Quasimodogeniti
Albrecht Dürer
(† 6. April 1528 in Nürnberg)
Johann Hinrich Wichern
(† 7. April 1881 in Hamburg)
2. Sonntag der Osterzeit
Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit
Abschluss der Novenne zur göttlichen Barmherzigkeit
Der Sonntag Quasimodogeniti in den Jahren 2024 bis 2031
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Den Sonntag Quasimodogeniti würdigt unser Evangelischer Kirchenkalender an dieser Stelle:
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für die Woche sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Die Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten dienen dem Gedenken der Ereignisse zwischen Auferstehung und Himmelfahrt sowie dem Warten auf das Heilshandeln Gottes durch die Kraft des Heiligen Geistes an Pfingsten.
Ihre Inhalte betonen den Glauben an die Schöpfung, an die Kraft des Betens, an die Macht des Segnens und an die Wirksamkeit der Taufe. In diesen Wochen begehen die Kirchen die erste Heilige Kommunion und Konfirmationen. In keinem anderen Jahresbereich finden mehr Taufen und kirchliche Eheschließungen statt als in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten.
Die sechs Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten werden allgemein als »Sonntage nach Ostern« oder »Sonntage in der Osterzeit« bezeichnet. In der evangelischen Kirche tragen diese Sonntage Namen:
Die römisch-katholische Namensgebung dieser Sonntage unterscheidet sich in der Zählweise »Sonntag der Osterzeit« (nicht »Sonntag nach Ostern«), was sich auf die Nummerierung auswirkt, sowie in der Namensgebung bzw. in der Schreibweise der Namen.
Zusätzlich wurden mit der Liturgiereform von 1970 die beiden Sonntage »Misericordia Domini« und »Jubilate Deo« im Prinzip in der Reihenfolge getauscht.
Papst Johannes Paul II. bestimmte im Jahr 2000 den 2. Sonntag der Osterzeit (1. Sonntag nach Ostern, »Weißer Sonntag«, Dominica in albis) zum »Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit«.
Daraus ergeben sich seit 1970 deutliche Unterschiede des katholischen Kirchenkalenders zwischen Ostern und Pfingsten zum evangelischen Kirchenkalender, der aus der vorreformatorischen römisch-katholischen Liturgie hervorgegangen ist, sowie zum römisch-katholischen Kalender vor 1970.
Die sieben Sonntage ab Ostern werden allgemein als »Sonntage der Osterzeit« bezeichnet. In der römisch-katholischen Kirche tragen diese Sonntage seit der Liturgiereform von 1970 diese Namen:
Papst Johannes Paul II. bestimmte den 2. Sonntag der Osterzeit (1. Sonntag nach Ostern) im Jahr 2000 zum Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit (Barmherzigkeitssonntag).
Der bisherige Name Weißer Sonntag (lateinisch: Dominica in albis) wird in den Kirchenkalendern weiterhin gepflegt.
Traditionell ist seit Papst Pius X. der Weiße Sonntag der Tag für die Erstkommunion der Kinder. Doch wegen der Schulferien und dem Drang vieler Familien in dieser Zeit zu verreisen, legen Pfarrer die Erstkommunion inzwischen häufig auf einen späteren Termin.
Die wohl nur noch selten gehörte Bezeichnungen Kleinostertag oder Kleinostern für diesen ersten Sonntag nach Ostern stehen in der Tradition, dass an diesem Tag die Osteroktav endet, eine achttägige Zeit gerechnet ab Ostern, die in der katholischen Kirche als Hochfest begangen wird.
Am Samstag, den 2. April 2005, abends um 21:37 Uhr starb Papst Johannes Paul II. Es war kalendarisch der Vorabend des Weißen Sonntags, der nun seit dem Jahr 2000 Barmherzigkeitssonntag hieß. Nach dem Brauch der Liturgie zählte dieser Abend bereits zum folgenden Sonntag. Kurz vor seinem Tod, um 8 Uhr abends, feierte der Papst mit anwesenden Kardinälen die 1. Vesper vom Sonntag, also die Messe des Sonntags der Barmherzigkeit. Kirchlich ausgelegt starb Johannes Paul II. am Barmherzigkeitssonntag.
