QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Lk 1,39-56 |
Epistel | Jes 11,1-5 |
Eisenacher Ordnung
1. Evangelium | Lk 1,39-56 |
1. Epistel | Jes 11,1-5 |
2. Evangelium | Joh 19,26.27 |
2. Epistel | Rom 16,1-5a |
Alttestamentliche Lektion | Ps 89,2-6 |
Gottesdienstordnungen |
Der Tag der Heimsuchung Mariä in den Kirchenjahren 1899/1900 bis 1906/1907
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Leseordnungen.
Im Kirchenjahr 1899/1900 galten bevorzugt:
I.
Gottesdienstliche Ordnung
gültig bis 1977/1978
( nach dem Evangeliumstext Lk 1,39-56 )
Hinweis: Es gilt der Wochenspruch des vorgehenden Sonntags.
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
200 | EG 308 | Mein Seel, o Herr, muß loben dich |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Lesung | Text für die Lesung |
---|---|
Epistel | Jes 11,1-5 |
Evangelium | Lk 1,39-56 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Lk 1,39-56.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht /
Denn es iſt eine Krafft Gottes /
die da ſelig machet / alle /
die daran gleuben.
II.
Gottesdienstliche Ordnung
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
(nach dem Evangeliumstext Lk 1,39-56 )
Hinweis: Es gilt der Wochenspruch des vorgehenden Sonntags.
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
200 | EG 308 | Mein Seel, o Herr, muß loben dich |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Reihe | Inhalt | Text für die Predigt |
---|---|---|
Reihe I: altkirchliche Reihe | Epistel | Jes 11,1-5 |
Evangelium | Lk 1,39-56 | |
Reihe II | 2. Epistel | Rom 16,1-5a |
2. Evangelium | Joh 19,26.27 | |
alttestamentliche Reihe | Alttestamentliche Perikope | Ps 89,2-6 |
Aufbau der Leseordnung
Die Eisenacher Konferenz (eine Konferenz der evangelischen Landeskirchen Deutschlands) erarbeitete in den Jahren von 1888 bis 1896 eine Perikopenordnung für die evangelischen Kirchen. Sie verstand die altkirchlichen Perikopen (Epistel und Evangelium) als eine erste Reihe und fügte ihnen in einer zweiten Reihe einen zweiten Text aus den Episteln und einen zweiten Text aus den Evangelien hinzu. Die große Besonderheit dieser Ordnung war die Einführung einer dritten, alttestamentlichen Reihe, die für jeden Sonntag des Kirchenjahres erstmals einen alttestamentlichen Text bot. Die Verwendung dieser Perikopen geschah nicht einheitlich. Gedacht waren sie dazu, sie wechselweise im Gottesdienst zu verwenden, so innerhalb einer Folge von vier Jahren:
Damit ergab sich für die Lesungen ein Zyklus von vier Jahren und für die Predigt, die sich jeweils auf die Evangelienperikope stützte, ein Zyklus von zwei Jahren.
In einigen Landeskirchen, darunter die evangelische Kirche Brandenburgs, galt in dieser Zeit weiterhin die altkirchliche Textordnung. Sie kennt nur Evangelium und Epistel (Reihe I in der Eisenacher Textordnung), die beide nach wie vor für die Textlesung sowie für die Predigt im Haupt- und Abendgottesdienst empfohlen waren.
Die evangelische Kirche Württembergs nutzte in dieser Zeit eine Perikopenordnung, die sich auf einen Dreijahreszyklus stützte. Über die drei Jahrgänge hinweg fanden sich die Perikopen wie hier genannt, allerdings in anderer Anordnung und ergänzt um weitere Perikopen, die weder in altkirchlichen Ordnungen noch in der neuen Eisenacher Ordnung bekannt waren.
Diese Ordnung der evangelischen Kirche Württembergs ist derzeit hier nicht wiedergegeben.
Geschichtliche Anmerkungen: Die Eisenacher Perikopen in Zeiten des Umbruchs
Tag der Heimsuchung Mariä
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
Die Leittexte aus den Evangelien, den Episteln und dem Alten Testament nach altkirchlicher und Eisenacher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Lukas
Lk 1,39-56
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Lucas.
C. I.
Verse 39 - 56
MAria aber ſtund auff in den tagen / vnd gieng auff das Gebirge endelich / zu der ſtad Jude / 40vnd kam in das haus Zacharias / vnd grüſſet Eliſabeth. 41Vnd es begab ſich / als Eliſabeth den grus Maria höret / hüpffet das Kind in jrem leibe. Vnd Eliſabeth ward des heiligen Geiſts vol / 42vnd rieff laut / vnd ſprach / a Gebenedeiet biſtu vnter den Weibern / vnd gebenedeiet iſt die Frucht deines Leibes. 43Vnd wo her kompt mir das / das die Mutter meines HErrn zu mir kompt? 44Sihe / da ich die ſtimme deines Gruſſes hörete / hüpffet mit freuden das Kind in meinem Leibe. 45Vnd o ſelig biſtu / die du gegleubt haſt / Denn es wird volendet werden / was dir geſagt iſt von dem HERRN. 46Vnd Maria ſprach.
a
Auff Deudſch alſo / Gelobet biſtu etc.
Meine Seele erhebt den HERRN.
47Vnd mein Geiſt frewet ſich Gottes meines Heilandes.
48Denn er hat ſeine elende Magd angeſehen / Sihe / von nu an werden mich ſelig preiſen alle Kinds kind.
49Denn er hat groſſe Ding an mir gethan / der da Mechtig iſt / vnd des Namen heilig iſt.
50Vnd ſeine Barmhertzigkeit weret jmer für vnd für / Bey denen die jn fürchten.
