Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
I.
MAria aber ſtund auff in den tagen / vnd gieng auff das Gebirge endelich / zu der ſtad Jude / 40vnd kam in das haus Zacharias / vnd grüſſet Eliſabeth. 41Vnd es begab ſich / als Eliſabeth den grus Maria höret / hüpffet das Kind in jrem leibe. Vnd Eliſabeth ward des heiligen Geiſts vol / 42vnd rieff laut / vnd ſprach / a Gebenedeiet biſtu vnter den Weibern / vnd gebenedeiet iſt die Frucht deines Leibes. 43Vnd wo her kompt mir das / das die Mutter meines HErrn zu mir kompt? 44Sihe / da ich die ſtimme deines Gruſſes hörete / hüpffet mit freuden das Kind in meinem Leibe. 45Vnd o ſelig biſtu / die du gegleubt haſt / Denn es wird volendet werden / was dir geſagt iſt von dem HERRN. 46Vnd Maria ſprach.
Meine Seele erhebt den HERRN.
47Vnd mein Geiſt frewet ſich Gottes meines Heilandes.
48Denn er hat ſeine elende Magd angeſehen / Sihe / von nu an werden mich ſelig preiſen alle Kinds kind.
49Denn er hat groſſe Ding an mir gethan / der da Mechtig iſt / vnd des Namen heilig iſt.
50Vnd ſeine Barmhertzigkeit weret jmer für vnd für / Bey denen die jn fürchten.
51Er vbet gewalt mit ſeinem Arm / Vnd zurſtrewet die Hoffertig ſind in jres hertzen ſinn.
52Er ſtöſſet die Gewaltigen vom ſtuel / Vnd erhebt die Elenden.
53Die Hungerigen füllet er mit Güttern / Vnd leſſt die Reichen leer.
54Er dencket der Barmhertzigkeit / Vnd hilfft ſeinem diener Iſrael auff.
55Wie er geredt hat vnſern Vetern / Abraham vnd ſeinem Samen ewiglich.
56VND Maria bleib bey jr bey dreien monden / Darnach keret ſie widerumb heim.
a
Auff Deudſch alſo / Gelobet biſtu etc
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Karte Palästinas20 v. Chr. bis 4 v. Chr.
Die Karte zeigt das Herrschaftsgebiet von Herodes dem Großen zur Zeit seiner größten Ausdehnung nach 20 v. Chr. bis zum Tod von Herodes dem Großem im Jahr 4 v. Chr.
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Karte Palästinas4 v. Chr. bis 6 n. Chr.
Die Karte zeigt die Herrschaftsgebiete des Herodes Archelaos, des Herodes Antipas und des Herodes Phillipos in der Zeit nach dem Tod von Herodes dem Großen (4 v. Chr.) bis zum Ende der Herrschaft des Archelaos in Samaria, Judäa und Idumäa (6 n. Chr.)
Grafik: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de Grafik: ©Sabrina | www.stilkunst.de
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Die folgenden Begriffe aus dem Text Lk 1,39-56 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
39: Maria | 39: endelich | 39: Jude | |
40: Zacharias | 40: Eliſabeth | 41: heilig | |
41: heiligen Geiſt | 42: Gebenedeiet | 42: biſtu | |
42: Weibern | 43: HErrn | 45: HERRN | |
46: Seele | 47: Heilandes | 49: Ding | |
51: zurſtrewet | 51: Hoffertig | 55: Abraham | |
55: Samen | 56: monden | 56: widerumb | |
Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen. Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 |
Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||
Maria
Mariam | Maria (Name)
hebräischer Frauenname
hebräisch: מרים, Mirjam oder Miriam griechisch: Μαριάμ, Mariam lateinisch: Maria Die Schreibweise des Namens in den altgriechischen Texten lässt vermuten, dass auch der hebräische Name ursprünglich in der Aussprache mit »a« vokalisiert wurde: Marjam statt Mirjam. Die lateinische Sprache verkürzte den Namen auf Maria. Diese Form fand Einzug in die deutschen Bibeln.
Luthers Schreibweise Mariam ist der damals übliche Akkusitiv zu Maria, entsprechend der lateinischen Deklination.
In der Bibel tragen mehrere Frauen diesen Namen. Gerade in neutestamentlicher Zeit scheint der Name sehr beliebt zu sein, wie zahlreiche außerbiblische Zeugnisse belegen.
Im Alten Testament
Mirjam, die Schwester des Mose (siehe dort)
Im Neuen Testament vor allem
1. Maria, die Mutter Jesu (siehe unten) 2. Maria Magdalena (siehe dort) 3. Maria Kleophae (siehe unten)
sowie weitere Frauen im Umkreis der Jünger Jesu.
Maria, die Mutter Jesu.
Maria war mit Josef, einem Handwerker aus Nazareth in Galiläa (nach Lukas) oder aus Bethlehem (nach Matthäus) verlobt, als sie mit Jesus schwanger wurde. Später heiratete Maria ihren Verlobten. Sie lebten schließlich in Nazareth, wo Jesus aufwuchs.
Maria, die Mutter mehrerer Kinder
Lk 2,7: Vnd ſie gebar jren erſten Son
Trotz dieser Angabe ist es in Theologenkreisen und in den Konfessionen umstritten, ob Jesus Geschwister hatte.
Die katholische Kirche (wie auch die orthodoxen Kirchen) vertreten die Ansicht, dass Maria zeitlebens Jungfrau geblieben sei und demnach keine weiteren Kinder gebären konnte.
Dagegen sprechen mehrere Bibelstellen von Geschwistern Jesu. Außer Jesus hatte Maria noch mindestens sechs weitere Kinder. Mk 6,3 listet die Namen von vier Brüdern auf und benutzt den Begriff Schwestern (Plural), was mindestens zwei Schwestern meint, ggf. mehr:
Jſt er nicht der Zimmerman / Marie ſon / vnd der bruder Jacobi vnd Joſes vnd Jude vnd Simonis? Sind nicht auch ſeine Schweſtern alhie bey vns?
