Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 28 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel V. | ||
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1,1 - 5,42 |
I. DIE ENSTEHUNG DER GEMEINDE
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1 | 5,1-11 | |
2 | 5,12-16 | |
3 | 5,17-33 | |
4 | 5,34-42 |
[314b]
EIn Man aber mit namen Ananias / ſampt ſeinem weib Saphira / verkauffte ſeine Güter / 2vnd entwandte etwas vom Gelde / mit wiſſen ſeines Weibs / vnd brachte eins teils / vnd legets zu der Apoſtel füſſe. 3Petrus aber ſprach / Anania / Warumb hat der Satan dein Hertz erfüllet / das du dem heiligen Geiſt lügeſt / vnd entwendeſt etwas vom gelde des Ackers? 4Hetteſtu jn doch wol mögen behalten / da du jn hatteſt / Vnd da er verkaufft war / war es auch in deiner gewalt. Warumb haſtu denn ſolchs in deinem hertzen furgenomen? Du haſt nicht Menſchen / ſondern Gotte gelogen. 5Da Ananias aber dieſe wort höret / fiel er nider / vnd gab den geiſt auff. Vnd es kam eine groſſe furcht vber alle / die dis höreten. 6Es ſtunden aber die Jünglinge auff / vnd theten jn beſeit / vnd trugen jn hin aus vnd begruben jn.
Ananias
Dis ſtück gilt den falſchen Geiſtlichen / ſo der Kirchen güter beſitzen aus geitz / vnd nichts dafur thun.
VND es begab ſich vber eine weile / bey dreien ſtunden / kam ſein Weib hinein / vnd wuſte nicht / was geſchehen war. 8Aber Petrus antwortet jr / Sage mir / Habt jr den Acker ſo thewer verkaufft? Sie ſprach / Ja ſo thewer. 9Petrus aber ſprach zu jr / Warumb ſeid jr denn eins worden / zu verſuchen den Geiſt des HErrn? Sihe / die füſſe / dere / die deinen Man begraben haben / ſind fur der thür / vnd werden dich hin aus tragen. 10Vnd als bald fiel ſie zu ſeinen füſſen / vnd gab den geiſt auff. Da kamen die Jünglinge / vnd funden ſie tod /
Saphira
Ananie Weib.
[314b | 315a]
Geſcĥicĥte. C V․
CCCXV.
trugen ſie hin aus / vnd begruben ſie bey jren Man. 11Vnd es kam eine groſſe furcht vber die gantze Gemeine / vnd vber alle die ſolchs höreten.
ES geſchahen aber viel Zeichen vnd Wunder im Volck / durch der Apoſtel hende. Vnd waren alle in der halle Salomonis einmütiglich. 13Der andern aber thurſte ſich keiner zu jnen thun / ſondern das Volck hielt gros von jnen. 14Es wurden aber je mehr zugethan / die da gleubeten an den HErrn / eine menge der Menner vnd der Weiber / 15Alſo / das ſie die krancken auff die gaſſen her aus trugen / vnd legeten ſie auff betten vnd baren / Auff das wenn Petrus keme / das ſein Schatte jrer etliche vberſchattet. 16Es kamen auch erzu viel von den vmbligenden Stedten gen Jeruſalem / vnd brachten die Krancken vnd die von vnſaubern Geiſtern gepeiniget waren / vnd wurden alle geſund.
Apoſtel
ins Gefengnis geworfen etc.
Es ſtund aber auff der a Hoheprieſter vnd alle die mit jm waren (welchs iſt die Secte der Saduceer) Vnd wurden vol eiuers / 18Vnd legten die hende an die Apoſtel / vnd worffen ſie in das gemeine Gefengnis. 19Aber der Engel des HERRN that in der nacht die thür des Gefengnis auff / vnd füret ſie her aus / vnd ſprach / 20Gehet hin vnd trettet auff / vnd redet im Tempel zum Volck alle wort dieſes Lebens. 21Da ſie das gehört hatten / giengen ſie früe in den Tempel vnd lereten.
