Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 34 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXVIII. | ||
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27 - 30 |
VI. BUND, SEGEN UND FLUCH
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29,1 - 33,29 |
Alternative Themeneinteilung C. DIE DRITTE REDE DES MOSE
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1 | 28,1-14 | |
2 | 28,15-46 | |
3 | 28,47-52 | |
4 | 28,53-57 | Die Ankündigung von furchbarster Not, die zu Kaninbalismus führt |
5 | 28,58-68 | Erneute Ermahnung, die Gesetze zu halten oder die Konsequenzen zu tragen |
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Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach heutiger Zählweise.
[111a]
VND wenn du der ſtim des HERRN deines Gottes gehorchen wirſt / das du halteſt vnd thuſt alle ſeine Gebot / die ich dir heute gebiete / So wird dich der HERR dein Gott das höheſt machen vber alle Völcker auff Erden. 2Vnd werden vber dich komen alle dieſe Segen / vnd werden dich treffen / Darumb das du der ſtim des HERRN deines Gottes biſt gehorſam geweſt. 3Geſegnet wirſtu ſein in der Stad / geſegnet auff dem Acker. 4Geſegnet wird ſein die Frucht deines Leibs / die frucht deines Lands / vnd die frucht deins Viehs / vnd die früchte deiner ochſen / vnd die früchte deiner ſchaf. 5Geſegenet wird ſein dein Korb vnd dein vbriges. 6Geſegenet wirſtu ſein / wenn du eingeheſt / geſegenet / wenn du ausgeheſt.
7VND der HERR wird deine Feinde / die ſich wider dich aufflehnen / fur dir ſchlahen / Durch einen weg ſollen ſie ausziehen wider dich / vnd durch ſieben wege fur dir fliehen. 8Der HERR wird gebieten dem Segen / das er mit dir ſey in deinem Keller vnd in allem das du furnimpſt / vnd wird dich ſegenen / in dem Land das dir der HERR dein Gott gegeben hat.
Segen
des Geſetzs.
(Korb)
Das iſt / alles was du gegenwertiglich braucheſt / vnd was du beſeit legeſt zubehalten.
9DEr HERR wird dich jm zum heiligen Volck auffrichten / wie er dir geſchworen hat / darumb das du die Gebot des HERRN deines Gottes hel-
[111a | 111b]
V․ Bucĥ C. XXVIII.
Flücĥe
des Geſetzs.
teſt / vnd wandelſt in ſeinen wegen. 10Das alle Völcker auff Erden werden ſehen / das du nach dem Namen des HERRN genennet biſt / vnd werden ſich fur dir fürchten. 11Vnd der HERR wird machen / das du vberflus an Güttern haben wirſt / an der Frucht deines Leibs / an der frucht deines Viehs / vnd an der frucht deines Ackers / auff dem Land / das der HERR deinen Vetern geſchworen hat dir zu geben.
12VND der HERR wird dir ſeinen guten Schatz auffthun / den Himel / das er deinem Land Regen gebe zu ſeiner zeit / vnd das er ſegene alle werck deiner hende. Vnd du wirſt vielen Völckern leihen / Du aber wirſt von niemand borgen. 13Vnd der HERR wird dich zum Heubt machen / vnd nicht zum Schwantz / vnd wirſt oben ſchweben / vnd nicht vnten ligen / Darumb / das du gehorſam biſt den Geboten des HERRN deines Gottes / die ich dir heute gebiete zuhalten vnd zu thun. 14Vnd das du nicht weicheſt / von jrgent einem wort das ich euch heute gebiete / weder zur rechten noch zur lincken / damit du andern Göttern nachwandelteſt jnen zu dienen.
Wenn du aber nicht gehorchen wirſt der ſtim des HERRN deines Gottes / das du halteſt vnd thuſt alle ſeine Gebot vnd Rechte / die ich dir heute gebiete / So werden alle dieſe Flüche vber dich komen vnd dich treffen. 16Verflucht wirſtu ſein in der Stad / verflucht auff dem Acker. 17Verflucht wird ſein dein Korb vnd dein vbrigs. 18Verflucht wird ſein die Frucht deines Leibs / die frucht deines Lands / die frucht deiner ochſen / vnd die frucht deiner ſchaf. 19Verflucht wirſtu ſein / wenn du eingeheſt / verflucht / wenn du ausgeheſt.