Ist er nicht der Zimmermann, der Sohn Marias und der Bruder von Jakob, Josche, Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns?
Maria war also nicht nur die Mutter Jesu, sondern auch die Mutter Jakobs und weiterer Kinder.
Hier entfalten sich in der Kirchengeschichte bis heute z. T. waghalsige Mutmaßungen und Thesen, die erklären möchten, warum es sich dabei nicht um leibliche Geschwister Jesu, speziell um Kinder Marias, der Mutter Jesu, handeln könne. Doch die dogmatische Behauptung, sie stammten aus einer früheren Ehe des Josef, ist unhaltbar.
Wir halten es da doch eher mit der Vorstellung von einer sehr normalen Lebenspraxis, wie sie in einem Dorf bzw. in einer kleinen Stadt wie Nazareth ganz sicher gegeben war. Dazu gehörte es in einer Ehe, dass Kinder gezeugt und geboren wurden. Oftmals mehrere. Alles andere wäre nicht normal und bestenfalls medizinisch begründbar (Unfruchtbarkeit), nicht jedoch gesellschaftlich (Geburtenregelung), erst recht nicht religiös (Enthaltsamkeit). Religiös begründete Enthaltsamkeit in der Ehe von Maria und Josef oder in Ehen allgemein ist der Bibel nicht belegt und aus der religiösen Praxis jener Zeit nicht erklärbar. Sie ist ein spätes Konstrukt der Kirchenväter.
Wir gehen deshalb davon aus, dass Maria ganz selbstverständlich viele Kinder hatte, mindestens sieben, wie uns Mk 6,3 erklärt. Uns ist klar, dass Lk 2,7 (siehe oben) nicht ausreichend geeignet ist, das zu untermauern. Denn auch ein Einzelkind wäre ein Erstgeborener, allerdings ist der Text LK 2,7 so formuliert, dass eine Zählung vorliegt und mindestens ein zweiter Sohn mitzudenken ist.
Die Anmerkung in Lk 2,7 erklärt zugleich den besonderen Status Jesu als »Erstling«, als Erstgeborener, der sowohl rechtlich, vor allem aber in der religiösen Anschauung eine wichtige Rolle spielte. Doch erst sehr viel später, im Opfertod Jesu, entfaltete er seine wahre Bedeutung.
In den Evangelien des Matthäus (Mt 12,46-50), des Markus (Mk 3,31-35) und des Lukas (Lk 8,19-21) gibt es die Erzählung von den wahren Verwandten Jesu. Hier der jeweils erste Vers aus den Textabschnitten:
DA er noch alſo zu dem volck redet / Sihe / da ſtunden ſeine Mutter und ſeine Brüder drauſſen / die wolten mit jm reden.
VND es kam ſeine Mutter / vnd ſeine Brüder / vnd ſtunden hauſſen / ſchickten zu jm / vnd lieſſen jm ruffen
ES giengen aber hin zu ſeine Mutter vnd Brüdere / vnd kundten fur dem Volck nicht zu jm komen.
Gleich drei Evangelien bezeugen nahezu gleichlautend, dass Jesus Brüder hatte. Die Annahme, dass es sich um »Brüder im Glauben« handele, ist sicher nicht haltbar. Der jeweils folgende Text belegt eindeutig, dass seine Glaubensbrüder (wenn man sie so verstehen möchte), seine Jünger des engeren Kreises, derzeit bei ihm waren, als ihn seine Familie aufsuchte. Doch auch die Idee der »Brüder in Christo« ist erst lange nach den Evangelien entstanden. Die Gemeinschaft der Jünger wird nirgends als Bruderschaft bezeichnet. Wiederum findet sich auch kein Indiz, dass es sich um Halbbrüder oder Cousins von Jesus gehandelt haben könne.
Das gesamte biblische Motiv der »Jungfrauengeburt« zielt im Kern darauf ab, unanfechtbar zu belegen, dass Maria »eine junge Frau« war und vor Jesus keine anderen Kinder zur Welt gebracht hatte. Dabei spielt die religiös begründete Bedeutung Jesu als Erstgeborener zusätzlich eine gewichtige Rolle.
Der Begriff »Jungfrau« bezog sich zur Zeit Jesu keineswegs ausschließlich auf die »Unbefleckheit«, schon gar nicht auf eine religiös bedingte zeitlebens dauernde Enthaltsamkeit (siehe dazu auch den Artikel Jungfrau).
Es geht den Evangelisten in den Geburtsgeschichten nur darum, den Bezug herzustellen von den alttestamentlichen Prophezeiungen und den jüdischen Lehren, die den Messias (hebräisch: משיח, Maschiach) ankündigen und beschreiben, zu Jesus, der aus ihrer Sicht der erwartete Messias (lateinisch: Christus) ist. Die Geburtsgeschichten sind in jüdisch-christlichen Gemeinden für jüdische Zeitgenossen entstanden.
So stützen sich die Geburtsgeschichten beispielsweise auf die Prophezeihungen im Buch des Propheten Jesaja, die wohl den meisten Juden geläufig waren:
Darumb ſo wird euch der HErr ſelbs ein Zeichen geben / Sihe / Eine Jungfraw iſt ſchwanger / vnd wird einen Son geberen / den wird ſie heiſſen Immanuel /
Martin Buber, jüdischer Religionsphilosoph, übersetzt aus den hebräischen Quellen in seiner Bibelausgabe den Vers so:
»Darum
Maria Kleophae
Maria Kleophae (Maria des Kleophas; Joh 19,25) war die Schwester der Mutter Jesu, die oft als Maria, Mutter des Jakobus ( Mt 27,56; Lk 24,10) identifiziert wird. Allerdings ist Mk 6,3 beachtenswert, wonach Maria, die Mutter Jesu, zugleich die Mutter des Jakobus und des Jose ist, so dass Mt 27,56f, 28,1 und LK 24,10 die Mutter Jesu meinen könnte.
Aus dieser verwirrenden Konstellation gleicher Namen und unpräziser Zuordnungen hatte sich später die These entwickelt, dass die Brüder Jesu aus Mk 6,3 in Wahrheit die Kinder von Jesu Tante, also seine Cousins seien, um die These der lebenslangen Enthaltsamkeit Marias zu stützen. Doch geben die Texte dafür keinen hinreichenden Anlass.
