Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 25 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XVII. | ||
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10,28 - 17,41 |
VII. DIE ZEIT NACH DER REVOLUTION JEHUS BIS ZUM UNTERGANG DES NORDREICHS
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17,1-6 |
VII.17 König Hoschea von Israel
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1 | 17,1-5 | |
2 | 17,6 | |
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17,7-41 |
VII.18 Eingeschobene Erzählungen:
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3 | 17,7-23 | |
A |
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4 | 17,24-41 |
[207a]
17,1-6
IM zwelfften jar Ahas des königs Juda / ward König vber Iſrael zu Samaria Hoſea der ſon Ela / neun jar. 2Vnd thet das dem HERRN vbel gefiel / Doch nicht wie die könige Iſrael / die vor jm waren. 3Wider denſelben zoch er auff Salmaneſſer der könig zu Aſſyrien / Vnd Hoſea ward jm vnterthan / das er jm Geſchenck gab.
Hoſea
9. jar König vber Iſrael.
Salman-
eſſer
4DA aber der könig zu Aſſyrien innen ward / das Hoſea einen Bund anrichtet / vnd Boten hatte zu So dem könige in Egypten geſand / vnd nicht darreichet Geſchencke dem könig zu Aſſyrien alle jar / belagert er jn / vnd legt jn ins gefengnis. 5Vnd der könig zu Aſſyrien zoch auffs gantze Land / vnd gen Samaria / vnd belagert ſie drey jar.
. 6Vnd im neunden jar Hoſea / gewan der könig zu Aſſyrien Samaria / Vnd füret Iſrael weg in Aſſyrien / vnd ſetzt ſie zu Halah vnd zu Habor / am waſſer Goſan / vnd in den ſtedten der Meder.
17,17-41
Vmb welcher willen Gott Iſrael verworffen habe.
DEnn da die kinder Iſrael wider den HERRN jren Gott ſündigeten / der ſie aus Egyptenland gefüret hatte / aus der hand Pharao des königs in Egypten / vnd ander Götter furchten / 8Vnd wandelten nach der Heiden weiſe / die der HERR fur den kindern Iſrael vertrieben hatte / vnd wie die könige Iſrael theten. 9Vnd die kinder Iſrael ſchmückten jr Sachen wider den HERRN jren Gott / die doch nicht gut waren / nemlich / Das ſie jnen Höhe baweten in allen Stedten / beide in Schlöſſern vnd feſten Stedten / 10Vnd richteten Seulen auff / vnd Hayne auff allen hohen Hügeln / vnd vnter allen grünen Bewmen / 11vnd reucherten daſelbs auff allen Höhen / wie die Heiden / die der HERR fur jnen weggetrieben hatte / Vnd trieben böſe ſtücke / da mit ſie den HERRN erzürneten / 12vnd dieneten den Götzen / dauon der HERR zu jnen geſagt hatte / Ir ſolt ſolchs nicht thun.
(Schmückten)
Sie wolten jre ſünde verteidigen als recht vnd wol gethan / Wie alle Ketzer vnd Abgöttiſchen thun.
13VND wenn der HERR bezeuget in Iſrael vnd Juda / durch alle Propheten vnd Schawer / vnd lies jnen ſagen / Keret vmb von ewren böſen wegen / vnd haltet meine Gebot vnd Rechte / nach allem Geſetz / das ich ewrn Vetern geboten habe / vnd das ich zu euch geſand habe / durch meine Knechte die Propheten / 14So gehorchten ſie nicht / Sondern herteten jren nacken / wie der nacke
[214b | 215a]
Koniǵen․ C. XVII.
CCXV.
Ahas.
jrer Veter / die nicht gleubeten an den HERRN jren Gott. 15Dazu verachten ſie ſeine Gebot vnd ſeinen Bund / den er mit jren Vetern gemacht hatte / vnd ſeine Zeugnis die er vnter jnen thet / Sondern wandelten jrer eitelkeit nach / vnd wurden eitel den Heiden nach / die vmb ſie her woneten / Von welchen jnen der HERR geboten hatte / Sie ſolten nicht wie ſie thun. 16Aber ſie verlieſſen alle Gebot des HERRN jres Gottes / vnd machten jnen zwey gegoſſen Kelber / vnd Hayne / vnd beten an alle Heer des Himels / vnd dieneten Baal / 17vnd lieſſen jre Söne vnd Töchter durchs fewr gehen / vnd giengen mit weiſſagen vnd zeubern vmb / vnd vbergaben ſich zu thun das dem HERRN vbel gefiel jn zu erzürnen.
Sanhe-
rib.
