Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
1Ein Pſalm vor zu ſingen Dauids / des HERRN knechts / Welcher hat dem HERRN die wort dieſes Lieds geredt / Zur zeit da jn der HERR er-
rettet hatte / von der hand ſeiner
Feinde / vnd von der hand
Saul / 2vnd ſprach.
HErtzlich lieb habe ich dich HERR meine Stercke / 3HERR mein Felſ / mein Burg / mein Erretter / mein Gott / mein Hort / auff den ich trawe.
Mein Schild / vnd Horn meines heils / Vnd mein Schutz.
4ICh wil den HERRN loben vnd anruffen / So werde ich von meinen Feinden erlöſet.
5Denn es vmbfiengen mich des Todes bande / Vnd die beche Belial erſchreckten mich.
6Der Hellen band vmbfiengen mich / Vnd des Tods ſtrick vberweldiget mich.
7Wenn mir angſt iſt / ſo ruffe ich den HERRN an / vnd ſchrey zu meinem Gott / So erhöret er meine ſtim von ſeinem Tempel / vnd mein geſchrey kompt fur jn zu ſeinen Ohren.
DIe Erde bebete vnd ward beweget / Vnd die grundfeſte der Berge regeten ſich vnd bebeten / da er zornig war.
9Dampff gieng auff von ſeiner Naſen / Vnd verzerend fewr von ſeinem Munde / das es dauon blitzet.
10Er neigete den Himel vnd fur herab / Vnd tunckel war vnter ſeinen Füſſen.
11Vnd er fuhr auff dem Cherub vnd flog daher / Er ſchwebet auff den fittigen des winds.
12Sein Gezelt vmb jn her war finſter / vnd ſchwartze dicke wolcken / Darin er verborgen war.
13Vom glantz fur jm / trenneten ſich die Wolcken / Mit hagel vnd blitzen.
14Vnd der HERR donnerte im Himel / Vnd der Höheſt lies ſeinen donner aus / mit hagel vnd blitzen.
15Er ſchos ſeine ſtrale vnd zerſtrewet ſie. Er lies ſeer blitzen vnd ſchrecket ſie.
16Da ſahe man Waſſergöſſe / vnd des Erdboden grund ward auffgedeckt / HERR von deinem ſchelten / von dem odem vnd ſchnauben deiner Naſen.
ER ſchicket aus von der Höhe / vnd holet mich / Vnd zoch mich aus groſſen Waſſern.
18Er errettet mich von meinen ſtarcken Feinden / von meinen Haſſern die mir zu mechtig waren.
19Die mich vberweldigeten zur zeit meines vnfals / Vnd der HERR ward meine zuuerſicht.
20Vnd er füret mich aus in den Raum / Er reis mich heraus / Denn er hatte luſt zu mir.
21DEr HERR thut wol an mir / nach meiner a Gerechtigkeit / Er vergilt mir nach der reinigkeit meiner hende.
22Denn ich halte die b Wege des HERRN / Vnd bin nicht Gottlos wider meinen Gott.
23Denn alle ſeine Rechte hab ich fur augen / Vnd ſeine Gebot werffe ich nicht von mir.
24Sondern ich bin on wandel fur jm / Vnd hute mich fur ſünden.
25DArumb vergilt mir der HERR nach meiner Gerechtigkeit / Nach der reinigkeit meiner hende fur ſeinen Augen.
26BEy den Heiligen biſtu heilig / vnd bey den Fromen biſtu from / 27Vnd bey den Reinen biſtu rein / Vnd bey den Verkereten / biſtu verkeret.
28Denn du hilffeſt dem elenden volck / Vnd die hohen augen nidrigſtu.
29Denn du erleuchteſt meine Leuchte / Der HERR mein Gott machet meine finſternis liecht.
DEnn mit dir kan ich Kriegsuolck zeſchmeiſſen / Vnd mit meinem Gott vber die mauren ſpringen.
31GOttes wege ſind on wandel / Die Rede des HERRN ſind durchleutert / Er iſt ein Schild allen die jm vertrawen.
32Denn wo iſt ein Gott / on der HERr? Oder ein Hort / on vnſer Gott?
33Gott rüſtet mich mit krafft / Vnd macht meine wege on wandel.
34Er macht meine füſſe gleich den Hirſſchen / Vnd ſtellet mich auff meine höhe.
35Er leret meine Hand ſtreitten / Vnd leret meinen Arm einen ehren bogen ſpannen.
VND gibſt mir den Schild deines Heils / vnd deine Rechte ſtercket mich / Vnd wenn du mich demütigeſt / machſtu mich gros.
37Du machſt vnter mir raum zugehen / Das meine Knöchel nicht gleiten.
38Ich wil meinen Feinden nachiagen vnd ſie ergreiffen / Vnd nicht vmbkeren / bis ich ſie vmbbracht habe.
39Ich wil ſie zeſchmeiſſen / vnd ſollen mir nicht widerſtehen / Sie müſſen vnter meine füſſe fallen.
40Du kanſt mich rüſten mit ſtercke zum ſtreit / Du kanſt vnter mich werffen die ſich wider mich ſetzen.
41Du gibſt mir meine Feinde in die flucht / Das ich meine Haſſer verſtöre.
42Sie ruffen / Aber da iſt kein Helffer / Zum HERRN / Aber er antwortet jnen nicht.
43Ich wil ſie zeſtoſſen / wie Staub fur dem winde / Ich wil ſie wegreumen / wie den Kot auff der gaſſen.
DV hilffſt mir von dem zenckiſſchen Volck / Vnd macheſt mich ein Heubt vnter den Heiden / Ein Volck das ich nicht kandte / dienet mir.
45Es gehorchet mir mit gehorſamen ohren / Ja den frembden Kindern hats wider mich gefeilet.
46Die frembden Kinder verſchmachten / Vnd zappeln in jren banden.
47Der HERR lebet / vnd gelobet ſey mein Hort / Vnd der Gott meins Heils müſſe erhaben werden.
48Der Gott der mir Rache gibt / Vnd zwinget die Völcker vnter mich.
49Der mich errettet von meinen Feinden / Vnd erhöhet mich aus denen / Die ſich wider mich ſetzen / Du hilffſt mir von den Freueln.
50Darumb wil ich dir dancken HERR vnter den Heiden / Vnd deinem Namen lobſingen.
51Der ſeinem Könige gros Heil beweiſet vnd wolthut ſeinem Geſalbeten / Dauid vnd ſeinem Samen ewiglich.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Rom. | Epiſtel S. Paul an die Römer.Biblia Vulgata: | Der Brief des Paulus an die Römer Römerbrief | Röm Röm Rom |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 18 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Pſalm Dauids | 1: HERRN | ||
3: trawe | 3: Horn | 5: vmbfiengen | |
6: Hellen | 7: ſchrey | ||
7: Tempel | 7: geſchrey | 7: fur | |
8: grundfeſte | 9: fewr | 9: dauon | |
10: fur | 10: tunckel | 11: Cherub | |
11: fittigen | 12: Gezelt | 14: Höheſt | |
15: zerſtrewet | 16: ſchelten | 16: odem | |
17: zoch | 19: zuuerſicht | ||
21: vergelten | 21: hende | 22: Gottlos | |
24: on wandel | 26: Heiligen | 26: biſtu | |
26: heilig | 26: Fromen | 26: from | |
28: nidrigſtu | 29: liecht | 30: zeſchmeiſſen | |
30: mauren | 31: on wandel | 31: durchleutert | |
31: vertrawen | 32: on der HERR | 32: on vnſer Gott | |
35: ehren | 36: Heils | 36: machſtu | |
37: zugehen | 38: vmbkeren | 38: vmbbracht | |
41: verſtöre | 43: zeſtoſſen | 44: zenckiſſchen | |
44: Heubt | 44: Heiden | 45: frembden | |
45: gefeilet | 46: verſchmachten | 49: Freueln | |
51: Geſalbeten | 51: Dauid | 51: ſeinem Samen | |
Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen. Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 |
Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Pſalm Dauids | Psalm Davids Angabe der Urheberschaft im Titel von 50 Psalmen:
Die Formulierung besagt nicht verlässlich, dass David selbst diese Psalmen verfasst hat. Sie bedeutet wohl nur, dass sie zu einer Sammlung von Psalmen gehören, die ihm gewidmet ist. In der Lutherbibel von 1545 benennen 73 Psalmen in der Überschrift David als Urheber.
a) Psalm Davids: 50
b) Gülden Kleinod Davids: 6 Psalmen 16, 56, 57, 58, 59 und 60
c) Unterweisung Davids: 6 Psalmen 32, 52, 53, 54, 55 und 142
d) Lied Davids: 4 Psalmen 122, 124, 131 und 133
e) Psalmlied Davids: 2 Psalmen 68 und 108
f) Gebet Davids: 2 Psalmen 17 und 86
g) Unschuld Davids: 1 Psalm 7
h) Lob Davids: 1 Psalm 145
i) Davids: 1 Psalm 138
Zur Person Davids
Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fragen. Nach der biblischen Überlieferung war David nach Saul der zweite König Israels und lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr. Genauere Lebensdaten sind unbekannt.
