Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 25 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel IX. | ||
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2 - 10 |
VI. DIE GESCHEHNISSE ZUR ZEIT DES ELISA
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9,1 - 10,27 |
VI.6 Der Aufstand Jehus
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1 | 9,1-10 | Ein Jünger des Propheten Elisa salbt Jehu zu König über Israel |
2 | 9,11-13 | |
3 | 9,14-20 | |
4 | 9,21-26 | |
5 | 9,27-29 | |
A |
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6 | 9,30-37 | Jehu lässt Isebel, die Ehefrau Ahabs und Mutter von Ahasja und Joram, ermorden |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
9,1 - 10,36
[209a]
ELiſa aber der Prophet rieff der Propheten kinder einem / vnd ſprach zu jm / Gürte deine lenden / vnd nim dieſen Olekrug mit dir / vnd gehe hin gen Ramoth in Gilead. 2Vnd wenn du da hin kompſt / wirſtu daſelbs ſehen Jehu den ſon Joſaphat / des ſons Nimſi / Vnd gehe hin ein vnd heis jn auffſtehen vnter ſeinen Brüdern / vnd füre jn in die innerſte Kamer. 3Vnd nim den Olekrug vnd ſchüts auff ſein Heubt / vnd ſprich / So ſagt der HERR / Ich hab dich zum Könige vber Iſrael geſalbet / Vnd ſolt die thür auffthun / vnd fliehen vnd nicht verziehen.
Jehu.
4VND der Jüngling des Propheten / der knabe gieng hin gen Ramoth in Gilead. 5Vnd da er hin ein kam / Sihe / da ſaſſen die Heubtleute des heers / Vnd er ſprach / Ich habe dir Heubtman was zu ſagen. Er ſprach / Welchem vnter vns allen? Er ſprach / Dir Heubtman. 6Da ſtund er auff vnd gieng hin ein / Er aber ſchüttet das Ole auff ſein Heubt / vnd ſprach zu jm / So
Jehu.
[209a | 209b]
II. Bucĥ vón den C․ IX․
Jehu․
ſagt der HERR der Gott Iſrael / Ich hab dich zum Könige geſalbet vber des HERRN volck Iſrael. 7Vnd du ſolt das haus Ahab deines Herrn ſchlahen / das ich das blut der Propheten meiner Knechte / vnd das blut aller Knechte des HERRN reche / von der hand Iſebel / 8das das gantze haus Ahab vmbkome. Vnd ich wil von Ahab ausrotten / den der an die wand piſſet vnd den verſchloſſen vnd verlaſſen in Iſrael. 9Vnd wil das haus Ahab machen / wie das haus Jerobeam des ſons Nebat / vnd wie das haus Baeſa des ſons Ahia. 10Vnd die Hunde ſollen Iſebel freſſen / auff dem acker zu Jeſreel / vnd ſol ſie niemand begraben. Vnd er thet die thür auff vnd floh.
VND da Jehu er aus gieng zu den knechten ſeins Herrn / ſprach man zu jm / Stehets wol? Warumb iſt dieſer Raſender zu dir komen? Er ſprach zu jnen / Ir kennet doch den Man wol / vnd was er ſaget. 12Sie ſprachen / Das iſt nicht war / Sage es vns aber an. Er ſprach / So vnd ſo hat er mit mir geredt / vnd geſagt / So ſpricht der HERR / Ich hab dich zum Könige vber Iſrael geſalbet. 13Da eileten ſie / vnd nam ein jglicher ſein Kleid / vnd legets vnter jn / auff die hohe ſtuffen / Vnd blieſen mit der Poſaunen / vnd ſprachen / Jehu iſt König worden.
14ALſo macht Jehu der ſon Joſaphat des ſons Nimſi einen Bund wider Joram / Joram aber lag fur Ramoth in Gilead / mit gantzem Iſrael / wider Haſael den könig zu Syrien. 15Joram aber der könig war widerkomen / das er ſich heilen lies zu Jeſreel / von den ſchlegen / die jm die Syrer geſchlagen hatten / da er ſtreit mit Haſael dem könige zu Syrien. Vnd Jehu ſprach / Iſts ewer gemüt / So ſol niemand entrinnen aus der Stad / das er hin gehe vnd anſage zu Jeſreel. 16Vnd er lies ſich füren / vnd zoch gen Jeſreel / Denn Joram lag daſelbs / So war Ahasja der könig Juda hin ab gezogen Joram zu beſehen.