Am 27. April 2014 wurde Papst Johannes Paul II. von Papst Franziskus heiliggesprochen. Sein Gedenktag ist jedoch nicht der Barmherzigkeitssonntag, auch nicht sein Sterbedatum, sondern der 22. Oktober. Es ist der Tag seiner Inthronisation im Jahr 1978.
Wir stützen uns in unseren Kalendern auf die evangelische Kirchenordnung, der wir Zählung und Namensgebung der kirchlichen Feste und Gedenktage entnehmen. Die katholischen Bezeichnungen und Daten werden derzeit nur in den Blättern unseres Ewigen Kalenders gezeigt.
Abbildung: Apfelbaumblüten | Quasimodogeniti: »Wie neugeboren sein« – neu erblühen
Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz CC BY-SA
Das Motiv, zu sein oder zu werden wie Kinder, kennen wir schon aus den Evangelien. Dort erklärt Jesus, dass Umkehr nötig ist, Abkehr von den Eigenschaften, die anderen Ärgernisse bereiten können und die uns das Leben beim Erwachsenwerden anerzogen hat.
18 1 Da gingen die Jünger zu Jesus, um ihm diese Frage zu stellen: »Wer ist wohl der Größte im Himmelreich?« 2 Da rief Jesus ein Kind herbei und stellte es in die Mitte zwischen sich und den Jüngern. 3 Jesus antwortet: »Ich sage Euch: Wenn Ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, dann werdet ihr auch nicht in das Himmelreich eingehen. So ist das.
4 Wer sich also für gering hält wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich.
5 Und wer ein solches Kind, einen solchen Menschen in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. 6 Wer aber diesen, die an mich glauben, Ärgernisse bereitet, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in der Tiefe des Meeres versenkt würde. 7 Wehe der Welt wegen der Ärgernisse! Es müssen ja Ärgernisse kommen. Aber wehe den Menschen, durch den das Ärgernis kommt.«
Petrus greift in seinem Brief diese Lehre Jesu auf. Die Auferstehung setzt voraus, bereit zu sein für die Auferstehung. Dazu ist die Umkehr nötig. Dazu ist es nötig, beispielsweise Bosheit, Arglist, Heuchelei, Neid und üble Nachrede abzulegen. Dazu ist es nötig, einen »Reset« im Kopf und im Herzen durchzuführen. Alles noch einmal auf Start, auf Neubeginn! Doch nicht ganz! Inzwischen kennen wir die erfolgversprechende, geistige Quelle, die uns nährt, deren nahrhafte, »truglose Milch« uns neu gedeihen lässt.
quasi: als ob, gleichsam
modo: gerade erst
geniti: erzeugt, gezeugt
quasi modo geniti: gleichsam gerade erst gezeugter / wie neugeborene
quasi modo geniti infantes: Wie neugeborene Kinder
Der Name Quasimodogeniti geht zurück auf die vorreformatorische Zeit und leitet sich ab von den ersten Worten des lateinischen Introitus (Messeingang) der römisch-katholischen Messe für diesen Sonntag:
»Quasi modo geniti infantes, halleluja, rationabile sine dolo lac concupiscite, halleluja.«,
»Wie neugeborene Kinder, Halleluja, verlangt nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, Halleluja.«.
Dieser Name hat sich in den evangelischen Kirchen für den 1. Sonntag nach Ostern bis heute erhalten.
Biblisch stützt sich die Bezeichnung Quasimodogeniti auf den Text 1. Petr 2,2.