David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer.
Die Geschichte Davids wird ausführlich erzählt in den beiden Samuelbüchern (1Sam, 2Sam), in 1Kön 1-2 und in 1Chr 11-29.
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vorſingen | vorsingen (Verb) a) für jemandem etwas singen b) vor jemanden etwas singen c) als Solist etwas zuerst singen, andere (ein Chor) wiederholen es d) als Solist einen Liedteil singen, andere (ein Chor) ergänzt weitere Liedteile Psalm 4,1 ( u. a.)
Ein Pſalm Dauids / vor zu ſingen
Luther: (Vorſingen) Wie der Cantor vnd Prieſter einen Vers oder Epiſtel vor ſinget / Vnd der Chor hinnach ſinget ein Reſponſorium / Haleluia oder Amen.
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HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
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trawen | trauen (Verb) a) glauben, vertrauen, zutrauen, hoffen b) vermuten, denken, meinen c) fest vertrauen, fest glauben d) jemandem etwas zutrauen e) glauben, Vertrauen schenken, seine Zuversicht setzen auf f) gläubig, zuversichtlich sein g) leichtgläubig, vertrauensselig sein
Las mich nicht zu ſchanden werden / Denn ich trawe auff dich.
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Horn | Horn, das 1) Auswuchs am Kopf von Tieren
Das Horn ist die Spitze, der höchste Punkt am Kopf, der dadurch Größe erhält. Es ist Ausdruck von gesundem Wachstum, von Agilität, von Kraft und Stärke und von beeindruckender Imposanz.
2) Die Bibelsprache benutzt das Wort Horn im Zusammenhang mit Menschen als Symbol der Macht, der Stärke und des Ansehens.
Mein Schild / vnd Horn meines heils / Vnd mein Schutz.
a) Mein Schild, mein Horn meines Heils und mein Schutz. b) Mein Schild, meine Quelle der Macht für mein Wohlergehen und mein Schutz.
durch deine Gnade wirſtu vnſer Horn erhöhen.
a) durch deine Gnade wirst Du ganz sicher unser Horn erhöhen. b) durch deine Gnade wirst du ganz sicher unsere Macht und unser Ansehen stärken.
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vmbfangen | umfangen (Verb) vmbfange, vmbfieng
a) umarmen, umfassen, umgreifen b) ringsum umgeben, ringsum bedecken c) umgeben, umschließen c) bei abstraktem Objekt auch: sich innerlich aneignen, sich bekennen zu d) für räumliche Weite: sich ausdehnen (in sich einschließend)
Denn es vmbfiengen mich des Todes bande
a) Denn es umfingen mich des Todes Bande a) Denn es umfassten mich die Fesseln des Todes.
STricke des Todes hatten mich vmbfangen
a) Stricke des Todes hatten mich umfangen a) Fesseln des Todes hatten mich umfasst
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Belial | Belial (Gottheit) hebräisch: בליעל (Belial) griechisch: Βελίαρ (Beliar)
Belial bzw. Beliar ist eine abwertende Kennzeichnung bzw. ein Name eines Gottes (abwertend: Götze), der zu Bosheit und Lüge verführt. Etymologisch ist im Wortstamm wohl das Verneinende, Negierende, Gegensätzliche von etwas Wertigem enthalten. So stehen sich gegensätzlich »Gott« und ein »Nicht-Gott« (Götze) gegenüber: JHWH und Belial.
Manche Autoren abstrahieren den Begriff und wollen ihn mit »Wertlosigkeit« oder »Nichtsnutz« übersetzt wissen, was allerdings die Gegenwart der Vielgötterei, die es auch in Israel und Judäa gab, ausblendet. Diese lässt eher eine konkrete, personal gedachte Gottheit erwarten. Dann ist Belial als Gott zu verstehen, der dem Gott JHWH gegenübersteht, aber nach jüdischem Glauben aufgrund seiner nicht-göttlichen Eigenschaften nur als Götze verstanden werden kann.
Die beche Belial erſchreckten mich.
Die »Ströme Belials« in Psalm 18,5 lassen einige Autoren vermuten, es handle sich um einen Gott der Unterwelt (Gott eines Ortes, von dem niemand aufsteigt). Dem widersprechen andere Bibelstellen, in denen Belial erwähnt wird.
Vielmehr darf hier die Metapher der Ausdehnung des Wirkungsbereichs des Belial und seiner Popularität verstanden werden: Wie Wasserläufe, Flüsse und Ströme ergießt sich Belial über das Land, verbreitet sich weiter und weiter und reißt mit seinem machtvollen Einfluss die Menschen mit sich. Wie Flüsse die Felder bewässern und für reichen Ertrag sorgen, so nähren die Ströme Belials den Götzenkult und lassen ihn überall aufleben.
Diese Beobachtung und sein Erschrecken darüber formuliert der Autor des 18. Psalms.
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Helle | Hölle, die
Totenreich, das Helle
hebräisch: שאול (Scheol), lateinisch: infernum, auch: abyssus, baratrum, loca inferna, loca infernorum griechisch: Ἅδης (Hades). das Totenreich
Gedacht als konkreter Ort unter der Erdoberfläche (im Gegensatz zum Himmel über der Erdoberfläche), zu dem die Toten hinabsteigen.
Ort der Toten, Totenreich, in Abgrenzung zum Ort (zur Welt) der Lebenden.
Bedeutung
Der Begriff Hölle ist schwierig und zwischenzeitlich längst mystisch verklärt als Ort der Qual für die nach dem Tode Verdammten, als Ort des Feuers, wo Pech und Schwefel brennen, als Ort der Sünder, die aufgrund ihrer irdischen Verfehlungen Höllenpein zu erleiden haben, usw. Derartige Inhalte sind mit dem hebräischen Begriff Scheol nicht verbunden!
Moderne Übersetzungen vermeiden daher meist das Wort Hölle, um nicht einem nichtbiblischen und unchristlichen Glauben an einen verklärten Ort der Qualen, der Dämonen und Teufel Vorschub zu leisten.
Herrscher über den Scheol ist der Gott JHWH (s. Psalm 139,8), nicht der Teufel (griechisch: διάβολος, als Gegenspieler des Gottes JHWH).
Auch Jesus ist nach seinem Tod zunächst in den Hades hinabgestiegen (Glaubensbekenntnis).
Häufig werden daher heute statt Hölle Begriffe wie Totenreich oder Ort der Toten o. ä. verwendet.
Das Wort Helle im Psalter der Lutherbibel
Vorrede zum Psalter: Da ſiheſtu aber mal allen Heiligen ins hertze / wie in den Tod / ja wie in die Helle. Wie finſter vnd tunckel iſts da
Psalm 6,6: Denn im Tode gedenckt man dein nicht / Wer wil dir in der Helle dancken?
Psalm 9,18: Ah das die Gottloſen müſten zur Helle gekeret werden meint: Die Gottlosen sollten sterben
Psalm 16,10: DEnn du wirſt meine Seele nicht in der Helle laſſen
Psalm 18,6: Der Hellen band vmbfiengen mich / Vnd des Tods ſtrick vberweldiget mich.
Psalm 28,1: Auff das nicht / wo du ſchweigeſt / ich gleich werde denen / die in die Helle faren.
Psalm 30,4: HERR du haſt meine Seele aus der Helle gefüret
Psalm 30,4: Du haſt mich lebend behalten / da die in die Helle furen.
