Das Buch der Psalmen

Psalm XII.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Psalter

Die Bücher der Psalmen

 

XII.

 

Ps 12,1-9

 

150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern

 

Über Got­tes Hilfe gegen die lügnerische Welt

 

 

Der Psalm 12 aus Luthers Biblia 1545

Der Pſalter.

 

 

XII.

1Ein Pſalm Dauids / vor zu ſin-
gen auff acht Seiten.

 

 

HJlff HERR / die Heli­gen haben abgenomen / Vnd der Gleubigen iſt wenig vn­ter den Men­ſchen kin­dern.

3Einer redet mit dem andern vnnütze ding vnd heucheln / Vnd leren aus vneinigem her­tzen.

4Der HERR wolte ausrotten alle Heuchley / Vnd die Zunge die da ſtoltz redet.

5Die da ſa­gen / Vn­ſer Zunge ſol vber hand haben / Vns gebürt zu reden / Wer iſt vn­ſer Herr?

6WEil denn die Elenden ver­ſtö­ret wer­den / vnd die Armen ſeuffzen / wil ich auff / ſpricht der HERR / Ich wil eine Hülffe ſchaffen / das man getroſt leren ſol.

7Die Rede des HER­RN iſt lauter / Wie durchleutert Silber im erdenen tigel / beweret ſieben mal.

8Du HERR wolteſt ſie be­wa­ren / Vnd vns behüten fur die­ſem Ge­ſchlecht ewiglich.

9Denn es wird al­lent­hal­ben vol Gott­lo­ſen / Wo ſolche loſe Leu­te vn­ter den Men­ſchen herr­ſchen.

 

 
 

 

Biblia 1545

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Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 12 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

1: Pſalm Dauids

1: vor zu ſingen

1: acht Seiten

2: HERR

2: Heligen

2: Gleubigen

3: ding

3: heucheln

4: Heuchley

5: Herr

6: verſtöret

7: durchleutert

7: erdenen

7: tigel

7: beweret

8: fur

9: Gottloſen

9: loſe

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Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Ps 12

* Warnung!
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* Suchwort: 9 Heligen
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Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

Pſalm Dauids

Psalm Davids

Angabe der Urheberschaft im Titel von 50 Psalmen:

 

→Psalm 3

→Psalm 4

→Psalm 5

→Psalm 6

→Psalm 8

→Psalm 9

→Psalm 11

→Psalm 12

→Psalm 13

→Psalm 14

→Psalm 15

→Psalm 18

→Psalm 19

→Psalm 20

→Psalm 21

→Psalm 22

→Psalm 23

→Psalm 24

→Psalm 25

→Psalm 26

→Psalm 27

→Psalm 28

→Psalm 29

→Psalm 30

→Psalm 31

→Psalm 34

→Psalm 35

→Psalm 36

→Psalm 37

→Psalm 38

→Psalm 39

→Psalm 40

→Psalm 41

→Psalm 51

→Psalm 61

→Psalm 62

→Psalm 63

→Psalm 64

→Psalm 65

→Psalm 69

→Psalm 70

→Psalm 101

→Psalm 103

→Psalm 109

→Psalm 110

→Psalm 139

→Psalm 140

→Psalm 141

→Psalm 143

→Psalm 144

 

 

Die Formulierung besagt nicht verlässlich, dass David selbst diese Psalmen verfasst hat. Sie bedeutet wohl nur, dass sie zu einer Sammlung von Psalmen gehören, die ihm gewidmet ist.

 

In der Lutherbibel von 1545 benennen 73 Psalmen in der Überschrift David als Urheber.

 

a) VerweisPsalm Davids: 50

 

b) →Gülden Kleinod Davids: 6

Psalmen 16, 56, 57, 58, 59 und 60

 

c) →Unterweisung Davids: 6

Psalmen 32, 52, 53, 54, 55 und 142

 

d) →Lied Davids: 4

Psalmen 122, 124, 131 und 133

 

e) →Psalmlied Davids: 2

Psalmen 68 und 108

 

f) →Gebet Davids: 2

Psalmen 17 und 86

 

g) →Unschuld Davids: 1

Psalm 7

 

h) →Lob Davids: 1

Psalm 145

 

i) →Davids: 1

Psalm 138

 

 

Zur Person Davids

 

Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fra­gen. Nach der biblischen Überlieferung war David nach Saul der zweite König Israels und lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr. Genauere Lebensdaten sind unbekannt.

