heilige Geiſt

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Luthers Wort

Bedeutung

heilige Geiſt

heilige Geist, der

griechisch: πνεῦμα ἅγιον (pneuma hagion)

lateinisch: Spiritus Sanctus

 

Der Geist Gottes als göttliche Kraft.

 

 

Heiliger Geist im Christentum

 

Der Begriff Heiliger Geist ist heute vorbesetzt:

 

Der Heilige Geist wird als die dritte »Person« in der Trinität, in der Dreieinigkeit Gottes, verstanden. Danach ist Gott ein Wesen, das drei Personen in einer darstellt: Gott-Vater (den Schöpfer), Gott-Sohn (Jesus Christus) und Gott-Geist (Heiliger Geist). Obwohl als Person betitelt, stellt der Heilige Geist aber keine eigenständige, losgelöst von Gott existierende Gottheit dar. Vielmehr ist seine Gegenwart immer zugleich als Ge­gen­wart Got­tes (und als Gegenwart Jesu Christi; Dreieinigkeit) zu verstehen.

 

Das Gottesbild, das die Trinitätslehre zeichnet, ist ein künst­li­ches, hochgradig komplexes Konstrukt der Kir­chen­vä­ter des 4. und 5. Jahrhunderts nach Chris­tus. Es versucht, die ver­schie­de­nen Wesenheiten Got­tes in einer Person zu bündeln, wirft aber gleich­zei­tig viele neue Fra­gen auf, die jedoch dog­ma­tisch aus­ge­blen­det wer­den.

 

Mehr über die Trinitätslehre findet sich in den Ge­dan­ken­pau­sen unseres Artikels →Trinitatis

 

Luther sah die Gemeinschaftlichkeit von Gott, Jesus und Heiligem Geist, und bejahte insofern die Drei­ei­nig­keit, konnte allerdings der Dreieinigkeit in einer Person nicht zustimmen.

 

Der Ausdruck »heiliger Geist« in der Lutherbibel

 

In den Texten der Lutherbibel wird der Begriff hei­li­ger Geist ohne das gedankliche Übergebäude der Tri­ni­täts­leh­re verwendet. Hier kommt schlicht die Über­set­zung aus den grie­chi­schen und la­tei­ni­schen Quellen zum Tragen.

 

Der heilige Geist der Lutherbibel meint also nicht den Heiligen Geist der Trinitätslehre und sollte mit ihm nicht verwechselt wer­den.

 

Heiliger Geist und Geist Got­tes im Alten Testament

 

Hebräische Formen:

 

  • ŸŸŸŸŸ—œGeist: רוח (ruach, Atem, Geist, Leben, Lebenskraft)
  • Der Geist des HERRN (JHWH): יְהוָֹה  רוּחֵ (ruache jehowa)
  • Der Geist Gottes: אֶלֹהימ  רוּחֵ (ruache elohim) , das von Gott gegebene Lebensprinzip, die von Gott gegebene Lebenskraft
  • sein (Gottes) heiliger Geist: קָדְשׁוֹ   רוּחֵ (ruache qadesho)
  • Heiliger Geist: הַקֹּדֶשׁ  רוּחֵ (ruache ha-qodesh)

 

Bemerkenswert ist, dass Geist im Verbindung mit Gott immer mit Atem und Leben bzw. einer Lebenskraft gedacht ist, die die Existenz der Schöpfung (aller Lebewesen) und somit des Menschen bedingt.

 

Beipiel für Geist als Lebenskraft, die Neues erschafft, und aus der Höhe (aus dem Lebensraum Gottes) ausgegossen wird:


→Jes 32,15

 

Bis ſo lange / das vber vns ausgegoſſen wer­de der geiſt aus der Höhe. So wird denn die Wüſten zum Acker wer­den / vnd der Acker fur einen Wald gerechnet wer­den.

 

Der heilige Geist (Gottes) ist weder ein göttliches »Wesen« (Wesen sind körperlich existent!), noch Gott selbst. Er ist als Geist Got­tes eine göttliche Kraft, die Lebewesen brauchen, um zu leben (Grund­funk­tion der Lebenskraft), und die da­r­ü­ber hinaus in unterschiedlichen Qualitäten Natur und Menschen beleben kann.

