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Luthers Wort |
Bedeutung |
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Denckbrot |
Denkbrot, das (veraltet)
Gedächtnisbrot, das
Gedenkopfer, das → Schaubrot der Israeliten, die sich damit der Woltaten Gottes erinnern sollen.
Denckbrot
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Der Begriff kommt nur in 3Mos 24,7 vor (s. u.). Luther erklärt ihn dort auch in der Marginalspalte:
(Denckbrot) Das ſind die Schauwbrot / welche die Kuchen heiſſen / darumb das ſie breit waren wie kuchen. Vnd ſind Denckbrot / darumb / das ſie damit Gottes gedencken vnd von jm predigen ſollen / Gleich wie Chriſtus vns befilhet / das wir ſein gedencken / Das iſt ſeinen Tod verkündigen vnd predigen ſollen.
Anm.: Auch die christlichen Kirchen kennen Gedächtnisbrot:
a) die Hostie in der Eucharastiefeier (Abendmahl) zum Gedächtnis an Jesus Christus (bzw. für seine Gegenwart in der Feier); b) das Osterbrot (am Karsamstag im Gottesdienst gesegnetes Brot, das am Ostersonntag verspeist wird; nur regional gepflegtes Brauchtum, das sich allerdings mehr und mehr gesellschaftlich und kommerziell etabliert), als Bestandteil des Fastenbrechens zum Gedächtnis an Buße (Fastenzeit als körperliche Bußpraxis christlicher Demut) und Vergebung der Sünden (Tod und Auferstehung) in der Gegenwart Christi.
Vnd ſolt Semelmelh nemen / vnd dauon zwelff Kuchen backen / zwo zehende ſol ein kuche haben / 6Vnd ſolt ſie legen ja ſechs auff eine ſchicht auff den feinen Tiſch fur dem HERRN. 7Vnd ſolt auff die ſelben legen reinen Weyrauch / das es ſeien Denckbrot zum a Fewr dem HERRN. 8Alle Sabbath für vnd für / ſol er ſie zurichten fur dem HERRN /
Und [du] sollst feines Weizenmehl* nehmen und davon zwölf Kuchen backen. Zwei Zehntel** soll ein Kuchen groß werden. Und du sollst sie in zwei Schichten auf dem feinen Tisch*** vor dem HERRN übereinanderlegen, je sechs in einer Schicht****. Und [du] sollst auf diese reinen Weihrauch legen*****. So sollen sie ein Gedächtnisbrot werden, durch Feueropfer für den HERRN.
*Semelmehl ist nicht wie bei uns heute Krümmel aus geriebenen, trockenen Semmeln (Brötchen), sondern meint das Weizenmehl hoher Qualität (fein gemahlen und weitgehend ohne Fremdkörper wie Sand), das speziell für das Backen von Brot verwendet wurde.
**Zehntel: gemeint ist das Volumenmaß für das Abmessen von Getreide und Mehl, Zehntel, das sich auf das Maß Efa bezieht, also ein Zehntel Efa. Die Angaben dazu schwanken. Sie umfassen etwa 2,2 Liter bis 4 Liter (ein Efa sind etwa 22 Liter bis 40 Liter). Eines der Gedächtnisbrote soll demnach aus 5 bis 8 Liter Weizenmehl hergestellt werden, was einem Gewicht von ca. 4 bis 6 Kilogramm entspräche. Hinzuzurechnen wären dann noch Wasser und Zutaten wie Salz, ggf. Gewürze. Das ausgebackene Brot dürfte dann zwischen 5 und 7 Kilogramm schwer gewesen sein.
*** den feinen Tisch: Andere Quellen schreiben an dieser Stelle »den Tisch von feinem Gold«. Dem folgt auch die Lutherbibel 2017. Dass es sich nicht nur um einen handwerklich fein gearbeiteten Tisch handelte, sondern um einen Tisch mit goldener oder vergoldeter Tischplatte, kann angenommen werden. Einerseits war eine metallne Tischplatte resistent gegen Feuer und Brandflecken (Brandopfer durch Abbrennen von Weihrauch, s. u.), andererseits hätte ein einfacher Holztisch, wenn auch schön gearbeitet, mit vertrockneten Broten oben drauf, nicht das Interesse Dritter geweckt. So ist der Tisch abgebildet als Beutegut auf dem Relief am Titusbogen in Rom, der die Jerusalemer Tempelgeräte im Triumphzug des Titus nach der Zerstörung Jerusalems zeigt. Es ist ein Hinweis darauf, dass der Tisch zum materiell wertvollen Beutegut der Römer gehörte wie auch der goldene Leuchter (Menora).
**** Schicht: Die Angabe ist nicht eindeutig. Faktisch kann es sich um sechs Stapel zu je zwei Broten (zwei Schichten) handeln. Aufgrund der in anderen Quellen beschriebenen Größe der Tischplatte (nur ca. 90 cm x 45 cm) und der erheblichen Größe der Brote (5 kg bis 7kg schwere Brote) ist allerdings anzunehmen, dass hier zwei Stapel (»Schichtungen«, nicht Schichten) mit je sechs Broten übereinander beschrieben sind. Sollten die Brote die Tischplatte nicht überragen, kann nur ein Durchmesser der Brote (bzw. eine maximale Breite) zwischen 35 cm und 40 cm angenommen werden.
Die Form der Brote wird zumeist als ringförmig bzw. rund angenommen (ähnlich Fladen). Allerdings weist der Ausdruck Kuchen darauf hin, dass es keine Fladen waren, sondern wahrscheinlich rechteckige Brote, die eine gewisse Höhe besaßen (vermutlich mehr als 8 cm, um mit der vorgegebenen Mehlmenge zu harmonieren). Sie wurden ganz sicher in speziellen Formen ausgebacken, was danach das saubere und sichere Stapeln der fertigen Brote ermöglichte.
Die Übersetzung würde dann so lauten müssen: »Und du sollst sie in zwei Stapeln ... übereinanderlegen, je sechs in einem Stapel.«
***** Weihrauch: Jeder Brotstapel erhält oben drauf Weihrauchharz für das Feueropfer. Nach der jüdischen Tradition soll das Weihrauchharz in goldenen Schalen auf oder neben den Brotstapeln platziert worden sein. Am Sabbat wurde das Harz verbrannt, die alten Brote wurden gegen frische ausgetauscht.
Doch der obige Text 3Mos 24,4-8 gibt dazu keinen Anlass. Wir sehen vielmehr in der beschriebenen Vorgehensweise die Besonderheit des Gedächtnisbrots gegenüber dem Schaubrot. Es ist das damit verbundene Ritual des Feueropfers, das als Opfer nicht Weihrauch allein, sondern auch die Brote selbst umfasst. Das eine Woche lang ausgelegte Schaubrot wird durch das Abbrennen des Weihrauchharzes direkt auf dem Brot zum rituellen Gedächtnisopfer.
Dafür müsste das Harz wie im Text beschrieben ursprünglich direkt auf die Brotstapel gelegt worden sein. Das Ganze wäre dann ein symbolisches Brandopfer in Form eines Räucherwerks: Das angezündete und glimmende Weihrauchharz frisst sich nach unten in den Brotstapel hinein. Es erzeugt einen süßlichen, aber schweren Rauch aus Weihrauch und verbranntem Weizenbrot, ohne das Brot vollständig zu verbrennen.
SK Version 25.09.2024 ● |
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