Gibt es einen Gott?

Gedanken zwischen Glauben und Wissen

Gedankenpause

Gedankenpause

 

Gibt es einen Gott?

Gedanken zwischen Glauben und Wissen

 

 

Ich bin Jahwe, Dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben als mich. (Deutsch)

Die wissenschaftlichen Beweise fehlen, und so ist dies eine Glaubensfrage, womit der Streit auch schon vorprogrammiert ist.

Wie oft wird ger­ne zitiert: »Glauben heißt nicht Wissen!« Diese Aussage wird vorgeschoben, um sich auf eine sehr bequeme Position zu­rück­zu­ziehen, die das Nachdenken über Glau­bens­fra­gen erübrigt. Leider wird gleichzeitig denen, die über solche Fra­gen nachdenken oder für die Glauben Le­bens­in­halt ist, manchmal unbewusst und manch­mal absichtlich eine gewisse Dummheit un­ter­stellt. Das erschwert jede konstruktive Dis­kus­sion.

 

Erkenntnis im Wandel

Wissen – das impliziert den wissenschaftlichen Beweis. Und der Beweis fehlt in Glau­bens­fra­gen. Wenn dieses Argument herangezogen wird, dann wird in der Diskussion allerdings übersehen, dass es der Wissenschaft bis heute nicht gelungen ist, alle wissenschaftlichen Annahmen und alle natürlichen Phänomene zu beweisen. Viele Beweise fehlen. Manche ehemals gültigen Beweise haben sich als falsch erwiesen. Etliche längst be­wie­se­ne Er­kennt­nis­se wer­den durch neuere Forschungen fortlaufend revidiert.

Wissenschaftliche Erkenntnis befindet sich in einem Prozess, der sich ständig wei­ter­ent­wi­ckelt und verändert. Das ist gut so! Es wäre dumm – wenn nicht sogar an­maßend! –, an­zu­neh­men, dass unser heutiger Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse uns, unsere Welt und unser Weltbild hinreichend beschreibt. Wir würden nicht nur die Diskussion über Glau­bens­fra­gen verweigern müssen, wir würden dann auch uns und künftigen Generationen die Fä­hig­keit und die Erlaubnis absprechen, sich und ihr Wissen weiter zu entwickeln.

 

Ich bin Jahwe, Dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben als mich. (Altgriechisch)

Anregungen zum Nachdenken

Wie können wir nun diese Frage angehen? Sind Sie ein gläubiger Mensch? Ein Christ, ein Jude oder ein Moslem? Glauben Sie an Gott? Suchen Sie Bestätigung? Oder nagt der Zweifel in Ihnen? Sind Sie ein Atheist?

Welche Antwort erwarten Sie? Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen Recht machen kann. Ich will deswegen indirekt ant­wor­ten mit einem Beispiel, das Ihnen vertraut ist. Ich möch­te ei­ne Parallele ziehen zu et­was, von dem sie ver­mut­lich glau­ben, es zu ken­nen.

Doch so viel vorweg: Ich kann die Frage für Sie nicht abschließend beantworten. Ich kann Ihnen nur et­was mitgeben, das zum Denken anregen mag.

 

Gott und die Software des Lebens – oder: Was wissen Sie über Software?

Sie wissen doch, was Software ist, oder? Wirklich? – Glauben Sie mir: Sie wissen es nicht! Das mit der Software ist eine merkwürdige Geschichte: Da ist et­was fester Bestandteil unseres Lebens ge­wor­den – wir alle sind inzwischen im Alltag dieser Sache vollkommen ausgeliefert! – und niemand weiß, was es ist.

 

Software existiert nicht

Fakt ist: Software existiert nicht! – Jedenfalls nicht so, wie Sie denken mögen. Fest steht: Sie lässt sich nicht wiegen, sie hat keine Länge, keine Breite und keine Höhe. Sie ist demnach kein materieller Körper, der Teil unserer dreidimensionalen Welt ist. Sie kann mit den Sinnen nicht wahrgenommen wer­den. Sie lässt sich nicht anfassen, nicht sehen, nicht riechen, nicht schmecken und man hört sie nicht.

»Aber ich habe doch die Software gekauft und ich habe sogar selbst Software auf eine CD und auf einen USB-Stick kopiert!«, wer­den Sie vielleicht entgegnen. Ja und nein.

Wo ist sie denn nun, diese Software?, frage ich Sie!

Was Sie haben, ist eine CD. Betrachten wir einmal die CD: Der Brenner hat keine Software darauf geschrieben. Er hat vielmehr auf der CD in eine extra dafür vorbereitete Schicht regelmäßig in Spuren mittels Laser mehr oder weniger längliche Vertiefungen gebrannt. Die können sichtbar gemacht wer­den. Unzählige, längliche, eingebrannte Strukturen, fein säuberlich hintereinander, Spur für Spur. Das sind Informationen, mit denen nur ein kompatibles CD-ROM-Laufwerk et­was anfangen kann: Es tastet diese Vertiefungen mit seinem Laser ab und erzeugt daraus Signale, mit denen eine andere, dafür bestimmte Software auf komplizierten Wegen mit Hilfe von Prozessoren und Controllern wieder et­was in Gang setzen kann, das wir Software nennen. Glauben Sie mir: Auf Ihrer CD ist keine Software!

 

Ich bin Jahwe, Dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben als mich. (Lateinisch)

Auswirkungen lassen sich beobachten

Wir wissen aber, dass die Software da ist, denn wir können ihre Auswirkungen beobachten. Richtig. Aber das ist es auch schon. Und zwar nur das: Aus­wir­kun­gen lassen sich beobachten! Das allerdings ist ei­ne sehr wich­ti­ge Erkenntnis! Das sollten Sie sich merken!