 

David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer.

 

Die Geschichte Davids wird aus­führ­lich er­zählt in den bei­den Sa­mu­el­bü­chern (→1Sam, →2Sam), in →1Kön 1-2 und in →1Chr 11-29.

 

 

 

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vorſingen

vorsingen (Verb)

a) für jemandem et­was singen

b) vor jemanden et­was singen

c) als Solist et­was zuerst singen, andere (ein Chor) wiederholen es

d) als Solist einen Liedteil singen, andere (ein Chor) ergänzt weitere Liedteile

 

→Psalm 4,1 ( u. a.)

 

Ein Pſalm Dauids / vor zu ſingen

 

Luther: (Vorſingen) Wie der Can­tor vnd Prie­ſter einen Vers oder Epiſtel vor ſinget / Vnd der Chor hinnach ſinget ein Reſponſo­rium / Halelu­ia oder Amen.

 

 

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acht Seiten

acht Saiten

hebräisch: שְׁמִינִית (Scheminith)

 

Dieses hebräische Wort kommt im Zusammenhang mit »Musikvortragen« nur in den Überschriften zu den Psalmen 6 und 12, sowie in 1Chr 15,21 vor.

 

Die Bedeutung ist unsicher. Es steckt die Zahl acht darin (hebräisch: שְׁמִינִי, shemini). Unklar bleibt jedoch, ob es sich dabei um ein spezielles, dann womöglich achtsaitiges Instrument handelt, ähnlich einer Zither, um die Beschreibung einer Klangbreite (Oktave), oder um die Bezeichnung einer Tonlage (bzw. Tonart).

 

Luther entschied sich für ein Instrument mit acht Saiten.

 

→Psalm 6,1 und →Psalm 12,1

 

Ein Pſalm Dauids / vor zu ſingen auff acht Seiten.

 

a) Ein Psalm Davids. Vorzusingen (von einem Solisten). Musikalisch begleitet auf dem achtsaitigen Instrument (auf der Scheminit).

b) Ein Psalm Davids. Vorzusingen. Zur Scheminith.

 

 

 

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HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder la­ſſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

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Gleubige

Gläubige,der

Gleubige
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
40 10 5 25

Substantivierung von gläubig (Adjektiv)

 

In der Bibel tritt der Begriff bevorzugt in seiner religiösen Bedeutung auf:

 

a) jemand, der religiösen Glauben hat

b) der glaubende, der fromme Mensch, insbesondere in Abgrenzung zu Heiden, Gottlosen, usw.

c) im Neuen Testament insbesondere die Bekenner des Christentums, die Anhänger der christlichen Lehre

 

glauben bezeichnet das Verhalten religiöser Menschen ihrem Gott gegenüber, insbesondere ausgedrückt im Vertrauen auf Got­tes Allmacht, Gerechtigkeit und Gnade, sowie im Fürwahrhalten der Glaubenslehren.

 

→Psalm 12,2

 

Hilff HERR / die Heiligen haben abgenomen / Vnd der Gleubigen iſt wenig vn­ter den Men­ſchen kin­dern.

 

 

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Ding

Ding, das

die Sache, die Aufgabe

 

Umfassendes Wort, für vieles, was nicht näher bestimmbar ist oder bestimmt wer­den soll.

 

In der weitesten, unbegrenzten Bedeutung umfasst es das sinnlich Bemerkbare, aber auch das Übersinnliche, das Gedachte.

 

→ Mt 5,34

 

Jch aber ſage euch / Das jr aller ding nicht ſchwe­ren ſolt

 

a) Ich aber sage euch, dass ihr in allen Angelegenheiten nicht schwören sollt

b) Ich aber sage euch, dass ihr nicht schwören sollt, egal in welchen Angelegenheiten

 

→2Mos 20,9

 

Sechs ta­ge ſoltu erbeiten / vnd alle dein ding beſchicken.

