Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 16 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel VII. | ||
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7,1-40 |
IV. SEXUALITÄT UND EHE
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1 | 7,1-9 | |
2 | 7,10-16 | |
3 | 7,17-24 | |
4 | 7,25-38 | |
5 | 7,39-40 |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[346b]
7,1-40
VOn dem jr aber mir geſchrieben habt / antworte ich / Es iſt dem Menſchen gut / das er kein weib berüre / 2Aber vmb der Hurerey willen / habe ein jglicher ſein eigen Weib / vnd eine jgliche haben jren eigen Man. 3Der Man leiſte dem Weibe die ſchüldige Freundſchafft / Desſelbigen gleichen das Weib dem Manne. 4Das Weib iſt jres Leibs nicht mechtig / ſondern der Man. Desſelbigen gleichen / der Man iſt ſeines Leibs nicht mechtig / ſondern das Weib. 5Entziehe ſich nicht eins dem andern / Es ſey denn aus beider bewilligung / eine zeitlang / das jr zum faſten vnd beten muſſe habt / Vnd komet widerumb zuſamen / auff das euch der Satan nicht verſüche / vmb ewer vnkeuſcheit willen.
SOlchs ſage ich aber aus vergunſt / vnd nicht aus Gebot. 7Ich wolte aber lieber / alle Menſchen weren wie ich bin. Aber ein jglicher hat ſeine eigene gabe von Gott / Einer ſonſt / der ander ſo. 8Ich ſage zwar den Ledigen vnd Widwen / Es iſt jnen gut / wenn ſie auch bleiben wie ich. 9So ſie aber ſich nicht enthalten / ſo las ſie freien / Es iſt beſſer freien / denn brunſt leiden.
DEn Ehelichen aber gebiete / nicht ich / ſondern der HErr / Das das Weib ſich nicht ſcheide von dem Manne. 11So ſie ſich aber ſcheidet / das ſie on Ehe bleibe / oder ſich mit dem Manne c verſüne / Vnd das der Man das Weib nicht von ſich laſſe.
12DEn andern aber / ſage ich / nicht der HErr / So ein Bruder ein vngleubig Weib hat / vnd dieſelbige leſſet es jr gefallen / bey jm zu wonen / der ſcheide ſich nicht von jr. 13Vnd ſo ein Weib einen vngleubigen Man hat / vnd er leſſet es jm gefallen / bey jr zu wonen / die ſcheide ſich nicht von jm. 14Denn der vngleubige Man iſt geheiliget durchs Weib / Vnd das vngleubige Weib wird geheiliget durch den man / Sonſt weren ewre Kinder vnrein / nu aber ſind ſie heilig. 15So aber der Vngleubige ſich ſcheidet / ſo las jn ſich ſcheiden / Es iſt der Bruder oder die Schweſter nicht gefangen in ſolchen fellen / Im friede aber hat vns Gott beruffen. 16Was weiſſeſtu aber / du Weib / ob du den Man werdeſt ſelig machen? Oder du Man / was weiſſeſtu ob du das Weib werdeſt ſelig machen? 17Doch wie einem jglichen Gott hat ausgeteilet.
c
(Verſüne)
Kein vrſach ſcheidet Man vnd Weib on der Ehebruch / Matth. 19. Darumb in andern zorns ſachen / müſſen ſie entweder eines werden / Oder on Ehe bleiben / wo ſie ſich darüber ſcheiden.
(Geheiliget)
Gleich wie den reinen iſt alles rein / Tit. j. Alſo iſt einem Chriſten ein vnchriſtlich Gemahl auch rein / das er von ſünde bey jm ſein mag / vnd die Kinder nicht zu verwerffen / als vnrein / die er nicht leiden ſolle oder müge. Denn Ehe vnd Kinder ſorge bleibet recht / es ſey Heidniſch oder Chriſtiſch.
EIn jglicher / wie jn der HErr beruffen hat / alſo wandele er / vnd alſo ſchaffe ichs in allen Gemeinen. 18Ist jemand beſchnitten beruffen / der zeuge keine Vorhaut. Ist jemand beruffen in der a Vorhaut / der laſſe ſich nicht beſchneiten. 19Die Beſchneitung iſt nichts / vnd die Vorhaut iſt nichts / Sondern Gottes gebot halten. 20Ein jglicher bleibe in dem ruff / darinnen er beruffen iſt. 21Biſtu ein Knecht beruffen / ſorge dir nicht / Doch kanſtu Frey werden / ſo brauche des viel lieber. 22Denn wer ein Knecht beruffen iſt in dem HErrn / der iſt ein Gefreiter des HErrn. Desſelbigen gleichen / wer ein Freier beruffen iſt / der iſt ein knecht Chriſti. 23Ir ſeid thewer erkaufft / werdet nicht der Menſchen knechte. 24Ein jglicher / lieben Brüder / worinnen er beruffen iſt darinnen bleibe er bey Gott.
a
(Vorhaut)
Das iſt / Niemand dringe darauff / das Vorhaut oder Beſchneitung not ſey / ſondern laſſe es beides on not vnd frey ſein jeder man.
