Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 31 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XIIII. | ||
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8 - 15 |
III. SAUL WIRD KÖNIG · SEIN UNGEHORSAM
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1 | 14,1-16 | Jonatan greift mit seinem Waffenträger einen Vorposten der Philister an |
2 | 14,17-23 | Saul greift mit seinem Heer in die Schlacht ein, die Jonatan auslöste, und vertreibt die Philister |
3 | 14,24-31 | Jonatan verstößt nach der Schlacht unwissend gegen ein Gebot Sauls |
4 | 14,32-35 | Das Volk vergeht sich nach der Schlacht am Blut der Beutetiere |
5 | 14,36-46 | |
6 | 14,47-48 | Notiz zu den kriegerischen Aktivitäten Sauls während seiner Regierungszeit |
7 | 14,49-52 |
[156a]
ES begab ſich eins tages / das Jonathan der ſon Saul ſprach zu ſeinem Knaben / der ſein Waffentreger war / Kom / las vns hinüber gehen zu der Philiſter lager / das da drüben iſt / vnd ſagts ſeinem Vater nicht an. 2Saul aber bleib zu Gibea am ende / vnter einem Granatenbawm / der in der Vorſtad war / vnd des volcks das bey jm war / war bey ſechs hundert Man. 3Vnd Ahia der ſon Ahitob Jacobs bruder / Pinehas ſon / des ſons Eli / war Prieſter des HERRn zu Silo / vnd trug den Leibrock an. Das volck wuſte auch nicht / das Jonathan war hin gegangen.
4ES waren aber an dem wege / da Jonathan ſucht hin über zu gehen zu der Philiſter lager / zween ſpitzen Felſen / einer diſſeid / der ander jenſeid / der eine hies Bozez / der ander Senne / 5Vnd einer ſahe von Mitternacht gegen Michmas / vnd der ander von Mittag gegen Gaba. 6Vnd Jonathan ſprach zu ſeinem Waffentreger / Kom / las vns hinüber gehen / zu dem Lager dieſer vnbeſchnitten / Vieleicht wird der HERR etwas durch vns ausrichten / Denn es iſt dem HERRN nicht ſchweer / durch viel oder wenig helffen. 7Da antwortet jm ſein Waffentreger / Thu alles was in deinem hertzen iſt / Far hin / Sihe ich bin mit dir / wie dein hertz wil.
8JOnathan ſprach / Wolan / wenn wir hinüber komen zu den Leuten / vnd jnen ins geſicht komen / 9Werden ſie denn ſagen / Stehet ſtille / bis wir an euch gelangen / So wollen wir an vnſerm ort ſtehen bleiben / vnd nicht zu jnen hinauff gehen. 10Werden ſie aber ſagen / Kompt zu vns er auff / So wollen wir zu jnen hin auff ſteigen / So hat ſie vns der HERR in vnſer hende gegeben / Vnd das ſol vns zum Zeichen ſein.
DA ſie nu der Philiſter lager beide ins geſicht kamen / ſprachen die Philiſter / Sihe / die Ebreer ſind aus den Löchern gegangen darin ſie ſich verkrochen hatten. 12Vnd die Menner im Lager antworten Jonathan vnd ſeinem Waffentreger / vnd ſprachen / Kompt er auff zu vns / ſo wollen wirs euch wol leren. Da ſprach Jonathan zu ſeinem Waffentreger / Steige mir nach / der HERR hat ſie gegeben in die hende Iſrael. 13Vnd Jonathan klettert mit henden vnd mit füſſen hin auff / vnd ſein Waffentreger jm nach.
Sieg
des Jona-than.
DA fielen ſie fur Jonathan darnider / vnd ſein Waffentreger würget jm jmer nach. 14Alſo das die erſte Schlacht / die Jonathan vnd ſein Waffentreger thet / war bey zwenzig Man / bey nahe in halber huffen ackers / die ein joch trei-
[156a | 156b]
I. Bucĥ C․ XIIII.
Sául.
bet. 15Vnd es kam ein ſchrecken ins Lager auff dem felde / vnd im gantzen Volck des lagers / vnd die ſtreiffend Rotte erſchracken auch / alſo das das Land erbebet / Denn es war ein ſchrecken von Gott. 16Vnd die Wechter Saul zu Gibea BenJamin ſahen das der Hauffe zuran / vnd verlieff ſich vnd ward zuſchmiſſen.
