Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 24 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel VII. | ||
|
6 - 7 |
II. DIE BUNDESLADE UND GOTTES VERHEISSUNG
|
1 | 7,1-12 | |
2 | 7,12-16 | |
3 | 7,17-29 |
[172a]
DA nu der König in ſeinem Hauſe ſas / vnd der HERR jm ruge gegeben hatte von allen ſeinen Feinden vmbher / 2ſprach er zu dem Propheten Nathan / Sihe / Ich wone in einem Cedern hauſe / vnd die Lade Gottes wonet vnter den Teppichen. 3Nathan ſprach zu dem Könige / Gehe hin / alles was du in deinem hertzen haſt / das thu / Denn der HERR iſt mit dir.
Nathan.
DES nachts aber kam das wort des HERRN zu Nathan / vnd ſprach / 5Gehe hin / vnd ſage zu meinem knecht Dauid / So ſpricht der HERR / Solteſtu mir ein Haus bawen / das ich drinnen wonet? 6Hab ich doch in keinem Hauſe gewonet ſint dem tag / da ich die kinder Iſrael aus Egypten füret / bis auff dieſen tag / Sondern ich habe gewandelt in der Hütten vnd Wonung / 7wo ich mit allen kindern Iſrael hin wandelt. Hab ich auch je geredt mit jrgend der ſtemme Iſrael einem / den ich befolhen habe mein volck Iſrael zu weiden vnd geſagt / Warumb bawet jr mir nicht ein Cedern haus?
8SO ſoltu nu ſo ſagen meinem knechte Dauid / So ſpricht der HERR Zebaoth / Ich habe dich genomen von den Schafhürten / das du ſein ſolteſt ein Fürſt vber mein volck Iſrael. 9Vnd bin mit dir geweſen / wo du hin gegangen biſt / vnd hab alle deine Feinde fur dir ausgeroteet / vnd habe dir einen groſſen namen gemacht / wie der name der groſſen auff Erden. 10Vnd ich wil meinem volck Iſrael einen Ort ſetzen / vnd wil es pflantzen / das es daſelbs wone / vnd es nicht mehr in der irre gehe / vnd es die Kinder der bosheit nicht mehr drengen wie vorhin / vnd ſint der zeit ich Richter vber mein volck Iſrael verordent habe / 11vnd wil dir Ruge geben von allen deinen Feinden / Vnd der HERR verkündiget dir / das der HERR dir ein Haus machen wil.
[172a | 172b]
II․ Bucĥ C․ VII․
Dauid․
WEnn nu deine zeit hin iſt / das du mit deinen Vetern ſchlaffen ligſt / wil ich deinen Samen nach dir erwecken / der von deinem Leibe komen ſol / Dem wil ich ſein Reich beſtetigen. 13Der ſol meinem Namen ein Haus bawen / vnd ich wil den Stuel ſeines Königreichs beſtetigen ewiglich. 14Ich wil ſein Vater ſein / vnd er ſol mein Son ſein. Wenn er eine Miſſethat thut / wil ich jn mit Menſchen ruten vnd mit der menſchen Kinder ſchlegen ſtraffen / 15Aber meine Barmhertzigkeit ſol nicht von jm entwand werden / Wie ich ſie entwand habe von Saul / den ich fur dir habe weggenomen. 16Aber dein Haus vnd dein Königreich ſol beſtendig ſein ewiglich fur dir / vnd dein Stuel ſol ewiglich beſtehen.
Chriſtus
Dauid verheiſſen
DA Nathan alle dieſe wort vnd alle dis geſichte Dauid geſagt hatte / 18kam Dauid der König vnd bleib fur dem HERRN / vnd ſprach / Wer bin ich HErr HERR? Vnd was iſt mein Haus / das du mich bis hieher gebracht haſt? 19Dazu haſtu das zu wenig geacht HErr HERR / ſondern haſtu dem Hauſe deines Knechts noch von fernen zukünfftigem geredt / Das iſt eine weiſe eines Menſchen / der Gott der HERR iſt. 20Vnd was ſol Dauid mehr reden mit dir? Du erkenneſt deinen Knecht HErr HERR. 21Vmb deines worts willen / vnd nach deinem hertzen haſtu ſolche groſſe Ding alle gethan / das du ſie deinem Knecht kundtheteſt.
Das iſt / Du redeſt mit mir von ſolchem ewigen Reich da niemand kan König ſein / er mus Gott vnd Menſch ſein / weil er mein Son / vnd doch fur vnd fur ſol König ſein / welchs allein Gott gehöret.
