Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 28 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel VIII. | ||
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6,1 - 9,31 |
II. DIE ERSTEN MISSIONEN
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1 | 8,1-3 | |
2 | 8,4-8 | |
3 | 8,9-13 | |
4 | 8,14-25 | |
5 | 8,26-39 | |
6 | 8,40 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[316b]
SAulus aber hatte wolgefallen an ſeinem tode. Es erhub ſich aber zu der zeit eine Verfolgung vber die Gemeine zu Jeruſalem / vnd ſie zurſtreweten ſich alle in die lender Judea vnd Samaria / on die Apoſtel. 2Es beſchicketen aber Stephanum gottfürchtige Menner / vnd hielten eine groſſe Klage vber jn. 3Saulus aber zuſtöret die Gemeine / gieng hin vnd her in die Heuſer / vnd zoch erfür Man vnd Weiber / vnd vberantwortet ſie ins Gefengnis.
Saulus.
[316b | 317a]
Geẛcĥicĥte. C․ VIII.
CCCXVII.
DIE nu zurſtrewet waren / giengen vmb / vnd predigeten das wort. 5Philippus aber kam hin ab in eine ſtad in Samaria / vnd prediget jnen von Chriſto. 6Das Volck aber höret einmütiglich vnd vleiſſig zu / was Philippus ſagt / vnd ſahen die Zeichen die er thet. 7Denn die vnſaubern Geiſter furen aus vielen Beſeſſenen mit groſſem geſchrey / Auch viel Gichtbrüchige vnd Lamen wurden geſund gemacht. 8Vnd ward eine groſſe freude in derſelbigen Stad.
Philippus
prediget Chriſtum in Samaria.
ES war aber ein Man mit namen Simon / der zuuor in derſelbigen Stad Zeuberey treib / vnd bezauberte das Samariſche volck / vnd gab fur / Er were etwas groſſes / 10Vnd ſie ſahen alle auff jn / beide klein vnd gros / vnd ſprachen / Der iſt die krafft Gottes / die da gros iſt. 11Sie ſahen aber darumb auff jn / das er ſie lange zeit mit ſeiner Zeuberey bezaubert hatte. 12Da ſie aber Philippus predigten gleubten / von dem reich Gottes / vnd von dem namen Jheſu Chriſti / lieſſen ſich teuffen beide Menner vnd Weiber. 13Da ward auch der Simon gleubig / vnd lies ſich teuffen / vnd hielt ſich zu Philippo. Vnd als er ſahe die Zeichen vnd Thatten / die da geſchahen / verwundert er ſich.
Simon der
Zeuberer etc.
DA aber die Apoſtel höreten zu Jeruſalem / das Samaria das wort Gottes angenomen hatte / ſandten ſie zu jnen Petrum vnd Johannem. 15Welche / da ſie hin ab kamen / beteten ſie vber ſie / das ſie den heiligen Geiſt empfiengen. 16Denn er war noch auff keinen gefallen / Sondern waren allein getaufft in dem namen Chriſti Jheſu. 17Da legten ſie die Hende auff ſie / vnd ſie empfiengen den heiligen Geiſt.
Petrus vnd
Johannes in Samariam geſand etc.
DA aber Simon ſahe / das der heilige Geiſt gegeben ward / wenn die Apoſtel die Hende aufflegten / Bot er jnen Gelt an / 19vnd ſprach / Gebt mir auch die macht / das / ſo ich jemand die hende aufflege / derſelbige den heiligen Geiſt empfahe. 20Petrus aber ſprach zu jm / Das du verdampt werdeſt mit deinem gelde / Das du meineſt / b Gottes gabe werde durch geld erlanget. 21Du wirſt weder teil noch anfal haben an dieſem wort / Denn dein hertz iſt nicht rechtſchaffen fur Gott. 22Darumb thu Buſſe fur dieſe deine bosheit / vnd bitte Gott / Ob dir vergeben werden möchte der tuck deines hertzen. 23Denn ich ſehe / das du biſt vol bitter galle / vnd verknüpfft mit vngerechtigkeit. 24Da antwortet Simon / vnd ſprach / Bittet jr den HErrn fur mich / das der keines vber mich kome / dauon jr geſagt habt. 25Sie aber / da ſie bezeuget vnd geredt hatten das wort des HErrn / wandten ſie widerumb gen Jerſalem / vnd predigten das Euangelium vielen Samariſchen flecken.
