Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
II.
ES begab ſich aber zu der zeit / Das ein Gebot von dem Keiſer Auguſto ausgieng / Das alle Welt geſchetzt würde. 2Vnd dieſe Schatzung war die allererſte / vnd geſchach zur zeit / da Kyrenius Landpfleger in Syrien war. 3Vnd jederman gieng / das er ſich ſchetzen lieſſe / ein jglicher in ſeine Stad.
(Geſchetzt)
Schetzen iſt hie / das ein jglicher hat müſſen ein Ort des gülden geben von jglichem Heubt.
4DA machet ſich auff auch Joſeph / aus Galilea / aus der ſtad Nazareth / in das Jüdiſcheland / zur ſtad Dauid / die da heiſſt Bethlehem / Darumb das er von dem Hauſe vnd geſchlechte Dauid war / 5Auff das er ſich ſchetzen lieſſe mit Maria ſeinem vertraweten Weibe / die war ſchwanger. 6Vnd als ſie daſelbſt waren / kam die zeit / das ſie geberen ſolte. 7Vnd ſie gebar jren erſten Son / vnd wickelt jn in Windeln / vnd leget jn in eine Krippen / Denn ſie hatten ſonſt keinen raum in der Herberge.
8VND es waren Hirten in der ſelbigen gegend auff dem felde / bey den Hürten / die hüteten des nachts jrer Herde. 9Vnd ſihe / des HERRN Engel trat zu jnen / vnd die Klarheit des HERRN leuchtet vmb ſie / Vnd ſie furchten ſich ſeer. 10Vnd der Engel ſprach zu jnen. Fürchtet euch nicht / Sihe / Ich verkündige euch groſſe Freude / die allem Volck widerfaren wird / 11Denn Euch iſt heute der Heiland gebörn / welcher iſt Chriſtus der HErr / in der ſtad Dauid. 12Vnd das habt zum Zeichen / Ir werdet finden das Kind in windeln gewickelt / vnd in einer Krippen ligen. 13Vnd als bald ward da bey dem Engel die menge der himeliſchen Herrſcharen / die lobten Gott / vnd ſprachen / 14Ehre ſey Gott in der Höhe / Vnd Friede auff Erden / Vnd den Menſchen ein wolgefallen. 15
(Wolgefallen)
Das die menſchen dauon luſt vnd liebe haben werden / gegen Gott vnd vnternander. Vnd dasſelb mit danck annemen / vnd darüber alles mit freuden laſſen vnd leiden.
VND da die Engel von jnen gen Himel furen / ſprachen die Hirten vnternander / Laſſt vns nu gehen gen Bethlehem / vnd die Geſchicht ſehen / die da geſchehen iſt / die vns der HERR kund gethan hat. 16Vnd ſie kamen eilend / vnd funden beide Mariam vnd Joſeph / dazu das Kind in der krippen ligen. 17Da ſie es aber geſehen hatten / breiteten ſie das wort aus / welchs zu jnen von dieſem Kind geſagt war. 18Vnd alle / fur die es kam / wunderten ſich der Rede / die jnen die Hirten geſagt hatten. 19Maria aber behielt alle dieſe wort / vnd beweget ſie in jrem hertzen. 20Vnd die Hirten kereten widerumb / preiſeten vnd lobten Gott vmb alles / das ſie gehöret vnd geſehen hatten / wie denn zu jnen geſagt war.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Matth. | Euangelium S. Mattheus.Biblia Vulgata: | Das Evangelium nach Matthäus Matthäusevangelium | Mt Mt Mt |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Kartenwerk zum Text | Beschreibung | ||
Karte Palästinas20 v. Chr. bis 4 v. Chr.
Die Karte zeigt das Herrschaftsgebiet von Herodes dem Großen zur Zeit seiner größten Ausdehnung nach 20 v. Chr. bis zum Tod von Herodes dem Großem im Jahr 4 v. Chr.
Grafik: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de Grafik: ©Sabrina | www.stilkunst.de
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Kartenwerk zum Text | Beschreibung | ||
Karte Palästinas4 v. Chr. bis 6 n. Chr.
Die Karte zeigt die Herrschaftsgebiete des Herodes Archelaos, des Herodes Antipas und des Herodes Phillipos in der Zeit nach dem Tod von Herodes dem Großen (4 v. Chr.) bis zum Ende der Herrschaft des Archelaos in Samaria, Judäa und Idumäa (6 n. Chr.)
Grafik: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de Grafik: ©Sabrina | www.stilkunst.de
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Die folgenden Begriffe aus dem Text Lk 2,1-20 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Keiſer | 1: ſchetzen | ||
2: Schatzung | 2: Kyrenius | 2: Landpfleger | |
3: jglicher | 4: Joseph | 4: Galilea | |
4: Nazareth | 4: Jüdiſcheland | 4: Dauid | |
4: Bethlehem | 5: Maria | 5: vertraweten | |
5: Weibe | 8: Hürten | 9: HERR | |
9: Engel | 11: Heiland | 11: Chriſtus | |
11: HErr | 12: ligen | 14: ſey | |
14: wolgefallen | 18: fur | 20: widerumb | |
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Keiſer Auguſtus | Kaiser Augustus Kaiser Augustus
* 23. September 63 v. Chr. als Gaius Octavius;
Großneffe und Haupterbe Gaius Iulius Caesars (verkürzter) Titel: Imperator Caesar Augustus Regierungszeit: 31 v. Chr. bis 14 n. Chr. Erster römische Kaiser und Alleinherrscher des Römischen Reiches.
Biblischer Zeitrahmen
Geburt und Kindheit Jesu
Jüdische Herrscher dieser Zeit:
a) (bis 4 v. Chr.) Herodes der Große b) (ab 4 v. Chr.) Herodes Archelaos (Judäa, bis 6 n. Chr.) c) (ab 4 v. Chr.) Herodes Antipas (Galiläa) d) (ab 4 v. Chr.) Herodes Phillipos (Dekapolis) Siehe auch: Römische Kaiser
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Keiſer | Kaiser Titel des römischen Imperators und Alleinherrscher des Römischen Reiches.
Die Kaiser zur Zeit Jesu
Für die Jesus-Geschichten des Neuen Testaments sind insbesondere die beiden ersten Kaiser Roms von Bedeutung:
1. Augustus
* 23. September 63 v. Chr. als Gaius Octavius; Großneffe und Haupterbe Gaius Iulius Caesars (verkürzter) Titel: Imperator Caesar Augustus Regierungszeit: 31 v. Chr. bis 14 n. Chr. Erster römische Kaiser und Alleinherrscher des Römischen Reiches.
