QuickInfo
Textordnung der Evangelischen Kirchen Deutschlands
Evangelium | Mk 10,2-9(10-12)13-16 |
Predigt | 2Kor 3,3-6(7-9) |
Lied | EG 295, EG 408 |
Gottesdienstordnung |
Théodore de Bèze
(† 13. Oktober 1605 in Genf)
Der 20. Sonntag nach Trinitatis ist nur vorhanden, wenn Ostern vor dem 24. April liegt!
Der 20. Sonntag nach Trinitatis kann auch mit den Texten des 23. Sonntags nach Trinitatis gefeiert werden, wenn der 23. Sonntag nach Trinitatis im selben Jahr entfällt (Ostersonntag lag nach dem 2. April).
Der Tag des Evangelisten Lukas (18. Oktober) kann auf diesen Sonntag fallen. Dann ist er am Samstag davor oder an einem Tag der folgenden Woche zu begehen.
Der Tag der Apostel Simon und Judas (28. Oktober) kann auf diesen Sonntag fallen. Dann ist er am Samstag davor oder an einem Tag der folgenden Woche zu begehen.
Der Reformationstag (31. Oktober) ist bevorzugt am 31. Oktober zu begehen. Kann er weder am 31. Oktober noch am 1. November gefeiert werden, ist er am folgenden Sonntag nachzuholen.
Fällt der Gedenktag der Heiligen (1. November) auf diesen Sonntag, dann wird er an einem Werktag der folgenden Woche gefeiert.
Fällt Ostersonntag auf die Zeit zwischen dem 22. März und dem 25. März, dann ist an diesem Sonntag in der Regel Erntedanktag.
Der 18. Oktober ist in diesem Jahr am Freitag nach dem 20. Sonntag nach Trinitatis. Der Tag des Evangelisten Lukas (18. Oktober) kann nur am Freitag oder an einem anderen Tag der Woche begangen werden, jedoch nicht an diesem Sonntag.
Der 20. Sonntag nach Trinitatis in den Kirchenjahren 2023/2024 bis 2030/2031
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Nur dann, wenn Ostersonntag vor dem 24. April liegt, gilt:
gültig in den Kirchenjahren ab 2018/2019
Halleluja.
Zeige mir HERR den weg deiner Rechte / Das ich ſie beware bis ans ende.
Halleluja.
Es iſt dir geſagt / Menſch / was gut iſt / vnd was der HERR von dir foddert / nemlich / Gottes wort halten / vnd Liebe vben / vnd demütig ſein fur deinem Gott.
Liedauswahl | ||
---|---|---|
A | EG 295 | Wohl denen, die da wandeln |
B | EG 408 | Meinem Gott gehört die Welt |
EG: Evangelisches Gesangbuch
Nach der Perikopenordnung der Evangelischen Kirche sind für Gottesdienste in den Jahren 2024 - 2029 die folgenden biblischen Texte vorgesehen:
Lesung | Text für die Lesung |
---|---|
Evangelium | Mk 10,2-9(10-12)13-16 |
Epistel | 2Kor 3,3-6(7-9) |
Altes Testament | 1Mos 8,18-22; 9,12-17 |
Kirchen- jahr | Datum | Reihe | Text für die Predigt | Pool weiterer Texte |
---|---|---|---|---|
2023/2024 | 13.10.2024 | VI | 2Kor 3,3-6(7-9) | Ri 11,28-40 |
2024/2025 | 2.11.2025 | I | 1Mos 8,18-22; 9,12-17 | 1Kor 7,29-31 |
2025/2026 | 18.10.2026 | II | Mk 2,23-28 | 1Thess 4,1-8 |
2026/2027 | 10.10.2027 | III | Pred 12,1-7 | Eph 5,25-32 |
2027/2028 | 29.10.2028 | IV | Hld 8,6b-7 | |
2028/2029 | 14.10.2029 | V | Mk 10,2-9(10-12)13-16 | |
Kirchenjahr und Datum:
Unsere Sortierung stellt jeweils das gewählte Kirchenjahr nach oben. Die Spalte »Datum« zeigt das tatsächliche Datum des Tages, für den der Predigttext gilt.
Reihen:
Die Perikopenordnung kennt drei Lesetexte (je einen aus den Evangelien, den Episteln und dem Alten Testament) sowie sechs Predigttextreihen.
Die Reihen werden mit römischen Zahlen von I bis VI gekennzeichnet. Jede Reihe benennt die Bibeltexte (Perikopen) für alle Predigten in einem Kirchenjahr zwischen dem 1. Advent und dem Ewigkeitssonntag.
Die Reihen gelten nacheinander. Sie umfassen somit die Zeitspanne von sechs Kirchenjahren.
Die Zählung der Reihen begann im Kirchenjahr 2018/2019 mit Reihe I und wird kontinuierlich fortgeführt. Nach Reihe VI folgt wieder Reihe I.
Die Reihe VI gilt für das Kirchenjahr 2023/2024, danach wieder für das Kirchenjahr 2029/2030.
Die Reihe I gilt für das Kirchenjahr 2024/2025, danach wieder für das Kirchenjahr 2030/2031,
usw.
Pool weiterer Texte:
Der Pool weiterer Texte stellt Bibeltexte zur Auswahl, die thematisch gut zum Tag passen. Aus ihnen kann die Gemeinde unabhängig von Reihe und Kirchenjahr einen Text für die Predigt wählen, der dann den vorgesehenen Predigtext der gültigen Reihe ersetzt.
