Die Sprüche Salomos (Proverbia)

Kapitel XXXI.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Sprüche Salomos
Proverbia

 

C. XXXI.

 

Spr 31,1-31

 

Der Text in 31 Kapiteln

 

Gliederung Kapitel XXXI.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel XXXI.

 

 

31

 

VI. ZUSÄTZE

 

1

31,1-9

→Worte Lamuels

2

31,10-31

→Lob der tüchtigen Hausfrau

 

  Ende der Sprüche Salomo.

 

 

 

Spr 31,15

 

Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.

 

 

 

 

Die Sprücĥe Salomo.

 

 

 

 

[342b]

 

 

[Spalte 2]

 

 

XXXI.

 

 

 

VI.

ZUSÄTZE

 

31,1-31

 

 

Worte Lamuels

 

DIſ ſind die wort des Kö­ni­ges La­mu­el / Die Le­re die jn ſei­ne Mut­ter le­ret.

2AH mein Auſſ­er­wel­ter / Ah du ſon meins Leibs / Ah mein g­ewünd­ſch­ter Son.

3Las nicht den Wei­bern dein vermü­gen / vnd gehe die wege nicht / da­rin ſich die Könige verderben. 4O nicht den Königen / Lamuel gib den Königen nicht Wein zu trin­cken / noch den Für­ſten ſtarck Ge­trencke. 5Sie möchten trin­cken vnd der Recht vergeſſen / vnd veren­dern die Sachen jrgend der elenden Leu­te.

Das iſt aber ein Zuſatz eins Königes zu den Sprüchen Salomo.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Verderben)

Wie die thun / ſo veriagt oder erſtochen wer­den / oder ſonſt ſchendlich vmbkommen.

 

 

 

6GEbt ſtarck Getrencke denen / die vmbkomen ſollen / vnd den Wein den betrübten Seelen / 7Das ſie trin­cken / vnd jres elends vergeſſen / vnd jres vnglücks nicht mehr ge­den­cken.

8THu deinen mund auff fur die Stum­men / Vnd fur die ſa­che aller die ver­laſ­ſen ſind.

9Thu deinen mund auff vnd richte recht / Vnd reche den Elenden vnd Armen.

Eccle. 13.

 

 

Lob der tüchtigenHausfrau

 

WEm ein tugentſam Weib be­ſche­ret iſt / Die iſt viel Ed­ler denn die köſt­lich­ſten Per­len.

11Irs Mans hertz thar ſich auff ſie ver­laſ­ſen / vnd Narung wird jm nicht mangeln / 12Sie thut jm liebs vnd kein leids / ſein leben lang.

13Sie ge­het mit Wolle vnd Flachs vmb / Vnd erbeitet ger­ne mit jren henden.

 

Sup. 18.

 

(Edler)

Nicht lie­bers iſt auff Erden / Denn Fraw­lieb / wems kan wer­den.

 

 

 

 

[342b | 3343a]

 

 

Salomo.

CCCXLIII.

 

 

 

[Spalte 1]

 

14Sie iſt wie ein Kauffmans ſchiff / Das ſei­ne Narung von ferne bringet.

15Sie ſtehet des nachts auff / vnd gibt Futter jrem Hauſe / Vnd eſſen jren Dirnen.

16Sie denckt nach eim Acker / vnd keufft jn / Vnd pflantzt einen Wein­berg von den früchten jrer Hende.

Das iſt / Sie iſt rüſtig im Hau­ſe.

 

(Fromen)

Verhütet ſchaden / vnd ſi­het was fro­met.

a

(Des nachts)

In der not / hat ſie not­durfft.

17Sie gürtet jre Len­den feſt / Vnd ſterckt jre Arme.

18Sie merckt wie jr Handel fromen brin­get / Ir Leuchte verleſſcht a des nachts nicht.

19Sie ſtreckt jre Hand nach dem Ro­cken / Vnd jre Finger faſſen die Spin­del.

