Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 28 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXIIII. | ||
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21,8 - 26,32 |
VIII. PAULUS IN JERUSALEM UND CAESAREA
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1 | 24,1-9 | |
2 | 24,10-27 | |
3 | 24,22-26 | |
4 | 24,27 |
[327b]
VBer fünff tage zoch hin ab der Hoheprieſter Ananias mit den Elteſten / vnd mit dem Redener Tertullo / die erſchienen fur dem Landpfleger wider Paulum. 2Da er aber beruffen ward / fieng an Tertullus zu verklagen / vnd ſprach / 3Das wir in groſſem Friede leben vnter dir vnd viel redlicher Thatten dieſem Volck widerfaren / durch deine furſichtigkeit / aller thewerſter Felix / das nemen wir an / alle wege vnd allenthalben / mit aller danckbarkeit. 4Auff das ich aber dich nicht zu lange auffhalte / bitte ich dich / du wolteſt vns kürtzlich hören / nach deiner Gelindigkeit.
[327b | 328a]
Geẛcĥicĥte. C. XXIIII.
CCCXXVIII.
5WIr haben diesen Man funden / ſchedlich / vnd der Auffrhur erreget allen Jüden auff dem gantzen Erdboden / vnd einen furnemeſten der Secten der Nazarener / 6der auch verſucht hat den Tempel zu entweihen / Welchen wir auch griffen / vnd wolten jn gerichtet haben nach vnſerm Geſetz. 7Aber Lyſias der Heubtman vnterkam das / vnd füret jn mit groſſer gewalt aus vnſern henden / 8vnd hies ſeine Verkleger zu dir komen. Von welchem du kanſt / ſo du es erforſchen wilt / dich des alles erkündigen / vmb was wir jn verklagen. 9Die Jüden aber redeten auch dazu / vnd ſprachen / Es hielte ſich alſo.
Tertullus
verklagt Paulum etc.
PAulus aber / da jm der Landpfleger wincket zu reden / antwortet. Die weil ich weis / das du in dieſem Volck / nu viel jar ein Richter biſt / wil ich vnerſchrocken mich verantworten / 11Denn du kanſt erkennen / das nicht mehr denn zwelff tage ſind / das ich bin hin auff gen Jeruſalem komen an zubeten / 12Auch haben ſie mich nicht funden im Tempel mit jemand reden / oder eine Auffrhur machen im Volck / noch in den Schulen / noch in den Stedten / 13Sie können mir auch nicht beybringen / des ſie mich verklagen.
Paulus ver-
antwortet sich.
14DAs bekenne ich aber dir / Das ich nach dieſem wege / den ſie eine Secten heiſſen / diene ich alſo dem Gott meiner Veter / das ich gleube allem / was geſchrieben ſtehet im Geſetze vnd in den Propheten / 15Vnd habe die hoffnung zu Gott / auff welche auch ſie ſelbs warten / nemlich / Das zukünfftig ſey die Aufferſtehung der Todten / beide der Gerechten vnd Vngerechten. 16In dem ſelbigen aber vbe ich mich zu haben vnuerletzt Gewiſſen allenthalben / beide gegen Gott vnd den Menſchen.
17ABer nach vielen jaren bin ich komen / vnd hab eine Almoſen bracht meinem Volck vnd Opffer / 18Darüber funden ſie mich / das ich mich reinigen lies im Tempel / on alle rumor vnd getümel. 19Das waren aber etliche Jüden aus Aſia / welche ſolten hie ſein fur dir / vnd mich verklagen / ſo ſie etwas zu mir hetten / 20Oder las dieſe ſelbs ſagen / ob ſie etwas vnrechts an mir funden haben / die weil ich ſtehe fur dem Rat / 21On vmb das einigen worts willen / da ich vnter jnen ſtund vnd rieff / Vber der aufferſtehung der Todten werde ich von euch heute angeklaget.
