Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 31 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXV. | ||
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25,1 - 29,27 |
IV. WEITERE SPRÜCHE SALOMOS
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1 | 25,1-28 |
[340a]
[Spalte 1]
25,1 - 29,27
a
In Gottes Regiment ſollen wir nicht klug ſein / vnd wiſſen wöllen / warumb? ſondern alles gleuben. Aber im weltlichen Reich / ſol ein Herr wiſſen vnd fragen / warumb? vnd niemand nichts vertrawen.
DIs ſind auch Sprüche Salomo / Die hin zu geſetzt haben die menner Hiskia / des königes Juda.
2Es iſt Gottes ehre / eine ſache a verbergen / Aber der Könige ehre iſt ein ſache erforſchen.
3DER Himel iſt hoch vnd die Erden tieff / Aber der Könige hertz iſt vnerforſchlich.
4Man thu den Schawm vom ſilber / So wird ein rein Gefeſs draus.
[Spalte 2]
5Man thu Gottlos weſen vom Könige / So wird ſein thron mit Gerechtigkeit beſtetiget.
6PRange nicht fur dem Könige / Vnd trit nicht an den ort der Groſſen.
7Denn es iſt dir beſſer das man zu dir ſage / Trit hie er auff / Denn das du fur dem Fürſten genidrigt wirſt / das deine augen ſehen müſſen.
8FAre nicht bald er aus zu zancken / Denn was wiltu hernach machen / wenn du deinen Neheſten geſchendet haſt?
9Handel deine Sache mit deim Neheſten / Vnd offenbar nicht eins andern heimligkeit / 10Auff das dirs nicht vbel ſpreche / der es höret / vnd dein böſe Gerücht nimer ablaſſe.
11EIn wort geredt zu ſeiner zeit / Iſt wie gülden Epffel in ſilbern Schalen.
12WEr einen Weiſen ſtrafft der jm gehorcht / Das iſt wie ein gülden Stirnband vnd gülden Halsband.
(Gülden Epf-fel) Als Pomerantzen und Citrin.
13WIe die külde des ſchnees zur zeit der Erndte / So iſt ein getrewer Bote dem der jn geſand hat / vnd erquickt ſeines Herrn ſeele.
(Külde)
Ein trewer Diener oder Vnterthan iſt nicht zu bezalen.
14Wer viel geredt vnd helt nicht / Der iſt wie wolcken vnd wind on regen.
15DVrch gedult wird ein Fürſt verſünet / Vnd eine linde Zunge bricht die hertigkeit.
16Finſtu Honig / ſo iſs ſein gnug / Das du nicht zu ſat werdeſt / vnd ſpeieſt es aus.
17Entzeuch deinen fus vom hauſe deines Neheſten / Er möcht dein vberdrüſſig vnd dir gram werden.
(Viel)
Wie die welt thut. Gute wort / vnd nichts da hinden.
Sup. 15.
18Wer wider ſeinen Neheſten falſch Zeugnis redet / Der iſt ein Spies / Schwert vnd ſcharffe Pfeil.
19Die hoffnung des Verachters zur zeit der not / Iſt wie ein fauler Zan vnd gleitender fus.
20Wer eim böſen hertzen Lieder b ſinget / Das iſt wie ein zuriſſen Kleid im winter / vnd Eſſig auff der kreiten.
21HVngert c deinen Feind / ſo ſpeiſe jn mit Brot / Dürſtet jn / ſo trencke jn mit waſſer.
Sup. 19.
b
(Singt)
Denn er wird doch erger oder ſtöltzer dadurch. Vnd mit ſolchen Leuten iſts (wie man ſagt) Der erſte zorn der beſte / Denn er höret doch nicht auff bis er zu letzt bis er zu letzt einen zorn anrichte.
c
[340a | 340b]
Die Sprücĥe
[Spalte 1]
22Denn du wirſt kolen auff ſein Heubt heuffen / Vnd der HERR wird dirs vergelten.
23Der Nordwind vertreibt Regen / Vnd ſawer ſehen heimliche Zungen.
24Es iſt beſſer im Winckel auff dem dache ſitzen / Denn bey eim zenckiſchen Weibe in einem hauſe beyſamen.
