Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 22 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel VI. | ||
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5,15 - 8,66 |
II. DER BAU DES TEMPELS IN JERUSALEM
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1 | 6,1-10 | |
B1 |
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2 | 6,11-13 | |
3 | 6,14-36 | |
4 | 6,37-38 |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[188a]
[188a | 188b]
I. Bucĥ von den C. VI․
Salomo.
Tempel
Salomos.
Abbildung
IM vier hundert vnd achzigſten jar nach dem Ausgang der kinder Iſrael aus Egyptenland / im vierden jar des Königreichs Salomo vber Iſrael / im monden Sif / das iſt der ander mond / ward das Haus dem HERRN gebawet. 2Das Haus aber / das der könig Salomo dem HERRN bawet / war ſechzig ellen lang / zwenzig ellen breit / vnd dreiſſig ellen hoch.
(Dreiſſig ellen hoch) Im andern teil der Chronica cap. 3 ſpricht der text. Das Haus ſey hundert vnd zwenzig ellen hoch geweſen / welchs iſt von des gantzen Hauſes höhe geredt. Hie aber redet er vom vnterſten gemach alleine welchs dreiſſig ellen hoch war.
3VND bawet eine Halle fur den Tempel / zwenzig ellen lang / nach der breite des Hauſes / vnd zehen ellen breit fur dem Hauſe her. 4Vnd er machte an das Haus Fenſter / inwendig weit / auswendig enge. 5Vnd er bawet einen Vmbgang an der wand des Hauſes rings vmbher / das er beide vmb den Tempel vnd Chor her gieng / vnd machet ſein euſſerwand vmbher. 6Der vnterſt Gang war fünff ellen weit / vnd der mittelſt ſechs ellen weit / vnd der dritte ſieben ellen weit / Denn er legte Thramen auſſen am hauſe vmbher / das ſie nicht an der wand des Hauſes ſich hielten.
7VND da das Haus geſetzt ward / waren die Stein zuuor gantz zugericht das man kein Hamer noch Beil / noch jrgend ein eiſen Gezeug im bawen hörete.
8EIne Thür aber war zur rechten ſeiten mitten am Hauſe / das man durch Wendelſtein hinauff gieng auff den Mittelgang / vnd vom mittelgang auff den dritten. 9Alſo bawet er das Haus vnd volendets / Vnd ſpündet das Haus mit Cedern / beide oben vnd an wenden. 10Er bawet auch einen Gang oben auff dem gantzen Hauſe herumb / fünff ellen hoch vnd decket das Haus mit Cedernholtz.
Die Fenſter ſo inwendig weit vnd auswendig enge ſind / da kan man nicht wol noch viel hin ein ſehen / Aber ſeer wol vnd viel heraus ſehen. Solches reimet ſich fein mit dem myſterio / Spiritualis homo omnia iudicat / et ipſe a nemine iudicatur. Ein geiſtlicher Menſch kennet alles / vnd ſihet wol aus / aber niemand kennet jn. Das iſt meines achtens / das der Text ſpricht / Die fenſter am Hauſe waren offen vnd zu / Mir hinnen ſind ſie offen / dir drauſſen ſind ſie zu.
VND es geſchach des HERRN wort zu Salomo / vnd ſprach / 12Das ſey das Haus das du baweſt. Wirſtu in meinen Geboten wandeln / vnd nach meinen Rechten thun / vnd alle meine Gebot halten / drinnen zuwandeln / So wil ich mein wort mit dir beſtetigen / wie ich deinem vater Dauid geredt habe / 13vnd wil wonen vnter den kindern Iſrael / vnd wil mein volck Iſrael nicht verlaſſen.
ALſo bawet Salomo das Haus vnd volendets. 15Vnd bawet die wende des Hauſes inwendig an den ſeiten von Cedern / von des Hauſes boden an bis an die decke / vnd ſpündets mit Holtz inwendig / vnd teffelt den Boden des Hauſes mit tennen bretter.
[188b | 189a]
Kónigen. C. VI.
Salomo.
CLXXXIX.
16VND er bawet hinden im Hauſe zwenzig ellen lang ein Cedern wand / vom boden an bis an die decke / vnd bawet daſelbſt inwendig den Chor vnd das Allerheiligſt. 17Aber das Haus des Tempels (fur dem Chor) war vierzig ellen lang. 18Inwendig war das gantze Haus eitel Cedern / mit gedreten Knoten vnd Blumwerg / das man keinen Stein ſahe. 19Aber den Chor bereitet er inwendig im Haus / das man die Lade des Bunds des HERRN daſelbs hin thet. 20Vnd fur dem Chor der zwenzig ellen lang / zwenzig ellen weit / vnd zwenzig ellen hoch war / vnd vberzogen mit lauterm Golde / ſpündet er den Altar mit Cedern.
21VND Salomo vberzog das Haus inwendig mit lauterm Golde / vnd zog güldene Riegel fur dem Chor her / den er mit golde vberzogen hatte / 22Alſo / das das gantze Haus gar mit golde vberzogen war / Dazu auch den gantzen Altar fur dem Chor / vberzog er mit golde.