SAul ſprach zu dem Volck das bey jm war / Zelet vnd beſehet / wer von vns ſey weg gegangen. Vnd da ſie zeleten / ſihe / da war Jonathan vnd ſein Waffentreger nicht da. 18Da ſprach Saul zu Ahia / Bringe erzu die Lade Gottes (Denn die lade Gottes war zu der zeit bey den kindern Iſrael) 19Vnd da Saul noch redet mit dem Prieſter / Da ward das getümel vnd das lauffen in der Philiſter lager gröſſer. Vnd Saul ſprach zum Prieſter / Zeug deine hand abe. 20Vnd Saul rieff / vnd alles Volck das mit jm war / vnd kamen zum ſtreit / vnd ſihe / Da gieng eins jglichen ſchwert wider den andern / vnd war ein ſeer gros getümel.
21AVch die Ebreer / die vorhin bey den Philiſtern geweſen waren / vnd mit jnen im Lager hinauff gezogen waren vmbher / theten ſich zu Iſrael / die mit Saul vnd Jonathan waren. 22Vnd alle Man von Iſrael / die ſich auff dem gebirge Ephraim verkrochen hatten / da ſie höreten / das die Philiſter flohen / ſtrichen hinder jnen her im ſtreit. 23Alſo halff der HERR zu der zeit Iſrael / vnd der ſtreit weret bis gen BethAuen.
VND da die Menner Iſrael mat waren deſſelben tags / Beſchwur Saul das Volck / vnd ſprach / Verflucht ſey jederman / wer etwas iſſet bis zu abend / das ich mich an meinen Feinden reche / Da aſs das gantze Volck nichts. 25Vnd das gantze Land kam in den wald / Es war aber honig im felde / 26Vnd da das Volck hinein kam in den wald / ſihe / da flos das honig / Aber niemand thet deſſelben mit der hand zu ſeinem munde / Denn das Volck furchte ſich fur dem Eide.
27JOnathan aber hatte nicht gehört / das ſein Vater das volck beſchworen hatte / Vnd reckte ſeinen Stab aus / den er in ſeiner hand hatte / vnd tuncket mit der ſpitzen in den Honigſeim / vnd wand ſeine hand zu ſeinem munde / Da wurden ſeine augen wacker. 28Da antwortet einer des volcks / vnd ſprach / Dein Vater hat das volck beſchworen / vnd geſagt / Verflucht ſey jederman / der heute etwas iſſet / Vnd das volck war matt worden. 29Da ſprach Jonathan / Mein Vater hat das Land geirret / Sehet / wie wacker ſind meine augen worden / das ich ein wenig dieſes honigs gekoſtet habe. 30Weil aber das Volck heute nicht hat müſſen eſſen von der Beute ſeiner Feinde / die es funden hat / So hat auch nu die Schlacht nicht gröſſer werden künnen wider die Philiſter. 31Sie ſchlugen aber die Philiſter des tags von Michmas bis gen Aialon. Vnd das Volck ward ſeer matt.
VND das Volck richtet die Ausbeute zu / vnd namen Schaf vnd Rinder vnd Kelber / vnd ſchlachtens auff der erden / vnd aſſens ſo blutig. 33Da verkündiget man Saul / Sihe / das volck verſündiget ſich am HERRN das es blut iſſet. Er ſprach / Ir habt vbel gethan / Weltzet her zu mir jtzt einen groſſen Stein. 34Vnd Saul ſprach weiter / Zuſtrewet euch vnter das volck / vnd ſaget jnen das ein jglicher ſeinen Ochſen vnd ſein Schafe zu mir bringe vnd ſchlachtets alhie / das jrs eſſet vnd euch nicht verſundiget an dem HERRN mit dem blut eſſen. Da brachte alles Volck ein jglicher ſeinen Ochſen mit ſeiner hand erzu des nachts / vnd ſchlachtens daſelbs. 35Vnd Saul bawet dem HERRN einen Altar / Das iſt der erſt Altar den er dem HERRN bawet.