Geburt und Kindheit Jesu Jüdische Herrscher dieser Zeit: a) (bis 4 v. Chr.) Herodes der Große, b) (ab 4 v. Chr.) Herodes Archelaos (Judäa, bis 6 n. Chr.) , Herodes Antipas (Galiläa), Herodes Phillipos. (Dekapolis)
2. Tiberius
* 16. November 42 v. Chr. als Tiberius Claudius Nero; † 16. März 37 n. Chr. (verkürzter) Titel: Imperator Tiberius Caesar Augustus Regierungszeit: 14 - 37 n. Chr.
Wirken, Passion, Kreuzigung und Auferstehung Jesu. Jüdische Herrscher dieser Zeit: römischer Prokurator (Judäa), Herodes Antipas (Galiläa), Herodes Phillipos (Dekapolis). Weitere Kaiser des 1. Jahrhunderts
Für die Geschichte der frühen Christengemeinden (Briefe), für die Reisen der Apostel und für die die Geschichte Palästinas jener Zeit spielen weitere Kaiser des 1. Jahrhunderts eine Rolle. Von ihnen sind hier nur Name und Regierungszeit genannt:
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ſchetzen | schätzen (Verb) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Schatzung
ſchatzung | Schätzung, die
Vnd dieſe Schatzung war die allererſte
Gemeint ist die Volkszählung zum Zweck der Steuererhebung, die nach Lk 2,1-3 Publius Sulpicius Quirinius auf Anordnung der Kaisers Augustus durchführen lies.
Das historische Datum der Schätzung
Die Angabe scheint geeignet, um die Geburt Jesu in Bethlehem einerseits zeitlich zu bestimmen und andererseits örtlich zu begründen. Jedoch wirft sie Rätsel auf. Historisch nachweisbar ist, dass Publius Sulpicius Quirinius erst ab dem Jahr 6 n. Chr. für die Provinz Syrien zuständig war. In diesem Jahr führte er auch die erste Volkszählung in seinem Zuständigkeitsbereich durch.
Jesu Geburt zur Zeit Herodes des Großen
Dem steht die Angabe gegenüber, dass Jesus in der Regierungszeit von König Herodes dem Großen (* um 73 v. Chr.; † im März 4 v. Chr.) geboren wurde (Mt 2; vermutlich auch: Lk 1,5).
Die Wissenschaft folgt heute eher diesem Datum, das den Geburtstermin Jesu vor 4. v. Chr. sieht, so dass die Angabe der Steuerschätzung bei Lukas vor allem dem Zweck dient, zu begründen, warum Jesus in Bethlehem geboren wurde. Die Schätzung war dafür ein geeignetes Stilmittel, zumal sie allen Lesern der damaligen Zeit als historisches Ereignis wegen seiner Absonderlichkeit in Erinnerung war.
Hingegen waren die geschichtlichen Zusammenhänge der Personen des Publius Sulpicius Quirinius und des Herodes des Großen wohl eher verschwommen. Während der Statthalterschaft des Publius Sulpicius Quirinius war Herodes der Große schon lange tot. Es regierten mit römischer Duldung seine drei Söhne in seinem ursprünglichen Reich. Dabei war Herodes Antipas (* um 20 v. Chr. ; † um 39 n. Chr.) für Galiläa zuständig und Herodes Archelaos (* um 23 v. Chr.; † um 18 n. Chr.) für Judäa, Samaria und Idumäa. Die Namensgleichheit der verschiedenen Herrscher war für spätere Autoren und Leser sicher nicht leicht aufzulösen und wohl auch eher nebensächlich. Die Evangelisten verfolgen nicht die Absicht, ihren Lesern eine historische Wahrheit lückenlos aufzuzeigen. Dafür fehlten bereits ihnen die nötigen Dokumente und Quellen. Es geht ihnen darum, die alttestamentlichen Prophezeiungen und Weissagungen zum Erscheinen des Messias mit der Person Jesu und dessen Lebenslauf stimmig darzustellen.
Bis heute sind viele Fragen um die Geburt Jesu ungeklärt.
Vgl. dazu unsere Karte Palästinas zwischen 4 v. Chr. und 6 n. Chr.
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Kyrenius | Kyrenius (Name)
Quirinius (Name) gemeint ist:
Publius Sulpicius Quirinius (* um 45 v. Chr.; † 21 n. Chr.)
Publius Sulpicius Quirinius war ein römischer Senator und zeitweilig, ab 6 n. Chr. Statthalter der römischen Provinz Syria.
Sein Name wird in Lk 2,1 genannt:
Vnd dieſe Schatzung war die allererſte / vnd geſchach zur zeit / da Kyrenius Landpfleger in Syrien war.
Und die Volkszählung war die allererste und geschah zur Zeit, als Quirinius Statthalter der römischen Provinz Syria war.
Anm.: Diese Notiz des Evangelisten Lukas ist eine der Problemstellen in der Leben-Jesu-Forschung. Die Volkszählung durch Quirinius in der Provinz Syria ist historisch belegt. Wenn, wie es Lukas beschreibt, die Geburt Jesu in die Zeit dieser Volkszählung fiel, dann kann Jesus nicht vor dem Jahr 6. n. Chr. geboren worden sein.
Zu jener Zeit stand Judäa (das südliche Israel mit den Städten Jerusalem und Betlehem), das zur Provinz Syria gehörte, vollständig unter römischem Protektorat. Herodes Archelaos, ein Sohn von Herodes dem Großem, hatte seine Titel und die Herrschaft über Judäa verloren. In Jerusalem gab es keinen König, wenn auch die Brüder des Archelaos noch Galiläa und das Ostjordanland verwalteten.
Dies steht allerdings im Widerspruch zur Notiz in Lk 1,5 und zu den Geschichten im Matthäus-Evangelium, in denen die Geburt Jesu in die Zeit von Herodes dem Großen fiel, der bereits 4 v. Chr. starb. Aus den Details dieser Geschichten muss angenommen werden, dass Jesus um das Jahr 7 v. Chr. geboren wurde.
Herodes der Große regierte das gesamte Israel mit der Duldung Roms unter Kaiser Augustus. Aus seiner Zeit sind aber weder ein Statthalter Quirinius noch eine Volkszählung bekannt.
