Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 16 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel I. | ||
A |
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1,1-17 |
I. PROLOG: BRIEFEINGANG
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1 | 1,1-7 | |
2 | 1,8-15 | |
3 | 1,16-17 | |
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1,18 - 3,20 |
II. ALLE MENSCHEN SIND IN GLEICHER WEISE SCHULDIG
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4 | 1,18-32 |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[335a]
CCCXXXV.
1,1-17
Vnter-
schrifft
Vber-
schrifft
Grus.
PAulus ein Knecht
Jheſu Chriſti / beruffen zum Apoſtel / ausgeſondert zu predigen das Euangelium Gottes / 2Welchs er zuuor verheiſſen hat / durch ſeine Propheten / in der heiligen Schrifft / 3von ſeinem Son / der geboren iſt von dem ſamen Dauid nach dem Fleiſch / 4vnd krefftiglich erweiſet ein Son Gottes / nach dem Geiſt / der da heiliget / Sint der zeit er aufferſtanden iſt von den Todten / nemlich / Jheſus Chriſt vnſer HErr / 5Durch welchen wir haben empfangen Gnade vnd Apoſtelampt vnter alle Heiden / den gehorſam des Glaubens auff zurichten / vnter ſeinem Namen / 6Welcher jr zum teil auch ſeid / die da beruffen ſind von Jheſu Chriſto.
7ALlen die zu Rom ſind / den liebeſten Gottes / vnd beruffenen Heiligen.
GNAde ſey mit euch vnd Friede / von Gott vnſerm Vater / vnd dem HErrn Jheſu Chriſto.
(Nach dem Geiſt)
Der geiſt Gottes iſt gegeben nach Chriſtus auffahrt / von da an heiliget er die Chriſten vnd verkleret Chriſtum in aller welt das er Gottes ſon ſey mit aller macht / in worten / wundern / vnd zeichen.
Ehrbie-
tung.
AVffs erſt / Dancke ich meinem Gott / durch Jheſum Chriſt / ewer aller halben / Das man von ewrem glauben in aller Welt ſaget. 9Denn Gott iſt mein Zeuge (welchem ich diene in meinem Geiſt / am Euangelio von ſeinem Son) Das ich on vnterlas ewer gedencke / 10vnd alle zeit in meinem gebet flehe / Ob ſichs ein mal zutragen wolt / das ich zu euch keme / durch Gottes willen. 11Denn mich verlanget euch zu ſehen / Auff das ich euch mitteile etwas geiſtlicher Gabe / euch zu ſtercken 12(Das iſt) Das ich ſampt euch getröſtet würde / durch ewren vnd meinen glauben / den wir vnternander haben.
13ICH wil euch aber nicht verhalten / lieben Brüder / das ich mir offt habe
[335a | 335b]
Die Epiſtel C. I.
furgeſetzt / zu euch zu komen / Bin aber verhindert bis her / Das ich auch vnter euch Frucht ſchaffete / gleich wie vnter andern Heiden. 14Ich bin ein Schüldener / beide der Griechen vnd der Vngriechen / beide der Weiſen vnd der Vnweiſen / 15Darumb / ſo viel an mir iſt / bin ich geneiget / auch euch zu Rom das Euangelium zu predigen.
16Denn ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht / Denn es iſt eine Krafft Gottes / die da ſelig machet / alle / die daran gleuben / die Jüden furnemlich vnd auch die Griechen. 17Sintemal darinnen offenbaret wird die Gerechtigkeit / die fur Gott gilt / welche kompt a aus glauben in glauben / Wie denn geſchrieben ſtehet / Der Gerechte wird ſeines Glaubens leben.
a
(Aus glauben)
Aus dem angefangen ſchwachen glauben / fort in den ſtarcken. Denn der Glaube feiret nicht.
1,18 - 3,20
Denn Gottes zorn vom Himel wird b offenbart vber alles gottloſes weſen vnd vngerechtigkeit der Menſchen / die die Warheit in vngerechtigkeit auffhalten. 19Denn das man weis / das Gott ſey / iſt jnen offenbar / Denn Gott hat es jnen offenbart / 20damit / das Gottes vnſichtbares weſen / das iſt / ſeine ewige Krafft vnd Gottheit / wird erſehen / ſo man des warnimpt / an den Wercken / nemlich / an der ſchepffung der welt. Alſo / das ſie keine entſchüldigung haben / 21Die weil ſie wuſten / das ein Gott iſt / vnd haben jn nicht gepreiſet als einen Gott / noch gedancket / Sondern ſind in jrem c Tichten eitel worden / vnd jr vnuerſtendiges Hertz iſt verfinſtert. 22Da ſie ſich fur Weiſe hielten / Sind ſie zu Narren worden / 23Vnd haben verwandelt die Herrligkeit des vnuergenglichen Gottes / in ein Bilde gleich dem vergenglichen Menſchen / vnd der Vogel / vnd der vierfüſſigen vnd der kriechenden Thiere.
DArumb hat ſie auch Gott dahin gegeben in jrer Hertzen gelüſte / in vnreinigkeit / zu ſchenden jre eigene Leibe an jnen ſelbs. 25Die Gottes d warheit haben verwandelt in die Lügen / vnd haben geehret vnd gedienet dem Geſchepffe mehr denn dem Schepffer / der da gelobet iſt in ewigkeit / Amen. 26Darumb hat ſie Gott auch dahin gegeben in ſchendliche lüſte / Denn jre Weiber haben verwandelt den natürlichen brauch in den vnnatürlichen. 27Deſſelbigen gleichen auch die Man haben verlaſſen den naturlichen brauch des Weibes / vnd ſind an einander erhitzet in jren Lüſten / vnd haben Man mit Man ſchande gewircket / vnd den Lohn jres jrthumbs (wie es denn ſein ſolte) an jnen ſelbs empfangen.