Psalm 31,18: Die Gottloſen müſſen zu ſchanden vnd geſchweigt werden in der Helle. meint: die Gottlosen müssen zum Schweigen gebracht werden durch einen schändlichen Tod
Psalm 49,15: Sie ligen in der Helle wie ſchafe / der Tod naget ſie meint: sie liegen in ihren Gräbern wie Schafe und der Tod nagt an ihnen
Psalm 49,15: Jn der Helle müſſen ſie bleiben. meint: sie müssen in ihren Gräbern bleiben
Psalm 49,16: ABer Gott wird meine Seele erlöſen aus der Hellen gewalt meint: Gott wird meine Seele vor der Macht des Todes retten
Psalm 55,16: Der Tod vbereile ſie / vnd müſſen lebendig in die Helle faren meint: Der Tod mag sie einholen und mitten aus dem Leben reißen
Psalm 86,13: Vnd haſt meine Seele errettet aus der tieffen Helle. meint: bewahre mein Leben vor dem Tod
Psalm 88,4: Vnd mein Leben iſt nahe bey der Helle. meint: ich sieche dahin und bin dem Tode nahe, oder: ich fühle mich, als würde ich sterben
Psalm 88,5: Jch bin geacht gleich denen / die zur Helle fahren meint: ich werde genauso wenig geachtet wie Verstorbene
Psalm 89,49: Der ſeine Seele errette aus der Hellen hand? meint: der sein Leben bewahrt
Scholion zu Psalm 94,17: (Stille) Das iſt / in der Helle da es ſtille iſt vnd alles aus. meint: im Grab ist es still und alles ist aus.
Psalm 116,3: STricke des Todes hatten mich vmbfangen / Vnd angſt der Hellen hatten mich troffen meint: Der Tod umklammert mich und Todesangst hat mich überwältigt
Psalm 139,8: Füre ich gen Himel / ſo biſtu da / Bettet ich mir in die Helle / Sihe / ſo biſtu auch da. meint: führe ich in den Himmel: du bist da! Begäbe ich mich ins Totenreich: Da bist du auch!
Psalm 141,7: VNſer gebeine ſind zuſtrewet bis zur Helle meint: Die Leiber und Knochen unserer Verwundeten und Toten sind <über das ganze Feld> verstreut
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ſchreien | schreien (Verb) sehr laut reden, sprechen ich ſchreie
Höre die ſtim meines flehens / wenn ich zu dir ſchreie
Höre die Stimme meines Flehens, wenn ich zu dir schreie.
JCh ſchreie mit meiner ſtim / zu Gott / Zu Gott ſchreie ich / vnd er erhöret mich.
Ich schreie mit meiner Stimme zu Gott. Zu Gott schreie ich, und er erhört mich. ich ſchrey
Das »e« am Ende entfällt. Das »ei« am Wortende wird nach den Regeln des Luther-Deutsch zu »ey«.
Luther verwendet ſchrey sowohl als Präsensform wie auch als Präteritum.
Wenn mir angſt iſt / ſo ruffe ich den HERRN an / vnd ſchrey zu meinem Gott
Wenn ich Angst habe, rufe ich den HERRN an und schreie zu meinem Gott.
Dennoch höreteſtu meines flehens ſtim / da ich zu dir ſchrey.
Dennoch hörtest Du das Flehen in meiner Stimme, als ich zu dir schrie.
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Tempel | Tempel, der Tempel
Gotteshaus, Heiligtum
Gebäude für öffentliche Gottesdienste
übertragen, biblisch: der Himmel als Gottes Wohnung der heilige Tempel
feststehender Begriff für das Heiligtum des Gottes JHWH auf dem Tempelberg (Berg Zion) bei Jerusalem:
der Tempel in Jerusalem.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
geſchrey | Geschrei, das
HERR erhöre die Gerechtigkeit / Merck auff mein geſchrey
HERR, erhöre die Gerechtigkeit, höre mein Geschrei.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
fur | a) vor (Präposition)
b) für (Präposition)
c) fuhr (Verb)
Die Präpositionen vor und für
Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt werden kann.
Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.
Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.
Das Verb fuhr
Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: faren) in der 3. Person Singular Präteritum meinen.
fur in der Bedeutung »vor«: Psalm 3,1
Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſeinem ſon Abſalom.
Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.
fur in der Bedeutung »für«: Psalm 40,18
Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich
Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.
fur in der Bedeutung »fuhr«: Psalm 18,10
Er neigete den Himel vnd fur herab
Er neigte den Himmel und fuhr herab.
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grundfeſte | Grundfeste, die (veraltet) Singular: Grundfeste Plural: Grundfeste
das Fundament, die Basis
a) das Fundament eines Bauwerks die das Gebäude tragenden Teile wie Steine, Mauern, Pfahlwerk, Erdbefestigungen u. ä.
b) in biblischer Sprache oft in festen Verbindungen angewendet mit Welt, Erde, Berge, Himmel, Hölle
c) allgemein Basis, feste Unterlage von Dingen, speziell in der Handwerkersprache
d) Basis, Grundlage von Vorstellungen, Ideen, ethischen und geistigen Werten
Heute fast nur noch übertragen in festen Wendungen gebraucht, wie an den Grundfesten (z. B. einer Ideologie) rütteln (meint: etwas ins Wanken bringen).
Vnd die grundfeſte der Berge regeten ſich vnd bebeten
a) Und die Grundfeste der Berge regten sich und bebten b) Und die Fundamente der Berge wankten und bebten. c) Und der Boden, auf dem die Berge gegründet waren, geriet ins wanken und erbebte. SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fewr
fewr
Fewer
fewer | Feuer, das Luther benutzt beide Schreibweisen, sowohl fewr wie auch fewer.
Der HERR wird ſie verſchlingen in ſeinem zorn / Fewr wird ſie freſſen.
Der HERR wird sie verschlingen in seinem Zorn. Feuer wird sie fressen.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
dauon
da von | davon (Adverb) dauon
da von
mhd: dâ von Luther benutzt die zusammengestzte (dauon) und die getrennte Schreibweise (da von).
Das Wort bezeichnet
a) eine Entfernung von einem Ort: davon (entfernt sein) b) eine Ablösung, Trennung, Befreiung von einer Sache, einem Verhältnis oder einem Zustand: davon (befreit sein, u. ä.) c) eine Richtung für Bewegungen: von da, von daher, (da) hinweg, weg, dahin d) einen Bezug zu einer Sache, einem Vorgang oder einem Zustand: davon (sagen, reden, denken, nehmen, usw.) Beispiel für zusammengesetzte Schreibung: dauon
Kvrtz / Wenn ein Menſch in der wirde iſt / vnd hat keinen verſtand / So feret er dauon wie ein Vieh.
Kurz: Wenn ein Mensch in Amt und Würden ist, aber keinen Verstand besitzt, dann fährt er dahin wie ein Stück Vieh.
Beispiel für getrennte Schreibung: da von
Dennoch können ſie nicht bleiben in ſolcher wirde / Sondern müſſen da von / wie ein Vieh.
Dennoch können sie nicht bleiben in dieser Würde, sondern sie müssen davon, nicht anders als Vieh.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
faren | fahren (Verb) die rasche, schnelle Bewegung im Unterschied zur sanften Bewegung des Gehens. Formen
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
tunckel | dunkel (Adjektiv und Adverb) finster, ohne Licht, des Lichts beraubt
a) nicht hell, dämmernd, düster, trübe, schwärzlich, finster b) wo der Sinn nicht offen liegt: unklar, ungewiß, unverständlich, verhüllt, geheimnisvoll
Wenn der Allmechtige hin vnd wider vnter jnen Könige ſetzt / So wird es helle / wo es tunckel iſt.
Wenn der Allmächtige hin und wieder unter ihnen Könige beruft, dann wird es hell, wo es dunkel ist.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
CherubCherubim | Cherub, der Cherubim, die (Plural) hebräisch: כְּרוּב, Cherub Plural: כְּרֻבִים, Cherubim
Ein Cherub ist ein geflügeltes Mischwesen, meist mit einem Menschenkopf und mit einem Tierleib (mit Flügeln und Tierfüßen). Der Cherub ist ein himmlischer Wächter, der beispielsweise das Paradies bewacht.
Luther erklärt den Begriff in seinen Anmerkungen zu Hesekiel 10,9:
Hie ſihet man / das Cherub oder Cherubim nicht ſey ein ſonderliche Creatur / ſondern ein geflügelte geſtalt / oder bilde eines Vogels / Ochſens / Lewens / Menſchens / darinnen die Engel erſcheinen / wie ſie wollen. Darumb ſie auch Cherubim heiſſen / vnd durch Cherubim bedeutet werden. Alſo auch die Engel der Kirchen / das iſt / Die Apoſtel / Propheten / Biſſchoue oder Prediger etc.