Heute wird daher angenommen, dass Quirinius und die Volkszählung das Handlungsgerüst der Geburtsgeschichte für die Leser begründen sollten. Sie erklären, warum der Galiläer Jesus (gemäß den Prophezeihungen) in Betlehem geboren wurde. Die folgenreiche, römische Neugestaltung der politischen Verhältnisse unter Quirinius in der Provinz Syria, sowie die Volkszählung waren sicher noch in der Erinnerung vieler Juden und in der gesamten Region präsent, und ein verständlicher Grund für die Reise nach Betlehem. Jedoch war zur Zeit der Entstehung des Lukasevangeliums (zwischen 60 und 80 n. Chr.) die präzise zeitliche Bestimmung in den Köpfen der Leser längst verschwommen.
Quirinius und die Volkszählung stehen danach im Lukasevangelium nicht als absolute Zeitangaben. Vielmehr fungieren sie als erinnerbares Ereignis für die damaligen Leser, für die Zielgruppe des Lukas. Es liefert sowohl einen hinreichenden und unanfechtbaren inhaltlichen Beweggrund für die Reise von Galiläa nach Betlehem, wie auch den Grund der Geburt Jesu in Betlehem.
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Landpfleger | Landpfleger, der (veraltet) Luther verwendet hier (wie so oft) einen Begriff aus seiner Zeit.
Ein Pfleger war eine Person, die ein Amt innehat. Ein Landpfleger war demnach in etwa ein Landeshauptmann bzw. ein Statthalter, ein Landrat.
vnd geſchach zur zeit / da Kyrenius Landpfleger in Syrien war.
Luther bezeichnet als Landpfleger den Legaten (Abgesandten) Roms, der als Statthalter die römische Provinz Syria verwaltete: Publius Sulpicius Quirinius.
Vnd wo es würde auskomen bey dem Landpfleger / wöllen wir jn ſtillen / vnd ſchaffen das jr ſicher ſeid.
Wahrscheinlich ist in Mt 28,14 mit Landpfleger der römische Präfekt Judäas, Pontius Pilatus, gemeint. Ihm gegenüber waren die römischen Soldaten in der Pflicht, die er als Wachen auf Bitte der Hohenpriester und Pharisäer abgestellt hatte. Ihm gegenüber konnten die Mitglieder des jüdischen Rats die Wachen für ihr Versagen in Schutz nehmen.
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jglicher
jgliche
jglichs | jeglicher, jegliche, jegliches (Pronomen) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Joſeph | Josef (Name)
Josef, Ehemann der Maria, Mutter Jesu hebräischer Männername
hebräisch: יוֹסֵף griechisch: Ἰωσήφ lateinisch: Ioseph
Der hebräische Name Josef bedeutet »Gott möge hinzufügen« (nämlich noch weitere Kinder) und war beliebt als Name für den erstgeborenen Sohn einer Familie.
Josef, Ehemann der Maria, Mutter Jesu
Josef, ein Handwerker aus Nazaret, war nach Lk 2,4 ein Nachkomme König Davids (lebte um 1000 v. Chr.). Er war mit Maria zum Zeitpunkt, da sie mit Jesus schwanger war, verlobt. Zumindest war die Ehe nicht vollzogen. Erst später, wohl nach der Geburt Jesu, heiratet er sie.
Den Grund der vorehelichen Schwangerschaft beschreiben Mt 1,18 und Lk 1,35 darin, dass Josef nicht der leibliche Vater Jesu war. Allerdings war es aus der Sicht des Gesetzes und aus der Sicht der Bevölkerung ( Joh 1,45).
Josef: Ehemann, Vater und Ernährer der Familie
Aus dem Dogma der Unbeflecktheit Marias ergibt sich, dass Josef auch nach der Geburt Jesu nie Geschlechtsverkehr mit Maria ausgeübt habe. Der Evangelist Markus beschreibt aber, dass Jesus vier Brüder und mindestens zwei, ggf. mehr Schwestern hatte ( Mk 6,3), doch sollen sie nach kirchlichen Auffassungen angeblich entweder aus einer früheren Ehe des Josef mit einer anderen, unbekannten Frau stammen (wofür es keinerlei Quellen gibt), oder es handle sich angeblich um adoptierte Kinder. Manchmal wird der Begriff »Brüder« so verstanden, dass er die Kinder von nahen Verwandten Jesu, wie Tanten und Onkels, mit einschließt (Großfamilie).
Wir können derartigen, künstlichen Konstrukten nicht folgen. Für uns war Josef der Mann der Maria, mit der er mehrere Kinder zeugte und groß zog.
Josef war ein einfacher Handwerker in dem kleinen Dorf Nazaret und verdiente den Lebensunterhalt für seine kinderreiche Familie. Er war religiös, soweit es die Gemeinschaft und die Öffentlichkeit erforderte, und er folgte den üblichen Sitten und Gebräuchen seiner Zeit. Er lebte seinen Kindern das vor, was er als ihnen als Mitglied einer jüdischen Gemeinde vorzuleben hatte und vorleben konnte. Er war keineswegs theologisch gebildet oder religiös besonders engagiert, sondern ganz sicher ein sehr normaler Ehemann, Vater und Ernährer der Familie.
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Galilea
Galileiſches land | Galiläa (Name) hebräisch: הגליל (haGalil) griechisch: Γαλιλαία (Galilaia) lateinisch: Galilaea
Nördlicher Teil Palästinas mit einer wechselhaften Geschichte, in der dort verschiedene, nicht-jüdische Bevölkerungsgruppen sesshaft waren. Herodes der Große konnte Galiläa schließlich in sein Reich einverleiben. Nach seinem Tod im Jahr 4 v. Chr. wurde von Kaiser Augustus Herodes Antipas, ein Sohn von Herodes dem Großen, als Gebietsfürst (Vierfürst; Tetrach) eingesetzt, der über Galiläa und Peräa bis zu seiner Absetzung im Jahr 39 n. Chr. herrschte. Das Gebiet, in dem Jesus lebte und wirkte
Galiläa ist das Gebiet, in dem sich die meisten Jesus-Geschichten von Jesu Kindheit bis zu seiner Reise nach Jerusalem abspielten. Dort befinden sich die aus den Geschichten bekannten Orte, wie die Städte Nazaret und Kapernaum sowie der See Genezareth.
Herodes Antipas war kein Despot und er war längst nicht so machtgierig wie sein Vater oder wie sein Bruder Herodes Archelaos, der über Samaria und Judäa von 4 v. Chr. bis 6 n. Chr. herrschte. Dies gab dem erwachsenen Jesus den nötigen Freiraum für sein öffentliches Auftreten und war wohl einer der Gründe, warum er das Herrschaftsgebiet des Herodes Antipas nicht verließ, bestenfalls noch die westlichen Gebiete des Herodes Phillipos östlich des Jordans bereiste (Caesarea Phillipi, Dekapolis).