28VND gleich wie ſie nicht geacht haben / das ſie Gott erkenneten / hat ſie Gott auch da hin gegeben in verkereten ſinn / zu thun / das nicht taug / 29Vol alles Vngerechten / Hurerey / Schalckheit / Geitzes / Bosheit / vol Haſſes / Mordes / Hadders / Liſts / Gifftig / Ohrenbleſer / 30Verleumbder / e Gottes verechter / Freueler / Hoffertig / f Rhumretig / g Schedliche / den Eltern vngehorſam / h31Vnuernünfftige / Trewloſe / i Störrig / k Vnuerſünlich / Vvnbarmhertzig. 32Die Gottes gerechtigkeit wiſſen (das die ſolchs thun / des Todes wirdig ſind) Thun ſie es nicht allein / ſondern haben auch gefallen an denen / die es thun.
b
(Offenbart)
Es wird vom Himel offenbart / (ſonſt wüſte alle Welt dauon nichtſ) das kein Menſch from ſey fur Gott / ſondern alle ſampt / Gottlos / ſünder / vngerecht / das iſt / Kinder des zorns / Vt Infra Cap. 3. Non eſt iuſtus etc.
Vnd wenn ſie ſchon von Gott etwas wiſſen oder hören ſind ſie doch ſo böſe / das ſie jm weder dancken noch dienen. Da her ſie auch müſſen zur ſtraffe in allerley Laſter fallen etc.
c
(Tichten) Wo nicht glaube iſt / da fellet die Vernunfft von einem auffs ander / bis ſie gar verblendet wird in jrem tichten / Wie denn allen weiſen vnd ſpitzigen Köpffen geſchicht.
d
(Gottes warheit)
Das iſt / aus dem rechten Gott haben ſie Götzen gemacht.
e
(Gottes verechter) Sind die rechten Epicurer / die da leben / als ſey kein Gott.
f
(Rhumretig)
Die viel rhümen / vnd gerhümet wollen ſein / als weren ſie etwas ſonderlichs / vnd ſinds doch nicht.
g (Schedliche) Die tag vnd nacht trachten andern Leuten ſchaden vnd leid zuthun / ſind auch geſchickt vnd geſchwind / ſolche practiken zu finden.
h (Vnuernünfftig) Das man heiſſt / Ein groben man / Hans vnuernunfft mit dem Kopff hin durch etc.
i (Störig) Vnbrüderlich / Wülfiſch / Hündiſch / die weder luſt noch lieb zu weiber / Kinder / Brüder / ſchweſter ja Eltern haben.
k (Vnuerſünlich) Die nicht vergeben künnen / nicht zuuerſünen ſind.
✽
1) lat.: Vt Infra Cap. 3. Non est iustus etc.
dt.: »Wie weiter unten in Kapitel 3 [geschrieben steht]: Niemand ist gerecht usw.«
Vgl. dazu Rom 3,3-4 und die weiteren Ausführungen in Kapitel 3.
Der Holzschnitt in Rom I.
»Der Apostel Paulus«
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Der Druckstock wurde in der Ausgabe von 1545 viermal verwendet: in den Briefen an die Römer, an die Korinther, an die Galater und an Timotheus. Der Artikel betrachtet die im Bild enthaltene Symbolik.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Rom. | Epiſtel S. Paul an die Römer.Biblia Vulgata: | Der Brief des Paulus an die Römer Römerbrief | Röm Röm Rom |
Aba. | Der Prophet Habacuc.Biblia Vulgata: | Der Prophet Habakuk Das Buch Habakuk | Hab Hab Hab |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Rom 1 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Knecht | 1: Apoſtel | 1: zuuor | |
2: Propheten | 2: heiligen | 3: ſamen | |
3: Dauid | 4: krefftiglich | 4: Geiſt | |
4: heiliget | 4: Sint | 4: HErr | |
5: Apoſtelampt | 5: Heiden | 5: Glaubens | |
7: Heiligen | 7: ſey | 9: on vnterlas | |
13: verhalten | 13: furgeſetzt | 14: Schüldener | |
14: Vngriechen | 16: ſelig | 16: gleuben | |
17: ſintemal | 18: gottloſes | 26: lüſte | |
26: Weiber | 28: thun | 29: Schalckheit | |
29: Hadders | 29: Ohrenbleſer | ||
30: Hoffertig | 30: Rhumretig | ||
Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen. Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 |
Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Knecht | Knecht, der Das Wort meint im eigentlichen Sinn einen Menschen männlichen Geschlechts unabhängig vom Alter. Davon haben sich verschiedene Bedeutungen abgeleitet:
a) Mann b) Jüngling c) Junggeselle, unverheirateter (junger) Mann b) braver Mann, Ehrenmann e) lernender oder dienender Jüngling; Knappe; Lehrling; Geselle f) Kriegsknecht (Soldat, der das Kriegshandwerk zum Beruf gemacht hat) g) Landsknechte (im edlen Ansinnen) h) allg. Dienender (in Anstellung eines Herrn) i) Gottes Knecht (von Gott dienenden Menschen, so auch von Christen allgemein, unabhängig vom Geschlecht)
Sie haben die Leichnam deiner Knechte den Vogeln vnter dem Himel zu freſſen gegeben
Sie haben die Leichen deiner Knechte den Vögeln unter dem Himmel zu fressen gegeben.
Knechte meint hier die (treuen) Diener Gottes, die Angehörigen des Volkes Israel.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Apoſtel | Apostel, der griechisch: ἀπόστολος (apostolos), der Gesandte
Die Bezeichnung »Apostel« meint im Deutschen »Gesandter«. In der kirchlichen Auffassung handelt es sich um den inneren Kreis der Jünger Jesu. Diese Jünger waren zu Lebzeiten Jesu seit dessen Taufe durch Johannes seine engsten Begleiter. Allen Aposteln wurde der Sendungsauftrag, wie er in Matthäus 28,19 beschrieben ist, von Jesus selbst erteilt.