Vnd treib Adam aus / vnd lagert fur den garten Eden den Cherubim mit einem bloſſen hawenden Schwert / zu bewaren den weg zu dem Bawm des Lebens.
Und er treibt Adam hinaus und postiert vor dem Garten Eden den Cherub, einen göttlichen Wächter, mit einem blanken, zum Schlag bereiten Schwert.
Vnd er fuhr auff dem Cherub vnd flog daher / Er ſchwebet auff den fittigen des winds.
Und er fuhr auf einem Cherub und flog daher. So schwebt er auf den Flügeln des Windes.
Luther erklärt
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fittig
Fittich | Fittich, der a) Flügel, davon besonders die Federn der Vorkante des Flügels von Vögeln und die langen Schwungfedern b) übertragen auf etwas: Fliegendes oder Flatterndes c) übertragen auf jemanden oder etwas: Schutz bietendes (wie unter ausgebreiteten Flügeln), (Schutz-)Schirm d) an Kleidung und Stoffen: Zipfel, Saum, äußere Randteile von Kleidern, Röcken, Mänteln, Jacken, Umhängen usw.
Fittig
Fittich
Federn: 1Mos 7,14
vnd allerley Vogel nach jrer art / Alles was fliegen kund / vnd alles was fittich hatte / 15das gieng alles zu Noah in den Kaſten
und allerlei Vögel nach ihrer Art, alles was fliegen konnte, alles was Federn hatte, das ging alles zu Noah in die Arche
übertragen: Psalm 18,11
Er ſchwebet auff den fittigen des winds.
a) Er schwebt auf den Fittichen des Windes.
b) Er schwebt auf dem wehenden Wind.
übertragen: Psalm 91,4
ER wird dich mit ſeinen Fittichen decken / vnd deine Zuuerſicht wird ſein vnter ſeinen Flügeln / Seine Warheit iſt Schirm vnd Schild.
Er wird dich mit seinen Fittichen bedecken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schrim und Schild.
an Kleidung: 4Mos 15,38
Rede mit den kindern Iſrael / vnd ſprich zu jnen / das ſie jnen Lepplin machen an den fittigen jrer Kleider vnter alle ewren Nachkomen / vnd gele Schnürlin auff die Lepplin an die fittig thun.
a) Rede mit den Kindern Israel und sprich zu ihnen, damit sie Quasten an den Säumen ihrer Kleider machen unter allen euren Nachkommen und gelbe Schnürchen auf die Quasten an den Säumen tun.
b) Rede mit den Kindern Israel und sprich zu ihnen, damit sie und alle eure Nachkommen Quasten an den Säumen ihrer Kleider fertigen, verziert mit purpurblauen* Schnüren.
* Anm.: Luther bezeichnet die Farbe der Schnüre als gel, also gelb. Doch gemeint ist ein rötlich-blauer Farbton, wie er beim Färben von Stoff mit dem Saft der Purpurschnecke entsteht. Eindeutig lässt sich das nicht bestimmen. Die Farbpalette der Farben, gewonnen aus der Purpurschnecke, ist sehr breit und reicht von sehr hellen Rottönnen über bläuliche und violette Töne bis hin zu Schwarz.
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Gezelt | Gezelt, das (veraltet) Gezelt
das Zelt
Behausung, Wohnung, Wohnstätte
In der alten Schreibweise wurde dem Wort Zelt noch das Präfix vorangestellt (ähnlich wie bei Haus und Gehäuse), das mit der Zeit verloren gegangen ist.
Sein Gezelt vmb jn her war finſter / vnd ſchwartze dicke wolcken / Darin er verborgen war.
a) Seine Wohnung war finster und bestand aus schwarzen, dicken Wolken, in denen er verborgen war. b) Seine Wohnung war Finsternis und schwarze, dicke Wolken. Darin war er verborgen.
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Höheſte
Höhest | Höchste, der Substantivierung von: höchst (weit oben, sehr hoch)
Als Rangbezeichnung und Ehrenbezeichnung besonders für Gott, aber auch für Könige gebraucht.
hebräisch: עליון (ʿäljôn), Oberer, Höchster abgeleitet von עָלָה (ʿalāh), hinaufgehen, aufsteigen
Vnd der HERR donnerte im Himel / Vnd der Höheſt lies ſeinen donner aus
Und der HERR donnnerte im Himmel, und der Höchste ließ seine Stimme erschallen
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zerſtrewen
zurſtrewen | zerstreuen (Verb) a) streuen, auseinanderstreuen, b) auseinandertreiben, auseinanderjagen, c) etwas (zusammenhängendes) auflösen, d) von etwas absondern, teilen
Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:
Die Vorsilben »ze(r)-« und »zu(r)-«
Zur Verwendung der Vorsilben »zer«, »ze«, »zur« und »zu« in der Lutherbibel von 1545 siehe den Artikel:
Er zerſtrewet die Völcker die da gern kriegen.
Er zerstreut die Völker, die gerne Krieg führen. zuſtrewen
Vnſer gebeine ſind zuſtrewet bis zur Helle
Unsere Gebeine sind zerstreut bis zum Reich der Toten.
Anmerkung zu Psalm 141,7:
Luther folgt hier dem hebräischen und lateinischen Textvorlagen. Etliche moderne Übersetzungen, so auch Luther-1964 und Luther-1984, schreiben statt »Unsere Gebeine« nun »Ihre Gebeine« und stützen sich dabei auf ältere Übersetzungen.
Durch diese Textglättung erscheint die Aussage passend zu den in Vers 6 genannten »Lehrern«, die gestürzt werden müssten.
Jedoch ist zwischen den Versen 6 und 7 ein gedanklicher Absatz zu sehen, der einen Themenwechsel bedeutet. Das Thema der Lehrer ist in Vers 6 abgeschlossen.
In den Versen 6 bis 10 geht es nun um das Leiden und das Schicksal der Gerechten (zu denen sich der Autor des Psalms zählt), die immer wieder in die Stricke und Fallen der Übeltäter geraten.
Hintergrund des Bildes ist eine Kriegsszene: Die Soldaten Davids stürzen in Fallen und sterben im Kampf. Der Boden des Schlachtfelds ist aufgerissen und durchwühlt. Die toten Leiber und Knochen sind weit über die Erde verstreut, bis an den Rand der Welt, so scheint es, bis zum Beginn des Reichs der Toten. Die Schlacht endete für König David und sein Heer in einer Katastrophe, doch der nächste Angriff steht bevor.
Mit »Unsere Gebeine« schreibt David über seine Soldaten, die der gerechten Sache folgten, und doch in Fallen der üblen Feinde fielen. Nun bittet er Gott darum, ihn nicht zu verdammen, und darum, dass er ihn (und sein Heer) vor den Fallen der Feinde bewahren möge.
deine Feinde werden vmbkomen / Vnd alle Vbelthetter müſſen zuſtrewet werden.
deine Feinde werden umkommen, und alle Übeltäter müssen zerstreut werden
... vnd ſie zurſtreweten ſich alle in die lender Judea vnd Samaria ...
... und sie zerstreuten sich alle in die Länder Judäa und Samaria ...
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ſchelten
ſchilt
ſchiltest | schelten (Verb) starkes Verb: schelten, schilte, schalt, schulten, gescholten
Präsens: ich schelte, du schiltst, er schilt Imperfekt: ich schalt, du schiltest
a) jemanden schimpfen, schmähen, lästern, seinen Ruf beflecken b) jemanden einen Schimpf- oder Spottnamen zulegen c) (stark) tadeln, anklagen d) Vorwürfe machen ( im Ggs. zu loben).
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Odem
odem | Odem, der der Atem
Das Wort othem war eine geläufige Nebenform zu athem.
Luthers Nebenform Odem hat sich zu einer feierlichen Form des Begriffs Atem (othem) verselbstständigt, der oft mit göttlichem Atem gleichgesetzt wird, also Atem meint, der »Leben« impliziert und nicht nur »Atemluft« bedeutet.
Er blies jm ein den lebendigen Odem in ſeine Naſen.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Atem (athem) ist neben Hauch und Luft im Umfeld der Seele und des Lebensgeistes angesiedelt. Da die Seele dem Menschen eingeblasen und wieder von ihm ausgeblasen wird, sind die Begriffe des Wehens, Hauchens, Blasens und Atmens mit der Vorstellung von einer Seele und dem Lebensgeist verbunden.
