Denckbrot

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Biblia 1545

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Denckbrot

 
 

 

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Artikel aus dem Wörterbuch

Luthers Wort

Bedeutung

Denckbrot

Denkbrot, das (veraltet)

 

Gedächtnisbrot, das

 

Gedenkopfer, das

→Schaubrot der Israeliten, die sich damit der Woltaten Got­tes erinnern sollen.

 

Denckbrot
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
1* 1 0 0

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

 

Der Begriff kommt nur in 3Mos 24,7 vor (s. u.). Luther erklärt ihn dort auch in der Marginalspalte:

 

(Denckbrot)

Das ſind die Schauw­brot / wel­che die Ku­chen hei­ſſen / dar­umb das ſie breit wa­ren wie ku­chen. Vnd ſind Denck­brot / dar­umb / das ſie da­mit Got­tes ge­den­cken vnd von jm pre­di­gen ſol­len / Gleich wie Chri­ſtus vns be­fil­het / das wir ſein ge­den­cken / Das iſt ſei­nen Tod ver­kün­di­gen vnd pre­di­gen ſollen.

 

Anm.:

Auch die christlichen Kirchen ken­nen Gedächtnisbrot:

 

a) die Hostie in der Eucharastiefeier (Abendmahl) zum Gedächtnis an Jesus Christus (bzw. für sei­ne Ge­gen­wart in der Feier);

b) das Osterbrot (am Kar­sams­tag im Gottesdienst ge­seg­ne­tes Brot, das am Os­ter­sonn­tag ver­speist wird; nur re­gio­nal ge­pfleg­tes Brauch­tum, das sich aller­dings mehr und mehr ge­sell­schaft­lich und kom­mer­ziell etabliert), als Be­stand­teil des Fas­ten­bre­chens zum Ge­dächt­nis an Buße (Fas­ten­zeit als kör­per­li­che Buß­praxis christ­li­cher De­mut) und Ver­ge­bung der Sün­den (Tod und Auf­er­ste­hung) in der Ge­gen­wart Christi.

 

 

→3Mos 24,5-8

 

Vnd ſolt Se­mel­melh ne­men / vnd dauon zwelff Kuchen backen / zwo zehende ſol ein kuche haben / 6Vnd ſolt ſie legen ja ſechs auff eine ſchicht auff den feinen Tiſch fur dem HERRN. 7Vnd ſolt auff die ſelben legen reinen Wey­rauch / das es ſeien Denckbrot zum a Fewr dem HERRN. 8Alle Sab­bath für vnd für / ſol er ſie zurichten fur dem HERRN /

 

Und [du] sollst feines Weizenmehl* nehmen und davon zwölf Kuchen backen. Zwei Zehntel** soll ein Kuchen groß wer­den. Und du sollst sie in zwei Schichten auf dem feinen Tisch*** vor dem HERRN übereinanderlegen, je sechs in einer Schicht****. Und [du] sollst auf diese reinen Weihrauch legen*****. So sollen sie ein Gedächtnisbrot wer­den, durch Feueropfer für den HERRN.

 

*Semelmehl ist nicht wie bei uns heute Krüm­mel aus ge­rie­be­nen, trockenen Sem­meln (Brötchen), son­dern meint das Wei­zen­mehl ho­her Qua­li­tät (fein ge­mah­len und weit­ge­hend ohne Fremd­kör­per wie Sand), das spe­ziell für das Backen von Brot ver­wen­det wurde.

 

**Zehntel: gemeint ist das Volumenmaß für das Ab­mes­sen von Ge­trei­de und Mehl, Zehntel, das sich auf das Maß Efa be­zieht, also ein Zehntel Efa. Die An­ga­ben dazu schwan­ken. Sie um­fas­sen etwa 2,2 Liter bis 4 Liter (ein Efa sind etwa 22 Liter bis 40 Liter). Eines der Ge­dächt­nis­bro­te soll dem­nach aus 5 bis 8 Liter Wei­zen­mehl her­ge­stellt wer­den, was einem Ge­wicht von ca. 4 bis 6 Ki­lo­gramm ent­sprä­che. Hin­zu­zu­rech­nen wä­ren dann noch Was­ser und Zu­ta­ten wie Salz, ggf. Ge­wür­ze. Das aus­ge­ba­cke­ne Brot dürf­te dann zwi­schen 5 und 7 Ki­lo­gramm schwer ge­we­sen sein.