Hier der Text 1. Petr 2,1-3 aus der lateinischen Biblia Sacra Vulgata (die statt »quasi« das lateinische Wort »sicut« verwendet) und
aus Luthers Biblia von 1545:
21 deponentes igitur omnem malitiam et omnem dolum et simulationes et invidias et omnes detractiones 2 sicut modo geniti infantes rationale sine dolo lac concupiscite ut in eo crescatis in salutem 3 si gustastis quoniam dulcis Dominus
sicut: wie, gleich wie
sicut modo geniti infantes: Wie neugeborene Kinder
21 SO leget nu ab alle bosheit vnd allen betrug / vnd heucheley vnd neid / vnd alles affterreden / 2 Vnd ſeid girig nach der vernünfftigen lautern Milch / als die jtzt gebornen Kindlin / Auff das jr durch die ſelbigen zunemet. 3 So jr anders geſchmackt habt / das der HERr freundlich ist /
Der Sonntag Quasimodogeniti trug diesen Namen bereits im Mittelalter: Dominica quasimodogeniti, wobei das lateinische Wort »Dominica« Sonntag bedeutet. (Genauer: »Tag des Herrn« als christliche Bezeichnung zur Unterscheidung vom profanen römischen Namen »Dies solis«, Tag der Sonne, Sonn(en)tag.)
Andere Bezeichnungen für den ersten Sonntag nach Ostern waren u. a:
Die lateinische Bezeichnung bedeutet Sonntag der Osteroktave, also der Sonntag am achten Tag nach Ostern
Die lateinische Bezeichnung bedeutet in etwa: Sonntag der Messe des Herrn mit Halleluja.
Am Sonntag Septuagesimae (Circumdederunt) ertönte in der Messe letztmals das Halleluja. Danach begann eine Zeit, in der das Halleluja in allen Messen untersagt war. Der Sonntag nach Ostern war der erste, in dessen Messe wieder das Halleluja angestimmt wurde (nach einer Bestimmung des Papstes Alexander II. von 1073).
Unsere Kalender verwenden die vorreformatorischen Bezeichnungen bis zum Jahr 1530 (Verlesung der Confessio Augustana, des Augsburgischen Bekenntnisses).
Der Sonntag Quasimodogeniti vermittelt
im Kern drei Botschaften:
Die Aufforderung, schlechtes Verhalten abzulegen, wie Arglist, Heuchelei, Neid und üble Nachrede und anderes mehr, setzt voraus, dass wir unser Verhalten überprüfen. Aber wie?
Wahrscheinlich werden Sie sagen: »Ich bin nicht arglistig oder neidisch!« Wir wollen das gar nicht infrage stellen. Fest steht jedoch: Der Mensch neigt dazu, sich selbst anders zu sehen, als ihn seine Umwelt wahrnimmt. Es wird zwischen Selbstbild und Fremdbild, zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung unterschieden.
Nur dann, wenn Fremdbild und Selbstbild weitgehend übereinstimmen, besitzt man ein hohes Maß an guter Selbsteinschätzung.
Als Beispiel mag Bulimie dienen, die Ess-/Brechstörung, die besonders Frauen zwischen 18 und 35 Jahren trifft.
Bulimie-Betroffene machen sich selbst ständig Gedanken über ihre Figur und ihr Körpergewicht. Sie überprüfen sich andauernd. Dabei sehen sie sich selbst als unförmig und viel zu dick an. Jeder Spiegel bestätige das, wie sie meinen.
Das ist ihr Eigenbild, das sie immer weiter in die Krankheit treibt. Sie neigen zum Perfektionismus und üben mit ihrem Ess-/Brechverhalten eine besondere Art der Selbstdisziplin, die jedoch ihrer Meinung nach ihren hohen Ansprüchen an »Erfolg« nie gerecht wird.
Außenstehende hingegen erschrecken über das Aussehen Bulimie-Kranker. Deren dünnem, ausgemergeltem Körper fehlt oft längst nicht mehr nur jegliches Fett, sondern sogar nötige Muskelmasse. Der Körper ist unförmig, jedoch nicht, weil er zu dick ist, sondern ganz im Gegenteil.
Dieses Fremdbild kommt bei Bulimie-Betroffenen nicht an. Spricht man sie direkt darauf an, verstehen sie das meist als Angriff. Die Aufforderung, etwas mehr zu essen, bedeutet für sie, dass man wünsche, sie sollen noch dicker, noch unförmiger und noch weniger eigenständig, weil erfolglos und schwach, werden. Sie verstehen es als Angriff auf ihren Körper, aber mehr noch auf ihr Ego, auf ihre Persönlichkeit. Ihr mangelndes Selbstwertgefühl bereitet dafür den Boden.