Die Existenz von Software lässt sich nur durch ihre Ak­ti­vi­tät zur Laufzeit feststellen!

Laden wir beispielsweise in einen Computer ein be­stimm­tes Programm, wird die Software bestimmte Re­ak­ti­o­nen des Computers auslösen: Auf dem Bild­schirm er­schei­nen Bilder, Grafiken und Daten. Verantwortlich ist die­se spe­zi­elle Software – das wissen wir und nehmen deshalb an, dass das, was wir sehen, die Software sei.

Doch das ist falsch! Das sind ihre Auswirkungen. Das sind unter anderem der auf die Farb­mas­ke des Monitors ausgerichtete Elektronenstrahl der Bildröhre oder LCDs, die auf dem Mo­ni­tor aufleuchten. Erst sie machen Bilder auf Monitoren sichtbar.

Die Software bewirkt zwar ursächlich die Ausrichtung des Elektronenstrahls oder das Leuch­ten der LCDs, doch wo ist sie? In der CPU? Im Speicher des Systems? Ja und nein – sie muss da sein! –, doch selbst, wenn Sie den Hauptprozessor und alle Speicher-Chips Ihres Com­pu­ters aufbrächen: Sie würden keine Software finden. Tun Sie es bitte nicht!

 

Programme sind keine Software

Befragen wir doch Fachleute: die Programmierer beispielsweise! Aber die ken­nen Soft­wa­re auch nicht. Programmierer ken­nen Programme. Und die lie­ben sie. Sie schrei­ben sie in einer speziell dafür erfundenen, eigentümlichen Sprache – die übrigens kein Com­pu­ter versteht! – und sie befinden sich während des Schreibens und Programmierens ganz weit entfernt von jeder Software.

Erst, wenn diese Programme anderen Programmen zur Verarbeitung übergeben wer­den, wenn durch bestimmte Verfahren der Programmübersetzung mit Hilfe von Interpretern, Compilern und Assemblierern gearbeitet wird, dann wird aus diesen Programmen Software – der Stoff, der Maschinen Leben einhaucht.

 

Ich bin Jahwe, Dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben als mich. (Hebräisch)

Software – ein energetischer Zustand

Wenn Software keine Materie ist, dann kann sie phy­si­ka­lisch betrachtet nur Antimaterie oder Ener­gie sein. Und obwohl sich manch ein Programm schon ins Nichts verabschiedet hat, ist Software sicher kei­ne Anti­ma­terie.

Software ist vielmehr ein flüchtiger, energetischer Zu­stand, der sich nach bestimmten Regeln konzipieren und variieren lässt und sich ständig ändert. Regeln, die die Ingenieure beherrschen, die Compiler und Assem­blierer für Programmierer bauen.

Diese Ingenieure arbeiten an der Grenzschicht zwi­schen Programm und Software. Aber auch sie sind nie­mals durch diese Grenz­schicht hindurch gestoßen.

Software ist also Energie. Jedoch ist diese Energie äußerst gering. Maschinen können sie nicht direkt nutzen. Deshalb wird die Energie mit Hilfe zahlloser Schalter und Verstärker nutzbar gemacht, also mit winzigen, komplizierten Transistorengeflechten, die millionenfach auf jeden Computer-Prozessor gebrannt sind, und mit Steuereinheiten, die geeignet sind, bestimmte Geräte anzutreiben, wie beispielsweise Grafikkarten für Monitore. So lassen sich die energetischen Zustände der Software auswerten, um Maschinen Arbeitsbefehle zu erteilen.

Ein PC-Prozessor reagiert ebenso auf Befehle aus der Software wie ein Chip im Handy, im Auto oder in der Armbanduhr.

Die Prozessoren arbeiten stur Anweisungen ab, die ihnen zu bestimmten Energiemustern der Software vorgegeben sind. Sie tasten diese Muster ab, verarbeiten sie und senden daraufhin definierte Signale an die vorgesehenen Peripheriegeräte: Drucker beginnen zu drucken, Monitore zeigen Bilder, Uhren ticken, Fräsköpfe fressen sich durch Stahl usw., usw. Ohne Software sind all diese Prozessoren, Speicher, Chips und CPUs nur eine funktionslose Masse aus Silizium, Plastik und Gold. So weit, so gut.

Sie sind aber immer noch sicher, dass es Software gibt, oder? Gut so.

 

Biologische Maschinen brauchen Software

Lange, bevor die ersten Maschinen oder elektronischen Geräte erfunden wurden, gab es bereits Hochleistungssysteme auf biologischer Basis: Pflanzen, Tiere und Menschen.

Zwar sind die Baumaterialien dieser Systeme grundsätzlich von denen moderner Ma­schi­nen und Geräte zu unterscheiden, aber sie sind wie bei diesen so zusammengestellt, dass das Gesamtsystem bestimmten Zwecken dient. – Und: Sie brauchen Software!

 

Was ist Leben?

Wissen Sie, was Leben ist? Bewegen Sie doch mal Ihren rechten Zeigefinger. – Warum hat das wohl funktioniert? Was denken Sie? Etwa weil Ihr Gehirn über Ner­ven­bah­nen den Muskeln Impulse zuführte? Weil Muskeln reagierten, die mit Sehnen über Ge­len­ke geleitet sind und Blut die nötige Energie lieferte? – Ich gebe zu: Dies ist stark ver­ein­facht dargestellt, aber ein hinreichendes Bild, das uns Laien zum Verständnis eines hoch­kom­ple­xen Vorgangs genügen mag.