20DEr HERR wird vnter dich ſenden vnfal / vnrat vnd vnglück in allem das du fur die hand nimpſt / das du thuſt / Bis du vertilget werdeſt / vnd bald vntergeheſt / vmb deines böſen weſens willen / das du mich verlaſſen haſt. 21Der HERR wird dir die Sterbedrüſe anhengen / bis das er dich vertilge / in dem Lande da hin du komeſt daſſelbe einzunemen. 22Der HERR wird dich ſchlahen mit Schwulſt / Fiber / Hitze / Brunſt / Durre / gifftiger Lufft / vnd Geelſucht / vnd wird dich verfolgen / bis er dich vmbbringe.
23DEin Himel der vber deinem heubt iſt / wird ehrnen ſein / vnd die Erden vnter dir eiſern. 24Der HERr wird deinem Lande / ſtaub vnd aſſchen fur Regen geben vom Himel auff dich / bis du vertilget werdeſt. 25Der HERR wird dich fur deinen Feinden ſchlahen / Durch einen weg wirſtu zu jnen ausziehen / vnd durch ſieben wege wirſtu fur jnen fliehen / vnd wirſt zuſtrewet werden vnter alle Reich auff Erden. 26Dein Leichnam wird ein ſpeiſe ſein allem Geuögel des Himels / vnd allem Thier auff Erden / vnd niemand wird ſein der ſie ſcheucht.
27DEr HERR wird dich ſchlahen mit Drüſen Egypti / mit Feigwartzen / mit Grind vnd Kretz / das du nicht kanſt heil werden. 28Der HERR wird dich ſchlahen mit Wahnſin / Blindheit vnd Raſen des hertzen / 29vnd wirſt tappen im Mittag / wie ein Blinder tappet im tunckeln / vnd wirſt auff deinem wege kein glück haben.
29bVND wirſt gewalt vnd vnrecht leiden müſſen dein leben lang / vnd niemand wird dir helffen. 30Ein Weib wirſtu dir vertrawen laſſen / Aber ein ander wird bey jr ſchlaffen. Ein Haus wirſtu bawen / Aber du wirſt nicht drinnen wonen. Einen Weinberg wirſtu pflantzen / Aber du wirſt jn nicht gemein machen. 31Dein ochſe wird fur deinen augen geſchlachtet werden / Aber du wirſt nicht dauon eſſen. Dein eſel wird fur deinem angeſichte mit gewalt genomen / Vnd dir nicht wider gegeben werden. Dein ſchaf wird deinen Feinden gegeben werden / Vnd niemand wird dir helffen.
32DEine Söne vnd deine Töchter werden einem andern Volck gegeben werden / das deine augen zuſehen vnd verſchmachten vber jnen teglich / Vnd wird keine ſtercke in deinen henden ſein. 33Die Früchte deines Lands / vnd alle
[111b | 112a]
Moſe. C. XXVIII․
Flücĥe
des Geſetzes.
CXII.
deine Erbeit wird ein Volck verzeren / das du nicht kenneſt / vnd wirſt vnrecht leiden / vnd zuſtoſſen werden dein lebenlang. 34Vnd wirſt vnſinnig werden fur dem das deine augen ſehen müſſen.
35DEr HERR wird dich ſchlahen mit einer böſen Drüs an den knien vnd waden / Das du nicht kanſt geheilet werden / von den fusſolen an / bis auff die ſcheitel.
36DEr HERR wird dich vnd deinen König den du vber dich geſetzt haſt / treiben vnter ein Volck / das du nicht kenneſt noch dein Veter / vnd wirſt daſelbs dienen andern Göttern / holtz vnd ſteinen. 37Vnd wirſt ein Schewſal / vnd ein Sprichwort vnd Spot ſein vnter allen Völckern / da dich der HERR hin getrieben hat.
38DV wirſt viel Samens ausfüren auff das feld / vnd wenig einſammelen / Denn die Hewſchrecken werdens abfreſſen. 39Weinberge wirſtu pflantzen vnd bawen / Aber keinen Wein trincken noch leſen / Denn die Würme werdens verzeren. 40Olebewm wirſtu haben in allen deinen Grentzen / Aber du wirſt dich nicht ſalben mit Ole / denn dein Olebawm wird ausgeriſſen werden. 41Söne vnd Töchter wirſtu zeugen / vnd doch nicht haben / Denn ſie werden gefangen weggefürt werden. 42Alle deine Bewme / vnd Früchte deines Lands wird das Vnzifer freſſen.
