ich bin ein Menſch der Oberkeit vnterthan / vnd habe Kriegsknechte vnter mir / vnd ſpreche zu einem / Gehe hin / ſo gehet er hin. Vnd zum andern / Kom her / ſo kompt er. Vnd zu meinem knecht / Thu das / So thut ers. 9Da aber Jheſus das höret / verwundert er ſich ſein / vnd wandte ſich vmb / vnd ſprach zu dem Volck das jm nachfolgete / Ich ſage euch / ſolchen Glauben habe ich in Iſrael nicht funden. 10Vnd da die Geſandten widerumb zu Hauſe kamen / funden ſie den krancken Knecht geſund.
VND es begab ſich darnach / das er in eine Stad / mit namen Nain / gieng / vnd ſeiner Jünger giengen viel mit jm / vnd viel Volcks. 12Als er aber nahe an das Stadthor kam / Sihe / da trug man einen Todten heraus der ein einiger Son war ſeiner Mutter / vnd ſie war eine Widwe / Vnd viel Volcks aus der Stad / gieng mit jr. 13Vnd da ſie der HErr ſahe / jamerte jn der ſelbigen / vnd ſprach zu jr / Weine nicht. 14Vnd trat hin zu / vnd rüret den Sarck an / Vnd die Treger ſtunden. Vnd er ſprach / Jüngling / Ich ſage dir / ſtehe auff. 15Vnd der Todte richtet ſich auff / vnd fieng an zu reden / Vnd er gab jn ſeiner Mutter. 16Vnd es kam ſie alle ein furcht an / vnd preiſeten Gott / vnd ſprachen / Es iſt ein groſſer Prophet vnter vns auffgeſtanden / vnd Gott hat ſein Volck heim geſucht. 17Vnd dieſe Rede von jm erſchall in das gantze Jüdiſcheland / vnd in alle vmbligende Lender.
[281b | 282a]
S. Lucas. C. VII.
CCLXXXII.
VND es verkündigeten Johanni ſeine Jünger das alles. Vnd er rieff zu ſich ſeiner Jünger zween / 19vnd ſandte ſie zu Jheſu / vnd lies jm ſagen / Biſtu der da komen ſol / Oder ſollen wir eines andern warten? 20Da aber die Menner zu jm kamen / ſprachen ſie / Johannes der Teuffer hat vns zu dir geſand / vnd leſſt dir ſagen / Biſtu der da komen ſol / Oder ſollen wir eines andern warten? 21Zu derſelbigen ſtunde aber machte er viel geſund von Seuchen vnd Plagen vnd böſen Geiſten / vnd viel Blinden ſchencket er das geſichte. 22Vnd Jheſus antwortet / vnd ſprach zu jnen / Gehet hin vnd verkündiget Johanni / was jr geſehen vnd gehöret habt / Die Blinden ſehen / die Lamen gehen / die Auſſetzigen werden rein / die Tauben hören / die Tödten ſtehen auff / den Armen wird das Euangelium geprediget / 23Vnd ſelig iſt / der ſich nicht ergert an mir.
24DA aber die boten Johannis hin giengen / fieng Jheſus an zu reden / zu dem Volck / von Johanne. Was ſeid jr hin aus gegangen in die wüſten zu ſehen? Woltet jr ein Rhor ſehen / das vom winde beweget wird? 25Oder was ſeid jr hin aus gegangen zu ſehen? Woltet jr einen Menſchen ſehen / in weichen Kleidern? Sehet die in herrlichen Kleidern vnd lüſten leben / die ſind in den königlichen Höfen. 26Oder was ſeid jr hinaus gegangen zu ſehen? Woltet jr einen Propheten ſehen? Ja ich ſage euch / der da mehr iſt / denn ein Prophet / 27Er iſts / von dem geſchrieben ſtehet / Sihe / Ich ſende meinen Engel fur deinem Angeſicht her / der da bereiten ſol deinen weg fur dir. 28Denn ich ſage euch / das vnter denen / die von Weibern geborn ſind / iſt kein gröſſer Prophet / denn Johannes der Teuffer. Der aber Kleiner iſt im reich Gottes / der iſt Gröſſer denn er.