Die Namensliste der ersten zwölf Apostel, die Jesus berufen hatte, findet sich in der Bibel an mehreren Stellen, so im Matthäus-Evangelium (10, 1-4), im Markus-Evangelium (3, 13-19) und im Lukas-Evangelium (6, 12-16). Die Auswahl der Zwölf Apostel (Lk 6,12-16)
12ES begab ſich aber zu der zeit / das er gieng auff einen Berg zu beten / vnd er bleib vber nacht in dem gebet zu Gott. 13Vnd da es tag ward / rieff er ſeinen Jüngern / vnd erwelet jrer Zwelffe / welche er auch Apoſtel nennet / 14Simon / welchen er Petrum nennet / vnd Andrean ſeinen bruder / Jacobum vnd Johannem / Philippum vnd Bartholomeum / 15Mattheum vnd Thomam / Jacobum Alphei ſon / Simon genant Zelotes / 16Judam Jacobs ſon / vnd Judam Jſchariothen den Verrheter.
Der Kreis der Apostel nach der Auferstehung
In der Apostelgeschichte wird der Kreis der Apostel benannt, wie er sich nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt entwickelt hatte. Die Liste in der Apostelgeschichte 1, 13 nennt nur noch elf Namen und lässt Judas Iskariot aus.
In Apostelgeschichte 1, 21-26 wird über eine Nachwahl berichtet, die nötig war, damit der Kreis der Apostel wieder aus 12 Personen bestünde. Gewählt wurde ein Mann namens Matthias.
In der römisch-katholischen Kirche
Zum Kreis der Apostel zählt die katholische Kirche zudem Barnabas und Paulus. Der Text in Apostelgeschichte 14, 14 bezeichnet beide als Apostel.
In der Apostelgeschichte und in den Briefen im Neuen Testament sind weitere Personen ausdrücklich als Apostel bezeichnet. Ihre Namen fanden aber keinen Einzug in das Kalendarium der römischen Kirche.
In der evangelischen Kirche
Die evangelische Kirche kennt insgesamt 13 Apostel, für die Gedenk- und Feiertage im Kalender eingerichtet wurden. In dieser Liste sind Judas Iskariot, der Jesus verraten hatte, und Barnabas nicht enthalten, wohl aber Matthias und Paulus.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
zuuor
zuvor | zuvor (Adverb) zeitlich vorhergehend, davor
Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:
Allerding taucht die Form zuvor wesentlich seltener auf. Die in Luthers Sprachgebrauch übliche Form ist zuuor.
zuuor
zuvor
Zuuor weis ich aber
a) Zuvor weiß ich aber, b) Ich weiß bereits,
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Prophet | Prophet, der lateinisch: propheta griechisch: προφήτης
Ein Prophet ist ein Verkünder der Zukunft, der getrieben aus der Motivation eines heiligen Anspruchs Gottes Wort verkündigt und bezeugt.
zu predigen das Euangelium Gottes / 2Welchs er zuuor verheiſſen hat / durch ſeine Propheten / in der heiligen Schrifft
zu predigen das Evangelium Gottes, welches er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der heiligen Schrift
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
heilig | heilig (Adjektiv) (In Abgrenzung zum Irdischen:) göttlich vollkommen und verehrungswürdig.
Das Adjektiv kommt häufig vor in den Verbindungen:
u.a.
Ort, Boden: 2Mos 3,5:
Er ſprach / Trit nicht herzu / zeuch deine ſchuch aus von deinen Füſſen / Denn der Ort / da du auffſteheſt / iſt ein heilig land.
Er [GOTT] sprach: »Komme nicht näher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen! Denn der Boden, auf dem du stehst, ist heiliges Land.«
Tätigkeiten: 2Mos 16,23:
Das iſts / das der HERR geſagt hat / Morgen iſt der Sabbath der heiligen ruge des HERRN /
Das ist es, was der HERR gesagt hat: »Morgen ist der Sabbat der heiligen Ruhe des HERRN.«
Gegenstände: 2Mos 28,2:
Vnd ſolt Aaron deinem Bruder heilige Kleider machen / die herrlich vnd ſchön ſeien.
Und [ihr] sollt Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien.
Menschen: 2Mos 19,6:
Vnd jr ſolt mir ein prieſterlich Königreich / vnd ein heiliges Volck ſein.
Und ihr sollt mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein.
GOTT: Offb 4,8:
[...] vnd ſprachen / Heilig / heilig / heilig iſt der Gott der HERR / der Allmechtige / der da war / vnd der da iſt / vnd der da kompt.
[...] und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist der Gott, der HERR, der Allmächtige, der da war, und der da ist, und kommt und da sein wird.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Samen
ſamen | Samen, der
Nachkommen, die Im eigentlichen Sinn sind Samen Gebilde, die sich aus den Blüten von Pflanzen entwickeln, und aus denen in geeigneter Umgebung neue Pflanzen wachsen können. Beim Menschen bezeichnet Samen das Sperma.
Luther verwendet den Begriff Samen in Bezug auf Menschen immer wieder in der Bedeutung Nachkommen. Psalm 105,6 (u.a.)
der ſamen Abrahams
die Nachkommen Abrahams
Es ehre jn aller ſame Jacob / vnd fur jm ſchewe ſich aller ſame Jſrael.
Es mögen ihn alle Nachkommen Jakobs ehren, und alle Nachkommen Israels mögen sich vor ihm erschrecken
Dauid vnd ſeinem Samen ewiglich.
David und allen seinen Nachkommen.
der geboren iſt von dem ſamen Dauid nach dem Fleiſch
der geboren ist von Davids Nachkommen nach dem Fleisch
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dauid | David hebräisch: דָּוִד (dͻwid) oder דָּוִיד (dͻwīd) lateinisch: David griechisch: Δαυιδ (David) Zur Person Davids
Nach der biblischen Überlieferung war David König von Juda und nach Saul der zweite König Israels. Er lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr.
Genauere Lebensdaten sind unbekannt. Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fragen.
David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer. Schließlich wurde er Sauls Nachfolger als König über Israel.
David in der Bibel
Die Geschichte Davids wird ausführlich erzählt in den beiden Samuelbüchern (1Sam, 2Sam), in 1Kön 1-2 und in 1Chr 11-29.
