Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 28 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel IX. | ||
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8,1 - 9,34 |
V. DAS WIRKEN JESU ZEHN WUNDERGESCHICHTEN
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1 | 9,1-8 | |
2 | 9,9-13 | |
3 | 9,14-17 | |
4 | 9,18-26 | |
5 | 9,27-31 | |
6 | 9,32-34 | |
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9,35 - 10,42 |
VI. DIE AUSSENDUNG DER ZWÖLF APOSTEL
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7 | 9,35-38 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[249b]
DA trat er in das Schiff / vnd fuhr wider herüber / vnd kam in ſeine b Stad. 2Vnd ſihe / da brachten ſie zu jm einen c Gichtbrüchigen / der lag auff einem Bette. Da nu Jheſus jren Glauben ſahe / ſprach er zu dem Gichtbrüchigen / Sey getroſt / mein Son / Deine ſünde ſind dir vergeben.
3VNd ſihe / etliche vnter den Schrifftgelerten ſprachen bey ſich ſelbs / Dieſer leſtert Gott. 4Da aber Jheſus jre gedancken ſahe / ſprach er / Warumb denckt jr ſo arges in ewren hertzen? 5Welchs iſt leichter zu ſagen? Dir ſind deine ſünde vergeben? Oder zu ſagen / ſtehe auff / vnd wandele? 6Auff das jr aber wiſſet / Das des menſchen Son macht habe auff Erden / die ſünde zu vergeben / ſprach er zu dem Gichtbrüchigen / Stehe auff / heb dein Bette auff / vnd gehe heim. 7Vnd er ſtund auff / vnd gieng heim. 8Da das Volck das ſahe / verwundert es ſich / vnd preiſete Gott / der ſolche macht den Menſchen gegeben hat.
VND da Jheſus von dannen gieng / ſahe er einen Menſchen am Zol ſitzen / der hies Mattheus / vnd ſprach zu jm / Folge mir. Vnd er ſtund auff vnd folgete jm. 10Vnd es begab ſich / da er zu tiſch ſaſs im Hauſe / Sihe / da kamen viel Zölner vnd Sünder / vnd ſaſſen zu tiſche mit Jheſu vnd ſeinen Jüngern. 11Da das die Phariſeer ſahen / ſprachen ſie zu ſeinen Jüngern / Warumb iſſet ewer Meiſter mit den Zölner vnd Sündern? 12Da das Jheſus höret ſprach er zu jnen / Die Starcken dürffen des Artztes nicht / Sondern die krancken. 13Gehet aber hin / vnd lernet / was das ſey (Ich habe wolgefallen an Barmhertzigkeit / vnd nicht am Opffer) Ich bin komen die Sünder zur buſſe zu ruffen / vnd d nicht die Fromen.
IN des kamen die Jünger Johannis zu jm / vnd ſprachen / Warumb faſten wir vnd die Phariſeer ſo viel / vnd deine Jünger faſten nicht? 15Jheſus ſprach zu jnen / Wie können die Hochzeitleute e leide tragen / ſo lange der Breutgam bey jnen iſt? Es wird aber die zeit komen / das der Breutgam von jnen genomen wird / als denn werden ſie faſten. 16f Niemand flickt ein alt Kleid mit einem Lappen von newem Tuch / Denn der Lappe reiſſet doch wider vom Kleid / Vnd der riſs wird erger. 17Man faſſet auch nicht Moſt in alte Schleuche / Anders die ſchleuche zureiſſen / vnd der moſt wird verſchütt / vnd die ſchleuche
b
(Seine Stad)
Capernaum.
c
(Gichtbrüchig)
Der kleine oder halbe Schlag / die Gicht.
d
(Nicht die Fromen)
Das iſt / Alle Menſchen / Denn niemand iſt From / Rom.3. Phariſeer halten ſich fur from / ſinds aber nicht. Vnd j. Tim. j. ſpricht Paulus / Chriſtus ſey in die welt komen die Sünder ſelig zu machen.
e
(Leide tragen)
Es iſt zweierley leiden / Eins aus eigener wal angenomen / Als der Münche regeln etc. Wie Baals Prieſter ſich ſelbs ſtachen. 3.Reg. 18. Solchs leiden helt alle welt / vnd hielten die Phariſeer / auch Johannis Jünger / fur gros / Aber Gott veracht es. Das ander leiden / von Gott on vnſer wahl zugeſchickt. Dis williglich leiden / iſt recht vnd Gott gefellig. Darumb ſpricht Chriſtus / ſeine Jüngere faſten nicht / dieweil der Breutigam noch bey jnen iſt / Die weil jnen Gott noch nicht hat leiden zugeſchickt / vnd Chriſtus noch bey jnen war / vnd ſie ſchützet / errichten ſie jnen kein leiden / denn es iſt nichts vor Gott. Sie muſten aber faſten vnd leiden da Chriſtus tod war. Damit verwirfft Chriſtus der Heuchler leiden vnd faſten / aus eigener wal angenommen.
