Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 21 Kapiteln
Nr. | Text 1545 | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XI. | ||
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3,6 - 16,31 |
III. DIE RICHTERERZÄHLUNGEN
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10,6 - 12,7 |
III.9. Richter Jefta
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1 | 11,1-3 | |
2 | 11,4-11 | Jeftah wird wegen des drohenden Krieges mit den Ammonitern zum Richter erwählt |
3 | 11,12-28 | Jeftah verhandelt erfolglos mit dem König der Ammoniter, um ihn zu Frieden zu bewegen |
4 | 11,29-33 | |
5 | 11,34-40 | Jeftah sieht sich gezwungen, das Gelübde zu erfüllen, und opfert seine Tochter, sein einziges Kind |
[138b]
IEphthah ein Gileaditer war ein ſtreitbar Helt / Aber ein Hurkind / Gilead aber hatte Jephthah gezeuget. 2Da aber das weib Gilead jm kinder gebar / vnd deſſelben weibs kinder gros wurden / ſtieſſen ſie Jephthah aus / vnd ſprachen zu jm / Du ſolt nicht erben in vnſers Vaters haus / Denn du biſt eines andern weibs ſon. 3Da floh er vor ſeinen Brüdern / vnd wonet im lande Tob / Vnd es ſamleten ſich zu jm loſe Leute / vnd zogen aus mit jm.
VND vber etliche zeit hernach / ſtritten die kinder Ammon mit Iſrael. 5Da nu die kinder Amon alſo ſtritten mit Iſrael / giengen die Elteſten von Gilead hin / das ſie Jephthah holeten aus dem lande Tob / 6vnd ſprachen zu jm / Kom vnd ſey vnſer Heubtman / das wir ſtreiten wider die kinder Ammon. 7Aber Jephthah ſprach zu den Elteſten von Gilead / Seid jr nicht die mich haſſen / vnd aus meines Vaters haus geſtoſſen habt / Vnd nu kompt jr zu mir / weil jr im trübſal ſeid? 8Die Elteſten von Gilead ſprachen zu Jephthah / Darumb komen wir nu wider zu dir / das du mit vns zieheſt / vnd helffeſt vns
[138b | 139a]
Der Ricĥter․ C․ XI․
Jephthah.
CXXXIX.
ſtreiten wider die kinder Ammon / vnd ſeieſt vnſer Heubt vber alle die in Gilead wonen.
9JEphthah ſprach zu den Elteſten von Gilead / So jr mich widerholet zu ſtreiten wider die kinder Ammon / vnd der HERR ſie fur mir geben wird / Sol ich denn ewr Heubt ſein? 10Die Elteſten von Gilead ſprachen zu Jephthah / Der HERR ſey Zuhörer zwiſſchen vns / wo wir nicht thun / wie du geſagt haſt. 11Alſo gieng Jephthah mit den Elteſten von Gilead / Vnd das volck ſatzt jn zum Heubt vnd Oberſten vber ſich. Vnd Jephthah redet ſolchs alles fur dem HERRN zu Mizpa.
DA ſandte Jephthah Botſchafft zum Könige der kinder Ammon / vnd lies jm ſagen / Was haſtu mit mir zuſchaffen / das du komeſt zu mir wider mein Land zu ſtreiten? 13Der König der kinder Ammon antwortet den Boten Jephthah / Darumb das Iſrael mein Land genomen hat / da ſie aus Egypten zogen / von Arnon an bis an Jabok / vnd bis an den Jordan / So gib mirs nu wider mit frieden.
14JEphthah aber ſandte noch mehr Boten zum Könige der kinder Ammon / 15die ſprachen zu jm / So ſpricht Jephthah / Iſrael hat kein Land genomen weder den Moabitern noch den kindern Ammon. 16Denn da ſie aus Egypten zogen / wandelt Iſrael durch die wüſten bis ans Schilffmeer / vnd kam gen Kades / 17vnd ſandte Boten zum Könige der Edomiter / vnd ſprach / Las mich durch dein Land ziehen. Aber der Edomiter könig erhöret ſie nicht. Auch ſandten ſie zum könige der Moabiter / der wolt auch nicht. Alſo bleib Iſrael in Kades / 18vnd wandelt in der Wüſten / vnd vmbzogen das Land der Edomiter vnd Moabiter / vnd kam von der Sonnen auffgang an der Moabiter land / vnd lagerten ſich jenſeid des Arnon / vnd kamen nicht in die grentze der Moabiter / Denn Arnon iſt der Moabiter grentze.
19VND Iſrael ſandte Boten zu Sihon / der Amoriter könig zu Hesbon / vnd lies jm ſagen / Las vns durch dein Land ziehen bis an meinen ort. 20Aber Sihon vertrawet Iſrael nicht durch ſeine grentze zu ziehen / Sondern verſamlet all ſein volck / vnd lagert ſich zu Jahza / vnd ſtreit mit Iſrael. 21Der HERR aber der Gott Iſrael / gab den Sihon mit all ſeinem Volck in die hende Iſrael / das ſie ſie ſchlugen. Alſo nam Iſrael ein alles Land der Amoriter / die in dem ſelben Land woneten / 22Vnd namen alle grentze der Amoriter ein / von Arnon an / bis an Jabok / vnd von der wüſten an / bis an den Jordan.