DEr Hoheprieſter aber kam vnd die mit jm waren / vnd rieffen zuſamen den Rat vnd alle Elteſten der kinder von Iſrael / vnd ſandten hin zum Gefengnis / ſie zu holen. 22Die Diener aber kamen dar / vnd funden ſie nicht im Gefengnis / Kamen wider vnd verkündigeten / 23vnd ſprachen / Das Gefengnis funden wir verſchloſſen mit allem vleis / vnd die Hüter hauſſen ſtehen fur den thüren / Aber da wir auffthaten / funden wir niemand drinnen. 24Da dieſe rede höreten die Hoheprieſter vnd der Heubtman des Tempels / vnd andere Hoheprieſter / wurden ſie vber jnen betreten / was doch das werden wolte. 25Da kam einer dar / der verkündiget jnen / ſihe / die Menner / die jr ins Gefengnis geworffen habt / ſind im Tempel / ſtehen vnd leren das Volck.
DA gieng hin der Heubtman mit den Dienern / vnd holeten ſie / nicht mit gewalt / Denn ſie furchten ſich fur dem Volck / das ſie nicht geſteiniget würden. 27Vnd als ſie ſie brachten / ſtelleten ſie ſie fur den Rat. Vnd der Hoheprieſter fraget ſie / 28vnd ſprach / Haben wir euch nicht mit ernſt geboten / Das jr nicht ſoltet leren in dieſem Namen? Vnd ſehet / jr habt Jeruſalem erfüllet mit ewer lere / vnd wolt dieſes Menſchen blut vber vns füren.
PEtrus aber antwortet vnd die Apoſtel / vnd ſprachen / Man mus Gott mehr gehorchen / denn den Menſchen. 30Der Gott vnſer Veter hat Jheſum auff erweckt / welchen jr erwürget habt / vnd an das Holtz gehangen. 31Den hat Gott durch ſeine rechte Hand erhöhet zu einem Fürſten vnd Heiland / zu geben Iſrael buſſe vnd vergebung der ſunde. 32Vnd wir ſind ſeine Zeugen vber dieſe wort / vnd der heilige Geiſt / welchen Gott gegeben hat / denen / die jm gehorchen. 33Da ſie das höreten / giengs jnen durchs hertz / vnd dachten ſie zu tödten.
Petrus.
DA ſtund aber auff im Rat ein Phariſeer mit namen Gamaliel / ein Schrifftgelerter / wol gehalten fur allem Volck / vnd hies die Apoſtel ein wenig hin aus thun / 35vnd ſprach zu jnen / Ir Menner von Iſrael / nemet ewer ſelbs war an dieſen Menſchen / was jr thun ſollet. 36Vor dieſen tagen ſtund auff Theudas / vnd gab fur / er were etwas / Vnd hiengen an jm eine zal Menner bey vier hundert / Der iſt erſchlagen / vnd alle die jm zufielen / ſind zurſtrewet vnd zu nicht worden. 37Darnach ſtund auff Judas aus Galilea / in den tagen der Schetzung / vnd machet viel Volcks abfellig jm nach / Vnd der iſt auch vmbkomen / vnd alle die jm zufielen / ſind zurſtrewet.
Gamalielis
Rat
Theudas.
Judas aus
Galilea.
38VND nu ſage ich euch / Laſſet ab von dieſen Menſchen / vnd laſſet ſie faren. Iſt der Rat oder das werck aus den Menſchen / So wirds vntergehen. 39Iſts
[315a | 315b]
Der Apoſtel C. V.
aber aus Gott / ſo könnet jrs nicht dempffen / Auff das jr nicht erfunden werdet / als die wider Gott ſtreiten wollen. 40Da fielen ſie jm zu. Vnd rieffen den Apoſteln / ſteupten ſie / vnd geboten jnen / Sie ſolten nicht reden in dem Namen Jheſu / Vnd lieſſen ſie gehen. 41Sie giengen aber frölich von des Rats angeſichte / Das ſie wirdig geweſen waren / vmb ſeines Namen willen ſchmach leiden / 42Vnd höreten nicht auff alle tage im Tempel / vnd hin vnd her in Heuſern zu leren / vnd zu predigen das Euangelium von Jheſu Chriſto.