So befanden sich unter dem Kreuz nach Johannes drei Frauen Namens Maria (Joh 19,25): Maria, die Mutter Jesu, Maria von Magdala und Maria Kleophae. Die »Frohe Botschaft« (Evangelium) von der Auferstehung Jesu verkündeten als erste zwei Frauen namens Maria ( Mt 28,1), die das Grab bewachten und es leer vorfanden.
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endelich | endelich (Adverb; veraltet) nicht mehr gebräuchlich.
Das Wort kann unterschiedlich in moderrnes Deutsch übersetzt werden. Sein Wortumfeld meint heiß ( übertragen im Sinne von: auf etwas heiß sein), schnell (im Sinne von: schnell zielerreichend agieren), zielstrebig, rüstig, schwungvoll, leicht (im Sinne von: bereit, fertig, unbeschwert), motiviert, usw.
Die Biblia Vulgata (Latein) benutzt: cum festinatione: mit Eile, so dass anzunehmen ist, dass endelich unser heutiges Adverb eilends (schleunigst, unverzüglich) meint.
Maria aber ſtund auff in den tagen / vnd gieng auff das Gebirge endelich / zu der ſtad Jude.
Maria aber stand auf in jenen Tagen und ging unverzüglich ins Gebirge, dort zu der Stadt Judäas.
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Juda
Jude | Juda (Name)
Judäa (Name) Gräzisierte Form von Judäa, zur Zeit Jesu Gebiet in Palästina mit der Hauptstadt Jerusalem.
Judäa (Name)
hebräisch:יְהוּדָה (Jehūdāh), Juda griechisch: Ιουδαία lateinisch: Iudaea
Das westlich vom Jordan gelegene Judäa war im Wesentlichen das ehemalige Stammesgebiet Juda, einem der zwölf Stämme Israels. Das Königreich Juda wurde nach biblischer Erzählung von König David gegründet und umfasst zunächst nur ein sehr kleines Gebiet rund um Jerusalem in den judäischen Hügeln.
Der Name Judäa ist die hellenistische (Altgriechisch) und römische (Latein) Bezeichnung für den Teil Palästinas, der von Juden bewohnt wurde.
Judaä zur Zeit des Neuen Testaments
Von 37 v. Chr. bis 4 v. Chr. gehörte Judäa zum Reich von Herodes dem Großen. Nach seinem Tod wurde Herodes Archelaos als Gebietsfürst eingesetzt, aber nach vielen Unruhen auf Drängen der Bevölkerung bereits 6 n. Chr. wieder abgesetzt und des Landes verwiesen. Judäa unterstand ab da direkt der römischen Verwaltung, vertreten durch einen römischen Statthalter, der an den Legaten von Syrien berichtete. In Judäa herrschte mit der Duldung Roms bezüglich aller Fragen der jüdischen Religion und damit des jüdischen Lebens, sofern es sich nicht um Verwaltungsfragen der Obrigkeit Roms handelte, der Hohepriester.
In den Geschichten der Evangelien sind insbesondere die beiden judäischen Städte Jerusalem und Bethlehem genannt.
Vgl. dazu unsere Karten
a) Palästina zwischen 20 v. Chr. und 4 v. Chr. b) Palästina zwischen 4 v. Chr. und 6 n. Chr.
zu der ſtad Jude
Luther stützt sich bei seiner Übersetzung auf die Biblia Vulgata (Latein), die da schreibt: in civitatem Iuda, wobei Iuda (altgriechisch: Ίούδα) die gräzisierte Form von Judäa (hebräisch:יְהוּדָה (Jehūdāh), Juda) ist.
Gleichzeitig benutzt Luther Juda im Genitiv und schreibt daher: Stadt Jude.
Die Textstelle meint demnach im modernen Deutsch: zu der Stadt Judäas.
Dieses Konstrukt (so auch in der Biblia Vulgata und in den griechischen Texten des neuen Testaments) lässt vermuten, dass der Urheber des Textes die Hauptstadt Judäas meint, Jerusalem, ohne sie direkt zu benennen.
Das macht in diesem Zusammenhang Sinn. Zacharias, der Ehemann von Elisabeth, die von Maria in jener Stadt besucht wird, war Priester in Jerusalem. Mit hoher Wahrscheinlichkeit lebten Zacharias und Elisabeth in Jerusalem.
Korrekte Übersetzungen, die dem Sinn entsprechen, wären dann u.a.:
a) zur Hauptstadt Judäas, oder eindeutiger und auf den Punkt gebracht: b) nach Jerusalem
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Zacharias | Zacharias (Name) Nach Lk 1:
Zacharias war Priester in Jerusalem und übte sein Priesteramt im Tempel aus. Er war der Ehemann von Elisabeth und Vater von Johannes, der später »der Täufer« genannt wurde.
Durch die enge Verknüpfung der beiden Geburtsgeschichten von Johannes und Jesus in Lk 1 übernimmt Zacharias eine wichtige Rolle als Zeuge dafür, dass Jesus der erwartete Messias ist. Seinen Höhepunkt findet das Zeugnis des Zacharias in seinem Gebet (Lk 1,68-79), das als »Lobgesang des Zacharias« bzw. als »Benedictus« bekannt geworden ist.
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Eliſabeth | Elisabet (Name) hebräisch: אלישבע (Elischeba)
Nach Lk 1: Elisabeth war die Ehefrau des Jerusalemer Priesters Zacharias. Ihr gemeinsamer Sohn war Johannes der Täufer.
Nach Lk 1,7 war Elisabeth unfruchtbar. Sie wurde im hohen Alter dann doch schwanger, nachdem der Engel Gabriel ihrem Mann Zacharias erschienen war und die Geburt von Johannes angekündigt hatte. ( Lk 1,8-25).
Mit dem Besuch Marias bei Elisabeth wird Elisabeth zur ersten Zeugin dafür, dass das noch ungeboren Kind Marias der erwartete Messias sei ( Lk 1,41-43).