VOn den Jungfrawen aber / hab ich kein gebot des HErrn / Ich ſage aber meine meinung / als ich barmhertzigkeit erlanget habe von dem HErrn / trew zu ſein. 26So meine ich nu / ſolchs ſey gut / vmb der gegenwertigen Not willen / das es dem Menſchen gut ſey / alſo zu ſein. 27Biſtu an ein Weib gebunden / ſo ſuche nicht los zu werden / Biſtu aber los vom Weibe / ſo ſuche kein weib. 28So du aber freieſt / ſündigeſtu nicht / Vnd ſo eine Jungfraw freiet / ſündiget ſie nicht. Doch werden ſolche leibliche Trübſal haben. Ich verſchonet aber ewr gerne.
29DAs ſage ich aber / lieben Brüder / die zeit iſt kurtz / Weiter iſt das die mei-
[346b | 347a]
An die Córinther. C. VII.
CCCXLVII.
nung / Die da Weiber haben / das ſie ſeien / als hetten ſie keine / Vnd die da weinen / als weineten ſie nicht / 30Vnd die ſich frewen / als freweten ſie ſich nicht / Vnd die da keuffen / als beſeſſen ſie es nicht / 31Vnd die dieſer Welt brauchen / das ſie derſelbigen nicht miſsbrauchen / Denn das weſen in dieſer Welt vergehet.
(Nutz.)
Das jr erwelet hierin / was euch das beſte iſt.
32ICH wolte aber / das jr on ſorge weret. Wer ledig iſt / der ſorget was den HErrn angehöret / wie er dem HErrn gefalle. 33Wer aber freiet / der ſorget was die Welt angehöret / wie er dem Weibe gefalle. Es iſt ein vnterſcheid / zwiſchen eim Weibe vnd eine Jungfraw. 34Welche nicht freiet / die ſorget was den HErrn angehöret / das ſie heilig ſey / beide am Leibe vnd auch am Geiſt. Die aber freiet / die ſorget was die Welt angehört / wie ſie dem Manne gefalle. 35Solchs aber ſage ich zu ewrem nutz / nicht das ich euch einen * Strick an den hals werffe / Sondern dazu / das es fein iſt / vnd jr ſtets vnd vnuerhindert dem HErrn dienen könnet.
*
(Strick)
Paulus wil niemand die Ehe verbieten / wie jtzt durch Geſetz vnd Gelübd geſchieht bey Pfaffen / Mönchen vnd Nonnen.
36SO aber jemand ſich leſſet düncken / Es wölle ſich nicht ſchicken mit ſeiner Jungfrawen / weil ſie eben wol manbar iſt / vnd es wil nicht anders ſein / So thue er was er wil / er ſündiget nicht / er laſſe ſie freien. 37Wenn einer aber jm feſt furnimpt / weil er vngezwungen iſt / vnd ſeinen ** freien willen hat / vnd beſchleuſſt ſolches in ſeinem hertzen / ſeine Jungfraw alſo bleiben zu laſſen / der thut wol. 38Endlich / welcher verheiratet / der thut wol / Welcher aber nicht verheiratet / der thut b beſſer.
**
(Freien willen)
Das iſt / Das ſie dar ein willige. Vngezwungen iſt er / denn es zwinget jn Gottes gebot nicht dazu.
b
(Beſſer)
Nicht das er fur Gott damit höher werde / fur welchem allein der glaube hebet / ſondern wie er droben ſagt das er des Gottes warten kan in dieſem Leben.
39EIn Weib iſt gebunden an das Geſetz / ſo lange jr Man lebet / So aber jr man entſchlefft / iſt ſie frey / ſich zu verheiraten / welchem ſie wil / allein / das es in dem HErrn geſchehe. 40Seliger iſt ſie aber / wo ſie alſo bleibet / nach meiner meinung / Ich halte aber / ich habe auch den geiſt Gottes.
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IV
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