Gültig für die Kirchenjahre ab 2018/2019
Biblia
1545
Text nach der Lutherbibel von 1545.
Gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift
mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
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LESUNG AUS DEM EVANGELIUM
PREDIGTTEXT
PREDIGTREIHE
V
Evangelium nach Markus
Mk 10,2-9[.10-12].13-16
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Marcus.
C. X.
DIe Phariſeer traten zu Jheſus / vnd fragten jn / Ob ein Man ſich ſcheiden müge von ſeinem Weibe? vnd verſuchten jn da mit. 3Er antwortet aber / vnd ſprach / Was hat euch Moſes geboten? 4Sie ſprachen / Moſes hat zugelaſſen einen Scheidbrieff zu ſchreiben / vnd ſich zu ſcheiden. 5Jheſus antwortet / vnd ſprach zu jnen / Vmb ewers Hertzen hartigkeit willen hat er euch ſolch Gebot geſchrieben / 6Aber von anfang der Creatur / hat ſie Gott geſchaffen ein Menlin vnd Frewlin. 7Darumb wird der Menſch ſeinen Vater vnd Mutter laſſen / vnd wird ſeinem Weibe anhangen / 8Vnd werden ſein die Zwey ein Fleiſch / So ſind ſie nu nicht zwey / ſondern ein Fleiſch. 9Was denn Gott zuſamen gefügt hat / ſol der Menſch nicht ſcheiden.
Fakultativ: Verse 10 - 12
10VND daheim frageten jn abermal ſeine Jünger vmb dasſelbige. 11Vnd er ſprach zu jnen / Wer ſich ſcheidet von ſeinem Weibe / vnd freiet ein andere / der bricht die Ehe an jr. 12Vnd ſo ſich ein Weib ſcheidet von jrem Manne / vnd freiet einen andern / die bricht jre Ehe.
VND ſie brachten Kindlin zu jm / das er ſie anrürete / Die Jünger aber furen die an / die ſie trugen. 14Da es aber Jheſus ſahe / ward er vnwillig / vnd ſprach zu jnen / Laſſt die Kindlin zu mir komen / vnd weret jnen nicht / Denn ſolcher iſt das reich Gottes. 15Warlich / Ich ſage euch / Wer das reich Gottes nicht empfehet / als ein Kindlin / Der wird nicht hin ein komen. 16Vnd er hertzet ſie / vnd leget die hende auff ſie / vnd ſegenet ſie.
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LESUNG AUS DEN EPISTELN UND PREDIGTTEXT
Zweiter Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth
2Kor 3,3-6(7-9)
REIHE
VI
Die Ander Epiſtel:
An die Córinther.
C. III.
Aus dem Abschnitt:
Vers 3
Paulus schreibt:
IHr / die jr offenbar worden ſeid / das jr ein brieff Chriſti ſeid / durchs Predigampt zubereitet / vnd durch vns geſchrieben / Nicht mit tinten / ſondern mit dem Geiſt des lebendigen Gottes / Nicht in ſteinern Taffeln / ſondern in fleiſchern Taffeln des hertzen.
Aus dem Abschnitt:
Verse 4 - 6
4Ein ſolch vertrawen aber haben wir durch Chriſtum zu Gott / 5Nicht das wir tüchtig ſind von vns ſelber / etwas zu dencken / als von vns ſelber / Sondern das wir tüchtig ſind / iſt von Gott / 6welcher auch vns tüchtig gemacht hat / das Ampt zu füren des newen Teſtaments / Nicht des a Buchſtabens / ſondern des Geiſtes. Denn der Buchſtaben tödtet / Aber der b Geiſt machet lebendig.
Fakultativ: Verse 7 - 9
7SO aber das Ampt / das durch die Buchſtaben tödtet / vnd in die Steine iſt gebildet / Klarheit hatte / alſo / das die kinder Iſrael nicht kundten anſehen das angeſichte Moſi / vmb der klarheit willen ſeines angeſichtes / die doch auffhöret / 8Wie ſolte nicht viel mehr das Ampt / das den Geiſt gibt / Klarheit haben? 9Denn ſo das Ampt / das die Verdamnis prediget / klarheit hat / viel mehr hat das Ampt das die Gerechtigkeit prediget / vberſchwengliche klarheit.
(Vertrawen)
Das wir euch zum Brieue bereitet haben.
a
(Buchſtaben)
Buchſtaben leren iſt / das blos Geſetz vnd werck leren / on der gnade Gottes erkentnis da durch wird alles verdampt / vnd des Todes ſchüldig erkand / was der Menſch iſt vnd thut / Denn er kan on Gottes gnade nichts gutes thun.
b
(Geiſt)
Geiſt leren iſt / die gnade on Geſetz vnd verdienſt leren / dadurch wird der Menſch lebendig vnd ſelig.
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LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT UND PREDIGTTEXT
Erstes Buch Mose | Genesis
1Mos 8,18-22; 9,12-17
REIHE
I
Das Erſte Bucĥ
Móẛe.
C. VIII.
Aus dem Abschnitt:
Verse 18 - 19
ALſo gieng Noah er aus mit ſeinen Sönen vnd mit ſeinem Weib vnd ſeiner ſönen Weibern. 19Da zu allerley Thier / allerley Gewürm / allerley Vogel / vnd alles was auff erden kreucht / das gieng aus dem Kaſten / ein jglichs zu ſeines Gleichen.
