Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 25 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel VII. | ||
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2 - 10 |
VI. DIE GESCHEHNISSE ZUR ZEIT DES ELISA
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4,1 - 8,15 |
VI.3 Die Elisa-Geschichten
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7,1-20 |
VI.3.5 Die Geschichte von der Weissagung fallender Getreidepreise
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1 | 7,1 | Elisa sagt trotz der bestehenden Inflation fallende Getreidepreise voraus |
2 | 7,2 | Ein Schildträger bezweifelt öffentlich Elisas Worte, und Elisa prophezeit ihm seinen Tod |
A |
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3 | 7,3-8 | Vier aussätzige Männer entdecken das geräumte Lager der Aramäer |
4 | 7,9-12 | |
5 | 7,13-16 | |
6 | 7,17-20 |
[207b]
7,1-20
ELiſa aber ſprach / Höret des HERRN wort / So ſpricht der HERR / Morgen vmb dieſe zeit wird ein ſcheffel Semelmelh einen ſekel gelten / vnd zween ſcheffel Gerſten einen ſekel vnter dem Thor zu Samaria.
2Da antwortet ein Ritter / auff welchs hand ſich der König lehnet / dem man Gottes / vnd ſprach / Vnd wenn der HERR fenſter am Himel machet / wie könd ſolchs geſchehen? Er ſprach / Sihe da / mit deinen augen wirſtu es ſehen / vnd nicht dauon eſſen.
[207b | 208a]
Koniǵen. C․ VII․
CCVIII․
Eliſá.
Abbildung 3
VND es waren vier auſſetzige Menner an der thür fur dem thor / Vnd einer ſprach zum andern / Was wöllen wir hie bleiben / bis wir ſterben? 4Wenn wir gleich gedechten in die Stad zu komen / ſo iſt Thewrung in der Stad / vnd müſten doch daſelbs ſterben / Bleiben wir aber hie / ſo müſſen wir auch ſterben. So laſſt vns nu hin gehen / vnd zu dem Heer der Syrer fallen / Laſſen ſie vns leben / ſo leben wir / Tödten ſie vns / ſo ſind wir tod. 5Vnd machten ſich in der früe auff / das ſie zum Heer der Syrer kemen. Vnd da ſie forn an den ort des Heers kamen / Sihe / da war niemands.
6DEnn der HERR hat die Syrer laſſen hören ein geſchrey von Roſſen / Wagen vnd groſſer Heerkrafft / das ſie vnternander ſprachen / Sihe / der könig Iſrael hat wider vns gedinget die könige der Hethiter / vnd die Könige der Egypter / das ſie vber vns komen ſollen. 7Vnd machten ſich auff vnd flohen in der früe / vnd lieſſen jre Hütten / roſs vnd eſel im Lager / wie es ſtund / vnd flohen mit jren leben dauon.
8ALs nu die Auſſetzigen an den ort des Lagers kamen / giengen ſie in der Hütten eine / aſſen vnd truncken / vnd namen Silber / Gold vnd Kleider / vnd giengen hin vnd verborgen es / Vnd kamen wider / vnd giengen in eine ander Hütten / vnd namen draus / vnd giengen hin vnd verborgens.
ABer einer ſprach zum andern / Laſſt vns nicht alſo thun / Diſer tag iſt ein tag guter Botſchafft / Wo wir das verſchweigen vnd harren / bis das Liecht morgen wird / wird vnſer Miſſethat funden werden. So laſſt vns nu hin gehen / das wir komen vnd anſagen dem hauſe des Königs. 10Vnd da ſie kamen / rieffen ſie am thor der Stad / vnd ſagtens jnen an / vnd ſprachen / Wir ſind zum Lager der Syrer komen / Vnd ſihe / es iſt niemand da / noch kein Menſchenſtim / Sondern roſs vnd eſel angebunden / vnd die Hütten wie ſie ſtehen.
11DA rieff man den Thorhüttern / das ſie es drinnen anſagten im hauſe des Königs. 12Vnd der König ſtund auff in der nacht / vnd ſprach zu ſeinen Knechten / Laſſt euch ſagen / wie die Syrer mit vns vmbgehen / Sie wiſſen / das wir Hunger leiden / vnd ſind aus dem Lager gegangen / das ſie ſich im Felde verkröchen / vnd dencken / Wenn ſie aus der Stad gehen / wöllen wir ſie lebendig greiffen / vnd in die Stad komen.
[208a | 208b]
II. Bucĥ vón den C․ VII.VIII․
Eliẛa․
13DA antwortet ſeiner Knecht einer / vnd ſprach / Man neme die fünff vbrige Roſſe / die noch drinnen ſind vberblieben (ſihe / die ſind drinnen vberblieben / von aller menge in Iſrael / welch alle dahin iſt) die laſſt vns ſenden vnd beſehen. 14Da namen ſie zween Wagen mit Roſſen / vnd der König ſandte ſie dem Lager der Syrer nach / vnd ſprach / Ziehet hin vnd beſehet. 15Vnd da ſie jnen nachzogen bis an den Jordan / Sihe / da lag der weg vol Kleider vnd Gerete / welche die Syrer von ſich geworffen hatten / da ſie eileten. Vnd da die Boten widerkamen / vnd ſagtens dem Könige an / 16Gieng das Volck hin aus vnd beraubete das Lager der Syrer / Vnd es galt ein ſcheffel Semelmelh einen ſekel / vnd zween ſcheffel Gerſten auch einen ſekel / nach dem wort des HERRN.
ABer der König beſtellet den Ritter / auff des hand er ſich lehnet vnter das Thor / Vnd das Volck zutrat jn im thor / das er ſtarb / Wie der man Gottes geredt hatte / da der König zu jm hin ab kam. 18Vnd geſchach / wie der man Gottes dem Könige ſagte / da er ſprach / Morgen vmb dieſe zeit werden zween ſcheffel Gerſten einen ſekel gelten / vnd ein ſcheffel Semelmelh einen ſekel vnter dem thor zu Samaria / 19Vnd der Ritter dem man Gottes antwortet / vnd ſprach / Sihe / wenn der HERR fenſter am Himel mechte / wie möchte ſolchs geſchehen? Er aber ſprach / Sihe / mit deinen augen wirſtu es ſehen / vnd nicht dauon eſſen. 20Vnd es gieng jm eben alſo / Denn das volck zutrat jn im Thor / das er ſtarb.
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1) Die Erzählung ist eingebettet in die Chronologie eines namenlosen Königs von Israel und spielt im damals von den Aramäern (hier: Syrer) belagerten Samaria, dem Sitz des Könige Israels ab der Teilung Israels in das Nordreich (Israel mit der Hauptstadt Samaria) und in das Südreich (Juda mit der Hauptstadt Jerusalem).
Welcher König gemeint ist, ist unklar. Doch ist aus dem Kontext heraus anzunehmen, dass der Leser an die Zeit von König Joram (852 bis 841 v. Chr.) zu denken habe.
Die Tatsache, dass der Königsname durchgängig ausgelassen wurde, sowie die Konstruktion des Plots (zwei Weissagungen, die Überbringung der frohen Botschaft durch die Ärmstem im Volk, der zweifelnde König, die ausführliche Bestätigung der Weissagungen) lassen auf den legendarischen Charakter der Erzählung schließen, die weniger historisch, sehr wohl aber theologisch für die Prophetie im Alten Testament bedeutsam ist.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
4. Reg. | 2. Buch von den Königen. | Das zweite Buch der Könige Das 2. Buch der Könige | 2. Kön 2 Kön 2Kon |
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Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.