Luther verwendet die Nebenform Odem, um gegenüber dem einfachen Atem (Luft, die ein- und ausgeblasen wird) die grundlegende Lebenskraft zu beschreiben, die nötig ist, um den Menschen zu beleben. Sie wurde dem noch leblosen Körper des ersten Menschen von Gott eingeblasen und wird von da an vererbt und bei der Zeugung weitergegeben.
Dabei grenzt sich Odem eindeutig von Seele ab, die ursprünglich wohl auch eine Art Lebenskraft bezeichnet. Während aber Odem die grundlegende Fähigkeit zu leben, das Leben an sich bezeichnet, ist an Seele die Persönlichkeit, das »Ich« des Individuums gekoppelt. Neben Körper (die Materie), Geist (die Fähigkeit, zu denken und zu handeln) und Seele (das Individuum, das "Ich") ist Odem (das Leben) die vierte Komponente, die uns Menschen zu lebenden, handelnden Wesen mit eigener Persönlichkeit macht (1Mos 2,7).
Leben vnd wolthat haſtu an mir gethan / vnd dein auffſehen bewart meinen odem.
Leben und Wohltat hast du mir zukommen lassen, und deine Fürsorge bewart meinen Odem [mein Leben].
Luther erklärt in der Marginalspalte, wie der Begriff Odem hier zu verstehen sei:
(Odem) Das iſt / mein Leben / das der odem anzeigt.
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zeuchen | zeuchen (Verb; veraltet) zeucheln (Verb; veraltet) ziehen (Verb) ziehen (in jeglichem Sinn), zerren, raffen.
er zoch: er zog (3.Pers. Prä.)
Vnd zoch mich aus der grawſamen Gruben
Und zog mich aus der grausamen Grube
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Zuuerſicht
zuuerſicht | Zuversicht, die ursprünglich: das Voraussehen auf etwas oder eine Person
1) die Erwartung des Künftigen 2) die Erwartung dessen, was man wünscht, die Hoffnung 3) das Vertrauen auf Gott und das, was er gewährleistet 4) die feste, untrügliche Annahme der Erwartung 5) das Vertrauen, das man auf sich und seine Fähigkeiten hat
Zuuerſicht
Das Wort zuuersicht kommt besonders oft im Psalter vor (sechszehn Fundstellen).
Mein Gott iſt der Hort meiner zuuerſicht.
HERR / zu dir ſchrey ich / vnd ſage / Du biſt meine Zuuerſicht /
Herr, zu dir schreie ich und sage: Du bist meine Zuversicht!
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Luſt | Lust, die/der heftiges Verlangen, Begierde
Luther verwendet das Wort häufig in der maskulinen Form.
Vnd er hat luſt zum Leben
a) Und er hat Verlangen nach Leben b) Doch das Leben ist seine Passion Wendungen
Eine feste Wendung in der Lutherbibel von 1545 ist der Ausdruck:
ein Luſt büſſen - ein Verlangen stillen, befriedigen
Da aſſen ſie vnd wurden all zuſat / Er lies ſie jren Luſt büſſen. Da ſie nu jren luſt gebüſſet hatten / Vnd ſie noch dauon aſſen. Da kam der zorn Gottes vber ſie
Da aßen sie und wurden allzu satt. Er lies sie ihr Verlangen stillen. Als sie nun ihr Verlangen gestillt hatten, und sie noch davon aßen, da kam der Zorn Gottes über sie.
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vergelten | vergelten (Verb) ursprünglich: empfangenes Geld zurückbezahlen (in vergelten steckt das Wort Gelt, Geld).
a) bezahlen, zurückzahlen b) Ersatz leisten für etwas, eine Gegenleistung für etwas erbringen Formen:
er vergilt ihnen: er vergilt ihnen (3. Person Singular Präsens Aktiv Indikativ) er vergelte ihnen: er vergelte ihnen (3. Person Singular Präsens Aktiv Konjunktiv)
Vergilt jnen was ſie verdienet haben.
a) Vergilt ihnen, was sie verdient haben. b) Zahle ihnen zurück, was sie verdient haben.
Wol dem der dir vergelte / wie du vns gethan haſt.
a) Wohl dem, der dir vergelte, wie du uns getan hast. b) Wohl dem, der dir vergelten möge, was du für uns getan hast. c) Wohl dem, der dir bezahle, was du für uns getan hast.
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Hand
Hende | Hand, die
Hände, die
Mein Gebet müſſe fur dir tügen / wie ein Reuchopffer / Meine hende auffheben / wie ein Abendopffer.
Mein Gebet soll dir erscheinen wie ein Rauchopfer, das Erheben meiner Hände wie ein Abendopfer.
Nimm mein Gebet als Rauchopfer und das Erheben meiner Hände als Abendopfer.
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gottlos | gottlos (Adjektiv) Religiöser Begriff, der die Existenz Gottes voraussetzt:
a) Zustand: los von Gott; von Gott verlassen; ohne Gott. b) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Gottes missachtend
So wird man ſein gottlos weſen nimer finden.
So wird man sein gottloses Wesen niemals finden.
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on wandel | ohne Wandel (Ausdruck, veraltet) Wandel (der) hat eigentlich die Bedeutungen im Wortfeld Lebensführung, Veränderung, aber auch Makel, Rückgängigmachung, Buße, Strafe, usw.
Die Wendung on wandel meint:
a) ohne Makel, makellos b) kein Wandel, keine Veränderung, unverändert c) ohne Änderung der Lebensweise und/oder der geistigen Haltung, integer usw.
WEr on wandel ein her gehet / Vnd recht thut / Vnd redet die warheit von hertzen.
a) Wer ohne Makel daher kommt, und Recht tut, und die Wahrheit von Herzen redet. b) Wer integer und rechtschaffen ist, und dem die Wahrheit eine Herzensangelegenheit ist.
Das Geſetz des HERRN iſt on wandel
a) Das Gesetz des HERRN ist unveränderlich b) Das Gesetz des des HERRN ist makellos c) Das Gesetz des HERRN ist vollkommen
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Heilige | Heilige, der jemand, der religiöse Tugenden (göttlich vollkommen) lebt und daher verehrungswürdig ist.
Eine Person als Heiliger: Dan 8,13:
ICH höret aber einen Heiligen reden / vnd der ſelbige Heilige ſprach zu einem der da redet / [...]
Ich hörte aber einen Heiligen reden, und der selbe Heilige sprach zu einem, der da redet [...]
GOTT als Heiliger: Jes 30,15:
DEnn ſo ſpricht der HErr HERR / der Heilige in Iſrael / [...]
Denn so spricht GOTT der HERR, der Heilige in Israel [...]
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biſtu | bist du (Verb) biſtu
2. Person Singular Indikativ Aktiv von sein (Verb)
Präsens: biſtu: bist du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden.
Vnd Gott der HERR rieff Adam / vnd ſprach zu jm / Wo biſtu?
Und Gott der HERR rief den Menschen und sprach zu ihm: (Antworte gefälligst!) Wo bist du? Umgangssprachlich umschrieben: Wo treibst du dich rum!?
Jch gehe oder lige / ſo biſtu vmb mich / Vnd ſiheſt alle meine wege.
Ich gehe oder liege (und ich weiß): Du bist (ganz bestimmt) um mich herum! Und du siehst alle meine Wege.
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heilig | heilig (Adjektiv) (In Abgrenzung zum Irdischen:) göttlich vollkommen und verehrungswürdig.
Das Adjektiv kommt häufig vor in den Verbindungen:
u.a.
Ort, Boden: 2Mos 3,5:
Er ſprach / Trit nicht herzu / zeuch deine ſchuch aus von deinen Füſſen / Denn der Ort / da du auffſteheſt / iſt ein heilig land.
Er [GOTT] sprach: »Komme nicht näher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen! Denn der Boden, auf dem du stehst, ist heiliges Land.«
Tätigkeiten: 2Mos 16,23:
Das iſts / das der HERR geſagt hat / Morgen iſt der Sabbath der heiligen ruge des HERRN /
Das ist es, was der HERR gesagt hat: »Morgen ist der Sabbat der heiligen Ruhe des HERRN.«
Gegenstände: 2Mos 28,2:
Vnd ſolt Aaron deinem Bruder heilige Kleider machen / die herrlich vnd ſchön ſeien.
Und [ihr] sollt Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien.
Menschen: 2Mos 19,6:
Vnd jr ſolt mir ein prieſterlich Königreich / vnd ein heiliges Volck ſein.
Und ihr sollt mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein.
