Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 31 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXVI. | ||
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21,2 - 26,25 |
V. DAVID AUF DER FLUCHT VOR SAUL
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1 | 26,1-25 | |
A | ABBILDUNG: |
[165b]
DIE aber von Siph kamen zu Saul gen Gibea / vnd ſprachen / Iſt nicht Dauid verborgen auff dem hügel Hachila fur der wüſten? 2Da macht ſich Saul auff / vnd zoch er ab zur wüſten Siph / vnd mit jm drey tauſent junger Manſchafft in Iſrael / das er Dauid ſuchte in der wüſten Siph. 3Vnd lagert ſich auff dem hügel Hachila / die fur der wüſten ligt am wege / Dauid aber bleib in der wüſten. Vnd da er ſahe / das Saul kam jm nach in die wüſten / 4ſandte er Kundſchaffer aus / vnd erfur das Saul gewislich komen were.
Die von
Siph ſagen Saul an / wo er Dauid finden ſol etc.
VND Dauid macht ſich auff / vnd kam an den ort da Saul ſein Lager hielt / vnd ſahe die ſtete / da Saul lag mit ſeinem Feldheubtman Abner / dem ſon Ner / Denn Saul lag in der Wagenburg / vnd das Heeruolck vmb jn her. 6Da antwortet Dauid / vnd ſprach zu Ahimelech dem Hethiter / vnd zu Abiſai dem ſon ZeruJa / dem bruder Joab / Wer wil mit mir hinab zu Saul ins Lager? Abiſai ſprach / Ich wil mit dir hinab. 7Alſo kam Dauid vnd Abiſai zum volck des nachts / Vnd ſihe / Saul lag vnd ſchlieff in der Wagenburg / vnd ſein Spies ſteckt in der erden zu ſeinen heubten / Abner aber vnd das volck lag vmb jn her.
8DA ſprach Abiſai zu Dauid / Gott hat deinen Feind heute in deine hand beſchloſſen / So wil ich jn nu mit dem Spies ſtechen in die erden ein mal / das ers nicht mehr bedarff. 9Dauid aber ſprach zu Abiſai / Verderbe jn nicht / Denn wer wil die hand an den geſalbeten des HERRN legen / vnd vngeſtrafft bleiben? 10Weiter ſprach Dauid / So war der HERR lebt / wo der HERR nicht jn ſchlegt / oder ſeine zeit komet das er ſterbe / oder in einen ſtreit ziehe vnd kom vmb / 11So las der HERR ferne von mir ſein / das ich meine hand ſolt an den Geſalbeten des HERRN legen. So nim nu den Spies zu ſeinen heubten / vnd den Waſſerbecher / vnd las vns gehen. 12Alſo nam Dauid den Spies vnd den Waſſerbecher / zun heubten Saul / vnd gieng hin / vnd war niemand der es ſahe / noch mercket / noch erwachet / ſondern ſie ſchlieffen alle / Denn es war ein tieffer ſchlaff vom HERRN auff ſie gefallen.
DA nu Dauid hin über auff jenſeid komen war / trat er auff des Berges ſpitzen von ferne / das ein weiter raum war zwiſſchen jnen / 14vnd ſchrey das Volck an / vnd Abner den ſon Ner / vnd ſprach / Höreſtu nicht Abner? Vnd Abner antwortet / vnd ſprach / Wer biſtu / das du ſo ſchreieſt gegen dem Könige? 15Vnd Dauid ſprach zu Abner / Biſtu nicht ein Man? Vnd wer iſt dein gleich in Iſrael? Wammb haſtu denn nicht behütet deinen Herrn den
[165b | 166a]
Samuel․ C․ XXVI․
Dauid
CLXVI․
König? Denn es iſt des Volcks einer hinein komen / deinen Herrn den König zuuerterben. 16Es iſt aber nicht fein / das du gethan haſt / So war der HERR lebt / jr ſeid Kinder des tods / das jr ewrn Herrn / den geſalbeten des HERRN nicht behütet habt / Nu ſihe / hie iſt der Spies des Königs / vnd der Waſſerbecher / die zu ſeinen heubten waren.
