Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 24 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXIII. | ||
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21 - 24 |
VII. DAVIDS VERMÄCHTNIS
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1 | 23,1-7 | |
2 | 23,8-39 |
[183a]
Gottes
Geiſt hat durch Dauid geredt.
DIS ſind die letzten wort Dauids. Es ſprach Dauid der ſon Iſai / Es ſprach der Man der von dem Meſſia des Gottes Jacob verſichert iſt / lieblich mit Pſalmen Iſrael.
DEr Geiſt des HERRN hat durch mich geredt / vnd ſeine Rede iſt durch meine Zungen geſchehen. 3Es hat der Gott Iſrael zu mir geſprochen / Der Hort Iſrael hat geredt / der gerechte Herrſcher vnter den Menſchen / Der Herrſcher in der furcht Gottes. 4Vnd wie das Liecht des morgens / wenn die Sonne auffgehet / des morgens b on wolcken / da vom Glantz / nach dem Regen / das Gras aus der erden wechſt. 5Denn mein Haus iſt nicht alſo bey Gotte / Denn er hat mir einen Bund geſetzt / der ewig vnd alles wol geordent vnd gehalten wird / Denn alle mein Heil vnd Thun iſt / das nichts c wechſt.
b
(On wolcken)
Moſes richtet des Geſetzsreich an / auff dem Berge Sinai mit Donnern / wolcken / blitzen ſchrecklich. Aber dis Reich wird lieblich ſein / wie es iſt im Lentzen wenn es geregent hat / vnd die Sonne früe ſcheinet.
c
(Nichts wechſt)
Kein Königreich iſt ſo hoch fur Gott wird auch nicht ſo wachſen ſondern vergehen / Allein dis Reich beſtehet ewiglich.
ABer d Belial ſind alle ſampt / wie die ausgeworffen Diſteln / die man nicht mit henden faſſen kan / 7Sondern wer ſie angreiffen ſol / mus Eiſen vnd Spiesſtangen in der hand haben / Vnd werden mit Fewr verbrand werden in der wonunge.
DIS ſind die namen der Helden Dauid. e Jaſabeam der ſon Hachmoni / der furnemeſt vnter dreien / Er hub ſeinen Spies auff / vnd ſchlug acht hundert auff ein mal.
NAch jm war Eleaſar der ſon Dodo / des ſons Ahohi / vnter den dreien Helden mit Dauid / da ſie hohnſprachen den Philiſtern / vnd daſelbs verſamlet waren zum ſtreit / vnd die menner Iſrael hin auff zogen / 10Da ſtund er vnd ſchlug die Philiſter / bis das ſeine hand müde am Schwert erſtarret / Vnd der HERR gab ein gros Heil zu der zeit / das das Volck vmbwand jm nach / zu rauben.
NAch jm war Samma der ſon Age des Harariters / Da die Philiſter ſich verſamleten in ein Dorff / vnd war daſelbs ein ſtück ackers vol Linſen / vnd das Volck flohe fur den Philiſtern / 12Da trat er mitten auff das ſtück vnd errettets vnd ſchlug die Philiſter / vnd Gott gab ein gros Heil.
d
(Belial)
Sind die / ſo dem reich Chriſti feind ſind / als Jüden / Bapſt / Ketzer / Türcken etc. die wollen allein nütze vnd die beſten ſein / vnd ſind doch die ſchedlichſten / darumb heiſſen ſie Belial / die vnnützen oder ſchedlichen.
Alſo ſagt Jere. 23. von den falſchen Propheten / Sie ſind mit jrem nützen kein nütz dieſem volck / das iſt / Sie ſind die ſchedlichſten / eben da ſie nütze ſein wollen.
e
(Jaſabeam)
An dieſem ort ſtehets im Ebreiſchen alſo /
Dis ſind die namen der Helden Dauid / JoſebBaſebeth / Thachmoni / der furnemeſt vnter dreien. Ipſeadino / HaEznib / vnd
[183a | 183b]
II․ Bucĥ C. XXIII.
Dáuid.
Abiſai.
Benaia.