König David gilt als der Autor von 73 Psalmen. Siehe dazu die folgenden Artikel:
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
krefftiglich | kräftiglich (Adverb; veraltet) vesrtärktes kräftig, überwiegend adverbial gebraucht
der geboren iſt von dem ſamen Dauid nach dem Fleiſch / 4vnd krefftiglich erweiſet ein Son Gottes / nach dem Geiſt
der geboren ist von Davids Nachkommen nach dem Fleisch, und sich eindeutig als ein Sohn Gottes erwies nach dem Geist
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
heilige Geiſt | heilige Geist, der griechisch: πνεῦμα ἅγιον (pneuma hagion) lateinisch: Spiritus Sanctus
Der Geist Gottes als göttliche Kraft.
Heiliger Geist im Christentum
Der Begriff Heiliger Geist ist heute vorbesetzt:
Der Heilige Geist wird als die dritte »Person« in der Trinität, in der Dreieinigkeit Gottes, verstanden. Danach ist Gott ein Wesen, das drei Personen in einer darstellt: Gott-Vater (den Schöpfer), Gott-Sohn (Jesus Christus) und Gott-Geist (Heiliger Geist). Obwohl als Person betitelt, stellt der Heilige Geist aber keine eigenständige, losgelöst von Gott existierende Gottheit dar. Vielmehr ist seine Gegenwart immer zugleich als Gegenwart Gottes (und als Gegenwart Jesu Christi; Dreieinigkeit) zu verstehen.
Das Gottesbild, das die Trinitätslehre zeichnet, ist ein künstliches, hochgradig komplexes Konstrukt der Kirchenväter des 4. und 5. Jahrhunderts nach Christus. Es versucht, die verschiedenen Wesenheiten Gottes in einer Person zu bündeln, wirft aber gleichzeitig viele neue Fragen auf, die jedoch dogmatisch ausgeblendet werden.
Mehr über die Trinitätslehre findet sich in den Gedankenpausen unseres Artikels Trinitatis
Luther sah die Gemeinschaftlichkeit von Gott, Jesus und Heiligem Geist, und bejahte insofern die Dreieinigkeit, konnte allerdings der Dreieinigkeit in einer Person nicht zustimmen. Der Ausdruck »heiliger Geist« in der Lutherbibel
In den Texten der Lutherbibel wird der Begriff heiliger Geist ohne das gedankliche Übergebäude der Trinitätslehre verwendet. Hier kommt schlicht die Übersetzung aus den griechischen und lateinischen Quellen zum Tragen.
Der heilige Geist der Lutherbibel meint also nicht den Heiligen Geist der Trinitätslehre und sollte mit ihm nicht verwechselt werden. Heiliger Geist und Geist Gottes im Alten Testament
Hebräische Formen:
Bemerkenswert ist, dass Geist im Verbindung mit Gott immer mit Atem und Leben bzw. einer Lebenskraft gedacht ist, die die Existenz der Schöpfung (aller Lebewesen) und somit des Menschen bedingt.
Beipiel für Geist als Lebenskraft, die Neues erschafft, und aus der Höhe (aus dem Lebensraum Gottes) ausgegossen wird:
Bis ſo lange / das vber vns ausgegoſſen werde der geiſt aus der Höhe. So wird denn die Wüſten zum Acker werden / vnd der Acker fur einen Wald gerechnet werden.
Der heilige Geist (Gottes) ist weder ein göttliches »Wesen« (Wesen sind körperlich existent!), noch Gott selbst. Er ist als Geist Gottes eine göttliche Kraft, die Lebewesen brauchen, um zu leben (Grundfunktion der Lebenskraft), und die darüber hinaus in unterschiedlichen Qualitäten Natur und Menschen beleben kann.
Solche unterschiedlichen Qualitäten des heiligen Geistes, in denen sich diese Kraft individuell ausdrücken kann, sind beispielsweise in »Gaben-Listen« vermerkt (wie auch 1Kor 12,8-10), die jedoch (im Gegensatz zu kirchlichen Lehren) keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können! Vielmehr ist der heilige Geist völlig frei. Er wirkt immer ohne unser Zutun und kann sich vom menschlichen Denken nicht bändigen lassen. Die Gegenwart des heiligen Geistes übberrascht stets neu und kann weder von Menschen allgemein noch von Kirchen formal definiert werden.
Das Attribut heilig (wenn vorhanden) macht klar, dass die herausgestellte Qualität neben dem Lebensnotwendigen das göttlich Vollkommene umfasst: Wer vom heiligen Geist erfüllt ist (übermäßig damit versorgt ist), besitzt eine besondere Lebenskraft; eine, die (in Abgrenzung zum Irdischen) von im religiösen Sinn göttlicher Kraft, vom Glauben, inspiriert und getragen wird.
Heiliger Geist im Neuen Testament
Jesus stützt sich auf die Vorstellung des heiligen Geistes aus dem Alten Testament. Er lebte im Umfeld der jüdischen Religion, nicht in dem der späteren Kirchenväter. Die Trinitätslehre war ihm unbekannt.
Das Neue Testament kennt den Heiligen Geist daher in gleicher Weise wie das Alte Testament nur als Kraft Gottes.
Das Verständnis der neutestamentlichen Texte, die den heiligen Geist nennen, hängt davon ab, mit welchem Hintergrund, mit welcher Idee vom heiligen Geist die Texte gelesen und interpretiert werden.
Nach Paulus (Rom 1,4) ist es der Geist, der heilig macht:
nach dem Geiſt / der da heiliget
Luther erläutert den Begriff Geiſt im Scholion zu Rom 1,4 so:
Der geiſt Gottes iſt gegeben nach Chriſtus auffahrt / von da an heiliget er die Chriſten vnd verkleret Chriſtum in aller welt das er Gottes ſon ſey mit aller macht / in worten / wundern / vnd zeichen.
