Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 36 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXXII. | ||
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10,1 - 36,13 |
IV. DIE KÖNIGE JUDAS
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29,1 - 32,31 |
IV.13 König Hiskia von Juda
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32,1-23 |
IV.13.5 Die Belagerung Jerusalems durch Sanherib
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1 | 32,1-8 | Sanherib, der König von Assyrien, nimmt Juda ein, und Hiskia bereitet die Verteidung Jerusalems vor |
2 | 32,9-19 | Sanherib fordert Hiskia und die Bewohner Jerusalems auf, die Stadt zu übergeben |
3 | 32,20-23 | |
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32,24-33 |
IV.13.6 Das Ende der Regierungszeit Hiskias
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4 | 32,24-26 | |
5 | 32,27-31 | Die Gesandschaft des Königs von Babel erhält Einblick in die Reichtümer Judas |
6 | 32,32 | |
7 | 32,33 |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[252b]
32,1-23
NAch dieſen Geſchichten vnd trew / kam Sanherib der könig zu Aſſur / vnd zoch in Juda / vnd lagert ſich fur die feſten Stedte / vnd gedacht ſie zu ſich zu reiſſen. 2Vnd da Hiskia ſahe das Sanherib kam / vnd ſein angeſicht ſtund zu ſtreiten wider Jeruſalem / 3ward er rats mit ſeinen Oberſten vnd Gewaltigen zu zudecken die waſſer von den Brünnen / die drauſſen fur der Stad waren / vnd ſie hulffen jm. 4Vnd es verſamlet ſich ein gros volck / vnd deckten zu alle Brünne vnd flieſſende waſſer mitten im Lande / vnd ſprachen / Das die könige von Aſſur nicht viel waſſers finden wenn ſie komen.
Sanherib.
5VND er ward getroſt / vnd bawet alle mauren / wo ſie lückicht waren / vnd macht thürne drauff / vnd bawet drauſſen noch eine andere Maure / vnd befeſtiget Millo an der ſtad Dauid / vnd machet viel Woffen vnd Schilde. 6Vnd ſtellet die Heubtleute zum ſtreit neben das Volck. Vnd ſamlet ſie zu ſich auff die Breitegaſſen am thor der Stad / vnd redet hertzlich mit jnen / vnd ſprach / 7Seid getroſt vnd friſch / Fürchtet euch nicht / vnd zaget nicht fur dem könige von Aſſur / noch fur alle dem Hauffen der bey jm iſt / Denn es iſt ein Gröſſer mit vns weder mit jm. 8Mit jm iſt ein fleiſchlicher Arm / Mit vns aber iſt der HERR vnſer Gott / das er vns helffe / vnd füre vnſern ſtreit. Vnd das Volck verlies ſich auff die wort Hiskia des königs Juda.
DARnach ſandte Sanherib der könig zu Aſſur ſeine knechte gen Jeruſalem (Denn er lag fur Lachis / vnd alle ſeine Herrſchafft mit jm) zu Hiskia dem könige Juda / vnd zum gantzen Juda / das zu Jeruſalem war / vnd lies jm ſagen / 10ſo ſpricht Sanherib der könig zu Aſſur / Wes vertröſtet jr euch / die jr wonet in dem belagerten Jeruſalem? 11Hiskia beredet euch / das er euch gebe in den Tod / Hunger vnd Durſt / vnd ſpricht / Der HERR vnſer Gott wird vns erretten von der hand des Königes zu Aſſur. 12Iſt er nicht der Hiskia der ſeine Höhe vnd Altar weggethan hat / vnd geſagt zu Juda vnd zu Jeruſalem / Für einem Altar ſolt jr anbeten / vnd drauff reuchern?
13WIſſet jr nicht / was ich vnd meine Veter gethan haben allen Völckern in Lendern? Haben auch die Götter der Heiden in Lendern / mügen jre Lender erretten von meiner hand? 14Wer iſt vnter allen Göttern dieſer Heiden / die meine Veter verbannet haben / der ſein Volck habe mügen erretten von meiner hand? das ewer Gott euch ſolt mügen erretten aus meiner hand? 15So laſſt euch nu Hiskia nicht auffſetzen / vnd laſſt euch ſolchs nicht bereden / vnd gleubt jm nicht. Denn ſo kein Gott aller Heiden vnd Königreich hat ſein volck mügen von meiner vnd meiner Veter hand erretten / So werden euch auch ewr Götter nicht erretten von meiner hand.
16DA zu redten ſeine Knechte noch mehr wider den HERRN den Gott / vnd wider ſeinen knecht Hiskia. 17Auch ſchreib er Brieue zu hohn ſprechen dem HERRN dem Gott Iſrael / vnd redet von jm / vnd ſprach / Wie die Götter der Heiden in Lendern jr volck nicht haben errettet von meiner hand / So wird
[252b | 253a]
Chronicá. C. XXXII.
Hiskia․
CCLIII.
auch der Gott Hiskia ſein volck nicht erretten von meiner hand. 18Vnd ſie rieffen mit lauter ſtimme auff Jüdiſch zum volck zu Jeruſalem / das auff den mauren war / ſie furchtſam zu machen vnd zu erſchrecken / das ſie die Stad gewünnen. 19Vnd redeten wider den Gott Jeruſalem / wie wider die Götter der Völcker auff erden / die Menſchenhende werck waren.