DA aber Felix ſolchs höret / zoch er ſie auff / Denn er wuſte faſt wol vmb dieſen weg / vnd ſprach / Wenn Lyſias der Heubtman her ab kompt / ſo wil ich mich ewres dinges erkündigen. 23Er befalh aber dem Vnterheubtman Paulum zu behalten / vnd laſſen ruge haben / vnd niemand von den ſeinen weren / jm zu dienen oder zu jm zu komen.
NAch etlichen tagen aber / kam Felix mit ſeinem Weibe Druſilla / die eine Jüdin war / vnd foddert Paulum / vnd höret jn von dem glauben an Chriſto. 25Da aber Paulus redet von der Gerechtigkeit / vnd von der Keuſcheit / vnd von dem zukünfftigen Gerichte / erſchrack Felix / vnd antwortet / Gehe hin auff dis mal / wenn ich gelegene zeit hab / wil ich dir her laſſen ruffen. 26Er hoffet aber da neben / das jm von Paulo ſolte Geld gegeben werden / das er jn los gebe / Darumb er jn auch offt foddern lies / vnd beſprach ſich mit jm.
Felix.
Druſilla.
27Da aber zwey jar vmbwaren / kam Portius Feſtus an Felix ſtat. Felix aber wolte den Jüden eine wolthat erzeigen / vnd lies Paulum hinder ſich gefangen.
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Ac. | Der Apoſteln Geſchicht / beſchrieben von S. Lucas.Biblia Vulgata: | Die Apostelgeschichte des Lukas Apostelgeschichte | Apg Apg Apg |
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Versnummer: Luthers Wort | |||
3: Felix | |||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen |
Felix | Marcus Antonius Felix Römischer Prokurator (Statthalter) in Judäa, Amtssitz in Caesarea Maritima.
Amtszeit etwa: 52 - 58 n. Chr. Vorgänger im Amt: Ventidius Cumanus (ca. 48 - 52 n. Chr.) Nachfolger im Amt: Porcius Festus (ca. 59 - 62 n. Chr.)
Im Neuen Testament
Der römische Hauptmann Claudius Lysias hatte um das Jahr 50 n. Chr. den Apostel Paulus verhaften lassen (Apg 22,23f.), nachdem Paulus nach einem Tempelbesuch in Jerusalem von jüdischen Kreisen, von den Hohepriestern und vom Hohen Rat des Aufruhrs und der Irrlehren beschuldigt worden war. Vor Claudius Lysias berief sich Paulus auf sein römisches Bürgerrecht (Apg 22,25f.) und verhinderte die sonst üblichen Auspeitschungen und Geißelungen ohne eindeutige Anklage und ohne Urteil. .
Da die Sache zu eskalieren drohte und ein Attentat auf Paulus geplant war (Apg 23,12-15), überstellt Claudius Lysias Paulus zu Marcus Antonius Felix nach Caesarea (Apg 23,26-30).
Antonius Felix befand Paulus für unschuldig, doch die jüdischen Ankläger verlangten eine Verurteilung. Antonius Felix zögerte den Prozess hinaus, da er angeblich für die Freilassung des Paulus ein angemessenes Bestechungsgeld erwartete, das Paulus nie zahlte (Apg 24,26).
Wahrscheinlicher ist aber, dass Antonius Felix die politische Brisanz fürchtete, die mit der Freilassung des Paulus verbunden war und sich in der religiösen Uneinigkeit der Pharisäer und Sadduzäer zeigte (Apg 23,6-11). Über eine solche politische Fehlentscheidung war sein Vorgänger Ventidius Cumanus gestolpert, der den inneren Frieden in Palästina nicht wahren konnte, vom Kaiser sogar als Auslöser der Konflikte zwischen Galiläa und Samaria erkannt und in die Verbannung geschickt wurde.
Dies erklärt auch, dass Antonius Felix bei seinem Ausscheiden aus dem Amt (um 52/53 n. Chr.) für Paulus keine (sonst übliche) Amnestie aussprach, sondern ihn in Haft behielt und die Sache seinem Nachfolger Porcius Festus überließ.
SK Version 25.09.2024 ● |
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