Verse 19 - 22
NOah aber bawet dem HERRN einen Altar / vnd nam von allerley reinem Vieh / vnd von allerley reinem Geuogel / vnd opffert Brandopffer auff dem Altar. 21Vnd der HERR roch den lieblichen Geruch / vnd ſprach in ſeinem hertzen / Ich wil hin furt nicht mehr die Erde verfluchen vmb der Menſchen willen / Denn das tichten des menſchlichen Hertzen iſt böſe von Jugent auff / Vnd ich wil hinfurt nicht mehr ſchlahen alles was da lebet / wie ich gethan habe. 22So lange die Erden ſtehet / ſol nicht auffhören / Samen vnd Ernd / Froſt vnd Hitz / Sommer vnd Winter / Tag vnd Nacht.
C. IX.
Verse 12 - 17
Regen-
bogen.
GOTT ſprach / Das iſt das Zeichen des Bunds / den ich gemacht habe zwiſchen mir vnd euch / vnd allem lebendigen Thier bey euch hin furt ewiglich. 13Meinen Bogen hab ich geſetzt in die wolcken / der ſol das Zeichen ſein des Bunds / zwiſchen Mir vnd der Erden. 14Vnd wenn es kompt / das ich wolcken vber die Erden füre / So ſol man meinen Bogen ſehen / in den wolcken / 15Als denn wil ich gedencken an meinen Bund / zwiſchen Mir vnd euch / vnd allem lebendigen Thier / in allerley Fleiſch / Das nicht mehr hin furt eine Sindflut kome / die alles Fleiſch verderbe. 16Darumb ſol mein Bogen in den wolcken ſein / das ich jn anſehe / vnd gedencke an den ewigen Bund zwiſchen Gott vnd allem lebendigen Thier in allem Fleiſch / das auff Erden iſt. 17Daſelb ſaget Gott auch zu Noah / Dis ſey das Zeichen des Bunds / den ich auffgerichtet habe zwiſchen Mir vnd allem Fleiſch auff Erden.
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Holzschnitt in 1Mos 9
»Der Regenbogen als Zeichen des Bundes«
Klicken Sie auf das Bild oben, um eine größere Ansicht zu erhalten.
Die Bildsprechung finden Sie in diesem Artikel:
Der Regenbogen wurde von Gott als Zeichen des Bundes mit den Menschen eingesetzt. Nach der Sintflut erschien der Regenbogen, und Gott versprach, dass es nie mehr eine solche Katastrophe geben würde.
PREDIGTTEXT AUS DEM NEUEN TESTAMENT
Evangelium nach Markus
Mk 2,23-28
REIHE
II
Euangelium
S. Marcus.
C. II.
ES begab ſich / da Jheſus wandelte am Sabbath durch die ſaat / vnd ſeine Jünger fiengen an / in dem ſie giengen / Ehren aus zu rauffen. 24Vnd die Phariſeer ſprachen zu jm / Sihe zu / was thun deine Jünger am Sabbath / das nicht recht iſt? 25Vnd er ſprach zu jnen / Habt jr nie geleſen / was Dauid thet / da es jm not war / vnd jn hungerte ſampt denen / die bey jm waren? 26Wie er gieng in das haus Gottes / zur zeit a Abiathar des Hohenprieſters / vnd aſs die Schawbrot / die niemand thurſte eſſen / denn die Prieſter / Vnd er gab ſie auch denen / die bey jm waren. 27Vnd er ſprach zu jnen / Der Sabbath iſt vmb des Menſchen willen gemacht / Vnd nicht der Menſch vmb des Sabbaths willen.28So iſt des menſchen Son ein HERR / auch des Sabbaths.
a
Abiathar iſt Ahimelechs ſon / darumb ſaget die Schrifft / es ſey vnter Ahimelech geſchehen / das ſie zu einer zeit Prieſter waren.
(Schawbrot)
Das heiſſt Ebreiſch / panis facierum / brot das jmer fur augen ſein ſol / wie das Gottes wort jmer fur vnſerm hertzen tag vnd nacht ſein ſol /
Paraſti in conſpectu meo menſam.
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1) lat.:panis facierum
dt.: »Brot der Gegenwart«; »Brot des Angesichts«, usw. Der hebräische Begriff heißt übersetzt »Brot(e) des Angesichts«.
Luther verweist darauf, dass in den hebräischen Quellen ein Begriff steht, der mit »Brot des Angesichts« o. ä. (lateinisch: panis facierum) zu übersetzen wäre. Er erklärt, wie er den Begriff interpretiert (»Brot, das immer vor Augen sein soll«, wie Ausstellungsware), was zu seiner deutschen Übersetzung »Schaubrot« führt.
Siehe auch den Artikel Schawbrot im Wörterbuch.
2) lat.: Parasti in conspectu meo menſam.
dt.: »Sie bereiten vor einen Tisch«
Luther zitiert in lateinischer Sprache aus Psalm 23, Vers 5 (wie davor von ihm vermerkt).
PREDIGTTEXT AUS DEM ALTEN TESTAMENT
Buch des Predigers Salomo
Pred 12,1-7
REIHE
III
Der Prediger
Salomo.