VND Saul ſprach / Laſſt vns hin ab ziehen den Philiſtern nach bey der nacht / vnd ſie berauben / bis das liecht morgen wird / das wir niemand von jnen vberlaſſen. Sie antworten / Thu alles was dir gefellet. Aber der Prieſter ſprach / Laſſt vns hieher zu Gott nahen. 37Vnd Saul fraget Gott /
[156b | 157a]
Samuel. C. XIIII․XV.
Saul.
CLVII.
Sol ich hin ab ziehen den Philiſtern nach? Vnd wilt du ſie geben in Iſraels hende? Aber er antwortet jm zu der zeit nicht. 38Da ſprach Saul / Laſſt erzu tretten alle hauffen des Volcks / vnd erfaret vnd ſehet / an welchem die ſünde ſey zu dieſer zeit. 39Denn ſo war der HERR lebt der Heiland Iſrael / vnd ob ſie gleich an meinem ſon Jonathan were / ſo ſol er ſterben / Vnd niemand antwortet jm aus dem gantzen volck.
40VND er ſprach zu dem gantzen Iſrael / Seid jr auff jener ſeiten / Ich vnd mein ſon Jonathan wollen ſein auff dieſer ſeiten. Das volck ſprach zu Saul / Thu was dir gefellet. 41Vnd Saul ſprach zu dem HERRN dem Gott Iſrael / Schaffe recht. Da ward Jonathan vnd Saul troffen / Aber das volck gieng frey aus. 42Saul ſprach / werffet vber mich vnd meinen ſon Jonathan / Da ward Jonathan troffen. 43Vnd Saul ſprach zu Jonathan / Sage mir / Was haſtu gethan? Jonathan ſagts jm / vnd ſprach / Ich habe ein wenig Honigs gekoſtet / mit dem ſtabe den ich in meiner hand hatte / Vnd ſihe / ich mus drumb ſterben.
44DA ſprach Saul / Gott thu mir dis vnd das / Jonathan du muſt des tods ſterben. 45Aber das volck ſprach zu Saul / Solt Jonathan ſterben der ein ſolch gros Heil in Iſrael gethan hat? Das ſey ferne / So war der HERR lebt es ſol kein har von ſeinem heubt auff die erden fallen / Denn Gott hats heute durch jn gethan. Alſo erlöſet das volck Jonathan / das er nicht ſterben muſte. 46Da zoch Saul er auff von den Philiſtern / Vnd die Philiſter zogen an jren Ort.
ABer da Saul das Reich vber Iſrael eingenomen hatte / ſtreit er wider alle ſeine Feinde vmbher / wider die Moabiter / wider die kinder Ammon / wider die Edomiter / wider die Könige Zoba / wider die Philiſter / Vnd wo er ſich hin wand / da vbet er ſtraffe / 48Vnd macht ein Heer / vnd ſchlug die Amalekiter / Vnd errettet Iſrael von der hand aller die ſie zwackten.
SAul aber hatte ſöne / Jonathan / Iſwi / Malchiſua / Vnd ſeine zwo Töchter hieſſen alſo / die erſte geborne Merob / vnd die jüngſte Michal. 50Vnd das weib Saul hies Ahinoam / ein tochter Ahimaaz / Vnd ſein Feldheubtman hies Abner / ein ſon Ner / Sauls vettern. 51Kis aber war Sauls vater / Ner aber Abners vater / war ein ſon AbiEl. 52Es war aber ein harter ſtreit wider die Philiſter / ſo lange Saul lebet. Vnd wo Saul ſahe einen ſtarcken vnd rüſtigen Man / den nam er zu ſich.
Sauls
Geſchlecht.
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.