20Sie breitet jre Hende aus zu den Ar­men / Vnd reichet jre Hand dem Dürff­tigen.

21Sie fürcht jres Hau­ſes nicht fur dem ſchnee / Denn jr gantzes Haus hat zwifache Kleider.

22Sie macht jr ſelbs Decke / Weiſſe ſei­den vnd purpur iſt jr Kleid.

23IR Man iſt berhümpt in den Tho­ren / Wenn er ſitzt bey den Elte­ſten des Landes.

 

 

 

[Spalte 2]

 

24SIe macht ein Rock vnd verkeufft jn / Einen Gürtel gibt ſie dem Kre­mer.

25Ir Schmuck iſt / das ſie rein­lich vnd vleiſſig iſt / Vnd wird hernach lachen.

 

 

26Sie thut jren mund auff mit Weis­heit / Vnd auff jrer zungen iſt hold­ſe­li­ge Lere.

27Sie ſchaw­et / wie es in jrem Hauſe zu ge­het / Vnd iſſet jr Brot nicht mit faulheit.

28IRe Söne komen auff vnd preiſen ſie ſe­lig / Ir Man lobet ſie.

29Viel Töchter bringen Reichthum / Du aber vbertriffſt ſie alle.

(Mund)

Zeucht jr Kind­lin vnd Ge­ſind fein zu Got­tes wort.

 

30Lieblich vnd ſchöne ſein iſt Nichts / Ein Weib das den HER­RN fürcht / ſol man loben.

31Sie wird gerhümbt wer­den von den früchten jrer Hende / Vnd jre werck wer­den ſie loben in den Thoren.

 

 

 

 

Ende der Sprüche
Salomo.

Das iſt / Eine fraw kan bey einem Manne ehrlich vnd göttlich wo­nen / vnd mit gutem ge­wi­ſſen Hausfraw ſein / Sol aber dar­über vnd dar­neben Gott fürchten / gleu­ben vnd beten.

 

 

 

 

 
 

 

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Pro.
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Die Sprüche Salomo.
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Prouerbiorum.

Biblia Vulgata:
Libri salomonis: Proverbia

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Das Buch der Sprichwörter

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Spr

Spr

Spr

Eccl.
Eccle.
Der Prediger Salomo.
Prediger Salomonis.
Eccleſiaſes.

Biblia Vulgata:
Libri salomonis: Ecclesiastes

 

Anm.: An vielen Stellen benutzt Luther die Abkürzung Eccl. gemäß den lateinischen Bibeln.
Hier steht Eccl. oder Ecc.für das Buch Jesus Sirach, nicht für den Prediger Salomo (Ecclesiastes).

→Zum Inhaltsverzeichnis

Der Prediger Salomo (Kohelet)

Das Buch Kohelet

Prediger

Ecclesiastes

Prd

Koh

Prd

Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Spr 31 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

2: ſon

3: Wei­bern

6: vmbkomen

6: Seelen

13: Henden

15: Dirnen

23: Thoren

30: HERRN

 

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
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Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Spr 31

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

Son

 

ſon

Sohn, der

männliches Kind

männlicher Nachkomme

 

Zu Luthers Zeit gab es im geschriebenen Wort noch kein »h«, dennoch ist das »o« sicher lang ausgesprochen wor­den.

 

 

→ Mk 1,11

 

Vnd da ge­ſchach eine ſtim­me vom Hi­mel / Du biſt mein lie­ber Son / An dem ich wolgefallen habe.

 

a) Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lie­ber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

b) Plötzlich war eine Stimme zu hö­ren, die vom Himmel kam: Du bist mein lie­ber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

 

→Spr 31,2

 

AH mein Auſſer­welter / Ah du ſon meins Leibs / Ah mein g­ewünd­ſch­ter Son.

 

a) O du, mein Auserwählter! O du, Sohn meines Leibes! Oh du, mein gewünschter Sohn!

