Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in einem Kapitel
Nr. | Verse | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel I. | ||
|
1,1-3 |
I. EINLEITUNG
|
B1 |
| |
1 | 1,1-3 | |
|
1,4-21 |
II. DIE PROPHEZEIUNGEN
|
2 | 1,4-14 | |
3 | 1,15-16 | |
4 | 1,17-21 | |
Ende des Propheten ObadJa.
|
🕮
Kapiteleinteilung nach der Ausgabe von 1545,
Angabe der Textstelle nach heutiger Zählweise.
Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.
[135a | 135b]
1,1-3
DIs iſt das Geſicĥt
ObadJa. So ſpricht der HErr HERR von Edom / Wir haben vom HERRN gehöret / Das eine Botſchafft vnter die Heiden geſand ſey / Wolauff / vnd laſt vns wider ſie ſtreiten. 2Sihe / Ich hab dich geringe gemacht vnter den Heiden / vnd ſeer veracht. 3Der hohmut deines Hertzen hat dich betrogen / weil du in der Felſenklüfften woneſt / in deinen hohen Schlöſſern / vnd ſprichſt in deinem hertzen / Wer wil mich zu boden ſtoſſen?
1,4-21
4WEnn du denn gleich in die Höhe füreſt / wie ein Adeler / vnd machteſt dein Neſt zwiſſchen den Sternen / Dennoch wil ich dich von dannen herunter ſtürtzen / ſpricht der HERR. 5Wenn Diebe oder Verſtörer zu nacht vber dich komen werden / wie ſoltu ſo zu nicht werden? Ja ſie ſollen gnug ſtelen / Vnd wenn die Weinleſer vber dich komen / ſo ſollen ſie dir kein Nachleſen / vberbleiben laſſen. 6Wie ſollen ſie denn Eſau ausforſchen / vnd ſeine Schetze ſuchen? 7Alle deine eigen Bundgenoſſen werden dich zum Lande hin aus ſtoſſen / Die Leute / auff die du deinen troſt ſetzeſt / werden dich betriegen / vnd vberweldigen / Die dein Brot eſſen / a werden dich verraten / ehe du es mercken wirſt.
(Diebe)
Die Chaldeer ſind diebe genant / weil ſie Edom vnuerſehens rauben ſollen. Wiewol ſie fur Gotte rechte Diebe ſind / weil ſie ja ſo böſe Buben ſind / als alle ander / Summa / Ein Dieb mus des andern dieb ſein.
8WAs gilts / ſpricht der HERR / Ich wil zur ſelbigen zeit / die weiſen zu Edom / zu nichte machen / vnd die klugheit auff dem gebirge Eſau? 9Denn deine Starcken zu Theman ſollen zagen / auff das ſie alle auff dem gebirge Eſau / durch den mord ausgerottet werden. 10Vmb des Freuels willen / an deinem bruder Jacob begangen. 11Zu der zeit / da du wider jn ſtundeſt / da die Frembden ſein Heer gefangen wegfüreten / vnd Auslender zu ſeinen Thoren einzogen / vnd vber Jeruſalem das Los worffen / Da wareſtu gleich wie der ſelbigen einer / Darumb ſoltu zu allen ſchanden werden / vnd ewiglich ausgerottet ſein.
[135b | 136a]
ObadJá. C. I.
CXXXVI.
DV ſolt nicht mehr ſo deine luſt ſehen / an deinem Bruder / zur zeit ſeines elendes / Vnd ſolt dich nicht frewen vber die kinder Juda / zur zeit jres jamers / Vnd ſolt mit deinem maul nicht ſo ſtoltz reden / zur zeit jrer angſt. 13Du ſolt nicht zum Thor meines Volcks einzihen / zur zeit jres jamers / Du ſolt nicht deine luſt ſehen an jrem Vngluck / zur zeit jres jamers / Du ſolt nicht wider ſein Heer ſchicken / zur zeit ſeines jamers. 14Du ſolt nicht ſtehen an den Wegſcheiden ſeine Entrunnene zu morden / Du ſolt ſeine Vbrige nicht verrhaten zur zeit der angſt.