Ber der Engel des HERRN redet zu Philippo / vnd ſprach / Stehe auff vnd gehe gegen mittag / auff die ſtraſſen die von Jeruſalem gehet hin ab gen Gaza / die da wüſte iſt. 27Vnd er ſtund auff vnd gieng hin. Vnd ſihe / ein Man aus Morenland ein Kemerer vnd gewaltiger der Königin Candakes in Morenland / welcher war vber alle jre Schatzkamer / der war komen gen Jeruſalem anzubeten / 28Vnd zoch wider heim / vnd ſaſſ auff ſeinem wagen / vnd las den Propheten Iſaiam.
Kemerer aus
Morenland.
29DEr Geiſt aber ſprach zu Philippo / Gehe hinzu / vnd mache dich bey dieſen wagen. 30Da lieff Philippus hinzu vnd höret / das er den Propheten Iſaiam las / vnd ſprach / Verſteheſtu auch was du lieſſeſt? 31Er aber ſprach / Wie kan ich / ſo mich nicht jemand anleitet? Vnd ermanet Philippum / das er aufftrete / vnd ſetzte ſich bey jn. 32Der inhalt aber der Schrifft / die er las / war dieſer / Er iſt wie ein Schaff zur ſchlachtung gefüret / vnd ſtill wie ein Lamb fur ſeinem Scherer / Alſo hat er nicht auffgethan ſeinen Mund. 33In ſeiner nidrigkeit iſt ſein Gerichte erhaben. Wer wird aber ſeines Lebens lenge ausreden? Denn ſein Leben iſt von der erden weggenomen. 34Da antwortet der Kemerer Philippo / vnd ſprach / Ich bitte dich / von wem redet der Prophet ſolches? Von jm ſelber / oder
(Lebens lenge)
Das iſt / wie lange er regieren ſol / das iſt ewiglich.
[317a | 317b]
Der Apoſtel C. VIII.
von jemand anders? 35Philippus aber that ſeinen mund auff / vnd fieng von dieſer Schrifft an / vnd prediget jm das Euangelium Jheſu.
Philippus
prediget dem Kemerer das Euangelium etc.
36VND als ſie zogen der ſtraſſen nach / kamen ſie an ein waſſer. Vnd der Kemerer ſprach / Sihe / da iſt waſſer / Was hinderts / das ich mich teuffen laſſe? 37Philippus aber ſprach / Gleubeſtu von gantzem hertzen / So mags wol ſein. Er antwortet / vnd ſprach / Ich gleube / Das Jheſus Chriſtus Gottes Son iſt. 38Vnd er hies den wagen halten / vnd ſtiegen hin ab in das waſſer / beide Philippus vnd der Kemerer / vnd er teuffet jn. 39Da ſie aber her auff ſtiegen aus dem Waſſer / rücket der geiſt des HErrn Philippum hin weg / vnd der Kemerer ſahe jn nicht mehr. Er zoch aber ſeine ſtraſſe frölich.
40Philippus aber ward funden zu Aſdod / vnd wandelt vmbher / vnd prediget allen Stedten das Euangelium / bis das er kam gen Ceſarien.
✽
1) Lat.: At Papatus omnia vendit pecunia.
dt.: »Aber das Papstum verkauft alles gegen Geld.«
Luther richtet sich mit seinen Anmerkungen in Latein vorrangig an Theologen, nachrangig an die Vertreter der römischen Kirche und an den gebildeten Adel, nicht aber an die deutschsprachige Leserschaft. Es sind Glossen, die die Notwendigkeit der Reformation der römisch-katholischen Kirche bei aller erntshaftig spöttisch unterlegen.