Matt. 11.
29VND alles Volck das jn höret / vnd die Zölner / gaben Gott recht / vnd lieſſen ſich teuffen mit der tauffe Johannis. 30Aber die Phariſeer vnd Schrifftgelerten verachteten Gottes rat / wider ſich ſelbs / vnd lieſſen ſich nicht von jm teuffen.
ABer der HErr ſprach / Wem ſol ich die Menſchen dieſes geſchlechts vergleichen? vnd wem ſind ſie gleich? 32Sie ſind gleich den Kindern / die auff dem Marckte ſitzen / vnd ruffen gegen ander / vnd ſprechen / Wir haben euch gepfiffen / vnd jr habt nicht getantzet. Wir haben euch geklaget / vnd jr habt nicht geweinet. 33Denn Johannes der Teuffer iſt komen / vnd aſs nicht Brot / vnd tranck keinen Wein / So ſagt jr / Er hat den Teufel. 34Des menſchen Son iſt komen / iſſet vnd trincket / So ſagt jr / Sihe / der menſch iſt ein Freſſer vnd Weinſeuffer / der Zölner vnd Sünder freund. 35Vnd die Weisheit mus ſich rechtfertigen laſſen von allen jren Kindern.
ES bat in aber der Phariſeer einer / das er mit jm eſſe. Vnd er gieng hin ein / in des Phariſeers haus / vnd ſetzet ſich zu tiſch. 37Vnd ſihe / ein Weib war in der Stad / die war eine Sünderin. Da die vernam / das er zu tiſche ſaſs in des Phariſeers hauſe / bracht ſie ein Glas mit Salben / 38vnd trat hinden zu ſeinen Füſſen / vnd weinet / vnd fieng an ſeine Füſſe zu netzen mit Threnen / vnd mit den haren jres Heubts zu trucken / vnd küſſet ſeine Füſſe / vnd ſalbet ſie mit a Salben.
a
(Salben)
Das iſt / Mit köſtlichem waſſer.
39DA aber das der Phariſeer ſahe / der jn geladen hatte / ſprach er bey ſich ſelbs / vnd ſaget / Wenn dieſer ein Prophet were / ſo wüſte er / wer vnd welch ein Weib das iſt / die jn anrüret / Denn ſie iſt eine Sünderin. 40Jheſus antwortet / vnd ſprach zu jm / Simon / Ich habe dir etwas zu ſagen. Er aber ſprach / Meiſter / ſage an. 41Es hatte ein Wücherer zween Schüldener / Einer war ſchüldig fünff hundert Groſſchen / der ander funffzig. 42Da ſie aber nicht hatten zu bezalen / ſchencket ers beiden. Sage an / Welcher vnter denen wird jn am meiſten lieben? 43Simon antwortet vnd ſprach / Ich achte / dem er am meiſten geſchencket hat. Er aber ſprach zu jm / Du haſt recht gerichtet.
[282a | 282b]
Euángelium C. VII.
44VND er wandte ſich zu dem Weibe / vnd ſprach zu Simon / Siheſtu dis weib? Ich bin komen in dein Haus / Du haſt mir nicht Waſſer gegeben / zu meinen Füſſen / Dieſe aber hat meine Füſſe mit threnen genetzet / vnd mit den haren jres Heubts getrücket. 45Du haſt mir keinen Kuſs gegeben / Dieſe aber nach dem ſie herein komen iſt / hat ſie nicht abgelaſſen meine Füſſe zu küſſen. 46Du haſt mein Heubt nicht mit öle geſalbet / Sie aber hat meine Füſſe mit ſalben geſalbet. 47Derhalben ſage ich dir / Ir ſind viel Sünde vergeben / Denn ſie hat viel geliebet / Welchem aber wenig vergeben wird / der liebet wenig.
48VND er ſprach zu jr / Dir ſind deine Sünde vergeben. 49Da fiengen an die mit jm zu tiſch ſaſſen / vnd ſprachen bey ſich ſelbs / Wer iſt dieſer / der auch die ſünde vergibt? 50Er aber ſprach zu dem weibe / Dein Glaube hat dir geholffen / Gehe hin mit frieden.
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