C. XII.
Aus dem Abschnitt:
Verse 1 - 7
Der Prediger schreibt:
GEdenck an deinen Schepffer in deiner Jugent / ehe denn die böſen Tage komen / vnd die jar erzutretten / Da du wirſt ſagen / Sie gefallen mir nicht. 2Ehe denn die Sonne vnd das Liecht / Mond vnd Sterne finſter werden / vnd Wolcken wider komen nach dem Regen. 3Zur zeit wenn die Hüter im Hauſe zittern / vnd ſich krümmen die Starcken / vnd müſſig ſtehen die Müller / das jr ſo wenig worden iſt / vnd finſter werden die Geſicht durch die Fenſter. 4Vnd die Thür auff der gaſſen geſchloſſen werden / das die ſtim der Müllerin leiſe wird / vnd erwacht wenn der Vogel ſinget / vnd ſich bücken alle Töchter des geſangs. 5Das ſich auch die Höhen fürchten vnd ſchewen auff dem wege / Wenn der Mandelbawm blühet / vnd die Hewſchrecken beladen wird / vnd alle Luſt vergehet (Denn der Menſch feret hin da er ewig bleibt / vnd die Kleger gehen vmbher auff der Gaſſen) 6Ehe denn der Silbernſtrick wegkome / vnd die Güldenquelle verlauffe / vnd der Eimer zuleche am Born / vnd das Rad zubreche am Born. 7Denn der Staub mus wider zu der Erden komen / wie er geweſen iſt / Vnd der Geiſt wider zu Gott / der jn gegeben hat.
Mit dieſen verbrochen worten beſchreibt er das Alter eins Menſchen / wenn die Hende zittern / die Beine ſich krümmen / die Augen tunckel werden / die Zeene nicht wol malen / die Har graw / vnd die Schuldern ſich bücken / die Ohren hangen vnd taub werden etc.
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PREDIGTTEXT AUS DEM ALTEN TESTAMENT
Hoheslied Salomo
Hld 8,6b-7
REIHE
IV
Das Hohelied
Salomo.
C. VIII.
Aus dem Abschnitt:
Verse 6b - 7
LIebe iſt ſtarck wie der Tod / vnd Eiuer iſt feſt wie die Helle / Ir glut iſt fewrig / vnd ein flamme des HERRN / 7Das auch viel Waſſer nicht mügen die Liebe ausleſſchen / noch die ſtröme ſie erſeuffen / Wenn einer alles Gut in ſeinem hauſe vmb die Liebe geben wolt / ſo gülte es alles nichts.
(Flamme)
Hie ſihet man wol das Salomo in dieſem Liede von geiſtlicher Liebe ſinget / die Gott gibt / vnd vns auch erzeigt in alle ſeinen wolthaten.
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WEITERER TEXT ZUR AUSWAHL FÜR DIE PREDIGT
Buch der Richter
Ri 11,28-40
POOL
W
1
Achtung!:
Wir halten den Text Richter 11,28-40 für äußerst schwierig und möchten dringend davon abraten, diesen Text im Gottesdienst zu verwenden!
Siehe dazu unsere Ausführungen weiter unten.
Das Bucĥ
der Ricĥter.
C. XI.
Aus dem Abschnitt:
Einleitung: Ver 27
Jeftah, der Richter in Israel, lies dem König der Ammoniter ausrichten:
27Ich hab nichts an dir geſündigt / vnd du thuſt ſo vbel an mir / das du wider mich ſtreiteſt. Der HERR felle heut ein vrteil zwiſſchen Iſrael vnd den kindern Ammon.
Ver 28
28Aber der König der kinder Ammon erhöret die rede Jephthah nicht / die er zu jm ſandte.
Verse 29 - 33
DA kam der Geiſt des HERRN auff Jephthah / vnd zoch durch Gilead vnd Manaſſe vnd durch Mizpe / das in Gilead ligt / vnd von Mizpe das in Gilead ligt / auff die kinder Ammon. 30Vnd Jephthah gelobt dem HERRN ein Gelübd / vnd ſprach / Gibſtu die kinder Ammon in meine hand / 31was zu meiner Hausthür er aus mir entgegen gehet / wenn ich mit frieden widerkome / von den kindern Ammon / das ſol des HERRN ſein / vnd wils zum Brandopffer opffern. 32Alſo zoch Jephthah auff die kinder Ammon wider ſie zu ſtreiten. Vnd der HERR gab ſie in ſeine hende. 33Vnd er ſchlug ſie von Aroer an bis man kompt gen Minnith / zwenzig Stedte / vnd bis an den plan der Weinberge / ein ſeer groſſe ſchlacht / Vnd wurden alſo die kinder Ammon gedemütigt fur den kindern Iſrael.
Gelübd
Jephthah.
Verse 34 - 40
DA nu Jephthah kam gen Mizpa zu ſeinem hauſe / Sihe / da gehet ſeine Tochter er aus jm entgegen mit Paucken vnd Reigen / Vnd ſie war ein einiges Kind / vnd er hatte ſonſt keinen Son noch Tochter. 35Vnd da er ſie ſahe / zureis er ſeine Kleider / vnd ſprach / Ah mein Tochter / wie a beugeſtu mich vnd betrübeſt mich / Denn ich habe meinen mund auffgethan gegen dem HERRN / vnd kans nicht widerruffen. 36Sie aber ſprach / Mein Vater / haſtu deinen mund auffgethan gegen dem HERRN / So thu mir wie es aus deinem mund gangen iſt / nach dem der HERR dich gerochen hat an deinen Feinden den kindern Ammon.
a
(Beugeſt oder demütigeſt mich)
Gott hat mich hoch erhebt durch dieſen Sieg / das ich mein Heubt hoch vnd frölich auffrichtet. Aber du beugeſt mich / das ich den Kopff mus niderſchlahen mit groſſem hertzenleid / vnd ſolche hohe freude zum tieffen hertzenleid keren.
