Der Osterdienstag in den Jahren 1890 bis 1897
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Ab dem Mittelalter erscheint in kirchlichen Schriften der 3. Ostertag, der dem Ostermontag unmittelbar folgt (Osterdienstag).
Er war in der Regel arbeitsfrei, wie es der Ostermontag bis heute ist.
Ursprünglich umfasste die arbeitsfreie Zeit zwei Wochen: die Karwoche und die darauf folgende Osterwoche. Später wurde diese Zeit verkürzt. In der Osterwoche waren nur noch die drei Tage Montag bis Mittwoch arbeitsfrei, worauf sich in einzelnen Quellen der Verweis auf einen 4. Ostertag, den Ostermittwoch, stützt. Doch sind uns bisher keine Quellen bekannt, die den 4. Ostertag in besonderer Weise liturgisch betonen.
Hingegen gibt es zahlreiche Quellen, die ausdrücklich den 3. Ostertag als kirchlichen Tag ausweisen, der als liturgischer Teil des Osterfestes verstanden wurde.
In der römisch-katholischen Kirche hat sich dieser Tag bis ins späte 19. Jahrhundert erhalten.
Der lateinische Begriff »Triduum« bezeichnet einen Zeitraum von drei Tagen. Welche Tage, welcher Zeitraum im Kalender oder in der kirchlichen Ordnung damit gemeint sind, bezeichnet das folgende Wort. Bekannt sind insbesondere Triduum Sacrum und Triduum Paschale.
Die drei Tage 1. Ostertag (Ostersonntag), 2. Ostertag (Ostermontag) und 3. Ostertag (Osterdienstag) bildeten bis zum Ende der 19. Jahrhunderts zusammen das Triduum Paschale, die drei Tage der Auferstehungsfeier.
Nachdem der 3. Ostertag im kirchlichen Kalender verschwunden war, hatte auch die Bezeichnung Triduum Paschale für diese Tage ihren Sinn verloren. Sie verschwand vorübergehend aus dem kirchlichen Sprachgebrauch.
Der lateinische Begriff »Triduum Sacrum«, »die heiligen drei Tage«, ist deutlich älter und reicht mindestens bis an den Anfang des 4. Jahrhunderts zurück.
Ursprünglich umfasste Triduum Sacrum nur die Tage Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag. Doch nach mehreren, liturgisch begründeten Anpassungen meinte der Begriff schließlich die Zeitspanne vom Abend des Gründonnerstags (als Vorabend des Karfreitags) bis zum Morgen des Ostersonntags (Abschluss in der Osternacht).
Dieses Triduum Sacrum wird als ein einziges Hochfest verstanden. Es führt die liturgische Bezeichnung »Die Drei Österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn«.
Die beiden Zeiträume Triduum Sacrum und Triduum Paschale gingen mit Abschluss der Osternachtsfeiern nahtlos ineinander über. Doch dem Triduum Sacrum wurde die höhere Bedeutung beigemessen.
Anders als im Mittelalter meinen heute in der katholischen Kirche beide Begriffe denselben Zeitraum vom Abend des Gründonnerstags bis zum Abend des Ostersonntags.
Die Begriffe »Triduum«, »Triduum Sacrum« und »Triduum Paschale« in ihrer historischen Entwicklung, sowie ihre moderne Bedeutung in der katholischen wie auch in der evangelischen Kirche, erläutern wir in diesem Artikel:
Die Begriffe »Triduum Sacrum« und »Triduum Paschale« bezeichnen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts nur katholische Feste. Doch was bedeuten sie? Der Artikel gibt Antworten.
Eine genaue Eingrenzung des Zeitraums, in dem der 3. Ostertag liturgisch Bedeutung hatte, und in welcher Zeit er als echter Feiertag arbeitsfrei war, können wir derzeit nicht angeben. Dafür fehlen uns aussagekräftige Dokumente.
Wir haben den 3. Ostertag in den Blättern des Ewigen Kalenders für die Jahre ab 800 (Regierungszeit Kaiser Karl des Großen) bis 1890 vorgesehen. Abweichungen sind möglich.
Abbildung: Johann Michael Dilherr, Augen- und Hertzens-Lust, gedruckt 1661, S. 181
Quelle: Universitätsbibliothek Paderborn
Die obige Abbildung aus J. M. Dilherrs Werk, Augen- und Hertzens-Lust von 1661, zeigt das Thema dieses Sonntags: Die Erleuchtung des verfinsterten Verstands.
Das Bild zeigt Gott, verborgen in einer Wolke. In seiner rechten Hand hält er ein Licht (eine brennende Kerze), mit dem Finger zeigt er auf eine Textstelle in der aufgeschlagenen Bibel, die vor dem Leser der Bibel liegt. Körperhaltung und Gesichtsausdruck des Menschen lassen erkennen, dass er auf den Fingerzeig Gottes, auf die Erleuchtung wartet, um zu verstehen, was er da gerade liest.
So trägt das Bild den Sinnspruch:
Die Heil´ge Schrifft verſteht man nicht, Ohn GOTTES fing´r und Gnadenlicht.
Das Thema wird unterhalb des Bildes
mit einem weiteren Sinnspruch beschrieben:
Wir leben in einem dunklen Ort
und lesen irrsam Gottes Wort:
Wenn nicht erleuchtet Gott den Verstand
und zeigt, was recht, mit eigner Hand.
Verwiesen wird zur Erklärung des des Sinnbildes auf den 2. Petrusbrief (1,19):
2Petr 1
19WIr haben ein feſtes Prophetiſch wort / Vnd jr thut wol / das jr drauff achtet / als auff ein Liecht / das da ſcheinet in einem tunckeln ort / Bis der Tag anbreche / vnd der Morgenſtern auffgehe in ewren hertzen.
Das Evangelium für diesen Tag war Lukas 24,36-47 (Der Auferstandene gibt die letzten Weisungen an die Apostel).
Der 3. Ostertag war in einigen Kirchenordnungen evangelischer Kirchen vermerkt, doch längst nicht in allen. Grundsätzlich lassen sich drei verschiedene Traditionen in den Kirchenordnungen ab 1533 ausmachen:
Jahr | Gebiet | Auszug aus der Kirchenordnung |
1566 | Der 3. Ostertag wird in der Kirchenordnung nicht als Feiertag genannt. Zu feiern ist: »Der tag der Aufferſtehung Chriſti/ da er vfferſtanden iſt vmb vnser gerechtigkeyt willen / welcher der Oſtertag genent / vnnd allwege uff den Sontag gefelt / mit dem nechſtuolgenden.« Allerdings sind jeweils am Morgen des dritten Tags von Weihnachten, Ostern und Pfingsten Gebetgottesdienste zu halten. Der dritte Weihnachtstag, Osterdienstag und Pfingstdienstag sind somit kirchlich berücksichtigt, aber keine Kirchenfeste und landesrechtlich keine Feiertage. | |
1569 | Der 3. Ostertag gehört vollständig zu Osterfest. Zu feiern ist: »Der Oſtertag / oder Paſcha / der Tag der Aufferſtehung Chriſti / ſampt dem folgenden Montag vnd Dinſtag.« | |
Das jüngste, uns bekannte Dokument, das den 3. Ostertag liturgisch erwähnt, ist ein Kantional zur Lüneburgischen Kirchenordnung, das 1860 herausgegeben wurde.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.