ABer der könig Hiskia vnd der Prophet Jeſaia der ſon Amoz betten dawider vnd ſchrien gen Himel. 21Vnd der HERR ſandte einen Engel / der vertilget alle gewaltigen des Heers / vnd Fürſten vnd Oberſten im Lager des königs zu Aſſur / das er mit ſchanden wider in ſein Land zoch. Vnd da er in ſeines Gottes haus gieng / felleten jn daſelbs durchs ſchwert / die von ſeinem eigen Leibe komen waren. 22Alſo halff der HERR Hiskia vnd den zu Jeruſalem aus der hand Sanherib des königs zu Aſſur / vnd aller ander / vnd * enthielt ſie fur allen vmbher. 23Das viel dem HERRN Geſchenck brachten gen Jeruſalem / vnd Kleinote Hiskia dem könige Juda / Vnd er ward darnach erhaben fur allen Heiden.
*
(Enthielt)
Wie ein Hirte ſeine Schafe helt wider die Wolffe / vnd hütet das ſie gehen hin vnd her zur Weide. Alſo kundten die zu Jeruſalem auch aus vnd ein ziehen ſicher etc.
32,24-33
ZV der zeit ward Hiskia todkranck / Vnd er bat en HERRN / der geredt jm / vnd gab jm ein Wunder. 25Aber Hiskia vergalt nicht / wie jm gegeben war / denn ſein hertz erhub ſich / Darumb kam der zorn vber jn / vnd vber Juda vnd Jeruſalem. 26Aber Hiskia demütiget ſich / das ſein hertz ſich erhaben hatte / ſampt denen zu Jeruſalem / Darumb kam der zorn des HERRN nicht vber ſie / weil Hiskia lebet.
VND Hiskia hatte ſeer groſſen Reichthum vnd Ehre / vnd macht jm Schetze von ſilber / gold / edelſteinen / würtze / ſchilde vnd allerley köſtlichem gerete 28vnd Kornheuſer zu dem einkomen des getreides / moſts vnd öles / vnd ſtelle fur allerley Vieh / vnd Hürten fur die ſchafe. 29Vnd bawet jm Stedte / vnd hatte Vieh an ſchafen vnd rindern die menge / Denn Gott gab jm ſeer gros gut. 30Er iſt der Hiskia / der die hohe Waſſerquelle in Gihon zudecket / vnd leitet ſie hin vnter von abend werts zur ſtad Dauid / Denn Hiskia war glückſelig in alle ſeinen wercken.
DA aber die Botſchafften der Fürſten von Babel zu jm geſand waren zu fragen nach dem Wunder / das im Lande geſchehen war / verlies jn Gott alſo / das er jn verſucht / Auff das kund würde alles / was in ſeinem hertzen war.
32WAS aber mehr von Hiskia zu ſagen iſt / vnd ſeine barmhertzigkeit / ſihe das iſt geſchrieben in dem geſicht des Propheten Jeſaia / des ſons Amoz / im Buch der könige Juda vnd Iſrael.
33Vnd Hiskia entſchlieff mit ſeinen Vetern / vnd ſie begruben jn vber die greber der kinder Dauid / Vnd gantz Juda / vnd die zu Jeruſalem theten jm ehre in ſeinem Tod / Vnd ſein ſon Manaſſe ward König an ſeine ſtat.
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1) Der jüdische Historiker Flavius Josephus (37 bis 100 n. Chr.) beschreibt in seinem Werk »Jüdische Altertümer« Gottes eingreifen so:
»Als nun Sanherib [nach dem erfolglosen Versuch, die ägyptische Stadt Pelusium einzunehmen] vom Feldzug gegen Ägypten nach Jerusalem zurückkehrte, fand er, dass die unter Rapsakes [d. i. Luthers "Erzschenke"] zurückgelassenen Truppen schwer an der Pest litten.
In der ersten Nacht, in der er gemeinsam mit diesen Truppen die Belagerung weiterführte, tötete die Seuche in seinem Heer hundertfünfundachzigtausend Mann samt ihren Führern und Hauptleuten.
Dieser Schlag versetzte ihn in Trauer und Angst, und weil er befürchtete, sein ganzes Heer könnte dahingerafft werden, floh er mit dem Rest seiner Truppen in sein Reich und in die Stadt zurück, die "Stadt des Ninus" (Ninive) heißt.
Doch nur kurze Zeit blieb er noch am Leben, denn seine ältesten Söhne Adramelech und Sarasar brachten ihn in seinem eigenen Tempel, der Araska genannt wurde, um.«
(Zitiert und angepasst nach: Flavius Josephus, Jüdische Altertümer, nach der Ausgabe von Dr. Heinrich Clementz, Halle an der Saale 1899, neu gesetzte, korrigierte und überarbeitete Ausgabe, matrixverlag, Wiesbaden, 5. Aufl. 2018, 10. Buch, 1. Kapitel, S.460f.)
Für die biblische Darstellung, wie auch für die Erzählung des Flavius Josephus, fehlen bisher allerdings Belege aus ägyptischen oder babylonischen Quellen.
2) Die Notiz über Sanheribs Tod schließt chronologisch nicht nahtlos an seine Niederlage in der Schlacht vor Jerusalem an, die zwischen 701 v. Chr. und 698 v. Chr. einzuordnen wäre.
Sanherib wurde erst Jahre später, am 16. Januar 680 v. Chr., von seinen Söhnen ermordet.
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2.Par. | 2. Buch der Chronica. | Das zweite Buch der Chronik Das 2. Buch der Chronik | 2. Chr 2 Chr 2Chr |
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.