Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 16 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XI. | ||
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9,1 - 11,36 |
V. DIE GERECHTIGKEIT GOTTES IN DER GESCHICHTE ISRAELS
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1 | 11,1-10 | |
2 | 11,11-16 | |
3 | 11,17-24 | |
4 | 11,25-32 | |
5 | 11,33-36 |
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[340a]
SO ſage ich nu / Hat denn Gott ſein Volck verſtoſſen? Das ſey ferne. Denn ich bin auch ein Iſraeliter / von dem ſamen Abraham / aus dem geſchlecht BenJamin. 2Gott hat ſein Volck nicht verſtoſſen / welchs er zuuor verſehen hat.
ODer wiſſet jr nicht / was die ſchrifft ſaget von Elia? Wie er trit fur Gott wider Iſrael / vnd ſpricht / 3HERR / Sie haben deine Propheten getödtet / vnd haben deine Altar ausgegraben / Vnd ich bin allein vberblieben / vnd ſie ſtehen mir nach meinem Leben. 4Aber was ſagt jm das göttliche antwort? Ich hab mir laſſen vberbleiben ſieben tauſent Man / die nicht haben jre knie gebeuget fur dem Baal. 5Alſo gehets auch jtzt zu dieſer zeit / mit dieſen Verbliebenen / nach der Walh der gnaden. 6Iſts aber aus gnaden / ſo iſts nicht aus verdienſt der werck / Sonſt würde gnade nicht gnade ſein. Iſts aber aus verdienſt der werck / ſo iſt die gnade nichts / Sonſt were verdienſt nicht verdienſt.
(Versehen)
Es iſt nicht alles Gottes volck / was Gottes volck heiſſet / darumb wird es auch nicht alles verſtoſſen / ob das mehrer teil auch verſtoſſen wird.
[340a | 340b]
Die Epiſtel C. XI.
7WIe denn nu? Das Iſrael ſuchet / das erlanget er nicht / die Walh aber erlanget es / Die andern ſind verſtockt. 8Wie geſchrieben ſtehet / Gott hat jnen gegeben einen erbitterten Geiſt / Augen das ſie nicht ſehen / vnd Ohren das ſie nicht hören / bis auff den heutigen tag.9Vnd Dauid ſpricht / Las jren Tiſch zu einem Strick werden / vnd zu einer Berückung / vnd zum Ergernis / vnd jnen zur Vergeltung. 10Verblende jre Augen / das ſie nicht ſehen / vnd beuge jren Rücken alle zeit.
Die Walh / Das iſt / die erwelet ſind im volck Gottes.
SO ſage ich nu / Sind ſie darumb angelauffen / das ſie fallen ſolten? Das ſey ferne. Sondern aus jrem Fall iſt den Heiden das heil widerfaren / Auff das ſie denen nach eiuern ſolten. 12Denn ſo jrer Fall der Welt reichthum iſt / vnd jr Schade iſt der Heiden reichthum / Wie viel mehr wenn jr zal vol würde. 13Mit euch Heiden rede ich / Denn die weil ich der Heiden Apoſtel bin / wil ich mein Ampt preiſen / 14Ob ich möchte die / ſo mein Fleiſch ſind / zu eiuern reitzen / vnd jrer etliche ſelig machen. 15Denn ſo jrer verluſt der Welt verſünung iſt / Was were das anders / denn das Leben von den Todten * nemen? 16Iſt der Anbruch heilig / ſo iſt auch der Teig heilig / Vnd ſo die Wurtzel heilig iſt / ſo ſind auch die Zweige heilig.
*
(Nemen)
Von den Todten das leben holen / iſt nichts / Wie ſolt denn der Heiden Leben da her komen / das die Jüden gefallen vnd tod ſind? Viel mehr ſollen die todten Jüden von der Heiden Exempel zum Leben gereitzt werden / vt ſup. Vt illos emulentur etc.
OB aber nu etliche von den Zweigen zubrochen ſind / Vnd du / da du ein wilder Olbawm wareſt / biſt vnter ſie gepfropffet / vnd teilhafftig worden der wurtzel vnd des ſaffts im Olbawm / 18So rhüme dich nicht wider die Zweige. Rhümeſtu dich aber wider ſie / So ſoltu wiſſen / das du die wurtzel nicht tregeſt / ſondern die wurtzel treget dich. 19So ſprichſtu / die Zweige ſind zubrochen / das ich hin ein gepfropffet würde. 20Iſt wol geredt. Sie ſind zubrochen / vmb jres vnglaubens willen / Du ſteheſt aber durch den glauben. Sey nicht ſtoltz / ſondern fürchte dich / 21Hat Gott der natürlichen Zweige nicht verſchonet / Das er vieleicht dein auch nicht verſchone.
22DArumb ſchaw die güte vnd den ernſt Gottes / Den ernſt an denen / die gefallen ſind / Die güte aber an dir / So ferne du an der güte bleibeſt / Sonſt wirſtu auch abgehawen werden. 23Vnd jene / ſo ſie nicht bleiben in dem vnglauben / werden ſie eingepfropffet werden / Gott kan ſie wol wider einpfropffen. 24Denn ſo du aus dem Olbawm der von natur wilde war / biſt ausgehawen / vnd wider die natur / in den guten Olbawm gepfropffet / Wie viel mehr werden die natürlichen eingepfropffet / in jren eigen Olbawm?
ICH wil euch nicht verhalten / lieben Brüder / dieſes Geheimnis / auff das jr nicht ſtoltz ſeid. Blindheit iſt Iſrael eins teils widerfaren / So lange / bis die fülle der Heiden eingegangen ſey / 26vnd alſo das gantze Iſrael ſelig werde. Wie geſchrieben ſtehet / Es wird komen aus Zion / der da erlöſe / vnd abwende das gottloſe weſen von Jacob.27Vnd dis iſt mein Teſtament mit jnen / wenn ich jre ſünde werde wegnemen.28Nach dem Euangelio halte ich ſie fur Feinde / vmb ewren willen / Aber nach der Walh habe ich ſie lieb / vmb der Veter willen.
**
(Gerewen)
Das iſt / Sie ſind vnwanckelbar / vnd er endert ſie nicht.
29GOttes gaben vnd beruffung / mögen jn nicht ** gerewen. 30Denn gleicher weiſe / wie auch jr weiland nicht habt gegleubet an Gott / Nu aber habt jr barmhertzigkeit vberkomen / vber jrem vnglauben / 31Alſo auch jene haben jtzt nicht wolt gleuben an die barmhertzigkeit / die euch widerfaren iſt / Auff das ſie auch barmhertzigkeit vberkomen. 32Denn Gott hats alles *** beſchloſſen vnter dem vnglauben / Auff das er ſich aller erbarme.
***
(Beschloſſen)
Merck dieſen Heubtſpruch / der alle werck vnd menſchliche Gerechtigkeit verdampt / vnd allein Gottes barmhertzigkeit hebet / durch den glauben zu erlangen.
O Welch ein tieffe des reichthums / beide der weisheit vnd erkentnis Gottes / Wie gar vnbegreifflich ſind ſeine gerichte / vnd vnerforſchlich ſeine wege. 34Denn wer hat des HERRN ſinn erkand? Oder wer iſt ſein Ratgeber geweſen? 35Oder wer hat jm was zuuor gegeben / das jm werde wider vergolten? 36Denn von jm / vnd durch jn / vnd in jm / ſind alle ding / Im ſey Ehre in ewigkeit / A M E N.