37VND ſie ſprach zu jrem Vater / Du wolteſt mir das thun / das du mich laſſeſt zween monden / das ich von hinnen hinab gehe / auff die Berge / vnd meine Jungfrawſchafft beweine mit meinen Geſpielen. 38Er ſprach / Gehe hin / Vnd lies ſie zween monden gehen. Da gieng ſie hin mit jren Geſpielen / vnd beweinet jre Jungfrawſchafft auff den bergen. 39Vnd nach zween monden kam ſie wider zu jrem Vater / Vnd er thet jr / b wie er gelobt hatte / Vnd ſie war nie keines Mans ſchüldig geworden. Vnd ward eine gewonheit in Iſrael / 40das die töchter Iſrael jerlich hingehen / zu klagen die tochter Jephthah des Gileaditers des jars vier tage.
b
(Wie er gelobt hatte) Man wil / er habe ſie nicht geopffert / Aber der Text ſtehet da klar. So ſihet man auch beide an den Richtern vnd Königen / das ſie nach groſſen Thatten / haben auch groſſe torheit müſſen begehen / zuuerhüten den leidigen hohmut.
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WEITERER TEXT ZUR AUSWAHL FÜR DIE PREDIGT
Erster Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth
1Kor 7,29-31
POOL
W
2
Die Erſte Epiſtel
S. Páuli:
An die Córinther.
C. VII.
Aus dem Abschnitt:
Verse 29 - 31
Paulus schreibt:
DAs ſage ich aber / lieben Brüder / die zeit iſt kurtz / Weiter iſt das die meinung / Die da Weiber haben / das ſie ſeien / als hetten ſie keine / Vnd die da weinen / als weineten ſie nicht / 30Vnd die ſich frewen / als freweten ſie ſich nicht / Vnd die da keuffen / als beſeſſen ſie es nicht / 31Vnd die dieſer Welt brauchen / das ſie derſelbigen nicht miſsbrauchen / Denn das weſen in dieſer Welt vergehet.
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WEITERER TEXT ZUR AUSWAHL FÜR DIE PREDIGT
Erster Brief des Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki
1Thess 4,1-8
POOL
W
3
Die Erſte Epiſtel
S. Páuli:
An die Theſſalónicĥer.
C. IIII.
Verse 1 - 8
Paulus schreibt:
WEiter / lieben Brüder / bitten wir euch / vnd ermanen in dem HErrn Jheſu / Nach dem jr von vns empfangen habt / wie jr ſollet wandeln vnd Gotte gefallen / das jr jmer völliger werdet. 2Denn jr wiſſet / welche Gebot wir euch gegeben haben / durch den HErrn Jheſum. 3Denn das iſt der wille Gottes / ewer Heiligung / das jr meidet die Hurerey / 4vnd ein jglicher vnter euch wiſſe ſein Fas zubehalten / in heiligung vnd ehren / 5nicht in der luſt ſeuche / wie die Heiden / die von Gott nichts wiſſen. 6Vnd das niemand zu weit greiffe noch verforteile ſeinen Bruder im Handel / Denn der HErr iſt der Recher vber das alles / wie wir euch zu vor geſagt vnd bezeuget haben. 7Denn Gott hat vns nicht beruffen zur vnreinigkeit / ſondern zur heiligung. 8Wer nu verachtet / Der verachtet nicht Menſchen / ſondern Gott / der ſeinen heiligen Geiſt gegeben hat in euch.
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WEITERER TEXT ZUR AUSWAHL FÜR DIE PREDIGT
Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus
Eph 5,25-32
POOL
W
4
Die Epiſtel S. Páuli:
An die Epheſer.
C. V.
Aus dem Abschnitt:
Verse 25 - 32
Paulus schreibt:
IR Menner / liebet ewre Weiber / Gleich wie Chriſtus geliebet hat die Gemeine / vnd hat ſich ſelbs fur ſie gegeben / 26Auff das er ſie heiliget / Vnd hat ſie gereiniget durch das Waſſerbad im wort / 27auff das er ſie jm ſelbs darſtellet eine Gemeine die herrlich ſey / die nicht hab einen Flecken oder Runtzel / oder des etwas / ſondern das ſie heilig ſey vnd vnſtrefflich. 28Alſo ſollen auch die Menner jre Weiber lieben / als jre eigene Leibe. Wer ſein Weib liebet / der liebet ſich ſelbs. 29Denn niemand hat jemal ſein eigen Fleiſch gehaſſet / ſondern er neeret es / vnd pfleget ſein / Gleich wie auch der HErr die Gemeine / 30Denn wir ſind glieder ſeines Leibes / von ſeinem Fleiſch vnd von ſeinem Gebeine. 31Vmb des willen wird ein Menſch verlaſſen Vater vnd Mutter / vnd ſeinem Weib anhangen / vnd werden zwey ein Fleiſch ſein. 32Das c Geheimnis iſt gros / Ich ſage aber von Chriſto vnd der Gemeine. 33Doch auch jr / ja ein jglicher habe lieb ſein Weib als ſich ſelbs / Das Weib aber fürchte den Man.
c
(Geheimnis)
Sacrament oder myſterium / heiſſet Geheimnis oder ein verborgen ding / das doch von auſſen ſeine bedeutung hat. Alſo iſt Chriſtus vnd ſeine Gemeine ein Geheimnis / ein gros heilig verborgen ding / das man gleuben vnd nicht ſehen kan. Es wird aber durch man vnd weib als durch ſein euſſerlich zeichen bedeut. Das gleich wie man vnd weib ein leib ſind / vnd alle güter gemein haben / Alſo hat auch die Gemeine alles was Chriſtus iſt vnd hat.