VND dieſe drey Furnemeſten vnter Dreiſſigen kamen hin ab in der Erndte zu Dauid in der höle Adullam / vnd die Rotte der Philiſter lag im grund Rephaim. 14Dauid aber war dazu mal in der Burg / Aber der Philiſter volck lag zu Bethlehem. 15Vnd Dauid ward lüſtern / vnd ſprach / Wer wil mir zu trincken holen des waſſers aus dem brun zu Bethlehem vnter dem thor? 16Da riſſen die drey Helden ins Lager der Philiſter / vnd ſchepfften des waſſers aus dem brun zu Bethlehem vnter dem thor / vnd trugens vnd brachtens Dauid. Aber er wolts nicht trincken / ſondern gos es dem HERRN / 17vnd ſprach / Das las der HERR fern von mir ſein / das ich das thu / Iſts nicht das blut der Menner / die jr Leben gewogt haben / vnd da hin gegangen ſind? vnd wolts nicht trincken / Das theten die drey Helden.
ABiſai Joabs bruder der ſon ZernJa / war auch ein furnemeſter vnter dreien / Er hub ſeinen Spies auff / vnd ſchlug drey hundert / vnd war auch berümbt vnter dreien / 19vnd der herrlichſt vnter dreien / vnd war jr Oberſter / Aber er kam nicht bis an die drey.
VND Benaia der ſon Joiada / des ſons Ishail von groſſen Thaten von Kabzeel / Der ſchlug zween Lewen der Moabiter / vnd gieng hin ab vnd ſchlug einen Lewen im brun zur ſchneezeit. 21Vnd ſchlug auch ein Egyptiſchen grewlichen Man / der hatte einen Spies in ſeiner hand / Er aber gieng zu jm hin ab mit einem Stecken / vnd reis dem Egypter den Spies aus der hand / vnd erwürget jn mit ſeinem eigen ſpies / 22Das thet Benaia der ſon Joiada. Vnd war berümbt vnter den dreien Helden / 23vnd herrlicher / denn die Dreiſſig / Aber er kam nicht bis an die drey. Vnd Dauid machte jn zum heimlichen Rat.
ſchlug acht hundert auff ein mal. Da achten wir / der Text ſey durch einen Schreiber verderbet / etwa aus einem Buch vnkendlicher ſchrifft vnd von böſen buchſtaben. Vnd ſey alſo Adino fur Orer / vnd HaEznib / fur ethhanitho gemacht. Denn die Ebrei wol wiſſen wie man in böſer Handſchrifft kan Daleth fur Res / Vau fur Nun / He fur Thau / vnd widerumb leſen. Darumb haben wirs nach dem Text 1. Par. 11. corrigirt / Denn der Text an dieſem ort nichts gibt. Des gleichen kan auch geſchehen ſein / in dem wörtlin drey / Item acht hundert / So in der Chronica dreiſſig / Item drey hundert ſtehen / Doch kan das ein ander meinung haben / vt infra. 1. Par. 11.
Ahaſel.
ASahel der bruder Joab iſt vnter den dreiſſigen. Elhanan der ſon Dodo zu Bethlehem. 25Samma der Haraditer. Elika der Haraditer. 26Helez der Paltiter. Ira der ſon Ikes des Tekoiters. 27Abieſer der Anthotiter. Mebunai der Huſathiter. 28Zalmon der Ahohiter. Maherai der Nethopathiter. 29Heleb der ſon Baena der Netophathiter. Ithai der ſon Ribai von Gibea der kinder BenJamin. 30Benaia der Pirgathoniter. Hidai von den bechen Gaas. 31Abialbon der Arbathiter. Aſinaueth der Barhumiter. 32Eliaheba der Saalboniter. Die kinder Jaſen vnd Jonathan. 33Samma der Harariter. Ahiam der ſon Sarar der Harariter. 34Eliphelet der ſon Ahanbai des ſons Maechathi. Eliam der ſon Ahitophel des Giloniters. 35Hezrai der Carmelither. Paerai der Arbiter. 36Jegeal der ſon Nathan von Zoba. Bani der Gaditer. 37Zeleg der Ammoniter. Naharai der Beerothiter / der Waffentreger Joabs des ſons ZeruJa. 38Ira der Jethriter. Garab der Jethriter. 39Vria der Hethiter. Der iſt alle ſampt ſieben vnd dreiſſig.