✽
1) lat.: ut sup. Ut illos emulentur etc.
dt.: »Wie oben: dass sie denen nacheifern sollen usw.« (»dass sie von denen nachgeeifert werden usw.«)
Luther verweist auf Rom 11,11 (»wie oben«) und zietert den Versteil wörtlich auch der lateinischen Bibel.
Hinweis: Das lateinische aemulentur (von aemuluari; »nacheifern«) wurde im mittelalterlichen Lateinin in zahlreichen Quellen wie hier zu emulentur verkürzt.
2) Druckfehler: Jeſa. 4.; Korrektur: Jeſa. 40.
Die Stelle verweist auf Jes 40,13. Wir haben entsprechend verlinkt.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Rom. | Epiſtel S. Paul an die Römer.Biblia Vulgata: | Der Brief des Paulus an die Römer Römerbrief | Röm Röm Rom |
1.Par. | 1. Buch der Chronica. | Das erste Buch der Chronik Das 1. Buch der Chronik | 1. Chr 1 Chr 1Chr |
Pſal. | Der Pſalter.Biblia Vulgata: | Der Psalter Die Psalmen Das Buch der Psalmen | Ps Ps Ps |
Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
Gal. | Die Epiſtel S. Pauli: An die Galater.Biblia Vulgata: | Der Brief des Paulus an die Galater Galaterbrief | Gal Gal Gal |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Rom 11 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: ſey | 1: ſamen | 1: Abraham | |
1: BenJamin | 1: zuuor | 2: fur | |
2: Iſrael | 3: HERR | 9: Dauid | |
11: Heiden | 11: das heil | 11: eiuern | |
13: Apoſtel | 14: ſelig | 16: heilig | |
17: zubrochen | 18: Rhümeſtu | 18: ſoltu | |
19: ſprichſtu | 20: vmb | 20: vnglaubens | |
20: glauben | 22: ſchaw | 22: wirſtu | |
25: verhalten | 26: Zion | 26: gottloſe | |
26: Jacob | 28: fur | 30: weiland | |
30: gegleubet | 36: ding | 36: Amen | |
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||
ſey | er/sie/es sei (Verb) von: sein (Verb) Das »ei« am Wortende wird nach den Regeln des Luther-Deutsch zu »ey«.
Es werde eine Feſte zwiſchen den Waſſern / vnd die ſey ein Vnterſcheid zwiſchen den Waſſern.
Es werde ein Himmelsgewölbe zwischen den Gewässern, und das sei die Trennung zwischen den Gewässern.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||
Samen
ſamen | Samen, der
Nachkommen, die Im eigentlichen Sinn sind Samen Gebilde, die sich aus den Blüten von Pflanzen entwickeln, und aus denen in geeigneter Umgebung neue Pflanzen wachsen können. Beim Menschen bezeichnet Samen das Sperma.
Luther verwendet den Begriff Samen in Bezug auf Menschen immer wieder in der Bedeutung Nachkommen. Psalm 105,6 (u.a.)
der ſamen Abrahams
die Nachkommen Abrahams
Es ehre jn aller ſame Jacob / vnd fur jm ſchewe ſich aller ſame Jſrael.
Es mögen ihn alle Nachkommen Jakobs ehren, und alle Nachkommen Israels mögen sich vor ihm erschrecken
Dauid vnd ſeinem Samen ewiglich.
David und allen seinen Nachkommen.
der geboren iſt von dem ſamen Dauid nach dem Fleiſch
der geboren ist von Davids Nachkommen nach dem Fleisch
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Abraham
Abram | Abraham (Name)
Abram (Name) Die Namen Abram und Abraham
Abram
Abram
hebräisch: אַבְרָמ (Abrām), hoher Vater griechisch: Άβρὰμ lateinisch: Abram
Abraham
Abraham
hebräisch: אַבְרָהָם (Abrāhām, Vater der vielen [Völker]) lateinisch: Abraham griechisch: Άβραὰμ
Es handelt sich bei Abram und Abraham um die selbe Person. In 1Mos 11,27 - 25,10 wird die Geschichte Abrahams erzählt, der zunächst Abram hieß.
In 1Mos 17,5-6 bekommt Abram von Gott zum Zeichen des Bundes zwischen Gott und Abram den neuen Namen Abraham. Dort wird zugleich die Bedeutung des Namens begründet und erläutert:
5Darumb ſoltu nicht mehr Abram heiſſen / ſondern Abraham ſol dein name ſein / Denn Jch habe dich gemacht / vieler völcker Vater. 6Vnd wil dich faſt ſeer fruchtbar machen / vnd wil von dir Völcker machen / vnd ſollen auch Könige von dir komen.
Im zugehörigen Scholion erklärt Luther den Namen.
Luther: Abram Heiſſt hoher Vater. Abraham aber der Hauffen Vater wiewol die ſelben hauffen nur mit einem Buchstaben angezeigt werden in ſeinem namen / nicht on vrſach.
Luther: [Das hebräische Wort] Abram heißt »hoher Vater«. Abraham [heißt] aber »der Haufen Vater« [»Vater eines Haufens, Vater vieler«], obwohl die selben Haufen [die vielen] nur mit einem Buchstaben angezeigt werden, nicht ohne Grund. [Im Hebräischen ist der Unterschied nur ein Konsonant (Buchstabe »h«), im Deutschen sind es zwei Buchstaben, da wir auch das »a« schreiben.] Zur Person Abrahams
Abram wurde im Gebiet von Ur in Kaldäa geboren (1Mos 11,26ff.), im heutigen Irak, wahrscheinlich zu Beginn des 2. Jahrtausends vor Christus. Er ist der Sohn Terachs, ein Semit, also ein Nachkomme Sems, des Sohnes Noahs.
Mit seinem Vater Terach und einem Teil seiner Familie ließ sich Abraham zunächst in Haran nieder, nahe der jetzigen syrisch-türkischen Grenze. Dort folgte er dem Ruf Gottes und zog nach Süden. Einige Zeit verbrachte er in Ägypten, das damals von semitischen Pharaonen, den Hyksos, beherrscht wurde. Dann wanderte er nach Kanaan, wo er in Mamre bei Hebron (heute Al-Khalil) sein Hauptlager aufschlug.
Materiell war Abraham ein Scheich, der eine riesige Viehherde besaß. Er war das Oberhaupt eines wohlhabenden Stammes und besaß viele Diener, Sklaven, wie damals üblich.
Nach seinem Tod wurde er nahe seinem Lagerplatz in Mamre in der Höhle von Machpela bestattet.
Abraham ist der Stammvater der Israeliten: Der Sohn seines Sohns Isaak, Abrahams Enkel, war Jakob, der später Israel hieß und durch seine Söhne der Vater der zwölf Stämme Israels wurde . Ahnherr der monotheistischen Religionen
Durch den Bund mit Gott steht Abraham religiös am Beginn des Monotheismus, wie er sich als Religion in den zwölf Stämmen Israels etabliert hatte.
Für die Christen ist er der Ahnherr des Messias: Die Linie Jesu lässt sich auf Abraham zurückführen. Jesus ist im christlichen Glauben der »Samen Adams« (vgl. 1Mos 3,15; Luthers Scholion zu 1Mos 4,1) und der »Samen Abrahams«, den die alttestamentlichen Schriften immer wieder benennen.
Somit ist Abraham der geistige Vater all derer, die der Kirche Christi angehören. Doch dies gilt nicht nur für Christen. Auf ihn berufen sich die Anhänger der drei großen monotheistischen Religionen: Juden, Christen und Moslems.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||
BenJamin | Benjamin (Name) Benjamin, Sohn des Jakobs Benjamin war der zwölfte und letzte Sohn Jakobs, den er wie Josef von Rahel hat (1Mos 30,22-24; 35,16-18).
