Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in drei Kapiteln
(nach der Zählung von 1545)
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel II | ||
|
1,1 - 2,27 |
I. RETTUNG AM TAG DES HERRN
|
1 | 2,1-11 | |
2 | 2,12-17 | |
3 | 2,18-20 | |
4 | 2,21-27 | |
|
3,1 - 4,17 |
II. AUSGIESSUNG DES GEISTES UND VÖLKERGERICHT
|
5 | 3,1-5 |
🕮
Das Kapitel II enthält die heutigen Kapitel 2 und 3.
Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach heutiger Zählweise.
[129b]
BLaſet mit der Poſaunen zu Zion / ruffet auff meinem heiligen Berge / Erzittert alle einwoner im Lande / Denn der tag des HERRN kompt / vnd iſt nahe / 2Ein finſter tag / ein tunckel tag / ein wolckiger tag / ein neblicher tag / Gleich wie ſich die Morgenröte ausbreitet vber die Berge / nemlich ein gros vnd mechtig Volck / des gleichen vorhin nicht geweſt iſt / vnd hinfurt nicht ſein wird zu ewigen zeiten fur vnd fur. 3Vor jm her gehet ein verzehrend Fewr / vnd nach jm ein brennende flamme / Das Land iſt fur jm / wie ein Luſtgarte / Aber nach jm / wie ein wüſte Einöde / vnd niemand wird jm entgehen. 4Sie ſind geſtalt wie Roſſe / vnd rennen wie die Reuter / 5Sie ſprengen da her oben auff den Bergen / wie die Wagen raſſeln / vnd wie eine Flamme loddert im ſtro / wie ein mechtig Volck / das zum ſtreit gerüſtet iſt.
6DIe Völcker werden ſich fur jm entſetzen / Aller angeſicht ſind ſo bleich / wie die töpffen. 7Sie werden lauffen wie die Riſen / vnd die mauren erſteigen / wie die Krieger / Ein jglicher wird ſtracks fur ſich da her ziehen / vnd ſich nicht ſeumen. 8Keiner wird den andern jrren / Sondern ein jglicher wird in ſeiner ordnung daher faren / Vnd werden durch die Woffen brechen / vnd nicht verwund werden. 9Sie werden in der Stad vmbher reiten / auff der mauren lauffen / vnd in die Heuſer ſteigen / vnd wie ein Dieb durch die fenſter hin ein komen.
10FVr jm erzittert das Land / vnd bebet der Himel / Sonn vnd Mond wer-
[129b | 130a]
Jóel. C. II.
CXXX.
den finſter / vnd die Sterne verhalten jren ſchein. 11Denn der HERR wird ſeinen Donner fur ſeinem Heer laſſen her gehen / Denn ſein Heer iſt ſeer gros / vnd mechtig / welchs ſeinen Befelh wird ausrichten / Denn der tag des HERRN iſt gros vnd ſeer erſchrecklich / Wer kan jn leiden?
SO ſpricht nu der HERR / Bekeret euch zu mir von gantzem hertzen / mit faſten / mit weinen / mit klagen. 13Zureiſſet ewre Hertzen / vnd nicht ewre Kleider / vnd bekeret euch zu dem HERRN ewrem Gotte / Denn er iſt Gnedig / Barmhertzig / Gedültig / vnd von groſſer Güte / vnd rewet jn bald der ſtraffe. 14Wer weis / Es mag jn widerumb gerewen / vnd einen Segen hinder ſich laſſen / zu opffern Speisopffer vnd Tranckopffer dem HERRN ewrem Gotte.
15BLaſet mit Poſaunen zu Zion / heiliget eine faſten / ruffet der Gemeine zuſamen / 16verſamlet das Volck / heiliget die Gemeine / ſamlet die Elteſten / bringet zu hauffe die Jungenkinder vnd die Seuglinge / Der Breutgam gehe aus ſeiner Kamer / vnd die Braut aus jrem Gemach. 17Laſt die Prieſter des HERRn Diener / weinen zwiſſchen der Halle vnd Altar / vnd ſagen / HERR ſchone deines Volcks / vnd las dem Erbteil nicht zu ſchanden werden / das Heiden vber ſie herrſchen / Warumb wiltu laſſen vnter den Völckern ſagen / Wo iſt nu jr Gott?
SO wird denn der HERR vmb ſein Land eiuern / vnd ſeines Volcks verſchonen. 19Vnd der HERR wird antworten / vnd ſagen zu ſeinem Volck / Sihe / Ich wil euch getreide / moſt vnd öle die fülle ſchicken / das jr gnug dran haben ſolt / vnd wil euch nicht mehr laſſen vnter den Heiden zu ſchanden werden. 20Vnd wil den von Mitternacht fern von euch treiben / vnd jn in ein dürr vnd wüſt Land verſtoſſen / nemlich / ſein angeſicht hin zum Meer gegen morgen / vnd ſein ende / hin zum euſſerſten Meer / Er ſol verfaulen vnd ſtincken / denn er hat gros ding gethan.
