Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 16 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel X. | ||
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8,1 - 11,1 |
V. CHRISTLICHE FREIHEIT UND RÜCKSICHTNAHME
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1 | 10,1-13 | |
2 | 10,14-22 | |
3 | 10,23-33 | Die Freiheit beim Essen und die Warnung vor Götzenopferfleisch |
4 | 11,1 |
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Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach heutiger Zählweise.
[347b]
[347b | 348a]
An die Córinther․ C. X.
CCCXLVIII.
ICH wil euch aber / lieben Brüder / nicht verhalten / Das vnſer Veter ſind alle vnter der Wolcken geweſen / 2Vnd ſind alle durchs Meer gegangen / vnd ſind alle vnter Moſen getaufft / mit der Wolcken / vnd mit dem Meer / 3Vnd haben alle einerley geiſtliche Speiſe geſſen / 4vnd haben alle einerley geiſtlichen Tranck getruncken / Sie truncken aber von dem geiſtlichen Fels / der mit folget / welcher war Chriſtus. 5Aber an jr vielen hatte Gott keinen wolgefallen / Denn ſie ſind nidergeſchlagen in der Wüſten.
6DAs iſt aber vns zum Furbilde geſchehen / das wir nicht vns gelüſten laſſen des Böſen / Gleich wie jene gelüſtet hat. 7Werdet auch nicht Abgöttiſche / Gleich wie jener etliche worden / Als geſchrieben ſtehet / Das Volck ſatzte ſich nider zu eſſen vnd zu trincken / vnd ſtund auff zu ſpielen. 8Auch laſſet vns nicht Hurerey treiben / Wie etliche vnter jnen hurerey trieben / Vnd fielen auff einen tag drey vnd zwenzig tauſent. 9Laſſet vns aber auch Chriſtum nicht verſuchen / Wie etliche von jnen jn verſuchten / Vnd wurden von den Schlangen vmbbracht. 10Murret auch nicht / Gleich wie jener etliche murreten / Vnd wurden vmbbracht durch den Verderber.
11SOlches alles widerfur jnen / zum Furbilde / Es iſt aber geſchrieben / vns zur warnung / auff welche das ende der Welt komen iſt. 12Darumb / wer ſich leſſet düncken / Er ſtehe / Mag wol zuſehen / das er nicht falle. 13Es hat euch noch keine / denn menſchliche Verſuchung betretten. Aber Gott iſt getrew / der euch nicht leſſet verſuchen / vber ewer vermögen / Sondern machet / das die Verſuchung ſo ein ende gewinne / das jrs künd ertragen.
Darumb verachte keiner den andern wie ſtarck oder ſchwach er ſey / Wer weis wie lange er ſelbst bleibet.
14Darumb meine Liebeſten fliehet von dem Götzendienſt.
ALS mit den Klugen rede ich / richtet jr / was ich ſage / 16Der geſegnete Kelch / welchen wir ſegenen / Ist der nicht die gemeinſchafft des bluts Chriſti? Das Brot das wir brechen / Ist das nicht die gemeinſchafft des leibes Chriſti? 17Denn ein Brot iſts / ſo ſind wir viel ein Leib / die weil wir alle eines Brots teilhafftig ſind. 18Sehet an den Iſrael nach dem Fleiſch / welche die Opffer eſſen / Sind die nicht in der gemeinſchafft des Altars?
19WAs ſol ich denn nu ſagen? Sol ich ſagen / das der Götze etwas ſey? Oder das das Götzenopffer etwas ſey? 20Aber ich ſage / das die Heiden / was ſie opffern / das opffern ſie den Teufeln / vnd nicht Gotte. Nu wil ich nicht / das jr in der Teufel gemeinſchafft ſein ſolt. 21Ir künd nicht zu gleich trincken des HErrn kelch / vnd der Teufel kelch. Ir künd nicht zu gleich teilhafftig ſein des HErrn tiſches / vnd der Teufels tiſches. 22Oder wollen wir den HErrn trotzen? Sind wir ſtercker denn er?
23Ich hab es zwar alles macht / Aber es fromet nicht alles / Ich hab es alles macht / Aber es beſſert nicht alles. 24Niemand ſuche was ſein iſt / ſondern ein jglicher was des andern iſt.
25ALles was feil iſt auff dem Fleiſchmarckt / das eſſet / vnd forſchet nichts / Auff das jr des Gewiſſens verſchonet. 26Denn die Erde iſt des HERRN / vnd was drinnen iſt. 27So aber jemand von den Vngleubigen euch ladet / vnd jr wolt hin gehen / So eſſet alles was euch furgetragen wird / vnd forſchet nicht / auff das jr des gewiſſens verſchonet. 28Wo aber jemand würde zu euch ſagen / das iſt Götzenopffer / So eſſet nicht / vmb des willen / der es anzeiget / auff das jr des gewiſſens verſchonet (Die Erde iſt des HERRN vnd was drinnen iſt) 29Ich ſage aber vom gewiſſen / nicht dein ſelbs / ſondern des andern. Denn warumb ſolte ich meine Freiheit laſſen vrteilen / von eines andern gewiſſen? 30Denn ſo ichs mit danckſagung genieſſe / Was ſolte ich denn verleſtert werden vber dem da fur ich dancke?
(Des HErrn)
Chriſtus iſt Herr vnd frey / Alſo auch alle Chriſten in allen dingen.
(Laſſen vrteilen)
Er mag mich vrteilen / aber mein Gewiſſen ſol darumb vngeurteilet vnd vngefangen ſein / ob ich jm euſſerlich weiche zu dienſt.
31Ir eſſet nu oder trincket / oder was jr thut / ſo thut es alles zu Gottes ehre. 32Seid nicht ergerlich weder den Jüden / noch den Griechen / noch der gemeine Gottes. 33Gleich wie ich auch jederman in allerley mich gefellig mache / vnd
[348a | 348b]
Die Erſte Epiſtel C․ X.
ſüche nicht was mir / ſondern was vielen fromet / das ſie ſelig werden.
11
Der heutige Vers 11,1 gehört in dieser Ausgabe zu Kapitel 10!
1Seid meine Nachfolger / gleich wie ich Chriſti.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
1.Cor. | Die j. Epiſtel S. Paul an die Corinther.Biblia Vulgata: | Der erste Brief des Paulus an die Korinther 1. Korintherbrief | 1. Kor 1 Kor 1Kor |
Ex. | Das ander Buch Moſe. | Das zweite Buch Mose (Exodus) Exodus 2. Buch Mose | 2. Mose Ex 2Mos |
Num. | Das vierte Buch Moſe. | Das vierte Buch Mose (Numeri) Numeri 4. Buch Mose | 4. Mose Num 4Mos |
Pſal. | Der Pſalter.Biblia Vulgata: | Der Psalter Die Psalmen Das Buch der Psalmen | Ps Ps Ps |
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IV
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