Item
wo ſich Chriſtus freundlich erzeigt als ein breutgam / da mus freude ſein / wo er ſich aber anders erzeiget / da mus trawren ſein.
f
(Niemand flicket)
Das iſt / Man könne dieſe newe Lere nicht mit alten fleiſchlichen Hertzen begreiffen /
[249b | 250a]
S. Mattheus. C. IX.
CCL.
komen vmb. Sondern man faſſet Moſt in newe ſchleuche / ſo werden ſie beide mit einander behalten.
DA er ſolchs mit jnen redet / Sihe / da kam der Oberſten einer / vnd fiel fur jn nider / vnd ſprach / HErr / Meine Tochter iſt jtzt geſtorben / Aber kom vnd lege deine hand auff ſie / ſo wird ſie lebendig. 19Jheſus ſtund auff / vnd folget jm nach / vnd ſeine Jünger.
Vnd wo man ſie fleiſchlichen Leuten predige werde es nur erger. Wie man jtzt ſiehet / das ſo man geiſtliche Freiheit leret / maſſet ſich das fleiſch der Freiheit an / zu ſeinem mutwillen.
VND ſihe / ein Weib / das zwelff jar den Blutgang gehabt / trat von hinden zu jm / vnd rüret ſeines Kleides ſawm an / 21Denn ſie ſprach bey jr ſelbs / Möcht ich nur ſein Kleid anrüren / ſo würde ich geſund. 22Da wendet ſich Jheſus vmb / vnd ſahe ſie / vnd ſprach / Sey getroſt meine Tochter / Dein glaube hat dir geholffen. Vnd das Weib ward geſund zu der ſelbigen ſtunde.
23VND als er in des Oberſten haus kam / vnd ſahe die Pfeiffer / vnd das getümele des Volcks / 24ſprach er zu jnen / Weichet / Denn das Meidlin iſt nicht tod / ſondern es ſchlefft. Vnd ſie verlachten jn. 25Als aber das Volck ausgetrieben war / gieng er hinein / vnd ergreiff ſie bey der hand. Da ſtund das Meidlin auff. 26Vnd dis gerücht erſchal in das ſelbige gantze Land.
(Pfeiffer)
Die man zu der Leichen brauchete / Wie man bey vns beleutet vnd beſinget die Todten / Bedeut / das der Tod durch das Geſetze bezeuget vnd gefület wird.
VND da Jheſus von dannen furbas gieng / folgeten jm zween Blinden nach die ſchrien vnd ſprachen / Ah du ſon Dauid / erbarm dich vnſer. 28Vnd da er heim kam / tratten die Blinden zu jm. Vnd Jheſus ſprach zu jnen / Gleubt jr / das ich euch ſolchs thun kan? Da ſprachen ſie zu jm / HErr ja. 29Da rürete er jre augen an / vnd ſprach / Euch geſchehe nach ewerem Glauben. 30Vnd jre augen wurden geöffnet. Vnd Jheſus bedrawet ſie / vnd ſprach / Sehet zu / das es niemand erfare / 31Aber ſie giengen aus / vnd machten jn rüchtbar im ſelbigen gantzen Lande.
DA nu dieſe waren hinaus komen / Sihe / da brachten ſie zu jm einen Menſchen der war Stum vnd Beſeſſen / 33Vnd da der Taufel war ausgetrieben / redet der ſtumme. Vnd das Volck verwundert ſich / vnd ſprach / Solches iſt noch nie in Iſrael erſehen worden. 34Aber die Phariſeer ſprachen / Er treibt die Teufel aus durch der Teufel öberſten.
9,35 - 10,42
VND Jheſus gieng vmbher in alle Stedte vnd Merckte / leret in jren Schulen / vnd prediget das Euangelium von dem Reich / Vnd heilete allerley Seuche vnd allerley Kranckheit im volcke. 36Vnd da er das Volck ſahe / jamert jn desſelbigen / Denn ſie waren verſchmacht vnd zurſtrewet wie die Schafe / die keinen Hirten haben. 37Da ſprach er zu ſeinen Jüngern / Die Erndte iſt gros / Aber wenig ſind der Erbeiter. 38Darumb bittet den HERRN der Erndte / Das er Erbeiter in ſeine erndte ſende.
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1) Lat.: item; dt.: »ebenso«
2) Die Angabe Luc. 2. ist sicher ein Druckfehler. Gemeint ist Lukas 8, dort die Verse 40 bis 56.
3) Druckfehler: Taufel. Korrektur: Teufel.
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Das Video zeigt aus der Lutherbibel von 1545 die Erzählung der Berufung des Zöllners Matthäus, vorgelesen von Reiner Makohl.
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