43DEr Frembdling der bey dir iſt / wird vber dich ſteigen vnd jmer oben ſchweben / Du aber wirſt erunter ſteigen / vnd jmer vnterligen. 44Er wird dir leihen / Du aber wirſt jm nicht leihen / Er wird das Heubt ſein / Vnd du wirſt der Schwantz ſein.
45VND werden alle dieſe Flüche vber dich komen vnd dich verfolgen vnd treffen / bis du vertilget werdeſt / Darumb / das du der ſtim des HERRN deines Gottes nicht gehorchet haſt / das du ſeine Gebot vnd Rechte hielteſt / die er dir geboten hat.
46Darumb werden Zeichen vnd Wunder an dir ſein / vnd an deinem Samen ewiglich / 47Das du dem HERRN deinem Gott nicht gedienet haſt mit freude vnd luſt deines hertzen / da du allerley gnug hatteſt. 48Vnd wirſt deinem Feinde / den dir der HERR zuſchicken wird / dienen in hunger vnd durſt / in blöſſe vnd allerley mangel / Vnd wird ein eiſern Joch auff deinen Hals legen / bis das er dich vertilge.
49DEr HERR wird ein Volck vber dich ſchicken / von ferne von der Welt ende / wie ein Adeler fleugt / des ſprache du nicht verſteheſt / 50ein frech Volck / das nicht anſihet die perſon des Alten / noch ſchonet der Jünglingen. 51Vnd wird verzehren die frucht deines Viehs / vnd die frucht deines Landes / bis du vertilget werdeſt / Vnd wird dir nichts vberlaſſen an Korn / moſt / öle / an Früchten der ochſen vnd ſchafen / bis das dichs vmbbringe. 52Vnd wird dich engſten in alle deinen Thoren / bis das es niderwerffe deine hohe vnd feſte Mauren / darauff du dich verleſſeſt / in alle deinem Lande / Vnd wirſt geengſtet werden in allen deinen Thoren / in deinem gantzen Lande / das dir der HERR dein Gott gegeben hat.
DV wirſt die Frucht deines Leibs freſſen / das fleiſch deiner Söne vnd deiner Töchter / die dir der HERR dein Gott gegeben hat / in der angſt vnd not / da mit dich dein Feind drengen wird. 54Das ein Man der zuuor ſeer zertlich vnd in lüſten gelebt hat vnter euch / wird ſeinem Bruder / vnd dem Weib in ſeinen armen / vnd dem Son der noch vbrig iſt von ſeinen Sönen / vergönnen 55zu geben jmand vnter jnen von dem fleiſch ſeiner Söne / das er friſſet / Sintmal jm nichts vbrig iſt von allem gut / in der angſt vnd not / da mit dich dein feind drengen wird in allen deinen Thoren.
56EIn Weib vnter euch / das zuuor zertlich / vnd in lüſten gelebet hat / das ſie nicht verſucht hat jre Fusſolen auff die erden zuſetzen fur zertligkeit vnd wolluſt / Die wird dem Man in jren armen / vnd jrem ſon vnd jrer Tochter ver-
[112a | 112b]
V. Bucĥ C. XXVIII.XXIX.
Flücĥe
des Geſetzs.
gönnen / 57die a Affterburt die zwiſſchen jr eigen Beinen ſind ausgangen / dazu jre Söne / die ſie geboren hat / Denn ſie werden ſie fur allerley mangel heimlich eſſen / in der angſt vnd not / damit dich dein Feind drengen wird in deinen Thoren.
WO du nicht wirſt halten / das du thuſt alle wort dieſes Geſetzs / die in dieſem Buch geſchrieben ſind / das du fürchteſt dieſen herrlichen vnd ſchrecklichen Namen / den HERRN deinen Gott / 59So wird der HERr wünderlich mit dir vmbgehen / mit plagen auff dich vnd deinen Samen / mit groſſen vnd langwerigen Plagen / mit böſen vnd langwerigen Kranckheiten. 60Vnd wird dir zuwenden alle Seuche Egypti / da fur du dich fürchteſt / vnd werden dir anhangen. 61Dazu alle Kranckheit vnd alle Plage / die nicht geſchrieben ſind in dem Buch dieſes Geſetzs / wird der HERR vber dich komen laſſen / bis du vertilget werdeſt. 62Vnd wird ewr wenig Pöbels vberbleiben / die jr vorhin geweſen ſeid / wie die Stern am Himel nach der menge / Darumb das du nicht gehorchet haſt der ſtim des HERRN deines Gottes.
