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Luthers Wort |
Bedeutung |
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Schawbrot
Schaubrot |
Schaubrot, das Brot der Israeliten, das zur Schau (als Präsenzopfer) im Tempel auf einem dafür vorgesehenen Tisch gelegt wird.
Schaubrot
hebräisch: לחם הפנים ( lechem haPanim), »Brote des Angesichts« lateinisch: panes propositiones, »Ausstellungsbrote«, oder lateinisch: panes facierum, »Brote des Angesichts«
Luthers Begriff Schawbrot meint stets das gesamte, rituell zu verstehende Schaubrot (als Sammelbegriff), das aus zwölf einzelnen Broten besteht.
Schawbrot | Schaubrot
Die Schreibweise Schaubrot (»au« statt »aw«) ist in den neueren Bibelausgaben üblich, kommt aber in der Lutherbibel 1545 nur einmal vor: 2Mos 35,13
Der deutsche Begriff wurde von Luther eingeführt und hat sich bis heute in Bibelübersetzungen gehalten.
Luther erklärt seine Wortschöpfung Schawbrot in seiner Notiz zu Mk 2,26:
(Schawbrot) Das heiſſt Ebreiſch / panis facierum /brot das jmer fur augen ſein ſol / wie das Gottes wort jmer fur vnſerm hertzen tag vnd nacht ſein ſol /
Das Schaubrot
Für das Schaubrot wurden zwölf reine Weizenbrote verwendet, ohne Sauerteig hergestellt, die wöchentlich neu zu backen waren. Nach göttlicher Vorschrift (2Mos 25,30) musste ununterbrochen Schaubrot im Heiligtum vorhanden und vor Gottes Angesicht ausgelegt sein (Bedeutung des hebräischen Namens: »Brot(e) des Angesichts«).
Um die durchgehende Präsenz des Schaubrots sicherzustellen, wurden an jedem Sabbat die alten Brote durch frische ersetzt (Präsenzopfer). Das alte Schaubrot diente den Priestern danach als Speise. Niemand sonst durfte davon essen, denn diese Brote waren geheiligt durch den Opferritus (3Mos 24,9).
Bekannt ist nur ein Fall, in dem nicht Priester, sondern andere Personen vom alten Schaubrot aßen: Als David vor Saul auf der Flucht war, bekam er vom Hohepriester Ahimelech für sich und seine hungrigen Männer das Schaubrot, da es kein anderes Brot gab. (1Sam 21,2-7).
Der Sinn der Brote
Der Sinn des Schaubrots wird in der Bibel nicht erläutert. Er wird als bekannt vorausgesetzt bzw. als gegeben hingenommen und nur mit der göttlichen Anweisung zum Vollzug begründet (2Mos 25,30).
Tatsächlich ist die Auslegung der Brote ein Opferritual, wie es bei etlichen Völkern in gleicher oder ähnlicher Weise praktiziert wurde (so in Babylonien, Griechenland, Ägypten). Diese Art Opfer geht auf die frühe Zeit menschlicher Kulturen zurück und wurde auch bei den Juden lange vor der Landnahme und lange vor einem festen Tempel in Jerusalem gepflegt.
Das Speiseopfer in Ägypten wurde regelmäßig vor einem Gott (bzw. vor seinem Bildnis oder Fetisch) im Sanktuarium seines Heiligtums angerichtet. Ziel war es, die Gottheit mit Speisungen aus hochwertigen Zutaten zu beschwichtigen (Sühneopfer), ihr zu danken (Dankopfer) oder ihren situativen bzw. beständigen Beistand zu erbitten (Bittopfer und Gedächtnisopfer). Das Opfer (der persönliche Verzicht) bestand in der Abgabe von den Früchten der eigenen Arbeit, vom Wohlstand des Volkes und oder von Kriegsbeute.
Der Ursprung der Speiseopfer
Wie die neuere Forschung belegt, geht diese Opferpraxis vermutlich zurück auf die Zeit, in der Menschen erstmals sesshaft wurden und Ackerbau betrieben bzw. als Nomaden Vieh und Haustiere planvoll züchteten (siehe auch die Opfer von Kain und Abel). Seit dieser Zeit bedrohten immer wieder Misserfolge und Schicksalsschläge grundlegend Gemeinschaften: Ernteausfälle durch Trockenheit oder Schädlinge, Viehseuchen, Raubtiere und feindliche Übergriffe von Nachbarn, von anderen Stämmen oder Völkern führten zu katastrophalen Verlusten, die nicht selten in großflächigen, langanhaltenden Hungersnöten mündeten. Erfolge hingegen wurden der Macht und dem Beistand einer Gottheit zugerechnet. Speiseopferrituale dienten dazu, das Verhältnis zwischen Mensch und Gott pragmatisch auf der existenziellen Ebene zu konkretisieren und zu festigen.