 

Solche unterschiedlichen Qualitäten des heiligen Geistes, in denen sich diese Kraft individuell aus­drü­cken kann, sind beispielsweise in »Gaben-Listen« vermerkt (wie auch →1Kor 12,8-10), die jedoch (im Gegensatz zu kirchlichen Lehren) keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können! Vielmehr ist der heilige Geist völlig frei. Er wirkt immer ohne unser Zutun und kann sich vom menschlichen Denken nicht bändigen lassen. Die Gegenwart des heiligen Geistes übberrascht stets neu und kann weder von Menschen allgemein noch von Kirchen formal de­fi­niert wer­den.

 

Das Attribut heilig (wenn vorhanden) macht klar, dass die her­aus­ge­stellte Qualität neben dem Le­bens­not­wen­di­gen das göttlich Vollkommene umfasst: Wer vom heiligen Geist erfüllt ist (übermäßig damit versorgt ist), besitzt eine be­son­de­re Lebenskraft; eine, die (in Abgrenzung zum Irdischen) von im religiösen Sinn göttlicher Kraft, vom Glauben, inspiriert und getragen wird.

 

 

Heiliger Geist im Neuen Testament

 

Jesus stützt sich auf die Vorstellung des heiligen Geistes aus dem Alten Testament. Er lebte im Umfeld der jüdischen Religion, nicht in dem der späteren Kir­chen­vä­ter. Die Trinitätslehre war ihm unbekannt.

 

Das Neue Testament kennt den Heiligen Geist daher in gleicher Weise wie das Alte Testament nur als Kraft Gottes.

 

Das Verständnis der neutestamentlichen Texte, die den heiligen Geist nennen, hängt davon ab, mit wel­chem Hintergrund, mit welcher Idee vom heiligen Geist die Texte gelesen und interpretiert wer­den.

 

Nach Paulus (→Rom 1,4) ist es der Geist, der heilig macht:

 

nach dem Geiſt / der da heiliget

 

Luther erläutert den Begriff Geiſt im Scholion zu Rom 1,4 so:

 

Der geiſt Got­tes iſt gegeben nach Chriſtus auf­fahrt / von da an hei­li­get er die Chri­ſten vnd ver­kle­ret Chri­ſtum in al­ler welt das er Got­tes ſon ſey mit al­ler macht / in wor­ten / wun­dern / vnd zei­chen.

 

Luthers Ausführungen an dieser Stelle sollen das neu­tes­ta­ment­li­che Verständnis stützen. Der heilige Geist nimmt im Un­ter­schied zum Alten Tes­ta­ment nun eine schwer­wie­gen­de Rolle ein. Er wird zum Mys­te­ri­um und zur Stütze in der Glau­bens­ge­mein­schaft der frü­hen Chris­ten.

 

Doch anders als Luther es hier scheinbar beschreibt, ist der Geist Gottes nicht erst mit Jesu Him­mel­fahrt in die Welt ge­kom­men. Luther wußte es sehr wohl bes­ser: Der heilige Geist war von An­fang an da­bei: →1Mos 1,2: Vnd der Geiſt Got­tes ſchwebet auff dem Waſſer (siehe Luthers Anmerkung zu diesem Vers: Geiſt [... ] dar­umb mus es den hei­li­gen Geiſt deu­ten).

 

Der »Geist« Got­tes er­mög­lich­te die Er­schaf­fung des le­ben­di­gen Men­schen: →1Mos 2,7: vnd er blies jm ein den lebendigen Odem in ſei­ne Naſen / Vnd al­ſo ward der Menſch eine lebendige Seele (Siehe oben: ŸŸŸŸŸ—œGeist: רוח (ruach, Atem, Geist, Leben, Lebenskraft). Der »Geist« Gottes, dem ersten Menschen in die Nase geblasen, erweckte den Körper aus Lehm und Ton zum Leben.

 

 

 

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