Bemerkenswert: Wieder ist es eine Frau, die als erste Zeugnis über Jesus ablegt.
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heilig | heilig (Adjektiv) (In Abgrenzung zum Irdischen:) göttlich vollkommen und verehrungswürdig.
Das Adjektiv kommt häufig vor in den Verbindungen:
u.a.
Ort, Boden: 2Mos 3,5:
Er ſprach / Trit nicht herzu / zeuch deine ſchuch aus von deinen Füſſen / Denn der Ort / da du auffſteheſt / iſt ein heilig land.
Er [GOTT] sprach: »Komme nicht näher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen! Denn der Boden, auf dem du stehst, ist heiliges Land.«
Tätigkeiten: 2Mos 16,23:
Das iſts / das der HERR geſagt hat / Morgen iſt der Sabbath der heiligen ruge des HERRN /
Das ist es, was der HERR gesagt hat: »Morgen ist der Sabbat der heiligen Ruhe des HERRN.«
Gegenstände: 2Mos 28,2:
Vnd ſolt Aaron deinem Bruder heilige Kleider machen / die herrlich vnd ſchön ſeien.
Und [ihr] sollt Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien.
Menschen: 2Mos 19,6:
Vnd jr ſolt mir ein prieſterlich Königreich / vnd ein heiliges Volck ſein.
Und ihr sollt mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein.
GOTT: Offb 4,8:
[...] vnd ſprachen / Heilig / heilig / heilig iſt der Gott der HERR / der Allmechtige / der da war / vnd der da iſt / vnd der da kompt.
[...] und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist der Gott, der HERR, der Allmächtige, der da war, und der da ist, und kommt und da sein wird.
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heilige Geiſt | heilige Geist, der griechisch: πνεῦμα ἅγιον (pneuma hagion) lateinisch: Spiritus Sanctus
Der Geist Gottes als göttliche Kraft.
Heiliger Geist im Christentum
Der Begriff Heiliger Geist ist heute vorbesetzt:
Der Heilige Geist wird als die dritte »Person« in der Trinität, in der Dreieinigkeit Gottes, verstanden. Danach ist Gott ein Wesen, das drei Personen in einer darstellt: Gott-Vater (den Schöpfer), Gott-Sohn (Jesus Christus) und Gott-Geist (Heiliger Geist). Obwohl als Person betitelt, stellt der Heilige Geist aber keine eigenständige, losgelöst von Gott existierende Gottheit dar. Vielmehr ist seine Gegenwart immer zugleich als Gegenwart Gottes (und als Gegenwart Jesu Christi; Dreieinigkeit) zu verstehen.
Das Gottesbild, das die Trinitätslehre zeichnet, ist ein künstliches, hochgradig komplexes Konstrukt der Kirchenväter des 4. und 5. Jahrhunderts nach Christus. Es versucht, die verschiedenen Wesenheiten Gottes in einer Person zu bündeln, wirft aber gleichzeitig viele neue Fragen auf, die jedoch dogmatisch ausgeblendet werden.
Mehr über die Trinitätslehre findet sich in den Gedankenpausen unseres Artikels Trinitatis
Luther sah die Gemeinschaftlichkeit von Gott, Jesus und Heiligem Geist, und bejahte insofern die Dreieinigkeit, konnte allerdings der Dreieinigkeit in einer Person nicht zustimmen. Der Ausdruck »heiliger Geist« in der Lutherbibel
In den Texten der Lutherbibel wird der Begriff heiliger Geist ohne das gedankliche Übergebäude der Trinitätslehre verwendet. Hier kommt schlicht die Übersetzung aus den griechischen und lateinischen Quellen zum Tragen.
Der heilige Geist der Lutherbibel meint also nicht den Heiligen Geist der Trinitätslehre und sollte mit ihm nicht verwechselt werden. Heiliger Geist und Geist Gottes im Alten Testament
Hebräische Formen:
Bemerkenswert ist, dass Geist im Verbindung mit Gott immer mit Atem und Leben bzw. einer Lebenskraft gedacht ist, die die Existenz der Schöpfung (aller Lebewesen) und somit des Menschen bedingt.
Beipiel für Geist als Lebenskraft, die Neues erschafft, und aus der Höhe (aus dem Lebensraum Gottes) ausgegossen wird:
Bis ſo lange / das vber vns ausgegoſſen werde der geiſt aus der Höhe. So wird denn die Wüſten zum Acker werden / vnd der Acker fur einen Wald gerechnet werden.
Der heilige Geist (Gottes) ist weder ein göttliches »Wesen« (Wesen sind körperlich existent!), noch Gott selbst. Er ist als Geist Gottes eine göttliche Kraft, die Lebewesen brauchen, um zu leben (Grundfunktion der Lebenskraft), und die darüber hinaus in unterschiedlichen Qualitäten Natur und Menschen beleben kann.
Solche unterschiedlichen Qualitäten des heiligen Geistes, in denen sich diese Kraft individuell ausdrücken kann, sind beispielsweise in »Gaben-Listen« vermerkt (wie auch 1Kor 12,8-10), die jedoch (im Gegensatz zu kirchlichen Lehren) keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können! Vielmehr ist der heilige Geist völlig frei. Er wirkt immer ohne unser Zutun und kann sich vom menschlichen Denken nicht bändigen lassen. Die Gegenwart des heiligen Geistes übberrascht stets neu und kann weder von Menschen allgemein noch von Kirchen formal definiert werden.
Das Attribut heilig (wenn vorhanden) macht klar, dass die herausgestellte Qualität neben dem Lebensnotwendigen das göttlich Vollkommene umfasst: Wer vom heiligen Geist erfüllt ist (übermäßig damit versorgt ist), besitzt eine besondere Lebenskraft; eine, die (in Abgrenzung zum Irdischen) von im religiösen Sinn göttlicher Kraft, vom Glauben, inspiriert und getragen wird.