Luthers Ausführungen an dieser Stelle sollen das neutestamentliche Verständnis stützen. Der heilige Geist nimmt im Unterschied zum Alten Testament nun eine schwerwiegende Rolle ein. Er wird zum Mysterium und zur Stütze in der Glaubensgemeinschaft der frühen Christen.
Doch anders als Luther es hier scheinbar beschreibt, ist der Geist Gottes nicht erst mit Jesu Himmelfahrt in die Welt gekommen. Luther wußte es sehr wohl besser: Der heilige Geist war von Anfang an dabei: 1Mos 1,2: Vnd der Geiſt Gottes ſchwebet auff dem Waſſer (siehe Luthers Anmerkung zu diesem Vers: Geiſt [... ] darumb mus es den heiligen Geiſt deuten).
Der »Geist« Gottes ermöglichte die Erschaffung des lebendigen Menschen: 1Mos 2,7: vnd er blies jm ein den lebendigen Odem in ſeine Naſen / Vnd alſo ward der Menſch eine lebendige Seele (Siehe oben: Geist: רוח (ruach, Atem, Geist, Leben, Lebenskraft). Der »Geist« Gottes, dem ersten Menschen in die Nase geblasen, erweckte den Körper aus Lehm und Ton zum Leben.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
heiligen | heiligen (Verb) 1) allgemein: 1a) als göttlich vollkommen verehren 1b) etwas von Sünde reinigen, befreien 1c) etwas außergewöhlich göttliches würdigen oder für einen außergewöhlich göttlichen Zweck erheben
2) weihen 2a) etwas als Opfer für Gott unwideruflich deklarieren 2b) jemanden zum Dienst für Gott berufen (in unterschiedlichen Ausprägungen) 2c) etwas für eine göttliche Bestimmung erwählen
3) Gott heiligt 3a) jemanden oder etwas aus dem Zustand der Sündhaftigkeit befreien
Ableitung aus dem Adjektiv heilig: (In Abgrenzung zum Irdischen:) göttlich vollkommen und verehrungswürdig.
GOTT heiligt den Sabbat: 1Mos 2,3:
Vnd ſegnete den ſiebenden Tag vnd heiliget jn /
Und [GOTT] segnete den siebenten Tag und heiligte ihn.
Anm: Hier ist segnen mit heiligen gekoppelt.
GOTT heiligt Menschen: Hes 20,12:
[Gott spricht:] Jch gab jnen auch meine Sabbath / zum zeichen zwiſſchen mir vnd jnen / Damit ſie lerneten / das ich der HERR ſey / der ſie heiliget.
Ich gab ihnen auch meinen Sabbat zum Zeichen zwischen mir und ihnen, damit sie lernen mögen, dass ich der HERR bin, der sie heiligt.
Menschen heiligen: 3Mos 11,44:
DEnn ich bin der HERR ewr Gott / Darumb ſolt jr euch heiligen / das jr heilig ſeid / denn ich bin Heilig.
Denn ich bin der HERR, euer GOTT. Darum solt ihr euch heiligen, damit ihr heilig seid, denn ich bin heilig.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ſint | sint (Präposition, veraltet) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
HErr | HErr, Adonaj
HErr, Kyrios Aussehen in unseren Frakturschriften: HErr oder HErr
Feststehende, besondere Schreibweise Luthers (zwei Großbuchstaben, gefolgt von zwei Kleinbuchstaben), um anzuzeigen, dass sich dahinter eine Bezeichnung Gottes (im Alten Testament) oder Jesu (im Neuen Testament) befindet.
HErr im Alten Testament
Luther verwendet im Alten Testament die Schreibweise HErr, wenn im hebräischen Text das Wort Adonaj (hebr. אֲדֹנָי, pl. von Adon, Herr) anstelle des Gottesnamens steht.
HErr im Neuen Testament
Im Neuen Testament steht HErr dort, wo in den griechischen Quellen mit dem Wort kyrios (Herr, Besitzer, Gebieter) Jesus Christus als Sohn Gottes gemeint ist.
Wichtig:
Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen »HERR« (in Großbuchstaben) und »Herr« (in Kleinbuchstaben bzw. mit Großbuchstaben »H« am Anfang.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Apoſtelampt | Apostelamt, das griechisch: ἀποστολή (apostole), die Aussendung
Die »Aussendung« wird inhaltlich als Auftrag, als Amt verstanden, das der Gesandte (Apostel) zu erfüllen hat. Das griechische Wort ἀποστολή wird in den biblischen und christlichen Texten nur im Sinn Apostelamt gebraucht.
Durch welchen wir haben empfangen Gnade vnd Apoſtelampt vnter alle Heiden
Durch welchen wir empfangenn haben Gnade und Apostelamt unter allen Heiden
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heiden | Heiden, die
Heide, der Heiden
Im Alten Testament nur im Plural gebräuchlich.
(eigtl. Völker). Im religiösen Sinn sind Heiden Menschen, die nicht an Gott glauben bzw. angehörige fremder Religionen.
Gemeint sind (allumfassend) Völker mit fremden Religionen und fremden Gotteskulten aus der Sicht des Sprechenden in Abgrenzung zum Volk Gottes, die anderen bzw. fremden Völker.
vnd [ſie] ſprachen zu jm [d. i. Samuel] / Sihe / Du biſt alt worden / Vnd deine Söne wandeln nicht in deinen wegen / So ſetze nu einen König vber vns / der vns richte / wie alle Heiden haben.
... und sie sprachen zu Samuel: »Schau, du bist alt geworden und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze daher einen König ein, der über uns Recht spreche, so, wie ihn alle anderen Völker haben!«
Im Neuen Testament verwendet Luther das Wort auch im Singular.
Unsere Übersetzung »Ungläubiger« trifft es nicht ganz: Gemeint ist in den Texten eigentlichen eine Person, die einem anderen Staat angehört und daher eine andere Religion ausübt. Der Begriff »Ausländer« würde allerdings in der heutigen Zeit noch weniger passen.
Höret er die Gemeine nicht / So halt jn als einen Heiden vnd Zölner.