Aber dieses vereinfachte Bild ist grundlegend falsch! Das ist ebenso falsch, als würde behauptet wer­den, in einem Computer sorgten der Prozessor, der Datenbus, die Grafikkarte, der Monitor und et­was Strom für ein Bild auf dem Bildschirm. Das alles sind nur die nötigen physikalischen und technischen Komponenten, um die ausgewerteten energetischen Zustände, die Software, umzusetzen, die ursächlich für das Bild sorgen. Muskeln, Sehnen, Blut, Nervenbahnen und Impulse sind die biologischen Komponenten, die es braucht, um umzusetzen, was et­was Unbekanntes ursächlich ausgelöst hat.

Warum also hat sich Ihr Zeigefinger bewegt? Weil Sie es so wollten? Stimmt! Aber das hieße ja, Ihr Wille ist in der Lage – übertragen wir das einmal auf die Funktionsweise eines Computers! – eine Art »Programm« zu schreiben, das irgendwie durch irgendwelche »Compiler« und »Assemblierer« in energetische, biologische oder chemische Zustände gewandelt wird. Es durchläuft zahllose »Schalter«- und »Transistorengeflechte« im Gehirn, und seine energetischen, biologischen oder chemischen Muster regen an, dass die »Steuereinheiten« bestimmter »Peripheriegeräte« im Gehirn aktiviert wer­den und Signale über Leitungen laufen. Letztendlich krümmt sich der Finger.

 

Dann bildete Jahwe Gott den Menschen aus Staub vom Erdboden und blies in seine Nase einen Lebenshauch. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.

Die Software des Lebens

Befragen wir dazu Mediziner, wer­den sie zugeben, dass ihnen die Verfahren und Abläufe im men­sch­li­chen Körper bekannt sind, und dass sie fast alle nötigen Komponenten ken­nen. Nur eine ken­nen sie nicht: die »Software« dahinter, die Software des Lebens. Sie ist bis heute unbekannt.

Fällt ein Mensch ins Koma oder stirbt er gar, sind wäh­rend des Komas und kurz nach Eintritt des Todes immer noch alle Komponenten vorhanden, nur scheint es, als fehle eine einzige Komponente: ein Stück des Lebens oder das Leben selbst.

Niemand kann konkret beschreiben, was das fehlende Element ist. Gehirn, Nervenbahnen, Botenstoffe, En­zy­me, Hormone, Sauerstoff, Blut, Muskeln und Seh­nen – alles noch da! –, aber sie genügen nicht, um einen Finger zu krümmen.

Dieser »Lebenshauch«, die Software des Lebens, muss da sein. Wir erleben ja täglich ihre Auswirkungen!

Wissenschaftler forschen danach und sie untersuchen den Ort, der maßgeblich in Frage kommt wie bei einem PC die CPU mit angeschlossenem Hauptspeicher: das Gehirn. Sie durchleuchten und sezieren, sie messen Ströme und grenzen Areale ein. Ergebnislos. Die Software »Leben« haben sie bisher nicht gefunden. Es ist wohl eine Art flüchtiger, energetischer Zustand, der sich ständig ändert und nicht eingefangen wer­den kann.

Könnten Ingenieure diese Software in lebenden Körpern ausfindig machen, extrahieren, zu einem Programm dekompilieren, exportieren, wieder importieren und neu kompilieren – so, wie man Software von einem Computer zum anderen überträgt! –, dann wäre es möglich, toten Körpern Leben einzuhauchen. – Eine Idee, mit der sich die Menschen in unterschiedlichen Varianten schon seit den alten Ägyptern beschäftigen, die im Mittelalter große Forscher umtrieb, die zu hässlichen Experimenten verführte, und die bis heute von Wissenschaftlern ernsthaft verfolgt wird.

Aber was hat das alles mit der einleitenden Fragestellung zu tun: Gibt es einen Gott?

 

Die energetische Kraft Gottes

Nun, die Religionen dieser Welt behaupten, es gibt eine Art energetischer Kraft, die Pflanzen, Tiere und Menschen beeinflussen oder steuern kann. Manchmal nennen sie diese Macht Gott, manchmal Herr, Vater, Jahwe, Jehova, Adonai, Allah oder sonst wie. Sie ist et­was, was existiert, aber nicht mit den Sinnen wahrgenommen, nicht gewogen und nicht gemessen wer­den kann. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Menschen behaupten felsenfest, Reaktionen auf diese energetische Macht waren und wer­den in ihrem Umfeld gesehen und erkannt. Die Auswirkungen wer­den beobachtet. Nur die Auswirkungen! Wie bei der Software, oder?

Niedergeschrieben wurden solche Erlebnisse beispielsweise in der Bibel, in der Thora und im Koran. Denken Sie nun bitte nicht, dass unsere Vorfahren, die solche Geschichten erzählt und solche Schriften geschrieben haben, ahnungslose, abergläubische und ungebildete Dilettanten oder gar blöd waren. Im Gegenteil: Historiker sind immer wieder fasziniert davon, wie klug und hochgebildet sie gewesen sein mussten und welch gute Beobachter unter ihnen lebten. So nebenbei: 200 Jahre Aufklärung und Humanismus haben uns zwar aus einem finsteren Mittelalter herausgeführt, konnten uns aber bis heute nicht helfen, den Menschen klüger zu machen. Wissender ja, aber nicht klüger. Doch das ist eine andere Geschichte ...

 

Am Tage, da Gott Adam schuf, machte er ihn Gott ähnlich. Als Mann und Frau schuf er sie und gab ihnen den Namen Mensch.