Benjamin war neben Josef der Lieblingssohn von Jakob (1Mos 44,20).
Benjamin gilt als der Ahnherr und Stammvater eines der zwölf Stämme Israels.
Der Stamm Benjamin besiedelte zunächst das Gebiet bei Jericho, danach das Gebiet um Jerusalem (Jos 18,11-28).
Der Apostel Paulus führt seine Abstammung auf den Stamm Benjamin zurück (Phil 3,5).
Erwecke deine Gewalt / der du fur Ephraim / BenJamin vnd Manaſſe biſt / Vnd kome vns zu hülffe.
Entfalte deine Macht, der du vor Efraim, Benjamin und Manasse stehst, und komme uns zu Hilfe!
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
zuuor
zuvor | zuvor (Adverb) zeitlich vorhergehend, davor
Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:
Allerding taucht die Form zuvor wesentlich seltener auf. Die in Luthers Sprachgebrauch übliche Form ist zuuor.
zuuor
zuvor
Zuuor weis ich aber
a) Zuvor weiß ich aber, b) Ich weiß bereits,
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
fur | a) vor (Präposition)
b) für (Präposition)
c) fuhr (Verb)
Die Präpositionen vor und für
Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt werden kann.
Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.
Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.
Das Verb fuhr
Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: faren) in der 3. Person Singular Präteritum meinen.
fur in der Bedeutung »vor«: Psalm 3,1
Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſeinem ſon Abſalom.
Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.
fur in der Bedeutung »für«: Psalm 40,18
Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich
Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.
fur in der Bedeutung »fuhr«: Psalm 18,10
Er neigete den Himel vnd fur herab
Er neigte den Himmel und fuhr herab.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Jacob
Iſrael | Jakob (Name)
Israel (Name) Jacob
Dort, wo Israel als Name einer Person verwendet wird, ist Jakob gemeint, der von Gott den Namen Israel bekam.
Israel bezeichnet daneben das Volk Israel, die Israeliten, sowie das historische Land Israel. Der heutige Staat Israel trägt offiziell eben diesen Namen: Medinat Jisra'el. (מדינת ישראל).
Jakob ist der zweite Sohn von Isaak, der Zwillingsbruder von Esau, und Enkel von Abraham.
Er lebte mit seinen beiden Frauen und mit seinen Kindern in Haran.
Jakob bekam nach einem Kampf mit Gott von ihm den Namen Israel.
Seine Söhne sind die Namensgeber der zwölf Stämme, aus denen sich das Volk Israel gebildet hat.
Jakob, der nun Israel heißt, zieht in seinen späten Jahren nach Ägypten, wo er auch stirbt. Der Name Jakob
hebräisch: יַעֲקֹב (Ja'ākob, Jakob) lateinisch: Iacob griechisch: Ἰακὼβ Für diesen Namen gibt es unterschiedliche Deutungen:
1) Die erste Deutung findet sich in 1Mos 25,24-26:
DA nu die zeit kam / das ſie [Rebekka, die Frau Isaaks] geberen ſolt / ſihe / da waren zwilling in jrem Leibe. Der erſt der eraus kam / war rötlicht / gantz rauch wie ein fell / Vnd ſie nenneten jn Eſau. Zu hand darnach kam er aus ſein Bruder / der hielt mit ſeiner Hand die ferſen des Eſau / Vnd hieſſen jn Jacob.
Der Name wird auf das hebräische Wort עָקֵב (Akew), Ferse, zurückgeführt, dessen Wurzel im hebräischen Namen Jakob stecke, wobei עָקוֹב (Akow) »die Ferse halten« bedeute, Jakob demnach »Fersenhalter« hieße.
2) Die zweite Deutung wird zurückgeführt auf das selbe hebräische Wort עָקוֹב (Akow), allerdings in der Bedeutung »betrügen«. Als Begründung wird dabei auf die bekannte Erzählung vom Tausch des Erstgeburtsrechts gegen ein Linsengericht verwiesen (1Mos 25,29-34) und auf die Erzählung von der Täuschung des Isaaks, der ungewollt Jakob als Erstgeborenen segnet (1Mos 27,36).
Unsere Deutung:
Das hebräische Wort עָקוֹב (Akow) meint nicht nur »die Ferse halten« oder »betrügen«. Dies sind bereits abgeleitete Begriffe. Es meint ursprünglich und in erster Linie »hinter jemandem herschleichen« (jemandem auf den Fersen sein, dies kann auch in betrügerischer, dunkler Absicht geschehen, daher »betrügen«).
Wir meinen, dass »hinter jemandem herschleichen« hinreichend aus 1Mos 25,26 verständlich ist: Damals waren anders als heute Zwillinge im Mutterleib nicht selbstverständlich vor der Geburt zu erkennen. Bei der Geburt folgte zur Überraschung aller dem ersten Kind ein zweites.
Jakob schlich dem Esau geradezu hinterher als zunächst unentdeckter, heimlicher Verfolger. Er war ihm schließlich bei der Geburt im wahrsten Sinne des Wortes auf den Fersen. Jakob meint in diesem Zusammenhang demnach den Zwilling, der als Zweiter zur Welt kam.
Die Deutung Betrüger erscheint zum Zeitpunkt der Geburt und Namensgebung nicht haltbar und ist bestenfalls ein nettes Wortspiel, womöglich aus der Zeit nach Jakobs Tod.
Der Name Israel
hebräisch: יִשְׂרָאֵל (Jiṣra'el) lateinisch: Israhel griechisch: Ἰσραὴλ
Es gibt unterschiedliche Deutungen für diesen Namen. Fest steht, dass die Endung אל (el) »Gott« bedeutet.
Der vordere Teil wird allgemein auf die semitische Wurzel שרה (sarah) mit der Bedeutung »ringen, kämpfen« zurückgeführt. Es scheint auch möglich, dass sich die Wurzel שרר (sarar) in der Bedeutung »herrschen« dahinter verbirgt. Die deutschen Entsprechung wären in etwa »Gott ringt (mit uns)« bzw. »Gott möge mit uns ringen« oder »Gott herrscht« bzw. »Gott möge herrschen«.
Luther erklärt den Namen Israel im Scholion zu 1Mos 32,28:
Luther: Iſrael kompt von Sara / das heiſſet kempffen oder vberweldigen / Da her auch Sar ein Fürſt oder Herr / vnd Sara ein Fürſtin oder Fraw heiſſt / vnd Iſrael ein Fürſt oder Kempffer Gottes / das iſt / der mit Gott ringet vnd angewinnet. Welchs geſchicht durch den glauben der ſo feſt an Gottes wort helt / bis er Gottes zorn vberwindet / vnd Gott zu eigen erlanget zum gnedigen Vater.
Jakob wurde Israel
Nach seinem nächtlichen Kampf mit Gott (1Mos 32,25b-30) erhielt Jakob den Namen Israel.
Er ſprach / Wie heiſſeſtu? Er antwortet / Jacob. Er ſprach / Du ſolt nicht mehr Jacob heiſſen / ſondern IſraEl / Denn du haſt mit Gott vnd mit Menſchen gekempfft / vnd biſt obgelegen.
Er sprach: »Wie heißt du denn?« Er antwortete: »Jakob.« Er sprach: »Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern IsraEl. Denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und warst überlegen.«
Die Söhne Israels
Jakob heiratete nacheinander Lea und Rahel. Von ihnen und von deren Sklavinnen Bilhas und Silpas, die ihm nach der Sitte dieser Zeit als Nebenfrauen gehörten, hatte Jakob insgesamt zwölf Söhne:
Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar, Sebulon, Joseph, Benjamin, Dan, Naftali, Gad, Ascher.