25EIn gut Gerücht aus fernen Landen / Iſt wie kalt waſſer einer dürſtigen Seele.
26Ein Gerechter der fur eim Gottloſen fellt / Iſt wie ein betrübt brun vnd verderbete quell.
27Wer zu viel Honig iſſet / Das iſt nicht gut / Vnd wer ſchweer ding forſchet / dem wirds zu ſchweer.
28Ein Man der ſeinen geiſt nicht halten kan / Iſt wie eine offene Stad on mauren.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Pro. | Die Sprüche Salomo. | Die Sprüche Salomos (Sprichwörter) Das Buch der Sprichwörter Das Buch der Sprüche | Spr Spr Spr |
Luce. | Euangelium S. Lucas.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Lukas Lukasevangelium | Lk Lk Lk |
Rom. | Epiſtel S. Paul an die Römer.Biblia Vulgata: | Der Brief des Paulus an die Römer Römerbrief | Röm Röm Rom |
Sup. | Latein: [vide] supra Kapitelnummer | »[Siehe] [weiter] oben, Kapitelnummer«oder | |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Spr 25 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
5: Gottlos | 8: FAre | 8: Neheſten | |
13: Külde | 14: on | 16: Finſtu | |
17: entzeuch | 19: Zan | 20: kreite | |
22: HERR | 24: Weibe | 25: Seele | |
28: mauren | |||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
gottlos | gottlos (Adjektiv) Religiöser Begriff, der die Existenz Gottes voraussetzt:
a) Zustand: los von Gott; von Gott verlassen; ohne Gott. b) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Gottes missachtend
So wird man ſein gottlos weſen nimer finden.
So wird man sein gottloses Wesen niemals finden.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
faren | fahren (Verb) die rasche, schnelle Bewegung im Unterschied zur sanften Bewegung des Gehens. Formen
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Neheſte | Nächste, der bürgerlich: Nachbar, der im biblischen Gebrauch: Mitmensch, der
Das Wort »der Nächste« ist der substantivische Superlativ von »nah«.
Der Nächste in den 10 Geboten
Heute ist der Begriff »der Nächste« veraltet. Er wird überwiegend nur noch im biblisch-religiösen Kontext verwendet und sonst fast nur noch als unbestimmte Angabe für eine Reihenfolge, z. B. in Arztpraxen (»Der Nächste, bitte!«).
Wir empfehlen daher stattdessen Wörter wie »Nachbar«, »Mitmensch« oder auch »anderer Mensch« (o. ä.) zu probieren, wo immer es geht.
Damit wären auch recht einfach das 8. und 9. Gebot (2Mos 20,16-17) so umfassend formulierbar, wie sie gemeint sind:
8. Gebot: »Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen gegen andere Menschen.«
9. Gebot: »Du sollst nicht begehren das Haus anderer Menschen.«
Das 10. Gebot stellt uns vor besondere Herausforderungen: Wer hat heute noch »Knechte« (ein Begriff aus Luthers Zeit, im Text eigtl.: Sklaven), Mägde (eigtl.: Sklavinnen), Rind und Esel?
Übertragen auf unsere Zeit geht es um ein Unternehmen: Es geht um Arbeiter (Knechte und Mägde) und um Produktionsgüter (Rind und Esel) – denn das waren sie schon zur alttestamentlichen Zeit, nur nannte man sie nicht so. Es ließe sich formulieren:
10. Gebot: Du sollst nicht begehren die Frau eines anderen, auch nicht sein Geschäft, seine Arbeit, seine Arbeiter oder seinen Besitz.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Külde | Kühlde , die (veraltet)
Kühle , die | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
on | ohne (Präposition) Wegfall einer Sache oder eines Grundes
Psalm 18,32 on der HERR: ohne dem HERRN
Psalm 27,12 on ſchew: ohne Scheu
Psalm 35,15 on meine ſchuld: ohne meine Schuld
Psalm 18,32 on vnſer Gott: ohne unserem Gott
Röm 1,9 on vnterlas: ohne Unterlass
Psalm 7,5 on vrſach: ohne Ursache, ohne Grund, grundlos
Psalm 15,2 on wandel: ohne Makel, makellos, unverändert
Psalm 105,34 on zahl: ohne Zahl, zahllos, unzählig
Röm 4,6 on zuthun: ohne Zutun
Röm 4,9 on zweiuel: ohne Zweifel, zweifelsohne, zweifellos
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
finſtu | findest du (Verb) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von finden (Verb)
Präsens: finſtu: findest du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden.
finſtu: findest du (ganz bestimmt, ohne Zweifel)!