 

 

 

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Weib

Weib, das

die (Ehe-) Frau

 

Hinweis:

 

Es ist zu beachten, dass Luther den zu seiner Zeit gängigen Begriff Weib nicht abschätzig oder abwertend benutzt. Im Gegenteil: Wenn auch die etymologische Herkunft des Begriffs umstritten und unklar ist, so bezeichnete er doch die erwachsene, verantwortlich handelnde Frau in gesellschaftlich angesehener Stellung, z. B. als Ehefrau.

 

In der deutschen Sprache hat der Begriff »Weib« im Laufe der Zeit eine geringschätzende Bedeutung erfahren und besitzt heute die Qualität einer Beleidigung, die u. U. strafrechtlich verfolgt wer­den kann. Der Begriff wird daher in modernen Übersetzungen nicht verwendet. Stattdessen wird i. d. R. das Wort »Frau« benutzt.

 

Die englische Sprache kennt noch heute geläufig das Wort »wife« (meist für »Ehefrau«), das etymologisch auf die selbe Wurzel zurückzuführen ist, neben dem Begriff »woman«, der allgemein für »Frau« steht.

 

Empfehlung:

 

Wir empfehlen wegen der geringschätzenden Qualitäten, die an diesem Begriff kleben, bei Interpretationen, bei Textauslegungen, in Predigten und auch bei Textlesungen aus alten Lutherbibeln den Begriff Weib nicht zu verwenden und durch Frau zu ersetzen.

 

 

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vmbkomen

umkommen (Verb)

→Psalm 83,18

 

Schemen müſſen ſie ſich vnd erſchrecken jmer mehr vnd mehr / Vnd zu ſchanden wer­den vnd vmbkomen.

 

Schämen müssen sie sich und immer mehr und mehr erschrecken. Sie müssen zuschanden wer­den und umkommen.

 

 

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Seele

 

ſeele

Seele, die

Seele
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
602 504 29 69

hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem

1) was ein Wesen lebendig macht: Seele

2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz

3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person

griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben

1) die Seele

2) das Leben

3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch

lateinisch: anima

Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft

Der Begriff Seele er­streckt sich über ein wei­tes Feld von Be­deu­tun­gen, die al­le im in­di­vi­du­el­len Sein ei­nes le­ben­di­gen We­sens, spe­zi­ell ei­nes Men­schen an­ge­sie­delt sind. Es reicht vom be­le­ben­den Atem über den Sitz der Emo­ti­o­nen, über Emo­ti­o­nen selbst, über Ge­müts­zu­stän­de bis hin zu Le­bens­kraft und zu Le­ben an sich.

 

Seele grenzt immer le­ben­de und emp­fin­den­de We­sen von Ge­gen­stän­den, to­ten Kör­pern und Ver­stor­be­nen ab, die al­le die­se Ei­gen­schaf­ten, al­so die See­le, ent­we­der nicht be­sit­zen oder ver­lo­ren ha­ben.

 

Das heutige Verständnis

 

Der Begriff der Seele ist re­li­gi­ons­ge­schicht­lich in al­len Kul­tu­ren vor­han­den, aber mit sehr un­ter­schied­li­chen Vor­stel­lun­gen ver­bun­den. Heu­te gibt es vie­le In­ter­pre­ta­ti­ons­ver­su­che, die oft zur Er­klä­rung und Ab­gren­zung ver­schie­de­ne See­len-Ty­pen be­schrei­ben, wie die Kör­per-See­le, die Frei-See­le, die Schat­ten-See­le u.a.