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1) Lat.: Nota, dt.: »Anmerkung«
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Ac. | Der Apoſteln Geſchicht / beſchrieben von S. Lucas.Biblia Vulgata: | Die Apostelgeschichte des Lukas Apostelgeschichte | Apg Apg Apg |
Sup. | Latein: [vide] supra Kapitelnummer | »[Siehe] [weiter] oben, Kapitelnummer«oder | |
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Die folgenden Begriffe aus dem Text Apg 5 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
40: ſteupten | |||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||
ſteupen | steupen (Verb; veraltet) stäupen (Verb; veraltet) ſteupen
eigentl.: mit Ruten züchtigen, schlagen
züchtigen auspeitschen geißeln
Anzunehmen ist das Schlagen mit einer Rute oder mit einem Rutenbündel bzw. mit einem Gegenstand, der dem gleich kommt.
Steupen kommt vor im Zusammenhang mit:
a) Züchtigung von Kindern als Bestrafungs- und Erziehungsmethode (in Haushalten und Schulen) b) öffentlich ausgeführte Bestrafung für Vergehen c) bei den Römern: Foltermethode als Erstbestrafung vor der Einkerkerung und Verurteilung d) Mißhandlung eines Opfers durch eine Gruppe e) sinnbildlich für Schicksalsschläge als göttliche Strafe, die z. B. das Leiden im Dienst Gottes erklären
Der Begriff fand insbesondere durch Luthers Verwendung in seiner Bibelübersetzung Verbreitung. Dort steht er neben dem Wort züchtigen, ersetzt es demnach nicht völlig.
Wesentliches Merkmal des Steupens ist die Ausführung durch eine Gruppe, bzw. stellvertretend durch die Gruppe die Ausführung in der Öffentlichkeit. a) steupen als außergewöhliche Erziehungsmaßnahme bei Kindern bei schlimmen Vergehen:
Spr 23,13f.
13Las nicht an den Knaben zu züchtigen / Denn / wo du jn mit den Ruten heweſt / So darff man jn nicht tödten.
Dazu Luther im Scholion zu Spr 23,13: Steupeſtu jn / so darff jn der Hencker nicht ſteupen / Es mus doch geſteupet ſein / Thuts der Vater nicht / So thuts Meiſter Hans / da wird nicht anders aus / Niemand ist jm je entlauffen / denn es ist Gottes gericht. b) steupen als öffentlich ausgeführte Bestrafung:
24Von den Jüden habe ich [Paulus] fünff mal empfangen viertzig Streich / weniger eines. 25Jch bin drey mal gesteupet / Einmal geſteiniget c) steupen als römische Foltermethode:
Hies jn [Paulus] der Heubtman in das Lager furen / vnd ſaget / das man jn ſteupen vnd erfragen ſolt / Das er erfüre / vmb welcher vrſach willen ſie alſo vber jn rieffen. d) steupen als Mißhandlung eines Opfers durch eine Gruppe:
Vnd zu ſeiner zeit ſandte er einen Knecht zu den Weingartnern / das ſie jm geben von der Frucht des Weinberges. Aber die Weingartner ſteupten jn / vnd lieſſen jn leer von ſich. e) steupen sinnbildlich für Schicksalsschläge, die als Strafen Gottes erkannt werden:
Weish 16,16
Denn die Gottloſen ſo dich nicht kennen wolten / ſind durch deinen mechtigen Arm geſteupt / da ſie durch vngewönliche Regen / Hagel / Geweſſer / den ſie nicht entgehen kundten / verfolget / vnd durchs Fewr auffgefreſſen worden.
Denn welchen der HERR lieb hat / den züchtiget er / Er ſteupt aber einen jglichen Son / den er auffnimpt. steupen kann als Bestrafung mit unterschiedlicher Härte ausfallen:
Sie werden ein wenig geſteupt / Aber viel guts wird jnen widerfaren
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
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IV
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