Nur selten finden Bulimie-Erkrankte aus eigener Kraft einen Weg aus der Sucht der Ess-/Brechstörung. Sie sind auf Hilfe von Außen angewiesen. Hier bieten sich darauf ausgerichtete Psychotherapien an. Psychosomatische Kliniken und Selbsthilfegruppen helfen dabei, ein Umfeld zu schaffen, das die Sucht nicht ständig anfeuert. Sie schaffen Räume, in denen Ängste und Ansprüche angesprochen, ausgesprochen und neu austariert werden können.
Zu akzeptieren, dass das Selbstbild nur ein Zerrbild ist, fällt schwer. Die Heilung führt jedoch für Betroffene nur über die Erkenntnis, dass eine krankhafte Sucht vorliegt. Erst dann können Maßnahmen erfolgreich angegangen werden und greifen, die zur Gesundung führen.
Wie sieht es nun aus mit Arglist, Neid, übler Nachrede und anderen schlechten Angewohnheiten oder Eigenschaften? Sind Sie sicher, dass Sie nicht darunter leiden, ohne es selbst wahrzunehmen? Wahrscheinlich ist es nicht so, dass es in böser Absicht geschieht oder weil Sie bewusst jemandem schaden möchten. Es geschieht vermutlich viel eher genau deshalb, weil Sie davon überzeugt sind, das Richtige zu tun. Das einzig Richtige.
Überprüfen Sie es und achten Sie aufmerksam auf Feedback aus Ihrer Umwelt. Sprechen Sie es ggf. selbst an. Nehmen Sie das Feedback, das Ihnen gegeben wird, ernst. Es ist das Fremdbild, das sie hinterlassen.
Wenn es solche Feedbacks gibt, verstehen Sie sie bitte nicht als einen Angriff auf Ihre Person, den es abzuwehren gilt, sondern als Chance, sich selbst zu erkennen und sich dann – ggf. mit Hilfe anderer! – zu ändern.
Der Sonntag Quasimodogeniti erinnert uns daran: Wenn wir schlechte Angewohnheiten oder Charaktereigenschaften loswerden möchten, wenn wir gesunden wollen, führt der Weg dahin über die Erkenntnis, dass wir Betroffene sind.
Dabei sind wir nicht allein, wir müssen das nicht einsam im stillen Kämmerlein mit uns selbst ausmachen. Im Gegenteil: Wir brauchen das Fremdbild unbedingt! Und wir brauchen Halt bei Menschen, denen unsere Genesung wichtig ist.
Petrus hatte die Zeilen in seinem Brief an Christen geschrieben. Wohl nicht ohne Grund. Er sah all diese schlechten Eigenschaften bei ihnen und gab ihnen als Feedback den Rat,»alle Bosheit und alle Arglist, Heuchelei, Neid und üble Nachrede« abzulegen. Ganz sicher werden seine Leser zunächst ziemlich sauer darüber gewesen sein. Schließlich greift er sie damit direkt an. Doch es geht ihm nicht um Angriff und Anklage, es geht ihm darum, den Weg aufzuzeigen, der zum Heil führt. Dafür braucht es Hilfe von außen.
Die ältesten »Selbsthilfegruppen« des Christentums waren die Treffen der frühen Christen kurz nach der Kreuzigung Jesu. Hier fanden sie den nötigen Halt bei Gleichgesinnten, um sich immer wieder selbst zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Hier las man die Briefe der Apostel, auch den des Petrus, und man half sich gegenseitig, um zu verstehen, worauf es ankommt. Aus diesen Treffen formten sich Gemeinden. Sie gaben ganz unabhängig davon, wie die Kirchen als Institutionen funktionieren, ihren Mitgliedern den nötigen Halt. Über Jahrhunderte hinweg.
Gemeinden gibt es noch heute. Kennen Sie Ihre evangelische Kirchgemeinde? Benötigen Sie Halt? Oder sitzen Sie noch immer allein vor Ihrem Spiegel?
