Die Bergpredigt
Teil 1

Symbol Texte aus der Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Ausgewählte Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Bergpredigt

Evangelium des Matthäus
Kapitel 5,1 - 7,29

 

Der Text in fünf Teilen

Teil 1 von 5

Teil 1

Matthäus 5,1–20

Die Bergpredigt
 
 
 

 

Die Bergpredigt

Teil I.

 

Euangelium
S. Mattheus

V.

 

 

 

Die Seligpreisungen

|| → Lk 6,20-23

 

 

DA a er aber das Volck ſa­he / gieng er auff einen Berg / und ſatz­te ſich / und ſei­ne Jünger tratten zu jm / 2 vnd er that ſei­nen Mund auff leret ſie / vnd ſprach. 3 Selig ſind / die da geiſtlich arm ſind / Denn das Hi­mel­reich iſt jr. 4 Selig ſind / die da leide tragen / Denn ſie ſollen getröſtet wer­den. 5 Selig ſind die Senfftmütigen / Denn ſie wer­den das b Erdreich be­ſi­tzen.6 Selig ſind die da hungert vnd dürſtet nach der Gerechtigkeit / Denn ſie ſollen ſat wer­den. 7 Selig ſind die Barmhertzigen / Denn ſie wer­den barm­her­tzig­keit erlangen. 8 Selig ſind die reines her­tzen ſind / Denn ſie wer­den Gott ſchaw­en. 9 Selig ſind die c Friedfertigen / Denn ſie wer­den Got­tes kinder hei­ſſen. 10 Selig ſind / die vmb Gerechtigkeit willen verfolget wer­den / Denn das Hi­mel­reich iſt jr. 11 Selig ſeid jr / wenn euch die Menſchen vmb Meinen willen ſchmehen vnd ver­fol­gen / vnd reden al­ler­ley vbels wi­der euch / ſo ſie daran liegen. 12 Seid frö­lich vnd getroſt / Es wird euch im Hi­mel wol belohnet wer­den. Denn al­ſo haben ſie verfolget die Propheten / die vor euch ge­we­ſen ſind.

 

Das Salz der Erde

|| → Mk 9,50    || → Lk 14,34-35

a

In die­ſem Capi­tel redet Chriſtus nicht von dem Ampt oder Regi­ment weltlicher Oberkeit / ſon­dern leret seine Chriſten ein recht leben fur Gott im geiſt.

 

b

(Besitzen)

Die Welt ver­mei­net die Erden zu­be­ſi­tzen / vnd das jre zu ſchutzen / wenn ſie gewalt vbet. Aber Chri­ſtus leret / Das man die Erden mit ſenfftmütig­keit beſitze.

c

Die Friedfertigen ſind mehr denn Friedſamen / nem­lich / die den friede machen / fordern vnd erhalten vn­ter andern. Wie Chriſtus vns bey Gott hat friede ge­macht.

 

Mar. 9.

Luc. 14.

 

 

 

Mar. 4.

Luc. 8. 11.

IR ſeid d das Saltz der Erden. Wo nu das Saltz thum wird / wo mit ſol man ſaltzen? Es iſt zu nicht hin furt nütze / denn das man es hin aus ſchütte / vnd las die Leu­te zutretten.

d

Wenn die Lerer auffhören Got­tes wort zu leren / müſſen sie von men­ſchen geſetzen vberfallen vnd zu tretten wer­den.

 

 

Das Licht der Welt

|| → Mk 4,21    || → Lk 8,16    || → Lk 11,33

 

 

14 Ir ſeid das Liecht der Welt. Es mag die Stad die auff einem Berge ligt / nicht verborgen ſein. 15 Man zündet auch nicht ein Liecht an / vnd ſetzt es vn­ter einen Schef­fel / ſondern auff einen Leuch­ter / So leuchtet es denn allen / die im Hauſe ſind. 16 Al­ſo laſſt ew­er Liecht leuchten fur den Leu­ten / Das ſie ew­re gute Werck ſe­hen / vnd ew­ren Va­ter im Hi­mel preiſen.

 

 

 

 

 

 

Luc. 16.

 

Die Erfüllung des Gesetzes

|| → Lk 16,17

IR ſolt nicht wehnen / das ich komen bin / das Ge­ſetz oder die Propheten auffzulöſen / Ich bin nicht komen auffzulöſen / ſondern zu erfüllen. 18 Denn ich ſage euch warlich / Bis das Hi­mel vnd Erde zurgehe / wird nicht zurgehen der kleineſt Buchſtab / noch ein Tütel vom Ge­ſe­tze / bis das es alles geſchehe. 19 Wer nu eines von die­ſen kleineſten Geboten e aufflöſet / vnd leret die Leu­te al­ſo / Der wird der f kleineſt hei­ſſen im Hi­mel­reich. Wer es aber thut vnd leret / Der wird g gros hei­ſſen im Hi­mel­reich.

