Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 31 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XX. | ||
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10,1 - 22,16 |
II. LEBENSREGELN
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1 | 20,1-30 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[337b]
[Spalte 2]
DER Wein macht loſe Leute / vnd ſtarck Getrencke macht wilde / Wer da zu luſt hat / wird nimer weiſe.
2Das ſchrecken des Königes iſt wie das brüllen eins jungen Lewen / Wer jn erzürnet / der ſündigt wider ſein Leben.
3Es iſt dem Man eine ehre vom hadder bleiben / Aber die gerne haddern / ſind allzumal Narren.
(Wilde)
Das iſt / Aſotia illa /
Saufft euch nicht vol weins / daraus ein vnordig oder wilde weſen folgt.
4Vmb der kelte willen wil der Faule nicht pflügen / So mus er in der Erndten betteln / vnd nichts kriegen.
5Der Rat im hertzen eins Mans iſt wie tieffe waſſer / Aber ein Verſtendiger kans mercken / was er meinet.
(Der Faule)
Prediger vnd Regenten / die jr Ampt nicht redlich treiben vnd furchten anfechtung oder haſs etc. ſind wie faule Haushalter.
6Viel Menſchen werden From gerhümbt / Aber wer wil finden einen der rechtſchaffen From ſey?
7Ein Gerechter der in ſeiner fromkeit wandelt / Des Kinder wirds wol gehen nach jm.
8Ein König der auff dem Stuel ſitzt zu richten / Zuſtrewet alles arge mit ſeinen augen.
9Wer kan ſagen / Ich bin rein in meim hertzen? Vnd lauter von meiner ſünde?
10Mancherley Gewicht vnd Mas / Iſt beides grewel dem HERRN.
(From)
Denn die heucheley iſt gros / auch vnter guten wercken. Man helt manchen fur böſe / vnd manchen fur gut / da man beiden vnrecht thut / Drumb trawe auff Menſchen nicht.
11Auch kennet man einen Knaben an ſeinem weſen / Ob er From vnd Redlich werden wil.
Jung gewont / alt gethan.
12Ein hörend Ohr / vnd ſehend Auge / Die macht beides der HERR.
13Liebe den Schlaff nicht / Das du nicht arm werdeſt / Las deine au-
Infr. 22.
[337b | 338a]
Salomo.
CCCXXXVIII.
[Spalte 1]
gen wacker ſein / So wirſtu brots gnug haben.
(Böſe)
Das iſt / Was man hat / des wird man vber drüſſig / vnd wil haben das nicht da iſt.
Sup. 6.
14Böſe / böſe / ſpricht man / wenn mans hat / Aber wens weg iſt / ſo rhümet man es denn.
15Es iſt gold vnd viel perlen / Aber ein vernünfftiger Mund iſt ein edel Kleinod.
16Nim dem ſein Kleid / der fur einen andern Bürge wird / Vnd pfende jn vmb des vnbekandten willen.
17Das geſtolen Brot ſchmeckt jederman wol / Aber hernach wird jm der mund vol kiſeling werden.
18Anſchlege beſtehen wenn man ſie mit Rat füret / Vnd Krieg ſol man mit vernunfft füren.
19Sey vnuerworren mit dem der heimligkeit offenbart / Vnd mit dem Verleumbder / vnd mit dem falſchen Maul.
20Wer ſeinem Vater vnd ſeiner Mutter flucht / Des Leuchte wird verleſſchen mitten im finſternis.
(Eilet)
Als die Kinder / ſo gern jr Eltern vnd Freunde tod ſehen etc. Item / die ander Leute Gut / mit ſchein / zu ſich bringen wider das zehend Gebot. Exempel / Abſolom / Brutus.
21Das Erbe darnach man zu erſt ſeer eilet / Wird zu letzt nicht geſegenet ſein.
22Sprich nicht / Ich wil böſes vergelten / Harre des HERRN / der wird dir helffen.
23Mancherley Gewicht iſt ein grewel dem HERRN / Vnd ein falſche Wage iſt nicht gut.
24Jedermans genge komen vom HERRN / Welcher menſch verſtehet ſeinen weg?
(Heilige)
Gottes Namen / Wort / dienſt etc. Vnd geben denn almoſen / beten / faſten etc. Das heiſſt / Du heiliger S. Martin / ſie opffern dir ein Pfennig / vnd ſtelen dir ein Pferd.
a
(Leuchte)
Das iſt / Gottes troſt vnd gnediger wille.
b
Mali non uerbis, ſed uerberibus emendantur, Laxa imperia et Anarchia,
iſt kein nutz.
25Es iſt dem Menſchen ein ſtrick / das Heilige leſtern / Vnd darnach Gelübde ſuchen.
26Ein weiſer König zuſtrewet die Gottloſen / Vnd bringt das Rat vber ſie.
27Die a Leuchte des HERRN iſt des Menſchen odem / Die gehet durchs gantze hertz.
28From vnd warhafftig ſein / behüten den König / Vnd ſein thron beſtehet durch Frömigkeit.
29Der Jüngling ſtercke iſt jr preis / Vnd graw har iſt der Alten ſchmuck.
30Man b mus dem Böſen wehren mit harter ſtraffe / Vnd mit ernſten ſchlegen die man fület.
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1) Lat.: Asotia illa
dt.: »Die Zügellosigkeit jener«
2) Lat.: Exempel / Absolom / Brutus.
dt.: »Beispiele: Absalom und Brutus«
Luther führt hier zwei Beispiele dafür auf, dass Kinder ihre Eltern und Freunde gerne tot sähen oder nicht davor zurückschrecken, sie zu töten. Absalom tötete seinen Halbbruder Ammon und versuchte, seinen Vater, König David, zu stürzen. Marcus Iunius Brutus Caepio beteiligte sich an der Verschwörung gegen seinen Gönner und Förderer Gaius Julius Cäser und an dessen Ermordung.
3) Lat.: Mali non verbis, sed verberibus emendantur, Laxa imperia et Anarchia [dt.:] iſt kein nutz.
dt.: »Nicht mit Beschimpfungen, sondern mit Schlägen werden sie erzogen, [denn] schwache Herrschaft und Zügellosikeit« sind unnütz.
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.