Judäa, mit den Gebieten Samaria, Judäa und Idumäa, war ab 6 n. Chr. direkte römische Provinz und unterstand dem römischen Präfekten. Dort herrschten die Hohepriester (wie Hannas und Kajafas), die für alle jüdischen Angelegenheiten mit der Duldung Roms zuständig waren. Sie waren für Jesus, seine religiösen Ansichten und sein Wirken in der Bevölkerung gefährliche Gegenspieler.
Vgl. dazu unsere Karten a) Palästina zwischen 20 v. Chr. und 4 v. Chr. b) Palästina zwischen 4 v. Chr. und 6 n. Chr.
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Nazareth | Nazaret (Name)
oder: Nazareth hebräisch: נצרת griechisch: Ναζαρὲθ lateinisch: Nazareth
Siedlung in Galiläa.
Nazareth ist der Ort, in dem Jesus aufwuchs. Dabei ist an eine kleine, dörfliche Gemeinschaft zu denken. Der Ort besaß nur wenige Gebäude und wahrscheinlich lebten weniger als 200 Menschen dort.
Nazareth lag abgelegen zwischen Hügelketten, fern von größeren Siedlungen, in der Landschaft Galiläas.
Heute ist Nazareth eine größere Stadt, die zusammen mit ihrer Schwesterstadt Nazaret-Iliit die Fläche aller Hügel rings um die alte Stadt besiedelt und gut 120.000 Einwohner zählt.
Nach Matthäus lebten Maria und Josef zunächst in Bethlehem, wo Jesus geboren wurde. Sie flohen vor der Bedrohung durch Herodes dem Großen nach Ägypten und kehrten erst nach seinem Tod (4. v. Chr.) nach Israel zurück. Weil aber Herodes Archelaos nun in Judäa regierte, der die grausame Herrschaft seines Vaters fortsetzte, zogen sie nach Galiläa, wo Herodes Antipas, ein Bruder des Herodes Archelaos, sein Amt weniger hart und brutal ausübte. So kamen sie in das kleine, abgelegene Dorf Nazareth. Josef fand in dieser Siedlung Arbeit als Handwerker und die Familie lebte von nun an dort.
Nach Lukas lebte Josef bereits in Nazareth, wo er als Handwerker arbeitete, als er Maria kennenlernte. Wegen der Volkszählung, die von den Römern für die Steuererhebung durchgeführt wurde, musste er in seine Geburtsstadt Bethlehem reisen. Die hochschwangere Maria begleitete ihn und gebar ihren ersten Sohn noch in Bethlehem, der kleinen Stadt nahe Jerusalem. Nachdem die vorgeschriebenen Rituale im Tempel von Jerusalem vollzogen waren, kehrten Maria, Josef und Jesus zurück in ihr Haus nach Nazareth. Nach Lukas kam in Nazareth der Engel Gabriel zu Maria, um ihr die Geburt Jesu anzukündigen (Lk 1,26-38).
Die Stelle, an der angeblich (nach einer römisch-katholischen Überlieferung) das Haus der Maria gestanden haben soll, in dem sie vom Engel besucht wurde, ist inzwischen überbaut. Hier befindet sich im Altstadtbereich die römisch-katholische Verkündigungsbasilika (Basilica of the Annunciation), die 1969 geweiht wurde.
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Jüdiſcheland
Jüdiſchenland | jüdische Land, das jüdisches Land (Judäa).
Jüdiſcheland, Jüdiſchenland
Die Bezeichnung »jüdisches Land« meint Judäa in Abgrenzung zu anderen Landesteilen Palästinas (das nördliche Galiläa und das Ostjordanland).
Insbesondere zur Zeit Jesu standen diese Gebiete unter verschiedenen Herrschern und waren rechtlich voneinander getrennt. Entsprechend häufig kommt der Begriff im Neuen Testament und dort in den Evangelien vor (dreizehnmal).
Mehr zu Judäa im Artikel Juda.
DA Jheſus geborn war zu Bethlehem / im Jüdiſchenlande zur zeit des königes Herodis / [...]
Als Jesus geboren war in Betlehem, im jüdischen Land, zur Zeit des Königs Herodes [...]
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Dauid | David hebräisch: דָּוִד (dͻwid) oder דָּוִיד (dͻwīd) lateinisch: David griechisch: Δαυιδ (David) Zur Person Davids
Nach der biblischen Überlieferung war David König von Juda und nach Saul der zweite König Israels. Er lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr.
Genauere Lebensdaten sind unbekannt. Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fragen.
David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer. Schließlich wurde er Sauls Nachfolger als König über Israel.
David in der Bibel
Die Geschichte Davids wird ausführlich erzählt in den beiden Samuelbüchern (1Sam, 2Sam), in 1Kön 1-2 und in 1Chr 11-29.
König David gilt als der Autor von 73 Psalmen. Siehe dazu die folgenden Artikel:
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Bethlehem | Bethlehem (Ortsname) hebräisch: בית לחם (Beth Lechem) griechisch: βηϑλέεμ (Bethleem) lateinisch: Bethleem
Biblischer Ort in Judäa, südlich von Jerusalem.
Heute befindet sich Bethlehem im Westjordanland, im palästinensischen Autonomiegebiet.
Geburtsort Jesu
Bethlehem, das in der frühen Zeit Efrata hieß (1Mos 35,16-20), ist nach Mt 2,1 und Lk 2,4-11 der Ort, in dem Jesus geboren wurde. Dies ist heute jedoch in der Leben-Jesu-Forschung umstritten.
Für die Evangelisten erfüllt sich mit Bethlehem als Geburtsort eine alttestamentliche Prophezeiung, auf die sie mit der Geburtsgeschichte verweisen.
Betlehem war nach 1Sam 16,1 der Herkunftsort, die Stadt König Davids (um 1000 v. Chr.):
16 1VND der HERR ſprach zu Samuel / Wie lange tregeſtu leide vmb Saul / den ich verworffen habe / das er nicht König ſey vber Jſrael? Fülle dein Horn mit öle / vnd gehe hin / Jch wil dich ſenden zu dem Bethlemiter Jſai / Denn vnter ſeinen Sönen hab ich mir einen König erſehen.