(Raſender)
Non quoad attoniti aut deuoti ut Rabini delirant, Sed quod impij Prophetas uocant furioſos, ſicut hodie etc.
(Hohe ſtuffen)
Hic fingendum eſt fuiſſe ſellam Magiſtratus, eleuatam in urbe, candidam quaſi oſſeam, Huc poſuerunt lehu. Sed quia pompa regia tam cito non poterat tapetis ornari, ſuas ueſtes ſubſternebant, in pompa feſtinantes ſcilicet.
17DER Wechter aber der auff dem thurm zu Jeſreel ſtund / ſahe den hauffen Jehu komen / vnd ſprach / Ich ſehe einen hauffen. Da ſprach Joram / Nim einen Reuter vnd ſende jnen entgegen / vnd ſprich / Iſts friede? 18Vnd der Reuter reit hin jm entgegen / vnd ſprach / So ſagt der König / Iſts friede? Jehu ſprach / Was gehet dich der fried an? Wende dich hinder mich. Der Wechter verkündigt / vnd ſprach / Der Bote iſt zu jnen komen / vnd kompt nicht wider. 19Da ſandte er einen andern Reuter / Da der zu jm kam / ſprach er / So ſpricht der König / Iſts friede? Jehu ſprach / Was gehet dich der fried an? Wende dich hinder mich. 20Das verkündigt der Wechter / vnd ſprach / Er iſt zu jnen komen vnd kompt nicht wider / Vnd es iſt ein treiben / wie das treiben Jehu des ſons Nimſi / denn er treibet wie er vnſinnig were.
DA ſprach Joram / Spannet an. Vnd man ſpannet ſeinen wagen an / Vnd ſie zogen aus / Joram der könig Iſrael / vnd Ahasja der könig Juda / ein jglicher auff ſeinem wagen / das ſie Jehu entgegen kemen / Vnd ſie traffen jn an / auff dem acker Naboth des Jeſreeliten. 22Vnd da Joram Jehu ſahe / ſprach er / Jehu / Iſts friede? Er aber ſprach / Was Friede? Deiner mutter Iſebel Hurerey vnd Zeuberey wird jmer gröſſer. 23Da wand Joram ſeine hand vnd floh / Vnd ſprach zu Ahasja / Es iſt verrheterey Ahasja. 24Aber Jehu faſſet den Bogen / vnd ſchos Joram zwiſſchen den armen / das der pfeil durch ſein hertz ausfur / vnd fiel in ſeinen wagen. 25Vnd er ſprach zum Ritter Bidekar / Nim vnd wirff jn auffs ſtück ackers Naboth des Jeſreeliten / Denn ich gedencke / das du mit mir auff eim wagen ſeinem Vater nachfuren / das der HERR ſolche Laſt vber jn hub. 26Was gilts / ſprach der HERR / Ich wil dir das blut Naboth vnd ſeiner Kinder / das ich geſtern ſahe / vergelten auff dieſem acker. So nim nu vnd wirff jn auff den Acker nach dem wort des HERRN.
Joram er-
ſchoſſen von Jehu.
DA das Ahasja der könig Juda ſahe / flohe er des wegs zum hauſe des garten. Jehu aber jagt jm nach / vnd hies jn auch ſchlahen auff dem wagen gen Gur hinan / die bey Jeblaam ligt / vnd er floh gen Megiddo / vnd ſtarb
[209b | 210a]
Koniǵen. C․ IX․X․
CCX.
Ahas-
ja erſchlagen etc.
daſelbs. 28Vnd ſeine knechte lieſſen jn füren gen Jeruſalem / vnd begruben jn in ſeinem Grabe mit ſeinen Vetern in der ſtad Dauid. 29Ahasja aber regierte vber Juda / im eilfften jar Joram des ſons Ahab.
Abbildung 4
VND da Jehu gen Jeſreel kam / vnd Iſebel das erfur / ſchmincket ſie jr angeſicht vnd ſchmücket jr heubt / vnd kucket zum fenſter aus. 31Vnd da Jehu vnter das thor kam / ſprach ſie / Iſts Simri wol gegangen / der ſeinen Herrn erwürget? 32Vnd er hub ſein angeſicht auff zum fenſter / vnd ſprach / Wer iſt bey mir hie? Da wandten ſich zween oder drey Kemerer zu jm. 33Er ſprach / Störtzet ſie herab. Vnd ſie ſtortzten ſie er ab / das die wand vnd die Roſs mit jrem blut beſprenget worden / vnd ſie ward zutretten.