2) Druckfehler: Jerſalem; Korrektur: Jeruſalem
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Ac. | Der Apoſteln Geſchicht / beſchrieben von S. Lucas.Biblia Vulgata: | Die Apostelgeschichte des Lukas Apostelgeschichte | Apg Apg Apg |
Deut. | Das fünfte Buch Moſe. | Das fünfte Buch Moses (Deuteronomium) Deuteronomium 5. Buch Mose | 5. Mose Dtn 5Mos |
Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Apg 8 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Gemeine | 1: zurſtreweten | 1: Apoſtel | |
3: zuſtöret | 3: Weiber | 27: Morenland | |
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen |
Gemeine
Gemein | Gemeinde, die von gemein (Adjektiv): gemeinschaftlich, mehreren zukommend
a) Gruppe von Menschen, Zusammenschluss, Zusammengehörigkeit: Gemeinschaft, Gemeinde b) Grund und Boden einer Gruppe von Menschen: Gemeinde(fläche), Kommune, Ort
Heute verwenden wir Gemeinde nach a) noch für die Gemeinschaft der Mitglieder einer örtlichen Kirche (Kirchgemeinde), und nach b) für einen kleineren Ort, der eigenständig verwaltet wird, aber kein Stadtrecht besitzt.
Luther verwendet den Begriff im Sinn der Zusammengehörigkeit einer Gruppe von Menschen:
Darumb bleiben die Gottloſen nicht im Gerichte / Noch die Sünder in der gemeine der Gerechten.
Darum bleiben die Gottlosen nicht im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinschaft der Gerechten.
SK Version 25.09.2024 ● |
zerſtrewen
zurſtrewen | zerstreuen (Verb) a) streuen, auseinanderstreuen, b) auseinandertreiben, auseinanderjagen, c) etwas (zusammenhängendes) auflösen, d) von etwas absondern, teilen
Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:
Die Vorsilben »ze(r)-« und »zu(r)-«
Zur Verwendung der Vorsilben »zer«, »ze«, »zur« und »zu« in der Lutherbibel von 1545 siehe den Artikel:
Er zerſtrewet die Völcker die da gern kriegen.
Er zerstreut die Völker, die gerne Krieg führen. zuſtrewen
Vnſer gebeine ſind zuſtrewet bis zur Helle
Unsere Gebeine sind zerstreut bis zum Reich der Toten.
Anmerkung zu Psalm 141,7:
Luther folgt hier dem hebräischen und lateinischen Textvorlagen. Etliche moderne Übersetzungen, so auch Luther-1964 und Luther-1984, schreiben statt »Unsere Gebeine« nun »Ihre Gebeine« und stützen sich dabei auf ältere Übersetzungen.
Durch diese Textglättung erscheint die Aussage passend zu den in Vers 6 genannten »Lehrern«, die gestürzt werden müssten.
Jedoch ist zwischen den Versen 6 und 7 ein gedanklicher Absatz zu sehen, der einen Themenwechsel bedeutet. Das Thema der Lehrer ist in Vers 6 abgeschlossen.
In den Versen 6 bis 10 geht es nun um das Leiden und das Schicksal der Gerechten (zu denen sich der Autor des Psalms zählt), die immer wieder in die Stricke und Fallen der Übeltäter geraten.
Hintergrund des Bildes ist eine Kriegsszene: Die Soldaten Davids stürzen in Fallen und sterben im Kampf. Der Boden des Schlachtfelds ist aufgerissen und durchwühlt. Die toten Leiber und Knochen sind weit über die Erde verstreut, bis an den Rand der Welt, so scheint es, bis zum Beginn des Reichs der Toten. Die Schlacht endete für König David und sein Heer in einer Katastrophe, doch der nächste Angriff steht bevor.