GOTT: Offb 4,8:
[...] vnd ſprachen / Heilig / heilig / heilig iſt der Gott der HERR / der Allmechtige / der da war / vnd der da iſt / vnd der da kompt.
[...] und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist der Gott, der HERR, der Allmächtige, der da war, und der da ist, und kommt und da sein wird.
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Frome | Fromme, der a) der Brave, Tüchtige, Tapfere b) der Nützliche, Gute c) der Ordentliche, Ehrliche d) der Unschuldige, Unsträfliche e) der Gewissenhafte, Pflichtgetreue (gegenüber Gott) f) der Fromme, Verehrende
Ein Mensch, der anhaltend (tüchtig) Gott und die Gebote pflichtgetreu verehrt, und dabei tapfer gegen alle Anfechtungen besteht.
Iſt dis nicht geſchrieben im buch des Fromen?
Ist dies nicht geschrieben im Buch des Frommen?
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from
frum | fromm (Adjektiv) a) brav, tüchtig, tapfer b) nützlich, gut c) ordentlich, ehrlich d) unschuldig, unsträflich e) gewissenhaft, liebevoll, pflichtgetreu (gegenüber Gott) f) fromm, verehrend
Eine anhaltende (tüchtige), die Göttlichkeit pflichtgetreu verehrende Eigenschaft, die von Tapferkeit gegen alle Anfechtungen getragen wird.
from: Psalm 94,15
DEnn Recht mus doch recht bleiben / Vnd dem werden alle frome Hertzen zufallen.
Denn Recht muss doch Recht bleiben. Und dem werden alle frommen Herzen zufallen.
frum: Lk 18,9
ER ſaget aber zu etlichen / die ſich ſelbs vermaſſen / das ſie frum weren /
Er sagte zu etlichen, die von sich selbst überzeugt waren, dass sie fromm wären ...
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
nidrigſtu | niedrigst du (Verb; veraltet) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von niedrigen (Verb, veraltet) erniedrigen
Präsens: nidrigſtu: niedrigst du, erniedrigst du
-u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. nidrigſtu: erniedrigst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel)!
Denn du hilffeſt dem elenden volck / Vnd die hohen augen nidrigſtu.
Denn du hilfst dem elenden Volk. Die hochmütigen Augen aber erniedrigst du gewiss!
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liecht | licht (Adjektiv) a) für Helligkeit (im Gegs. zur Finsternis): hell, leuchtend b) für Lichtstrahlen (von Himmelskörpern, vom Feuer, von Lampen, usw.): strahlend c) für leuchtende Körper wie Lichter, Leuchten, Lampen ( besonders im Plural): mit Glanz versehen, durchleuchtend, beleuchtend, strahlend usw.
Der HERR mein Gott machet meine finſternis liecht
a) Der HERR mein Gott macht meine Finsternis hell b) Der HERR mein Gott erhellt meine Finsternis
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zerſchmeiſſen
zeſchmeiſſen
zurſchmeiſſen
zuſchmeiſſen | zerschmeißen (Verb) Kompositum zu schmeiſſen, schmeißen (Verb)
durch Wurf aus der Ferne, durch Niederwerfen auf den Erdboden oder durch gewaltsamen Schlag:
etwas vollständig, gänzlich in Stücke werfen, in Stücke hauen, zerschlagen
zerſchmeiſſen
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Sämtliche Vorkommen des Verbs zerſchmeiſſen finden sich in Jer 51, dort in den Versen 21-23.
Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:
Die Vorsilben »ze(r)-« und »zu(r)-«
Zur Verwendung der Vorsilben »zer«, »ze«, »zur« und »zu« in der Lutherbibel von 1545 siehe den Artikel:
21Ich wil deine Roſſe vnd Reuter zerſcheitern / Ich wil deine Wagen vnd Furmenner zerſchmeiſſen. 22Ich wil deine Menner vnd Weiber zerſchmeiſſen / Ich wil deine alten vnd Jungen zerſchmeiſſen / Ich wil deine Jünglinge vnd Jungfrawen zerſchmeiſſen. 23Ich wil deine Hirten vnd Herde zerſchmeiſſen / Ich wil deine Bauren vnd joch zerſchmeiſſen / Ich wil deine Fürſten vnd Herrn zerſchmeiſſen.
21Ich will deine Pferde und Reiter in Stücke hauen. Ich will deine Wagen und Wagenlenker in Stücke hauen. 22Ich will deine Männer und Weiber in Stücke hauen. Ich will deine Alten und Jungen in Stücke hauen. Ich will deine jungen Männer und Frauen in Stücke hauen. 23Ich will deine Hirten und Herden in Stücke hauen. Ich will deine Bauern und [ihre] Gespanne in Stücke hauen. Ich will deine Fürsten und Herrscher in Stücke hauen.
Anmerkung zu Jer 51,21-23:
Die Lutherbibel 2017 verkürzt die Aufzählungen versweise, wohl um die ständige Wiederholung des Wortes zerſschmeiſſen (dort: zerschmettern) zu vermeiden:
21Durch dich zerschmettere ich Rosse und Reiter, Wagen und Fahrer. 22Durch dich zerschmettere ich Männer und Frauen, Alte und Junge, Jünglinge und Jungfrauen. 23Durch dich zerschmettere ich Hirten und Herden, Bauern und Gespanne und Fürsten und Herren.
Dadurch geht allerdings die Dramatik verloren, die in dieser Aufzählung steckt. Es handelt sich nicht um eine bloße Bestandsaufnahme. Vorstellbar ist viel eher eine Szene, in der der Sprecher erregt im Raum läuft und dabei aus dieser Erregung ein Wortpaar (»Wagen und Wagenlenker«, usw.) nach dem anderen spricht. Immer heftiger ist er zugange, immer benutzt er das selbe Verb, was die Erregung und den Zorn unterstreicht, die diese Szene bestimmen, und was in sein fatales Urteil in Vers 24 mündet.
Die Wortpaare dienen dazu, jeweils die Vollständigkeit in einem Bereich zu unterstreichen (nicht nur die Bauern, auch ihre Gerätschaft, usw.). Die zahlreichen Wortpaare verdeutlichen letztendlich, dass alle Menschen im Land und ihr Lebensraum betroffen sind, ohne Ausnahmen.
Die Kernaussage dieses Abschnitts ist (im Zusammenhang mit den Versen 20 und 24): Ihr ward mir ein gutes Werkzeug (»Hammer« und »Kriegswaffe«, Vers 20) gegen andere Völker, und ihr habt alles niedergemetzelt. Aber nun trifft es euch wegen eurer Bosheit auf gleiche Weise! (Vers 24). Was den Chaldäern zustoßen soll, ist in den Versen 21-23 dramatisch vorgetragen.
Der hebräische Text verwendet für diese Schilderung wie Luther jeweils ein Wortpaar und immer das selbe Verb (וְנִפַּצְתִּי, wənippaṣətiy, »und ich zerschlug«). Hier ist Luther 1545 sowohl formal wie auch in der beabsichtigten Aussage deutlich dichter am hebräischen Text als die neue Übersetzung der Lutherbibel 2017.
Wie Töpffen ſoltu ſie zeſchmeiſſen.
Schlag sie in Stücke, als wären es Tontöpfe!
Aber Gott wird den Kopff ſeiner Feinde zuſchmeiſſen ſampt jrem Harſcheddel.
Aber Gott wird den Kopf seiner Feinde zerschmettern mitsamt ihrem Haarschopf.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maur
Mauren | Mauer, die
Mauern, die mauren zu Jeruſalem: die Mauern Jerusalems
Er zurteilet das Meer / vnd lies ſie durch hin gehen / Vnd ſtellet das Waſſer / wie eine Maur.
Er teilte das Meer und lies sie hindurch gehen. Und <er> stellte Wasser <auf> wie eine Mauer.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
on wandel | ohne Wandel (Ausdruck, veraltet) Wandel (der) hat eigentlich die Bedeutungen im Wortfeld Lebensführung, Veränderung, aber auch Makel, Rückgängigmachung, Buße, Strafe, usw.
Die Wendung on wandel meint:
a) ohne Makel, makellos b) kein Wandel, keine Veränderung, unverändert c) ohne Änderung der Lebensweise und/oder der geistigen Haltung, integer usw.
WEr on wandel ein her gehet / Vnd recht thut / Vnd redet die warheit von hertzen.
a) Wer ohne Makel daher kommt, und Recht tut, und die Wahrheit von Herzen redet. b) Wer integer und rechtschaffen ist, und dem die Wahrheit eine Herzensangelegenheit ist.