Finſtu Honig / ſo iſs ſein gnug / Das du nicht zu ſat werdeſt / vnd ſpeieſt es aus.
a) Falls du [irgenwann] Honig findest, dann iß davon nur so viel, dass du nicht zu satt davon wirst und ihn womöglich erbrichst! b) Bestimmt findest du [irgendwann] Hönig! Aber dann iß davon nur soviel, dass du dich nicht übersättigst, und du dich nicht [künftig] davor ekelst.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
entzeuchen | entziehen (Verb) entziehen (in jeglichem Sinn), wegziehen, wegnehmen, entfernen, abziehen, entzerren, wegzerren, usw.
entzeuch: entziehe! (Imperativ)
Sie auch: zeuchen (ziehen)
Entzeuch deinen fus vom hauſe deines Neheſten / Er möcht dein vberdrüſſig vnd dir gram werden.
a) Entferne deinen Fuß aus dem Haus deines Nächsten. Er könnte deiner überdrüssig und dir gram werden. b) Verweile nicht unnötig im Haus deines Nächsten. Es könnte sein, dass er sauer wird, weil du nervst! c) Besuche deinen Nächsten nicht zu oft. Es könnte sein, dass er dies sonst als Aufdringlichkeit empfindet und deswegen sauer wird!
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zan
Zeene | Zahn, der Zan
Plural: Zeene
Auge vmb auge / Zan vmb zan / Hand vmb hand / Fus vmb fus / 25Brand vmb brand / Wund vmb wunde / Beule vmb beule.
Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brand um Brand, Wunde um Wunde, Beule um Beule.
Die hoffnung des Verachters zur zeit der not / Jſt wie ein fauler Zan vnd gleitender fus.
Die Hoffnung des Verächters in Zeiten der Not ist wie ein fauler Zan und ein steifer Fuß.
IR habt gehört / das da geſagt iſt / Auge vmb auge / Zan vmb zan.
Ihr habt gehört, das da gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Denn du ſchlegſt alle meine Feinde auff den backen / vnd zerſchmetterſt der Gottloſen zeene.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kreite | Kreide, die eigentlich: Erde aus Kreta (gr.: Κρήτη)
Sehr weicher, feinkörniger, weißer oder hellgrauer Kalkstein, mit dem auf geeigneten Untergründen gemalt oder geschrieben werden kann.
Das iſt wie ein zuriſſen Kleid im winter / vnd Eſſig auff der kreiten.
Das ist wie ein zerrissenes Kleid im Winter oder Essig auf der Kreide.
Anm.: Ein zerrissenes Kleid wärmt im Winter nicht. Der saure Essig zersetzt die kalkhaltige Kreide und macht sie für das Schreiben unbrauchbar.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
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Weib | Weib, das die (Ehe-) Frau Hinweis:
Es ist zu beachten, dass Luther den zu seiner Zeit gängigen Begriff Weib nicht abschätzig oder abwertend benutzt. Im Gegenteil: Wenn auch die etymologische Herkunft des Begriffs umstritten und unklar ist, so bezeichnete er doch die erwachsene, verantwortlich handelnde Frau in gesellschaftlich angesehener Stellung, z. B. als Ehefrau.
In der deutschen Sprache hat der Begriff »Weib« im Laufe der Zeit eine geringschätzende Bedeutung erfahren und besitzt heute die Qualität einer Beleidigung, die u. U. strafrechtlich verfolgt werden kann. Der Begriff wird daher in modernen Übersetzungen nicht verwendet. Stattdessen wird i. d. R. das Wort »Frau« benutzt.