Im Laufe unseres Lebens sammeln wir viele Erfahrungen. Wir häufen Wissen an und festigen unsere Meinungen, unser Wertesystem, unsere Sichtweisen und unseren Charakter. Vieles davon ist sehr wichtig. Es führt uns mehr oder weniger erfolgreich durch Schul- und Ausbildungszeiten, es erlaubt uns, Arbeit und Lebensinhalte zu finden, es sichert unser Leben in unserer Kultur, in unserer Gesellschaft und in unserem Staat ab. Anderes befähigt uns mehr oder weniger zu sozialen Beziehungen und verleiht uns soziale Kompetenz. Alles zusammen bestimmt maßgeblich unseren Platz im Leben und macht uns zu Mitmenschen unserer Zeit.
Doch etliches blockiert uns. Es lässt uns zweifeln. Es behindert unbedarfte Sichten auf neue Zusammenhänge. Es verhindert, dass wir neue Erfahrungen unvoreingenommen zulassen. Es vereitelt, dass wir uns ändern, und es macht manch einen Traum zunichte.
Wir sind rastlos und haben keine Zeit. Dabei füllen wir sie auf mit Tätigkeiten, von den viele bei genauer Betrachtung belanglos sind. Die wenigsten Tätigkeiten erfüllen uns wirklich. Dabei haben wir Träume: Wir schieben sie auf. Auf irgendwann.
Die Aufforderung, umzukehren und wie die Kinder zu werden, meint, einmal die Erfahrungen und das (vermeintliche) Wissen abzustreifen. Spontan, neugierig, unvoreingenommen, ohne Vorurteile und ohne Zweifel an eine Sache ran gehen. Neue Sichtweisen und neue Erfahrungen nicht nur zulassen, sondern sich darauf freuen. Ohne Ausreden, ohne Wenn und Aber.
Richtig: Das ist für Erwachsene sehr schwer! Der Sonntag Quasimodogeniti erinnert uns daran, es dennoch immer wieder zu probieren!
Glauben ist kein Ding, das man diskutieren kann. Glauben lässt sich nicht akademisch beschreiben oder mit zahllosen Regelwerken einengen. Er lässt sich nur erfahren. Dazu braucht es Neugier, Unvoreingenommenheit und Freude auf das, was da kommen mag.
Es gibt viele Gründe, die eine Ess-/Brechstörung auslösen können. Betroffene besitzen beispielsweise oft ein niedriges Selbstwertgefühl und einen starken Drang zum Perfektionismus. Bulimie-Kranke erleben ihre Familien nicht selten deutlich verschlossener als Personen ohne Essstörung. Über Gefühle zu reden ist in solchen Familien nicht üblich. Streit ist häufig. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist gering.
Christsein meint, sich aktiv beteiligen. Christsein meint, unsere Gewohnheiten, unsere vermeintliche Schlauheit und unsere Charaktereigenschaften laufend zu überprüfen. Christsein meint, alles abzustreifen, was anderen Ärgernisse bereiten könnte. Das gilt im Umgang mit unseren Partnern, mit unseren Eltern und mit unseren Kindern. Das gilt aber auch im Umgang mit unseren Nachbarn, mit Bekannten und Freunden und mit den Zufallsbegegnungen auf der Straße, im Kino und im Supermarkt. Das gilt nicht weniger im Umgang mit unseren Arbeitskollegen, mit unseren Mitarbeitern und mit unseren Chefs.
Das ist sehr schwer! Aber so ist das nun einmal. Christsein meint eben nicht, so weitermachen wie bisher. Es meint auch nicht, bequem die Füße ausstrecken, dasitzen und abwarten. Es genügt nicht, nichts zu tun und sich unter Gottes Schutz sicher zu fühlen, im Vertrauen darauf, dass Gott es schon richten wird. Es ist vorhersehbar, dass so etwas schief gehen muss. Klar, dass manch einer dann seinen Glauben verliert. Nur: Was gab es zu verlieren? Was hatte diese Art Glauben mit Christsein zu tun? Nichts.