Das Geſetz des HERRN iſt on wandel
a) Das Gesetz des HERRN ist unveränderlich b) Das Gesetz des des HERRN ist makellos c) Das Gesetz des HERRN ist vollkommen
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
durchleutern | durchläutern (Verb, veraltet) völlig reinigen, lauter machen durch Ausschmelzen, Auskochen, Durchseihen.
Bis das ſein wort kam / Vnd die Rede des HERRN jn durchleutert.
wörtlich: Bis sein Wort kam, und die Rede des HERRN ihn durchläuterte.
sinngemäß: Bis ihn seine Worte trafen, und die Rede des HERRN ihn durch und durch reinigte.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
vertrawen | vertrauen (Verb)
a) das verstärke trauen: man vertraut jemandem, dem man nichts Böses zutraut b) jemandem etwas zutrauen c) (an etwas) glauben, Vertrauen schenken, seine Zuversicht setzen auf d) gläubig, zuversichtlich sein
Er iſt ein Schild allen die jm vertrawen.
Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
on | ohne (Präposition) Wegfall einer Sache oder eines Grundes
Psalm 18,32 on der HERR: ohne dem HERRN
Psalm 27,12 on ſchew: ohne Scheu
Psalm 35,15 on meine ſchuld: ohne meine Schuld
Psalm 18,32 on vnſer Gott: ohne unserem Gott
Röm 1,9 on vnterlas: ohne Unterlass
Psalm 7,5 on vrſach: ohne Ursache, ohne Grund, grundlos
Psalm 15,2 on wandel: ohne Makel, makellos, unverändert
Psalm 105,34 on zahl: ohne Zahl, zahllos, unzählig
Röm 4,6 on zuthun: ohne Zutun
Röm 4,9 on zweiuel: ohne Zweifel, zweifelsohne, zweifellos
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
on | ohne (Präposition) Wegfall einer Sache oder eines Grundes
Psalm 18,32 on der HERR: ohne dem HERRN
Psalm 27,12 on ſchew: ohne Scheu
Psalm 35,15 on meine ſchuld: ohne meine Schuld
Psalm 18,32 on vnſer Gott: ohne unserem Gott
Röm 1,9 on vnterlas: ohne Unterlass
Psalm 7,5 on vrſach: ohne Ursache, ohne Grund, grundlos
Psalm 15,2 on wandel: ohne Makel, makellos, unverändert
Psalm 105,34 on zahl: ohne Zahl, zahllos, unzählig
Röm 4,6 on zuthun: ohne Zutun
Röm 4,9 on zweiuel: ohne Zweifel, zweifelsohne, zweifellos
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ehren | ehern (Adjektiv, veraltet) aus Erz bestehend, aus Eisen bestehend
Er leret meine Hand ſtreitten / Vnd leret meinen Arm einen ehren bogen ſpannen.
a) Er lehrt meiner Hand zu streiten, und er lehrt meinem Arm einen ehernen Bogen zu spannen. a) Er lehrt meiner Hand zu streiten, und er lehrt meinem Arm einen eisernen Bogen zu spannen.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heil | Heil, das im unterschiedlichen Sinn gebraucht umfasst es immer eine positive Wendung (beispielsweise Genesung von Krankheit). Es impliziert u. a. Wohlergehen, Wohlbefinden, Glück, Rettung aus irgendeiner Gefahr oder Not, usw.
Luther sieht hinter dem Wort Heil mehr als nur das Wort »Hilfe«, das sich im hebräischen Text befindet, und nutzt es stattdessen. Es impliziert den Sieg, die Kehrtwende zum Guten hin.
Der HERR leſſt ſein Heil verkündigen
Frei übersetzt: Jahwe lässt verkündigen, dass er die Hilfe zum Sieg ist (über Feinde, Gottlose, Ungerechtigkeit, Unrecht, usw.).
Aller welt ende ſehen das Heil vnſers Gottes.
Frei übersetzt: Die ganze Welt sieht die Hilfe unseres Gottes <bei der Wende zum Guten hin>.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
machſtu | machst du (Verb) machſtu
2. Person Singular Indikativ Aktiv von machen (Verb)
Präsens: machſtu: machst du
-u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. machſtu: machst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel)!
Vnd wenn du mich demütigeſt / machſtu mich gros.
Und wenn du mich demütigst, machst du mich groß!
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
gehen | gehen (Verb) allgemein: Bewegung des Laufens, auch: des Ablaufs
a) Bewegung a.1) gemächlich laufen a.2) sich kontinuierlich schrittweise bewegen
b) Vorgang b.1) eintreten, passieren b.2) geschehen b.3) verlaufen, ablaufen
siehe auch: zugehen
Bewegung: 1Mos 3,14
Auff deinem Bauch ſoltu gehen / vnd erden eſſen dein leben lang /
Auf deinem Bauch sollst du gehen und Erde fressen dein Leben lang.
Vorgang: 1Mos 4,14
So wird mirs gehen / das mich todſchlage wer mich findet.
So wird es mir gehen, dass mich totschlägt, wer mich findet.
SK Version 25.09.2024 ● | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
vmbkeren | umkehren (Adjektiv) in die entgegengesetzte Richtung kehren, wenden
Jch wil meinen Feinden nachiagen vnd ſie ergreiffen / Vnd nicht vmbkeren / bis ich ſie vmbbracht habe.
Ich will meinen Feinden nachjagen und sie ergreifen, und nicht umkehren, bis ich sie umgebracht habe.
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vmbbringen | umbringen (Verb) 1a) an einen anderen Ort bringen, zurückbringen 1b) jemanden zu Boden bringen, werfen 1c) jemanden wegbringen 2a) Lebewesen: ums Lebens bringen, das Leben nehmen, töten 2b) einen Menschen: morden 2c) von Menschen: sich das Leben nehmen 3a) eine Sache: etwas zunichte machen 3b) eine Sache: durchbringen, vertun, vergeuden, verprassen
SChemen müſſen ſich vnd zu ſchanden werden / die mir nach meiner Seelen ſtehen / das ſie die vmbbringen
Schämen müssen sich und bloßgestellt werden, die mir nach meiner Seele trachten, um sie umzubringen.
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verſtören | zerstören (Verb) 1) etwas zerstören, verwüsten 2) jemanden verstören, stören
Siehe auch: Verſtörer (Substantiv)
WEh aber dir du Verſtörer / meinſtu du werdeſt nicht verſtöret werden?
Weh aber Dir, du Zerstörer! Meinst du etwa, du wirst nicht zerstört werden?
Anmerkung zu Jes 33,1: Luther hatte bei seiner Übersetzung die unmittelbare Folge für den Zerstörer gleich im ersten Satz herausgearbeitet. Die genauere Übersetzung moderner Bibelausgaben leistet das nicht so direkt. So übersetzt beispielsweise die Lutherbibel 2017: »Weh dir, du Verwüster, der du selbst nicht verwüstet bist,«. Hier kommt die Konsequenz erst im nächsten Satz zum Tragen (siehe dort).
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zeſtoſſen
zuſtoſſen | zerstoßen (Verb) a) stoßen, in Stücke stoßen b) zertrümmern, zermalmen zeſtoſſen: Psalm 44,6
Durch Dich wöllen wir vnſer Feinde zeſtoſſen
Durch dich werden wird unsere Feinde zermalmen.
zuſtoſſen:Jes 27,9
Jn dem / das er alle ſteine des Altars machet / wie zuſtoſſen ſteine zu aſſchen /
a) In dem, dass er alle Steine des Altars macht, wie zerstoßene Steine zu Asche b) In dem er alle Steine des Altars zerstört, gleich wie Steine zu Asche zerstoßen wird.
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zenckiſſch
zenckiſch | zänkisch (Adjektiv) zu Zank und Streit veranlagt Mit »s« und »sch«: zenckiſſch
Du hilffſt mir von dem zenckiſſchen Volck
Du hilfst mir vor dem zänkischen Volk Nur mit »sch«: zenckiſch
Du verdeckeſt ſie in der Hütten / fur den zenckiſchen Zungen.
Du verbirgst sie in der Hütte vor den zänkischen Zungen.