 

Ding meint hier alles, was den Angesprochenen umtreibt und beschäftigt: seine Aufgaben und Arbeiten, die zu erledigen sind; seine Verpflichtungen, denen er in diesem Zusammenhang nachkommen muss; seine Tätigkeiten, die er aus Spaß an der Freude betreibt, usw.

 

Wir verwenden im folgenden Übersetzungsbeispiel das Wort »Aufgaben«. Wir sind uns bewusst, dass dieser Begriff viel zu eng gefasst ist, um die Tragweite des Gebots in 2Mos 20,9 auszudrücken:

 

a) umschrieben: Sechs Tage hast du zu arbeiten und deine Aufgaben zu erledigen.

b) Imperativ: Arbeite sechs Tage und erledige deine Aufgaben!

 

Siehe auch: →Artikel ſoltu

 

Anmerkung:

 

Womöglich wäre die folgende Übersetzung sinnvoll. Umgangssprachlich ist sie wieder zeitgemäß:

 

Sechs Tage hast du Zeit, dein Ding zu machen.

 

Mach dein Ding!

 

Die Redensart »sein Ding machen« (und alle Ableitungen davon), ist keineswegs so modern, wie sie scheint.

 

Sie geht auf Luther zurück (2Mos 20,9). In gutem Luther-Deutsch hieße sie allerdings »seyn ding beſchicken«. Die Bedeutung beider Ausdrücke ist nahezu identisch.

 

 

 

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heucheln
 
heuchlen

heucheln (Verb)

et­was Besonderes vorgeben (blenden, aufschneiden), so tun, als läge ein bestimmter Zustand vor (si­mu­lie­ren).

 

 

Schreibweise heucheln: →Psalm 12,3

 

Einer redet mit dem andern vnnütze ding vnd heucheln / Vnd leren aus vneinigem her­tzen.

 

Einer redet mit dem andern unnütze Sachen, und [sie] heucheln. Und [sie] lehren aus uneinigem Herzen.

 

 

Schreibweise heuchlen: →Psalm 5,10

 

Mit jren zungen heuchlen ſie.

 

Mit ihren Zungen heucheln sie.

 

 

 

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Heucheley

 

Heuchley

Heuchelei, die

Heucheley
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
23 5 5 13

Heuchley
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
1* 1 0 0

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

das ständige Heucheln, et­was Besonderes vorgeben (Aufschneiderei, Verstellung), so tun, als läge ein bestimmter Zustand vor (Vortäuschung).

 

 

→ Mt 23,28

 

von aussen scheinet jr fur den Menschen from / Aber in­wen­dig seid jr voller heucheley vnd vntugent.

 

Von außen erscheint ihr vor den Menschen fromm, aber innerlich seid ihr voller Heuchelei und Untugend.

 

 

→Psalm 12,4

 

Der HERR wolte ausrotten alle Heuchley

 

Der HERR wollte ausrotten alle Heuchelei.

 

 

 

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Herr

Herr, der

Herr oder herr

 

In der Lutherbibel bezeichnet diese Schreibweise einen Menschen, einen Mann, meist in gehobener oder angesehener Position.

 

 

Wichtig:

 

Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen →»HERR« (in Groß­buch­staben) und →»HErr« (zwei Groß­buch­staben, gefolgt von zwei Klein­buch­staben)

 

 

→Psalm 4,3

 

Lieben Herrn / wie lang ſol meine Ehre geſchendet wer­den?

 

Liebe Herren, wie lange soll meine Ehre [noch] geschändet wer­den?

 

Luther erklärt im Scholion, wen er hier mit »Herrn« meint. Nun ist verständlich, warum der erste Buchstabe, das große »H«, in Antiquaschrift gesetzt ist (siehe unsere →Erläuterungen zur Typografie).

 

Luther: (Herrn) Das iſt / Jr gro­ſſen Hanſen vnd was et­was gelten wil.

 

 

 

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verſtören

zerstören (Verb)

1) et­was zerstören, verwüsten

2) jemanden verstören, stören

 

Siehe auch: →Verſtörer (Substantiv)

 

 

→Jes 33,1

 

WEh aber dir du Verſtörer / meinſtu du wer­deſt nicht verſtöret wer­den?