Iſebel
34VND da er hin ein kam vnd geſſen vnd getruncken hatte / ſprach er / Beſehet doch die verfluchte / vnd begrabet ſie / Denn ſie iſt eines Königs tochter. 35Da ſie aber hin giengen ſie zu begraben / funden ſie nichts von jr / denn den ſchedel vnd füſſe / vnd jre flache hende. 36Vnd kamen wider / vnd ſagtens jm an. Er aber ſprach / Es iſts / das der HERR geredt hat durch ſeinen knecht Elia den Thisbiten / vnd geſagt / Auff dem acker Jeſreel ſollen die Hunde der Iſebel fleiſch freſſen. 37Alſo ward das aſs Iſebel wie kot auff dem felde / im acker Jeſreel / das man nicht ſagen kund / Das iſt Iſebel.
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1) lat.: Non quoad attoniti aut devoti ut Rabini delirant, Sed quod impij Prophetas vocant furioſos, ſicut hodie etc.
»Nicht hinsichtlich der Verzückungen oder frömmigen Ereiferungen, wie die Rabbiner wahnsinnig sind, doch so, dass sie die gottlosen Propheten wahnsinnig nennen, so wie heute.«
Luther erläutert, dass Jehus Raserei als Akt wahnsinniger, polternder und gottloser Handlung zu verstehen sei, und nichts mit einer gottergebenen Ereiferung zu tun habe.
2) lat.: Hic fingendum est fuisse ſellam Magistratus, elevatam in urbe, candidam quasi osseam, Huc posuerunt lehu. Sed quia pompa regia tam cito non poterat tapetis ornari, suas vestes substernebant, in pompa festinantes scilicet.
dt.: »Diese Einrichtung war Sitz der Obrigkeit und erhob sich in der Stadt, hell scheinend wie Knochen. Jehu hat es so ausgedrückt. Aber sobald diese königliche Pracht nicht mehr so schnell mit Teppichen ausgekleidet werden konnte, breiteten sie offenbar in Eile ihre Kleider unter der Prozession aus.«
3) Denn ſie iſt eines Königs tochter.
Isebel war die Tochter von Etbaal, dem König von Sidon (neuere Forschung: Tyros), und heiratete König Ahab von Israel. Sie brachte Ahab dazu, sich dem Glauben der Phönizier zuzuwenden und sich von Jahwe, dem Gott der Israeliten abzuwenden. Sie bekämpfte die israelitischen Propheten und machte sich den Propheten Elia zum Feind.
Siehe 1Kon 16,31
Holzschnitt im 2. Buch der Könige, Kapitel IX.
»Jehu tötet Joram und Isebel«
Klicken Sie auf das Bild oben, um eine größere Ansicht zu erhalten.
Erläuterungen zur Abbildung in 2Kon IX.
Das Bild zeigt drei Szenen:
1. Im Hintergrund oben links verfolgt Jehu den flüchtenden Joram. Jehus Bogen ist gespannt, sein Pfeil wird Jorams Herz durchbohren (Verse 21 bis 26).
2. Den Hauptteil macht die Szene aus, in der Jehu in die Stadt zurückkehrt. Er hat bereits den Befehl gegeben, Isebel zu töten. Am Fenster des Turms sind die Diener zu sehen, die Jehus Befehl befolgen und Isebel aus dem Fenster stürzen (Verse 30 bis 33).
3. In der Mitte unten streiten sich Hunde um das Fleisch des Leichnams von Isebel. Die Diener Jehus finden nur noch Hände, Füße und den Kopf der Königenmuter. (Verse 34-37).
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
4. Reg. | 2. Buch von den Königen. | Das zweite Buch der Könige Das 2. Buch der Könige | 2. Kön 2 Kön 2Kon |
3. Reg. | 1. Buch von den Königen. | Das erste Buch der Könige Das 1. Buch der Könige | 1. Kön 1 Kön 1Kon |
Sup. | Latein: [vide] supra Kapitelnummer | »[Siehe] [weiter] oben, Kapitelnummer«oder | |
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.