Miserikordias Domini
Simon Dach
(† 15. April 1659 in Königsberg)
3. Sonntag der Osterzeit
Jubilate Deo
Seit 1970 geänderte Folge in der römisch-katholischen Kirche
Miserikordias Domini
Die evangelischen Kirchen begehen diesen Sonntag am 2. Sonntag nach Ostern.
Misericordia Domini
Die römisch-katholische Kirche begeht diesen Sonntag am 3. Sonntag nach Ostern ( kath.: 4. Sonntag der Osterzeit).
Wir geben in unseren Kalendern die Zählung nach der evangelischen Kirchenordnung wieder.
Der Sonntag Miserikordias Domini in den Jahren 2024 bis 2031
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für die Woche sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Die Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten dienen dem Gedenken der Ereignisse zwischen Auferstehung und Himmelfahrt sowie dem Warten auf das Heilshandeln Gottes durch die Kraft des Heiligen Geistes an Pfingsten.
Ihre Inhalte betonen den Glauben an die Schöpfung, an die Kraft des Betens, an die Macht des Segnens und an die Wirksamkeit der Taufe. In diesen Wochen begehen die Kirchen die erste Heilige Kommunion und Konfirmationen. In keinem anderen Jahresbereich finden mehr Taufen und kirchliche Eheschließungen statt als in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten.
Die sechs Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten werden allgemein als »Sonntage nach Ostern« oder »Sonntage in der Osterzeit« bezeichnet. In der evangelischen Kirche tragen diese Sonntage Namen:
Die römisch-katholische Namensgebung dieser Sonntage unterscheidet sich in der Zählweise »Sonntag der Osterzeit« (nicht »Sonntag nach Ostern«), was sich auf die Nummerierung auswirkt, sowie in der Namensgebung bzw. in der Schreibweise der Namen.
Zusätzlich wurden mit der Liturgiereform von 1970 die beiden Sonntage »Misericordia Domini« und »Jubilate Deo« im Prinzip in der Reihenfolge getauscht.
Papst Johannes Paul II. bestimmte im Jahr 2000 den 2. Sonntag der Osterzeit (1. Sonntag nach Ostern, »Weißer Sonntag«, Dominica in albis) zum »Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit«.
Daraus ergeben sich seit 1970 deutliche Unterschiede des katholischen Kirchenkalenders zwischen Ostern und Pfingsten zum evangelischen Kirchenkalender, der aus der vorreformatorischen römisch-katholischen Liturgie hervorgegangen ist, sowie zum römisch-katholischen Kalender vor 1970.
Die sieben Sonntage ab Ostern werden allgemein als »Sonntage der Osterzeit« bezeichnet. In der römisch-katholischen Kirche tragen diese Sonntage seit der Liturgiereform von 1970 diese Namen:
In der katholischen Kirche wird der Sonntag Miserikordias Domini auch »Sonntag des guten Hirten«, »Hirtensonntag« oder »Guthirtensonntag« genannt.
Grund dafür ist der Psalm zu diesem Sonntag, Psalm 23, »Der gute Hirte«, der das Hauptmotiv für den Gottesdienst beinhaltet und um den sich Lesungen und Predigten ranken.
Wir stützen uns in unseren Kalendern auf die evangelische Kirchenordnung, der wir Zählung und Namensgebung der kirchlichen Feste und Gedenktage entnehmen. Die katholischen Bezeichnungen und Daten werden derzeit nur in den Blättern unseres Ewigen Kalenders gezeigt.
Abbildung: Löwenzahn – Oft als Unkraut bezeichnet, verdient er doch die Barmherzigkeit des Gärtners.
Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz CC BY-SA
misericordia: Barmherzigkeit, Güte, Erbarmen
dominus: Herr
misericordias domini: die Güte des Herrn
Der Name Miserikordias Domini geht zurück auf die vorreformatorische Zeit und leitet sich ab von den ersten Worten des lateinischen Introitus (Messeingang) der römisch-katholischen Messe für diesen Sonntag:
»Miserikordias Domini plena est terra.«,
»Die Erde ist voll der Güte des Herrn«
Dieser Name hat sich in den evangelischen Kirchen für den 2. Sonntag nach Ostern bis heute erhalten.
Biblisch stützt sich die Bezeichnung Miserikordias Domini auf den Text in Psalm 33,5 (Vulgata: Psalm 32,5).
Hier der Text Ps 32,1-5 aus der lateinischen Biblia Sacra Vulgata und
der Text Ps 33,1-5 aus Luthers Biblia von 1545:
321 Laudate iusti Dominum rectos decet laudatio
2 confitemini Domino in cithara in psalterio decacordo cantate ei
3 cantate ei canticum novum diligenter psallite in iubilo
4 quia rectum est verbum Domini et omne opus eius in fide
5 diligit iustitiam et iudicium misericordia Domini plena est terra
331 Ein Pſalm Dauids.
FRewet euch des HERRN / jr Gerechten / Die Fromen ſollen jn ſchon preiſen.
2Dancket dem HERRN mit Harffen / vnd lobſinget jm auff dem Pſalter von zehen ſeiten.
3Singet jm ein newes Lied / Machts gut auff Seitenſpielen mit ſchalle.
4DEnn des HERRN wort iſt warhafftig / Vnd was er zuſaget / das helt er gewis.
5Er liebet Gerechtigkeit vnd gericht / Die Erde iſt vol der Güte des HERRN.
Der Sonntag Miserikordias Domini trug diesen Namen bereits im Mittelalter: Dominica miserikordias domini, wobei das lateinische Wort »Dominica« Sonntag bedeutet. (Genauer: »Tag des Herrn« als christliche Bezeichnung zur Unterscheidung vom profanen römischen Namen »Dies solis«, Tag der Sonne, Sonn(en)tag.)
