Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 28 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XII. | ||
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11,1 -12,50 |
VII. DIE SELBSTZEUGNISSE JESU
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1 | 12,1-8 | |
2 | 12,9-14 | |
3 | 12,15-16 | |
4 | 12,17-21 | |
5 | 12,22-30 | |
6 | 12,31-37 | |
7 | 12,38-45 | |
8 | 12,46-50 |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[251b]
Marc. 2.
Luc. 6.
ZV der zeit / gieng Jheſus durch die Saat am Sabbath / vnd ſeine Jünger waren hungerig / fiengen an Ehren auszureuffen / vnd aſſen. 2Da das die Phariſeer ſahen / ſprachen ſie zu jm / Sihe / Deine Jüngere thun das ſich nicht zimpt am Sabbath zuthun.
3ER aber ſprach zu jnen / Habt jr nicht geleſen / was Dauid thet / da jn vnd die mit jm waren / hungerte? 4Wie er in das Gottes haus gieng / vnd aſs die Schawbrot / die jm doch nicht zimpten zu eſſen / noch denen die mit jm waren / ſondern allein den Prieſtern. 5Oder habt jr nicht geleſen im Geſetz / wie die Prieſter am Sabbath im Tempel den Sabbath brechen / vnd ſind doch on ſchuld? 6Ich ſage aber euch / Das hie der iſt / der auch gröſſer iſt denn der Tempel. 7Wenn jr aber wüſtet / was das ſey (Ich habe wolgefallen an der Barmhertzigkeit / vnd nicht am Opffer) hettet jr die Vnſchüldigen nicht verdampt. 8Des menſchen Son iſt ein HErr / auch * vber den Sabbath.
*
(Vber den Sabbath)
Wer an Chriſtum gleubet / iſt vber alle Geſetze / vnd wird nicht beſchüldigt vom Geſetz.
Mar. 3.
Luc. 6.
VND Er gieng von dannen furbas / vnd kam in jre Schule. 10Vnd ſihe / da war ein Menſch / der hatte ein verdorrete hand / Vnd ſie frageten jn / vnd ſprachen / Iſts auch recht am Sabbath heilen? Auff das ſie eine ſache zu jm hetten. 11Aber er ſprach zu jnen / Welcher iſt vnter euch / ſo er ein Schaf hat / das jm am Sabbath in eine Gruben fellet / Der es nicht ergreiffe vnd auffhebe? 12Wie viel beſſer iſt nu ein Menſch / denn ein Schaf? Darumb mag man wol am Sabbath gutes thun. 13Da ſprach er zu dem Menſchen / Strecke deine hand aus / vnd er ſtrecket ſie aus / Vnd ſie ward jm wider geſund / gleich wie die andere.
Marc. 3.
DA giengen die Phariſeer hin aus / vnd hielten einen Rat vber jn / wie ſie jn vmbbrechten.
15Aber da Jheſus das erfur / weich er von dannen / Vnd jm folgete viel volcks nach / Vnd er heilete ſie alle / 16vnd bedrawete ſie / das ſie jn nicht meldeten.
17Auff das erfüllet würde das geſagt iſt durch den Propheten Iſaiam / der da ſpricht / 18Sihe / Das iſt mein Knecht / den ich erwelet habe / vnd mein Liebſter / an dem meine Seele wolgefallen hat. Ich wil meinen Geiſt auff jn legen / Vnd er ſol den Heiden das Gericht verkündigen. 19Er wird nicht zancken noch ſchreien / vnd man wird ſein geſchrey nicht hören auff den Gaſſen. 20Das zuſtoſſen Rhor wird er nicht zubrechen / Vnd das glümende Tocht wird er nicht ausleſſchen / Bis das er ausfüre das Gericht zum ſieg / 21Vnd die Heiden werden auff ſeinen Namen hoffen.
DA ward ein Beſeſſener zu jm bracht / der war Blind vnd Stum / Vnd er heilet jn / Alſo / das der blinde vnd ſtumme / beide redet vnd ſahe. 23Vnd
[251b | 252a]
S. Mattheus. C. XII.
CCLII.
alles Volck entſatzte ſich / vnd ſprach / Iſt dieſer nicht Dauids ſon? 24Aber die Phariſeer / da ſie es höreten / ſprachen ſie / Er treibt die Teufel nicht anders aus / denn durch Beelzebub / der Teufel öberſten.
25JHEſus vernam aber jre gedancken / vnd ſprach zu jnen / Ein jglich Reich ſo es mit jm ſelbs vneins wird / das wird wüſte. Vnd ein jgliche Stad oder Haus / ſo es mit jm ſelbs vneins wird / mags nicht beſtehen. 26So denn ein Satan den andern austreibt / ſo mus er mit jm ſelbs vneins ſein / Wie mag denn ſein Reich beſtehen? 27So ich aber die Teufel durch Beelzebub austreib / Durch wen treiben ſie ewre Kinder aus ? Darumb werden ſie ewre Richter ſein. 28So ich aber die Teufel durch den geiſt Gottes austreibe / So iſt je das reich Gottes zu euch komen.