Von der göttlichen Kompatibilität

Wie soll man sich das nun vorstellen, diese Sache mit »Gott«? Ging Gott also einfach so auf der Erde spazieren? Wer weiß? – Wenn wir der Bibel vertrauen: durchaus! Dann tat er es in einer per­so­ni­fi­zier­ten Form. Aber wenn er ein körperliches Lebewesen ist, wie kann er dann in brennenden Büschen erscheinen, durch den Mund der Propheten reden, oder all­ge­gen­wärtig sein?

Der Begriff Gott umfasst mehr als nur ein körperliches Wesen. Das jedenfalls beschreiben die Autoren der biblischen Texte so. Es handelt sich um et­was, was ich energetische Kraft genannt habe. Was genau wir darunter verstehen sollen, wird uns der Evangelist Johannes weiter unten erklären.

Bis dahin: Lässt sich die göttliche Kraft mit Software vergleichen? Versuchen wir es, bisher sind die Parallelen ausreichend groß.

Was ist Software ohne Computer? Auch diese göttliche Macht, die energetische Kraft Gottes, muss sich wie ein Software-Programm in ein geeignetes – also in ein kompatibles! – Medium bewegen, dessen Komponenten steuerbar sind.

Software läuft nur auf Computern und mit Geräten, für die sie geschaffen wurde. Umgekehrt gilt das Gleiche: Computer wer­den so hergestellt, dass bestimmte Software auf ihnen funktioniert. Sie wer­den nach dem Bauplan eines Prototypen gefertigt, der in den wesentlichen Elementen die Voraussetzung für die Software erfüllt. Mit anderen Worten: Computer, auf denen die gleiche Software laufen soll, müssen in den wesentlichen Komponenten identisch sein. Unabhängig davon, wer sie hergestellt hat, wie sie aussehen und welche speziellen Zusatzteile womöglich verbaut wurden.

Der altertümliche Begriff des Ebenbildes impliziert diese Kompatibilität: Der Mensch als Ebenbild Gottes, Gott ähnlich, ist seit Jahrtausenden ein grundlegender religiöser Gedanke, der oft auf alle Lebewesen ausgedehnt wird: Gott funktioniert als Prototyp, nach dessen Bauplan in der Schöpfung die wesentlichen Merkmale für die Funktion »Leben« bei Pflanzen, Tieren und Menschen entwickelt sind.

Im übertragenen Sinn sind lebende Organismen also kompatible Medien für die Software »Gott« – oder wie immer Sie sie auch nennen wollen. So ist es möglich, dass Gott in einem brennenden Dornbusch erschien, dass er durch die Propheten redete, dass er in Jesus Christus Fleisch wurde.

 

Gott – die Software des Lebens?

Ist Gott, als »energetische Kraft« verstanden, also so et­was wie eine spezielle Software des Lebens? Eine Art Zusatzprogramm? Oder eine bestimmte Funktion darin? Sollten wir Gott womöglich als die Software des Lebens selbst, das Master-Control-Program, das »Be­triebs­system« verstehen? Vielleicht. Das theologische Verständnis der Bibelautoren gibt dazu ausreichend Anlass. Wie genau hier Zuordnungen und Abgrenzungen zu treffen sind, da­r­ü­ber muss an anderer Stelle diskutiert wer­den. Welche Prioritäten wir unseren psy­chi­schen »Software-Funktionen« einräumen – bewusst und unbewusst! –, das dis­ku­tie­ren bei­spiels­weise die Psychoanalytiker.

Jedenfalls kann mit diesem Modell erklärt wer­den, warum wir es alle haben, und warum es bei dem einen stärker und bei anderen schwächer in Erscheinung tritt.

 

Gedanken über das Unfassbare

Was nun? Überdenken Sie es! Es lässt sich nicht ernsthaft behaupten, es gibt keinen Gott. Wir ken­nen doch noch nicht einmal die Software-Programme, die gerade eben in unseren PCs da unter dem Schreibtisch laufen – wollen wir deshalb ihre Existenz be­strei­ten? Wir tun es wohlweislich nicht!

Vielleicht haben Sie selbst die Auswirkungen göttlicher Energie, der Existenz Gottes, noch nicht bewusst erkennen, sehen oder spüren können. Ebenso wenig, wie Sie die Auswirkungen von Computer-Software sehen könnten, wenn Sie keinen Monitor hätten. Doch wenn über merkwürdig klingende Begriffe erzählt wird wie Anwendungen, Games, Viren, Trojaner und Downloads, dann nicken auch Sie wissend – es geht um Software!

Dieses oftmals sehr oberflächliche, rudimentäre Wissen genügt Ihnen, und Sie glauben nicht nur, Sie sind überzeugt davon, dass es Software gibt. Obwohl Sie noch nie Software ge­se­hen haben und obwohl sich deren Existenz immer nur indirekt, anhand der Aus­wir­kun­gen, beweisen lässt.

Es mag sein, dass manche Menschen in der Lage sind, bestimmte Auswirkungen der Software »Gott« deutlich zu erkennen, und einige Menschen sogar gelernt haben, sie aktiv ein­zu­setzen.

 

Bedeutet Glauben tatsächlich »nicht Wissen«?

Gläubige wissen, dass es Gott gibt. Der Begriff Glauben in Religion und Theologie meint nicht: Es könnte sein, dass es so ist, ich weiß es nicht genau, aber halte mich daran fest! Er bezeichnet das religiöse Grundgerüst, das Gedankenmodell, in dem dieses Wissen um Gott wahr ist.

Wie in wissenschaftlichen Disziplinen, so bedient man sich auch im Glauben bestimmter Axiome und Theoreme, also bestimmter Annahmen und Lehrsätze, deren Richtigkeit nur durch die fehlerfreie Beweisführung für auf sie aufbauende Erkenntnisse bestätigt wird. Selbstverständlich dürfen diese Annahmen und Lehrsätze nicht im Widerspruch zu Er­kennt­nis­sen anderer Disziplinen stehen.