Mit Ausnahme Josephs, dessen Söhne Efraim und Manasse namentlich in der Stammesliste vertreten sind, gaben diese Söhne den Stämmen Israels ihre Namen.
In den späteren Stammeslisten taucht Levi als Stamm nicht auf. Die Kinder Levi, die Leviten, besaßen als Priestergeschlecht einen Sonderstatus und bekamen bei der Landnahme (Buch Josua) kein Stammesgebiet zugewiesen. Sie erhielten in allen Stammesgebieten Städte, wodurch in allen Gebieten Israels auch die Leviten angesiedelt waren.
Die Zahl der Volksstämme Israels blieb jedoch zwölf, weil nun anstelle von Josef dessen Söhne Efraim und Manasse als Stammväter zweier Stämme gezählt wurden, die eigene Stammesgebiete bei der Landnahme zugewiesen bekamen.
Das Volk Israel
Vom Auszug aus Ägypten bis zum Tod Salomos und dann wieder nach der Zerstörung Samarias im Jahr 722 v. Chr. bezeichnet der Name Israel alle Israeliten.
Die Teilung Palästinas in Israel und Juda
In der Zeit zwischen dem Tod Salomos und dem Jahr 722 v. Chr. hießen nur die zehn Nordstämme Israel, die sich unter Jerobeam von Salomos Sohn Rehabeam getrennt und das Nordreich Israel gebildet hatten. Das Südreich mit der Hauptstadt Jerusalem hieß Juda (siehe dazu 1Kon 12 - 22).
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||
HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||
Dauid | David hebräisch: דָּוִד (dͻwid) oder דָּוִיד (dͻwīd) lateinisch: David griechisch: Δαυιδ (David) Zur Person Davids
Nach der biblischen Überlieferung war David König von Juda und nach Saul der zweite König Israels. Er lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr.
Genauere Lebensdaten sind unbekannt. Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fragen.
David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer. Schließlich wurde er Sauls Nachfolger als König über Israel.
David in der Bibel
Die Geschichte Davids wird ausführlich erzählt in den beiden Samuelbüchern (1Sam, 2Sam), in 1Kön 1-2 und in 1Chr 11-29.
König David gilt als der Autor von 73 Psalmen. Siehe dazu die folgenden Artikel:
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Heiden | Heiden, die
Heide, der Heiden
Im Alten Testament nur im Plural gebräuchlich.
(eigtl. Völker). Im religiösen Sinn sind Heiden Menschen, die nicht an Gott glauben bzw. angehörige fremder Religionen.
Gemeint sind (allumfassend) Völker mit fremden Religionen und fremden Gotteskulten aus der Sicht des Sprechenden in Abgrenzung zum Volk Gottes, die anderen bzw. fremden Völker.
vnd [ſie] ſprachen zu jm [d. i. Samuel] / Sihe / Du biſt alt worden / Vnd deine Söne wandeln nicht in deinen wegen / So ſetze nu einen König vber vns / der vns richte / wie alle Heiden haben.
... und sie sprachen zu Samuel: »Schau, du bist alt geworden und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze daher einen König ein, der über uns Recht spreche, so, wie ihn alle anderen Völker haben!«
Im Neuen Testament verwendet Luther das Wort auch im Singular.
Unsere Übersetzung »Ungläubiger« trifft es nicht ganz: Gemeint ist in den Texten eigentlichen eine Person, die einem anderen Staat angehört und daher eine andere Religion ausübt. Der Begriff »Ausländer« würde allerdings in der heutigen Zeit noch weniger passen.
Höret er die Gemeine nicht / So halt jn als einen Heiden vnd Zölner.
Hört er nicht auf die Gemeinde, dann halte ihn für einen Ungläubigen und Zöllner.
So aber jemand die ſeinen / ſonderlich ſeine Hausgenoſſen / nicht verſorget / der hat den glauben verleugnet / vnd iſt erger denn ein Heide.
Wenn aber jemand die Seinen, insbesondere seine Mitbewohner, nicht versorgt, dann hat er den Glauben verleugnet, und er ist schlimmer als ein Ungläubiger.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Heil | Heil, das im unterschiedlichen Sinn gebraucht umfasst es immer eine positive Wendung (beispielsweise Genesung von Krankheit). Es impliziert u. a. Wohlergehen, Wohlbefinden, Glück, Rettung aus irgendeiner Gefahr oder Not, usw.
Luther sieht hinter dem Wort Heil mehr als nur das Wort »Hilfe«, das sich im hebräischen Text befindet, und nutzt es stattdessen. Es impliziert den Sieg, die Kehrtwende zum Guten hin.
Der HERR leſſt ſein Heil verkündigen
Frei übersetzt: Jahwe lässt verkündigen, dass er die Hilfe zum Sieg ist (über Feinde, Gottlose, Ungerechtigkeit, Unrecht, usw.).
Aller welt ende ſehen das Heil vnſers Gottes.
Frei übersetzt: Die ganze Welt sieht die Hilfe unseres Gottes <bei der Wende zum Guten hin>.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
eiuern | eifern (Verb) leidenschaftlich nach etwas streben, mit Eifer einer Sache nachgehen
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545: 32x
a) eiuern (10x) b) ich eiuere (2x) c) er / ſie eiuert (11x) d) er eiuerte (1x) e) ich habe / er hat / sie haben geeiuert (8x)
Zur Schreibweise: Der Buchstabe »u« vertritt in der Wortmitte das kleine »v«. Heute schreiben wir allerdings eifern mit »f«.
Jch habe mich ſchier zu tod geeiuert / Das meine Widerſacher deiner Wort vergeſſen.
a) Ich habe mich schier zu Tode geeifert, weil meine Widersacher deine Worte vergessen. b) Ich habe mich geradezu zu Tode ereifert, weil meine Widersacher deine Worte vergessen <haben>. b) Ich habe mich tierisch darüber aufgeregt, dass meine Widersacher deine Worte vergessen <haben>.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Apoſtel | Apostel, der griechisch: ἀπόστολος (apostolos), der Gesandte
Die Bezeichnung »Apostel« meint im Deutschen »Gesandter«. In der kirchlichen Auffassung handelt es sich um den inneren Kreis der Jünger Jesu. Diese Jünger waren zu Lebzeiten Jesu seit dessen Taufe durch Johannes seine engsten Begleiter. Allen Aposteln wurde der Sendungsauftrag, wie er in Matthäus 28,19 beschrieben ist, von Jesus selbst erteilt.
Die Namensliste der ersten zwölf Apostel, die Jesus berufen hatte, findet sich in der Bibel an mehreren Stellen, so im Matthäus-Evangelium (10, 1-4), im Markus-Evangelium (3, 13-19) und im Lukas-Evangelium (6, 12-16). Die Auswahl der Zwölf Apostel (Lk 6,12-16)
12ES begab ſich aber zu der zeit / das er gieng auff einen Berg zu beten / vnd er bleib vber nacht in dem gebet zu Gott. 13Vnd da es tag ward / rieff er ſeinen Jüngern / vnd erwelet jrer Zwelffe / welche er auch Apoſtel nennet / 14Simon / welchen er Petrum nennet / vnd Andrean ſeinen bruder / Jacobum vnd Johannem / Philippum vnd Bartholomeum / 15Mattheum vnd Thomam / Jacobum Alphei ſon / Simon genant Zelotes / 16Judam Jacobs ſon / vnd Judam Jſchariothen den Verrheter.