DA erkennet Saul die ſtimme Dauids / vnd ſprach / Iſt das nicht dein ſtimme / mein ſon Dauid? Dauid ſprach / Es iſt meine ſtim mein Herr könig. 18Vnd ſprach weiter / Warumb verfolget mein Herr alſo ſeinen Knecht? Was hab ich gethan? Vnd was vbels iſt in meiner hand? 19So höre doch nu mein Herr der König die wort ſeines Knechts. Reitzet dich der HERR wider mich / ſo las man ein Speisopffer riechen / Thuns aber Menſchenkinder / So ſeien ſie verflucht fur dem HERRN / das ſie mich heute verſtoſſen / das ich nicht haffte in des HERRN Erbteil / vnd ſprechen / Gehe hin / diene andern Göttern. 20So verfalle nu mein Blut nicht auff erden / vnd dem Angeſichte des HERRN / Denn der König Iſrael iſt ausgezogen zu ſuchen einen Floch / wie man ein Rephun jagt auff den bergen.
21VND Saul ſprach / Ich hab geſündigt / Kom wider mein ſon Dauid / ich wil dir kein leid fürder thun / darumb / das meine Seele heutes tags thewr geweſen iſt in deinen augen / Sihe / ich hab thörlich vnd ſeer vnweislich gethan. 22Dauid antwortet / vnd ſprach / Sihe / hie iſt der Spies des Königs / Es gehe der Jüngling einer herüber vnd hole jn. 23Der HERR aber wird einem jglichen vergelten nach ſeiner gerechtigkeit vnd glauben / Denn der HERR hat dich heute in meine hand gegeben / Ich aber wolt meine hand nicht an den geſalbten des HERRN legen. 24Vnd wie heute deine Seele in meinen augen iſt gros geacht geweſen / So werde meine Seele gros geachtet werden fur den Augen des HERRN / vnd errette mich von allem trübſal. 25Saul ſprach zu Dauid / Geſegenet ſeiſtu mein ſon Dauid / du wirſts thun vnd hin aus füren. Dauid aber gieng ſeine ſtras / Vnd Saul keret wider an ſeinen Ort.
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Holzschnitt in 1Sam XXVI.
»David beweist die erneute Schonung von Sauls Leben«
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Das Bild zeigt die beiden Lager Sauls und David. Dazwischen ein tiefer Graben, der andeuten soll, dass sich beiden Kontrahenten trotz der Rufnähe nicht errichen können (Vers 13).
David hatte sich in der Nacht in Sauls Kriegslager geschlichen und dem schlafenden Saul Spieß und Wasserbecher entwendet. Er hätte Saul töten können, doch er tat es nicht.
David begab sich auf einen Hügel, der Sauls Lager gegenüber lag und machte aus sicherer Entfernung mit lauter Stimme auf sich aufmerksam.
1. Rechts steht David mit seinem Waffenträger. Vor David liegt als Symbol die Harfe am Boden.
2. David hält Sauls Spieß und Wasserbecher hoch. Damit beweist er Saul und Abner, dass er in der Nacht im Lager bei Saul war (Verse 16 und 22). Er war so nahe, dass er Saul leicht hätte töten können, doch er verschonte ihn.
3. Saul deutet auf David. Er zeigt einmal mehr Reue für sein Verhalten (Vers 21).
4. Vorn links läuft ein Soldat Sauls vom Lager Sauls zum Lager Davids, um Spieß und Wasserbecher abzuholen (Vers 22).
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
1. Reg. | I. Buch Samuel. | Das erste Buch Samuel Das 1. Buch Samuel
| 1. Sam 1 Sam 1Sam |
Pſal. | Der Pſalter.Biblia Vulgata: | Der Psalter Die Psalmen Das Buch der Psalmen | Ps Ps Ps |
Sup. | Latein: [vide] supra Kapitelnummer | »[Siehe] [weiter] oben, Kapitelnummer«oder | |
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.