Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 31 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XX. | ||
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16,1 - 21,1 |
IV. DAVID AM KÖNIGSHOF SAULS
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1 | 20,1-3 | |
2 | 20,4-16 | |
3 | 20,17-23 | Jonatan und David vereinbaren ein Zeichen, das David über Sauls Haltung informieren soll |
4 | 20,24-34 | Sauls Zorn gegen Jonatan, der nun von Sauls Bosheit überzeugt ist |
5 | 20,35-40 | |
6 | 20,41 - 21,1 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[161a]
[161a | 161b]
I․ Bucĥ C. XX.
DAuid aber flohe von Naioth zu Rama / vnd kam vnd redet fur Jonathan / Was hab ich gethan? Was habe ich miſhandelt? Was hab ich geſündiget fur deinem Vater / das er nach meinem Leben ſtehet? 2Er aber ſprach zu jm / Das ſey ferne / du ſolt nicht ſterben. Sihe / mein Vater thut nichts weder gros noch kleines / das er nicht meinen ohren offenbare / Warumb ſolt denn mein Vater dis fur mir verbergen? Es wird nicht ſo ſein. 3Da ſchwur Dauid weiter / vnd ſprach / Dein Vater weis wol / das ich gnade fur deinen augen funden habe / darumb wird er dencken / Jonathan ſol ſolchs nicht wiſſen / es möcht jn bekümmern. Warlich / ſo war der HERR lebt / vnd ſo war deine Seele lebt / es iſt nur ein ſchrit zwiſchen mir vnd dem Tod.
JOnathan ſprach zu Dauid / Ich wil an dir thun / was dein hertz begert. 5Dauid ſprach zu jm / Sihe / morgen iſt der Newemond da ich mit dem Könige zu tiſch ſitzen ſolt / So las mich / das ich mich auff dem Felde verberge / bis an den abend des dritten tags. 6Wird dein Vater nach mir fragen / ſo ſprich / Dauid bat mich / das er gen Bethlehem zu ſeiner Stad lauffen möcht / denn es iſt ein jerlich Opffer daſelbs dem gantzen geſchlechte. 7Wird er ſagen / Es iſt gut / ſo ſtehet es wol vmb deinen knecht. Wird er aber ergrimmen / So wirſtu mercken / das böſes bey jm beſchloſſen iſt. 8So thu nu barmhertzigkeit an deinem knecht / denn du haſt mit mir / deinem knecht / einen Bund im HERRN gemacht. Iſt aber eine miſſetaht in mir / ſo tödte du mich / Denn warumb wolteſtu mich zu deinem Vater bringen? 9Jonathan ſprach / Das ſey ferne von dir / das ich ſolt mercken / das böſes bey meinem Vater beſchloſſen were vber dich zu bringen / vnd ſols dir nicht anſagen.
10DAuid aber ſprach / Wer wil mirs anſagen / ſo dir dein Vater etwas hartes antwortet? 11Jonathan ſprach zu Dauid / Kom / las vns hinaus auffs feld gehen / Vnd giengen beide hinaus auffs feld. 12Vnd Jonathan ſprach zu Dauid / HERR Gott Iſrael / wenn ich erforſche an meinem Vater morgen vnd am dritten tage / das es wol ſtehet mit Dauid / vnd nicht hin ſende zu dir / vnd fur deinen ohren offenbare / 13So thu der HERR Jonathan dis vnd jenes. Wenn aber das böſe meinem Vater gefelt wider dich / So wil ichs auch fur deinen ohren offenbaren / vnd dich laſſen / das du mit frieden weggeheſt / Vnd der HERR ſey mit dir / wie er mit meinem Vater geweſen iſt 14Thu ichs nicht ſo thu keine barmhertzigkeit des HERRN an mir / weil ich lebe / auch nicht ſo ich ſterbe. 15Vnd wenn der HERR die Feinde Dauid ausrotten wird / einen jglichen aus dem Lande / ſo reiſſe du deine barmhertzigkeit nicht von meinem Hauſe ewiglich. 16Alſo machet Jonathan einen Bund mit dem hauſe Dauid (vnd ſprach) Der HERR foddere es von der hand der Feinde Dauid.
VND Jonathan fuhr weiter vnd ſchwur Dauid / So lieb hatte er jn / denn er hatte jn ſo lieb als ſeine ſeele. 18Vnd Jonathan ſprach zu jm / Morgen iſt der Newemond / ſo wird man nach dir fragen / Denn man wird dein vermiſſen / da du zu ſitzen pflegeſt. 19Des dritten tages aber kom balde ernider / vnd gehe an einen Ort / da du dich verbergeſt am Werckeltage / vnd ſetze dich bey den ſtein Aſel. 20So wil ich zu ſeiner ſeitten drey Pfeile ſchieſſen / als ich zum Sichermal ſchöſſe / 21vnd ſihe / Ich wil den Knaben ſenden / gehe hin ſuche die Pfeile. Werde ich zum Knaben ſagen / Sihe / die Pfeile ligen hierwerts hinder dir / hole ſie / So kom / denn es iſt friede / vnd hat keine fahr / ſo war der HERR lebt. 22Sage ich aber zum Jünglinge / Sihe / die Pfeile ligen dortwerts fur dir / So gehe hin / denn der HERr hat dich laſſen gehen. 23Was aber du vnd ich mit einander geredt haben / da iſt der HERR zwiſſchen mir vnd dir ewiglich.