Mit »Unsere Gebeine« schreibt David über seine Soldaten, die der gerechten Sache folgten, und doch in Fallen der üblen Feinde fielen. Nun bittet er Gott darum, ihn nicht zu verdammen, und darum, dass er ihn (und sein Heer) vor den Fallen der Feinde bewahren möge.
deine Feinde werden vmbkomen / Vnd alle Vbelthetter müſſen zuſtrewet werden.
deine Feinde werden umkommen, und alle Übeltäter müssen zerstreut werden
... vnd ſie zurſtreweten ſich alle in die lender Judea vnd Samaria ...
... und sie zerstreuten sich alle in die Länder Judäa und Samaria ...
SK Version 21.11.2024 ● |
Apoſtel | Apostel, der griechisch: ἀπόστολος (apostolos), der Gesandte
Die Bezeichnung »Apostel« meint im Deutschen »Gesandter«. In der kirchlichen Auffassung handelt es sich um den inneren Kreis der Jünger Jesu. Diese Jünger waren zu Lebzeiten Jesu seit dessen Taufe durch Johannes seine engsten Begleiter. Allen Aposteln wurde der Sendungsauftrag, wie er in Matthäus 28,19 beschrieben ist, von Jesus selbst erteilt.
Die Namensliste der ersten zwölf Apostel, die Jesus berufen hatte, findet sich in der Bibel an mehreren Stellen, so im Matthäus-Evangelium (10, 1-4), im Markus-Evangelium (3, 13-19) und im Lukas-Evangelium (6, 12-16). Die Auswahl der Zwölf Apostel (Lk 6,12-16)
12ES begab ſich aber zu der zeit / das er gieng auff einen Berg zu beten / vnd er bleib vber nacht in dem gebet zu Gott. 13Vnd da es tag ward / rieff er ſeinen Jüngern / vnd erwelet jrer Zwelffe / welche er auch Apoſtel nennet / 14Simon / welchen er Petrum nennet / vnd Andrean ſeinen bruder / Jacobum vnd Johannem / Philippum vnd Bartholomeum / 15Mattheum vnd Thomam / Jacobum Alphei ſon / Simon genant Zelotes / 16Judam Jacobs ſon / vnd Judam Jſchariothen den Verrheter.
Der Kreis der Apostel nach der Auferstehung
In der Apostelgeschichte wird der Kreis der Apostel benannt, wie er sich nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt entwickelt hatte. Die Liste in der Apostelgeschichte 1, 13 nennt nur noch elf Namen und lässt Judas Iskariot aus.
In Apostelgeschichte 1, 21-26 wird über eine Nachwahl berichtet, die nötig war, damit der Kreis der Apostel wieder aus 12 Personen bestünde. Gewählt wurde ein Mann namens Matthias.
In der römisch-katholischen Kirche
Zum Kreis der Apostel zählt die katholische Kirche zudem Barnabas und Paulus. Der Text in Apostelgeschichte 14, 14 bezeichnet beide als Apostel.
In der Apostelgeschichte und in den Briefen im Neuen Testament sind weitere Personen ausdrücklich als Apostel bezeichnet. Ihre Namen fanden aber keinen Einzug in das Kalendarium der römischen Kirche.
In der evangelischen Kirche
Die evangelische Kirche kennt insgesamt 13 Apostel, für die Gedenk- und Feiertage im Kalender eingerichtet wurden. In dieser Liste sind Judas Iskariot, der Jesus verraten hatte, und Barnabas nicht enthalten, wohl aber Matthias und Paulus.
SK Version 25.09.2024 ● |
zuſtören | zerstören (Verb) a) etwas durch Stochern mit einem Werkzeug aus seinem Zusammenhang bringen b) den Sinn, das Gemüt stören, verstören, verwirren, zerrütten c) etwas (zusammenhängendes) auflösen, vernichten, zerstören d) Menschen zerstreuen, auseinanderjagen
Saulus aber zuſtöret die Gemeine / gieng hin vnd her in die Heuſer / vnd zoch erfür Man vnd Weiber / vnd vberantwortet ſie ins Gefengnis.