In Bethlehem sollte nach Mi 5,1-3 der erwartete Messias als Nachkomme Davids geboren werden:
5 1VND du Bethlehem Ephrata / die du klein biſt / vnter den tauſenten in Juda / Aus dir ſol mir der komen / der in Jſrael Herr ſey / welchs Ausgang von anfang vnd von ewig her geweſt iſt. 2Jn des leſſt er ſie plagen / Bis auff die zeit / das die / ſo geberen ſol / geboren habe / Da werden denn die vbrigen ſeiner Brüder widerkomen zu den kindern Jſrael. 3Er aber wird aufftretten vnd weiden in krafft des HERRN / vnd im Sieg des Namens ſeines Gottes / Vnd ſie werden wonen / Denn er wird zur ſelbigen zeit herrlich werden / ſo weit die Welt iſt.
Nach dem Evangelisten Lukas lebten Maria und Josef in Nazareth. Die Geburt Jesu in Bethlehem wird in Lk 2 damit begründet, dass sich Josef in seiner Geburtsstadt einzufinden hatte wegen der Volkszählung, die von Publius Sulpicius Quirinius, Legat von Syrien, angeordnet worden war. Historisch ist diese Volkszählung für das Jahr 6 n. Chr. belegt.
Der Evangelist Matthäus geht dagegen davon aus, dass Maria und Josef zunächst in Bethlehem lebten. Nach seiner Darstellung (Mt 1-2) wurde Jesus zur Regierungszeit von Herodes dem Großen geboren, der 4 v. Chr. starb. Dessen »Kindermord von Bethlehem« ( Mt 2,16-18) ist außerbiblisch nicht bezeugt, wohl aber seine Grausamkeit, wenn es darum ging, seine Macht zu bewahren oder auszubauen. Die Brutalität des Herodes dient Matthäus dazu, zu begründen, warum Maria und Josef mit dem Säugling nach Ägypten auswanderten. Dadurch hätte sich eine weitere messianische Weissagung erfüllt (Hos 11,1: DA Jſrael jung war / hatte ich jn lieb / vnd rieff jm / meinem Son / aus Egypten. )
In Ägypten blieben sie, bis Herodes der Große gestorben war (4. v. Chr.). Danach kehrten sie nach Palästina zurück, vermieden es aber, in ihre Heimatstadt Bethlehem zu ziehen, weil in Judäa nun Herodes Archelaos herrschte (Regierungszeit 4 v. Chr. bis 6 n. Chr.), der wohl seinem Vater als Despot in nichts nachstand. Maria und Josef zogen deshalb nach Galiläa, wo Herodes Antipas mit dem Wohlwollen der jüdischen Bürgerschaft regierte, und richteten in dem kleinen Dorf Nazareth ihr neues Heim ein. Der historische Wahrheitsgehalt
Die Geburtsgeschichten werfen viele Fragen auf. Beide Versionen wirken über weite Stellen hinweg konstruiert. Außerbiblische Belege gibt es nicht.
Es ist daher anzunehmen, dass sich um die Geburt Jesu schon früh »Wahrheiten« entwickelt hatten, die insbesondere den christlich-jüdischen Gemeinden der Urchristen das messianische Zeugnis anhand alttestamentlicher Überlieferungen belegen wollten.
Anstelle einer historischen Genauigkeit, die womöglich bereits für die Evangelisten längst nicht mehr rekonstruierbar war, wurden markante geschichtliche Ereignisse und Gegebenheiten als hinreichende Zeitzeugnisse benannt, wie die Volkszählung oder die brutalen Regime des Herodes und seines Sohnes Archelaos. Insofern ist der historische Wahrheitsgehalt – nicht der religiöse! – umstritten. Folglich ist nicht nur umstritten, wann Jesus geboren wurde, es ist auch fraglich, ob Jesus überhaupt in Bethlehem geboren wurde.
Doch weder sein Geburtsjahr noch sein Geburtsort spielen heute für die religiöse Bedeutung des Jesus von Nazareth und für sein Wirken in der Geschichte eine Rolle.
Die Geburtsgeschichten hatten ihren Sinn in einer Zeit, als es notwendig war, einem einfachen Zimmermannssohn im allgemeinen Ansehen ein Profil zu geben, das dem Anspruch, Messias zu sein, genügt. Sie sind als Antworten, als Reaktion auf die Hinterfragung der alttestamentlichen Prophezeiungen in die Form entwickelt worden, in der sie uns heute vorliegen. Die Geburtskirche in Bethlehem
In Bethlehem wird die eigentliche Stätte der Geburt in einer Höhle (die wohl als Stall genutzt wurde) schon ab dem 2. Jahrhundert verehrt. Dies ist ein Beleg dafür, wie populär die »Weihnachtsgeschichte« bereits in der jungen Urkirche war, welchen Stellenwert die messianischen Zeugnisse für die frühen Christen hatten, und wie sehr man am Leben des Jesus von Nazareth, dem man als Christ nachfolgte, interessiert war.
Für die gesamte Christenheit hat daher Bethlehem bis heute einen ganz besonderen Stellenwert in der biblisch-religiösen Suche nach den Wurzeln unseres Glaubens.
Schon seit dem Jahr 333 steht an dieser Stelle, im Osten der Stadt, die Geburtskirche. Am 29. Juni 2012 wurde die Geburtskirche in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen.
Hinweis: Bild auswählen, um eine größere Ansicht zu erhalten.
Abbildungen: Bild 1: Der Glockenturm des armenischen Klosters ist das Erste, was der Besucher sieht, wenn er in die Straße einbiegt, die zum Platz vor der Geburtskirche führt.
Bild 2: Der Eingangsbereich der Geburtskirche zeigt sich überraschend nüchtern. Das Kreuz über der Basilika wirkt nahezu unscheinbar. Zum Zeitpunkt der Aufnahme waren umfangreiche Restaurierungsarbeiten im Gange, die das Schild links neben dem Eingang erläutert.
Bild 3: Die Geburtsgrotte mit dem vierzehnzackigen Stern. Die Zacken sollen die vierzehn Geschlechter in Jesu Stammbaum symbolisieren. Das Loch im Stern ist umrahmt von der lateinischen Inschrift:
1717 HIC DE VIRGINE MARIA IESUS CHRISTUS NATUS EST ,
Die Jahreszahl bedeutet: Der Stern wurde im Jahr 1717 erstmals angebracht. Hier, unterhalb der Abdeckung, befindet sich laut der (außerbiblischen) Überlieferung die Stelle auf dem felsigen Grund, an der Maria Jesus geboren haben soll.