 

 

 

e

(Aufflöſet)

Al­ſo thut der Pa­piſten hauff / ſa­gen die­ſe Gebot Chri­ſti ſeien nicht Gebot / ſondern Rete.

f

(Kleineſt hei­ſſen)

Das iſt / nichts ſein vnd verwor­ffen wer­den.

g

(Gros hei­ſſen)

Das iſt / gros vnd auſſerleſen ſein.

 

 

Die neue Gerechtigkeit

20DEnn ich ſage euch / Es ſey denn ew­er Gerechtigkeit be­ſſer / denn der Schrifft­ge­ler­ten vnd h Pha­ri­ſe­er / So wer­det jr nicht in das Hi­mel­reich komen.

h

(Der Phariſeer)

Der Phariſeer fromkeit / ſtehet al­lein in euſſerlichen wercken vnd ſchein. Chriſtus aber foddert des her­tzen fromkeit.

 

 

 

 

 

Biblia 1545

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Mar.

 

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Luc.
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Lk

Lk

Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Mt 5,1-20 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

3: ſelig

5: Senfftmütige

9: Friedfertige

11: liegen

13: thum

13: zutretten

15: Scheffel

18: zurgehe

18: Tütel

20: Schrifftgelerten

20: Phariſeer

 

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
Weltkugel

Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Mt 5,1-20

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

ſelig

selig (Adjektiv)

ſelig
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
2810 2552 184 74

Im eigentlichen Sinn glücklich, erfolgreich.

 

Das Wort selig wird allgemein überwiegend religiös gebraucht.

 

selig drückt in der aktiven Verwendung aus:

 

1) Schutz bietend, Gedeihen bietend, heilsam, förderlich, günstig

2) das innere, seelische Wohl

3) das ewige Heil der Seele

4) hoch beglückend

5) als Beiwort für Personen: Schutz und Förderung bietend, andere beglückend, dazu geeignet, tüchtig. gütig, herrlich, usw.

6) im religiösen Sinn:

   6a) von Christus, der den Menschen das ewige Heil bietet

   6b) von Menschen, die auf ihr ewiges Heil bedacht sind, fromm

 

selig drückt in der passiven Verwendung aus:

 

1) geschützt, gesichert, unverletzt

2) vom Erfolg begünstigt, beglückt

3) als Ausdruck des Dankes: er möge selig sein

4) gepriesen sein

5) im religiösen Sinn:

   5a) des ewigen Heils teilhaftig

   5b) bei Seligpreisungen: glücklich (Selig sind die, ...)

   5c) mit besonderem Bezug auf das Leben nach dem Tode, das ewige Leben: glücklich, errettet sein

   5d) in Bezug auf Verstorbene allgemein und als Beiwort für lie­be Verstorbene anstelle von heilig, (vom Tod) errettet, anstelle von verstorben und aufgenommen in den Himmel

   5e) in der Beziehung zu Gott, als Ausdruck göttlicher Vollendung des Seins

 

→Rom 10,10:

 

Denn ſo man von Her­tzen gleubet / ſo wird man gerecht / Vnd ſo man mit dem Munde bekennet / ſo wird man ſe­lig.

 

a) Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man selig.

b) Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Senfftmütige

 

ſenfftmütige

Sanftmütige, der

senftmütig und senfftmütig sind ältere Formen des Adjektivs sanftmütig.

Das Adjektiv beschreibt eine Gesinnung, einen Charakterzug, einen inneren Zustand.

 

Sanftmütige haben ein sanftes, freundliches Gemüt, das sich in einer offenen und freundlichen Kommunikation mit Mitmenschen auszeichnet.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Friedfertige

Friedfertige, der

enthält die Bedeutung des lat. pacificus, Frieden stiftend

 

Friedsamer und da­r­ü­ber hinaus Frieden stiftender Mensch

 

 

→ Mt 5,9

 

Selig ſind die c Friedfertigen / Denn ſie wer­den Got­tes kinder hei­ſſen.

 

Selig sind die Friedfertigen, denn sie wer­den Got­tes Kinder heißen.

 

Luther erklärt den Begriff »Friedfertige« in Abgrenzung zum Begriff »Friedsame« in seiner Anmerkung zu Mt 5,9:

 

Die Friedfertigen ſind mehr denn Friedſamen / nem­lich / die den friede machen / fordern vnd erhalten vn­ter andern.

 

 

 

SK Version 06.04.2024  

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liegen

lügen (Verb)

 

Unwahrheiten, Falschheiten sagen oder behaupten

 

Anmerkung:

 

Das Luther-Wort ligen (liegen) sollte nicht mit liegen (lügen) verwechselt wer­den.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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thum

thum (Adjektiv, veraltet)

Das Wort thum war zu Luthers Zeit weit verbreitet und umfasste vielfältige Bedeutungen.