Abbildung 5
DA ward der HERR ſeer zornig vber Iſrael / vnd thet ſie von ſeinem Angeſicht / Das nichts vberbleib / denn der ſtam Juda alleine 19(Dazu hielt auch Juda nicht die Gebot des HERRN jres Gottes / vnd wandelten nach den Sitten Iſrael / die ſie gethan hatten) 20Darumb verwarff der HERR allen ſamen Iſrael / vnd drenget ſie / vnd gab ſie in die hende der Reuber / bis das er ſie warff von ſeinem Angeſicht. 21Denn Iſrael ward geriſſen vom hauſe Dauid / Vnd ſie machten zum Könige Jerobeam den ſon Nebat / Derſelb wand Iſrael hinden ab vom HERRN / vnd macht / das ſie ſchwerlich ſündigeten. 22Alſo wandelten die kinder Iſrael in allen ſünden Jerobeam / die er angerichtet hatte / vnd lieſſen nicht dauon / 23bis der HERR Iſrael von ſeinem Angeſicht thet / wie er geredt hatte durch alle ſeine Knechte die Propheten. Alſo ward Iſrael aus ſeinem Lande weggefürt in Aſſyrien / bis auff dieſen tag.
Iſrael in
Aſſyrien weggefüret.
DEr König aber zu Aſſyrien lies komen von Babel / von Cutha / von Ana / von Hemath / vnd Sepharuaim / vnd beſetzt die Stedt in Samaria an ſtat der kinder Iſrael / Vnd ſie namen Samaria ein / vnd woneten in der ſelben Stedten. 25Da ſie aber anhuben daſelbs zu wonen / vnd den HERRN nicht furchten / ſandte der HERR Lewen vnter ſie / die erwürgeten ſie. 26Vnd ſie lieſſen dem könige zu Aſſyrien ſagen / Die Heiden / die du haſt her gebracht / vnd die Stedte Samaria da mit beſetzt / wiſſen nichts von der Weiſe des Gottes im lande / Darumb hat er Lewen vnter ſie geſand / vnd ſihe / die ſelben tödten ſie / weil ſie nicht wiſſen vmb die Weiſe des Gottes im lande.
Samaria
mit Heiden beſetzt.
[215a | 215b]
II. Bucĥ vón den C․ XVII․XVIII․
Hiskia․
DEr könig zu Aſſyrien gebot / vnd ſprach / Bringet da hin der Prieſter einen die von dannen ſind weggefürt / vnd ziehet hin / vnd wonet daſelbs / vnd er lere ſie die Weiſe des Gottes im lande. 28Da kam der Prieſter einer die von Samaria weggefürt waren / vnd ſetzt ſich zu BethEl / vnd leret ſie / wie ſie den HERRN fürchten ſolten.
ABer ein jglich volck macht ſeinen Gott / vnd theten ſie in die heuſer auff den Höhen / die die Samariter machten / ein jglich volck in jren Stedten / darinnen ſie woneten. 30Die von Babel machten Suchoth Benoth. Die von Chuth machten Nergel. Die von Hemath machten Aſima. 31Die von Aua machten Nibehas vnd Tharthak. Die von Sepharuaim verbranten jre ſöne dem Adramelech vnd Anamelech den Göttern der von Sepharuaim. 32Vnd weil ſie den HERRN auch furchten / machten ſie jnen Prieſter auff den Höhen aus den vnterſten vnter jnen / vnd theten ſie in die heuſer auff den Höhen. 33Alſo furchten ſie den HERRN / Vnd dieneten auch den Göttern / nach eins jglichen Volcks weiſe / von dannen ſie her gebracht waren.
Götzen der
Samariter.
34VND bis auff dieſen tag thun ſie nach der alten weiſe / Das ſie weder den HERRN fürchten / noch jre Sitten vnd Rechte thun / nach dem Geſetz vnd Gebot / das der HERR geboten hat den kindern Jacob / welchem er den namen Iſrael gab. 35Vnd macht einen Bund mit jnen / vnd gebot jnen / vnd ſprach / Fürchtet kein ander Götter / vnd bettet ſie nicht an / vnd dienet jnen nicht / vnd opffert jnen nicht / 36Sondern den HERRN der euch aus Egypten land gefürt hat / mit groſſer Krafft vnd ausgerecktem Arm / den fürchtet / den bettet an / vnd dem opffert. 37Vnd die Sitten / Rechte / Geſetz vnd Gebot / die er euch hat beſchreiben laſſen die haltet / das jr darnach thut allwege / vnd nicht ander Götter fürchtet. 38Vnd des Bunds / den er mit euch gemacht hat / vergeſſet nicht / das jr nicht ander Götter fürchtet / 39ſondern fürchtet den HERRN ewrn Gott / Der wird euch erretten von alle ewrn Feinden. 40Aber dieſe gehorchten nicht / ſondern theten nach jrer vorigen weiſe. 41Alſo furchten dieſe Heiden den HERRN / Vnd dieneten auch jren Götzen / Alſo theten auch jre Kinder vnd kindskinder / wie jre Veter gethan haben / bis auff dieſen tag.