63VND wie ſich der HERR vber euch zuuor frewete / das er euch guts thet vnd mehret euch / Alſo wird er ſich vber euch frewen / das er euch vmbbringe vnd vertilge / Vnd werdet verſtöret werden von dem Land da du einzeuchſt jtzt einzunemen. 64Denn der HERR wird dich zuſtrewen vnter alle Völcker / von eim ende der Welt bis ans ander / Vnd wirſt daſelbs andern Göttern dienen / die du nicht kenneſt / noch deine Veter / holtz vnd ſteinen.
65DAzu wirſtu vnter den ſelben Völckern kein bleibend weſen haben / vnd deine Fusſolen werden keine ruge haben. Denn der HERR wird dir daſelbs ein bebendes Hertz geben / vnd verſchmachte Augen / vnd verdorrete Seele / 66das dein Leben wird fur dir ſchweben. Nacht vnd tag wirſtu dich fürchten / vnd deines Lebens nicht ſicher ſein. 67Des morgens wirſtu ſagen / Ah / das ich den abend erleben möchte / Des abends wirſtu ſagen / Ah / das ich den morgen erleben möchte / fur furcht deines Hertzen / die dich ſchrecken wird / vnd fur dem das du mit deinen Augen ſehen wirſt.
68VND der HERR wird dich mit Schiff vol wider in Egypten füren / durch den weg / dauon ich geſagt hab / Du ſolt jn nicht mehr ſehen. Vnd jr werdet daſelbs ewrn Feinden zu Knechten vnd Megden verkaufft werden / vnd wird kein Keuffer da ſein.
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1) lat.: Alij Infantes / recens natos.
dt.: »Andere [Klein-]Kinder, frisch geboren.«
Luther erklärt, dass sich das Wort Affterburt auf frisch geborene Säuglinge bezieht, nicht auf die in Vers 57b genannten Söhne.
Das Wort meint die Nachgeburt, die Plazenta (der Mutterkuchen), die kurz nach der Geburt eines Kindes von der Gebärmutter abgestossen wird und bei natürlichem Verlauf durch den Geburtskanal (Gebärmuttermund und Scheide) zwischen den Beinen der gebärenden Frau austritt.
Die menschliche Plazenta ist flach ausgelegt etwa tellergroß und gut 600 Gramm schwer. Dies ist wohl einer der Gründe, warum sie im Text vom biblischen Autor in diesem Zusammenhang als Nahrungsquelle genannt wurde. Kanibalismus und Plazenta-Kanibalismus waren bereits im Altertum bekannt.
»Plazenta-Kanibalismus« bzw. Plazentophagie, auch in verarbeiteten Formen der Plazenta (beispielsweise als Pulver) ist auch heute noch immer bzw. wieder bekannt, doch nicht aus der Not heraus, wie es hier der biblische Autor beschreibt. Vielmehr sehen Anhänger der modernen Plazentophagie darin einen Nutzen für Gesundheit und Wohlbefinden, der allerdings bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Hingegen ist die Gefahr für Schädigungen der Gesundheit inzwischen bestätigt.
Der heutige Vers 28,69 bildet in dieser Ausgabe den Anfang des Kapitels XXIX. (29).
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Deut. | Das fünfte Buch Moſe. | Das fünfte Buch Moses (Deuteronomium) Deuteronomium 5. Buch Mose | 5. Mose Dtn 5Mos |
Ex. | Das ander Buch Moſe. | Das zweite Buch Mose (Exodus) Exodus 2. Buch Mose | 2. Mose Ex 2Mos |
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Threno. | Die Klagelieder Jeremia.Biblia Vulgata: Anm: In der Lutherbibel 1545 direkt hinter dem Buch Jeremia eingeordnet und im Inhaltsverzeichnis nicht gesondert aufgeführt. | Die Klagelieder Jeremias Die Klagelieder des Jeremia | Klgl Klgl Klgl |
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Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.