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1) In dieser Notiz tritt deutlich Luthers judenfeindliche und islamfeindliche Haltung hervor, in dem er die Juden und die Türken (als Vertreter des Islams) zu Feinden des Christentums erklärt. Allerdings nennt er in der kurzen Aufzählung der Feinde des Christentums auch den Papst und damit indirekt die römisch-katholische Kirche.
Diese Feindbilder hatten sich schon früh aus Luthers religiöser Grundhaltung entwickelt, nachdem seine anfänglichen Versuche einer Missionierung durch Überzeugung bei allen Gruppen gescheitert war.
Für Luther sind die Feinde des Christentums all jene Personen (auch einzelne Theologen), Gemeinschaften, Völker oder Volksgruppen, die die Lehren Jesu Christi im Sinne Luthers ablehnen und Jesu göttliches Amt als »Christus«, als der erwartete Messias, als Retter der (gläubigen) Menschen bestreiten bzw. zum Eigennutz interpretieren und missbrauchen. Dabei ist neben der Anerkennung des Messias das entscheidende Maß der Dinge die Gesetzestreue, also die religiöse Heilserwartung durch Erfüllung von Gesetzen, wie sie auch der Papst erzwingt. Doch für Luther wird der Mensch vor Gott nicht durch die Erfüllung der Gesetze gerecht, sondern allein durch Glauben.
In der realen Lebenswirklichkeit waren ihm und seinen Lesern dabei insbesondere diese drei Gruppierungen bzw. Personen bekannt und gegenwärtig: 1) die jüdische Bevölkerung in Deutschland, 2) die Türken, die zu jener Zeit (1529) bis vor Wien vordrangen, und 3) der Papst, der ein mächtiger Mitspieler in der Politik war und mit eigenmächtigen Erlassen, Verordnungen und Urteilen die Bevölkerung unter dem Vorwand seiner Stellvertreterschaft Christi auf Erden erpresste, drangsalierte, nötigte und schändete.
Dabei bezog sich Luther auf das Papsttum, nicht auf einen bestimmten Papst. Dieses Verhältnis entwickelte sich spätens mit seiner Exkommunikation im Jahr 1521 durch Papst Leo X., doch erlebte Luther insgesamt fünf Päpste auf Heiligen Stuhl und kannte die Vorgeschichte der römisch-katholischen Kirche sehr genau.
In den folgenden Sätzen seiner Anmerkung verweist Luther auf Jeremia 23. In diesem Text geht Gott hart ins Gericht mit falschen Propheten. Er verurteilt Menschen, die andere unter religiösen Vorwänden verführen, und Menschen, die behaupten, dass das, was sie sagen, Gottes Wille sei. Gott distanziert eindeutig davvon, dass sein Name für die Durchsetzung menschlicher Interessen herhalten muss. Offensichtlich sah Luther in genau jenen Gruppierungen, die er aufgezählt hatte, die falschen Propheten Jeremias.
2) Diese Notiz Luthers ist für die theologisch gebildeten Leser seiner Druckausgabe gedacht, nicht für das einfache Volk. In der längeren Abhandlung beschäftigt sich Luther auf textkritische Weise mit den Quellen und Parallelstellen. Er verweist darauf, dass sich in schlecht gemachten hebräischen Handschriften ähnlich aussehende hebräische Buchstaben leicht verwechseln lassen und so absichtlich oder unabsichtlich neue Textvarianten entstehen.
Im Vergleich mit 1Chr 11 kommt Luther dabei zu Ergebnissen, die sich in seiner endgültigen Formulierung des Verses 9 niederschlagen.
Faktisch begründet er damit seine Übersetzung und verteidigt sie gegen Kritiker.
3) lat.: item
dt.: »ebenso«
lat.: ut infra
dt.: »wie [im Text] weiter oben«
4) Druckfehler: Ahaſel
Gemeint ist Aſahel (Vers 24)
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
2. Reg. | II. Buch Samuel. | Das zweite Buch Samuel Das 2. Buch Samuel | 2. Sam 2 Sam 2Sam |
1.Par. | 1. Buch der Chronica. | Das erste Buch der Chronik Das 1. Buch der Chronik | 1. Chr 1 Chr 1Chr |
Jer. | Der Prophet Jeremia.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jeremia Das Buch Jeremia | Jer Jer Jer |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.