Christsein meint: Sich ständig prüfen und bereit sein, dort zu korrigieren, wo es nötig ist. Da ist eben manchmal ein Reset nötig, wie bei einem elektronischen Gerät, das sich verfranzt hat und nur noch Müll produziert. Produzieren Sie Müll? Ab und zu womöglich? Stört Sie das oder stört es andere? Dann also noch einmal von vorn, neu durchstarten, dabei alles über Bord werfen, was die guten Ergebnisse verfälschen könnte.
Petrus hat in seinem Brief ja bereits negative Faktoren Erwachsener wie Boshaftigkeit, Arglist, Heuchelei, Neid und üble Nachrede aufgezählt. Vielleicht fallen Ihnen weitere schlechte Angewohnheiten ein, die besser zu Ihnen passen? Schreiben Sie sie auf! Prüfen Sie sich selbst und nennen Sie die Dinge beim Namen, die Sie stören. Und die, die Sie mögen und erreichen wollen.
Nehmen Sie sich ernsthaft vor, sich von störenden Eigenschaften zu trennen. Der Zettel mit den Notizen ist dafür hilfreich. Es soll ja ein Neubeginn werden, nun aber mit günstigeren, vielversprechenden Parametern in den Systemeinstellungen.
Dazu müssen Sie lernen, Ihren »Kompass« neu zu kalibrieren, sich selbst neu »einzunorden«, neu auszurichten und Ihr Wertesystem neu zu sortieren. Immer wieder. Das klappt nicht sofort. Es braucht Geduld und es braucht Wiederholungen. Viele! Es ist Lernen. Ein guter Performance-Indikator für Ihren ganz persönlichen Erfolg wird das Feedback sein, dass Sie sich selbst geben können, das Sie aber vor allem von anderen Menschen erhalten.
Ein einfaches Beispiel: Laufen Sie manchmal grummelig und mit finsterer Miene durch den Supermarkt? Ja, Einkaufen macht manchmal wirklich keine Freude! Ignorieren Sie dann die anderen Kunden im Laden? Sind diese anderen dann eher Konkurrenten oder Störfaktoren für Sie, beispielsweise an der Frischfleisch-Theke? – Wenn Sie alle Fragen mit »Ja« beantwortet haben, sollten Sie einmal das versuchen: Legen Sie ein leichtes Lächeln auf Ihr Gesicht, wenn Sie den Supermarkt betreten, und prüfen Sie oft genug, ob es noch immer da ist, während Sie die Regale ablaufen. Suchen Sie ab und zu den Blickkontakt zu Menschen in Ihrer Nähe, freundlich und offen, aber ohne Sie anzustarren. Wir sind sicher: Sie werden als unmittelbares Feedback viele nette Reaktionen und so manch ein Lächeln erhalten. Einfach so.
Natürlich hat das einen Hintergrund: Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. Man kann sie üben. Sogar im Supermarkt. Und in den meisten anderen Lebensbereichen.
Wertesysteme, wie sie beispielsweise Jesus gelehrt hatte, sind wichtig, doch sie wirken nicht aus sich heraus. Sie wirken nicht, nur weil sie in der Bibel stehen und auch nicht, wenn man an sie glaubt. Glauben allein genügt dafür nicht. Es braucht Menschen, die sie adaptieren, pflegen und vor allem: leben! Es braucht Menschen, die sich beständig auf den Weg machen, Mensch zu werden.
Prüfen Sie es nach! Kennen Sie Ihre Verfehlungen? Nehmen Sie einen Zettel und schreiben Sie das mal auf. Wann waren Sie zuletzt für andere ein Ärgernis? Zuhause, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit, am Steuer Ihres Wagens? Wann waren Sie ein Stein des Anstoßes? Wann haben Sie zuletzt jemanden beschimpft, sich auf Kosten anderer lustig gemacht oder mit unfairen Mitteln für sich kleinere oder größere Vorteile erkämpft? Nein, bitte! Kommen Sie nicht mit "Aber ...". Zeigen Sie bitte nicht auf Ihr Gegenüber. Schauen Sie nur auf sich. Sie haben es in der Hand. Sie tragen Verantwortung, nicht nur die anderen.
Liebe Deinen nächsten wie Dich selbst.