15DEnn der tag des HERRN iſt nahe / vber alle Heiden / Wie du gethan haſt / Sol dir wider geſchehen / Vnd wie du verdienet haſt / So ſol dirs wider auff deinen Kopff komen. 16Denn wie jr auff meinem heiligen Berge getruncken habt / So ſollen alle Heiden teglich trincken / Ja ſie ſollens ausſauffen vnd verſchlingen / das es ſey / als were nie nichts da geweſen.
ABer auff dem berge Zion / ſollen noch etliche errettet werden / die ſollen Heiligthum ſein / vnd das haus Jacob ſol ſeine Beſitzer beſitzen. 18Vnd das haus Jacob / ſol ein Fewr werden / vnd das haus Joſeph / eine Flamme / Aber das haus Eſau / ſtro / das werden ſie anzünden vnd verzehren / das dem hauſe Eſan nichts vberbleibe / Denn der HERR hats geredt.
19VND die gegen Mittage / werden das gebirge Eſau / vnd die in Gründen werden die Philiſter beſitzen / Ja ſie werden das feld Ephraim vnd das feld Samaria / beſitzen / vnd BenJamin das gebirge Gilead. 20Vnd die vertriebene dieſes Heers / der kinder Iſrael / ſo vnter den Chananitern bis gen Zarphath ſind vnd die vertriebene der ſtad Jeruſalem / die zu Sepharad ſind / werden die
Stedte gegen Mittage beſitzen. 21Vnd werden Heilande her auff komen auff den berg
Zion / das gebirge Eſau zu richten /
Alſo wird das Königreich des
HERRN ſein .·.
Ende des Propheten Obadja.
❦❧
1) lat.: Ebre. Ponent sub te emplastrum.
dt.: »Im Hebräischen: Sie werden es [= dein Brot] unter das Pflaster legen [= in den Straßendreck, i.S. v.: Du wirst Dich am Boden von Abfällen ernähren].«
Martin Buber übersetzt diesen Vers mit: »als dein Brot setzen Fauliges sie dir an den Platz«, was in die Richtung geht: »Mit Abfällen speisen sie dich. «
Rita Maria Steurer übersetzt: »Dein Brot legen sie an eine Schlinge unter dich.« Dies tendiert zu: »Sie zwingen Dich zu Boden«.
Das Bild, das der Prophet hier zeichnet, ist schwierig. Es zeigt einen bettelarmen Landstreicher, der gebückt und gedemütigt am Boden zwischen den Füßen anderer nach Nahrungsresten suchen muss.
Luther überträgt es mit seiner Übersetzung in den Verrat der Vertrauten und ist damit wörtlich zwar weit vom hebräischen Text entfernt, inhaltlich aber genau im Zentrum der Aussage. Dies soll seine kleine Notiz in lateinischer Sprache den Gelehrten klar machen.
2) Druckfehler Eſan; Korrektur: Eſau.
Holzschnitt im Buch des Propheten Obadja
»Der Prophet Obadja«
Klicken Sie auf das Bild oben, um eine größere Ansicht zu erhalten.
Wörtersuche
Gesuchtes Luther-Wort eingeben:
Die Liste aller der Schlagwörter im Wörterbuch findet sich im Register.
Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Obad. | Der Prophet ObadIa.Biblia Vulgata: | Der Prophet Obadja Das Buch Obadja
| Obd Obd Obd |
Jer. | Der Prophet Jeremia.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jeremia Das Buch Jeremia | Jer Jer Jer |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Luther widmet den Prophetenbüchern eine umfangreiche Vorrede. Diese Bücher seien reich an Predigten und Beispielen für christliches Leben, und sie weissagen die Ankunft Christi.