 

Weh aber Dir, du Zerstörer! Meinst du etwa, du wirst nicht zerstört wer­den?

 

Anmerkung zu Jes 33,1:

Luther hatte bei seiner Übersetzung die unmittelbare Folge für den Zerstörer gleich im ersten Satz herausgearbeitet. Die genauere Übersetzung moderner Bibelausgaben leistet das nicht so direkt. So übersetzt beispielsweise die Lutherbibel 2017: »Weh dir, du Verwüster, der du selbst nicht verwüstet bist,«. Hier kommt die Konsequenz erst im nächsten Satz zum Tragen (siehe dort).

 

 

 

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durchleutern

durchläutern (Verb, veraltet)

völlig reinigen, lauter machen durch Ausschmelzen, Auskochen, Durchseihen.

 

→Psalm 105,19

 

Bis das ſein wort kam / Vnd die Rede des HERRN jn durchleutert.

 

wörtlich: Bis sein Wort kam, und die Rede des HERRN ihn durchläuterte.

 

sinngemäß: Bis ihn seine Worte trafen, und die Rede des HERRN ihn durch und durch reinigte.

 

 

 

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erden

irden (Adjektiv)

beweret
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
7 1 2 4
Mhd.: irdîn und ërdîn

von Erde gemacht, aus gebrannter Erde, aus Ton gefertigt

 

→3Mos 15,12

 

Wenn er ein erden gefeſs anrüret / das sol man zubrechen /

 

a) Wenn er ein irdenes Gefäß anrührt, soll man das zebrechen

b) Wenn er einen Tontopf anrührt, soll man den zebrechen

 

→Psalm 12,7

 

Die Rede des HERRN iſt lauter / Wie durchleutert Silber im erdenen tigel / beweret ſieben mal.

 

a) Die Rede des HERRN ist rein wie geläutertes Silber im irdenen Tiegel, das siebenfach geprüft wurde.

b) Die Rede des HERRN ist rein wie geläutertes Silber im feuerfesten Tiegel, das siebenfach geprüft wurde.

 

 

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tigel

 

tiegel

Tiegel,der

tigel, tiegel
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
3* 3 0 0

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

Mhd.: tëgel, tigel, m.

a) feuerfestes Gefäß, um Metalle darin zu schmelzen

b) der innere Herd im Schmelzofen, in den das aus dem Erz geschmolzene Metall fließt

c) dann auch für Küchengeschirre und Gefäße, die Flüssigkeiten aufnehmen (z. B. Farben, Tinten, usw.)

 

1Sam 2,13-14

 

So kam des Prie­ſters knabe / weil das fleiſch kochet / vnd hatte eine Krewel mit drey zacken in ſei­ner hand / 14vnd ſties in den tiegel oder keſſel oder pfan / oder töpffen / vnd was er mit der krewel erfür zog / das nam der Prie­ſter dauon

 

So kam der Diener des Priesters mit einer Gabel, die drei Zacken besaß, in seiner Hand, sobald das Fleisch kochte. Er stieß in den Tiegel, in den Kessel oder in die Pfanne, und was er mit der Gabel herauszog, das nahm der Priester.

 

→Psalm 12,7

 

Die Rede des HERRN iſt lauter / Wie durchleutert Silber im erdenen tigel / beweret ſieben mal.

 

Die Rede des HERRN ist rein wie geläutertes Silber im irdenen Tiegel, das siebenfach geprüft wurde.

 

Spr 27,21

 

Ein Man wird durch den mund des Lobers bewert / Wie das Silber im tigel / vnd das Gold im ofen.

 

Ein Mann wird durch den, der ihn lobt, für gut befunden, wie das Silber im Tiegel und das Gold im Ofen.

 

 

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beweret

bewährt (Adjektiv)

beweret
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
7 1 2 4
Mhd.: bewæret

Partizip von bewähren (Verb)

 

bewiesen, gebilligt, geprüft, als gut nachgewiesen, begründet, erhärtet, für gut befunden, erkundet, überprüft

 

→Psalm 12,7

 

Die Rede des HERRN iſt lauter / Wie durchleutert Silber im erdenen tigel / beweret ſieben mal.