29ODer / wie kan jemand in eines ſtarcken haus gehen / vnd jm ſeinen Hausrat rauben / Es ſey denn / das er zuuor den Starcken binde / vnd als denn jm ſein Haus beraube? 30Wer nicht mit mir iſt / Der iſt wider mich / Vnd wer nicht mit mir ſamlet / Der verſtrewet.
Luc. 12.
31Darumb ſage ich euch / Alle ſünde vnd Leſterung wird den Menſchen vergeben / Aber die Leſterung wider den Geiſt / wird den Menſchen nicht vergeben. 32Vnd wer etwas redet wider des menſchen Son / dem wird es vergeben. Aber wer etwas redet wider den heiligen Geiſt / dem wirds nicht vergeben / weder in dieſer noch in jener Welt.
33SEtzet entweder einen guten Bawn / ſo wird die Frucht gut / Oder ſetzet einen faulen Bawm / ſo wird die frucht faul. Denn an der Frucht erkennet man den Bawm. 34Ir Ottern gezichte / wie kund jr gutes reden / die weil jr böſe ſeid? Wes das Hertz vol iſt / des gehet der Mund vber. 35Ein gut Menſch / bringet guts erfür / aus ſeinem guten ſchatz des hertzen / Vnd ein böſer Menſch / bringet böſes erfür / aus ſeinem böſen ſchatz. 36Ich ſage euch aber / Das die Menſchen müſſen rechenſchafft geben am jüngſten Gericht / von einem jglichen vnnützen wort / das ſie geredt haben. 37Aus deinen worten wirſtu gerechtfertiget werden / Vnd aus deinen worten wirſtu verdampt werden.
(Noch in jener)
Das hie Mattheus ſpricht (weder in dieſer noch in jener welt) ſaget Marcus alſo / Er iſt ſchüldig einer ewigen ſchuld.
DA antworten etliche vnter den Schrifftgelerten vnd Phariſeern / vnd ſprachen / Meiſter / Wir wolten gerne ein Zeichen von dir ſehen. 39Vnd er antwortet / vnd ſprach zu jnen / Die böſe vnd ehebrecherſche Art / ſuchet ein Zeichen / Vnd es wird jr kein Zeichen gegeben werden / Denn das Zeichen des Propheten Jonas . 40Denn gleich wie Jonas war drey tage vnd drey nacht in des Walfiſches bauch / Alſo wird des menſchen Son drey tage vnd drey nacht mitten in der Erden ſein. 41Die Leute von Niniue werden aufftretten am jüngſten Gerichte / mit dieſem Geſchlechte / vnd werden es verdamnen / Denn ſie thetten Buſſe nach der predigt Jonas / Vnd ſihe / Hie iſt mehr denn Jonas. 42Die Königin von Mittag wird aufftretten am jüngſten Gerichte mit dieſem Geſchlecht / vnd wird es verdamnen / Denn ſie kam vom ende der erden / Salomonis weisheit zu hören / Vnd ſihe / Hie iſt mehr denn Salomon.
Luc. 11.
WEnn der vnſauber Geiſt von dem Menſchen ausgefaren iſt / ſo durchwandelt er dürre Stete / ſuchet ruge / vnd findet ſie nicht. 44Da ſpricht er denn / Ich wil wider vmb keren in mein Haus / daraus ich gegangen bin. Vnd wenn er kompt / ſo findet ers müſſig / gekeret vnd geſchmückt. 45So gehet er hin / vnd nimpt zu ſich ſieben ander Geiſter / die erger ſind / denn er ſelbs / Vnd wenn ſie hinein komen / wonen ſie alda / Vnd wird mit dem ſelben Menſchen hernach erger / denn es vorhin war. Alſo wirds auch dieſem argen Geſchlecht gehen.
Marc. 8.
Luc. 8.
DA er noch alſo zu dem volck redet / Sihe / da ſtunden ſeine Mutter und ſeine Brüder drauſſen / die wolten mit jm reden. 47Da ſprach einer zu jm / Sihe / Deine Mutter vnd deine Brüder ſtehen drauſſen / vnd wöllen mit dir reden. 48Er antwortet aber / vnd ſprach zu dem / der es jm anſaget / Wer iſt meine Mutter? vnd wer ſind meine Brüder? 49Vnd recket die hand aus vber ſeine
[252a | 252b]
Euangelium C. XIII.
Jünger / vnd ſprach / Sihe da / das iſt meine Mutter vnd meine Brüder. 50Denn wer den willen thut meines Vaters im Himel / der ſelbige iſt mein Bruder / Schweſter vnd Mutter.
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