22DArumb biſtu auch gros geachtet HERR Gott / Denn es iſt keiner wie du / vnd iſt kein Gott denn du / nach allem das wir mit vnſern ohren gehört haben. 23Denn wo iſt ein Volck auff Erden / wie dein volck Iſrael? vmb welchs willen Gott iſt hin gegangen / jm ein Volck zu erlöſen / vnd jm einen Namen zu machen / vnd ſolch groſſe vnd ſchreckliche ding zuthun auff deinem Lande fur deinem Volck / welchs du dir erlöſet haſt von Egypten / von den Heiden vnd jren Göttern. 24Vnd du haſt dir dein volck Iſrael zubereit dir zum Volck in ewigkeit / vnd du HERR biſt jr Gott worden.
25SO bekrefftige nu HERR Gott das wort in ewigkeit / das du vber deinen Knecht vnd vber ſein Haus geredt haſt / vnd thu / wie du geredt haſt. 26So wird dein Name gros werden in ewigkeit / das man wird ſagen / Der HERR Zebaoth iſt der Gott vber Iſrael / vnd das Haus deines knechts Dauid wird beſtehen fur dir. 27Denn du HERR Zebaoth du Gott Iſrael / haſt das ohre deines knechts geöffenet vnd geſagt / Ich wil dir ein Haus bawen / Darumb hat dein Knecht ſein hertz funden / das er dis Gebet zu dir betet. 28Nu HErr HERR / du biſt Gott / vnd deine wort werden Warheit ſein / Du haſt ſolchs Gut vber deinen Knecht geredt. 29So hebe nu an vnd ſegene das Haus deines Knechts / das es ewiglich fur dir ſey / Denn du HErr HERR haſts geredt / vnd mit deinem Segen wird deines Knechts Haus geſegenet werden ewiglich.
Dauids
Gebet.
✽
1) Wir nutzen hier als Abschnittsüberschrift Luthers »Überschrift« aus der Marginalspalte. Sie erscheint uns bedeutsam, weil sie Luthers Verheißungstheologie des Alten Testaments aufzeigt (wie an vielen anderen Stellen auch): Das Alte Testament führt vom alten Bund Gottes (Adam, Noah, Israel) über die Propheten hin zur Ankündigung des neuen Bundes in der Verheißung des Messias, der als Nachkomme Davids (Mt 1) in der Gestalt Jesu erscheint.
Wenn der Text tatsächlich auch Salomo als verheißenen Erben meint (siehe 1Chr 28,6), der den Tempel bauen soll, sieht Luther wohl insbesondere in der Formulierung des Vers 14 (Ich wil ſein Vater ſein / vnd er ſol mein Son ſein) den Bezug zu Jesus.
Womöglich lässt sich aus diesem Vers (und der Parallelstelle in 1Chr 18,13) auch Jesu religiöses Selbstverständnis erklären, wie es oft in den Evangelien formuliert ist, in dem er immer wieder Gott als »Vater« ansieht und sich als dessen »Sohn«, was aber hier in Vers 14 als Methapher für die innige Beziehung, nicht für eine Abstammung durch unmittelbare Zeugung steht.
Luther erklärt dieses »Geheimnis der Gottessohnschaft« in der Anmerkung zu Vers 17 in Davids Dankgebet: »Wer kan gleich Gotte ſein / vnter den kindern Gottes. Er [Jesus] iſt auch Gottes kind / Aber weit vber andere Gotteskinder / als der ſelbs auch Gott iſt.«
Zudem verweist Luther in dieser Anmerkung auf Psalm 89. Dort wird insbesondere in den Versen 27-29 die Beziehung Vater-Sohn für einen Nachkommen Davids beschrieben.
2) Druckfehler: 1Par. 17.
Korrektur: 1.Par. 18. (das ist nach neuer Zählweise 1Chr. 17). Da befindet sich in den Versen 17-25 Davids Dankgebet.
Wir haben entsprechend verlinkt.
Wörtersuche
Gesuchtes Luther-Wort eingeben:
Die Liste aller der Schlagwörter im Wörterbuch findet sich im Register.
Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
2. Reg. | II. Buch Samuel. | Das zweite Buch Samuel Das 2. Buch Samuel | 2. Sam 2 Sam 2Sam |
Deut. | Das fünfte Buch Moſe. | Das fünfte Buch Moses (Deuteronomium) Deuteronomium 5. Buch Mose | 5. Mose Dtn 5Mos |
1.Par. | 1. Buch der Chronica. | Das erste Buch der Chronik Das 1. Buch der Chronik | 1. Chr 1 Chr 1Chr |
Pſal. | Der Pſalter.Biblia Vulgata: | Der Psalter Die Psalmen Das Buch der Psalmen | Ps Ps Ps |
Ebre. | Die Epiſtel an die Ebreer.Biblia Vulgata: | Der Brief an die Hebräer Hebräerbrief | Hebr Hebr Hebr |
Sup. | Latein: [vide] supra Kapitelnummer | »[Siehe] [weiter] oben, Kapitelnummer«oder | |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
III
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.