 

Die Rede des HERRN ist rein wie geläutertes Silber im irdenen Tiegel, das siebenfach geprüft wurde.

 

→Spr 27,21

 

Ein Man wird durch den mund des Lobers bewert / Wie das Silber im tigel / vnd das Gold im ofen.

 

Ein Mann wird durch den, der ihn lobt, für gut befunden, wie das Silber im Tiegel und das Gold im Ofen.

 

→2Kor 8,2

 

Denn jre freude war da vberschwenglich / da sie durch viel trübsal beweret wurden /

 

Denn da war ihre Freude überschwenglich, obwohl sie durch viel Trübsal geprüft wurden

 

 

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fur

a) vor (Präposition)

 

b) für (Präposition)

 

c) fuhr (Verb)

 

Die Präpositionen vor und für

 

Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt wer­den kann.

 

Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.

 

Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.

 

 

Das Verb fuhr

 

Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: →faren) in der 3. Person Singular Präteritum mei­nen.

 

 

fur in der Bedeutung »vor«: →Psalm 3,1

 

Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſei­nem ſon Abſalom.

 

Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.

 

 

fur in der Bedeutung »für«: →Psalm 40,18

 

Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich

 

Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.

 

 

fur in der Bedeutung »fuhr«: →Psalm 18,10

 

Er neigete den Hi­mel vnd fur herab

 

Er neigte den Himmel und fuhr herab.

 

 

 

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Gottloſe

 

Gotloſe

Gottlose, der

Substantivierung von: →gottlos (Adjektiv)

 

Religiöser Begriff, der die Existenz Got­tes voraussetzt:

 

1) Zustand: los von Gott; von Gott los [sein]; von Gott verlassen; ohne Gott.

2) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Got­tes missachtend

 

 

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los

los (Adjektiv)

frei, ledig, lose, schwach

 

Das Wort wird in vielen Bedeutungen benutzt. Es erzeugt zusammen mit verschiedenen Verben neue Bedeutungen (Ich fahre, ich fahre los) und bildet in Zusammensetzungen neue Wörter wie achtlos (frei von Achtung, Beachtung), machtlos (frei von, ohne Macht) usw.

 

Verwendung in der Lutherbibel

 

 

Loſe Leu­te

 

→Psalm 12,9

 

Wo ſolche loſe Leu­te vn­ter den Men­ſchen herr­ſchen.

 

Wo solche gemeinen Leu­te unter den Menschen herrschen.

 

loſe Leute: Leu­te, die sich frei gemacht haben von den gültigen Regeln der Gesetze, der Sitten und des Anstands.

 

Beispielhafte Ersetzungen: unverschämte, ungehörige, flegel­hafte, gemeine, unqualifizierte (usw.) Leu­te

 

Loſe Lere

 

→Psalm 24,4

 

Der nicht luſt hat zu loſer Lere

 

Der keine Lust hat auf inhaltsleere Lehren.

 

loſe Lere: Lehren, die sich frei gemacht haben von den gültigen Regeln der Gesetze, der Sitten und des Anstands und sie nicht enthalten. Lehren, die in diesem Sinne inhaltsleeer und gefährlich sind.

 

Beispielhafte Ersetzungen: unverschämte, ungehörige, inhalts­leere, wertlose, unqualifizierte (usw.) Lehren

 

Der Teufel ist los!

 

Die Redensart »Der Teufel ist los!« geht zurück auf Luthers Übersetzung von Off 20,2-3:

 

2Vnd ergreiff den Drachen / die alte Schlange / welche ist der Teufel vnd der Satan / vnd band jn tausent jar / 3vnd warff jn in den Abgrund / vnd verschlos jn vnd versiegelt oben darauff / das er nicht mehr verfüren solt die Heiden / bis das vollendet wurden tausent jar / vnd dar­nach mus er los wer­den eine kleine zeit.

 

Bedeutung des letzten Satzteils:

... und danach muss er frei sein für kurze Zeit.

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
Sabrina

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Biblia
1545
Ps
12