Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 21 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel V. | ||
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5,1-47 |
IV. DAS ZWEITE FEST IN JERUSALEM
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1 | 5,1-18 | |
2 | 5,19-30 | |
3 | 5,31-47 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[299a | 299b]
Euangelium C. V.
5,1-47
DArnach war ein Feſt der Jüden / vnd Jheſus zoch hin auff gen Jeruſalem. 2Es iſt aber zu Jeruſalem bey dem Schafhauſe ein Teich der heiſſet auff Ebreiſch * Bethhesda / vnd hat fünff Halle / 3In welchen lagen viel Krancken / Blinden / Lamen / Dürren / die warteten / wenn ſich das Waſſer beweget / 4 Denn ein Engel fuhr er ab zu ſeiner zeit in den Teich / vnd beweget das waſſer. Welcher nu der erſte / nach dem das waſſer beweget war / hin ein ſteig / der ward geſund / mit welcherley Seuche er behafftet war.
*
Bethhesda)
Das heiſſt auff Deudſch ſo viel als ein Spital / darin man den armen Leuten wol thut / Ab Heſed / id eſt / Eleemoſyna / miſericordia / welches bey dem Teich war / da die Opfferſchafe behalten wurden / vnd die Krancken daſelbs ſolcher Wolthat im Teiche warteten.
ES war aber ein Menſch daſelbs / acht vnd dreiſſig jar kranck gelegen. 6Da Jheſus denſelbigen ſahe ligen / vnd vernam / das er ſo lang gelegen war / ſpricht er zu jm / Wiltu geſund werden? 7Der Krancke antwortet jm / Herr / ich habe keinen Menſchen / wenn das Waſſer ſich beweget / der mich in den Teich laſſe / Vnd wenn ich kome / ſo ſteiget ein ander fur mir hin ein. 8Jheſus ſpricht zu jm / Stehe auff / nim dein Bette / vnd gehe hin. 9Vnd alſo ward der Menſch geſund / vnd nam ſein Bette / vnd gieng hin. Es war aber deſſelbigen tages der Sabbath.
10DA ſprachen die Jüden zu dem der geſund war worden / Es iſt heute Sabbath / Es zimpt dir nicht das Bette zu tragen. 11Er antwortet jnen / Der mich geſund machet / der ſprach zu mir / Nim dein Bette / vnd gehe hin. 12Da fragten ſie jn / Wer iſt der Menſch / der zu dir geſagt hat / Nim dein bette / vnd gehe hin? 13Der aber geſund war worden / wuſte nicht wer er war / Denn Jheſus war gewichen / da ſo viel Volcks an dem Ort war.
14DARnach fand jn Jheſus im Tempel / vnd ſprach zu jm / Sihe zu / du biſt geſund worden / Sündige fort nicht mehr / das dir nicht etwas ergers widerfare. 15Der Menſch gieng hin / vnd verkündigets den Jüden / Es ſey Jheſus / der jn geſund gemacht habe. 16Darumb verfolgeten die Jüden Jheſum / vnd ſuchten jn zu tödten / Das er ſolchs gethan hatte auff den Sabbath. 17Jheſus aber antwortet jnen / Mein Vater wircket bis her / Vnd ich wircke auch. 18Darumb trachteten jm die Jüden nu viel mehr nach / das ſie jn tödten / Das er nicht allein den Sabbath brach / ſondern ſaget auch / Gott ſey ſein Vater / vnd machet ſich ſelbs Gotte gleich.
(Wircket)
Das iſt / Mein Vater helt den Sabbath nicht / darumb halt ich jn auch nicht / ſondern wircke imer das / wie mein Vater.
DA antwortet Jheſus / vnd ſprach zu jnen / Warlich / warlich / Ich ſage euch / Der ſon kan nichts von jm ſelber thun / denn was er ſihet den Vater thun / Denn was derſelbige thut / das thut gleich auch der Son. 20Der Vater aber hat den Son lieb / vnd zeiget jm alles was er thut / vnd wird jm noch gröſſer Werck zeigen / das jr euch verwundern werdet. 21Denn wie der Vater die Todten aufferweckt / vnd machet ſie lebendig / Alſo auch der Son machet lebendig welche er wil. 22Denn der Vater richtet niemand / ſondern alles Gerichte hat er dem Son gegeben / 23Auff das ſie alle den Son ehren / wie ſie den Vater ehren. Wer den Son nicht ehret / Der ehret den Vater nicht / der jn geſand hat. 24Warlich / warlich / ſage ich euch / Wer mein Wort höret / vnd gleubet Dem / der mich geſand hat / der hat das ewige Leben / Vnd kompt nicht in das Gerichte / Sondern er iſt vom Tode zum Leben hin durch gedrungen.