Interessant ist: Bis heute ist es niemanden gelungen, zu beweisen, dass eine Existenz Got­tes im Widerspruch zu den Erkenntnissen der Naturwissenschaften stünde.

 

Glauben ist nicht glauben

Das Wort glauben hat im religiösen Kontext also eine völlig andere Bedeutung als im herkömmlichen Sprachgebrauch. Es sind zwei verschiedene Wörter. Wer »Glauben heißt nicht Wissen!« als Antwort auf religiösen Glauben verwendet, der weiß das nicht! Man sollte ihm besser nicht glauben.

 

Schöpfung und Evolution

Solche grundlegenden Lehren des Glaubens, die weder bewiesen noch bestritten wer­den können, sind beispielsweise die Schöpfungsgeschichten. Wissenschaftlich steht ihnen scheinbar als Kontrapunkt die Evolutionstheorie gegenüber. Kritiker führen sie besonders gern als Beweis für die Unsinnigkeit religiösen Glaubens an.

Die Evolutionstheorie ant­wor­tet aber gerade an den Stellen, an denen es interessant wird, nur mit vage formulierten, oberflächlichen und abgeleiteten Argumenten, nicht, wie der Laie es vermuten mag, mit Beweisen. Viele Glieder in der Evolutionskette fehlen.

So gibt es beispielsweise in der Entwicklungsgeschichte des Menschen den Schimpansen und dann den Menschen. Der Schritt vom Affen zum Menschen ist nur eine dünne Linie auf einem Blatt Papier. Sie beruht auf einer unbewiesenen Annahme, abgeleitet aus der sehr hohen genetischen Übereinstimmung beider Lebewesen. Diese Übereinstimmung wird offiziell mit ca. 98,5% angegeben. Aber auch das ist innerhalb der Evolutionstheorie nicht einmal ein Indizienbeweis. Die Linie hat bis heute nur deshalb ihre Berechtigung, weil sie in das Bild passt – also nicht gegen die übrigen Annahmen und Beweise im Bild spricht.

Trotzdem könnte es sein, dass künftige Wissenschaftler zu ganz anderen Ergebnissen gelangen wer­den. Nicht vergessen wer­den darf zudem, dass auch die genetische Homologie des Menschen zu anderen Lebewesen sehr hoch ist, was eigentlich kaum ver­wun­dert. Der grund­le­gende Bauplan für Lebewesen auf der Erde ist weitgehend identisch. Diese Erkenntnis ist sehr wichtig!

Je nachdem, welche Betrachtungen angestellt wer­den, erreichen auch Hausschweine eine genetische Übereinstimmung von über 90% mit dem Menschen. Nur: Wer kann sich ein Hausschwein als nahen Vorfahren in der Evolutionskette vorstellen? Beim Schimpansen treffen die hohe Übereinstimmung und das menschenähnliche Äußere aufeinander, um für die Annahme zu argumentieren. Die Voraussetzungen für Mutationen, die Affen zu Menschen wer­den lassen, scheinen ideal zu sein.

Interessant ist allerdings, dass sich diese möglichen Mutationen in der Geschichte der Welt offensichtlich nicht wiederholt haben und sich auch bis heute in Forschungslabors nicht provozieren lassen. Womöglich fand sie nie statt! Der Beweis dafür steht aus. Es fehlt das beweisende Verbindungselement, der echte Link zwischen Mensch und Schimpanse, der die hauchdünne Bleistiftlinie zwischen beiden Lebewesen druckfähig macht. Wissenschaftler auf der ganzen Welt suchen fieberhaft diesen »Missing Link«. Die Beziehung Schimpanse – Mensch ist bis heute eine rein theoretische. Hätten sie das gedacht?

Uns ist klar, dass die Betrachtungen der Übereinstimmungen komplexe Wech­sel­wir­kun­gen von Genen, Basen und Proteinen umfassen müssen, dass weitere Faktoren eine Rolle spielen und dass einfache Auszählungen übereinstimmender Gene nicht genügen. Die Un­ter­su­chung der genetischen Übereinstimmung des Menschen mit dem Schimpansen hat gerade erst begonnen und ist längst nicht abgeschlossen.

Umgangssprachlich kann man es so formulieren: Die heutigen Wissenschaftler glauben daran, dass es sich so entwickelt hat. Sie wissen es allerdings nicht!

 

Wie entstand das Leben?

Insbesondere das erste Glied in der Evolutionskette fehlt: Wie entstand das, was wir Leben nennen? Es wurde lange Zeit behauptet, es genügten einige wenige »Bausteine des Le­bens« um, in günstiger Konstellation verbunden, unter bestimmten Bedingungen von Temperaturen, Drücken, chemischen Zusammensetzungen der Atmosphäre und der Ur­meere, mit Hilfe des Lichts usw. Leben entstehen zu lassen.

Leben könne also im Labor erzeugt wer­den. Kann es das? Nein. Tatsächlich beschreiben Theorien, die diesem Ansatz folgen, die nötigen Zutaten. Soweit gut und richtig. Aber: Diese Zutaten, selbst in idealer Kombination unter besten Bedingungen vereinigt, genügen eben nicht, um aktives, selbsttätiges Leben zu erzeugen. Das haben wir weiter oben bereits bei Computern gesehen, das erleben wir täglich, wenn Lebewesen sterben, egal, ob es Pflanzen, Tiere oder Menschen sind: Alles da, die Umweltbedingen haben sich nicht geändert und sind wohl optimal. Aber nichts lebt mehr. Selbst vor Intensivstationen in Krankenhäusern, wo die Lebensbedingungen nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und mit Hightech-Geräten extrem optimiert wer­den, macht der Tod nicht halt.