Hört er nicht auf die Gemeinde, dann halte ihn für einen Ungläubigen und Zöllner.
So aber jemand die ſeinen / ſonderlich ſeine Hausgenoſſen / nicht verſorget / der hat den glauben verleugnet / vnd iſt erger denn ein Heide.
Wenn aber jemand die Seinen, insbesondere seine Mitbewohner, nicht versorgt, dann hat er den Glauben verleugnet, und er ist schlimmer als ein Ungläubiger.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Glaube | Glaube, der Glauben, der Glaube(n)
Mhd.: geloube, gloube, f., m. Gegenstück: Unglaube(n).
In der Bibel tritt der Begriff bevorzugt in seiner religiösen Bedeutung auf:
Glaube bezeichnet allgemein sowohl das auf Gott gerichtete hingebende Vertrauen religiöser Menschen, sowie eine innere Bejahung, Aneignung und Bewahrung der offenbarten Gotteserkenntnis, mit der sich Gehorsam, Treue u. s. w. gegenüber den göttlichen Geboten und religiösen Lehren verbinden. Ein zentraler Begriff reformatorischer Lehre
Sowohl die neutestamentlichen Schriften selbst, wie auch die Theologen der christlichen Konfessionen definieren den Begriff Glaube im einzelnen verschieden. Für Luther ist es der zentrale Begriff, der das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen begründet. Dabei stützt er sich insbesondere auf die Erläuterungen des Paulus im Römerbrief.
Das Wort Glaube(n) kommt im Neuen Testament sehr häufig vor (430 mal), bevorzugt in den Paulusbriefen. Dabei finde sich das Wort allein im relativ kurzgehaltenen Römerbrief an 130 Stellen.
Luthers Übersetzung von Rom 3,28, alleine durch den Glauben, führte zu heftigen Disputen zwischen Luther und seinen Gegenspielern, weil in den griechischen Quellen das Wort »allein« nicht vorkommt. Man versuchte Luther als stümperhaften Übersetzer zu entlarven, der Bibeltexte verfälscht. Doch Luther pariert, dass dies auch in den Quellen absolut gemeint sei und in solchen Fällen die Verwendung des Wortes allein die Anforderungen eines guten deutschen Sprachgebrauchs erfüllt. Es käme nicht darauf an, einzelne Wörter zu übersetzen und blank aneinanderzureihen, sondern darauf, den Inhalt möglichst wortgetreu in die deutsche Sprache und deren üblichen Gebrauch zu übertragen.
Aus Rom 3,28 hat sich ein wesentlicher Lehrsatz der Reformation und der Kirchen, die aus ihr entstanden sind, entwickelt: Allein aus Glauben! bzw. Allein durch Glauben!, lateinisch: sola fide!
Dies schmälert die Bedeutung der Gesetze und Gebote nicht. Doch der Glauben ist ihr tragendes Fundament, der ihre Einhaltung und Erfüllung bestimmt und in konkreten Situationen überzeichnet. Nur so ist (christliche) Eigenverantwortung gewährleistet. Nur das Handeln aus dem Glauben heraus macht den Menschen vor Gott gerecht. Diese Gerechtigkeit wird aus Gnade anerkannt, nicht aus Erfüllung der Gesetze. Die Gesetzeswerke sind nicht länger erforderlich, weil der glaubende Mensch sie ihrem Inhalt nach eigenverantwortlich erfüllt. Ähnlich wie das Gebot »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« einerseits die entsprechenden Gebote aus den Zehn Geboten enthält, andererseits darüber weit hinausgeht. So umfasst das Handeln aus Glauben an Gott alle Gebote und Gesetze, geht aber weit darüber hinaus. Umgekehrt: Die Erfüllung der Gebote und Gesetze ohne Glauben an Gott macht zwar vor dem Gesetz gerecht, erfüllt aber nicht Gottes Anspruch auf Eigenverantwortlichkeit des Menschen in der Beziehung der Menschen zu Gott und in der Beziehung der Menschen zueinander.
Damit rückte der Glaubensbegriff und seine Interpretation in den Mittelpunkt reformatorischer Lehren.
So halten wir es nu / Das der Menſch gerecht werde / on des Geſetzes werck / alleine durch den Glauben.
a) So halten wir es nun: Der Mensch wird gerecht ohne die Gesetzeswerke, allein durch den Glauben. b) So halten wir fest: Der Mensch wird allein durch Glauben gerecht. Die Vorgaben der Gesetze und ihre Erfüllung haben dabei keine Bedeutung.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heilige | Heilige, der jemand, der religiöse Tugenden (göttlich vollkommen) lebt und daher verehrungswürdig ist.
Eine Person als Heiliger: Dan 8,13:
ICH höret aber einen Heiligen reden / vnd der ſelbige Heilige ſprach zu einem der da redet / [...]
Ich hörte aber einen Heiligen reden, und der selbe Heilige sprach zu einem, der da redet [...]
GOTT als Heiliger: Jes 30,15:
DEnn ſo ſpricht der HErr HERR / der Heilige in Iſrael / [...]
Denn so spricht GOTT der HERR, der Heilige in Israel [...]
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ſey | er/sie/es sei (Verb) von: sein (Verb) Das »ei« am Wortende wird nach den Regeln des Luther-Deutsch zu »ey«.
Es werde eine Feſte zwiſchen den Waſſern / vnd die ſey ein Vnterſcheid zwiſchen den Waſſern.