Die englische Sprache kennt noch heute geläufig das Wort »wife« (meist für »Ehefrau«), das etymologisch auf die selbe Wurzel zurückzuführen ist, neben dem Begriff »woman«, der allgemein für »Frau« steht. Empfehlung:
Wir empfehlen wegen der geringschätzenden Qualitäten, die an diesem Begriff kleben, bei Interpretationen, bei Textauslegungen, in Predigten und auch bei Textlesungen aus alten Lutherbibeln den Begriff Weib nicht zu verwenden und durch Frau zu ersetzen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Seele
ſeele | Seele, die Seele
hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem 1) was ein Wesen lebendig macht: Seele 2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben 1) die Seele 2) das Leben 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch lateinisch: anima Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft Der Begriff Seele erstreckt sich über ein weites Feld von Bedeutungen, die alle im individuellen Sein eines lebendigen Wesens, speziell eines Menschen angesiedelt sind. Es reicht vom belebenden Atem über den Sitz der Emotionen, über Emotionen selbst, über Gemütszustände bis hin zu Lebenskraft und zu Leben an sich.
Seele grenzt immer lebende und empfindende Wesen von Gegenständen, toten Körpern und Verstorbenen ab, die alle diese Eigenschaften, also die Seele, entweder nicht besitzen oder verloren haben. Das heutige Verständnis
Der Begriff der Seele ist religionsgeschichtlich in allen Kulturen vorhanden, aber mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen verbunden. Heute gibt es viele Interpretationsversuche, die oft zur Erklärung und Abgrenzung verschiedene Seelen-Typen beschreiben, wie die Körper-Seele, die Frei-Seele, die Schatten-Seele u.a.
Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine individuelle »Lebenskraft« gemeint ist, die jedoch nicht näher greifbar ist. Sie belebt den Körper, wenn der Mensch aktiv und bewusst ist (Körper-Seele). Sie existiert vom Bewusstsein aber auch unabhängig, beispielsweise, wenn der Mensch schläft oder bewusstlos ist (Frei-Seele). Sie beinhaltet die Gedanken und Gefühle (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist eine Art ätherisches Fluidum, und eine spezielle Gabe des Höchstens Wesens (ein Beispiel ist der Odem, den Adam eingeblasen bekommt). Die Schatten-Seele ermöglicht es, im Schlaf in den Träumen zu reisen, ohne den schlafenden Körper mitzunehmen, usw.
Im christlichen Abendland ist die Idee einer Seele zwar selbstverständlich, der Gebrauch des Begriffs aber längst nicht einheitlich. Bis heute steht der Begriff Seele im Zentrum theologischer Untersuchungen und Diskussionen. So ist das hebräische Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; Seele) eines der am meisten untersuchten Wörter im Alten Testament, nicht zuletzt, um die Grundlagen zu schaffen für ein christlich religiöses Verständnis.
Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christlichen Verständnis: Sie ist von Körper und Geist unabhängig (frei). Die Frei-Seele vertritt den ganzen Menschen mit all seinen persönlichen Eigenschaften, Fähigkeiten, Gedanken und Erinnerungen. Sie kann in Träumen, Trancen oder in Bewusstlosigkeit den Kör0per vorübergehend verlassen und eigenständig existieren (frei). Kehrt sie nicht zurück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele überlebt, womit die Persönlichkeit des Menschen nach seinem Tod erhalten bleibt.
Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Bedeutung Lebenskraft oder von Leben eindeutig ab. Während die Lebenskraft und das Leben mit dem Tod verloren gehen, existiert die Seele weiter. Um eine »lebendige Seele« zu werden (1Mos 2,7), braucht es einen Körper (Materie), einen Geist (Denken und Handeln), eine Seele (das individuelle »Ich«) und das Leben an sich (das Luther Odem nennt).
Die Interpretation des Wortes Seele | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maur
Mauren | Mauer, die
Mauern, die mauren zu Jeruſalem: die Mauern Jerusalems
Er zurteilet das Meer / vnd lies ſie durch hin gehen / Vnd ſtellet das Waſſer / wie eine Maur.
Er teilte das Meer und lies sie hindurch gehen. Und <er> stellte Wasser <auf> wie eine Mauer.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.