DAuid verbarg ſich im felde / Vnd da der Newemond kam / ſatzte ſich der
[161b | 162a]
Sámuel. C. XX.XXI․
Sául.
CLXII.
König zu tiſche zu eſſen. 25Da ſich aber der König geſetzt hatte an ſeinen Ort / wie er vorhin gewonet war an der wand / ſtund Jonathan auff / Abner aber ſetzt ſich an die ſeiten Saul / Vnd man vermiſſet Dauids an ſeinem ort. 26Vnd Saul redet des tags nichts / denn er gedacht / Es iſt jm etwas widerfaren / das er nicht rein iſt. 27Des andern tages des Newenmonden / da man Dauids vermiſſte an ſeinem ort / ſprach Saul zu ſeinem ſon Jonathan / Warumb iſt der ſon Iſai nicht zu tiſch komen / weder geſtern noch heute?
28JOnathan antwortet Saul / Er bat mich / das er gen Bethlehem gienge / 29vnd ſprach / Las mich gehen / denn vnſer Geſchlecht hat zu opffern in der Stad / vnd mein Bruder hat mirs ſelbs geboten / Hab ich nu gnade fur deinen augen funden / ſo wil ich hinweg vnd meine Brüder ſehen / Darumb iſt er nicht komen zu des Königs tiſch. 30Da ergrimmet der zorn Saul wider Jonathan / vnd ſprach zu jm / Du a vngehorſamer Böſewicht / Ich weis wol / das du den ſon Iſai auſſerkorn haſt / dir vnd deiner vnartigen Mutter zu ſchanden. 31Denn ſo lange der ſon Iſai lebt auff Erden / wirſtu / dazu auch dein Königreich nicht beſtehen / So ſende nu hin / vnd las jn her holen zu mir / denn er mus ſterben.
32JOnathan antwortet ſeinem vater Saul / vnd ſprach zu jm / Warumb ſol er ſterben? Was hat er gethan? 33Da ſchos Saul den ſpies nach jm / das er jn ſpieſſet. Da merckt Jonathan / das bey ſeinen Vater gentzlich beſchloſſen war / Dauid zu tödten / 34Vnd ſtund auff vom tiſch mit grimmigem zorn / vnd aſs deſſelben andern tages des Newenmonden kein Brot / Denn er war bekümmert vmb Dauid / das jn ſein Vater alſo verdampte.
DES morgens gieng Jonathan hinaus auffs feld / dahin er Dauid beſtimpt hatte / vnd ein kleiner knabe mit jm / 36vnd ſprach zu dem Knaben / Lauff vnd ſuche mir die pfeile / die ich ſchieſſe. Da aber der Knabe lieff / ſchos er einen pfeil vber jn hin. 37Vnd als der Knabe kam an den ort / da hin Jonathan den pfeil geſchoſſen hatte / rieff jm Jonathan nach vnd ſprach / Der pfeil ligt dortwerts fur dir. 38Vnd rieff aber mal jm nach / Eile riſſch vnd ſtehe nicht ſtill. Da las der Knabe Jonathan die pfeile auff / vnd bracht ſie zu ſeinem Herrn. 39Vnd der Knabe wuſte nichts drumb / alleine Jonathan vnd Dauid wuſten vmb die ſache. 40Da gab Jonathan ſein Woffen ſeinem Knaben / vnd ſprach zu jm / Gehe hin vnd trags in die Stad.
DA der Knabe hin ein kam / ſtund Dauid auff vom Ort gegen Mittag / vnd fiel auff ſein andlitz zur erden / vnd bettet drey mal an / Vnd küſſeten ſich mit einander / vnd weineten mit einander / Dauid aber am allermeiſten. 42Vnd Jonathan ſprach zu Dauid / Gehe hin mit frieden / Was wir beide geſchworen haben im Namen des HERRN / vnd geſagt / Der HERR ſey zwiſſchen mir vnd dir / zwiſſchen meinem Samen vnd deinem Samen / das bleibe ewiglich /
21
Beginn des Kapitels 21 nach heutiger Zählweise!
1Vnd Jonathan macht ſich auff vnd kam in die Stad.
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1) lat.: Filius non heroicus / ſed mulieris ignominioſae / vilis / degeneris.
dt.: »Der Sohn ist nicht heroisch, doch [von ] der schimpflichen, billigen, entarteten Frau.«
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
1. Reg. | I. Buch Samuel. | Das erste Buch Samuel Das 1. Buch Samuel
| 1. Sam 1 Sam 1Sam |
Sup. | Latein: [vide] supra Kapitelnummer | »[Siehe] [weiter] oben, Kapitelnummer«oder | |
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.