23SO hat nu der HERR der Gott Iſrael / die Amoriter vertrieben fur ſeinem volck Iſrael / vnd du wilt ſie einnemen? 24Du ſolteſt die einnemen die dein Gott Camos vertriebe / vnd vns laſſen einnemen / alle die der HERR vnſer Gott fur vns vertrieben hat. 25Meinſtu / das du beſſer Recht habeſt / denn Balak der ſon Zipor / der Moabiter könig? Hat derſelb auch je gerechtet oder geſtritten wider Iſrael / 26ob wol Iſrael nu drey hundert jar gewonet hat in Hesbon vnd jren töchtern / in Aroer vnd jren töchtern / vnd allen Stedten die am Arnon ligen? Warumb errettet jrs nicht zu der ſelben zeit? 27Ich hab nichts an dir geſündigt / vnd du thuſt ſo vbel an mir / das du wider mich ſtreiteſt. Der HERR felle heut ein vrteil zwiſſchen Iſrael vnd den kindern Ammon. 28Aber der König der kinder Ammon erhöret die rede Jephthah nicht / die er zu jm ſandte.
DA kam der Geiſt des HERRN auff Jephthah / vnd zoch durch Gilead vnd Manaſſe vnd durch Mizpe / das in Gilead ligt / vnd von Mizpe das in Gilead ligt / auff die kinder Ammon. 30Vnd Jephthah gelobt dem HERRN ein Gelübd / vnd ſprach / Gibſtu die kinder Ammon in meine hand / 31was zu meiner Hausthür er aus mir entgegen gehet / wenn ich mit frieden widerkome / von den kindern Ammon / das ſol des HERRN ſein / vnd wils zum Brandopffer opffern. 32Alſo zoch Jephthah auff die kinder Ammon wider ſie zu ſtreiten. Vnd der HERR gab ſie in ſeine hende. 33Vnd er ſchlug ſie von Aroer
Gelübd
Jephthah.
[139a | 139b]
Das Bucĥ C․ XI.XII․
Jephtháh.
an bis man kompt gen Minnith / zwenzig Stedte / vnd bis an den plan der Weinberge / ein ſeer groſſe ſchlacht / Vnd wurden alſo die kinder Ammon gedemütigt fur den kindern Iſrael.
DA nu Jephthah kam gen Mizpa zu ſeinem hauſe / Sihe / da gehet ſeine Tochter er aus jm entgegen mit Paucken vnd Reigen / Vnd ſie war ein einiges Kind / vnd er hatte ſonſt keinen Son noch Tochter. 35Vnd da er ſie ſahe / zureis er ſeine Kleider / vnd ſprach / Ah mein Tochter / wie a beugeſtu mich vnd betrübeſt mich / Denn ich habe meinen mund auffgethan gegen dem HERRN / vnd kans nicht widerruffen. 36Sie aber ſprach / Mein Vater / haſtu deinen mund auffgethan gegen dem HERRN / So thu mir wie es aus deinem mund gangen iſt / nach dem der HERR dich gerochen hat an deinen Feinden den kindern Ammon.
a
(Beugeſt oder demütigeſt mich)
Gott hat mich hoch erhebt durch dieſen Sieg / das ich mein Heubt hoch vnd frölich auffrichtet. Aber du beugeſt mich / das ich den Kopff mus niderſchlahen mit groſſem hertzenleid / vnd ſolche hohe freude zum tieffen hertzenleid keren.
37VND ſie ſprach zu jrem Vater / Du wolteſt mir das thun / das du mich laſſeſt zween monden / das ich von hinnen hinab gehe / auff die Berge / vnd meine Jungfrawſchafft beweine mit meinen Geſpielen. 38Er ſprach / Gehe hin / Vnd lies ſie zween monden gehen. Da gieng ſie hin mit jren Geſpielen / vnd beweinet jre Jungfrawſchafft auff den bergen. 39Vnd nach zween monden kam ſie wider zu jrem Vater / Vnd er thet jr / b wie er gelobt hatte / Vnd ſie war nie keines Mans ſchüldig geworden. Vnd ward eine gewonheit in Iſrael / 40das die töchter Iſrael jerlich hingehen / zu klagen die tochter Jephthah des Gileaditers des jars vier tage.
b
(Wie er gelobt hatte) Man wil / er habe ſie nicht geopffert / Aber der Text ſtehet da klar. So ſihet man auch beide an den Richtern vnd Königen / das ſie nach groſſen Thatten / haben auch groſſe torheit müſſen begehen / zuuerhüten den leidigen hohmut.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Jud. | Das Buch der Richter. | Das Buch der Richter Das Buch der Richter | Ri Ri Ri |
Num. | Das vierte Buch Moſe. | Das vierte Buch Mose (Numeri) Numeri 4. Buch Mose | 4. Mose Num 4Mos |
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.