Es werde ein Himmelsgewölbe zwischen den Gewässern, und das sei die Trennung zwischen den Gewässern.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
on | ohne (Präposition) Wegfall einer Sache oder eines Grundes
Psalm 18,32 on der HERR: ohne dem HERRN
Psalm 27,12 on ſchew: ohne Scheu
Psalm 35,15 on meine ſchuld: ohne meine Schuld
Psalm 18,32 on vnſer Gott: ohne unserem Gott
Röm 1,9 on vnterlas: ohne Unterlass
Psalm 7,5 on vrſach: ohne Ursache, ohne Grund, grundlos
Psalm 15,2 on wandel: ohne Makel, makellos, unverändert
Psalm 105,34 on zahl: ohne Zahl, zahllos, unzählig
Röm 4,6 on zuthun: ohne Zutun
Röm 4,9 on zweiuel: ohne Zweifel, zweifelsohne, zweifellos
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
verhalten | verhalten (Verb, veraltet) zurückhalten
zurückhalten, behalten, vorenthalten
Das wirs nicht verhalten ſollen jren Kindern
Dass wir es ihren Kindern nicht vorenthalten sollen
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
furſetzen
fur ſetzen
fur geſetzt | vorsetzten (Verb) auch in getrennter Schreibweise: fur ſetzen
Verwendet in der Bedeutung sich etwas fest vornehmen, sich etwas auferlegen furſetzen:Rom 1,13
JCH wil euch aber nicht verhalten / lieben Brüder / das ich mir offt habe furgeſetzt / zu euch zu komen
Ich möchte Euch aber nicht verschweigen, liebe Brüder, dass ich es mir oft vorgenommen hatte, zu euch zu kommen.
fur ſetzen:Psalm 17,3
Jch hab mir fur geſetzt / das mein mund nicht ſol vbertretten.
a) Ich habe mir vorgesetzt, dass mein Mund nicht übertreten soll. b) Ich habe mir fest vorgenommen, dass mein Mund sich nicht vergehen soll. c) Ich habe mir auferlegt, dass mein Mund sich nicht vergehen soll.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Schüldener
ſchüldener | Schuldner, der von schüldig, schuldig (Adjektiv)
Mensch, der etwas schuldet, der etwas schuldig ist.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vngrieche | Nichtgrieche, der griechisch: βάρβαρος bárbaros, Plural βάρβαροι, bárbaroi
Nichtgrieche, Barbar
Im antiken Griechenland bezeichnete man Menschen, die schlecht oder kein Griechisch verstanden, als βάρβαροι, Barbaren. Es gab also eine ebenso deutliche wie geläufige Unterscheidung zwischen Griechen und Nichtgriechen.
Paulus greift diese Denkweise in Röm 1,14 auf.
Luther vermeidet jedoch den Begriff »Barbaren«, offensichtlich sehr bewußt, und führt die ungwöhnliche Bezeichnung Ungriechen ein.
Jch bin ein Schüldener / beide der Griechen vnd der Vngriechen
Ich bin ein Schuldner beider, der Griechen und der Nichtgriechen
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ſelig | selig (Adjektiv) ſelig
Im eigentlichen Sinn glücklich, erfolgreich.
Das Wort selig wird allgemein überwiegend religiös gebraucht.
selig drückt in der aktiven Verwendung aus:
1) Schutz bietend, Gedeihen bietend, heilsam, förderlich, günstig 2) das innere, seelische Wohl 3) das ewige Heil der Seele 4) hoch beglückend 5) als Beiwort für Personen: Schutz und Förderung bietend, andere beglückend, dazu geeignet, tüchtig. gütig, herrlich, usw. 6) im religiösen Sinn: 6a) von Christus, der den Menschen das ewige Heil bietet 6b) von Menschen, die auf ihr ewiges Heil bedacht sind, fromm
selig drückt in der passiven Verwendung aus:
1) geschützt, gesichert, unverletzt 2) vom Erfolg begünstigt, beglückt 3) als Ausdruck des Dankes: er möge selig sein 4) gepriesen sein 5) im religiösen Sinn: 5a) des ewigen Heils teilhaftig 5b) bei Seligpreisungen: glücklich (Selig sind die, ...) 5c) mit besonderem Bezug auf das Leben nach dem Tode, das ewige Leben: glücklich, errettet sein 5d) in Bezug auf Verstorbene allgemein und als Beiwort für liebe Verstorbene anstelle von heilig, (vom Tod) errettet, anstelle von verstorben und aufgenommen in den Himmel 5e) in der Beziehung zu Gott, als Ausdruck göttlicher Vollendung des Seins
Denn ſo man von Hertzen gleubet / ſo wird man gerecht / Vnd ſo man mit dem Munde bekennet / ſo wird man ſelig.
a) Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man selig. b) Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
gleuben | glauben (Verb) In der Bibel tritt der Begriff bevorzugt in seiner religiösen Bedeutung auf:
glauben bezeichnet das Verhalten religiöser Menschen ihrem Gott gegenüber, insbesondere ausgedrückt im Vertrauen auf Gottes Allmacht, Gerechtigkeit und Gnade, sowie im Fürwahrhalten der Glaubenslehren.
Denn ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht / Denn es iſt eine Krafft Gottes / die da ſelig machet / alle / die daran gleuben
Denn ich schäme des Evengeliums von Christus nicht. Denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.
Abraham hat Gott gegleubet / vnd das iſt jm zur Gerechtigkeit gerechnet.
Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ſintemal | sintemal (Konjunktion, veraltet) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
gottlos | gottlos (Adjektiv) Religiöser Begriff, der die Existenz Gottes voraussetzt:
a) Zustand: los von Gott; von Gott verlassen; ohne Gott. b) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Gottes missachtend
So wird man ſein gottlos weſen nimer finden.
So wird man sein gottloses Wesen niemals finden.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Luſt | Lust, die/der heftiges Verlangen, Begierde
Luther verwendet das Wort häufig in der maskulinen Form.
Vnd er hat luſt zum Leben
a) Und er hat Verlangen nach Leben b) Doch das Leben ist seine Passion Wendungen
Eine feste Wendung in der Lutherbibel von 1545 ist der Ausdruck:
ein Luſt büſſen - ein Verlangen stillen, befriedigen
Da aſſen ſie vnd wurden all zuſat / Er lies ſie jren Luſt büſſen. Da ſie nu jren luſt gebüſſet hatten / Vnd ſie noch dauon aſſen. Da kam der zorn Gottes vber ſie
Da aßen sie und wurden allzu satt. Er lies sie ihr Verlangen stillen. Als sie nun ihr Verlangen gestillt hatten, und sie noch davon aßen, da kam der Zorn Gottes über sie.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Weib | Weib, das die (Ehe-) Frau Hinweis:
Es ist zu beachten, dass Luther den zu seiner Zeit gängigen Begriff Weib nicht abschätzig oder abwertend benutzt. Im Gegenteil: Wenn auch die etymologische Herkunft des Begriffs umstritten und unklar ist, so bezeichnete er doch die erwachsene, verantwortlich handelnde Frau in gesellschaftlich angesehener Stellung, z. B. als Ehefrau.