Bild 4: Die Krippen- oder Magiergrotte befindet sich rechts von der Geburtsgrotte. Hier soll die Krippe gestanden haben, hier sollen die Magier (die Weisen aus dem Morgenland) das Kind vorgefunden und angebetet haben. Die Fläche ist altarartig überbaut. Kirchliche Würdenträger bis hin zum Papst besuchen diese kleine Grotte zum stillen Gebet.
Bild 5: Der Stall, in dem Jesus geboren wurde, kann durchaus eine Höhle gewesen sein. Das Bild zeigt eine solche Höhle, eingemeißelt in Kalksandstein, in der Felsenstadt Petra (Jordanien). Solche Höhlen sind in vielen Gebieten bekannt. Sie dienten den Menschen als Wohnungen, Ställe und Gräber.
Fotos: ©by Sabrina, 2015, CC BY-SA
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maria
Mariam | Maria (Name)
hebräischer Frauenname
hebräisch: מרים, Mirjam oder Miriam griechisch: Μαριάμ, Mariam lateinisch: Maria Die Schreibweise des Namens in den altgriechischen Texten lässt vermuten, dass auch der hebräische Name ursprünglich in der Aussprache mit »a« vokalisiert wurde: Marjam statt Mirjam. Die lateinische Sprache verkürzte den Namen auf Maria. Diese Form fand Einzug in die deutschen Bibeln.
Luthers Schreibweise Mariam ist der damals übliche Akkusitiv zu Maria, entsprechend der lateinischen Deklination.
In der Bibel tragen mehrere Frauen diesen Namen. Gerade in neutestamentlicher Zeit scheint der Name sehr beliebt zu sein, wie zahlreiche außerbiblische Zeugnisse belegen.
Im Alten Testament
Mirjam, die Schwester des Mose (siehe dort)
Im Neuen Testament vor allem
1. Maria, die Mutter Jesu (siehe unten) 2. Maria Magdalena (siehe dort) 3. Maria Kleophae (siehe unten)
sowie weitere Frauen im Umkreis der Jünger Jesu.
Maria, die Mutter Jesu.
Maria war mit Josef, einem Handwerker aus Nazareth in Galiläa (nach Lukas) oder aus Bethlehem (nach Matthäus) verlobt, als sie mit Jesus schwanger wurde. Später heiratete Maria ihren Verlobten. Sie lebten schließlich in Nazareth, wo Jesus aufwuchs.
Maria, die Mutter mehrerer Kinder
Lk 2,7: Vnd ſie gebar jren erſten Son
Trotz dieser Angabe ist es in Theologenkreisen und in den Konfessionen umstritten, ob Jesus Geschwister hatte.
Die katholische Kirche (wie auch die orthodoxen Kirchen) vertreten die Ansicht, dass Maria zeitlebens Jungfrau geblieben sei und demnach keine weiteren Kinder gebären konnte.
Dagegen sprechen mehrere Bibelstellen von Geschwistern Jesu. Außer Jesus hatte Maria noch mindestens sechs weitere Kinder. Mk 6,3 listet die Namen von vier Brüdern auf und benutzt den Begriff Schwestern (Plural), was mindestens zwei Schwestern meint, ggf. mehr:
Jſt er nicht der Zimmerman / Marie ſon / vnd der bruder Jacobi vnd Joſes vnd Jude vnd Simonis? Sind nicht auch ſeine Schweſtern alhie bey vns?
Ist er nicht der Zimmermann, der Sohn Marias und der Bruder von Jakob, Josche, Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns?
Maria war also nicht nur die Mutter Jesu, sondern auch die Mutter Jakobs und weiterer Kinder.
Hier entfalten sich in der Kirchengeschichte bis heute z. T. waghalsige Mutmaßungen und Thesen, die erklären möchten, warum es sich dabei nicht um leibliche Geschwister Jesu, speziell um Kinder Marias, der Mutter Jesu, handeln könne. Doch die dogmatische Behauptung, sie stammten aus einer früheren Ehe des Josef, ist unhaltbar.
Wir halten es da doch eher mit der Vorstellung von einer sehr normalen Lebenspraxis, wie sie in einem Dorf bzw. in einer kleinen Stadt wie Nazareth ganz sicher gegeben war. Dazu gehörte es in einer Ehe, dass Kinder gezeugt und geboren wurden. Oftmals mehrere. Alles andere wäre nicht normal und bestenfalls medizinisch begründbar (Unfruchtbarkeit), nicht jedoch gesellschaftlich (Geburtenregelung), erst recht nicht religiös (Enthaltsamkeit). Religiös begründete Enthaltsamkeit in der Ehe von Maria und Josef oder in Ehen allgemein ist der Bibel nicht belegt und aus der religiösen Praxis jener Zeit nicht erklärbar. Sie ist ein spätes Konstrukt der Kirchenväter.
Wir gehen deshalb davon aus, dass Maria ganz selbstverständlich viele Kinder hatte, mindestens sieben, wie uns Mk 6,3 erklärt. Uns ist klar, dass Lk 2,7 (siehe oben) nicht ausreichend geeignet ist, das zu untermauern. Denn auch ein Einzelkind wäre ein Erstgeborener, allerdings ist der Text LK 2,7 so formuliert, dass eine Zählung vorliegt und mindestens ein zweiter Sohn mitzudenken ist.
Die Anmerkung in Lk 2,7 erklärt zugleich den besonderen Status Jesu als »Erstling«, als Erstgeborener, der sowohl rechtlich, vor allem aber in der religiösen Anschauung eine wichtige Rolle spielte. Doch erst sehr viel später, im Opfertod Jesu, entfaltete er seine wahre Bedeutung.
In den Evangelien des Matthäus (Mt 12,46-50), des Markus (Mk 3,31-35) und des Lukas (Lk 8,19-21) gibt es die Erzählung von den wahren Verwandten Jesu. Hier der jeweils erste Vers aus den Textabschnitten:
DA er noch alſo zu dem volck redet / Sihe / da ſtunden ſeine Mutter und ſeine Brüder drauſſen / die wolten mit jm reden.
VND es kam ſeine Mutter / vnd ſeine Brüder / vnd ſtunden hauſſen / ſchickten zu jm / vnd lieſſen jm ruffen
ES giengen aber hin zu ſeine Mutter vnd Brüdere / vnd kundten fur dem Volck nicht zu jm komen.