Woran liegt das? Nun, »Leben« ist kein chemisches Element, kein materieller Baustein. Wie aus Chemie und Physik dann Biologie wer­den kann, ist völlig unklar.

Heutige Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass die Bedingungen in der frühen Zeit unseres Planeten Erde, nie die Voraussetzungen geschaffen hatten, um überhaupt die nötigen Bestandteile für lebende Organismen bereitzustellen. Sie freunden sich mehr und mehr mit der Idee an, dass die Erde von außen, aus dem All, mit den nötigen Aminosäuren und anderen Zutaten »geimpft« wurde. Womöglich ist gar das Leben an sich, das, was aus toter Masse ein Lebewesen machen kann, von außen auf die Erde gebracht wor­den. Womöglich ist das erste Bakterium, dass auf der Erde ausreichende Lebensbedingungen fand, um sich zu vermehren, aus dem All gekommen.

Neuere Erkenntnisse über die Erdgeschichte, über das Universum und über Lebensbedingungen an beiden Orten, lassen die Geschichte von der »Ursuppe«, in der es plötzlich (weil unerklärlich) Plopp machte und sich das erste Bakterium bewegte, zweifelhaft erscheinen. Die Entstehung von Lebewesen aus anorganischen und organischen Stoffen durch Abiogenese in der Frühzeit der Erde ist nicht bewiesen, man nimmt es an, aber es wird mehr und mehr fraglich.

 

Sind die Schöpfungsgeschichten unglaubwürdig?

Der Beginn des Lebens und die Evolution das sind genau die Stellen, in denen die Schöpfungsgeschichten sehr konkret wer­den, wenn auch die Art und Weise, wie die Schöpfungsgeschichten die Vorgänge beschreiben, uns auf den ersten Blick hin keineswegs wissenschaftlich fundiert genug erscheinen, um glaubhaft zu sein.

Aber kommt es wirklich darauf an, dass jedes Detail einer Geschichte stimmen musss? Auch die Geschichte »Evolutiontheorie« hat Lücken und stützt sich an manchen Stellen auf unerklärbare oder fragwürde Thesen. Ist sie deshalb im Ganzen unglaubwürdigig? Grund­sätz­lich: Nein! Die Lücken und fragwürdigen Stellen geben Anlass, für die Suche nach neuen Antworten im wissenschaftlichen Vorgehen. Und das ist gut so!

Evolutionstheorie und Schöpfungsgeschichten überlappen und ergänzen sich an vielen Stellen gegenseitig. Sie stehen keineswegs per se im Widerspruch, wenn auch die Schöpfungs­ge­schichten verständlicherweise mit einer Bildersprache für die Menschen ihrer Zeit aufwarten, die nur sehr schwer zu verstehen ist, und die sehr vorsichtig interpretiert wer­den muss. Ihre Lücken und fragwürdigen Stellen, sollten Anlass sein, um neue Antworten im Modell »Glauben« zu suchen im wissenschaftlich-theologischen Vorgehen. Auch hier darf die Zeit nicht stehen bleiben.

Doch die Bedingungen dafür sind äußerst schlecht. Wer die biblischen Geschichten als »Wort Gottes« versteht und somit zu einer dogmatischen Unumstößlichkeit erhebt, entzieht sich jeder Diskussion, jeder Suche nach neuen Antworten und jeder Forschung. Dies ist weder den Schöpfungsgeschichten noch den Menschen dienlich, die an Got­tes Wort glauben.

Theologen haben definitiv nicht die Aufgabe, überkommene Lehren und Dogmen zu verteidigen. Sie müssen vielmehr Antworten finden und formulieren, die innerhalb des Modells »Glauben« in ein heutiges Weltbild passen und den Menschen hinreichend genügen. Genauso, wie es alle biblischen Autoren immer praktiziert hatten. Dies ist auch ein Grund dafür, warum es gleich am Anfang der Bibel zwei unterschiedliche Schöpfungsberichte gibt.

Womöglich liegt die Kritik der Wissenschaft an den Schöpfungsgeschichten vor allem in der Sturheit begründet, mit der Kirche und Religion die Schöpfungsgeschichten wort­wört­lich interpretiert haben möchten. Diese Kritik ist berechtigt, wobei es weniger um Inhalte als vielmehr um Interpretation und Auslegung geht.

 

Die Bibel verstehen

Bibeltexte sind schwierig. Den Menschen der damaligen Zeit fehlte es selbstverständlich am nötigen Wissen, um bestimmte Sachverhalte so ausdrücken, dass wir sie heute mit unserem Wissen leicht verstehen. Trotzdem haben sie Wege gefunden, den Menschen ihrer Zeit hoch komplexe, schwierige Themen verständlich nahezubringen. Uns dagegen fehlt es am Lebens- und Erfahrungshintergrund der damaligen Menschen, um die biblischen Texte unverfälscht zu verstehen. Das sind jedoch keine Gründe, die Beschreibungen der Bibelautoren als unglaubwürdig abzutun.

Die ältesten Handschriften biblischer Texte liegen uns in hebräischer, altgriechischer und lateinischer Sprache vor. Deutsche und anderssprachige Bibelausgaben gibt es erst seit dem 16. Jahrhundert.

Sieht man einmal vom kulturellen, regionalen und zeitgemäßen Kontext ab, in dem die Texte entstanden sind, ist es immer noch unglaublich schwer, Bibeltexte an den Sprachgebrauch der Gegenwart ihrer Leser anzupassen. Allein der Sprachgebrauch verändert sich rasant, von anderen gesellschaftlichen Veränderungen, die unser Verstehen beeinflussen, ganz zu schweigen. Neue Übersetzungen müssen entstehen, ohne sich von den ursprünglichen Aussagen zu entfernen. Das gelingt verständlicherweise nicht oft und hinkt zwangsweise der Zeit hinterher. Kein Wunder, wenn Bibeltexte auf Unverständnis stoßen – im wahrsten Sinne des Wortes!