 

Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine in­di­vi­du­el­le »Le­bens­kraft« ge­meint ist, die je­doch nicht nä­her greif­bar ist. Sie be­lebt den Kör­per, wenn der Mensch ak­tiv und be­wusst ist (Kör­per-See­le). Sie exis­tiert vom Be­wusst­sein aber auch un­ab­hän­gig, bei­spiels­wei­se, wenn der Mensch schläft oder be­wusst­los ist (Frei-See­le). Sie be­in­hal­tet die Ge­dan­ken und Ge­füh­le (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist ei­ne Art äthe­ri­sches Flu­i­dum, und ei­ne spe­zi­el­le Ga­be des Höchs­tens We­sens (ein Bei­spiel ist der Odem, den Adam ein­ge­bla­sen be­kommt). Die Schat­ten-See­le er­mög­licht es, im Schlaf in den Träu­men zu rei­sen, oh­ne den schla­fen­den Kör­per mit­zu­neh­men, usw.

 

Im christlichen Abendland ist die Idee einer See­le zwar selbst­ver­ständ­lich, der Ge­brauch des Be­griffs aber längst nicht ein­heit­lich. Bis heu­te steht der Be­griff See­le im Zen­trum the­o­lo­gi­scher Un­ter­su­chun­gen und Dis­kus­si­o­nen. So ist das he­brä­i­sche Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; See­le) ei­nes der am meis­ten un­ter­such­ten Wör­ter im Al­ten Tes­ta­ment, nicht zu­letzt, um die Grund­la­gen zu schaf­fen für ein christ­lich re­li­gi­ö­ses Ver­ständ­nis.

 

Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christ­li­chen Ver­ständ­nis: Sie ist von Kör­per und Geist un­ab­hän­gig (frei). Die Frei-See­le ver­tritt den gan­zen Men­schen mit all sei­nen per­sön­li­chen Ei­gen­schaf­ten, Fä­hig­kei­ten, Ge­dan­ken und Er­in­ne­run­gen. Sie kann in Träu­men, Tran­cen oder in Bewusst­lo­sig­keit den Kör­0per vor­über­ge­hend ver­las­sen und ei­gen­stän­dig exis­tie­ren (frei). Kehrt sie nicht zu­rück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele über­lebt, wo­mit die Per­sön­lich­keit des Men­schen nach sei­nem Tod er­hal­ten bleibt.

 

Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Be­deu­tung Le­bens­kraft oder von Le­ben ein­deu­tig ab. Wäh­rend die Le­bens­kraft und das Le­ben mit dem Tod ver­lo­ren ge­hen, exis­tiert die See­le wei­ter. Um ei­ne »le­ben­di­ge See­le« zu wer­den (→1Mos 2,7), braucht es ei­nen Kör­per (Ma­te­rie), ei­nen Geist (Den­ken und Han­deln), ei­ne See­le (das in­di­vi­du­el­le »Ich«) und das Le­ben an sich (das Luther Odem nennt).

 

Die Interpretation des Wortes Seele
in den biblischen Texten

 

Die heutigen, z. T. sehr weit­grei­fen­den In­ter­pre­ta­ti­o­nen des Be­griffs der See­le, die be­müht sind, das brei­te Wort­spek­trum in ei­nem ein­zi­gen Bild zu ver­ei­nen, wie auch un­ser heu­ti­ges christ­li­ches Ver­ständ­nis von See­le sind nur be­dingt ei­ne Ba­sis für die Be­trach­tung der Bi­bel­stel­len, in de­nen das Wort See­le vor­kommt. Hier kön­nen die Grund­be­deu­tun­gen der he­brä­i­schen (AT) und grie­chi­schen (NT) Wör­ter nicht aus­ge­blen­det wer­den.

 

Das Ergebnis wird sein, dass das Wort Seele sehr un­ter­schied­li­che Din­ge, Ei­gen­schaf­ten und Zu­stän­de aus­drückt, die sich in un­se­rer Vor­stel­lungs­welt, und da­mit in un­se­rem Sprach­ge­brauch, nicht ver­ei­nen las­sen.

 

Welche Bedeutung mit dem Begriff Seele in Lu­thers Über­set­zun­gen ver­bun­den ist, und wel­ches heu­ti­ge Wort den Sinn am bes­ten aus­drückt, kann nur aus dem Kon­text in der je­wei­ligen Bi­bel­stel­le er­ar­bei­tet wer­den.

