Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 16 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel IX. | ||
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8,1 - 11,1 |
V. CHRISTLICHE FREIHEIT UND RÜCKSICHTNAHME
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1 | 9,1-18 | Der Anspruch der Diener Gottes auf Unterhalt und der Verzicht des Paulus |
2 | 9,19-27 |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[347a]
[347a | 347b]
Die Erſte Epiſtel C. IX․
BIn ich nicht ein Apoſtel? Bin ich nicht frey? Hab ich nicht vnſern HErrn Jheſum Chriſtum geſehen? Seid nicht jr mein werck in dem HErrn? 2Bin ich andern nicht ein Apoſtel / ſo bin ich doch ewer Apoſtel / Denn das Siegel meines Apoſtelampts ſeid jr / in dem HErrn. 3Wenn man mich fraget / ſo antworte ich alſo / 4Haben wir nicht macht zu eſſen vnd zu trincken? 5Haben wir nicht auch macht / eine Schweſter zum Weibe mit vmbher zu füren? wie die andern Apoſtel / vnd des HErrn Brüder vnd Kephas? 6Oder haben alleine ich vnd Barnabas nicht macht ſolchs zu thun?
7WElcher reiſet jemals auff ſeinen eigen Sold? Welcher pflantzet einen Weinberg / vnd iſſet nicht von ſeiner Frucht? Oder welcher weidet eine Herd vnd iſſet nicht von der milch der Herden? 8Rede ich aber ſolches auff Menſchen weiſe? Saget nicht ſolches das Geſetz auch? 9Denn im geſetz Moſi ſtehet geſchrieben / Du ſolt dem Ochſen nicht das Maul verbinden / der da dreſchet. Sorget Gott fur die ochſen? 10Oder ſaget ers nicht aller dinge vmb vnſer willen? Denn es iſt ja vmb vnſern willen geſchrieben / Denn der da pflüget / ſol auff hoffnung pflügen / vnd der da dreſchet / ſol auff hoffnung dreſchen / das er ſeiner hoffnung teilhafftig werde.
(Sorget)
Gott ſorget fur alle ding / Aber er ſorget nicht / das fur die Ochſen geſchrieben werde / denn ſie können nicht leſen.
11SO wir euch das Geiſtliche ſeen / Ists ein gros ding / ob wir ewer Leibliches erndten? 12So aber andere dieſer macht an euch teilhafftig ſind / Warumb nicht viel mehr wir? Aber wir haben ſolcher macht nicht gebraucht / ſondern wir vertragen allerley / das wir nicht dem Euangelio Chriſti eine hindernis machen. 13Wiſſet jr nicht / das die da opffern / eſſen vom Opffer? Vnd die des Altars pflegen / genieſſen des altars? 14Alſo hat auch der HErr befolhen / Das die das Euangelium verkündigen / ſollen ſich vom Euangelio neeren. 15Ich aber habe der keines gebrauchet.
Nicht gebraucht)
Sihe der Apoſtel verſchonet faſt der ſchwacheit an den andern / das er auch alles des ſich enthelt / da er macht / als ein Apoſtel / da zu auch der andern Apoſtel exempel / dazu hat.
JCH ſchreibe auch nicht darumb dauon / das mit mir alſo ſolte gehalten werden / Es were mir lieber ich ſtürbe / denn das mir jemand meinen Rhum ſolte zunicht machen. 16Denn das ich das Euangelium predige / darff ich mich nicht rhümen / denn ich mus es thun / Vnd wehe mir / wenn ich das Euangelium nicht predigete. 17Thue ichs gerne / ſo wird mir gelohnet / Thu ichs aber vngerne / ſo iſt mir das Ampt doch befolhen. 18* Was iſt denn nu mein Lohn? Nemlich / das ich predige das Euangelium Chriſti / vnd thu dasſelbige frey vmb ſonſt / auff das ich nicht meiner Freiheit misbrauche am Euangelio.
*
(Was iſt mein lohn) S. Paulus wil nicht rhümen ſein predigen / denn das iſt er ſchüldig / Sondern das er vmb ſonſt predige on Sold / das helt er fur ein ſonderlich lohn vnd rhum.
19DEnn wiewol ich frey bin von jederman / hab ich doch mich ſelbs jederman zum Knechte gemacht / auff das ich jrer viel gewinne. 20Den Jüden bin ich worden als ein Jüde / auff das ich die Jüden gewinne. Denen die vnter dem Geſetz ſind / bin ich worden als vnter dem Geſetz / auff das ich die ſo vnter dem Geſetz ſind gewinne. 21Denen die on Geſetz ſind / bin ich als on Geſetz worden / (So ich doch nicht on Geſetz bin fur Gott / ſondern bin in dem geſetz Chriſti) Auff das ich die / ſo on Geſetz ſind / gewinne. 22Den Schwachen bin ich worden als ein Schwacher / auff das ich die ſchwachen gewinne. Ich bin jederman allerley worden / auff das ich allenthalben ja etliche ſelig mache. 23Solches aber thu ich vmb des Euangelij willen / auff das ich ſein teilhafftig werde.
WIſſet jr nicht / das die / ſo in den Schrancken lauffen / die lauffen alle / Aber einer erlanget das Kleinod. Lauffet nu alſo / das jr es ergreiffet. 25Ein jglicher aber der da kempffet / enthelt ſich alles dinges / Jene alſo / das ſie eine vergengliche Krone empfahen / Wir aber eine vnuergengliche. 26Ich lauffe aber alſo / nicht als b auffs vngewiſſe. Ich fechte alſo / nicht als der in die Lufft ſtreichet / 27Sondern ich beteube meinen Leib / vnd zeme jn / Das ich nicht den andern predige / vnd ſelbs verwerfflich werde.
b
Auffs vngewiſſe)
Gleich wie ein Kempffer / der zur ſeiten neben ausleufft / des Ziels mus feilen / vnd der da fichtet vnd Feilſtreiche thut / der ſchlehet vergeblich in die lufft. Alſo gehet es allen / die faſt viel gute werck on glauben thun Denn ſie ſind vngewis / wie ſie mit Gott dran ſind / darumb ſind es eitel Feilleuffe / Feilſtreiche vnd Feilwerck.
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1.Cor. | Die j. Epiſtel S. Paul an die Corinther.Biblia Vulgata: | Der erste Brief des Paulus an die Korinther 1. Korintherbrief | 1. Kor 1 Kor 1Kor |
Deut. | Das fünfte Buch Moſe. | Das fünfte Buch Moses (Deuteronomium) Deuteronomium 5. Buch Mose | 5. Mose Dtn 5Mos |
Matth. | Euangelium S. Mattheus.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Matthäus Matthäusevangelium | Mt Mt Mt |
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LESUNG AUS DEN BRIEFEN DER APOSTEL UND PREDIGTTEXT
Dritter Sonntag vor der Passionszeit
EP
II
VI
Luthers Vorrede zum Neuen Testament ist in neuen Bibelausgaben nicht mehr enthalten. Lesen Sie, was Luther seinen Lesern 1545 mit auf den Weg gegeben hatte.