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1) So dem könige in Egypten
1.1. Tefnachte
Die Jerusalemer Bibel (11. Aufl. 1968) sieht in »König So« den ägyptischen General, den die assyrischen Texte »Sibe« nennen, ein Fürst des Nil-Deltagebiets.
Gemeint ist sehr wahrscheinlich Pharao Tefnachte (ägyptischer Eigenname: T3(y).f nḫt), Thronname: Schepses-Re (Špss-Rˁ); Horusname: Sije-Het (Sj3-ẖt.), 1. Pharao der 24. Dynastie, der seine Laufbahn als Fürst begann.
Tefnachte regierte in Unterägypten zunächst als Fürst in den Jahren 740 bis 727 v. Chr., und danach als Pharao bis 720 v.Chr.
Die hebräische Schreibweise des Namens (סוא), die zur deutschen Transkription »So« führte, leitet sich sehr wahrscheinlich wie die assyrische Schreibweise »Sibe« aus dem Horusnamen ab.
Die Ausprache der Wörter ist keineswegs gesichert und auch abhängig von lokaler Phonetik, wie auch die Übersetzung der Kirchenväter ins Lateinische zeigt. In der Vulgata heißt der König »Sua«.
1.2. Sais
Eine andere These nimmt an, dass an dieser Stelle nicht der Königsname, sondern die Stadt Sais gemeint sei (Hoschea schickte Boten nach Sais, zum König Ägyptens).
Sais war eine Stadt im westlichen Nildelta.
Der Name Sais ist die griechische Transkription des altägyptischen Namens »Zau« oder »Sau« (S3w), wobei sich das »3w« phonetisch durchaus einem »o« mit Abklanglaut genähert haben könnte (hebräisches וא in סוא).
Aber auch dann wurden die Boten effektiv zu Tefnachte geschickt, dem Herrscher von Sais.
1.3. Osorkon IV.
Eine weitere These sieht in dem benannten König Pharao Osorkon IV., den 2. unterägyptischen Pharoa der 23. Dynastie, dessen Regierungszeit dabei mit 732/730 bis 722 (bzw. 715/713) v. Chr. angegeben wird. Andere Quellen ordnen Osorkon IV. als 6. und letzten Pharao der 22. Dynastie ein.
Die These stützt sich dabei auf die Annahme, dass die hebräische Namensversion eine "verlesene" Form sei, also beim Abschreiben früherer Quellen versehentlich falsch gelesen und falsch neu notiert wurde. Der hebräische Name könnte ursprünglich »Sgr« gelautet haben (סגר), worauf die Septuaginta (griechischer Text des Alten Testaments) hindeute. Dort heist der König Σηγωρ (»Segor«; ohne Vokale: »Sgr«), was Osorkon IV. meine. Doch auch hier könnte ein "verlesen", bzw. eine Korrektur bei der Niederschrift des Septuaginta-Textes vorgelegen haben.
1.4. Fazit
Die Interpretation der ägyptischen Königslisten dieser Zeit ist schwierig, zeitliche Einordnungen unterliegen gewissen Bandbreiten, Herrschaftsgebiete sind durch die politisch komplexen Geschehnisse nicht eindeutig bestimmbar.
Wir sehen den Horusnamen des Tefnachte als starkes Argument für die hebräische und assyrische Namensgebung an. Der Horusname der Pharaonen besaß einen hohen Stellenwert, war er doch in der Frühzeit zugleich der Thronname des Herrschers.
Das Argument der fehlerhaften Übertragung des hebräischen Namens scheint uns nur schwer nachvollziehbar mit Blick auf die Schreibweisen(סוא gegen סגר). Die Septuaginta ist hier als Textzeuge nicht stark genug.
Auch die These, dass »So« nicht den Königsnamen, sondern den altägyptischen Städtenamen »Sau« bezeichnet, erscheint ethymologisch sinnvoll.
Wir denken daher, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die Boten zu Tefnachte geschickt wurden, der zu dieser Zeit noch als Fürst von Sais (und damit im Nildelta) regierte, und erst in der Rückschau bei der Erstellung des Textes sein späterer Titel »König« (Pharao) korrekterweise genutzt wurde.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
4. Reg. | 2. Buch von den Königen. | Das zweite Buch der Könige Das 2. Buch der Könige | 2. Kön 2 Kön 2Kon |
Gen. | Das erste Buch Moſe. | Das erste Buch Mose (Genesis) Genesis 1. Buch Mose | 1. Mose Gen 1Mos |
3. Reg. | 1. Buch von den Königen. | Das erste Buch der Könige Das 1. Buch der Könige | 1. Kön 1 Kön 1Kon |
Jer. | Der Prophet Jeremia.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jeremia Das Buch Jeremia | Jer Jer Jer |
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.