Faktisch wurden über derartige Opfer allerdings in späteren, organisierten Gesellschaften die Priester, die den Tempeldienst für den jeweiligen Gott verrichteten, durch Naturalien versorgt.
Das Schaubrot als Speiseopfer in Israel
Vergleichbares gilt beim Schaubrot Israels: Zwar gab es kein Bildnis Gottes, doch der Tisch stand in der erklärten »Wohnung Gottes« (2Mos 40,34-38), und somit »vor seinem Angesicht«. Bitte und Sühne, Dank und Gedächtnis sind vereinigt in der permanenten Hinwendung zu Gott. Das Schaubrot wird nicht (wie bei anderen Opferarten) fallbezogen dargereicht, sondern kontinuierlich präsentiert. Das Schaubrot ist zu einem »Bündnisopfer« geworden, oder, wie in 3Mos 24,7 einmalig bezeichnet, zu einem »Gedächtnisopfer«. Es vergegenwärtigt das ständige Gedächtnis an den Bund Gottes mit Israel.
Auch in Israel war dieses Opfer, dargereicht im Heiligtum Gottes, Teil der Versorgung der Priester mit Lebensmitteln und somit Teil ihres Einkommens. Durch das Gebot, dass ausschließlich Priester davon essen dürfen, war die Versorgung für die Priester langfristig und unanfechtbar gesichert, unabhängig von Ernteerträgen, Teuerungen oder Hungersnöten. Das Schaubrot war dem Zugriff durch Volk und König entzogen.
Die Zahl der Brote
Die Zahl der Brote, die als Schaubrot verwendet wurden, betrug zwölf und geht zurück auf die Ursprünge des Rituals in Israel in der Zeit vor der Landnahme. Zwölf Stämme sind die Nachkommen Israels (Jakob), mit dem Gott den Bund geschlossen hat, an den mit dem Schaubrot erinnert werden soll. So repräsentieren die zwölf Brote die Stämme Israels: je ein Brot als symbolische Opfergabe eines Stammes.
Gedächtnisbrot
Einmal verwendet Luther für Schawbrot den Begriff Denckbrot im Zusammenhang mit der Fertigungsanweisung für das Schaubrot in 3Mos 24,5-8.
Siehe dazu den Artikel Denckbrot mit weiteren Erläuterungen zum Schaubrot.
Vnd ſolt auff den Tiſch allezeit Schawbrot legen fur mir.
Und [du] sollst auf den Tisch* allzeit Schaubrot legen vor mir.
*Tisch: Gemeint ist der speziell für das Schaubrot gefertigte und im Heiligtum des Tempels aufgestellte kleine Tisch.
Die Tischfläche war nur etwa 90cm x 45 cm groß (oder: Zwo ellen ſol ſeine lenge ſein / vnd ein elle ſeine breite /; 2Mos 25,23), dennoch wurden darauf zwölf recht große und schwere Weizenbrote gelagert. Vertraut man den biblischen Angaben, wurden für das Backen eines Brotes etwa vier Kilogramm bis sechs Kilogramm Weizenmehl verwendet (zuzüglich Wasser, Öle, Salz, etc.). Ein ausgebackenes Brot wog daher wahrscheinlich fünf bis sieben Kilogramm. Die Brote wurden in zwei Stapeln geschichtet und hatten dann wohl ein Gesamtgewicht von über einem Zentner.
Abbildung: Der Tisch mit dem Schaubrot (aus 2Mos 25) Die Besonderheit dieser Abbildung ist: Es liegen nur zehn Brote als Schaubrot auf dem Tisch, wie auch in der Abbildung in 1Sam 21.
Hier irrten die Künstler. Grund dafür scheint die Geschichte in 1Sam 21 zu sein, in der David den Priester Ahimelech um fünf Brote bittet. Einer der Männer Davids in der zugehörigen Abbildung trägt daher einen der beiden Stapel vom Schaubrot, allerdings nur fünf Brote, während der zweite Stapel mit weiteren fünf Broten auf dem Schautisch verbleibt. Das Bild in 2Mos 25 ist in Angleichung der Szene entstanden.
Klicken Sie auf das Bild, um eine größere Ansicht zu erhalten.
Quelle: Biblia 1545, 2. Buch Mose, Kapitel 25
Schaubrot (statt Schawbrot): 2Mos 35,13
Den Tiſch mit ſeinen ſtangen / vnd alle ſeinem gerete / vnd die Schaubrot.
Den Tisch mit seinen Stangen und all seinen Geräten, und das Schaubrot.
SK Version 25.09.2024 ● |
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