Gleich drei Evangelien bezeugen nahezu gleichlautend, dass Jesus Brüder hatte. Die Annahme, dass es sich um »Brüder im Glauben« handele, ist sicher nicht haltbar. Der jeweils folgende Text belegt eindeutig, dass seine Glaubensbrüder (wenn man sie so verstehen möchte), seine Jünger des engeren Kreises, derzeit bei ihm waren, als ihn seine Familie aufsuchte. Doch auch die Idee der »Brüder in Christo« ist erst lange nach den Evangelien entstanden. Die Gemeinschaft der Jünger wird nirgends als Bruderschaft bezeichnet. Wiederum findet sich auch kein Indiz, dass es sich um Halbbrüder oder Cousins von Jesus gehandelt haben könne.
Das gesamte biblische Motiv der »Jungfrauengeburt« zielt im Kern darauf ab, unanfechtbar zu belegen, dass Maria »eine junge Frau« war und vor Jesus keine anderen Kinder zur Welt gebracht hatte. Dabei spielt die religiös begründete Bedeutung Jesu als Erstgeborener zusätzlich eine gewichtige Rolle.
Der Begriff »Jungfrau« bezog sich zur Zeit Jesu keineswegs ausschließlich auf die »Unbefleckheit«, schon gar nicht auf eine religiös bedingte zeitlebens dauernde Enthaltsamkeit (siehe dazu auch den Artikel Jungfrau).
Es geht den Evangelisten in den Geburtsgeschichten nur darum, den Bezug herzustellen von den alttestamentlichen Prophezeiungen und den jüdischen Lehren, die den Messias (hebräisch: משיח, Maschiach) ankündigen und beschreiben, zu Jesus, der aus ihrer Sicht der erwartete Messias (lateinisch: Christus) ist. Die Geburtsgeschichten sind in jüdisch-christlichen Gemeinden für jüdische Zeitgenossen entstanden.
So stützen sich die Geburtsgeschichten beispielsweise auf die Prophezeihungen im Buch des Propheten Jesaja, die wohl den meisten Juden geläufig waren:
Darumb ſo wird euch der HErr ſelbs ein Zeichen geben / Sihe / Eine Jungfraw iſt ſchwanger / vnd wird einen Son geberen / den wird ſie heiſſen Immanuel /
Martin Buber, jüdischer Religionsphilosoph, übersetzt aus den hebräischen Quellen in seiner Bibelausgabe den Vers so:
»Darum
Maria Kleophae
Maria Kleophae (Maria des Kleophas; Joh 19,25) war die Schwester der Mutter Jesu, die oft als Maria, Mutter des Jakobus ( Mt 27,56; Lk 24,10) identifiziert wird. Allerdings ist Mk 6,3 beachtenswert, wonach Maria, die Mutter Jesu, zugleich die Mutter des Jakobus und des Jose ist, so dass Mt 27,56f, 28,1 und LK 24,10 die Mutter Jesu meinen könnte.
Aus dieser verwirrenden Konstellation gleicher Namen und unpräziser Zuordnungen hatte sich später die These entwickelt, dass die Brüder Jesu aus Mk 6,3 in Wahrheit die Kinder von Jesu Tante, also seine Cousins seien, um die These der lebenslangen Enthaltsamkeit Marias zu stützen. Doch geben die Texte dafür keinen hinreichenden Anlass.
So befanden sich unter dem Kreuz nach Johannes drei Frauen Namens Maria (Joh 19,25): Maria, die Mutter Jesu, Maria von Magdala und Maria Kleophae. Die »Frohe Botschaft« (Evangelium) von der Auferstehung Jesu verkündeten als erste zwei Frauen namens Maria ( Mt 28,1), die das Grab bewachten und es leer vorfanden.
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vertrawen | vertrauen (Verb)
a) das verstärke trauen: man vertraut jemandem, dem man nichts Böses zutraut b) jemandem etwas zutrauen c) (an etwas) glauben, Vertrauen schenken, seine Zuversicht setzen auf d) gläubig, zuversichtlich sein
Er iſt ein Schild allen die jm vertrawen.
Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.
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Weib | Weib, das die (Ehe-) Frau Hinweis:
Es ist zu beachten, dass Luther den zu seiner Zeit gängigen Begriff Weib nicht abschätzig oder abwertend benutzt. Im Gegenteil: Wenn auch die etymologische Herkunft des Begriffs umstritten und unklar ist, so bezeichnete er doch die erwachsene, verantwortlich handelnde Frau in gesellschaftlich angesehener Stellung, z. B. als Ehefrau.
In der deutschen Sprache hat der Begriff »Weib« im Laufe der Zeit eine geringschätzende Bedeutung erfahren und besitzt heute die Qualität einer Beleidigung, die u. U. strafrechtlich verfolgt werden kann. Der Begriff wird daher in modernen Übersetzungen nicht verwendet. Stattdessen wird i. d. R. das Wort »Frau« benutzt.
Die englische Sprache kennt noch heute geläufig das Wort »wife« (meist für »Ehefrau«), das etymologisch auf die selbe Wurzel zurückzuführen ist, neben dem Begriff »woman«, der allgemein für »Frau« steht. Empfehlung:
Wir empfehlen wegen der geringschätzenden Qualitäten, die an diesem Begriff kleben, bei Interpretationen, bei Textauslegungen, in Predigten und auch bei Textlesungen aus alten Lutherbibeln den Begriff Weib nicht zu verwenden und durch Frau zu ersetzen.
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Hürten
Hurten | Hurt, die (veraltet)
plural: Hürte, die auch: Horde, die
heutige Form: Hürde, z. B. (das Flechtwerk) als Hindernis bei Pferderennen
Flechtwerk von Reisig oder Stäben, meist zum Schutz vor etwas errichtet. Oft ist zugleich der damit umschlossene Raum gemeint.
Bei Vieh daher: Pferch, Viehpferch, eingezäunte Weide.
Für Menschen auf dem Feld: umzäuntes Nachtlager. Usw.
Hürten
Ich wil ſie auff die beſte Weide füren / vnd jre Hürten werden auff den hohen Bergen in Iſrael ſtehen / Daſelbs werden ſie in ſanfften Hürten ligen / vnd fette Weide haben / auff den bergen Iſrael.
Ich will sie auf die beste Weide führen, und ihre Weideflächen werden sich auf den hohen Bergen in Israel befinden. Genau da werden sie in angenehmer Umzäunung liegen und fettes Weidegras haben auf den Bergen Israels.
VND es waren Hirten in der ſelbigen gegend auff dem felde / bey den Hürten / die hüteten des nachts jrer Herde.
Und es waren Hirten in der selben Gegend auf dem Feld bei den Weideflächen. Sie hüteten nachts ihre Herde.