ER macht auch im Chor zween Cherubim zehen ellen hoch von Olebawmholtz. 24Fünff ellen hatte ein Flügel eins jglichen Cherub / das zehen ellen waren von dem ende ſeines einen flügels / zum ende ſeines andern flügels. 25Alſo hatte der ander Cherub auch zehen ellen / vnd war einerley maſſe vnd einerley raum beider Cherubim / 26das alſo ein jglicher Cherub zehen ellen hoch war. 27Vnd er thet die Cherubim inwendig ins Haus / Vnd die Cherubim breiten jre Flügel aus / das eins flügel rüret an dieſe wand / vnd des andern Cherub flügel rüret an die ander wand / Aber mitten im Hauſe rürete ein flügel den andern. 28Vnd er vberzog die Cherubim mit golde.
29VND an allen wenden des Hauſes vmb vnd vmb lies er Schnitzwerg machen von ausgehöleten Cherubim / Palmen vnd Blumwerg inwendig vnd auswendig. 30Auch vberzog er den boden des Hauſes mit gülden Blechen inwendig vnd auswendig. 31Vnd im eingang des Chors macht er zwo Thür von ölebawm holtz / mit fünffecketen pfoſten / 32vnd lies Schnitzwerg darauff machen von Cherubim / Palmen vnd Blumwerg / vnd vberzog ſie mit gülden Blechen. 33Alſo macht er auch im eingang des Tempels / viereckete pfoſten von ölebawmholtz / 34vnd zwo Thür von tennenholtz / das ein jgliche Thür zwey Blat hatte an einander hangen in jren angeln / 35vnd macht Schnitzwerg drauff von Cherubim / Palmen vnd Blumwerg / vnd vberzog ſie mit golde / recht wie es befolhen war.
36VND er bawet auch einen Hof drinnen / von dreien riegen gehawen Steinen / vnd von einer riegen gehöffelter Cedern.
37IM vierden jar im monden Sif / ward der Grund geleget am Hauſe des HERRN / 38vnd im eilfften jar im monden Bul (das iſt der acht mond) ward das Haus bereitet / wie es ſein ſolte / Das ſie ſieben jar dran baweten.
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1) Solches reimet ſich fein mit dem (lat.:) myſterio / Spiritualis homo omnia iudicat / et ipſe a nemine iudicatur.
Luther übersetzt die lateinische Redewendung direkt im Anschluss: Ein geiſtlicher Menſch kennet alles / vnd ſihet wol aus / aber niemand kennet jn.
dt.: »Das passt gut zum Mysterium: Ein geistlicher Mensch verurteilt alle, aber er selbst wird von niemanden verurteilt.«
Luther benutzt statt »beurteilen« oder »verurteilen« (iudicare) das Wort »kennen«. Im Zusammenhang mit der Form der Fenster ergibt sich der Seitenhieb auf die »geistlichen« Menschen, die im Verborgenen wirken, alles sehen und zu allem und jeden eine Menung haben und äußern. Nur sie selbst erkennt man nicht, sie entziehen sich dem Urteil und sind unantastbar.
2) Luthers Verweis auf Apg. 7. fehlt in vielen neuen Ausgaben. Der Verweis ist eine nicht weiter kommentierte Begründung dafür, dass ein Kirchengebäude nicht der Sitz Gottes ist, wenn auch Salomo den Tempel aus genau jenem Grund errichtet hatte. Gott ist Allgegenwärtig und lässt sich nicht durch Gebäude an einen Ort binden. Die Kirche als Organisation besitzt kein Exklusivrecht für den Sitz oder die Wohnung Gottes. Auch der Aus- und Umbau des Petersdom in Rom, zur damaligen Zeit durchgeführt und erheblich mitfinanziert durch den Verkauf von Ablassbriefen, kann nicht mit dem Verweis auf Salomos Tempelbau als Sitz Gottes begründet werden.
3) Die Angabe Exo. 29. erscheint fragwürdig. Gemeint ist wahrscheinlich Exo 37 (2Mos 37,7-9), allerdings lässt sich Exo. 29. als Satzfehler nur inhaltlich, nicht technisch begründen.
Hinweis zu der Abbildung im 1. Buch der Könige, Kapitel VI.
»Der Tempel Salomos«
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
3. Reg. | 1. Buch von den Königen. | Das erste Buch der Könige Das 1. Buch der Könige | 1. Kön 1 Kön 1Kon |
Ex. | Das ander Buch Moſe. | Das zweite Buch Mose (Exodus) Exodus 2. Buch Mose | 2. Mose Ex 2Mos |
2. Reg. | II. Buch Samuel. | Das zweite Buch Samuel Das 2. Buch Samuel | 2. Sam 2 Sam 2Sam |
2.Par. | 2. Buch der Chronica. | Das zweite Buch der Chronik Das 2. Buch der Chronik | 2. Chr 2 Chr 2Chr |
Ac. | Der Apoſteln Geſchicht / beſchrieben von S. Lucas.Biblia Vulgata: | Die Apostelgeschichte des Lukas Apostelgeschichte | Apg Apg Apg |
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Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.