✽
2) Die Verse aus verschiedenen Briefen von Paulus und Petrus (insbesondere Eph 5,22 - 6,5 und Kol 3,18-4,1), die zu einem bestimmten christlichen Verhalten untereinander aufforderten, kompilierte Luther zu der von ihm so genannten »Haustafel«, die schließlich im kleinen Katechismus abgedruckt wurde. Sie fand darüber große Verbreitung repräsentierte bis ins 20. Jahrhundert hinein evangelische Lehre.
In der Haustafel beschreibt Luther die Verhaltensregeln für elf Stände: Prediger und Bischöfe, Obrigkeit, Ehemann, Ehefrau, Eltern, Kinder, Hausherrschaft, Dienerschaft, junge Leute, Witwen sowie alle Christen insgesamt.
Die Haustafel Luthers und die neutestamentlichen Verse aus den Briefen, auf denen sie gründet, sowie die daraus resultierenden Ständelehren sind äußerst kritisch zu betrachten. Sie gehören gesellschaftspolitisch in ihre Zeit, nämlich in die Zeit der frühen christlichen Gemeinden (Briefe) bzw. in der kompilierten Form in die Zeit Luthers, und können nur in diesem Kontext bestand haben.
Heute wären diese Regeln wegen der (sehr richtigen) Gleichberechtigung, wegen neuer Rollenbilder in der Gesellschaft und wegen verbriefter Freiheiten des Individuums abzuwandeln, ohne ihren eigentlichen Sinn aufzugeben. Dieser Sinn findet sich in konkreten Verhaltensempfehlungen für ein von Liebe, Wertschätzung und Vertrauen geprägtes Zusammenleben, das auf der Lehre Jesu basiert.
Für den heutigen Sonntag wird im Pool der weiteren Texte an erster Stelle die Perikope aus dem Buch der Richter, Kapitel 11, Verse 28-40 angeboten.
Zunächst muss festgestellt werden: Es fehlt durch den Perikopenschnitt die gesamte Vorgeschichte. So wird aus der Perikope allein nicht ersichtlich, warum Jeftah das folgenschwere Gelübde abgelegt hatte. Eine Predigt muss und sollte das aufgreifen.
Wir befinden uns im frühen Israel kurz nach Landnahme. Bisher hatte sich nur ein Mann zum König krönen lassen: Abimelech (Ri 9). Ansonsten war dies die »königlose Zeit« (Ri 21,25). »Richter« nahmen für verschiedene Aufgaben eine führende Rolle ein, ohne den Titel eines Königs beanspruchen zu können.
Nach Abimelechs Tod führt das Richterbuch die beiden Richter Tola und Jair auf, die nacheinander zusammen fünfundvierzig Jahre dem Volk vorstanden.
Es folgte eine achtzehnjährige schwere und führungslose Zeit, in der sich die Philister und die Ammoniter im Land ausbreiteten. Die Ammoniter fielen dauernd raubend in das Land ein und führten Kämpfe gegen die Stämme Juda, Benjamin und Ephraim (Ri 10,6-9).
Nun machten sich die Israeliten erneut auf, um einen starken Führer zu finden, der endlich in der Lage wäre, sich gegen die Ammoniter zu durchzusetzen. Sie fanden diese Person in Jeftah, um den es in dieser Perikope geht.
Jeftah hatte sich zunächst gegen die Ernennung als Richter in Israel, als Oberhaupt der Israeliten, gewehrt und eine Bedingung daran geknüpft (Verse 1-11).
Die Bedingung war, dass er den Konflikt mit den Ammonitern mit Gottes Hilfe erfolgreich beendet. Damit wurde die Sache quasi zu einem Gottesurteil. Konnte Jeftah mit Hilfe Gottes die Ammoniter aus dem Land vertreiben, das sie nun schon viele Jahre besetzt hatten?
In diesen Versen findet sich der Grund für Jeftahs späteres Gelübde.
Doch Jeftah versuchte zunächst, mit guten und starken Argumenten mit dem König der Ammoniter zu verhandeln. Er verlangte ihren Abzug, um eine Schlacht zu vermeiden. Aber die Verhandlungen blieben erfolglos (Verse 12-28).
Nun musste Gewalt angewendet werden. Eine kriegerische Auseinandersetzung war nicht mehr zu vermeiden. Jeftah breitete einen Feldzug gegen die Ammoniter vor und bat dafür Gott um Beistand.
Dafür legte Jeftah das Gelübde ab: »Wenn ich gegen die Ammoniter siege, dann will ich ein Brandopfer darbringen. Und zwar soll das, was mir bei meiner Rückkehr nach meinem Sieg als erstes durch die Haustür entgegen kommt, Gott gehören und als Brandopfer dienen.«
Erwartungsgemäß besiegte Jeftah die Ammoniter und kehrte nach Hause zurück. Doch leider kam ihn voller Freude über die glückliche Heimkehr des Vaters seine Tochter entgegen, sein einziges Kind!
Jeftah sah sich an das Gelübde gebunden. Unglücklich und voller Trauer erklärte er seiner Tochter die katastrophale Situation.