Heiliger Geist im Neuen Testament
Jesus stützt sich auf die Vorstellung des heiligen Geistes aus dem Alten Testament. Er lebte im Umfeld der jüdischen Religion, nicht in dem der späteren Kirchenväter. Die Trinitätslehre war ihm unbekannt.
Das Neue Testament kennt den Heiligen Geist daher in gleicher Weise wie das Alte Testament nur als Kraft Gottes.
Das Verständnis der neutestamentlichen Texte, die den heiligen Geist nennen, hängt davon ab, mit welchem Hintergrund, mit welcher Idee vom heiligen Geist die Texte gelesen und interpretiert werden.
Nach Paulus (Rom 1,4) ist es der Geist, der heilig macht:
nach dem Geiſt / der da heiliget
Luther erläutert den Begriff Geiſt im Scholion zu Rom 1,4 so:
Der geiſt Gottes iſt gegeben nach Chriſtus auffahrt / von da an heiliget er die Chriſten vnd verkleret Chriſtum in aller welt das er Gottes ſon ſey mit aller macht / in worten / wundern / vnd zeichen.
Luthers Ausführungen an dieser Stelle sollen das neutestamentliche Verständnis stützen. Der heilige Geist nimmt im Unterschied zum Alten Testament nun eine schwerwiegende Rolle ein. Er wird zum Mysterium und zur Stütze in der Glaubensgemeinschaft der frühen Christen.
Doch anders als Luther es hier scheinbar beschreibt, ist der Geist Gottes nicht erst mit Jesu Himmelfahrt in die Welt gekommen. Luther wußte es sehr wohl besser: Der heilige Geist war von Anfang an dabei: 1Mos 1,2: Vnd der Geiſt Gottes ſchwebet auff dem Waſſer (siehe Luthers Anmerkung zu diesem Vers: Geiſt [... ] darumb mus es den heiligen Geiſt deuten).
Der »Geist« Gottes ermöglichte die Erschaffung des lebendigen Menschen: 1Mos 2,7: vnd er blies jm ein den lebendigen Odem in ſeine Naſen / Vnd alſo ward der Menſch eine lebendige Seele (Siehe oben: Geist: רוח (ruach, Atem, Geist, Leben, Lebenskraft). Der »Geist« Gottes, dem ersten Menschen in die Nase geblasen, erweckte den Körper aus Lehm und Ton zum Leben.
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benedeien | benedeien (Verb; veraltet) loben, lobpreisen, auch: segnen
Das Wort stammt vom lateinischen benedicere (gutsagen, gutreden im Sinne von: Gutes sagen, also: loben).
Das Wort wird nur kirchlich-religiös verwendet, doch selbst da ist es veraltet. Es erscheint heute nur noch in formelhaft formulierten Liedern und Texten (»Heilige Maria Mutter Gottes! Du bist gebenedeit unter den Frauen.«), sowie im Titel für Maria, die Gottesmutter, die Gebenedeite (die Gesegnete).
Die Bezeichnung »die Gebenedeite« ist zurückzuführen auf den Text in Lk 1,42:
Gebenedeiet biſtu vnter den Weibern / vnd gebenedeiet iſt die Frucht deines Leibes.
Dort erklärt Luther im Scholion, dass benedeien »loben« (Gutes sagen) meint. Eine moderne Übersetzung könnte formulieren:
Gelobt bist du unter den Frauen, und gelobt ist die Frucht deines Leibes.
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biſtu | bist du (Verb) biſtu
2. Person Singular Indikativ Aktiv von sein (Verb)
Präsens: biſtu: bist du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden.
Vnd Gott der HERR rieff Adam / vnd ſprach zu jm / Wo biſtu?
Und Gott der HERR rief den Menschen und sprach zu ihm: (Antworte gefälligst!) Wo bist du? Umgangssprachlich umschrieben: Wo treibst du dich rum!?
Jch gehe oder lige / ſo biſtu vmb mich / Vnd ſiheſt alle meine wege.
Ich gehe oder liege (und ich weiß): Du bist (ganz bestimmt) um mich herum! Und du siehst alle meine Wege.
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Weib | Weib, das die (Ehe-) Frau Hinweis:
Es ist zu beachten, dass Luther den zu seiner Zeit gängigen Begriff Weib nicht abschätzig oder abwertend benutzt. Im Gegenteil: Wenn auch die etymologische Herkunft des Begriffs umstritten und unklar ist, so bezeichnete er doch die erwachsene, verantwortlich handelnde Frau in gesellschaftlich angesehener Stellung, z. B. als Ehefrau.
In der deutschen Sprache hat der Begriff »Weib« im Laufe der Zeit eine geringschätzende Bedeutung erfahren und besitzt heute die Qualität einer Beleidigung, die u. U. strafrechtlich verfolgt werden kann. Der Begriff wird daher in modernen Übersetzungen nicht verwendet. Stattdessen wird i. d. R. das Wort »Frau« benutzt.
Die englische Sprache kennt noch heute geläufig das Wort »wife« (meist für »Ehefrau«), das etymologisch auf die selbe Wurzel zurückzuführen ist, neben dem Begriff »woman«, der allgemein für »Frau« steht. Empfehlung:
Wir empfehlen wegen der geringschätzenden Qualitäten, die an diesem Begriff kleben, bei Interpretationen, bei Textauslegungen, in Predigten und auch bei Textlesungen aus alten Lutherbibeln den Begriff Weib nicht zu verwenden und durch Frau zu ersetzen.
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HErr | HErr, Adonaj
HErr, Kyrios Aussehen in unseren Frakturschriften: HErr oder HErr
Feststehende, besondere Schreibweise Luthers (zwei Großbuchstaben, gefolgt von zwei Kleinbuchstaben), um anzuzeigen, dass sich dahinter eine Bezeichnung Gottes (im Alten Testament) oder Jesu (im Neuen Testament) befindet.
HErr im Alten Testament
Luther verwendet im Alten Testament die Schreibweise HErr, wenn im hebräischen Text das Wort Adonaj (hebr. אֲדֹנָי, pl. von Adon, Herr) anstelle des Gottesnamens steht.