Christsein, das meint verantwortlich sein. Seien Sie es. Nehmen Sie diese Verantwortung ernst und verlangen Sie nach der »geistigen, truglosen Milch«, die Sie dabei nähren wird. Gemeint sind damit die Lehren Jesu. Saugen Sie sie auf und wachsen Sie daran. Christsein meint: Wie neugeboren sein – Quasimodogeniti.
Und obwohl das alles sehr schwer ist, und obwohl es uns sehr viel abverlangt, meinen wir: Einen Versuch könnte man ja mal wagen, oder?
Als Christ kann man sich der christlichen Verantwortung nicht entziehen! Man kann sie nur gestalten. Nun mag das jeder sehen, wie er möchte. Man kann es ernst nehmen oder als Unsinn und religiösen Unfug abtun.
Fnd Met: Wir sind Menschen. Wir haben Bedürfnisse und wir möchten und müssen leben. Dabei sind wir aufeinander angewiesen.
Es gibt viele Modelle, nach denen man das gestalten kann. Das Christentum ist eines davon. Wie es gelebt wird, bestimmt nicht die Kirche. Sie gibt bestenfalls Leitlinien vor. Gelebt wird es praktisch mannigfach anders. In der täglichen Praxis derer, die sich Christen nennen.
Das meint:
Wir selbst bestimmen, was es heißt, Christ zu sein.
Wir bestimmen!
Jeden Tag!
Wir bestimmen es auf sehr triviale Weise: durch unser Denken und Handeln.
Das Einzige, was man dabei berücksichtigen sollte, sind die ethischen Werte, die Jesus geprägt hat und uns sozusagen als seine Leitlinien mit auf den Weg gibt. Daran kann man sich halten. Aber auch dass muss man nicht. Es ist eine Sache der freien Entscheidung.
Diese Werte haben sich jedoch vielfältig bewährt. Sie haben die Welt verändert und sind selbst in Menschenrechtserklärungen und Grundgesetzen zu finden.
Doch was ist mit Ungerechtigkeit, mit Unglück, Leid, Elend, Schmerz, Trauer, Boshaftigkeit, Gewalt und Brutalität? Wo bleibt Gott, und wo bleibt die Kirche, um all das zu verhindern und zu eliminieren oder wenigstens zu lindern?
Nichts passiert automatisch. Wir selbst tragen die Verantwortung. Nicht Gott und nicht die Kirche. Christsein ist ein aktiver Part, kein passiver. Natürlich: Es ist sehr leicht, mit dem Finger auf andere zu deuten. Dabei übersieht man jedoch die eigene Verantwortung.
Die Kirche ist nur die Summe ihrer handelnden Mitglieder, so wie die Welt, wie wir sie uns begegnet, die Summe unserer Mitmenschen ist, die sie täglich gestalten. Und all diese Menschen besitzen Freiheiten, Entscheidungen zu treffen. Sie tun es fortwährend: Sie handeln.
Verantwortung zu übernehmen bedeutet auch, die Freiheit zu besitzen, zu entscheiden. Wir alle haben jederzeit diese Freiheit. Vereinfacht ausgedrückt: Unser Denken bestimmt unser Handeln. Um zu unterscheiden, was gut und was böse ist, braucht es Werte, und wir brauchen Leitlinien, an denen wir uns orientieren.
Wo die Welt böse ist – auch in der Kirche! (Beispiele dafür machen immer wieder Schlagzeilen) – , da ist sie es, weil die Menschen es sind. So sind wir nun mal. Das hat mit Gott oder mit Jesus ganz sicher nichts zu tun. Das wird man weder ihm noch der Kirche an sich anlasten können. Nur denen, die es verantworten: uns selbst und unseren Mitmenschen.
Und so lautet unsere Osterbotschaft, die wir Ihnen hier gerne mit auf den Weg geben:
Wir tragen die Verantwortung für unser Zusammenleben auf dieser Welt. Wir sind frei darin, über Frieden, Freiheit und Glück zu entscheiden. Die nötigen Werte, die unser Denken und Handeln bestimmen sollten, lassen sich ableiten aus der österlichen Botschaft Jesu:
Liebe Deinen nächsten wie Dich selbst.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.