Die Tochter aber fügte sich in ihr Schicksal und wehrte sich nicht gegen den Willen ihres Vaters. Sie starb schließlich in einem Opferritual, das von Jeftah als Preis für den Sieg gegen die Ammoniter vollzogen wurde.
Schließlich führte die Geschichte dazu, dass die Frauen in Israel jährlich eine viertägige Trauerzeit im Gedenken an das Opfer der Tochter Jeftahs praktizierten (Vers 39b-40).
Die große Frage, die sich mit Blick auf diese Perikope stellt, lautet (um einmal den aus dem »Wort zum Sonntag« bekannten evangelischen Theologen Adolf Sommerauer zu zitieren): »Was wollen uns diese Worte sagen?«.
Die Botschaft steckt nicht im Text! Sie liegt dahinter!
Sie lautet:
Falsch gelebter Glaube kann zu abstrusem Fehlverhalten führen!
Warum?
Fest steht: Gott, der Schöpfer, verlangt keine Menschenopfer! Menschenopfer sind ihm ein Gräuel. Dies galt auch schon zu alttestamentlichen Zeiten in Israel. Zwar gab es Brandopfer, doch wurden, wenn Lebewesen dafür vorgesehen waren, ausschließlich bestimmte Tiere gewählt. Welche Tiere und für welchen Zweck, das hat Mose vorgegeben.
Nun befinden wir uns in den Richtererzählungen in der Zeit kurz nach der Landnahme. Die in der Region ansässigen Stämme und die Nachbarvölker hatten eigene Religionen und sie beteten eigene Götter an. In diesen Religionen waren durchaus hier und da Menschenopfer üblich. Das Nebeneinander der vielen Religionen und Götter führte immer wieder zu religiösem Fehlverhalten der Israeliten, das die gesamte Geschichtsliteratur und die Bücher der Propheten des Alten Testaments durchzieht.
Jeftahs erster Fehler bestand darin, ein solches Gelübde abzulegen, dessen Folgen er gar nicht abzuschätzen wusste. Sollte man sich wirklich dahinter einen hämisch grinsenden Gott vorstellen, der nun so bei sich denken mag: »Okay ..., wirst schon sehen, wie hoch der Preis ausfällt! Selbst schuld! Ist doch klar, wer da zu erst ... - kein Problem für mich!«
Ganz bestimmt nicht!
Jeftahs zweiter Fehler bestand darin, aus der Überzeugung heraus die Gebote Gottes und die religiösen Regeln missachtet bzw. falsch ausgelegt zu haben: Wenn Lebewesen geopfert werden, dann nur ausgewählte Tiere, wie es Mose vorgegeben hatte. Menschen gehören definitiv nicht dazu, nicht für Jahwe (JHWH), dem Gott der Israeliten.
Als die Tochter Jeftahs ihm durch die Haustür entgegenkam, konnte sie schon allein aus religiösen Aspekten nicht dem Gelübde unterworfen sein. Doch da gab es niemanden in Israel, der Jeftah von seinen Gedanken abbrachte und ihm Gott näherbrachte.
Da machte sich Jeftahs dritter Fehler breit: Es fehlte ihm an Gottvertrauen! Er fürchtete die Strafe Gottes , wenn er nicht wortwörtlich das Gelübde erfüllen würde. Für ihn stand felsenfest im Hirn: Das Erste, was aus der Haustür kommt, soll geopfert werden!
Der Text ist deshalb schwierig, weil er gänzlich ohne Erklärungen vordergründig die falschen Botschaften vermittelt. Botschaften wie: »Ein Mann, ein Wort!«, oder »Was Du Gott versprochen hast, dass musst du halten, und wenn der Preis dafür noch so hoch ist!,« oder: »Gelübde helfen, schwierige Situationen zu meistern!« Usw.
Das ist selbstverständlich Quatsch!
Die übergeordnete Themenstellung für diesen Sonntag spiegelt sich in der Frage: »Wie verhalten sich menschliche Freiheit und Gottes Gebote zueinander?«, oder in der Frage: »Gibt es einen menschengerechteren Umgang mit dem Gesetz?«
Doch dieser Text wird mit seinen vordergründigen Botschaften diesen oder ähnlichen Fragestellungen nicht gerecht. Er passt nicht.
Die Gnade und der Beistand Gottes sind für uns Christen allein im Opfertod Jesu und in seiner Auferstehung begründet! Unser Fehlverhalten ist menschlich und damit für uns Programm! Das zu erkennen, auch unseren Mitmenschen gegenüber, und um Vergebung zu bitten, auch unseren Mitmenschen gegenüber, ist Ausdruck gelebten Glaubens.
Und genau das ist Jeftahs vierter Fehler: Er war nicht bereit, für die Verfehlung, ein solches Gelübde abgelegt zu haben, um Vergebung und Nachsicht zu bitten. Das führte zum tragischen Ende dieser unsäglichen Geschichte.
Der Leser bekommt aus dem Text heraus keine Hilfestellung. Es taucht kein »Gegenspieler«, kein Mahner, kein Prophet, kein Priester auf, der dem armen, verblendeten Jeftah helfen könnte und ihm (und uns) Gottes Willen erklärt.
Fortgeschrittene bibelkundliche Christen werden diesen Text im Rahmen von Bibelstunden oder Workshops sicher tiefgehend analysieren können, diskutieren und gut interpretieren.