HErr im Neuen Testament
Im Neuen Testament steht HErr dort, wo in den griechischen Quellen mit dem Wort kyrios (Herr, Besitzer, Gebieter) Jesus Christus als Sohn Gottes gemeint ist.
Wichtig:
Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen »HERR« (in Großbuchstaben) und »Herr« (in Kleinbuchstaben bzw. mit Großbuchstaben »H« am Anfang.
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HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
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Seele
ſeele | Seele, die Seele
hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem 1) was ein Wesen lebendig macht: Seele 2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben 1) die Seele 2) das Leben 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch lateinisch: anima Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft Der Begriff Seele erstreckt sich über ein weites Feld von Bedeutungen, die alle im individuellen Sein eines lebendigen Wesens, speziell eines Menschen angesiedelt sind. Es reicht vom belebenden Atem über den Sitz der Emotionen, über Emotionen selbst, über Gemütszustände bis hin zu Lebenskraft und zu Leben an sich.
Seele grenzt immer lebende und empfindende Wesen von Gegenständen, toten Körpern und Verstorbenen ab, die alle diese Eigenschaften, also die Seele, entweder nicht besitzen oder verloren haben. Das heutige Verständnis
Der Begriff der Seele ist religionsgeschichtlich in allen Kulturen vorhanden, aber mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen verbunden. Heute gibt es viele Interpretationsversuche, die oft zur Erklärung und Abgrenzung verschiedene Seelen-Typen beschreiben, wie die Körper-Seele, die Frei-Seele, die Schatten-Seele u.a.
Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine individuelle »Lebenskraft« gemeint ist, die jedoch nicht näher greifbar ist. Sie belebt den Körper, wenn der Mensch aktiv und bewusst ist (Körper-Seele). Sie existiert vom Bewusstsein aber auch unabhängig, beispielsweise, wenn der Mensch schläft oder bewusstlos ist (Frei-Seele). Sie beinhaltet die Gedanken und Gefühle (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist eine Art ätherisches Fluidum, und eine spezielle Gabe des Höchstens Wesens (ein Beispiel ist der Odem, den Adam eingeblasen bekommt). Die Schatten-Seele ermöglicht es, im Schlaf in den Träumen zu reisen, ohne den schlafenden Körper mitzunehmen, usw.
Im christlichen Abendland ist die Idee einer Seele zwar selbstverständlich, der Gebrauch des Begriffs aber längst nicht einheitlich. Bis heute steht der Begriff Seele im Zentrum theologischer Untersuchungen und Diskussionen. So ist das hebräische Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; Seele) eines der am meisten untersuchten Wörter im Alten Testament, nicht zuletzt, um die Grundlagen zu schaffen für ein christlich religiöses Verständnis.
Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christlichen Verständnis: Sie ist von Körper und Geist unabhängig (frei). Die Frei-Seele vertritt den ganzen Menschen mit all seinen persönlichen Eigenschaften, Fähigkeiten, Gedanken und Erinnerungen. Sie kann in Träumen, Trancen oder in Bewusstlosigkeit den Kör0per vorübergehend verlassen und eigenständig existieren (frei). Kehrt sie nicht zurück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele überlebt, womit die Persönlichkeit des Menschen nach seinem Tod erhalten bleibt.
Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Bedeutung Lebenskraft oder von Leben eindeutig ab. Während die Lebenskraft und das Leben mit dem Tod verloren gehen, existiert die Seele weiter. Um eine »lebendige Seele« zu werden (1Mos 2,7), braucht es einen Körper (Materie), einen Geist (Denken und Handeln), eine Seele (das individuelle »Ich«) und das Leben an sich (das Luther Odem nennt).
Die Interpretation des Wortes Seele | ||||||||||||||||
Heiland
Heilande | Heiland, der
Heilande, die a) von Menschen allgemein: Erlöser, Retter, Helfer (auch im Plural möglich)
b) von Gott als Erlöser des Volks Israel
c) von der Person Jesus Christus als Erlöser der Menschen
Heiland, Heilande
Im Plural kommt das Wort nur zweimal vor:
Eine Person als Heiland: Ri 3,9:
Vnd der HERR erwecket jnen einen Heiland / der ſie erlöſet / Athniel / den ſon Kenas /
Und der HERR erweckte ihnen einen Heiland, der sie erlöste, Otniel, den Sohn Kenas.
Mehrere Personen als Heilande: Neh 9,27:
[...] durch deine groſſe Barmhertzigkeit gabeſtu jnen Heilande / die jnen holffen aus jrer Feinde hand.
[...] durch deine große Barmherzigkeit warst du es, der ihnen Heilande gab, die ihnen aus der Hand ihrer Feinde halfen!
GOTT als Heiland: 1Sam 14,39:
Denn ſo war der HERR lebt der Heiland Iſrael /
Denn so wahr der HERR lebt, der Heiland Israels,
Jesus als Heiland: Joh 4,42:
Wir haben ſelber gehöret vnd erkennet / Das dieſer iſt warlich Chriſtus / der welt Heiland.
Wir haben selbst gehört und erkannt, dass dieser wahrlich Christus ist, der Heiland der Welt.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Ding | Ding, das die Sache, die Aufgabe
Umfassendes Wort, für vieles, was nicht näher bestimmbar ist oder bestimmt werden soll.
In der weitesten, unbegrenzten Bedeutung umfasst es das sinnlich Bemerkbare, aber auch das Übersinnliche, das Gedachte.
Jch aber ſage euch / Das jr aller ding nicht ſchweren ſolt
a) Ich aber sage euch, dass ihr in allen Angelegenheiten nicht schwören sollt b) Ich aber sage euch, dass ihr nicht schwören sollt, egal in welchen Angelegenheiten
Sechs tage ſoltu erbeiten / vnd alle dein ding beſchicken.
Ding meint hier alles, was den Angesprochenen umtreibt und beschäftigt: seine Aufgaben und Arbeiten, die zu erledigen sind; seine Verpflichtungen, denen er in diesem Zusammenhang nachkommen muss; seine Tätigkeiten, die er aus Spaß an der Freude betreibt, usw.