 

Die Idee im Experiment

Wagen wir es! Versuchen wir einmal eine Anpassung eines Bibeltextes aus dem Johannes-Evangelium an unseren hier diskutierten Vergleich der göttlichen Macht mit der Software des Lebens.

Wir wissen zwar noch nicht genau, was diese Software des Lebens ist, aber wir haben inzwischen eine vage Idee davon. Hält diese Idee den Texten des Evangelisten stand? In Johannes 1,1ff. heißt es:

»Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch Es ge­wor­den, und ohne Es ist nichts ge­wor­den. Was ge­wor­den ist – in ihm war das Leben.«

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch Es ge­wor­den. Und ohne Es ist nichts ge­wor­den. Was ge­wor­den ist - in ihm war das Leben.

Wechseln wir nun einige wenige Wörter aus und glätten den Text geringfügig:

»Im Anfang war die Software des Lebens, und die Software des Lebens war bei Gott, und Gott war die Software des Lebens. So war das anfangs mit Gott. Alles ist durch die Software des Lebens ge­wor­den, und ohne die Software des Lebens ist nichts ge­wor­den. Was (mit Hilfe der Software des Lebens) entstanden ist – in dem war Leben.«

Richtig: theologisch nicht perfekt. Auch die Wortwahl ist nicht perfekt, sie ist schlicht unserem Vergleich angelehnt. Nur darum ging es.

Sie können anstelle des Ausdrucks Software des Lebens für die Begriffe »Wort« und »es« auch überall den Ausdruck Lebenshauch einsetzen, oder einfach mal das Wort Leben ausprobieren. Es entstehen die gleichen Aussagen, die aber an anderen Erfahrungs- und Wissenshintergründen in unserem Gehirn andocken und womöglich das Verständnis dieses theologisch sehr schwierigen Textes noch einmal erleichtern. Aber das ist nicht wichtig.

 

Das Gottesbild im Einklang mit der Wissenschaft

Wichtig ist viel mehr, dass sich herauskristallisiert, welches Gottesbild der Evangelist hatte: Er sah einerseits Gott, ein personifiziertes Wesen, und andererseits die energetische Lebenskraft. Er sah beide als eine zusammengehörige Einheit, die wir mei­nen, wenn wir von Gott sprechen. Er sah beides im Begriff Gott identisch. In etwa so, wie wir Menschen nicht nur aus Körpern bestehen, sondern erst das »Ich« als zweite Komponente unsere Persönlichkeit ausmacht.

Gott gab in der Schöpfung diese energetische Lebenskraft, den Lebenshauch, an Adam, an den Menschen, an die Tiere und Pflanzen weiter. Die Organismen der Schöpfung hatten Körper nach einem Bauplan, der sicherstellt, dass diese Lebenskraft aktiv wer­den kann. Nur das, was diese Lebenskraft besitzt, lebt.

Dies ist eine Vorstellung, die modernen, wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht widerspricht: Die Lebenskraft kann nur weitergegeben wer­den, sie wird vererbt. Sie kann nicht aus dem Nichts heraus entstehen. Wenn Organismen sie besitzen, leben sie. Leben können nur Organismen, die bestimmte Voraussetzungen nach einem bestimmten Bauplan, basierend auf dem genetischen Code, besitzen.

Hier erklärt sich recht einfach, warum die genetische Übereinstimmung aller Lebewesen recht hoch ist, ja, recht hoch sein muss! Hat die Lebenskraft einen Organismus verlassen, ist er tot. Ist der genetische Code stark verändert, kann das dazu führen, dass ein Organismus nicht lebensfähig ist.

 

Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

Das Wort ist Leben

Der Evangelist nennt diese Lebenskraft »Wort«. Wie kommt er darauf? Wie meint er das?

Das gesprochene Wort und der Atem oder der Hauch sind in der alltäglichen Begriffswelt eng miteinander verbunden. Beim Sprechen atmen wir aus. Ein Hauch tritt über unsere Lippen. Sprechen erlaubt es, Anweisungen zu geben und Namen zu rufen. Das sind bis heute sehr oft Zei­chen für Macht. Wort steht also für Hauch, Sprechen und Macht.

Hauch und Namen rufen sind in der theologischen Begriffswelt eng beieinander. In der Schöpfungsgeschichte sind zwei Dinge maßgeblich bei der Erschaffung des Menschen: »den Lebenshauch einblasen« und » einen Namen geben. «

 

» ... und blies in seine Nase einen Lebenshauch. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.« (Genesis 2,7)

»Als Mann und Frau schuf er sie und gab ihnen den Namen Mensch.« (Genesis 5,1f.)

Für die Autoren der Schöpfungsgeschichte sind das symbiotische Komponenten, auf die spätere Autoren das Verhältnis zwischen Mensch und Gott begründen: Wer einem Ding, einer Sache, einer Pflanze, einem Tier oder einem Menschen einen Namen gibt, der besitzt, beherrscht, ist zuständig, ist verantwortlich, kümmert sich und schafft die Lebensgrundlagen.

Das sind auch heute grundlegende Verhaltensmuster im Sozialverhalten menschlicher Gesellschaften. Wir legen uns einen Hund zu und geben dem Tier einen Namen. Jedes mal, wenn wir es rufen, machen wir für jedermann, der es hört, öffentlich: Das ist mein Hund. Wir geben unseren Kindern Namen und erklären damit, dass wir die El­tern sind und Verantwortung übernehmen.