Der Kreis der Apostel nach der Auferstehung
In der Apostelgeschichte wird der Kreis der Apostel benannt, wie er sich nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt entwickelt hatte. Die Liste in der Apostelgeschichte 1, 13 nennt nur noch elf Namen und lässt Judas Iskariot aus.
In Apostelgeschichte 1, 21-26 wird über eine Nachwahl berichtet, die nötig war, damit der Kreis der Apostel wieder aus 12 Personen bestünde. Gewählt wurde ein Mann namens Matthias.
In der römisch-katholischen Kirche
Zum Kreis der Apostel zählt die katholische Kirche zudem Barnabas und Paulus. Der Text in Apostelgeschichte 14, 14 bezeichnet beide als Apostel.
In der Apostelgeschichte und in den Briefen im Neuen Testament sind weitere Personen ausdrücklich als Apostel bezeichnet. Ihre Namen fanden aber keinen Einzug in das Kalendarium der römischen Kirche.
In der evangelischen Kirche
Die evangelische Kirche kennt insgesamt 13 Apostel, für die Gedenk- und Feiertage im Kalender eingerichtet wurden. In dieser Liste sind Judas Iskariot, der Jesus verraten hatte, und Barnabas nicht enthalten, wohl aber Matthias und Paulus.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
ſelig | selig (Adjektiv) ſelig
Im eigentlichen Sinn glücklich, erfolgreich.
Das Wort selig wird allgemein überwiegend religiös gebraucht.
selig drückt in der aktiven Verwendung aus:
1) Schutz bietend, Gedeihen bietend, heilsam, förderlich, günstig 2) das innere, seelische Wohl 3) das ewige Heil der Seele 4) hoch beglückend 5) als Beiwort für Personen: Schutz und Förderung bietend, andere beglückend, dazu geeignet, tüchtig. gütig, herrlich, usw. 6) im religiösen Sinn: 6a) von Christus, der den Menschen das ewige Heil bietet 6b) von Menschen, die auf ihr ewiges Heil bedacht sind, fromm
selig drückt in der passiven Verwendung aus:
1) geschützt, gesichert, unverletzt 2) vom Erfolg begünstigt, beglückt 3) als Ausdruck des Dankes: er möge selig sein 4) gepriesen sein 5) im religiösen Sinn: 5a) des ewigen Heils teilhaftig 5b) bei Seligpreisungen: glücklich (Selig sind die, ...) 5c) mit besonderem Bezug auf das Leben nach dem Tode, das ewige Leben: glücklich, errettet sein 5d) in Bezug auf Verstorbene allgemein und als Beiwort für liebe Verstorbene anstelle von heilig, (vom Tod) errettet, anstelle von verstorben und aufgenommen in den Himmel 5e) in der Beziehung zu Gott, als Ausdruck göttlicher Vollendung des Seins
Denn ſo man von Hertzen gleubet / ſo wird man gerecht / Vnd ſo man mit dem Munde bekennet / ſo wird man ſelig.
a) Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man selig. b) Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
heilig | heilig (Adjektiv) (In Abgrenzung zum Irdischen:) göttlich vollkommen und verehrungswürdig.
Das Adjektiv kommt häufig vor in den Verbindungen:
u.a.
Ort, Boden: 2Mos 3,5:
Er ſprach / Trit nicht herzu / zeuch deine ſchuch aus von deinen Füſſen / Denn der Ort / da du auffſteheſt / iſt ein heilig land.
Er [GOTT] sprach: »Komme nicht näher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen! Denn der Boden, auf dem du stehst, ist heiliges Land.«
Tätigkeiten: 2Mos 16,23:
Das iſts / das der HERR geſagt hat / Morgen iſt der Sabbath der heiligen ruge des HERRN /
Das ist es, was der HERR gesagt hat: »Morgen ist der Sabbat der heiligen Ruhe des HERRN.«
Gegenstände: 2Mos 28,2:
Vnd ſolt Aaron deinem Bruder heilige Kleider machen / die herrlich vnd ſchön ſeien.
Und [ihr] sollt Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien.
Menschen: 2Mos 19,6:
Vnd jr ſolt mir ein prieſterlich Königreich / vnd ein heiliges Volck ſein.
Und ihr sollt mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein.
GOTT: Offb 4,8:
[...] vnd ſprachen / Heilig / heilig / heilig iſt der Gott der HERR / der Allmechtige / der da war / vnd der da iſt / vnd der da kompt.
[...] und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist der Gott, der HERR, der Allmächtige, der da war, und der da ist, und kommt und da sein wird.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
zerbrechen
zebrechen
zubrechen | zerbrechen (Verb) etwas vollständig, gänzlich brechen
1) Gegenstände, Gerätschaften: in Stücke brechen 2) Speisen (wie z. B. Brot): brechen 3) Steine, Erze: in Stücke brechen, zerstoßen 4) Gebäude, Bauten, Anlagen: niederreißen, einreißen, zum Einsturz bringen 5) Körper und Glieder von Menschen oder Tieren: in Stücke teilen 5) Menschlicher Geist, Wille: den Willen brechen
Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:
Die Vorsilben »ze(r)-« und »zu(r)-«
Zur Verwendung der Vorsilben »zer«, »ze«, »zur« und »zu« in der Lutherbibel von 1545 siehe den Artikel:
Denn ſie wöllen nicht achten auff das Thun des HERRN / noch auff die werck ſeiner Hende / Darumb wird er ſie zebrechen vnd nicht bawen.
Denn sie wollen weder die Taten des HERRN respektieren noch die Werke seiner Hände. Deshalb wird er sie [ihren Geist, ihre Absichten] brechen und nicht aufbauen [gedeihen lassen, bestärken, fördern].
Zubrich den arm des Gottloſen
Zerbrich den Arm der Gottlosen
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
rhümeſtu | rühmst du (Verb) rhümeſtu
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert. 2. Person Singular Indikativ Aktiv von rühmen (Verb)
Präsens: rhümeſtu: rühmst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden.
So rhüme dich nicht wider die Zweige. Rhümeſtu dich aber wider ſie / So ſoltu wiſſen / das du die wurtzel nicht tregeſt / ſondern die wurtzel treget dich.
So rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst dich ihnen gegenüber aber <doch>, dann musst du wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich!
1Kor 4,7:
Was haſtu aber / das du nicht empfangen haſt? So du es aber empfangen haſt / was rhümeſtu dich denn / als der es nicht empfangen hette?
<Sag,> Was besitzt du denn schon, was du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich denn als einer, der nichts empfangen hätte?!
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||
ſoltu | sollst du (Verb) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von sollen (Verb)
Präsens: ſoltu: sollst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. ſoltu: du sollst (tunlichst, unbedingt)!
Vnd wenn du beteſt / ſoltu nicht ſein wie die Heuchler ...
a) unterstrichen: Und wenn Du betest, sollst Du tunlichst nicht sein wie die Heuchler ... b) umschrieben: Und wenn Du betest, darfst Du Dich keinesfalls wie die Heuchler verhalten ... c) Imperativ: Und wenn Du betest, sei nicht wie die Anmerkungen zum Text in Mt 6,5:
Die lateinische Biblia Vulgata bietet in Mt 6,5 den Text: et cum oratis non eritis sicut hypocritae
Das entscheidende Wort eritis (von: esse, sein) liegt vor in der 2. Person Plural Futur I Indikativ Aktiv. Die wörtliche Übersetzung hieße:
Und wenn ihr betet, werdet ihr nicht sein wie die Heuchler
1. Luther benutzt als Textglättung den Singular (»du« statt »ihr«), weil der vorangehende Abschnitt vom Almosengeben ( Mt 6,1-4) ebenfalls im Singular verfasst ist und den Einzelnen anspricht.