Wir verwenden im folgenden Übersetzungsbeispiel das Wort »Aufgaben«. Wir sind uns bewusst, dass dieser Begriff viel zu eng gefasst ist, um die Tragweite des Gebots in 2Mos 20,9 auszudrücken:
a) umschrieben: Sechs Tage hast du zu arbeiten und deine Aufgaben zu erledigen. b) Imperativ: Arbeite sechs Tage und erledige deine Aufgaben!
Siehe auch: Artikel ſoltu Anmerkung:
Womöglich wäre die folgende Übersetzung sinnvoll. Umgangssprachlich ist sie wieder zeitgemäß:
Sechs Tage hast du Zeit, dein Ding zu machen. Mach dein Ding!
Die Redensart »sein Ding machen« (und alle Ableitungen davon), ist keineswegs so modern, wie sie scheint.
Sie geht auf Luther zurück (2Mos 20,9). In gutem Luther-Deutsch hieße sie allerdings »seyn ding beſchicken«. Die Bedeutung beider Ausdrücke ist nahezu identisch.
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zerſtrewen
zurſtrewen | zerstreuen (Verb) a) streuen, auseinanderstreuen, b) auseinandertreiben, auseinanderjagen, c) etwas (zusammenhängendes) auflösen, d) von etwas absondern, teilen
Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:
Die Vorsilben »ze(r)-« und »zu(r)-«
Zur Verwendung der Vorsilben »zer«, »ze«, »zur« und »zu« in der Lutherbibel von 1545 siehe den Artikel:
Er zerſtrewet die Völcker die da gern kriegen.
Er zerstreut die Völker, die gerne Krieg führen. zuſtrewen
Vnſer gebeine ſind zuſtrewet bis zur Helle
Unsere Gebeine sind zerstreut bis zum Reich der Toten.
Anmerkung zu Psalm 141,7:
Luther folgt hier dem hebräischen und lateinischen Textvorlagen. Etliche moderne Übersetzungen, so auch Luther-1964 und Luther-1984, schreiben statt »Unsere Gebeine« nun »Ihre Gebeine« und stützen sich dabei auf ältere Übersetzungen.
Durch diese Textglättung erscheint die Aussage passend zu den in Vers 6 genannten »Lehrern«, die gestürzt werden müssten.
Jedoch ist zwischen den Versen 6 und 7 ein gedanklicher Absatz zu sehen, der einen Themenwechsel bedeutet. Das Thema der Lehrer ist in Vers 6 abgeschlossen.
In den Versen 6 bis 10 geht es nun um das Leiden und das Schicksal der Gerechten (zu denen sich der Autor des Psalms zählt), die immer wieder in die Stricke und Fallen der Übeltäter geraten.
Hintergrund des Bildes ist eine Kriegsszene: Die Soldaten Davids stürzen in Fallen und sterben im Kampf. Der Boden des Schlachtfelds ist aufgerissen und durchwühlt. Die toten Leiber und Knochen sind weit über die Erde verstreut, bis an den Rand der Welt, so scheint es, bis zum Beginn des Reichs der Toten. Die Schlacht endete für König David und sein Heer in einer Katastrophe, doch der nächste Angriff steht bevor.
Mit »Unsere Gebeine« schreibt David über seine Soldaten, die der gerechten Sache folgten, und doch in Fallen der üblen Feinde fielen. Nun bittet er Gott darum, ihn nicht zu verdammen, und darum, dass er ihn (und sein Heer) vor den Fallen der Feinde bewahren möge.
deine Feinde werden vmbkomen / Vnd alle Vbelthetter müſſen zuſtrewet werden.
deine Feinde werden umkommen, und alle Übeltäter müssen zerstreut werden
... vnd ſie zurſtreweten ſich alle in die lender Judea vnd Samaria ...
... und sie zerstreuten sich alle in die Länder Judäa und Samaria ...
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hoffertig | hoffärtig (Adverb u. Adjektiv) (abwertend) anmaßend stolz, verletzend überheblich, dünkelhaft, aufgeblasen, hochnäsig, selbstherrlich, selbstgefällig, snobistisch, arrogant, blasiert
hoffertig
HERR / mein hertz iſt nicht hoffertig / vnd meine augen ſind nicht ſtoltz /
HERR, mein Herz ich nicht hoffertig, und meine Augen sind nicht stolz.
Substantiviert: Jes 2,12
Denn der tag des HERRN Zebaoth wird gehen vber alles hoffertiges vnd hohes / vnd vber alles erhabens / das es genidriget werde.
Denn der Tag des HERRN Zebaot wird gehen über alles Hoffärtige und Hohe, und über alles Erhabene, dass es erniedrigt werde.
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Abraham
Abram | Abraham (Name)
Abram (Name) Die Namen Abram und Abraham
Abram
Abram
hebräisch: אַבְרָמ (Abrām), hoher Vater griechisch: Άβρὰμ lateinisch: Abram
Abraham
Abraham
hebräisch: אַבְרָהָם (Abrāhām, Vater der vielen [Völker]) lateinisch: Abraham griechisch: Άβραὰμ
Es handelt sich bei Abram und Abraham um die selbe Person. In 1Mos 11,27 - 25,10 wird die Geschichte Abrahams erzählt, der zunächst Abram hieß.
In 1Mos 17,5-6 bekommt Abram von Gott zum Zeichen des Bundes zwischen Gott und Abram den neuen Namen Abraham. Dort wird zugleich die Bedeutung des Namens begründet und erläutert:
5Darumb ſoltu nicht mehr Abram heiſſen / ſondern Abraham ſol dein name ſein / Denn Jch habe dich gemacht / vieler völcker Vater. 6Vnd wil dich faſt ſeer fruchtbar machen / vnd wil von dir Völcker machen / vnd ſollen auch Könige von dir komen.
Im zugehörigen Scholion erklärt Luther den Namen.
Luther: Abram Heiſſt hoher Vater. Abraham aber der Hauffen Vater wiewol die ſelben hauffen nur mit einem Buchstaben angezeigt werden in ſeinem namen / nicht on vrſach.