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Heubt | Haupt, das a) (gehobener Ausdruck für:) Kopf
b) von Menschen: die vorstehende Person (einer Gruppe)
c) von Dingen: das wichtigste, das herausragende Element
Das Wort kommt in zahlreichen Zusammensetzungen vor. So in der Lutherbibel von 1545 beispielsweise:
Heuptborn (Hauptquelle) Heubtbücher (Hauptbücher) Heupthar (Kopfhaar) Heuptkrafft (Hauptkraft) Heubtleute (Hauptmänner; Vorsteher) Heubtman (Hauptmann) Heubtmenner (Hauptmänner) Heuptquelle (Hauptquelle) Heubtſachen (Hauptsachen) Heubtſchmuck (Kopfschmuck) Heuptſchrifft (Hauptschrift) Heubtſpruch (Haubtspruch) Heuptſprüch (Hauptspruch) Heubtſtad (Hauptstadt) Heubtſtück (Hauptstück) Heubtſumma (Gesamtsumme)
Der menschliche Kopf: Rom 12,20
Wenn du das thuſt / ſo wirſtu fewrigeKolen auff ſein Heubt ſamlen.
Wenn du das tust, dann wirst du glühende Kohlen auf seinem Kopf sammeln.
Übertragen: Eph 1,22
Vnd hat alle ding vnter ſeine Füſſe gethan / vnd hat In geſetzt zum Heubt der Gemeine
Und hat alle Dinge unter seine Füße getan und hat Ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde
Von Dingen: 2Mos 26,23-24
23dazu zwey bret hinden an die zwo ecken der Wonung / 24das ein jglichs der beider ſich mit ſeinem ortbret von vnten auff geſelle / vnd oben am heubt gleich zuſamen kome mit einem klammer /
Dazu [mache] zwei Bretter hinten an die beiden Ecken des Zeltes, dass ein jedes der beiden sich mit seinem Eckbrett von unten zusammenfüge und oben am Kopfende zusammengeahlten werde mit einer Klammer.
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Heiden | Heiden, die
Heide, der Heiden
Im Alten Testament nur im Plural gebräuchlich.
(eigtl. Völker). Im religiösen Sinn sind Heiden Menschen, die nicht an Gott glauben bzw. angehörige fremder Religionen.
Gemeint sind (allumfassend) Völker mit fremden Religionen und fremden Gotteskulten aus der Sicht des Sprechenden in Abgrenzung zum Volk Gottes, die anderen bzw. fremden Völker.
vnd [ſie] ſprachen zu jm [d. i. Samuel] / Sihe / Du biſt alt worden / Vnd deine Söne wandeln nicht in deinen wegen / So ſetze nu einen König vber vns / der vns richte / wie alle Heiden haben.
... und sie sprachen zu Samuel: »Schau, du bist alt geworden und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze daher einen König ein, der über uns Recht spreche, so, wie ihn alle anderen Völker haben!«
Im Neuen Testament verwendet Luther das Wort auch im Singular.
Unsere Übersetzung »Ungläubiger« trifft es nicht ganz: Gemeint ist in den Texten eigentlichen eine Person, die einem anderen Staat angehört und daher eine andere Religion ausübt. Der Begriff »Ausländer« würde allerdings in der heutigen Zeit noch weniger passen.
Höret er die Gemeine nicht / So halt jn als einen Heiden vnd Zölner.
Hört er nicht auf die Gemeinde, dann halte ihn für einen Ungläubigen und Zöllner.
So aber jemand die ſeinen / ſonderlich ſeine Hausgenoſſen / nicht verſorget / der hat den glauben verleugnet / vnd iſt erger denn ein Heide.
Wenn aber jemand die Seinen, insbesondere seine Mitbewohner, nicht versorgt, dann hat er den Glauben verleugnet, und er ist schlimmer als ein Ungläubiger.
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frembd | fremd (Adjektiv) Hauptbedeutungen:
a) fernher sein, aus weiter Ferne sein benutzt z. B. für Menschen, die aus fernen oder anderen Ländern stammen (so für Ausländer).
b) nicht eigen sein, nicht angehören benutzt z. B. für Menschen, die nicht dem eigenen oder beschriebenen Personenkreis angehören (z. B. Familien, Gesellschaften, Dörfer, Städte, usw.).
Das Adjektiv kann sich auf alles in der Lebenswelt beziehen (Sachen, Tiere, Menschen, Götter, Sprachen, Ideen, Rituale, usw.).
Ja den frembden Kindern hats wider mich gefeilet. Die frembden Kinder verſchmachten / Vnd zappeln in jren banden.
Ja, die fremden Kinder haben gegen mich versagt. Die fremden Kinder vergehen vor Sehnsucht und zappeln in ihren Räuberbanden.
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feilen | fehlen (Verb) im Sinne von: irren, fehlschlagen, nicht treffen, nicht gelingen, versagen
Vnd die den HERRN haſſen / Müſten an jm feilen
Und die den HEERN hassen, müssten an ihm zerbrechen.
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verſchmachten | verschmachten (Verb) in Sehnsucht nach etwas zugrunde gehen. schmachten (Verb)
heftig hungern oder dürsten; ein sehnliches Verlangen nach etwas haben.
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Freuel
freuel | Frevel, der mhd: frevel Bewusster Verstoß gegen die geltende (göttliche oder weltliche) Ordnung aus Übermut, Auflehnung oder Missachtung.
Denn ich ſehe freuel vnd hadder in der Stad.
Denn ich sehe Frevel und Hader in der Stadt.
Adjektivisch gebraucht
Es tretten freuel Zeugen auff / Die zeihen mich des ich nicht ſchüldig bin.
Es treten falsche Zeugen auf. Sie bezichtigen mich, obwohl ich nicht schuldig bin.
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Geſalbte
Geſalbete | Gesalbte, der Mensch, der durch Salbung geweiht und geheiligt ist.
1. Nach biblischer Sitte bezeichnet der Begriff Könige. U. a. beinhaltet das Ritual der Krönung die Salbung mit wertvollen Ölen.
2. »Der Gesalbte« bezeichnet den Messias, den von den Juden erwarteten mächtigen König: Wir haben den Messias funden (welches ist verdolmetscht der Gesalbete) (Joh 1,14).
Der Gesalbte: - hebräisch: משיח, Messias - in griechischer Transkription: Μεσσίας, Messias - ins Griechische übersetzt: Χριστός, Christos - latinisiert: Christus.
3. Ein Gesalbter ist ein Eingeweihter, einer der mit den Geheimnissen einer Gesellschaft, eines Bundes u. s. w. bekannt ist.
Bezeichnung für den König
Der ſeinem Könige gros Heil beweiſet vnd wolthut ſeinem Geſalbeten / Dauid vnd ſeinem Samen ewiglich.
Der seinem König große Hilfe erweist, der seinem Gesalbten Gutes tut, David und allen seinen Nachkommen
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Dauid | David hebräisch: דָּוִד (dͻwid) oder דָּוִיד (dͻwīd) lateinisch: David griechisch: Δαυιδ (David) Zur Person Davids
Nach der biblischen Überlieferung war David König von Juda und nach Saul der zweite König Israels. Er lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr.
Genauere Lebensdaten sind unbekannt. Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fragen.
David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer. Schließlich wurde er Sauls Nachfolger als König über Israel.
David in der Bibel
Die Geschichte Davids wird ausführlich erzählt in den beiden Samuelbüchern (1Sam, 2Sam), in 1Kön 1-2 und in 1Chr 11-29.
König David gilt als der Autor von 73 Psalmen. Siehe dazu die folgenden Artikel:
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Samen
ſamen | Samen, der
Nachkommen, die Im eigentlichen Sinn sind Samen Gebilde, die sich aus den Blüten von Pflanzen entwickeln, und aus denen in geeigneter Umgebung neue Pflanzen wachsen können. Beim Menschen bezeichnet Samen das Sperma.
Luther verwendet den Begriff Samen in Bezug auf Menschen immer wieder in der Bedeutung Nachkommen. Psalm 105,6 (u.a.)
der ſamen Abrahams
die Nachkommen Abrahams
Es ehre jn aller ſame Jacob / vnd fur jm ſchewe ſich aller ſame Jſrael.
Es mögen ihn alle Nachkommen Jakobs ehren, und alle Nachkommen Israels mögen sich vor ihm erschrecken
Dauid vnd ſeinem Samen ewiglich.
David und allen seinen Nachkommen.
der geboren iſt von dem ſamen Dauid nach dem Fleiſch
der geboren ist von Davids Nachkommen nach dem Fleisch
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Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für die Woche sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
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Gedenktag am 3. Juli 2024
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Gedenktag am 21. Dezember 2024
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