2. Das lateinische Konstrukt non eritis ist in diesem Zusammenhang nur als Aufforderung für künftiges Verhalten zu verstehen, nicht als Beschreibung eines künftig von allein eintretenden Zustands:
Und wenn ihr betet, seid nicht wie die Heuchler
Luther umschreibt Aufforderungen, göttlichen Geboten zu folgen, regelmäßig mit sollen. Aus dem wörtlich übersetzten »werdet ihr nicht sein« bzw. aus der Anpassung »seid nicht« wird bei ihm folgerichtig ſoltu nicht.
Sechs tage ſoltu erbeiten / vnd alle dein ding beſchicken.
a) umschrieben: Sechs Tage hast du zu arbeiten und deine Aufgaben zu erledigen. b) Imperativ: Arbeite sechs Tage und erledige deine Aufgaben! c) umgangssprachlich: Sechs Tage hast du Zeit, dein Ding zu machen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
ſprichſtu | sprichst du (Verb) ſprichſtu
2. Person Singular Indikativ Aktiv von sprechen (Verb)
Präsens: ſprichſtu: sprichst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden.
So ſprichſtu / die Zweige ſind zubrochen / das ich hin ein gepfropffet würde.
Nun sagst du: Die Zweige sind <deshalb> abgebrochen, damit ich <darauf> aufgepfopft werde!
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
vmb | um (Partikel) a) Präpostion: um vieles, um alles, usw. b) Adverb: um sein, usw. c) Konjunktion: um zu
Die Schreibweise im Luther-Deutsch ist in allen Fällen vmb, auch als Präfix in Verbindung mit Verben.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Vnglaube | Unglaube, der Unglauben, der Vnglaube
Mhd.: ung(e)loube, m. Gegenstück: Glaube(n).
A) Im weiteren Sinn ohne religiösen Begriffsinhalt:
1) Nichtglaube, das Nichtglauben, Mangel an Zutrauen, Misstrauen, Zweifel 2) Nichtgeglaubtes, Unglaubliches, Unglaubwürdiges 3) Fehlen der Vertrauenswürdigkeit, Unglaubwürdigkeit, Misskredit 4) Treulosigkeit, Untreue, Treuebruch, Verrat, Betrug
B) Im engeren Sinne, dem Glauben als religiösem Begriff entgegengestellt ( Fehlen des von religiöser Gemeinschaft oder Autorität geforderten Glaubens, Mangel des rechten Glaubens, Gegenteil von Glauben):
1) Ungehorsam, Abfall, Versündigung, Gottlosigkeit, Atheismus 2) Aberglaube, Zauberei 3) Irrglaube, Ketzerei
In der Bibel tritt der Begriff bevorzugt in seiner religiösen Bedeutung auf:
Der Glaube bezeichnet allgemein sowohl das auf Gott gerichtete hingebende Vertrauen religiöser Menschen, sowie eine innere Bejahung, Aneignung und Bewahrung der offenbarten Gotteserkenntnis, mit der sich Gehorsam, Treue u. s. w. gegenüber den göttlichen Geboten und religiösen Lehren verbinden. Der Unglaube ist danach allgemein das Fehlen dieses Vertrauens, die Verneinung, Ablehnung und Bekämpfung der Gotteserkenntnis, die sich dann in Ungehorsam, Untreue u. s. w. gegenüber Geboten und religiösen Lehren ausdrückt.
Das aber etliche nicht gleuben an daſſelbige / was ligt daran? Solt jrer vnglaube Gottes glaube auffheben?
Dass aber einige <Menschen> daran nicht glauben: Was solls? Sollte <etwa> ihr Unglaube Gottes Glauben aufheben?
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Glaube | Glaube, der Glauben, der Glaube(n)
Mhd.: geloube, gloube, f., m. Gegenstück: Unglaube(n).
In der Bibel tritt der Begriff bevorzugt in seiner religiösen Bedeutung auf:
Glaube bezeichnet allgemein sowohl das auf Gott gerichtete hingebende Vertrauen religiöser Menschen, sowie eine innere Bejahung, Aneignung und Bewahrung der offenbarten Gotteserkenntnis, mit der sich Gehorsam, Treue u. s. w. gegenüber den göttlichen Geboten und religiösen Lehren verbinden. Ein zentraler Begriff reformatorischer Lehre
Sowohl die neutestamentlichen Schriften selbst, wie auch die Theologen der christlichen Konfessionen definieren den Begriff Glaube im einzelnen verschieden. Für Luther ist es der zentrale Begriff, der das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen begründet. Dabei stützt er sich insbesondere auf die Erläuterungen des Paulus im Römerbrief.
Das Wort Glaube(n) kommt im Neuen Testament sehr häufig vor (430 mal), bevorzugt in den Paulusbriefen. Dabei finde sich das Wort allein im relativ kurzgehaltenen Römerbrief an 130 Stellen.
Luthers Übersetzung von Rom 3,28, alleine durch den Glauben, führte zu heftigen Disputen zwischen Luther und seinen Gegenspielern, weil in den griechischen Quellen das Wort »allein« nicht vorkommt. Man versuchte Luther als stümperhaften Übersetzer zu entlarven, der Bibeltexte verfälscht. Doch Luther pariert, dass dies auch in den Quellen absolut gemeint sei und in solchen Fällen die Verwendung des Wortes allein die Anforderungen eines guten deutschen Sprachgebrauchs erfüllt. Es käme nicht darauf an, einzelne Wörter zu übersetzen und blank aneinanderzureihen, sondern darauf, den Inhalt möglichst wortgetreu in die deutsche Sprache und deren üblichen Gebrauch zu übertragen.
Aus Rom 3,28 hat sich ein wesentlicher Lehrsatz der Reformation und der Kirchen, die aus ihr entstanden sind, entwickelt: Allein aus Glauben! bzw. Allein durch Glauben!, lateinisch: sola fide!
Dies schmälert die Bedeutung der Gesetze und Gebote nicht. Doch der Glauben ist ihr tragendes Fundament, der ihre Einhaltung und Erfüllung bestimmt und in konkreten Situationen überzeichnet. Nur so ist (christliche) Eigenverantwortung gewährleistet. Nur das Handeln aus dem Glauben heraus macht den Menschen vor Gott gerecht. Diese Gerechtigkeit wird aus Gnade anerkannt, nicht aus Erfüllung der Gesetze. Die Gesetzeswerke sind nicht länger erforderlich, weil der glaubende Mensch sie ihrem Inhalt nach eigenverantwortlich erfüllt. Ähnlich wie das Gebot »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« einerseits die entsprechenden Gebote aus den Zehn Geboten enthält, andererseits darüber weit hinausgeht. So umfasst das Handeln aus Glauben an Gott alle Gebote und Gesetze, geht aber weit darüber hinaus. Umgekehrt: Die Erfüllung der Gebote und Gesetze ohne Glauben an Gott macht zwar vor dem Gesetz gerecht, erfüllt aber nicht Gottes Anspruch auf Eigenverantwortlichkeit des Menschen in der Beziehung der Menschen zu Gott und in der Beziehung der Menschen zueinander.
Damit rückte der Glaubensbegriff und seine Interpretation in den Mittelpunkt reformatorischer Lehren.