 

Eigentlich ist es unser heutiges Wort dumm (Adjektiv), doch ist damit nicht mehr dasselbe, ursprünglich extrem breite Wortumfeld verbunden. Wir lassen das Wort deshalb auch im Teil "Deutsch" so stehen und ersetzen es absichtlich nicht mit dumm.

 

Es meint u.a.:

1) beschränkt und schwach an Verstand, unwissend, stumpfsinnig

2) betäubt, verstockt, verwirrt, verbiestert

3) unbesonnen, unangemessen, widerwärtig, einfältig

4) wild, toll, des Verstandes beraubt

5) taub

6) stumm

7) verfinstert, dunkel, des Lichts beraubt

8) (taub, et­was ist verloren gegangen:) abgestumpft, verdorben, unkräftig, kraftlos

9) einfältig

usw.

 

→ Mt 5,13:

 

Wo nu das Saltz thum wird / wo mit ſol man ſaltzen?

 

Hier passt nur eine Bedeutung aus dem Umfeld abgestumpft, verdorben, unkräftig (taub).

 

thum salz ist Salz, das seine Würze und Schärfe verloren hat (taub ge­wor­den und verdorben ist).

 

 

SK Version 16.03.2024  

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zutretten

 

zutritt

 

zutratt

 

zutreten

 

zertreten (starkes Verb)

Das starke Verb bildet Formen wie er zutritt (zutrit), zutratt (zutrat) usw.

 

Es kommt jeweils in den Schreibweisen mit doppeltem t (zutretten) und mit einfachem t (zutreten) vor.

 

 

zutritteſt: →Psalm 119,118

 

Du zutritteſt alle die deiner Rechte feilen

 

Du zertrittst alle, die von deiner Ordnung abirren.

 

 

zutratten: →Ri 10,8

 

Vnd ſie zutratten vnd zu­ſchlu­gen die kin­der Iſ­ra­el /

 

Und sie zertraten unv zerschlugen die Kinder Israel.

 

 

zutrete: →Jes 14,25

 

Das Aſſur zuſchlagen wer­de in meinem Lande / vnd ich jn zutrete auff mei­nen Bergen.

 

Dass Assur zerschlagen wer­de in meinem Lande, und ich ihn zertrete auf meeinen Bergen.

 

 

zutrit: →Jes 59,5

 

Iſſet man von jren Eyern / ſo mus man ſterben / Zutrit mans aber / ſo feret ein Otter eraus.

 

Ißt man von ihren Eiern, dann muss man sterben. Zertritt man sie aber, dann fährt ein Otter heraus.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Scheffel

 

ſcheffel

Scheffel ,der

ein Bottich, großes Gefäß mit mehreren Litern Inhalt.

 

 

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zergehen

 

zurgehen

zergehen (Verb)

a) aus­ein­an­der­ge­hen, aus­ein­an­der­fließen, aus­ein­an­der­lau­fen, sich zer­streu­end ver­schwin­den (z. B. von Was­ser)

b) zu Grun­de ge­hen, un­ter­ge­hen, ver­ge­hen

c) von der Zeit und von Ge­scheh­nis­sen:
ab­lau­fen, ver­ge­hen, zu en­de ge­hen

 

→ Mt 5,18

 

Denn ich ſage euch warlich / Bis das Hi­mel vnd Erde zurgehe / wird nicht zurgehen der kleineſt Buchſtab / noch ein Tütel vom Ge­ſe­tze / bis das es alles geſchehe.

 

Denn ich sage euch: Wahrlich, bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen weder der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis das dies alles geschehe.

 

 

 

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Tütel

Tütel ,der

die Ausgussröhre oder Ausgussrinne einer Kanne, z. B. einer Teekanne, einer Kaffeekanne oder eines Milchtopfes, die in der Regel unscheinbar und klein ausgearbeitet ist.

 

→ Mt 5,18

 

Bis das Hi­mel vnd Erde zurgehe / wird nicht zurgehen der kleineſt Buchſtab / noch ein Tütel vom Ge­ſe­tze / bis das es alles geſchehe.

 

Luther nutzt das Wort Tütel in Mt 5,18 als Symbol für ein sehr kleines, angehängtes Element des Großen und Ganzen: Das kleinste Gebot, der kleinste Paragraph, die kleinste Formulierung im Gesetz.

 

 

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Schrifftgelerten

 

ſchrifftgelerten

Schriftgelehrten ,die

griechisch: Γραμματείϛ (grammateis)

 

Luther gebraucht das Wort für die jüdischen Schriftforscher, also den theologisch-religiös gebildeten Forschern, die sich mit der literarischen Tradition, mit der Textgestalt, mit dem Verständnis und mit der Auslegung der jüdischen Schriften beschäftigen.

 

 

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Phariſeer

Pharisäer ,der

griechisch: Φαρισαίος (Pharisaios)

lateinisch: Pharisaeus

 

Angehöriger einer alt-jüdischen Bewegung, die Gesetze und Gebote streng einhält.

 

 

 

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
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