Helfen könnte ihnen dabei Luthers Anmerkung in der Marginalspalte zum Text:
So ſihet man auch beide an den Richtern vnd Königen / das ſie nach groſſen Thatten / haben auch groſſe torheit müſſen begehen / zuuerhüten den leidigen hohmut.
[So sieht man sowohl bei den Richtern wie auch bei den Königen, dass sie nach großen Taten oft haben große Torheiten begehen müssen, [in der Absicht,] leidigen Hochmut zu verhüten.]
Immerhin: Luther stuft Jeftahs Tat als Torheit, als Dummheit, ein. Die Gründe sind klar und oben beschrieben. Doch dämpft das Hochmut? Führt das zu Demut? Wohl nicht.
Gefährlich an einer solchen Annahme ist, dass damit die Erfüllung solcher abstrusen Gelübde als »Zeichen der Demut vor Gott« interpretiert werden könnten (und sehr oft wurden, wie die Geschichte lehrt). Sie sind keine Zeichen von Demut, sie helfen und bewahren nicht vor Hochmut. Sie sind einfach nur Dummheit, wenn nicht gar Verbrechen, wie in diesem Fall, den wir ganz klar als Mord im Zeichen der Religion bewerten! Dummheit, soweit stimmen wir mit Luther überein, aber extreme und (im wahrsten Sinne des Wortes) brandgefährliche Dummheit!
Eine maßgebliche Botschaft für Christen könnte sein (dann aber in einem anderen liturgischen Zusammenhang):
Folter, Tötungen und Mord aus religiösen Motiven heraus sind Verbrechen.
Sie sind nicht gottgewollt, können mit Gottes Willen nicht begründet werden
und sind kein Zeichen gelebten Glaubens!
Sie stellen in jedem Fall das Opfer im Ansehen Gottes über den Täter.
Der kleine Exkurs hat sicher hinreichend gezeigt: Im sonntäglichen Gottesdienst sehen wir für derartige Gedankengänge, die so weit hinter den Text blicken, den nötigen Raum nicht.
Denn: Womit geht der Gottesdienstbesucher heim? Mit einer grausigen Geschichte, in der eine Jungfrau auf dem Altar im Ritual des Brandopfers für unseren Gott getötet wird? Und das aus Ehrfurcht vor Gott und aus Treue zu ihm? – Das hat mit Christentum definitiv nichts zu tun!
Oder geht er mit den Gedanken heim, eine grausige Geschichte gehört zu haben, die als Beispiel für falsche Frömmigkeit und falsch verstanden Glauben dient? Wenn das klappt, wäre es gut!
Wenn es gelänge, Jeftahs Fehler klar aufzuzeigen und die vielen, daraus resultierenden Botschaften so zu vermitteln, dass der Gottesdienstbesucher sie nicht nur verstanden hat, sondern auch mitnehmen kann, dann wäre alles gut!
Geht aber nicht: Eine Botschaft, einen »Call-to-action« (Handlungsanweisung), das ist es, was die Predigt im Gottesdienst liefern muss. Alles andere ist schon für Profis schwierig, für den Gottesdienstbesucher aber eine maßlose Überforderung.
Als Lesetext in Perikopensammlungen, die ohne Kommentar auskommen (müssen), ist der Text aus den gleichen Gründen als äußerst schwierig einzustufen.
Wir freuen uns keineswegs darüber, dass dieser Text mit der Neuordnung 2018/2019 Einzug in die Perikopensammlung für Predigten im Gottesdienst gefunden hat. Er dient der Sache nicht! Und wir hoffen, dass Prediger und Gemeinden mit einem solchen Text wohl überlegt umgehen.
Wir haben den TextRömer 1,16A.17 als Leittext für die Beiträge zu den Sonntagen nach Trinitatis gewählt. In dieser Zeit stehen die Themen »Glaube« und »Gemeinde« im Vordergrund der Verkündigung. Es geht um die Fragestellungen, was Glauben ist, wie sich Glauben zeigt und auswirkt, wie die Gemeinde Glauben umsetzen und leben kann, wie Glauben die Gemeinde formt.
Neben dem Vaterunser, der Segensbitte und dem Glaubensbekenntnis bieten die Ausführungen von Paulus wunderbare Anleitungen für praktiziertes Christentum. Sie erklären in äußert knapper Form Sinn, Inhalte und Ziel des Glaubens.
Sie finden Anregungen für eigenen Gedanken über das Thema Glauben in diesem Artikel:
Genügt es, Glauben zu bekennen? Wie wirkt sich dieses Bekenntnis aus? Ist mehr zu tun? Wie kann ich den Erfolg messen? Was ist das Ziel des Glaubens?
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Für die inhaltliche und thematische Gestaltung der Gottesdienste schlagen die Ordnungen der evangelischen Kirchen biblische Texte vor.
Sie sind jedoch nicht nur für den Vortrag im Gottesdienst gedacht. Es sind gleichzeitig Leseempfehlungen für jeden, der sich für die christliche Religion oder für die Bibel in der praktischen Anwendung interessiert.
Wir möchten Sie daher ausdrücklich dazu ermuntern, die Textstellen einmal in Ihrer Bibel zu lesen!
Über das Jahr betrachtet, werden Sie auf diese Weise die wesentlichen Textzeugnisse kennenlernen, auf die sich die christliche Religion stützt.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.
Das Video zeigt den Text der beiden Geschichten aus der Lutherbibel von 1545, in denen Jesus über Ehescheidung spricht und Kinder segnet, vorgelesen von Reiner Makohl.