So halten wir es nu / Das der Menſch gerecht werde / on des Geſetzes werck / alleine durch den Glauben.
a) So halten wir es nun: Der Mensch wird gerecht ohne die Gesetzeswerke, allein durch den Glauben. b) So halten wir fest: Der Mensch wird allein durch Glauben gerecht. Die Vorgaben der Gesetze und ihre Erfüllung haben dabei keine Bedeutung.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
ſchawen | schauen (Verb) | ||||||||||||||||
wirſtu | wirst du (Verb) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von werden (Verb)
Präsens: wirſtu: wirst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. wirſtu: wirst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel) !
Du wirſt jn laſſen eine kleine zeit von Gott verlaſſen ſein / Aber mit ehren vnd ſchmuck wirstu jn krönen.
Du wirst ihn kurze Zeit von Gott verlassen sein, doch dann krönst du ihn mit Ehren und Schmuck!
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||
verhalten | verhalten (Verb, veraltet) zurückhalten
zurückhalten, behalten, vorenthalten
Das wirs nicht verhalten ſollen jren Kindern
Dass wir es ihren Kindern nicht vorenthalten sollen
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Zion
berg Zion
berg Gottes
des HERRN Berg
der heilige Berg | Zion, der Berg Zion, der Der in der Bibel genannte Berg Zion ist der Tempelberg in Jerusalem. Er steht als Synonym für den Wohnsitz des Gottes JHWH.
König David eroberte Jerusalem sowie den Berg Zion südlich der Stadt (Südosthügel) mit der Burg Zion und machte Jerusalem zu seinem Königssitz. Salomo hatte das Stadtgebiet auf den angrenzenden Nordosthügel ausgeweitet, in dem er dort (wo sich heute der Felsendom befindet) einen Tempel errichtete. Der Name Zion bezeichnet nun diesen Hügel, den Tempelberg. Die Bezeichnung »Zion« ist allerdings in der Bibel unterschiedlich verwendet: In der am engsten gefassten Vorstellung bezeichnet Zion den Tempelberg. Das Wort kann aber auch für ganz Jerusalem, die heilige Stadt Jahwes, stehen. An einigen Stellen in den biblischen Texten können damit auch die Bewohner Jerusalems, bzw. das gesamte Volk oder alle Städte Judäas gemeint sein. Der in Jerusalem heute so genannte »Mount Zion«, südwestlich der alten Stadtmauer gelegen, erhielt diesem Namen, nachdem der kleine Berg im Mittelalter irrtümlich als Berg Zion identifiziert worden war. Neuere Forschungen bestätigten jedoch: Er ist nicht mit dem biblischen Berg Zion identisch. Der Berg behielt aber diesen offiziellen Namen.
Abbildung: Jerusalem, der Tempelberg und der Berg Zion Foto: 2015, © Sabrina | Reiner
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
gottlos | gottlos (Adjektiv) Religiöser Begriff, der die Existenz Gottes voraussetzt:
a) Zustand: los von Gott; von Gott verlassen; ohne Gott. b) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Gottes missachtend
So wird man ſein gottlos weſen nimer finden.
So wird man sein gottloses Wesen niemals finden.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Jacob
Iſrael | Jakob (Name)
Israel (Name) Jacob
Dort, wo Israel als Name einer Person verwendet wird, ist Jakob gemeint, der von Gott den Namen Israel bekam.
Israel bezeichnet daneben das Volk Israel, die Israeliten, sowie das historische Land Israel. Der heutige Staat Israel trägt offiziell eben diesen Namen: Medinat Jisra'el. (מדינת ישראל).
Jakob ist der zweite Sohn von Isaak, der Zwillingsbruder von Esau, und Enkel von Abraham.
Er lebte mit seinen beiden Frauen und mit seinen Kindern in Haran.
Jakob bekam nach einem Kampf mit Gott von ihm den Namen Israel.
Seine Söhne sind die Namensgeber der zwölf Stämme, aus denen sich das Volk Israel gebildet hat.
Jakob, der nun Israel heißt, zieht in seinen späten Jahren nach Ägypten, wo er auch stirbt. Der Name Jakob
hebräisch: יַעֲקֹב (Ja'ākob, Jakob) lateinisch: Iacob griechisch: Ἰακὼβ Für diesen Namen gibt es unterschiedliche Deutungen:
1) Die erste Deutung findet sich in 1Mos 25,24-26:
DA nu die zeit kam / das ſie [Rebekka, die Frau Isaaks] geberen ſolt / ſihe / da waren zwilling in jrem Leibe. Der erſt der eraus kam / war rötlicht / gantz rauch wie ein fell / Vnd ſie nenneten jn Eſau. Zu hand darnach kam er aus ſein Bruder / der hielt mit ſeiner Hand die ferſen des Eſau / Vnd hieſſen jn Jacob.
Der Name wird auf das hebräische Wort עָקֵב (Akew), Ferse, zurückgeführt, dessen Wurzel im hebräischen Namen Jakob stecke, wobei עָקוֹב (Akow) »die Ferse halten« bedeute, Jakob demnach »Fersenhalter« hieße.
2) Die zweite Deutung wird zurückgeführt auf das selbe hebräische Wort עָקוֹב (Akow), allerdings in der Bedeutung »betrügen«. Als Begründung wird dabei auf die bekannte Erzählung vom Tausch des Erstgeburtsrechts gegen ein Linsengericht verwiesen (1Mos 25,29-34) und auf die Erzählung von der Täuschung des Isaaks, der ungewollt Jakob als Erstgeborenen segnet (1Mos 27,36).
Unsere Deutung:
Das hebräische Wort עָקוֹב (Akow) meint nicht nur »die Ferse halten« oder »betrügen«. Dies sind bereits abgeleitete Begriffe. Es meint ursprünglich und in erster Linie »hinter jemandem herschleichen« (jemandem auf den Fersen sein, dies kann auch in betrügerischer, dunkler Absicht geschehen, daher »betrügen«).
Wir meinen, dass »hinter jemandem herschleichen« hinreichend aus 1Mos 25,26 verständlich ist: Damals waren anders als heute Zwillinge im Mutterleib nicht selbstverständlich vor der Geburt zu erkennen. Bei der Geburt folgte zur Überraschung aller dem ersten Kind ein zweites.
Jakob schlich dem Esau geradezu hinterher als zunächst unentdeckter, heimlicher Verfolger. Er war ihm schließlich bei der Geburt im wahrsten Sinne des Wortes auf den Fersen. Jakob meint in diesem Zusammenhang demnach den Zwilling, der als Zweiter zur Welt kam.
Die Deutung Betrüger erscheint zum Zeitpunkt der Geburt und Namensgebung nicht haltbar und ist bestenfalls ein nettes Wortspiel, womöglich aus der Zeit nach Jakobs Tod.
Der Name Israel
hebräisch: יִשְׂרָאֵל (Jiṣra'el) lateinisch: Israhel griechisch: Ἰσραὴλ
Es gibt unterschiedliche Deutungen für diesen Namen. Fest steht, dass die Endung אל (el) »Gott« bedeutet.
Der vordere Teil wird allgemein auf die semitische Wurzel שרה (sarah) mit der Bedeutung »ringen, kämpfen« zurückgeführt. Es scheint auch möglich, dass sich die Wurzel שרר (sarar) in der Bedeutung »herrschen« dahinter verbirgt. Die deutschen Entsprechung wären in etwa »Gott ringt (mit uns)« bzw. »Gott möge mit uns ringen« oder »Gott herrscht« bzw. »Gott möge herrschen«.