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HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
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Engel | Engel, der griechisch: ἄνγελος (ángelos) lateinisch: angelus Übersetzung vom Hebräischen: מלאך (mal'ach)
(göttlicher) Bote, der
Engel sind Geistwesen, die im religiösen Verständnis von Gott erschaffen wurden und ihm unterstellt sind. Sie sind Teil der himmlischen Heerscharen und treten oft als Boten Gottes auf.
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Heiland
Heilande | Heiland, der
Heilande, die a) von Menschen allgemein: Erlöser, Retter, Helfer (auch im Plural möglich)
b) von Gott als Erlöser des Volks Israel
c) von der Person Jesus Christus als Erlöser der Menschen
Heiland, Heilande
Im Plural kommt das Wort nur zweimal vor:
Eine Person als Heiland: Ri 3,9:
Vnd der HERR erwecket jnen einen Heiland / der ſie erlöſet / Athniel / den ſon Kenas /
Und der HERR erweckte ihnen einen Heiland, der sie erlöste, Otniel, den Sohn Kenas.
Mehrere Personen als Heilande: Neh 9,27:
[...] durch deine groſſe Barmhertzigkeit gabeſtu jnen Heilande / die jnen holffen aus jrer Feinde hand.
[...] durch deine große Barmherzigkeit warst du es, der ihnen Heilande gab, die ihnen aus der Hand ihrer Feinde halfen!
GOTT als Heiland: 1Sam 14,39:
Denn ſo war der HERR lebt der Heiland Iſrael /
Denn so wahr der HERR lebt, der Heiland Israels,
Jesus als Heiland: Joh 4,42:
Wir haben ſelber gehöret vnd erkennet / Das dieſer iſt warlich Chriſtus / der welt Heiland.
Wir haben selbst gehört und erkannt, dass dieser wahrlich Christus ist, der Heiland der Welt.
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Chriſtus | Christus [, der] griechisch: Χριστός (Christos), der Gesalbte
gemeint ist: Jesus Christus
griechisch: Ἰησοῦς Χριστός (Iēsous Christos), Jesus, der Gesalbte
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HErr | HErr, Adonaj
HErr, Kyrios Aussehen in unseren Frakturschriften: HErr oder HErr
Feststehende, besondere Schreibweise Luthers (zwei Großbuchstaben, gefolgt von zwei Kleinbuchstaben), um anzuzeigen, dass sich dahinter eine Bezeichnung Gottes (im Alten Testament) oder Jesu (im Neuen Testament) befindet.
HErr im Alten Testament
Luther verwendet im Alten Testament die Schreibweise HErr, wenn im hebräischen Text das Wort Adonaj (hebr. אֲדֹנָי, pl. von Adon, Herr) anstelle des Gottesnamens steht.
HErr im Neuen Testament
Im Neuen Testament steht HErr dort, wo in den griechischen Quellen mit dem Wort kyrios (Herr, Besitzer, Gebieter) Jesus Christus als Sohn Gottes gemeint ist.
Wichtig:
Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen »HERR« (in Großbuchstaben) und »Herr« (in Kleinbuchstaben bzw. mit Großbuchstaben »H« am Anfang.
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ligen | liegen (Verb)
eine flache, ausgestreckte, ruhige oder waagerechte Position oder Körperhaltung einnehmen. Anmerkung:
Das Luther-Wort ligen (liegen) sollte nicht mit liegen (lügen) verwechselt werden.
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ſey | er/sie/es sei (Verb) von: sein (Verb) Das »ei« am Wortende wird nach den Regeln des Luther-Deutsch zu »ey«.
Es werde eine Feſte zwiſchen den Waſſern / vnd die ſey ein Vnterſcheid zwiſchen den Waſſern.
Es werde ein Himmelsgewölbe zwischen den Gewässern, und das sei die Trennung zwischen den Gewässern.
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Wolgefallen
wolgefallen | Wohlgefallen, das Wolgefallen
die innere Freude, verbunden mit Zufriedenheit und einem Glücksgefühl in Bezug auf eine Person, eine Sache oder ein Ereignis. Luther erklärt das Wort Wolgefallen in seinem Scholion zu Lk 2,14:
Luther: (Wolgefallen) Das die menſchen dauon luſt vnd liebe haben werden / gegen Gott vnd vnternander. Vnd daſſelb mit danck annemen / vnd darüber alles mit freuden laſſen vnd leiden.
Für Luther ist Wohlgefallen das sehr starke Gefühl von Lust und Liebe, sowohl gegenüber Gott wie auch untereinander.
Dieses Gefühl ermöglicht es, alles dankbar anzunehmen, alles mit Freuden über sich ergehen zu lassen und alles mit Freuden zu ertragen, was das Schicksal einem entgegenwirft und aufbürdet.
Für Luther wird die Geburt Christi in der Verkündigung der Engel zum tragenden Motiv dafür, das Leben auszuhalten, selbst in größter Not und Ungewissheit. Die bekannteste Bibelstelle, in der das Wort Wohlgefallen vorkommt, ist die Weihnachtsgeschichte:
13Vnd als bald ward da bey dem Engel die menge der himeliſchen Herrſcharen / die lobten Gott / vnd ſprachen / 14Ehre ſey Gott in der Höhe / Vnd Friede auff Erden / Vnd den Menſchen ein wolgefallen.
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fur | a) vor (Präposition)
b) für (Präposition)
c) fuhr (Verb)
Die Präpositionen vor und für
Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt werden kann.
Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.
Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.
Das Verb fuhr
Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: faren) in der 3. Person Singular Präteritum meinen.
fur in der Bedeutung »vor«: Psalm 3,1
Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſeinem ſon Abſalom.
Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.
fur in der Bedeutung »für«: Psalm 40,18
Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich
Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.
fur in der Bedeutung »fuhr«: Psalm 18,10
Er neigete den Himel vnd fur herab
Er neigte den Himmel und fuhr herab.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
widerumb | wiederum (Adverb) auch: widerum | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Das Video zeigt aus der Lutherbibel von 1545, dort aus dem Lukasevangelium, die Weihnachtsgeschichte, die Geschichte der Geburt Jesu, vorgelesen von Reiner Makohl.
Dinge beginnen und verändern sich. Die Auswirkungen können klein oder groß sein. Ihre Bedeutung ist immer dann groß, wenn sie etwas verbessern.
Weihnachten ist der deutsche Name für das Fest der Geburt Christi. Der 1. und der 2. Weihnachtstag sind gesetzliche Feiertage in Deutschland.