Luther: [Das hebräische Wort] Abram heißt »hoher Vater«. Abraham [heißt] aber »der Haufen Vater« [»Vater eines Haufens, Vater vieler«], obwohl die selben Haufen [die vielen] nur mit einem Buchstaben angezeigt werden, nicht ohne Grund. [Im Hebräischen ist der Unterschied nur ein Konsonant (Buchstabe »h«), im Deutschen sind es zwei Buchstaben, da wir auch das »a« schreiben.] Zur Person Abrahams
Abram wurde im Gebiet von Ur in Kaldäa geboren (1Mos 11,26ff.), im heutigen Irak, wahrscheinlich zu Beginn des 2. Jahrtausends vor Christus. Er ist der Sohn Terachs, ein Semit, also ein Nachkomme Sems, des Sohnes Noahs.
Mit seinem Vater Terach und einem Teil seiner Familie ließ sich Abraham zunächst in Haran nieder, nahe der jetzigen syrisch-türkischen Grenze. Dort folgte er dem Ruf Gottes und zog nach Süden. Einige Zeit verbrachte er in Ägypten, das damals von semitischen Pharaonen, den Hyksos, beherrscht wurde. Dann wanderte er nach Kanaan, wo er in Mamre bei Hebron (heute Al-Khalil) sein Hauptlager aufschlug.
Materiell war Abraham ein Scheich, der eine riesige Viehherde besaß. Er war das Oberhaupt eines wohlhabenden Stammes und besaß viele Diener, Sklaven, wie damals üblich.
Nach seinem Tod wurde er nahe seinem Lagerplatz in Mamre in der Höhle von Machpela bestattet.
Abraham ist der Stammvater der Israeliten: Der Sohn seines Sohns Isaak, Abrahams Enkel, war Jakob, der später Israel hieß und durch seine Söhne der Vater der zwölf Stämme Israels wurde . Ahnherr der monotheistischen Religionen
Durch den Bund mit Gott steht Abraham religiös am Beginn des Monotheismus, wie er sich als Religion in den zwölf Stämmen Israels etabliert hatte.
Für die Christen ist er der Ahnherr des Messias: Die Linie Jesu lässt sich auf Abraham zurückführen. Jesus ist im christlichen Glauben der »Samen Adams« (vgl. 1Mos 3,15; Luthers Scholion zu 1Mos 4,1) und der »Samen Abrahams«, den die alttestamentlichen Schriften immer wieder benennen.
Somit ist Abraham der geistige Vater all derer, die der Kirche Christi angehören. Doch dies gilt nicht nur für Christen. Auf ihn berufen sich die Anhänger der drei großen monotheistischen Religionen: Juden, Christen und Moslems.
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Samen
ſamen | Samen, der
Nachkommen, die Im eigentlichen Sinn sind Samen Gebilde, die sich aus den Blüten von Pflanzen entwickeln, und aus denen in geeigneter Umgebung neue Pflanzen wachsen können. Beim Menschen bezeichnet Samen das Sperma.
Luther verwendet den Begriff Samen in Bezug auf Menschen immer wieder in der Bedeutung Nachkommen. Psalm 105,6 (u.a.)
der ſamen Abrahams
die Nachkommen Abrahams
Es ehre jn aller ſame Jacob / vnd fur jm ſchewe ſich aller ſame Jſrael.
Es mögen ihn alle Nachkommen Jakobs ehren, und alle Nachkommen Israels mögen sich vor ihm erschrecken
Dauid vnd ſeinem Samen ewiglich.
David und allen seinen Nachkommen.
der geboren iſt von dem ſamen Dauid nach dem Fleiſch
der geboren ist von Davids Nachkommen nach dem Fleisch
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mond | Mond, der
Monat, der a) der Erdtrabant Mond b) die Zeiteinheit Monat
Luther benutzt das Wort Mond um einerseits den Mond als Licht am Himmel (unseren Erdtrabanten) zu benennen, anderseits (insbesondere im Plural) um damit die Zeitangabe eines Mondumlaufs (Monat) zu beschreiben.
in der Bedeutung Mond: 1Mos 37,9
Sihe / Ich habe noch einen Traum gehabt / Mich dauchte / die Sonne vnd der Mond vnd eilff Sternen neigten ſich fur mir.
Hört nur: Ich habe einen noch Traum gehabt. Ich bildete mir ein, die Sonne und der Mond und elf Sterne verneigten sich vor mir.
in der Bedeutung Mond oder Monat: 2Mos 12,1-2
DEr H E R R aber ſprach zu Moſe vnd Aaron in Egyptenland / Dieſer Mond ſol bey euch der erſt mond ſein / vnd von jm ſolt jr die mond des jars anheben.
Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron in Ägypten: Dieser Monat soll bei euch der erste Monat [des Jahres] sein. Von ihm ab sollt ihr die Monate des Jahres durchzählen.
Anm.: Der jüdische Kalender ist ein Mondkalender. Ein neuer Monat beginnt, sobald nach Neumond erstmals wieder ein Stück beleuchtete Mondscheibe zu sehen ist, sobald also die erste schmale Mondsichel des zunehmenden Mondes erscheint.
Tatsächlich wurden auf diese Weise statt Zeiträumen in Tagen Mondumläufe, »Monde«, gezählt. Vor diesem Hintergrund sind in diesen Versen beide Wörter, Mond und Monat, gut geignete Begriffe. Dennoch bietet sich für uns der Begriff Monat zum Verständnis der Texte eher an, da wir das Jahr heute nicht in Mondumläufe aufteilen und mit dem Wort Mond fast ausschließlich den Erdtrabanten meinen.
in der Bedeutung Monat: Lk 1,56
Vnd Maria bleib bey jr bey dreien monden / Darnach keret ſie widerumb heim.
Und Maria blieb drei Monate bei ihr. Danach kehrte sie heim.
Anm.: An dieser Stelle kann heute ohne weitere Erklärung nur noch der Begriff Monat Sinn machen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
widerumb | wiederum (Adverb) auch: widerum | ||||||||||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Gedenktag am 2. Juli 2024
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.