 

 

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Hand

 

Hende

Hand, die

 

Hände, die

→Psalm 141,2

 

Mein Gebet müſſe fur dir tügen / wie ein Reuchopffer / Meine hende auffheben / wie ein Abendopffer.

 

Mein Gebet soll dir erscheinen wie ein Rauchopfer, das Er­he­ben meiner Hände wie ein Abendopfer.

 

Nimm mein Gebet als Rauchopfer und das Erheben mei­ner Hände als Abendopfer.

 

 

 

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Dirne

Dirne, die

Magd, die

Hausangestellte, die

1. Jungfrau, (dienendes) Mädchen, Magd – im Gegesatz zu Jüngling, (dienendem) Knaben, Knecht

2. Hausdirne - Dienstmagd in einem gehobenen Haus

3. abwertend: junge Frau, die »unzüchtige« Dienste feil bietet (Prostituierte, Hure)

 

Der usprüngliche Sinn lag im ehrbaren Dienen einer jungen Frau als Hausangestellte (Magd). So wer­den im Mittelalter auch heilige Jungfrauen (Nonnen), »Got­tes Mägde«, als »gotes dirnen« bezeichnet. Sogar Maria, die Mutter Jesu, wird eine »gotes dirne« (Dirne Gottes) genannt.

 

Der heutige Sprachgebrauch nutzt »Dirne« fast ausschließlich abwertend als Bezeichnung für eine Prostituierte.

 

Statt Luthers mittelalterlichem Begriff »Dirne« sollte ggf. »Magd«, besser noch »Hausangestellte« verwendet wer­den. Heute abwertend zu verstehende Begriffe sollten vermieden wer­den (so z. B. Luther, revidierter Text 1964 gültig bis 2017 in Spr 31,2: »Gesinde«).

 

 

 

→Spr 31,15

 

Sie ſtehet des nachts auff / vnd gibt Futter jrem Hauſe / Vnd eſſen jren Dirnen.

 

Sie [die Hausfrau] steht nachts auf, füttert ihr Vieh und gibt ihren Hausangestellten zu essen.

 

Anmerkungen:

Zum Haushalt gehörte das Vieh. Da Luther hier »Futter« nennt, kann sich die Handlung der Hausfrau nur auf das Vieh beziehen.

 

Gemeint ist der Satz so: In aller Frühe, noch im Dunklen, lange vor Sonnenaufgang, steht die Hausfrau auf, begibt sich in den zum Haus gehörigen Stall und füttert das Vieh. Danach geht sie in die Küche und bereitet das Frühstück für die Hausangestellten. Erst dann wird sie sich um die Familie und schließlich um sich selbst kümmern.

 

Der Autor hebt dies hervor, um besondere Eigenschaften einer guten, fleißigen Hausfrau zu beschreiben wie Zuvorkommenheit, Fleiß, Selbstlosigkeit. Denn eigentlich ist es die Aufgabe der »Dirnen«, der Hausangestellten, das Vieh zu füttern und Frühstück für die Familie zu bereiten, bevor sie selbst essen und trinken.

 

 

 

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Thor

Tor, das

Tor, Tür, Eingang

 

oft für:

 

a) Tor als Durchgang in einer Mauer

b) Stadttor (Durchgang in der Stadtmauer)

 

 

→Jes 14,31

 

Heule Thor / ſchrey Stad / gantz Philiſterland iſt feige.

 

Heul doch, Tor! Schreie, Stadt! Ganz Philistäa ist feige!

 

 

 

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HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder la­ſſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
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Luther er­klärt die Be­deu­tung des Al­ten Tes­ta­ments und der Ge­set­ze Mo­se. Die­se Schrif­ten sei­en für Chris­ten sehr nütz­lich zu le­sen, nicht zu­letzt des­halb, weil Je­sus, Pe­trus und Pau­lus mehr­fach da­raus zi­tie­ren.

 

Sabrina

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