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Luthers Wort |
Bedeutung |
Jungfraw |
Jungfrau, die hebräisch: בְּתוּלָה (bĕṯŭlāh), Jungfrau von בתל (batal), trennen, absondern lateinisch: virgo, Jungfrau, junge Frau, Mädchen
a) ein junges erwachsenes Mädchen, das noch unverheiratet ist (abgesondert, getrennt, nicht vereint lebt);
b) daraus in der Ableitung: das von einem Mann noch unberührt ist, das noch keinen Geschlechtsverkehr hatte
c) Der Begriff existiert auch als maskuline Form für einen unverheirateten Mann oder Jüngling.
Der Begriff Jungfrau zur Zeit Luthers
Der Begriff Jungfrau war vielschichtig und trug starke gesellschaftliche Merkmale in sich (Herrin, aber auch Dienerin), die sogar in Anreden und Titel (beispielsweise für Dokumente) einflossen. Er konnte sich auf den Familienstand beziehen (unverheiratete, ledige Frau) oder auf die Jugendlichkeit (junge Frau, herangewachsenes Mädchen).
Der Begriff Jungfrau steht dem Begriff Jüngling (als herangewachsener Junge, junger Mann) gegenüber.
a) die junge Herrin, Gebieterin (ohne Rücksicht darauf ob sie verheiratet oder unverheiratet ist) b) eine noch nicht lange verheiratet Frau, vor allem aus der Sicht der Dienstboten c) ehrende Bezeichnung eines herangewachsenen Mädchens d) als ausdrückliche Hervorhebung des geschlechtlich Unbefleckten e) die jugendliche Dienerin, höheren, aber auch niederen Ranges f) kirchlich: Bezeichnung für Maria, der Mutter Jesu (neben Frau oder unser Frau)
Die Bezeichnung Jungfrau für eine Frau, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatte, war zu Luthers Zeit keineswegs so vordergründig wie heute. Dennoch verwendet Luther den Begriff gemäß der Quellen für Frauen, die noch nicht verheiratet sind und folglich bisher nach der gesellschaftlichen Gepflogenheit und Moral jener Zeit keinen Geschlechtsverkehr hatten, unabhängig davon, ob das tatsächlich so war, oder nicht. Mit der Eheschließung entfällt dieses Attribut in aller Regel, spätestens jedoch mit der Geburt eines Kindes: aus Jungfrauen werden geehelichte Frauen bzw. Mütter, auch in der Lutherbibel von 1545.
Heutiges Verständnis
Dieser Umstand hat sich schon vor längerer Zeit grundlegend geändert. Der Begriff »Jungfrau« wird bis heute ausschließlich für Frauen verwendet, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatten. Diese Eingrenzung führte immer wieder auch dazu, dass Frauen den Beweis durch eine medizinische Untersuchung antreten mussten, was keineswegs ein gesichertes Ergebnis erbringt, aber als solches mit allen Folgen gewertet wurde.
Vorehelicher Geschlechtsverkehr ist heute durchaus üblich (und war zu allen Zeiten nicht ungewöhnlich!), weshalb dem Begriff Jungfrau eine neue Qualität zugewachsen ist, die es zu Luthers Zeiten (und davor) so nicht gab, und die heutige Übersetzungen vor neue Herausforderungen stellt.
Vorschnelle Intepretationen auf der Grundlage des heutigen oder eines kirchlichen Verständnisses vom Begriff »Jungfrau« führen ganz sicher zu fehlerhaften Ergebnissen in der Auslegung eines Textes.
Jünglinge vnd Jungfrawen / Alten mit den Jungen. Sollen loben den Namen des HERRN
a) Jünglinge und Jungfrauen, die Alten mit den Jungen. Sie sollen loben den Namen des HERRN
Die paarige Gegenüberstellung deutet an, dass es nicht um die Unbeflecktheit der Frau an sich ging, sondern um den unverheirateten Stand und die Jugendlichkeit, was sich für heutigen Gebrauch kaum vollendet formulieren lässt:
b) <Unverheiratete> Junge Männer und Frauen, alte und junge Menschen: Sie alle sollen loben den Namen des HERRN. c) Jugendliche, ob Mann oder Frau, sowie die Alten und die Kinder: Sie alle sollen loben den Namen des HERRN.
SK Version 25.09.2024 ● |
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