In der deutschen Sprache hat der Begriff »Weib« im Laufe der Zeit eine geringschätzende Bedeutung erfahren und besitzt heute die Qualität einer Beleidigung, die u. U. strafrechtlich verfolgt werden kann. Der Begriff wird daher in modernen Übersetzungen nicht verwendet. Stattdessen wird i. d. R. das Wort »Frau« benutzt.
Die englische Sprache kennt noch heute geläufig das Wort »wife« (meist für »Ehefrau«), das etymologisch auf die selbe Wurzel zurückzuführen ist, neben dem Begriff »woman«, der allgemein für »Frau« steht. Empfehlung:
Wir empfehlen wegen der geringschätzenden Qualitäten, die an diesem Begriff kleben, bei Interpretationen, bei Textauslegungen, in Predigten und auch bei Textlesungen aus alten Lutherbibeln den Begriff Weib nicht zu verwenden und durch Frau zu ersetzen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
thun | tun (Verb) Mhd.: tuon (erweitert tuogen, tuonen) allgemein machen, schaffen, verrichten, handeln in unterschiedlichsten Varianten und Bedeutungen
Formen
FVr jren Vetern thet er Wunder in Egyptenland
Vor ihren Vätern tat er Wunder in Ägypten
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Schalckheit
ſchalckheit | Schalkheit, die Abstraktbildung zu der Schalk
Bezeichnet die typischen Eigenschaften und die Umtriebigkeiten des Schalks.
Ein Schalk ist heute jemand, der gerne einen Spaß treibt.
Doch das Wort Schalk meint ursprünglich einen Diener, einen Knecht, einen Hörigen (im Gegensatz zum Herrn). Es entwickelte sich fort zur Bedeutung Mensch mit Knechtssinn, von knechtisch böser Art, arglistiger, ungetreuer Mensch. So wurde es zu Luthers Zeiten im Sprachgebrauch verwendet und verstanden.
Die boshafte Arglistigkeit und die Untreue sind prägende Merkmale der Schalkheit.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hadder | Hader, der Streit, Zwist, meist über lange Zeit erbittert ausgetragen.
Hadder nicht mit jemand on vrſache / ſo er dir kein leid gethan hat.
Streite nicht mit jemanden ohne Ursache, wenn er dir kein Leid getan hat.
19Offenbar ſind aber die werck des Fleiſches / als da ſind Ehebruch / Hurerey / Vnreinigkeit / Vnzucht / 20Abgötterey / Zeuberey / Feindſchafft / Hadder / Neid / Zorn / Zanck / Zwitracht / Rotten / Haſs / Mord / 21Sauffen / Freſſen / vnd der gleichen.
Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches*, als da sind: Ehebruch, Hurerei, Unreinheit, Unzucht, Götzenverehrung, Zauberei, Feindschaft, Streitsucht, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Aufruhr, Hass, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen.
*Anm.: Die »Werke des Fleisches« entspringen der natürlichen Triebhaftigkeit des Menschen und zielen auf die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse im weitgehenden Sinn. Sie unterliegen keinen ethischen oder moralischen Werten und unterwerfen sich keinen gesellschaftlichen Ordnungen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ohrenbleſer | Ohrenbläser, der (veraltet) Zuträger und Einflüsterer von Dingen, besonders solchen, die dem Hörenden schmeicheln und andere bei ihm verhöhnen oder verleumden
Ohrenbleſer
DIe Ohrenbleſer vnd falſche böſe Meuler / ſind verflucht / Denn ſie verwirren viele die guten Frieden haben.
Die Ohrenbläser und die falschen, bösen Mäuler sind verflucht. Denn sie verwirren viele, die guten Frieden haben.
Vol alles Vngerechten / Hurerey / Schalckheit / Geitzes / Bosheit / vol Haſſes / Mordes / Hadders / Liſts / Gifftig / Ohrenbleſer /
Voll mit allem Ungerechten, mit Hurerei, Schalkheit, Geitz, Bosheit. Voll mit Hass, Mordgedanken, Streitsucht, List, Giftigkeit, Ohrenbläserei.
SK Version 21.11.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hoffertige | Hoffärtige, der Substantivierung zu: hoffertig, hoffärtig (Adjektiv)
(abwertend) anmaßend stolz, verletzend überheblich, dünkelhaft, aufgeblasen, hochnäsig, selbstherrlich, selbstgefällig, snobistisch, arrogant, blasiert
die Hoffertigen: die Hochnäsigen, die Selbstgefälligen, die Überheblichen
Hoffertige
Erhebe dich du Richter der Welt / Vergilt den Hoffertigen was ſie verdienen.
Erhebe dich, du Richter der Welt! Vergelte den Hoffärtigen, was sie verdienen.
Denn Gott widerſtehet den Hoffertigen / Aber den Demütigen gibt er gnade.
Denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen schenkt er Gnade.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rhumredtige | Ruhmredige, der Prahler, Wichtigtuer, Blender
von: ruhmredig sich selbst (mit Reden) rühmend, prahlerisch, wichtigtuerisch
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
LESUNG AUS DEN BRIEFEN DER APOSTEL UND PREDIGTTEXT
DAS HEILIGE CHRISTFEST
Heiligabend · 24. Dezember
EP
II
EP
II
Luthers Vorrede zum Neuen Testament ist in neuen Bibelausgaben nicht mehr enthalten. Lesen Sie, was Luther seinen Lesern 1545 mit auf den Weg gegeben hatte.