21Fürchte dich nicht liebes Land / ſondern ſey frölich vnd getroſt / Denn der HERR kan auch gros ding thun. 22Fürchtet euch nicht / jr Thier auff dem felde / Denn die Wonungen in der wüſten ſollen grünen / vnd die Bewme jre Früchte bringen / vnd die Feigenbewme vnd Weinſtöcke ſollen wol tragen.
23VND jr kinder Zion frewet euch / vnd ſeid frölich im HERRN ewrem Gott / der euch Lerer zur gerechtigkeit gibt / vnd euch her ab ſendet Früregen vnd Spatregen / a wie vorhin. 24Das die tennen vol Korns / vnd die keltern vberflus von Moſt vnd Ole haben ſollen. 25Vnd ich wil euch die jare erſtatten / welche die Hewſchrecken / Kefer / Geſchmeis vnd Raupen (Die mein groſſes Heer waren / ſo ich vnter euch ſchicket) gefreſſen haben. 26Das jr zu eſſen gnug haben ſollet / Vnd den Namen des HERRN ewrs Gottes preiſen / der Wunder vnter euch gethan hat / vnd mein Volck ſol nicht mehr zu ſchanden werden. 27Vnd jr ſolts erfaren / das ich mitten vnter Iſrael ſey / vnd das ich der HERR ewr Gott ſey / vnd keiner mehr / Vnd mein Volck ſol nicht mehr zu ſchanden werden.
a
(Wie vorhin)
Ebre. In primo / Quod de primo menſe Rabini intelligunt / Sed hoc nihil eſt / Denn Früregen vnd Spatregen / fallen nicht in einem / ſchweige im erſten Monden. Er wil ſagen / Bis das Chriſtus kompt / ſol bey euch bleiben / Predigt vnd Futter / vtrumque regimen / das iſt / die Lerer zur Gerechtigkeit vnd Früchte des Landes / Wie es am erſten vnd vormals geſchehen etc.
3
Beginn des Kapitels 3 nach heutiger Zählweise!
3,1 - 4,17
VND nach dieſem / wil ich meinen Geiſt ausgieſſen vber alles Fleiſch / Vnd ewre Söne vnd Töchter ſollen weiſſagen / Ewr Elteſten ſollen Trewme haben / vnd ewre Jünglinge ſollen Geſichte ſehen. 2Auch wil ich zur ſelbigen zeit / beide vber Knechte vnd Megde / meinen Geiſt ausgieſſen. 3Vnd wil Wunderzeichen geben im Himel vnd auff Erden / nemlich / Blut / Fewer vnd Rauchdampff. 4Die Sonne ſol in finſternis / vnd der Mond in blut verwandelt werden / ehe denn der groſſe vnd ſchreckliche Tag des HERRN kompt. 5Vnd ſol geſchehen / Wer des HERRN Namen anruffen wird / Der ſol errettet werden. Denn
So wird das Leuitiſch Prieſterthum aus ſein / wenn allerley ſtende ſollen zum Predigampt komen.
[130a | 130b]
Der Prophet C. II.
auff dem berge Zion vnd zu Jeruſalem / wird eine Errettung ſein / wie der HERR verheiſſen hat / Auch bey den andern Vbrigen / die der HERR beruffen wird.
✽
1) Druckfehler: Pſal. 101; gemeint ist Psalm 103,8-9. Der Link ist entsprechend korrigiert und verweist auf Ps 103,8-9.
2) Luthers Notiz enthält zwei lateinische Abschnitte. Wir geben zum besseren Verständnis die gesamte Notiz inklusive Übersetzungen wieder:
[lat:] Ebre. In primo / Quod de primo mense Rabini intelligunt / Sed hoc nihil est / Denn Früregen vnd Spatregen / fallen nicht in einem / ſchweige im erſten Monden. Er wil ſagen / Bis das Chriſtus kompt / ſol bey euch bleiben / Predigt vnd Futter / [lat.:] vtrumque regimen / das iſt / die Lerer zur Gerechtigkeit vnd Früchte des Landes / Wie es am erſten vnd vormals geſchehen etc.
[dt.:] »Im Hebräischen [Text heißt es]: wie im Ersten
, weshalb die Rabbiner darunter den ersten Monat verstehen, aber das ist nichts [= das entbehrt jeder Grundlage],« Denn Frühregen und Spätregen fallen nicht in einem, geschweige denn im ersten Monat. Er will [hier vielmehr] sagen: Bis Christus kommt, soll bei euch bleiben Predigt und Futter, [dt.:] »beide Herrschaften.« Das sind [erstens] die Lehrer der Gerechtigkeit und [zweitens] die Früchte des Landes, wie es am ersten und vormals geschehen [= wie es anfangs und vor dieser Zeit, = im Ersten] war.
Wörtersuche
Gesuchtes Luther-Wort eingeben:
Die Liste aller der Schlagwörter im Wörterbuch findet sich im Register.
Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Pſal. | Der Pſalter.Biblia Vulgata: | Der Psalter Die Psalmen Das Buch der Psalmen | Ps Ps Ps |
Sup. | Latein: [vide] supra Kapitelnummer | »[Siehe] [weiter] oben, Kapitelnummer«oder | |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
AT
III
M
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.