Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 28 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XIX. | ||
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18,22b - 21,7 |
VII. DIE DRITTE MISSIONSREISE PAULUS IN KLEINASIEN UND GRIECHENLAND
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1 | 19,1-7 | |
2 | 19,8-20 | |
3 | 19,21-22 | |
4 | 19,23-40 |
[324a]
ES geſchach aber / da Appollo zu Corinthen war / das Paulus durchwandelt die öbern Lender / vnd kam gen Epheſum vnd fand etliche Jünger / 2zu den ſprach er / Habt jr den heiligen Geiſt empfangen / da jr gleubig worden ſeid? Sie ſprachen zu jm / Wir haben auch nie gehört / ob ein heiliger Geiſt ſey. 3Vnd er ſprach zu jnen / Wor auff ſeid jr denn getaufft? Sie ſprachen / Auff Johannes tauffe. 4Paulus aber ſprach / Johannes hat getaufft mit der tauffe der Buſſe / vnd ſaget dem volck / das ſie ſolten gleuben an den / der nach jm komen ſolte / das iſt / an Jheſum / das der Chriſtus ſey. 5Da ſie das höreten / lieſſen ſie ſich teuffen auff den namen des HErrn Jheſu. 6Vnd da Paulus die hende auff ſie leget / kam der
Epheſus .
[324a | 324b]
Der Apoſtel C. XIX.
heilige Geiſt auff ſie / vnd redeten mit Zungen vnd weiſſageten. 7Vnd alle der Menner war bey zwelffen.
Tyran-
nus.
ER gieng aber in die Schule / vnd predigte frey drey monden lang / leret vnd beredet ſie von dem reich Gottes. 9Da aber etliche verſtockt waren / vnd nicht gleubten / vnd vbel redeten von dem wege fur der Menge / Weich er von jnen / vnd ſondert abe die Jünger / vnd redet teglich in der Schulen eines / der hies Tyrannus. 10Vnd daſſelbige geſchach zwey jar lang / alſo / das alle die in Aſia woneten / das wort des HErrn Jheſu höreten / beide Jüden vnd Griechen. 11Vnd Gott wircket nicht geringe Thaten durch die hende Pauli / 12alſo / das ſie auch von ſeiner Haut die Schweiſtüchlin vnd Koller vber die Krancken hielten / vnd die Seuche von jnen wichen / vnd die böſen Geiſter von jnen ausfuren.
Paulus pre-
digt zwey jar zu Epheſo etc.
ES vnterwunden ſich aber etliche der vmblauffenden Jüden / die da Beſchwere r waren / den Namen des HErrn Jheſu zu nennen vber die da böſe Geiſter hatten / vnd ſprachen / Wir beſchweren euch bey Jheſu / den Paulus prediget. 14Es waren jr aber ſieben Söne eines Jüden Skeua des Hohenprieſters / die ſolchs theten. 15Aber der böſe Geiſt antwortet / vnd ſprach / Jheſum kenne ich mol / vnd Paulum weis ich wol / Wer ſeid jr aber? 16Vnd der Menſch / in dem der böſe Geiſt war / ſprang auff ſie / vnd ward jr mechtig / vnd warff ſie vnter ſich / alſo / das ſie nacket vnd verwundet aus dem ſelbigen Hauſe entflohen. 17Daſſelbige aber ward kund allen die zu Epheſo woneten / beide Jüden vnd Griechen / vnd fiel eine furcht vber ſie alle / Vnd der Name des HErrn Jheſu ward hoch gelobet.
ES kamen auch viel dere / die gleubig waren worden / vnd bekandten vnd verkündigeten / was ſie ausgericht hatten. 19Viel aber die da furwitzige Kunſt getrieben hatten / brachten die Bücher zuſamen vnd verbranten ſie öffentlich / vnd vberrechneten was ſie werd waren / vnd funden des geldes a funffzig tauſent Groſſchen. 20Alſo mechtig wuchs das wort des HErrn / vnd nam vber hand.
(Ausgericht)
Mit predigen / leren vnd andern Früchten des Euangelij.
a
Das machet aber ſechſthalb tauſent gülden. Ein groſſche gilt 30 Lawenpfennig.
DA das ausgerichtet war / ſatzte jm Paulus fur im geiſte / durch Macedonian vnd Achaian zu reiſen / vnd gen Jeruſalem zu wandeln / vnd ſprach / Nach dem / wenn ich daſelbs geweſen bin / mus ich auch Rom ſehen. 22Vnd ſandte Zween die jm dieneten / Timotheum / vnd Eraſtum in Macedonian / Er aber verzog eine weile in Aſia.