Luther erklärt den Namen Israel im Scholion zu 1Mos 32,28:
Luther: Iſrael kompt von Sara / das heiſſet kempffen oder vberweldigen / Da her auch Sar ein Fürſt oder Herr / vnd Sara ein Fürſtin oder Fraw heiſſt / vnd Iſrael ein Fürſt oder Kempffer Gottes / das iſt / der mit Gott ringet vnd angewinnet. Welchs geſchicht durch den glauben der ſo feſt an Gottes wort helt / bis er Gottes zorn vberwindet / vnd Gott zu eigen erlanget zum gnedigen Vater.
Jakob wurde Israel
Nach seinem nächtlichen Kampf mit Gott (1Mos 32,25b-30) erhielt Jakob den Namen Israel.
Er ſprach / Wie heiſſeſtu? Er antwortet / Jacob. Er ſprach / Du ſolt nicht mehr Jacob heiſſen / ſondern IſraEl / Denn du haſt mit Gott vnd mit Menſchen gekempfft / vnd biſt obgelegen.
Er sprach: »Wie heißt du denn?« Er antwortete: »Jakob.« Er sprach: »Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern IsraEl. Denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und warst überlegen.«
Die Söhne Israels
Jakob heiratete nacheinander Lea und Rahel. Von ihnen und von deren Sklavinnen Bilhas und Silpas, die ihm nach der Sitte dieser Zeit als Nebenfrauen gehörten, hatte Jakob insgesamt zwölf Söhne:
Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar, Sebulon, Joseph, Benjamin, Dan, Naftali, Gad, Ascher.
Mit Ausnahme Josephs, dessen Söhne Efraim und Manasse namentlich in der Stammesliste vertreten sind, gaben diese Söhne den Stämmen Israels ihre Namen.
In den späteren Stammeslisten taucht Levi als Stamm nicht auf. Die Kinder Levi, die Leviten, besaßen als Priestergeschlecht einen Sonderstatus und bekamen bei der Landnahme (Buch Josua) kein Stammesgebiet zugewiesen. Sie erhielten in allen Stammesgebieten Städte, wodurch in allen Gebieten Israels auch die Leviten angesiedelt waren.
Die Zahl der Volksstämme Israels blieb jedoch zwölf, weil nun anstelle von Josef dessen Söhne Efraim und Manasse als Stammväter zweier Stämme gezählt wurden, die eigene Stammesgebiete bei der Landnahme zugewiesen bekamen.
Das Volk Israel
Vom Auszug aus Ägypten bis zum Tod Salomos und dann wieder nach der Zerstörung Samarias im Jahr 722 v. Chr. bezeichnet der Name Israel alle Israeliten.
Die Teilung Palästinas in Israel und Juda
In der Zeit zwischen dem Tod Salomos und dem Jahr 722 v. Chr. hießen nur die zehn Nordstämme Israel, die sich unter Jerobeam von Salomos Sohn Rehabeam getrennt und das Nordreich Israel gebildet hatten. Das Südreich mit der Hauptstadt Jerusalem hieß Juda (siehe dazu 1Kon 12 - 22).
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||
fur | a) vor (Präposition)
b) für (Präposition)
c) fuhr (Verb)
Die Präpositionen vor und für
Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt werden kann.
Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.
Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.
Das Verb fuhr
Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: faren) in der 3. Person Singular Präteritum meinen.
fur in der Bedeutung »vor«: Psalm 3,1
Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſeinem ſon Abſalom.
Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.
fur in der Bedeutung »für«: Psalm 40,18
Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich
Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.
fur in der Bedeutung »fuhr«: Psalm 18,10
Er neigete den Himel vnd fur herab
Er neigte den Himmel und fuhr herab.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
weiland | weiland (Adverb, veraltet) weiland
mhd: wîlen(t) | ||||||||||||||||
gleuben | glauben (Verb) In der Bibel tritt der Begriff bevorzugt in seiner religiösen Bedeutung auf:
glauben bezeichnet das Verhalten religiöser Menschen ihrem Gott gegenüber, insbesondere ausgedrückt im Vertrauen auf Gottes Allmacht, Gerechtigkeit und Gnade, sowie im Fürwahrhalten der Glaubenslehren.
Denn ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht / Denn es iſt eine Krafft Gottes / die da ſelig machet / alle / die daran gleuben
Denn ich schäme des Evengeliums von Christus nicht. Denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.
Abraham hat Gott gegleubet / vnd das iſt jm zur Gerechtigkeit gerechnet.
Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Ding | Ding, das die Sache, die Aufgabe
Umfassendes Wort, für vieles, was nicht näher bestimmbar ist oder bestimmt werden soll.
In der weitesten, unbegrenzten Bedeutung umfasst es das sinnlich Bemerkbare, aber auch das Übersinnliche, das Gedachte.
Jch aber ſage euch / Das jr aller ding nicht ſchweren ſolt
a) Ich aber sage euch, dass ihr in allen Angelegenheiten nicht schwören sollt b) Ich aber sage euch, dass ihr nicht schwören sollt, egal in welchen Angelegenheiten
Sechs tage ſoltu erbeiten / vnd alle dein ding beſchicken.
Ding meint hier alles, was den Angesprochenen umtreibt und beschäftigt: seine Aufgaben und Arbeiten, die zu erledigen sind; seine Verpflichtungen, denen er in diesem Zusammenhang nachkommen muss; seine Tätigkeiten, die er aus Spaß an der Freude betreibt, usw.
Wir verwenden im folgenden Übersetzungsbeispiel das Wort »Aufgaben«. Wir sind uns bewusst, dass dieser Begriff viel zu eng gefasst ist, um die Tragweite des Gebots in 2Mos 20,9 auszudrücken:
a) umschrieben: Sechs Tage hast du zu arbeiten und deine Aufgaben zu erledigen. b) Imperativ: Arbeite sechs Tage und erledige deine Aufgaben!
Siehe auch: Artikel ſoltu Anmerkung:
Womöglich wäre die folgende Übersetzung sinnvoll. Umgangssprachlich ist sie wieder zeitgemäß:
Sechs Tage hast du Zeit, dein Ding zu machen. Mach dein Ding!
Die Redensart »sein Ding machen« (und alle Ableitungen davon), ist keineswegs so modern, wie sie scheint.
Sie geht auf Luther zurück (2Mos 20,9). In gutem Luther-Deutsch hieße sie allerdings »seyn ding beſchicken«. Die Bedeutung beider Ausdrücke ist nahezu identisch.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Amen | Amen, das Amen
hebräisch: אָמֵן (āmén), griechisch: ἀμήν (amēn) lateinisch: amen
Biblische Beteuerung am Schluss der Gebete. Das hebräische Wort אָמֵן bedeutet »wahrlich!« oder »gewiss!« und wird verwendet als
a) Bestätigung oder Zustimmung nach der Rede eines anderen, b) Bekräftigung des vorgelesenen Bundes oder Eides, c) am Schluss eines Gebets.
Daher ist es Teil der jüdischen und der christlichen Liturgie.
Im Neuen Testament wird die griechische Transkription ἀμήν verwendet. Christus, das Amen der Schöpfung
Offb 3,14 bezeichnet Christus selbst als »Amen«, mit dem Gott alle Verheißungen erfüllt hat:
VND dem Engel der gemeinen zu Laodicea schreibe / Das saget / Amen / Der trewe vnd warhafftiger Zeuge / der anfang der creatur Gottes.
Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Dies sagt, der »Amen« [heißt], der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes.
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Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||
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Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
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Luthers Vorrede zum Neuen Testament ist in neuen Bibelausgaben nicht mehr enthalten. Lesen Sie, was Luther seinen Lesern 1545 mit auf den Weg gegeben hatte.