Saulus aber vernichtete die Gemeinde: Er ging von Haus zu Haus, verhaftete Männer und Frauen und überstellte ins Gefängnis.
SK Version 25.09.2024 ● |
Weib | Weib, das die (Ehe-) Frau Hinweis:
Es ist zu beachten, dass Luther den zu seiner Zeit gängigen Begriff Weib nicht abschätzig oder abwertend benutzt. Im Gegenteil: Wenn auch die etymologische Herkunft des Begriffs umstritten und unklar ist, so bezeichnete er doch die erwachsene, verantwortlich handelnde Frau in gesellschaftlich angesehener Stellung, z. B. als Ehefrau.
In der deutschen Sprache hat der Begriff »Weib« im Laufe der Zeit eine geringschätzende Bedeutung erfahren und besitzt heute die Qualität einer Beleidigung, die u. U. strafrechtlich verfolgt werden kann. Der Begriff wird daher in modernen Übersetzungen nicht verwendet. Stattdessen wird i. d. R. das Wort »Frau« benutzt.
Die englische Sprache kennt noch heute geläufig das Wort »wife« (meist für »Ehefrau«), das etymologisch auf die selbe Wurzel zurückzuführen ist, neben dem Begriff »woman«, der allgemein für »Frau« steht. Empfehlung:
Wir empfehlen wegen der geringschätzenden Qualitäten, die an diesem Begriff kleben, bei Interpretationen, bei Textauslegungen, in Predigten und auch bei Textlesungen aus alten Lutherbibeln den Begriff Weib nicht zu verwenden und durch Frau zu ersetzen.
SK Version 25.09.2024 ● |
Morenland | Mohrenland, das (Gebietsname; veraltet)
das Land Kusch
das Land Nubien
das Land Äthiopien eigentlich: Das Land, in dem die Mohren wohnen.
Der Begriff »Mohr« meint ursprünglich den Bewohner Mauretaniens, (lat. Mauri), den Mauren, er wurde aber auch auf alle dunkelfarbigen Bewohner Nordafrikas übertragen und verwendet. So ist er die Bezeichnung für Maure, aber auch beispielsweise für Äthiopier.
Luther übersetzt das Land Kusch, Nubien, das sich südlich von Ägypten befand, und im griechisch-römischen Sprachraum Äthiopien genannt wurde, regelmäßig mit Morenland.
Empfehlung:
Dem Begriff Mohr haftet außerhalb seiner historischen oder literarischen Verwendung oft ein diskriminierender Charakter an. In der praktischen Gemeindearbeit lässt sich die literarische Verwendung kaum herausstellen.
Um jedes Missverständnis auszuschließen, empfehlen wir, Luthers Worte Mor und Morenland in Textlesungen, Predigten, usw. nicht zu verwenden.
Es kann stattdessen, je nach Intention des Vorhabens, als Landes- und Einwohnerbezeichnung beispielsweise verwendet werden:
Das ander waſſer heiſſt Gihon / das fleuſſt vmb das gantze Morenland.
Die Bezeichnung »Morenland« meint auch in 1Mos 2,13 nicht Mauretanien, sondern das Land Kusch (Nubien, Äthiopien), ggf. Arabien.
Der Fluss Gihon, der das gesamte »Morenland« umfließt, wird mit dem Nil gleichgesetzt.
Vnd ſihe / ein Man aus Morenland ein Kemerer vnd gewaltiger der Königin Candakes in Morenland / welcher war vber alle jre Schatzkamer / der war komen gen Jeruſalem anzubeten
Und siehe: Ein Mann aus Athiophien, ein Kämmerer aus dem Führungsstaab der Kandake (das ist der Hoheitstitel der Königin Äthiopiens), der Herr über alle Schatzkammern der Königin, der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten
SK Version 21.11.2024 ● |
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
IV
Luthers Vorrede zum Neuen Testament ist in neuen Bibelausgaben nicht mehr enthalten. Lesen Sie, was Luther seinen Lesern 1545 mit auf den Weg gegeben hatte.