ES erhub ſich aber vmb dieſelbige zeit nicht eine kleine Bewegung vber dieſem wege. 24Denn einer mit namen Demetrius ein Goldſchmid / der machet der Diana ſilberne Tempel / vnd wendet denen vom Handwerck nicht geringen gewinſt zu. 25Dieſelbigen verſamlet er / vnd die Beyerbeiter desſelbigen Handwercks / vnd ſprach. Lieben Menner / jr wiſſet / das wir groſſen zugang von dieſem Handel haben / 26Vnd jr ſehet vnd höret / das nicht allein zu Epheſo / ſondern auch faſt in gantz Aſia / dieſer Paulus viel Volcks abfellig machet / vberredet / vnd ſpricht / Es ſind nicht Götter / welche von henden gemacht ſind. 27Aber es wil nicht allein vnſerm Handel dahin geraten / das er nichts gelte / Sondern auch der tempel der groſſen Göttin Diana wird fur nichts geachtet / vnd wird dazu jre Maieſtet vntergehen / welcher doch gantz Aſia vnd der Weltkreis Gottesdienſt erzeiget.
Demetrius .
Gaius .
Ariſtar-
chus .
28ALs ſie das höreten / wurden ſie vol zorns / ſchrien vnd ſprachen / Gros iſt die Diana der Epheſer. 29Vnd die gantze Stad ward vol getümels / Sie ſtürmeten aber einmütiglich zu dem Schawplatz / vnd ergrieffen Gaium vnd Ariſtarchum aus Macedonia Paulus geferten. 30Da aber Paulus wolt vnter das Volck gehen / lieſſens jm die Jünger nicht zu. 31Auch etliche der Oberſten in Aſia die Paulus gute Freunde waren / ſandten zu jm / vnd ermaneten jn / das er ſich nicht gebe auff den Schawplatz. 32Etliche ſchrien ſonſt / etliche ein anders / Vnd
[324b | 325a]
Geẛcĥicĥte. C. XIX.
CCCXXV.
war die Gemeine jrre / vnd das mehrer teil wuſte nicht / warumb ſie zu ſamen komen waren. 33Etliche aber vom Volck zogen Alexandrum erfür / da jn die Jüden erfur ſtieſſen. Alexander aber wincket mit der Hand / vnd wolt ſich fur dem Volck verantworten. 34Da ſie aber innen wurden / das er ein Jüde war / erhub ſich eine ſtimme von allen / vnd ſchrien bey zwo ſtunden / Gros iſt die Diana der Epheſer.
DA aber der Cantzler das Volck geſtillet hatte / ſprach er / Ir Menner von Epheſo / welcher Menſch iſt / der nicht wiſſe / das die ſtad Epheſus ſey eine Pflegerin der groſſen Göttin Diana / vnd des himliſchen Bildes? 36Weil nu das vnwiderſprechlich iſt / So ſolt jr ja ſtille ſein / vnd nichts vnbedechtiges handeln. 37Ir habt dieſe Menſchen her gefüret / die weder Kirchenreuber noch Leſterer ewer Göttin ſind. 38Hat aber Demetrius vnd die mit jm ſind vom Handwerck / zu jemand einen Anſpruch / So helt man Gericht / vnd ſind Landuögte da / laſſet ſie ſich vnternander verklagen. 39Wolt jr aber etwas anders handeln / ſo mag man es ausrichten in einer ördentlichen Gemeine. 40Denn wir ſtehen in der fahr / das wir vmb dieſe heutigen Empörung verklaget möchten werden / vnd doch keine ſache furhanden iſt / da mit wir vns ſolcher Auffrhur entſchüldigen möchten. Vnd da er ſolches geſaget / lies er die Gemeine gehen.
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2) Gülden; Groſſchen; Lawenpfennig
Zu den Werten dieser Münzen siehe den Artikel Zinsgroschen im Wörterbuch.
Der Lawenpfennig ist ein im Silberanteil verringerter (law; »leicht«) Pfennig.
Zwölf Pfennige entsprachen einem Groschen. Doch in der Lutherbibel verweist Luther immer darauf, dass ein Groschen mit 30 Pfennigen gleichzusetzen sei. Der Hintergrund: Der in den lateinischen und griechischen Quellen genannte römische Dinar, den Luther mit Groschen übersetzt, war der übliche Tageslohn für einen Arbeiter (siehe Mt 20,2, die Arbeiter im Weinberg). Zur Zeit Luthers verdiente aber ein Arbeiter am Tag etwa 30 Pfennige.
Die im Text genannten 50.000 Groschen zu je 30 Pfennigen stellen einen Wert dar, der heute etwa 9 bis 10 Millionen Euro ausmacht.
Vordergründig wird dadurch in der Erzählung die Menge der verbrannten Bücher deutlich gemacht, gleichzeitig verweist es darauf, wie wertvoll und teuer Bücher, also handgeschriebene Dokumente, damals waren.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Ac. | Der Apoſteln Geſchicht / beſchrieben von S. Lucas.Biblia Vulgata: | Die Apostelgeschichte des Lukas Apostelgeschichte | Apg Apg Apg |
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EP
II
Luthers Vorrede zum Neuen Testament ist in neuen Bibelausgaben nicht mehr enthalten. Lesen Sie, was Luther seinen Lesern 1545 mit auf den Weg gegeben hatte.