51Er vbet gewalt mit ſeinem Arm / Vnd zurſtrewet die Hoffertig ſind in jres hertzen ſinn.
52Er ſtöſſet die Gewaltigen vom ſtuel / Vnd erhebt die Elenden.
53Die Hungerigen füllet er mit Güttern / Vnd leſſt die Reichen leer.
54Er dencket der Barmhertzigkeit / Vnd hilfft ſeinem diener Iſrael auff.
55Wie er geredt hat vnſern Vetern / Abraham vnd ſeinem Samen ewiglich.
56VND Maria bleib bey jr bey dreien monden / Darnach keret ſie widerumb heim.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Buch des Propheten Jesaja
Jes 11,1-5
LESUNG
EP
Der Prophet Jeſáiá.
C. XI.
Aus dem Abschnitt:
Verse 1 - 5
ES wird eine Rute auffgehen von dem ſtam Iſai / vnd ein Zweig aus ſeiner wurtzel Frucht bringen. 2Auff welchem wird rugen der Geiſt des HERRN / der Geiſt der weisheit vnd des verſtands / der Geiſt des rats vnd der ſtercke / der Geiſt des erkentnis vnd der furcht des HERRN. 3Vnd ſein b Riechen wird ſein in der furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem ſeine augen ſehen / noch ſtraffen / nach dem ſeine Ohren hören / 4Sondern wird mit gerechtigkeit richten die Armen / vnd * mit Gericht ſtraffen die Elenden im Lande. Vnd wird mit dem Stabe ſeines Mundes die Erden ſchlahen / vnd mit dem Odem ſeiner Lippen den Gottloſen tödten. 5Gerechtigkeit wird die gurt ſeiner Lenden ſein / vnd der Glaube die gurt ſeiner Nieren.
b
(Riechen)
Sein Opffer das fur Gott wol reucht / vnd ſein Reuchwerg / wird nicht ſein / wie des alten Prieſterthums des Geſetzes in euſſerlich ein Reuchwerg / Sondern in der furcht Gottes / das iſt / ſein Gebet wird im Geiſt geſchehen Joh. 4. Denn reuchen heiſſt beten / Riechen heiſſt erhören.
*
(Mit gericht)
Er wird ſie durch gnade gerecht machen / vnd doch durchs Creutz laſſen ſtraffen / den vbrigen alten Adam im fleiſch / Vnd das heiſſt / mit gericht ſtraffen / das iſt / Nicht im grim noch zorn ſondern mit vernunfft vnd zu jrem nutz.
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LESUNG UND PREDIGTTEXT
Zweites Evangelium
Evangelium nach Johannes
Joh 19,26.27
REIHE
EV
2
Euangelium
S. Johannes.
C. XIX.
Aus dem Abschnitt:
Verse 26 und 27
DA nu Jheſus ſeine Mutter ſahe / vnd den Jünger da bey ſtehen / den er lieb hatte / ſpricht er zu ſeiner Mutter / Weib / ſihe / das iſt dein Son. 27Darnach ſpricht er zu dem Jünger / Sihe / das iſt deine Mutter. Vnd von der ſtund an / nam ſie der Jünger zu ſich.
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LESUNG UND PREDIGTTEXT
Zweite Epistel
Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom
Rom 16,1-5a
REIHE
EP
2
Die Epiſtel S. Pauli:
An die Römer.
C. XVI.
Aus dem Abschnitt:
Verse 1 - 5a
ICH befehl euch vnſer Schweſter Pheben / welche iſt am dienſte der Gemeine zu Kenchrea / 2Das jr ſie auffnemet in dem HErrn / wie ſichs zimet den Heiligen / Vnd thut jr beyſtand in allem Geſcheffte / darinnen ſie ewer bedarff / Denn ſie hat auch vielen beyſtand gethan / auch mir ſelbs.
GRüſſet die Priſcan vnd den Aquilan / meine gehülffen in Chriſto Jheſu / 4welche haben fur mein Leben jre helſe dargegeben / Welchen nicht allein ich dancke / ſondern alle Gemeine vnter den Heiden / 5aAuch grüſſet die Gemeine in jrem Hauſe.
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LESUNG UND PREDIGTTEXT
Lektion Altes Testament
Die Bücher der Psalmen
Psalm 89,2-6
REIHE
AT
Der Pſalter.
LXXXIX.
a
Joh.1.
Durch Jheſum iſt gnade vnd warheit worden.
b
(Im himmel)
Denn Chriſtus Reich iſt nicht ein jrdiſch Reich / ſondern Himliſch / vnd in wolcken / das iſt / nicht auff Erden.
ICH wil ſingen von der Gnade des HERRn ewiglich / Vnd ſeine Warheit verkündigen mit meinem munde fur vnd fur.
3Vnd ſage alſo / Das ein ewige a Gnade wird auffgehen / Vnd du wirſt deine Warheit trewlich halten b im Himel.
4ICh habe einen Bund gemacht mit meinem Auſſerweleten / Ich habe Dauid meinem knechte geſchworen.
5Ich wil dir ewiglich Samen verſchaffen / Vnd deinen Stuel bawen fur vnd fur / Sela.
6Vnd die Himel werden HERR deine Wunder preiſen / Vnd deine Warheit in der gemeine der Heiligen.
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Das Video zeigt aus der Lutherbibel von 1545 die Erzählung vom Besuch der Maria bei Elisabeth, die gerade mit Johannes schwanger war, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
In der evangelischen Tradition hat Maria, die Mutter Jesu, eine wichtige, aber unterschiedliche Bedeutung im Vergleich zur katholischen und orthodoxen Kirche.