Die Autoren der Bibel sehen das Verhältnis Got­tes zum Menschen genauso und wollen es so verstanden wissen, wenn Gott spricht:

»Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen: Du bist mein.« (Jesaja 43,1)

 

Das Wort – die Insigne der Macht

Die Lebensgrundlage der Schöpfung ist also der Lebenshauch. Die Verantwortlichkeit Got­tes für die Schöpfung drückt sich darin aus, dass er uns einen Namen gegeben hat. Das ist das Grundmotiv aller biblischen Texte! Es durchzieht die gesamte Bibel in jedem Textstück als Basis der Beziehung Got­tes zu den Menschen.

Das »Wort« des Johannes ist also eine Metapher für eine göttliche Insigne: Die Macht, Leben einzuhauchen, verbunden mit der Macht, einen Namen zu vergeben (zu rufen), als Begründung für die Verantwortlichkeit Got­tes für alle Lebewesen.

Der Evangelist ist sich sicher: Alles Leben basiert auf diesem göttlichen Lebenshauch. Für ihn stand außer Frage: Es gibt einen Gott, ausgestattet mit besonderer, göttlicher Macht. Wir sollen ihn verstehen als Einheit zweier entscheidender Komponenten, die unser individuelles Dasein zeitlebens begründen.

Einerseits gaben sie unseren biologischen Körpern einst in der Schöpfung das Leben (auf welche Weise auch immer; die Bibel beschreibt es als Einhauchen durch den personifizierten Gott), und anderseits sind sie in jedem Körper präsent als vererbtes Leben, als energetische Kraft, als Software des Lebens – wie immer wir es nennen wollen!

 

Es ist eine Frage des persönlichen Verhältnisses zu Gott

Diese energetische Kraft, sie steckt in jedem von uns. Wir könnten ohne sie nicht leben. Verlässt sie den Körper, sterben wir. Sie wird gegenwärtig sein, solange es Menschen gibt, solange die Welt von Lebewesen bevölkert wird, denn sie wird vererbt. Das meint der auferstandene Christus, der sich in Galiläa von seinen Jüngern verabschiedet, in dem er genau auf diese göttliche Komponente in uns hinweist (Matthäus 28,20b):

»Ich bin bei Euch alle Tage bis an das Ende der Welt.«

Wir müssen uns nicht auf eine verzweifelte Suche nach Gott begeben, wir sind nicht allein gelassen, aber wir können auch nicht davor entfliehen: Gott lebt! – und ein Teil von ihm in jedem von uns.

Wie viele andere Menschen auch hatte König David erkannt, wie nah ihm Gott ist, und dass er ihm nicht entfliehen kann (Psalm 23,4):

»Und muss ich auch wandern im finsteren Tale, ich fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir. «

Der religiöse Standpunkt ist einfach und klar. Ob wir ihn akzeptieren und was wir daraus machen, das ist allein unsere Sache. Die Frage allerdings, ob es einen Gott gibt, kann sich deshalb nur auf unser persönliches Verhältnis zu einem in uns existenten Gott beziehen. Sie kann sich nur auf das Verhältnis unseres »Ichs« zu der in uns vorhandenen energetischen Lebenskraft, dem Leben selbst, beziehen.

 

Es ist Ihre Entscheidung

Diese Frage zu beantworten, das muss jedem von uns, auch Ihnen, überlassen bleiben. Ohne Zweifel wer­den Sie zugeben: »Ich lebe!« - Ob Sie dieses Leben und dieses »Ich« als göttliche Komponenten Ihres biologischen Organismus verstehen, das müssen Sie selbst entscheiden.

Ich kann nur für mich sprechen, wenn ich sage: »Ich lebe!« – und deshalb aus guten Gründen antworte: »Er lebt!«, und zwar bis an das Ende der Welt, solange es Leben gibt.

 

– Hinweis –

Gedankenpausen

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Sabrina

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SK Version 03.10.2024  

 

Abgebildeter Text: Exodus 20,7f
in hebräischer Sprache (Biblia Hebraica)

Übersetzung:
Ich bin Jahwe, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter haben als mich.

Abgebildeter Text: Jesaja 43,1
in deutscher Sprache (Ausgabe der Lutherbibel)

»Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht!
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!«

Abgebildeter Text: Exodus 20,7f
in lateinischer Sprache (Ausgabe der Vulgata)

Übersetzung:
»Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter haben als mich.«

Abgebildeter Text: Johannes 1,1-4
in deutscher Sprache (Ausgabe der Jerusalemer Bibel)

»Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch Es ge­wor­den, und ohne Es ist nichts ge­wor­den. Was ge­wor­den ist – in ihm war das Leben.«

Abgebildeter Text: Exodus 20,7f
in altgriechischer Sprache (Ausgabe der Septuaginta)

Übersetzung:
»Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter haben als mich.«

Abgebildeter Text: Genesis, 2,7
in deutscher Sprache (Ausgabe der Jerusalemer Bibel)

»Dann bildete Jahwe Gott den Menschen aus Staub vom Erdboden und blies in seine Nase einen Lebenshauch. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.«

Abgebildeter Text: Genesis 5,1f.
in deutscher Sprache (Ausgabe der Jerusalemer Bibel)

»Am Tage, da Gott Adam schuf, machte er ihn Gott ähnlich.
Als Mann und Frau schuf er sie und gab ihnen den Namen Mensch.«

Abgebildeter Text: Exodus 20,2f.
in deutscher Sprache (Ausgabe der Jerusalemer Bibel)

»Ich bin Jahwe, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter haben als mich.«