 

*** den feinen Tisch: Andere Quellen schreiben an dieser Stelle »den Tisch von feinem Gold«. Dem folgt auch die Lutherbibel 2017. Dass es sich nicht nur um einen hand­werk­lich fein ge­ar­bei­te­ten Tisch han­del­te, son­dern um einen Tisch mit gol­de­ner oder ver­gol­de­ter Tisch­platte, kann an­ge­nom­men wer­den. Einer­seits war eine metallne Tisch­platte re­sis­tent ge­gen Feu­er und Brand­flecken (Brand­opfer durch Ab­bren­nen von Weih­rauch, s. u.), an­derer­seits hätte ein ein­fa­cher Holz­tisch, wenn auch schön ge­ar­bei­tet, mit ver­trock­ne­ten Bro­ten oben drauf, nicht das In­ter­esse Dritter ge­weckt. So ist der Tisch ab­ge­bil­det als Beute­gut auf dem Re­lief am Titus­bo­gen in Rom, der die Je­ru­sa­le­mer Tem­pel­ge­rä­te im Tri­umph­zug des Titus nach der Zer­stö­rung Je­ru­sa­lems zeigt. Es ist ein Hin­weis da­rauf, dass der Tisch zum ma­te­ri­ell wert­vol­len Beu­te­gut der Rö­mer ge­hör­te wie auch der gol­de­ne Leuch­ter (Menora).

 

**** Schicht: Die Angabe ist nicht ein­deu­tig. Fak­tisch kann es sich um sechs Sta­pel zu je zwei Bro­ten (zwei Schich­ten) han­deln. Auf­grund der in an­de­ren Quellen be­schrie­be­nen Grö­ße der Tisch­plat­te (nur ca. 90 cm x 45 cm) und der er­heb­li­chen Größe der Bro­te (5 kg bis 7kg schwe­re Bro­te) ist aller­dings an­zu­neh­men, dass hier zwei Sta­pelSchich­tun­gen«, nicht Schich­ten) mit je sechs Bro­ten über­ein­an­der be­schrie­ben sind. Soll­ten die Bro­te die Tisch­platte nicht über­ra­gen, kann nur ein Durch­mes­ser der Bro­te (bzw. eine maxi­ma­le Brei­te) zwi­schen 35 cm und 40 cm an­ge­nom­men wer­den.

 

Die Form der Brote wird zu­meist als ring­för­mig bzw. rund an­ge­nom­men (ähnlich Fladen). Aller­dings weist der Aus­druck Kuchen darauf hin, dass es kei­ne Fla­den wa­ren, son­dern wahr­schein­lich recht­ecki­ge Brote, die eine ge­wis­se Hö­he be­saßen (ver­mutl­ich mehr als 8 cm, um mit der vor­ge­ge­be­nen Mehl­men­ge zu har­mo­nie­ren). Sie wur­den ganz sicher in spe­zi­el­len For­men aus­ge­ba­cken, was da­nach das sau­bere und si­che­re Sta­peln der fer­ti­gen Bro­te er­mög­lich­te.

 

Die Übersetzung würde dann so lauten müssen: »Und du sollst sie in zwei Stapeln ... übereinanderlegen, je sechs in einem Stapel.«

 

***** Weihrauch: Jeder Brot­sta­pel er­hält oben drauf Weih­rauch­harz für das Feu­er­opfer. Nach der jü­di­schen Tra­di­ti­on soll das Weih­rauch­harz in gol­de­nen Scha­len auf oder ne­ben den Brot­sta­peln plat­ziert wor­den sein. Am Sab­bat wur­de das Harz ver­brannt, die alten Brote wur­den ge­gen fri­sche aus­ge­tauscht.

 

Doch der obige Text 3Mos 24,4-8 gibt da­zu kei­nen An­lass. Wir se­hen viel­mehr in der be­schrie­be­nen Vor­ge­hens­weise die Be­son­der­heit des Ge­dächt­nis­brots ge­gen­über dem Schau­brot. Es ist das da­mit ver­bun­dene Ri­tu­al des Feu­er­opfers, das als Opfer nicht Weih­rauch allein, sondern auch die Brote selbst umfasst. Das eine Wo­che lang aus­ge­leg­te Schau­brot wird durch das Ab­bren­nen des Weih­rauch­har­zes di­rekt auf dem Brot zum ri­tu­el­len Ge­dächt­nis­op­fer.

 

Dafür müsste das Harz wie im Text be­schrie­ben ur­sprüng­li­ch di­rekt auf die Brot­sta­pel ge­legt wor­den sein. Das Ganze wäre dann ein sym­bo­li­sches Brand­opfer in Form eines Räu­cher­werks: Das an­ge­zün­de­te und glim­men­de Weih­rauch­harz frisst sich nach un­ten in den Brot­sta­pel hinein. Es er­zeugt einen süß­li­chen, aber schwe­ren Rauch aus Weih­rauch und ver­brann­tem Wei­zen­brot, ohne das Brot volls­tän­dig zu ver­bren­nen.

 

 

 

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