25WArlich / warlich / Ich ſage euch / Es kompt die ſtunde / vnd iſt ſchon itzt / das die Todten werden die ſtimme des Sons Gottes hören / vnd die ſie hören werden / die werden leben. 26Denn wie der Vater das Leben hat in jm ſelber / Alſo hat er dem Son gegeben / das Leben zu haben in jm ſelber / 27vnd hat jm macht gegeben / auch das Gerichte zu halten / darumb / das er a des menſchen Son iſt. 28Verwundert euch des nicht / Denn es kompt die ſtunde / in welcher alle die in den Grebern ſind / werden ſeine Stimme hören / 29Vnd werden erfür
a
(Des menſchen Sohn iſt)
Das Gerichte mus öffentlich gehalten werden / Darumb mus der Richter auch Menſch ſein / den man ſehen könne / Vnd doch auch Gott / weil er Gottes Richtſtuel beſitzen ſol.
[299b | 300a]
S. Johánnes. C. V.
CCC.
gehen / die da Guts gethan haben / zur aufferſtehung des Lebens / Die aber Vbels gethan haben / zur aufferſtehung des Gerichts.
30ICH kan nichts von mir ſelber thun. Wie ich höre / ſo richte ich / vnd mein Gerichte iſt recht / Denn ich ſuche nicht meinen willen / ſondern des Vaters willen / der mich geſand hat.
31So ich von mir ſelbs zeuge / ſo iſt mein Zeugnis nicht war. 32Ein ander iſts / der von mir zeuget / vnd ich weis / das das Zeugnis war iſt / das er von mir zeuget.
33IR ſchicket zu Johanne / vnd er zeugete von der warheit. 34Ich aber neme nicht Zeugnis von Menſchen / Sondern ſolchs ſage ich / auff das jr ſelig werdet. 35Er war ein brennend vnd ſcheinend Liecht / Ir aber woltet eine kleine weile frölich ſein von ſeinem Liechte. 36Ich aber habe ein gröſſer Zeugnis / denn Johannis zeugnis. Denn die Wercke die mir der Vater gegeben hat / das ich ſie volende / dieſelbigen werck / die ich thu / zeugen von mir / das mich der Vater geſand habe. 37Vnd der Vater der mich geſand hat / derſelbige hat von mir gezeuget. Ir habt nie / weder ſeine Stimme gehöret / noch ſeine Geſtalt geſehen / 38Vnd ſein Wort habt jr nicht in euch wonend / Denn jr gleubet dem nicht / den er geſand hat.
39SVchet in der Schrifft / Denn jr meinet / jr habt das ewige Leben drinnen / Vnd ſie iſts / die von mir zeuget / 40Vnd jr wolt nicht zu mir komen / das jr das Leben haben möchtet. 41Ich neme nicht Ehre von Menſchen / 42Aber ich kenne euch / das jr nicht Gottes liebe in euch habt. 43Ich bin komen in meines Vaters namen / vnd jr nemet mich nicht an / So ein ander wird in ſeinem eigen namen komen / den werdet jr annemen. 44Wie könnet jr gleuben / die jr ehre von einander nemet? Vnd die Ehre / die von Gott alleine iſt / ſüchet jr nicht.
45IR ſolt nicht meinen / das ich euch fur dem Vater verklagen werde / Es iſt einer / der euch verklaget / der Moſes / auff welchen jr hoffet. 46Wenn jr Moſi gleubtet / ſo gleubtet jr auch mir / Denn er hat von mir geſchrieben. 47So jr aber ſeinen Schrifften nicht gleubet / Wie werdet jr meinen worten gleuben?
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1) Vers 4
Der Vers 4 wird heute als Sondergut weniger Handschriften verstanden und ist nicht in allen neuen Ausgaben vorhanden. Die neueren Lutherbibeln drucken den Vers 4, markieren ihn aber als Beifügung. Die Ausgabe von 1545 druckt ihn ohne weitere Notiz.
2) lat.: Ab Heſed / id eſt / Eleemoſyna / miſericordia /
dt.: »Von (hebräisch) Hesed, das meint: Almosen, Barmherzigkeit«
Luther erklärt, dass die in den griechischen Handschriften vorhandene Bezeichnung Bethhesda (altgr.: Βηθἑσδα) die transkribierte Form eines hebräischen Wortes ist, das soviel bedeutet wie »Das Haus des Almosens« oder »Das Haus der Barmherzigkeit Gottes«. Dieses Haus dürfe man sich ähnlich einem Spital in Deutschland vorstellen.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Joh. | Euangelium S. Johannis.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Johannes Johannesevangelium | Joh Joh Joh |
Dan. | Der Prophet Daniel.Biblia Vulgata: | Der Prophet Daniel Das Buch Daniel | Dan Dan Dan |
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Perikope | Typ | Tag |
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Das Video zeigt den Text der Rede Jesu über den Glauben, die Auferstehung und das Gericht aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
Luthers Vorrede zum Neuen Testament ist in neuen Bibelausgaben nicht mehr enthalten. Lesen Sie, was Luther seinen Lesern 1545 mit auf den Weg gegeben hatte.