Unsere Kalender verwenden die vorreformatorischen Bezeichnungen bis zum Jahr 1530 (Verlesung der Confessio Augustana, des Augsburgischen Bekenntnisses).
Die unermessliche Güte (oder Barmherzigkeit) Gottes , genährt aus Gerechtigkeit, Recht und Treue, ist das Motiv dieses Psalms.
Den vollständigen Psalm 33 aus Luthers Biblia von 1545 finden Sie hier:
Hymnus auf die Vorsehung Gottes
Der vollständige Psalm 33 aus der Lutherbibel von 1545 mit Worterklärungen aus dem Wörterbuch »Luther-Deutsch«.
Auch Jesus kennt den Gott des Alten Testaments als einen barmherzigen Gott. Barmherzigkeit ist für Jesus eine Maxime in der zwischenmenschlichen Beziehung. Sie setzt sich beispielsweise über Not und Elend, aber auch über Ungerechtigkeit, Recht und Unrecht, wie auch über Schuld und Treulosigkeit hinweg. Sie ist die Grundlage für Vergebung und sie geht deutlich darüber hinaus: Sie gebietet nicht nur, zu vergeben, sondern sie gebietet auch, aus Liebe aktiv zu werden, aus Liebe zu handeln. Christsein ist aktives Handeln.
Jesus formt für die Jünger ein Gebot daraus. Er bringt es auf eine sehr kurze Formel (Evangelium des Lukas, 6, 36):
6 36»Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist.«
Es ist eine sehr einfache Aussage. Sie lässt sich leicht einprägen. Und doch ist sie unglaublich schwer zu verstehen. Es ist noch sehr viel schwerer, sie umzusetzen!
Mit »Vater« meint Jesus in diesem Gebot »Gott«. Gott ist barmherzig. Das ist vielfach im Alten Testament belegt und jeder kann es in seinem eigenen Leben sehr leicht selbst nachvollziehen.
Jesus verwendet den Begriff »Vater« an dieser Stelle absichtlich. Dahinter verbirgt sich das Bild einer sehr normalen Vater-Kind-Beziehung: Ein Vater wird zu seinem Kind stehen. Er wird es lieben und er wird ihm so manche Verfehlung nachsehen, auch dann, wenn das Kind sogar gegen die Gebote und Anweisungen des eigenen Vaters grob und vorsätzlich verstoßen hat. Dann nämlich passiert etwas sehr Natürliches, etwas Gottgegebenes im Vater: Die Enttäuschung darüber führt zu einem elenden Gefühl (lat: miseria) im Herzen. Sie erfüllt das Herz des Vaters völlig (lat: cordi esse). Er wird nun entgegen aller Rationalität, entgegen seiner eigenen Gerechtigkeitsvorstellung eine Herzensentscheidung treffen: Er handelt aus Barmherzigkeit (lat: misericordia).
Die Barmherzigkeit des Herrn (Misericordias Domini) uns und unseren Mitmenschen gegenüber sollte uns immer bewusst sein! Barmherzigkeit sollte eine Maxime unseres Handelns sein oder werden.
König David hatte an anderer Stelle die Barmherzigkeit Gottes auf eindrückliche Weise in einem Liedtext beschrieben. In diesem Lied erzählt David von seiner großen Dankbarkeit und von seinem Vertrauen in die Führung Gottes. Er benutzt die Metapher eines guten Hirten, um seine Beziehung zu Gott zu beschreiben, die allein auf der Barmherzigkeit Gottes gründet (Psalm 23):
23 1 Ein Lied Davids.
Gott ist mein Hirte, ich leide keine Not.
2 Auf grünender Weide lässt er mich lagern.
Er führt mich an das Wasser der Ruhe.
3 Ruhe und Erfrischung spendet er meiner Seele.
Er leitet mich auf dem rechten Pfad, getreu seinem Namen.
4 Und muss ich auch wandern im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir.
Dein Stock und Dein Hirtenstab, sie geben mir Zuversicht.
5 Du hast mir einen Tisch bereitet vor den Augen der Feinde.
Du salbtest mein Haupt mit Öl,
mein Becher ist gefüllt bis zum Rand.
6 Es geleiten mich Deine Barmherzigkeit und Deine Güte durch alle Tage des Lebens.
Und wohnen darf ich im Hause Gottes für immer und ewig.
König David beschreibt mit wenigen Beispielen, warum er zu diesem Credo kommt: Es geleiten mich Deine Barmherzigkeit und Deine Güte durch alle Tage des Lebens.
Er verliert kein Wort darüber, ob er all diese Vorteile verdient hat, oder nicht.
Den vollständigen Psalm 23 aus Luthers Biblia von 1545 finden Sie hier:
Der gute Hirte
Der vollständige Psalm 23 aus der Lutherbibel von 1545 mit Worterklärungen aus dem Wörterbuch »Luther-Deutsch«.
Der Psalm 23 und das Motiv des guten Hirten bestimmen die Inhalte des Sonntags Miserikordias Domini. Doch wie passt das zu den Themen der Osterzeit? Geht es nicht um Vergebung der Sünden, um Auferstehung und um das Warten auf die Aussendung des Heiligen Geistes? Ja, es geht aber auch darum, zu erkennen, dass ein wesentliches Motiv für die Osterereignisse in der Barmherzigkeit Gottes zu finden ist.
Die Barmherzigkeit Gottes , die sich durch das gesamte Alte Testament zieht, findet ihren Höhepunkt im Sühneopfer Jesu.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.